Nova Hill Kisses - Freya Miles - E-Book

Nova Hill Kisses E-Book

Freya Miles

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Beschreibung

Achtung! Das Buch ist bereits 2017 mit anderem Buchcover erschienen. Und dann findest du die Liebe – an einem Ort, an den du nicht gehörst ... Nova Hill, so heißt das verschlafene kleine Städtchen, in das es die New Yorkerin Emily Cavanagh auf der Flucht vor ihrem alten Leben verschlägt. Als neue Sprechstundenhilfe von Landarzt Nick Ryder eröffnet sich ihr in Nova Hill die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Doch als Stadtmensch stößt Emily in dieser Umgebung schnell an ihre Grenzen ... und auf gefährliche Braunbären. Auch ihr neuer Chef ist ganz anders als in ihrer Fantasie: Statt eines alten Mannes erwartet Emily ein junger, extrem gut aussehender Kerl, der sich der Neuen gegenüber allerdings wenig aufgeschlossen zeigt. Tief gezeichnet von seinem eigenen Verlust will Nick nur eins: Die attraktive Frau auf Abstand halten, um nicht noch einmal verletzt zu werden. Doch wie soll man sich aus dem Weg gehen, wenn man sich so sehr anzieht? Gefangen in ihrem Gefühlschaos um Doktor Ryder gelingt es Emily beinah, die Dämonen ihrer Vergangenheit zu verdrängen. Doch dann beginnt der Albtraum von New York auch in Nova Hill und ein erbitterter Kampf ums Überleben scheint unausweichlich.

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Nova Hill Kisses

Freya Miles

Nadine Kapp

Copyright © 2024 - 2. Auflage

Freya Miles & Nadine Kapp

Dave Jindal, Am Weidenbach 29, 50676 Köln

Cover: Shutterstock (colnihko)

Lektorat: Martina König

Korrektorat: Nicole Bauer

Umschlaggestaltung: Nadine Kapp (NK Design)

Kontakt: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Storyverlauf angepasst.

Alle Markennamen und Warenzeichen, die in dieser Geschichte verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.

Inhalt

Prolog - Emily

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Nick

Emily

Epilog - Nick

Prolog - Emily

Vielleicht war es falsch, Menschen zu vertrauen, vor denen man gewarnt worden war. Verliebte missachteten meist die blinkenden Warnsignale. Man schüttelte die negativen Gedanken fort und stellte sich stattdessen eine von Glück erfüllte Zukunft vor.

Seine Augen hatten mich umgehauen. Sein Lächeln war es, das mich tagelang nicht schlafen ließ.

Zuvor war mir nicht bewusst gewesen, dass Liebe gefährlich sein kann. Verletzend, kalt und so voller Schmerz. Ich hatte jahrelang durchgehalten, mich voller Stärke diesen Dämonen stellen wollen, doch irgendwann war mir das letzte Stückchen Kraft, das ich noch besessen hatte, genommen worden.

Und so stand ich nun hier. Allein, fröstelnd und ängstlich. Das Gefühl von Liebe war einem unbekannten Empfinden gewichen. Ich fühlte mich leer, kraftlos und so unglaublich hilflos, während ich in den Bus stieg, von dem ich mir einen Neuanfang versprach.

Ohne mich noch einmal umzudrehen, hatte ich alles zurückgelassen, lediglich einige wenige Kleidungsstücke füllten die kleine Reisetasche, die ich auf meiner Schulter trug.

Ein Neubeginn, fernab von all den bösen Geistern meiner Vergangenheit.

In dem verschlafenen Städtchen Nova Hill würde ich versuchen, wieder zu mir selbst zu finden.

Doch niemand hätte mich auf das vorbereiten können, was mir noch bevorstand …

Emily

Es war untertrieben, zu behaupten, dass ich aufgeregt war. Als ich den spontanen Entschluss gefasst hatte, alles hinter mir zu lassen, war mir ein Stellenangebot ins Auge gefallen, das nur auf mich gewartet zu haben schien. Es wurde eine Sprechstundenhilfe gesucht, die fernab von der Großstadt einem Arzt zur Hand gehen sollte, über den ich im Internet keinerlei Informationen fand. Doch ich wusste, dass dies genau das war, was ich suchte. Eine Möglichkeit, neu zu beginnen, ohne dass man herausfinden konnte, wohin mich meine Reise führte.

Es vergingen bloß zwei Stunden, bis ich schließlich per E-Mail die Rückmeldung eines gewissen Dr. Ryders erhielt, der mir in kurzen Sätzen zusagte, dass ich für die Stelle auserwählt worden war. Nur für einen kurzen Augenblick hatte ich gezögert, denn es war schon ziemlich kurios, dass alles so zügig vonstattenging, doch bereits wenige Stunden später packte ich meine wichtigsten persönlichen Dinge in meine Reisetasche und machte mich auf in eine neue Zukunft, die hoffentlich eine Verbesserung zu meiner derzeitigen Situation versprach.

Auf dem Weg zum Flughafen las ich immer und immer wieder die E-Mail des Arztes und war positiv überrascht, dass mir tatsächlich eine Unterkunft in Form eines kleinen Häuschens in der Nähe der Praxis zur Verfügung stand. Abgeschiedenheit, ein kleiner Ort namens Nova Hill, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte.

Innerhalb weniger Minuten nachdem die Mail eingetroffen war, hatte ich zugesagt, so spontan wie nur möglich aufzubrechen und mich auf den Weg in das kleine Städtchen zu machen. Nachdem ich am Flughafen die genauen Daten in Erfahrung hatte bringen können, brachte ich auch dies in einer Nachricht unter und lächelte zum ersten Mal seit Monaten wieder, als der Doktor mir zusagte, mich abzuholen. Er nannte einen kleinen Ort, der mit dem Bus vom Flughafen erreichbar war, und ich seufzte, als ich im Internet sehen konnte, dass ich auch dorthin über drei Stunden mit dem Bus unterwegs sein würde. Mir blieb keine andere Wahl, wenn ich das wirklich durchziehen wollte, das wusste ich. Ich sprang über meinen Schatten, kaufte mir ein Flugticket und bereits wenige Stunden später saß ich in einem Bus, der über jedes kleine erdenkliche Dorf fuhr, das Amerika zu bieten hatte.

Bis auf eine ältere Dame war ich der einzige Fahrgast und ich kicherte innerlich bei dem Gedanken daran, dass meine neue Heimat im wahrsten Sinne des Wortes in der Pampa lag. Das alles hier hatte nichts mit der Großstadt gemein, in der ich mein ganzes Leben verbracht hatte. Während ich aus dem Fenster starrte, wurden meine Augen schwer, doch ich kämpfte dagegen an, damit ich auf keinen Fall die Haltestelle verpasste, an der ich aussteigen musste.

Ich streckte mich gähnend, als der Bus endlich nach über dreieinhalb Stunden an der Station hielt, die mir Dr. Ryder durchgegeben hatte. Hochmotiviert stieg ich aus dem Bus und sah mich suchend um, doch nur ein blonder, hochgewachsener Mann mit einem Dreitagebart lehnte an seinem Wagen. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, während ich daran dachte, dass der Arzt zu spät kommen und ich dann mit einem Psychopathen allein in der Pampa stehen könnte. Kaum hatte ich meinen Gedanken zu Ende geführt, setzte sich der Bus schon wieder in Bewegung und ich schluckte, während ich den Mann vor mir noch einmal genauer betrachtete.

Je länger ich ihn anstarrte, desto weniger konnte ich glauben, dass jemand wie er, mit diesem Aussehen, in der Lage wäre, ein Massenmörder oder Vergewaltiger zu sein. Vielmehr wirkte er wie eines dieser Models aus einem der Hochglanzmagazine, die ich zuvor wöchentlich inhaliert hatte.

Vielleicht hatte Dr. Ryder den heißen Nachbarn geschickt, der mich abholen sollte, weil er noch zu viel in der Praxis zu tun hatte? Falls dem so war, würde ich ihm mit einer überschwänglichen Umarmung dafür danken, dass er mir die Chance gegeben hatte, mir mit diesem Exemplar feuchte Träume zu bescheren.

Nick

Cliff, glauben Sie mir, wenn Sie die Salbe regelmäßig auf Ihr Bein schmieren würden, so wie ich es Ihnen geraten habe, könnte es auch heilen. Wenn Sie meine Anweisungen weiterhin nicht befolgen, kann ich wirklich nichts für Sie tun. Ganz egal, wie oft Sie mir das noch in meiner Sprechstunde präsentieren, okay?«

Der alte Cliff nickte und murmelte etwas, während ich ihn zum Ausgang begleitete. Das Wartezimmer war leer, ich konnte also pünktlich zur Busstation von Palm Creek aufbrechen, um dort meine neue Sprechstundenhilfe, medizinische Assistentin, rechte Hand … wie auch immer man es nennen wollte, abzuholen.

Seit Mary, meine vormalige Assistentin, mit ihren neunundsiebzig Jahren beschlossen hatte, wirklich in Rente zu gehen, war ich auf der Suche nach einer geeigneten Fachkraft. Die Suche mithilfe von Stellenausschreibungen in Zeitungen hatte ich schnell aufgegeben und über das Internet nach jemandem gesucht, der sich vorstellen konnte, in der Abgeschiedenheit von Nova Hill zu leben und an meiner Seite zu arbeiten.

Zwei Monate lang war keine einzige Bewerbung eingetrudelt, bis mein Postfach vor Kurzem die Nachricht einer gewissen Emily Cavanagh angezeigt hatte. Miss Cavanagh verfügte über erstklassige Vorkenntnisse, war ausgebildete Krankenschwester und zusätzlich auch mit der Arbeit im OP vertraut. Ihre Referenzen waren herausragend und doch hatte ich kurz gezögert, ihr eine Zusage zu erteilen. Ein Bewerbungsgespräch war so oder so nicht möglich. Für ein virtuelles Gespräch fehlte das nötige Internet und zwischen Nova Hill und New York lagen viele tausend Kilometer. Und so hatte ich ihre E-Mail für wenige Momente ignoriert und mich wieder dem Alltag in der Praxis zugewandt. Doch egal wie sehr ich mich auch sträubte, ich konnte die Tatsache nicht länger ignorieren, dass ich hier Hilfe benötigte.

Also stellte ich sie ein. Ohne sie vorher erlebt zu haben. Es war vollkommener Irrsinn, aber es gab keine andere Bewerbung als die von Miss Cavanagh.

Sie war noch jung, kam mitten aus der Großstadt und wollte nun angeblich neue Herausforderungen auf dem Land entdecken. Ich gab ihr keine Woche, bis sie schreiend zurück in ihr altes Leben fliehen würde. Eigentlich war es so oder so Blödsinn, sie überhaupt erst anzulernen oder sie in dem Haus aufzunehmen, das zu dem Job gehörte.

Ich war so positiv gestimmt wie nur eben möglich, doch um ehrlich zu sein, wer wollte schon freiwillig in einem Dorf wie diesem hier leben oder arbeiten? Die nächste Stadt war fünfundvierzig Minuten entfernt und auch dort pulsierte nicht gerade das Leben.

Zum nächsten Krankenhaus waren es fast eineinhalb Stunden, was das Leben als Landarzt in dieser abgeschiedenen Provinz natürlich nicht leichter machte. Viel zu oft war mir bereits der Gedanke gekommen, das alles hinter mir zu lassen und einfach irgendwo anders neu anzufangen. In einem Krankenhaus vielleicht oder in einer größeren Stadt. Doch die Leute hier brauchten mich. Sie zählten auf mich und wenn ich ginge, würde mit mir die medizinische Versorgung in der Abgeschiedenheit vollkommen zusammenbrechen. Das konnte ich niemandem antun.

Ich parkte den Geländewagen auf dem Schotterfeld neben dem Busbahnhof und wartete auf die Ankunft des Flughafenbusses.

Sie war der einzige Fahrgast, der ausstieg, aber auch sonst wäre sie mir mit Sicherheit sofort ins Auge gefallen. Ihre blonden Haare fielen ihr offen über die Schultern. Sie trug ein sommerliches Kleid und Sandalen. Miss Cavanagh wirkte verloren in dieser kargen Umgebung. Eine so attraktive Frau hatten wohl die meisten Kerle hier lange nicht gesehen. Mich eingeschlossen. Ihre Chancen sanken augenblicklich. Keine drei Tage gab ich ihr mehr.

»Miss Cavanagh?«, fragte ich und blickte sie ernst an.

»Ja?«

»Doktor Nick Ryder«, erwiderte ich und reichte ihr meine Hand. Sie sah mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Überraschung an, die ich mir nicht erklären konnte.

»Sie sind Doktor Ryder?«, fragte sie ungläubig. »Wow, ich hatte jemand anderen erwartet.«

»Wie stellt man sich denn einen Landarzt im feinen New York City vor?«

»Anders«, erwiderte sie kurz und ich deutete zu meinem Auto.

»Wollen wir? Es sind noch einmal fünfundvierzig Minuten Fahrt bis Nova Hill. Ist das alles, was Sie mitgebracht haben?«, fragte ich mit einem Blick auf die kleine Reisetasche.

»Mein Sofa hat leider nicht ins Flugzeug gepasst.« Sie lachte über ihren eigenen Witz, während ich stumm ihre Tasche nahm. Wenn sie nur so wenig eingepackt hatte, rechnete sie wahrscheinlich ebenfalls nicht damit, lange zu bleiben.

Hoffentlich war das hier nicht eine Art Selbstfindungstrip auf dem Land für sie. Oder ein Urlaub mit Bezahlung. Heutzutage wusste man ja nie.

»Also, Miss Cavanagh, was treibt eine Frau aus einer Millionenmetropole wie New York City ausgerechnet nach Nova Hill?«, stellte ich die Frage, die mich seit ihrer Bewerbung brennend interessierte.

»Ich habe mein Leben lang in dieser Großstadt gewohnt. Es ist laut, es ist hektisch, es ist unpersönlich. Vielleicht habe ich einfach keine Lust mehr, diese Art von Leben zu führen.«

»Also ein Selbstfindungstrip in Nova Hill?«

»Keine Ahnung. Ich war noch nie auf einem Selbstfindungstrip.«

»Miss Cavanagh, es wäre mir wichtig, wenn wir von vorneherein offen und ehrlich miteinander umgehen könnten. Ich sehe es an ihrer kleinen Reisetasche, dass sie nicht vorhaben, lange in Nova Hill zu bleiben. Wenn es Ihnen nur um einen Urlaub auf dem Land geht, dann sagen Sie es bitte sofort. Meinetwegen können Sie bleiben und sich selbst suchen, aber ersparen Sie mir dann bitte die Mühe, Sie einzuarbeiten.«

»Wieso reden Sie so?«, fragte sie mich und schüttelte dabei den Kopf. »Ich habe mich auf diese Stelle beworben, weil ich hier arbeiten möchte. Wäre das nicht der Fall, hätte ich bestimmt nicht den ganzen Weg hierher auf mich genommen! Und außerdem, wenn Sie solche Zweifel an meinen Absichten haben, wieso wurde ich dann überhaupt erst eingestellt?«

Sie hatte Biss, mehr als ich erwartet hatte.

»Sie waren die einzige Bewerberin, da war es mit der Auswahl nicht ganz so kompliziert.«

»Wahnsinn. Das lässt mich hoffen.«

Ich lächelte bei dem Sarkasmus in ihrer Stimme, bevor Stille im Wagen einkehrte. Aus dem alten Radio klang leise Countrymusik, während wir die holprige Piste nach Nova Hill entlangfuhren.

Nach exakt fünfundvierzig Minuten erreichten wir den Hof, auf dem sich auch die Praxis und das Haus befanden, in dem Miss Cavanagh wohnen würde. So lange, bis sie die Flucht zurück in die Stadt antrat. Mittlerweile wettete ich wieder auf eine Woche.

Sie stieg langsam aus dem Auto aus und egal wie sehr Miss Cavanagh versuchte, ihren Schreck zu verbergen, es gelang ihr nicht sonderlich gut.

»Da wären wir. Das hier ist Ihr Haus.« Ich deutete auf das kleine alte Gebäude, bevor ich zum großen Anwesen zeigte. »Das dort drüben ist mein Haus. In den unteren Räumlichkeiten befindet sich die Praxis und somit ihr Arbeitsplatz.«

Sie nickte. Wenigstens wusste ich dank der Autofahrt schon einmal, dass sie nicht ständig reden musste. Da ich nicht der gesprächigste Typ war, kam mir das nur gelegen.

Ich ging voran in das kleine Haus und stellte ihre Reisetasche neben der Tür ab.

»Hier unten befinden sich das Wohnzimmer und die kleine Küche mit Essbereich. Oben gibt es zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer. Das heiße Wasser sollten Sie sich einteilen. Es wird durch einen Kessel erhitzt. Wenn Sie also heißes Wasser benötigen, müssen Sie den Kessel etwa eine Dreiviertelstunde vorher mit Feuer anheizen. Genug Feuerholz ist hinter dem Haus im Holzschuppen vorhanden. Im Winter wird mit dem Ofen geheizt. Hier gibt es keine Heizungen, die man einfach nur aufdrehen muss. Es kann also frühmorgens schon mal recht frostig sein. Falls etwas sein sollte oder Sie bei etwas Hilfe benötigen, ich bin ja nur ein paar Meter entfernt und kann Ihnen das alles gern mal in Ruhe zeigen.«

Ein leichtes Nicken. Die erste richtige Reaktion, seitdem wir dieses Haus betreten hatten.

»Kann ich sonst noch etwas beantworten?«

»Ich befürchte, dass ich nach dem Internetanschluss erst gar nicht fragen muss.« Sie klang resigniert. Schon jetzt. Vielleicht doch nur drei Tage.

»Sie haben hier weder Internet noch Empfang für Ihr Mobiltelefon, außer oben im Schlafzimmer, dort könnten Sie mit Glück einen Balken erreichen. Internet haben wir in der Praxis. Sie können den Computer dort gern nutzen. Für Telefonanrufe steht Ihnen hier Ihr Festnetztelefon zur Verfügung. Es befindet sich im Wohnzimmer. Die Nummer steht dran.«

Wieder ein Nicken. Immerhin trug sie es mit Fassung.

»Gut. Ich werde Sie jetzt hier ankommen lassen. Der Wasserkessel ist befeuert, das heißt, falls Sie eine Dusche nehmen wollen, steht dem nichts im Wege. Der Kühlschrank ist mit Lebensmitteln befüllt, falls Sie Hunger haben sollten. Die Tür zur Praxis steht immer offen. Falls ein Notfall reinkommt, werde ich Sie informieren. Ich wünsche Ihnen einen guten Start.«

Mit diesen Worten ließ ich sie in dem kleinen Häuschen zurück und ging zur Praxis. Ich hatte den Schock in ihren Augen gesehen. Wie sie wohl auf die Einrichtung der Praxis reagieren würde? Und vor allem, wie sie hier zurechtkommen würde, ohne das ganze neumodische Equipment, das ihr in New York bei ihrer Arbeit zur Verfügung gestanden hatte?

Es war spannend, sie hier zu haben, und ich freute mich bereits darauf, mit ihr zu arbeiten, auch wenn es nur zu meiner eigenen Belustigung war. Ich hätte mit irgendjemandem wetten müssen, wie lange sie es hier wohl aushielt. Warum hatte ich nicht früher daran gedacht?

Als ich die Tür zur Praxis öffnete, blickte ich auf Margret, eine Dame älteren Semesters, die mit einem Handtuch um die Hand dasaß und mich anblickte.

»Herr Doktor, ich habe mir in den Finger geschnitten. Normalerweise klebe ich ja ein Pflaster drüber, aber es wollte einfach nicht aufhören, zu bluten«, erklärte sie, als sie mich erblickte.

»Wieso haben Sie mich denn nicht über das Satellitentelefon angerufen?«, fragte ich kopfschüttelnd und deutete auf das Telefon neben dem Schreibtisch, an dem schon bald Emily Platz nehmen sollte. Dort stand ein großes Schild mit meiner Telefonnummer, so dass ich im Notfall auch unterwegs zu erreichen war.

»Ach Herr Doktor, ich wollte nicht so eine Hektik verursachen. Sie müssen doch auch mal irgendwann freihaben, statt sich immer mit unseren Wehwehchen rumzuärgern.«

»Ach, ach. Zeigen Sie mal her.«

Margret nahm das Handtuch ein Stück zur Seite und ich zog bei dem Anblick der extrem tiefen Fleischwunde die Augenbrauen nach oben. Man konnte den Knochen gut erkennen. Eines musste man den Landfrauen hier in Nova Hill ja lassen: Sie waren alle durch die Bank extrem hart im Nehmen. Wahrscheinlich musste man das hier auch sein, so fernab der Zivilisation.

»Dann wollen wir das mal säubern und nähen«, sagte ich und deutete in Richtung Behandlungszimmer. Eigentlich hatte ich mich auf eine schöne Tasse Kaffee gefreut, nach der ganzen Zeit im Auto, doch dieser private Moment musste wie immer warten.

Ich überlegte kurz, Emily bereits dazu zu bitten, sah dann aber doch davon ab. Sie musste erst einmal ankommen und die Gegebenheiten von Nova Hill verdauen. Diese Fleischwunde würde ich auch noch allein versorgt bekommen. So wie immer.

Emily

Nachdem Dr. Ryder die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb ich vollkommen überfordert zurück. Unschlüssig stand ich mit meiner Reisetasche im Wohnbereich und sah mich um. Die gesamte Einrichtung war uralt und völlig rustikal, etwas, was ich so aus New York nicht kannte. Ich wollte nicht behaupten, dass ich die modernste Einrichtung besessen hatte, doch solche Möbel wie hier befanden sich nicht einmal bei meiner Grandma.

Seufzend ging ich ins Schlafzimmer und öffnete den leeren Schrank, um die wenigen Kleidungsstücke, die ich eingepackt hatte, einzuräumen. Wahrscheinlich würde ich mir schon recht bald etwas Neues kaufen müssen, wenn man hier überhaupt irgendwo einkaufen gehen konnte. Auf dem Weg hierher hatte ich nur vereinzelt ein paar Häuser gesehen, doch so etwas wie eine Innenstadt war mir verwehrt geblieben. Ich würde den Doktor fragen müssen, ob es denn so etwas wie ein Zentrum gab, und wenn es auch nur ein Supermarkt war. Ich hoffte doch nicht, dass man sein Essen hier wirklich selbst fangen und braten musste.

---ENDE DER LESEPROBE---