Nur eine sinnliche Affäre? - Yvonne Lindsay - E-Book

Nur eine sinnliche Affäre? E-Book

YVONNE LINDSAY

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Beschreibung

Erleben Sie die glanzvolle 7-teilige Familiensaga: Nach dem plötzlichen Tod des Familienoberhaupts herrscht Aufruhr in der Familie Lassiter. Die Erben müssen sich gegen Lügen und Intrigen wehren - und für ihre große Liebe kämpfen!

Attraktiv, umschwärmt und ein Draufgänger: Der charmante Dylan Lassiter ist Jennas absoluter Traummann! Nach Stunden voller Lust muss sie den Millionär trotzdem verlassen. Denn sie hütet ein dunkles Geheimnis, von dem Dylan niemals etwas erfahren darf …

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Seitenzahl: 194

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IMPRESSUM

Nur eine sinnliche Affäre? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Expecting the CEO’s Child“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 353 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Anja Mehrmann

Umschlagsmotive: AS Inc. / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733769581

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Jenna zerbrach sich den Kopf über einen Kranz, den eine Familie für eine Beerdigung am kommenden Mittwoch bestellt hatte. Ein sehr aufwendiges Design war gewünscht. Sie hatte es beinah geschafft; es fehlte nur noch die Bestätigung des Großhändlers, dass er den lilafarbenen Flieder, die Lieblingsblume der verstorbenen Großmutter, liefern konnte.

Der Türsummer vorn im Laden kündigte einen Kunden an. Sie wartete ab, ob ihre neue Mitarbeiterin sich um ihn kümmern würde. Doch sehr bald wurde die Klingel auf der Ladentheke betätigt. Wahrscheinlich war Millie hinten im Kühlraum – oder sie telefonierte wieder draußen übers Handy mit ihrem Freund. Leider war Letzteres wahrscheinlicher.

Im Geiste machte Jenna sich eine Notiz. Sie würde dem Mädchen erklären, dass sie während der Arbeitszeit tatsächlich zu arbeiten hatte. Dann erhob sie sich von ihrem Schreibtisch, setzte ein Lächeln auf und ging hinaus in den Verkaufsraum. Ihr Lächeln gefror jedoch schlagartig, als sie Dylan Lassiter erkannte. In all seiner Pracht stand er mit dem Rücken zu ihr. Seine Aufmerksamkeit galt offensichtlich den vorgefertigten Sträußen, die sie in der Kühlzone des Ladens vorrätig hielt.

Ihr Körper reagierte sofort. Hitze, Verlangen und der Schock des Wiedersehens ließen sie erschauern. Das letzte Mal waren sie sich in einer engen Garderobe begegnet, zu der sie spontan Zuflucht genommen hatten … um das erotische Feuer zu löschen, das plötzlich und unkontrollierbar zwischen ihnen aufgeflammt war. Die Funken flogen damals so heftig, dass sie beinah erleichtert war, als Dylan an seinen Wohnort L. A. zurückkehrte. Beinah.

Jenna unterdrückte den Drang, schützend eine Hand auf ihren Bauch zu legen. Von dem Tag an, als ihre Schwangerschaft bestätigt wurde, hatte sie gewusst, dass sie Dylan irgendwann davon erzählen musste. Sie hatte nicht vorgehabt, das jetzt zu tun. Anfangs war sie ein wenig gekränkt, weil er nach dieser unglaublichen Begegnung keinen Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Sie konnte verstehen, dass er nach dem plötzlichen Tod seines Vaters zu beschäftigt war, um sie anzurufen. J. D. Lassiter war während des Probedinners zur Hochzeit von Dylans Schwester an einem Infarkt gestorben. Aber später, als sich alles wieder ein wenig beruhigt hatte?

Innerlich gab sie sich einen Ruck. Nein, eine Beziehung konnte sie nicht gebrauchen. Vor allem nicht mit jemandem, der so bekannt war wie Dylan Lassiter. Nicht, nachdem sie jahrelang an der Wiederherstellung ihres guten Rufs gearbeitet hatte. Sie hatte sich bewusst entschieden, ihn nicht anzurufen. Und obwohl es sie ein wenig kränkte, dass er offenbar dasselbe beschlossen hatte, würde sie darüber hinwegkommen müssen.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Sie tat, als hätte sie ihn nicht erkannt, ihre Stimme gehorchte ihr zum Glück einigermaßen. Dylan drehte sich sogleich um und durchbohrte sie mit seinem Blick. Einem durchdringenden Blick aus tiefblauen Augen.

Plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt. Ein perfekt geschnittener blaugrauer Anzug betonte seine breiten Schultern, ein weißes Hemd mit blassblauer Krawatte unterstrich den warmen Braunton seiner Haut. Ihr Mund wurde trocken. Es war geradezu unverschämt, dass ein Mann gleichzeitig so maskulin und so schön sein konnte.

Eine Strähne sanft gewellten Haars fiel ihm ins Gesicht. Am liebsten hätte sie sie ihm aus der Stirn gestrichen, wäre ihm mit den Fingern über das stoppelige Kinn gefahren. Sie ballte die Fäuste, grub die Nägel in die Handflächen und rief sich ins Gedächtnis, wohin das unweigerlich führen würde.

Er war wie eine Droge für sie. Einem kurzen Höhepunkt folgte das schreckliche Verlangen nach mehr. Die Sucht. Sie konnte immer noch nicht fassen, was sie zweieinhalb Monate zuvor getan hatte. Sie, die immer so vorsichtig gewesen war, war schwanger von einem Mann, den sie am Tag der Empfängnis erst kennengelernt hatte! Ein Mann, den sie kaum kannte und über den sie dennoch so viel wusste. Genug jedenfalls, um seinem Charme nicht auf diese Weise zu erliegen.

Es war buchstäblich ein One-Night-Stand, dachte sie zynisch. Der enge Garderobenschrank hatte nichts anderes zugelassen. Ihr Körper erinnerte sich an jede Sekunde und reagierte jetzt erneut darauf.

„Jenna“, sagte Dylan und nickte langsam.

„Dylan“, antwortete sie und tat überrascht. „Was führt dich nach Cheyenne?“

Innerlich stöhnte sie auf. Die Eröffnung. Deswegen war er hier. Die örtliche Handelskammer … nein, die ganze Stadt … war aus dem Häuschen wegen dieser Neuigkeit. Seit Wochen versuchte sie, alles zu ignorieren, was mit der Familie Lassiter zu tun hatte, aber den Mann vor ihr konnte sie schlecht übersehen.

Den Vater ihres ungeborenen Kindes.

Hinten aus dem Laden kam ein Geräusch, und sie drehten sich beide danach um. Gott sei Dank. Endlich geruhte Millie aufzutauchen und ihren Job zu machen.

„Oh“, sagte Jenna und konnte ihre Erleichterung kaum verbergen. „Das ist Millie. Sie ist Ihnen gern behilflich. Millie, das ist Mr Lassiter, er eröffnet gerade den Lassiter Grill in der Stadt. Bitte kümmere dich um ihn.“

Nervös lächelte sie Dylan an und machte Anstalten, sich zurückzuziehen. Doch im nächsten Augenblick umschloss er ihr Handgelenk mit warmen, kräftigen Fingern. Finger, die unglaubliche Dinge mit ihr angestellt hatten und die erneut heftiges Verlangen auslösten.

„Nicht so eilig“, sagte Dylan und drehte sie sanft zu sich. „Sicher ist Millie sehr fähig“, fuhr er fort und schenkte dem Mädchen ein Lächeln, unter dem es augenblicklich dahinschmolz. „Aber ich würde lieber mit Ihnen Geschäfte machen.“

„Das glaube ich gern“, antwortete Jenna so selbstsicher wie möglich. „Trotzdem steht Ihnen Millie zur Beantwortung Ihrer Fragen zur Verfügung. Nicht ich.“

Ihr Herz schlug schneller, als ein Funken Ärger in seinen klaren Augen zu erkennen war.

„Angst, Jenna?“

Seine tiefe Stimme klang herausfordernd. Jenna straffte die Schultern.

„Überhaupt nicht. Nur sehr viel zu tun.“

„Aber doch nicht zu viel, um sich mit einem alten Freund zu unterhalten.“ Wie er das Wort Freund betonte …

Ihre Wangen wurden heiß. Sie waren alles andere als Freunde, die wieder aufeinander zugingen. Sie kannte ihn jetzt kaum besser als an dem Tag, als sie sich kennengelernt hatten … an dem sie sich so voneinander angezogen gefühlt hatten, dass aus einem Flirt Berührungen wurden und aus Berührungen ein leidenschaftliches Liebesspiel im nächsten erreichbaren Versteck.

Sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings kribbelte etwas in ihrem Unterleib. Sie war so schockiert, dass sie keuchte. Natürlich … der Augenblick, auf den sie seit Wochen wartete, war da. Ausgerechnet jetzt, wo sein Vater direkt vor ihr stand, waren die ersten Bewegungen des Babys zu spüren.

Dylan umfasste ihr Handgelenk fester. „Alles in Ordnung?“

„Ja, klar“, sagte sie schnell. „Ich bin einfach sehr beschäftigt.“

„Ich werde dich nur wenige Minuten in Anspruch nehmen.“ Prüfend musterte er sie. „In deinem Büro?“

Sie wusste, dass sie verloren hatte, und ihre Muskeln erschlafften. „Hier entlang.“

Er ließ ihr Handgelenk los, und sie spürte die kühle Luft auf der Haut. Sie rieb sich über den Unterarm, als könnte sie den unsichtbaren Abdruck entfernen, den er dort hinterlassen hatte.

Mach dich nicht lächerlich. Er war nur ein Flirt, und zwar einer, der dir überhaupt nicht ähnlich sieht.

Natürlich wusste sie, dass sie ihm nicht aus dem Weg gehen konnte. Zwar lebte er in L. A., doch wenn er jetzt in Cheyenne ein Restaurant eröffnete, würden ihre Wege sich irgendwann kreuzen. Warum also nicht gleich jetzt?

Das winzige Flattern in ihrem Bauch erinnerte sie erneut daran, dass es hier um viel mehr ging als um ihre Gefühle beim Wiedersehen mit Dylan Lassiter. Glücklicherweise hatte er nicht bemerkt, dass ihr zierlicher Körper weicher wirkte als zuvor. Dass ihr Bauch nicht mehr straff und flach war, sondern sanft gerundet, weil die Schwangerschaft nach dreizehn Wochen allmählich sichtbar wurde.

Bislang hatte sie niemandem davon erzählt, und sie hatte nicht vor, in diesem Augenblick damit anzufangen. Stattdessen versuchte sie, ihren Zustand zu verbergen, indem sie anstelle von figurbetonten Kleidern fließende Stoffe trug.

Als sie das winzige Büro betraten, deutete sie auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und setzte sich selbst dahinter. Anstatt den angebotenen Platz anzunehmen, ließ Dylan sich auf der Tischkante nieder. Ohne es zu wollen, bemerkte sie, wie sich die feine Wolle der Hose an seine langen muskulösen Oberschenkel schmiegte und wie der Stoff über seiner Leistengegend spannte.

Plötzlich war ihr Mund wie ausgetrocknet. Sie griff nach der Karaffe und den Gläsern, die sie in einem Schrank hinter dem Schreibtisch aufbewahrte.

„Wasser?“, krächzte sie.

„Nein, danke.“

Hastig goss sie etwas von der klaren Flüssigkeit in ein Glas und hob es an die Lippen. Die kühle Erfrischung tat gut. Dann stellte sie das Glas wieder auf den Schreibtisch, zog einen Notizblock zu sich und griff nach einem Stift.

„Also“, sagte sie und blickte ihn an – verzweifelt um Sachlichkeit bemüht. „Was willst du?“

Dylan aber nahm ihr den Stift aus der Hand und legte ihn provozierend langsam auf den Notizblock. „Ich dachte, wir reden mal miteinander. Du weißt schon, über die guten alten Zeiten.“

Hitze schoss ihr an eine Stelle, an der sie sie jetzt ganz bestimmt nicht haben wollte. Sie stieß den Stuhl vom Schreibtisch zurück … musste mehr Abstand zwischen Dylan und sich selbst bringen.

„Hör zu, offen gesagt habe ich keine Zeit. Wenn es also nichts Geschäftliches zu besprechen gibt …?“ Sie wartete auf eine Antwort. Sein belustigter Blick ärgerte sie. „Dann entschuldige mich. Ich habe zu tun.“

Dylan verzog die sündhaft sinnlichen Lippen zu einem Lächeln.

„Du bist irgendwie anders, Jenna. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber das finde ich schon noch heraus.“

Sie unterdrückte ein Stöhnen. Der Mann wollte es wirklich wissen, das spürte sie deutlich. Wenn sie ihn nicht bald hinauskomplimentierte, würde er schnell merken, was an ihr anders war. Und dazu war sie nicht bereit. Noch nicht.

Bevor sie antworten konnte, fuhr er fort: „Ich möchte, dass du den Blumenschmuck für die Eröffnung gestaltest. Wildblumen, Gräser, etwas Rustikales … Kannst du das machen?“

„Meine Mitarbeiter werden Muster vorbereiten. Du bist also bei der Eröffnung vor Ort?“

Sein Lächeln wurde breiter. „Oh ja. Natürlich bin ich dabei. Aber nicht deine Mitarbeiter werden sich darum kümmern. Du wirst das tun.“

„Meine Angestellten sind gut ausgebildet und arbeiten hervorragend …“

„Aber sie sind nicht du … und ich will dich.“

Dylans Worte hingen so spürbar zwischen ihnen in der Luft, es fühlte sich für Jenna an, als hätte er sie berührt.

„Du kannst mich nicht haben“, flüsterte sie.

„Nein? Hm … das ist verdammt schade“, sagte er. „Denn dann muss ich meinen Laden woanders aufmachen.“

Wie ein Speer bohrten sich seine Worte in sie. Innerhalb eines Tages würde die ganze Stadt wissen, dass sie ihn und sein Geschäft vertrieben hatte. Und viele würden seinem Beispiel folgen und ihre Aufträge anderen Blumenläden erteilen. Sie hatte hart um ihren Ruf als führende Floristin der Stadt gekämpft, und diesen Ruf würde sie nicht so einfach aufgeben.

Sie biss sich auf die Innenseite der Wange und überdachte die Möglichkeiten. Möglichkeiten? Ha! Es gab nur eine. Ihr blieb tatsächlich keine andere Wahl, als das Geschäft zu seinen Bedingungen anzunehmen, auch wenn ihr kurz das Wort Erpressung durch den Kopf schoss. Die Folgen, wenn sie ablehnte und es sich herumsprach, dass sie einem Lassiter einen Korb gegeben hatte … sie wollte nicht einmal darüber nachdenken. Allerdings würden der Umsatz und damit die Gewinne sehr bald steigen, wenn bekannt wurde, dass sie für den Blumenschmuck bei der Eröffnung gesorgt hatte. Nichts taten die Mitglieder der feinen Gesellschaft von Cheyenne lieber, als einem Trend zu folgen, den die Familie Lassiter gesetzt hatte.

„Vielleicht kann ich etwas Zeit erübrigen.“ Sie wand sich, weil er nicht merken sollte, dass sie bereits kapituliert hatte. Albern, natürlich hatte er sie längst durchschaut. „Schwebt dir etwas Bestimmtes vor?“

„Weißt du was? Warum besprechen wir das nicht ausführlich heute Abend beim Dinner?“

„Tut mir leid, heute Abend habe ich schon etwas vor.“ Zum Beispiel wollte sie ein warmes Fußbad nehmen und danach eine Pediküre machen. Solange sie sich noch weit genug bücken konnte, um an ihre Füße zu kommen. „Vielleicht kannst du mir deine Telefonnummer geben. Ich rufe dich an.“

Er blickte sie aus schmalen Augen an. Dann stand er langsam auf, zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr eine Karte. Jenna wollte sie nehmen, doch er hielt die Karte fest.

„Du rufst mich an?“

„Natürlich. Am Montag überprüfe ich meine Termine, und dann rufe ich dich an.“

„Ich freue mich“, sagte er, blinzelte träge und überließ ihr endlich die Karte.

Sie folgte ihm aus dem Büro in den Ladenraum. Obwohl sie schon als Teenager hier gearbeitet hatte, genoss sie immer noch den sinnlichen Duft der Blumen. Er erfüllte die Luft mit einer starken femininen Note. Der perfekte Gegensatz zu der kraftvollen Männlichkeit, die Dylan Lassiter ausstrahlte.

Jenna hielt ihm die Ladentür auf.

„Danke für deinen Besuch“, sagte sie, als er an ihr vorbeiging und den Bürgersteig betrat.

Genau in diesem Augenblick fuhr ein großer Lieferwagen vorbei. Der warme Windstoß traf sie von vorn, und das Kleid klebte ihr am Körper. Dylan ließ den Blick über ihre neuerdings vollen Brüste schweifen, dann zu der sanften Rundung ihres Bauches. Eine gefühlte Ewigkeit lang starrte er sie an, bevor er ihr wieder ins Gesicht blickte.

Was sie jetzt in seinen Augen sah, ließ sie erstarren. Sie hatte viel über seine lässige Haltung dem Leben gegenüber gelesen. Im Gegenzug war allgemein bekannt, dass er als Koch ein Perfektionist war, was einen scharfen Geist und absolute Entschlossenheit erforderte.

Der Gesichtsausdruck, mit dem er ihr nun gegenüberstand, schien jedoch zu einem anderen Mann zu gehören. Es war das Gesicht des Geschäftsführers der Lassiter Grill Group, nicht das eines Playboys. Es war das Gesicht eines Mannes, der eine Frage hatte und alles tun würde, um eine Antwort darauf zu bekommen. Innerlich erbebte sie.

„Sieht so aus, als müssten wir nicht nur über Blumen reden. Wir sollten sehr bald miteinander essen gehen.“

Damit drehte er sich auf dem Absatz seiner handgefertigten Stiefel um und ging mit großen Schritten auf einen dunklen SUV zu, der einige Parklücken weiter am Straßenrand auf ihn wartete. Ohne es zu wollen, nahm sie die geschmeidigen Bewegungen seines Körpers wahr. Jenna schloss die Augen. Die Zeit, in der sie die Schwangerschaft verbergen konnte, war endgültig vorbei.

Dylan fädelte den SUV in den Verkehr ein und versuchte, den Zorn zu unterdrücken, der wie eine Gewitterwolke in ihm aufgestiegen war.

Jenna war also schwanger. Kein Wunder, dass sie vor ihm scheute wie eines von Sages neugeborenen Fohlen. Sage war sein Bruder. Vermutlich war Dylan der letzte Mensch auf Erden, den zu sehen Jenna erwartet oder gehofft hatte.

War das Baby von ihm? Zeitlich kam es hin … es sei denn, sie war der Typ Frau, der sich auf jeden Mann einließ, der ihr über den Weg lief. Bei diesem Gedanken zog sich sein Magen zusammen. Er musste unbedingt wissen, ob ihre damalige Begegnung zu dieser Schwangerschaft geführt hatte. Grundgütiger, ein eigenes Kind!

Er erinnerte sich genau, wie sie seine Blicke an jenem kühlen Freitag im März auf sich gezogen hatte.

Sie schwirrte an diesem Tag umher wie ein exotischer Vogel. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Blumenschmuck, den sie für das Probedinner zur Hochzeit seiner Schwester Angelica entworfen hatte … ein Dinner, das zu Ende war, bevor es begonnen hatte, weil sein Adoptivvater J. D. unter einer tödlichen Herzattacke zusammengebrochen war. Die Hochzeit war verschoben worden – auf unbestimmte Zeit.

Das Gebäude war voller Menschen gewesen – schöne, attraktive Menschen – doch Jenna stach aus dieser Menge hervor mit der überschäumenden Energie, die sie ausstrahlte. Die anfänglichen Neckereien zwischen Jenna und Dylan waren lustig, das Verrückte, Gefährliche fing in dem Augenblick an, als er sie an der Hand nahm und in eine Nische zog. Dort küsste er sie, weil er wissen wollte, ob sie so berauschend schmeckte, wie er es sich ausgemalt hatte.

Und genau das tat sie.

Nach dem Kuss löste sie sich aus seinen Armen, er konnte ihren zierlichen Körper noch eine geschlagene Stunde lang spüren. Bis ihm klar wurde, dass dieser eine Kuss nicht genug war. Und so eroberte er Jenna ein weiteres Mal, als sie letzte Hand an den Blumenschmuck legte. Er nahm sie in die Arme, um sie nur noch ein einziges Mal zu küssen, und war fest davon überzeugt, dass dies funktionieren würde.

Doch der Kuss löste bei ihnen beiden ein derart rasendes Verlangen aus, dass sie sich augenblicklich zur Garderobe schlichen. In deren dunklen Untiefen entdeckten sie, welch heftige Lust und Befriedigung sie einander schenken konnten.

Dylan war schon immer der Typ Mann gewesen, der aufs Ganze ging – und genau das hatte er mit Jenna getan. Schon oft hatte er flüchtige Abenteuer gehabt, doch dies hier war etwas völlig anderes. Dann aber starb sein Vater, und das Leben veränderte sich von Grund auf.

Als er alle Formalitäten in Cheyenne erledigt hatte, musste er zurück nach L. A. und seine Pflichten als Geschäftsführer der Lassiter Grill Group erfüllen. Es wäre ihm unnötig grausam erschienen, Angelica nach den Kontaktdaten der Floristin zu fragen, die sie für jenen Abend beauftragt hatte … ein Abend, dessen Nachwirkungen seine Schwester immer noch zu schmerzen schienen. Außerdem lagen mehr als genug andere Aufgaben vor ihm.

Er achtete nicht auf die Straße und musste heftig auf die Bremse treten, als der Verkehr vor ihm plötzlich langsamer wurde. Leise fluchte er. Zwei Stunden. Zwei Stunden würde er warten, ob sie ihn wegen dieses Dinners anrief … höchstens. Wenn sie sich dann nicht gemeldet hatte, würde er es tun.

Tatsächlich vibrierte genau achtundfünfzig Minuten später sein Handy in der Hosentasche. Er zog es heraus, und ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er ihren Namen auf dem Display las.

„Ich finde, wir sollten es hinter uns bringen“, sagte er ohne jede Einleitung. „Heute Abend um sieben, bei mir.“

„B… bei dir?“

Er ratterte die Adresse herunter. „Weißt du, wo das ist?“

„Klar. Das finde ich“, antwortete sie leicht atemlos.

„Vielleicht hole ich dich lieber ab. Nicht, dass du deine Meinung in letzter Minute änderst.“

„Nein, keine Sorge. Wir sehen uns um sieben.“

Sie legte auf, bevor Dylan antworten konnte. Er presste die Lippen zusammen und ließ das Handy wieder in die Tasche gleiten. Er hatte eine lange Liste mit Fragen, und er würde Jenna nicht gehen lassen, bevor sie jede einzelne davon beantwortet hatte.

Eines war sicher: Wenn sie von ihm schwanger war, würde er zum Leben dieses Kindes dazugehören. Seine eigenen Eltern hatte er verloren, und er war von Ellie und ihrem Mann J. D. Lassiter aufgezogen worden. Sie sorgten dafür, dass es ihm, seinem Bruder Sage und seiner Schwester Angelica niemals an etwas fehlte. Als Ellie Lassiter starb, trat ihre Schwägerin Marlene als Ersatzmama an ihre Stelle. Familienbande hatten ihn überleben lassen. Dylan wusste also, wie wichtig eine Familie war.

Widerstrebend bereitete Jenna sich auf das Dinner bei Dylan vor. Er machte die Dinge komplizierter, als sie ohnehin schon waren, und am liebsten hätte sie ihn überhaupt nicht beachtet. Doch das würde er ganz sicher nicht zulassen. Sie duschte und massierte danach genüsslich eine duftende Körperlotion in ihre Haut ein.

Das Make-up, das sie so selten benutzte, legte sie nicht für ihn auf. Sie tat es für sich selbst. Punkt. Dasselbe galt für die Kleidung, die sie heute Abend tragen würde. Das purpurfarbene Stretchkleid mit Spitzenbesatz schmeichelte ihrer Figur, sogar den ausgeprägten Kurven, die sie inzwischen hatte. Sie fühlte sich in diesem Kleid und in den schwarzen High Heels stark und selbstbewusst.

Sie hielt inne, um sich im Spiegel zu betrachten. War es zu viel? Prüfend betrachtete sie sich, von dem glatten dunkelbraunen Haar, das sie offen trug, bis zu den Schuhen aus Lackleder. Ja, es war eindeutig zu viel. Und genau darum würde sie nichts daran ändern.

Sie nahm ihre Handtasche vom Bett und redete sich ein, dass dieses Treffen sie nicht im Geringsten nervös machte.

Keineswegs würde sie sich von Dylans tiefblauen Augen beeindrucken lassen oder von seiner saloppen Frisur, die immer so aussah, als wäre er gerade aus dem Bett gestiegen. Sie wusste, dass er attraktiv war; schließlich war sie deshalb so eine leichte Beute für ihn gewesen. Sie wusste auch, dass er erfolgreich und intelligent war und dass sein Charme die Polkappen zum Schmelzen bringen konnte. Aber gegen all das war sie jetzt immun. Wenigstens hoffte sie das.

Sie hatte wochenlang Zeit gehabt, über alles nachzudenken. Wochen, um zu entscheiden, dass Dylan zwar von seinem Kind erfahren sollte, sie es aber allein aufziehen würde. Sie wusste genau, was sie bei der Erziehung des Kindes tun und lassen würde. Ihre eigenen Eltern waren ein erstklassiges Beispiel dafür, wie sie es nicht machen wollte. Nein, ihr Baby würde im sicheren Wissen um Jennas Liebe und Schutz aufwachsen.

Der lässige Lebensstil eines Dylan Lassiter, der jeden Tag eine andere Frau hatte und aufgrund seines Status ständig unterwegs war, passte überhaupt nicht in dieses Bild. Ihr Leben würde geregelt verlaufen. Sie hatte ein eigenes Haus und ein gut gehendes Geschäft. Wenn sie etwas sparte, konnte sie es allein schaffen.

Gestärkt durch diese Gewissheit öffnete sie die Tür und ging zu ihrem Auto. Sie überprüfte die Adresse noch einmal und fuhr los.

Als sie zwischen den Pfeilern des großen Tores auf die Zufahrt zum Haus fuhr, wurde Jenna erneut von Zweifeln geplagt. Die Auffahrt war so lang wie mehrere Footballfelder. Sie wusste, dass seine Familie wohlhabend war. Aber wer unterhielt ein solch riesiges Anwesen, wenn er nur zwei Monate im Jahr dort lebte? Jäh und schmerzhaft wurde sie an die Unterschiede zwischen ihr und Dylan erinnert.

Würde er sein Geld und seine gesellschaftliche Stellung nutzen, um ihr das Leben schwer zu machen? Sie hatte keine Ahnung, wie er wirklich war. Obwohl sie sich genau daran erinnerte, wie er sich angefühlt hatte. Er war ein Mann, nach dem sich jede Frau umdrehte, egal, wie alt sie war. Aber er war kein Mann für immer. Und sie war definitiv nicht bereit, ständig in den Medien aufzutauchen, wie es eine Beziehung zu ihm mit sich bringen würde.

Fast ihr gesamtes Wissen über Dylan Lassiter entstammte unterschiedlichen Medien und den zahlreichen Gerüchten, die in der Stadt über ihn kursierten. Lange hatte er es abgelehnt, in das Geschäft der Familie einzusteigen. Jenna seufzte. Wie es wohl ist, so sorglos leben zu können? fragte sie sich. Sie wusste, dass er weite Reisen unternommen hatte und schließlich in Europa zum Chefkoch ausgebildet worden war. Dann war er nach L. A. zurückgekehrt und hatte sich als Küchenchef einen guten Namen gemacht, während ihm gleichzeitig ein zweifelhafter Ruf vorauseilte. Sein Leben kam ihr so … hemmungslos vor.