9,99 €
Selbstbewusstsein ist eine Fähigkeit. Und zwar eine, die Sie lernen können. Egal, ob Sie als Selbstständige Ihre Angebote angemessen präsentieren wollen oder ob Sie sich wünschen, auf der Hochzeit Ihres Kindes eine Rede zu halten. Ob Sie mit Fremden sprechen wollen ohne rot zu werden, Ihren Chef um eine Gehaltserhöhung bitten oder ob Sie für das nächste Projekt vorgeschlagen werden wollen. Selbstvertrauen gibt Ihnen den Mut und das richtige Auftreten. Manch einer tut sich schwer damit Nein zu sagen, wenn er um etwas gebeten wird. Sie finden sich in Situationen wieder, die sie daran hindern, das zu tun, was ihnen wichtig ist und noch schlimmer: Sie tun vermehrt das, was andere von ihnen erwarten. Kurz: zu wenig Selbstbewusstsein kann Menschen von allem möglichen abhalten, und vor allem dazu bringen, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollen. In diesem Buch werden Sie Wege finden, um Probleme dieser Art aufzulösen, so dass Sie tun können, was Sie wirklich wollen. Sandra Hergert führt ihre Praxis für Persönlichkeitsentwicklung seit über zehn Jahren. Diese ist ebenso wie ihr Podcast über den deutschen Raum hinaus bekannt. Sie hat sich auf die Themen Persönlichkeitsentwicklung, Teamentwicklung und Konfliktmanagement spezialisiert. Ihre Klienten sind Menschen wie Sie und ich, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen und nach einer Lösung suchen. www.sandra-hergert.de
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 242
Veröffentlichungsjahr: 2020
Oh doch! Sie können.
Dr. Sandra Hergert, Jahrgang 1968, ist promovierte
Rechtsanwältin. Im Jahr 2000 gründete sie die Rechtsanwaltskanzlei Dres. Eversberg & Eversberg, die sie einige Jahre später verkaufte. Ihre Praxis für Persönlichkeitsentwicklung führt sie seit über zehn Jahren. Ihre Klienten sind Menschen, die hohe Ansprüche an sich stellen und sich schnelle Veränderungen wünschen. Oft haben sie schon alles andere probiert, um ihr Problem zu lösen. Von ihnen hat sie vor allem gelernt, dass Lehrbücher und vor allem Lehrmeinungen nicht die einzig wahre Antwort bei der Lösung von Problemen sind. Ihre Coaching- und Trainingspraxis ist ebenso wie ihr Podcast über den deutschen Raum hinaus bekannt. Sie hat sich auf die Themen Persönlichkeitsentwicklung, Teamentwicklung und Konfliktmanagement spezialisiert. Internet: www.sandra-hergert.de
Sandra Hergert
Wie Sie selbstbewusst und gelassen leben
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie für ihren Erfolg oder das Nichteintreten unerwünschter Ergebnisse kann trotzdem nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin und ihrer Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
Insbesondere beachten Sie bitte: Wenn Sie sich über einen längeren Zeitraum deprimiert und übermäßig lustlos fühlen, dann suchen Sie bitte einen Arzt oder Therapeuten auf.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
ISBN
Paperback: 978-3-347-10476-1
Hardcover: 978-3-347-10477-8
e-Book: 978-3-347-10478-5
© 2020 Sandra Hergert, Sulzdorf
Umschlaggestaltung: Claudia Himmert, Sulzdorf, wwwgraphicgarden.de
Bilder & Grafiken: Danussa @Adobe Stock; www.rawpixel.com
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Für Charlotte, Irene, Marleen und Maxine.
Und für Claudia - natürlich.
In Liebe.
Trance zum Download:
Für Ihren erfolgreichen Schritt zu mehr Selbstbewusstsein, habe ich Ihnen die wichtigste Übung als Trance eingesprochen. Sie finden diese unter "Selbstvertrauen im Schnellschritt" kostenfrei auf www.sandra-hergert.de/buch.
INHALT
Vorwort
Der Weg zu mehr Selbstvertrauen
TEIL 1: Wie Ihr Gehirn wirklich lernt
Ihre Komfortzone ist nicht das Problem
Selbstvertrauen - ein Grundbedürfnis
Selbstvertrauen richtig aufbauen
Ihr Gehirn lernt aus Erfolgen
Ja aber, was mache ich denn mit dem miesen Gefühl?
Zusammenfassung
TEIL 2: Anleitung zu mehr Selbstvertrauen
Das Gewohnheitsprinzip für mehr Selbstvertrauen
Warum Maler malen können, was sie gar nicht vor sich haben
Hilfe, ich sehe gar nichts!
Okay, ich sehe was - und jetzt?!
Zusammenfassung
Ihr Gewohnheitsprinzip in Aktion
Der richtige Aufbau - so läuft es wie am Schnürchen
Übung: Selbstvertrauen im Schnellschritt
Kleine Ziele sind große Ziele
Alles nicht so einfach? Hier kommen Lösungen
Die selbstbewusste Version Ihres Selbst - bin das noch ich?
Zusammenfassung
Die 99 zu 100 - Regel
Hilfe - irgendein Teil in mir bleibt misstrauisch!
Ist es Angst oder Intuition?
Übung: Ist es Angst oder Intuition?
Zwei Seelen streiten, ach, in meiner Brust
Wie Bonbons, die Sie nicht essen, Ihnen helfen
Zusammenfassung
Stress und Selbstvertrauen - Was tun?
Herzfrequenz und Selbstvertrauen
Übung zur sofortigen Stressreduktion
Der Baum, unser Freund
Stärken Sie Ihr Ich-Bewusstsein
Übung: Schnellstart in die Selbstregulation
Was Sie nicht tun sollten - und warum der Zyklus bei Frauen eine Rolle spielt
Stress ist gut - Kontrolle auch
Zusammenfassung: Stress & Selbstvertrauen
Willenskraft statt Selbstvertrauen?
Das Körper-Sprache-Bilder-Dreieck
Körpersprache für Menschen, die selbstbewusst werden wollen
Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte. Echt?!
Zusammenfassung
TEIL 3: Mit Misserfolgen umgehen
Rückschläge sind einfach grässlich
Mit Rückschlägen richtig umgehen
Plan B wissenschaftlich betrachtet: Das Prinzip MCII
Positives Denken ist nur manchmal richtig
Planen Sie Ihre Ängste! - Ist das Ihr Ernst?!
Wenn das passiert, dann …
Plan B oder C oder gar D?
Fearsetting statt Goal Setting
Übung Fearsetting
Wann Aufgeben eine echte Alternative ist
Zusammenfassung
TEIL 4: Sie stecken fest?
Besondere Lösungen für besondere Probleme
Grenzen setzen
Wie Sie Nein sagen, wenn Sie Nein meinen
Wie Sie Ihre Werte herausfinden
Wie Ihre Werte Ihr Selbstbewusstsein stützen (oder das Gegenteil bewirken)
Lösung
Die 3-Schritt-Formel: So setzen Sie Grenzen
Souverän mit Kritik umgehen
Lernen Sie nicht mit Kritik umzugehen - erfahren Sie, worum es wirklich geht
Was Sie tun, wenn Sie Kritik trotzdem trifft
Zusammenfassung
Wenn ich etwas abliefere, sollte es perfekt sein
Wann gut genug, gut genug ist
Zusammenfassung
Selbstvertrauen und das Imposter Phänomen
Sind Sie vom Imposter Phänomen betroffen?
Harte Arbeit - genau das richtige für Sie
Das Low-Effort-Syndrom
Lösung für Imposter und Perfektionisten
Und wenn gar nichts hilft?
Nachwort
Danke!
Anhang
Alle wichtigen Übungen im Überblick
Literatur
Liebe Leserin und lieber Leser,
mehr Selbstvertrauen zu besitzen, gehört zu den häufigsten Wünschen, mit denen Klienten zu mir kommen.
Es sind Selbstständige darunter, die mehr verdienen wollen, aber sich nicht trauen, ihre Angebote überzeugend darzustellen und diese für ein angemessenes Entgelt zu verkaufen. Manche wünschen sich, genügend Mut aufzubringen, um eine Rede auf der Hochzeit ihres Sohnes zu halten, in einer Gruppe eloquent zu wirken oder mit Fremden sprechen zu können ohne dabei rot zu werden.
Andere wollen sich überwinden und ihren Chef um eine Gehaltserhöhung bitten oder wünschen sich, für das nächste große Projekt vorgeschlagen zu werden.
Ein Klient bekam die Leitung eines solchen Projektes, fiel danach jedoch in ein tiefes Loch, weil er an sich und seinem Können zweifelte. Er verbrachte schlaflose Nächte damit zu überlegen, was er noch besser machen müsste und was er vergessen hatte zu bedenken.
Eine Klientin blieb in ihrer Ehe stecken, weil sie weder den Mut aufbrachte, mit ihrem Mann über ihre Wünsche zu sprechen noch sich zu trennen.
Andere tun sich schwer damit "Nein" zu sagen, wenn sie um etwas gebeten werden, das sie nicht tun wollen und finden sich in Situationen wieder, die sie daran hindern das zu tun, was ihnenwirklich wichtig ist. Sie tun stattdessen, worum andere sie gebeten haben.
Wieder andere bekommen in der Gegenwart Fremder kaum ein Wort heraus und vermeiden jede Gelegenheit, bei der sie nicht alle Anwesenden bereits gut kennen.
Kurz: Zu wenig Selbstvertrauen kann Menschen von allem möglichen abhalten, aber auch dazu bringen Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollen. Fehlendes Selbstvertrauen kann dazu führen, dass Menschen Aufgaben, so einfach und so erwünscht sie ihnen vorher erscheinen, anstrengend werden und ihnen vorkommen wie das sprichwörtliche Spießrutenlaufen.
In diesem Buch werden Sie Anregungen dafür finden, wie Sie Probleme dieser Art auflösen. Dabei genügt es völlig, wenn Sie im Augenblick bestenfalls eine vage Vorstellung davon haben, wie diese Veränderung aussehen könnte.
Dieses Buch hilft Ihnen auch dann, wenn Sie sich von Ihrer Angst zwar nicht abhalten lassen, Ihr Unbehagen jedoch einfach nicht abnimmt, obwohl Sie diese Sache wieder und wieder tun.
So kenne ich beispielsweise jemanden, die es hasst vor fremden Menschen zu sprechen. Trotzdem hat sie in ihrer Kirchgemeinde die Aufgabe der Lektorin übernommen und trägt nun regelmäßig die Lesungen vor. Wie viele andere auch war sie der Meinung die Angst vor einem Versprecher müsse doch nachlassen, wenn sie diese Sache nur oft genug wiederhole. Leider ist das nicht der Fall, wie sie nach vielen Monaten feststellen muss.
Dieses Buch erklärt Ihnen, warum Unsicherheiten nicht unbedingt durch Wiederholungen abnehmen - und vor allem, was Sie stattdessen tun können, damit Ihre Selbstsicherheit steigt.
Vorab sollten wir die alles entscheidende Frage beantworten: Können Sie Selbstvertrauen überhaupt lernen? Kurz gesagt, lautet die Antwort: "Ja, Sie können." Sie können Selbstvertrauen buchstäblich lernen. Allerdings gibt es kein Standardvorgehen. Menschen sind verschieden und Sie benötigen mit großer Wahrscheinlichkeit andere Wege als Ihr Nachbar oder Ihre beste Freundin. Dieses Buch wird Ihnen jede Menge Wege zeigen, wie Sie Ihre bisherigen Muster durchbrechen und neue lernen. Sie werden die Grundlagen lernen, die zu Selbstvertrauen führen.
Sie werden im ersten Kapitel ein Experiment kennenlernen, dass Ihnen zeigt, warum Ihnen die von Ihnen gewünschte Veränderung bisher so schwer gefallen ist. Im Anschluss werden Sie erfahren, warum Sie anders vorgehen müssen, als Sie das bisher getan haben und wie Sie das tun.
Dieses Buch arbeitet auf mehreren Ebenen. Deshalb werden Sie manchmal Sätze finden, die einigen grammatikalischen Regeln widersprechen. Das ist Absicht und dient einem weiteren Zweck. Stören Sie sich daran also nicht, sondern lesen Sie einfach drüber. Alles ist gut.
Und nun geht es los! Freuen Sie sich auf neue Strategien und ein gelöstes Leben.
Herzlichst, Sandra Hergert
Zimmerau, im Sommer 2020
Einführung
Der Weg zu mehr Selbstbewusstsein
Als Coach habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Theorien ganz wunderbar anhören (sonst gäbe es sie vermutlich nicht), dass jedoch nichts über Ergebnisse geht. Der Weg ein erwünschtes Ergebnis zu erzielen, ist beinahe so individuell wie die Menschen, die zu mir in die Praxis kommen. Ich sage beinahe, denn es gibt eine Ebene, auf der sich diese verschiedenen Wege tatsächlich treffen.
Wenn wir aus einer Höhe von sagen wir 10.000 Metern (also der üblichen Reiseflughöhe eines Flugzeuges) hinuntersehen, dann können wir keine Einzelheiten mehr erkennen. Dafür gewinnen wir einen erstaunlichen Überblick. Sie können sich das vorstellen, als hielten Sie einen Stadtplan in der Hand: Auf diesem können Sie den Verlauf der Straßen sehr viel besser erkennen, als wenn Sie zwischen den Häusern herumlaufen. Mit dem Stadtplan in der Hand können Sie sich alternative Routen zurechtlegen, falls sich eine der Straßen als gesperrt erweisen sollte.
Wie Sie wissen, sind gesperrte Straßen auf einem Stadtplan nicht eingezeichnet. Damals, als es noch kein Google-Maps und kein Navi gab, konnte es passieren, dass Sie plötzlich durch eine Straßensperre behindert wurden, umkehren mussten und auf eben diesem Stadtplan eine alternative Route gesucht haben. (Falls Sie jung genug sind, um diese Aussage irritierend zu finden: Es gab eine Zeit, in der unsereins mit einem riesigen Papierbogen in der Hand versucht hat, seinen Weg zu finden. Ganz ohne Navi und Google Maps.)
Ähnlich wie einen Stadtplan möchte ich, dass Sie dieses Buch benutzen. Es ist durchaus möglich, dass nicht jede Route, die ich Ihnen vorschlage, Sie sofort an den von Ihnen ersehnten Ort bringen wird. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass genau diese Route einen anderen Leser oder eine andere Leserin dorthin führt, wo diese hinmöchte. So, wie es möglich ist, einen Berg zu besteigen und entweder die Nord- oder die Südroute zu benutzen. Die Wahl liegt bei Ihnen. Ich möchte Sie daher animieren an die Vorschläge in diesem Buch wie ein Wissenschaftler heranzugehen. Machen Sie sich selbst zum Objekt Ihrer eigenen Studie. Probieren Sie die Wege, die ich Ihnen zeige aus und stellen Sie fest wie sich diese auf Ihr Selbstvertrauen auswirken.
Probieren Sie besonders jene aus, die Ihnen auf das erste Lesen hin seltsam vorkommen mögen. Ganz besonders diese! Ich gehe davon aus, dass Sie eine Menge Dinge bereits ausprobiert haben. Vermutlich sogar ziemlich alles, was Ihnen eingefallen ist. Wenn all das noch nicht zum Erfolg geführt hat, dann müssen Sie folglich etwas anderes tun. Wahrscheinlich ist das etwas, das Ihnen am Anfang, nun ja, eben seltsam vorkommen mag.
Dieses Buch verbindet jede Menge Einsichten aus der Psychologie und kombiniert diese mit den Erkenntnissen der Neurowissenschaftler aus den letzten Jahren. Es erklärt Ihnen wie Sie ungünstige Verhaltensweisen durch solche ersetzen, die Ihnen langfristig erlauben, sich so selbstbewusst zu fühlen wie Sie es wollen.
Die Grundlage aller in diesem Buch vorgestellten Methoden ist der Gedanke, dass Ihre bisherigen Verhaltensmuster Ihnen einen Dienst erwiesen haben (auch wenn es Ihnen so vorkommen mag, als hätten diese Muster Sie vor allem behindert). Diese Erkenntnis ist wichtig, denn ein neues Verhalten werden Sie nur dann etablieren, wenn das neue Muster auf allen Ebenen mehr Erfolg für Sie bringt. Mit anderen Worten: Wenn Ihr Verhalten, und die Folgen hieraus, mit Ihren Werten, Ihren Glaubenssätzen und Ihrem inneren Erleben im Einklang ist.
Womit wir mitten im Anfang dieses Buches stecken. Also los, gehen wir es an und starten mit dem ersten Kapitel. In diesem sehen wir uns an wie Selbstvertrauen entsteht und noch viel wichtiger, worüber wir überhaupt reden, wenn wir über Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit oder das eigene Selbstbild sprechen.
Übrigens, ich weiß nicht nur, vor welcher Herausforderung Sie jetzt stehen, ich weiß sogar wie Sie sich fühlen.
Als Kind war ich das, was man heute wohl als "Nerd" bezeichnen würde. Statt mit anderen Kindern zu spielen, habe ich es vorgezogen zu lesen. Das konnte ich glücklicherweise ziemlieh früh. Doch ich hatte nicht nur keine Lust auf andere Kinder, ich hatte regelrechte Angst vor ihnen.
Ich bin in Berlin groß geworden, in einer Sozialbausiedlung, in denen jeweils zwei Häuser durch eine Wiese mit Spielplatz getrennt wurden. Manchmal wollte mich meine Mutter nach unten auf den Spielplatz schicken, "weil andere Kinder dort spielten" (sie war sehr besorgt über meine Eigenbrötelei). Für mich waren die anderen Kinder jedoch der ultimative Grund, um in meinem Zimmer zu bleiben (was meine Mutter noch besorgter machte). Einmal habe ich sogar die Frage eines anderen Kindes, ob ich ihre Freundin sein wolle, mit einem erschrockenen "Nein!", beantwortet. Hauptgrund? Ich wusste nicht, was ich als Freundin wohl würde tun müssen.
Glauben Sie mir, wenn ich es geschafft habe, meine Schüchternheit abzulegen, dann schaffen Sie das auch.
Der Schlüssel für diese Veränderung war buchstäblich eine einzige winzige Entscheidung nach der anderen, mich anders zu verhalten.
Noch ein Tipp aus eigener Erfahrung: Haben Sie keine Angst vor kleinen Zielen. Unterschätzen Sie sich am Anfang lieber, als sofort eine riesige Herausforderung zu wählen. Wichtig ist Ihr gutes Gefühl am Ende. War etwas tatsächlich zu einfach, machen Sie Ihr Ziel das nächste Mal einfach eine Nuance größer. Das geht einfacher und mit ziemlicher Sicherheit sogar schneller als die Hauruck-Methode.
TEIL 1: WIE IHR GEHIRN WIRKLICH LERNT
IHRE KOMFORTZONE IST NICHT DAS PROBLEM
Die meisten Bücher über die Steigerung des eigenen Selbstvertrauens leiten Sie an, Ihre Komfortzone zu verlassen. Die Autoren gehen davon aus, dass, wenn Sie sich an einer Stelle in Ihrem Leben trauen über Ihre Angst hinwegzukommen, sich dieses Wissen nachgerade automatisch auf alle Bereiche Ihres Lebens ausdehnen werde.
Ich habe Zweifel an dieser These, sehe ich doch in meiner Praxis Frauen und Männer, die an vielen Stellen in ihrem Leben selbstbewusst und erfolgreich, es an anderen Stellen jedoch nicht sind. Ich bezweifele auch, dass ein Fallschirmsprung Ihnen dabei hilft, die Bitte Ihres Chefs abzulehnen, Überstunden gerade dann zu machen, wenn Sie Karten für die Oper haben.
Ich habe weiterhin Zweifel an der Behauptung, es genüge zu erkennen, warum Sie sich an bestimmten Stellen in Ihrem Leben unsicher fühlen. Die Dame, die zu mir kommt, weil sie eine Heidenangst vor dem Fahrstuhlfahren hat, hat während ihrer Psychoanalyse herausgefunden, dass diese Angst auf ein Erlebnis in ihrer Kindheit zurückzuführen ist. Als kleines Kind hing sie mit ihrer Mutter über mehrere Stunden in einem Lift fest (wobei ihre Mutter eine Heidenangst hatte). Ist mit der Erkenntnis ihre Angst verschwunden? Leider nein. Sie weiß jetzt, warum sie Angst hat, an ihrem Gefühl hat das jedoch nichts geändert.
Umgekehrt bedeutet das nicht, dass Erkenntnis niemals hilft. Manchmal erkennt ein Teil in Ihnen wie unsinnig er sich verhält und hört mit dem unerwünschten Verhalten einfach auf. Der Punkt ist: Dieses wunderbare Ergebnis erzielen nicht alle Menschen in allen Lebenslagen.
Welches Verfahren Sie anwenden, um endlich selbstsicher zu werden, ob Sie sich also therapeutisch begleiten lassen, eine Psychoanalyse machen oder einen völlig anderen Weg wählen und ob dieser Weg erfolgreich sein wird, hängt von Aspekten ab, die leider bis heute noch nicht vollständig erforscht sind (sonst könnten wir allen immer und jederzeit helfen, was leider nicht der Fall ist).
Ich denke, Sie benötigen zweierlei: Erstens müssen Sie wissen wie Sie es angestellt haben, sich in besonderen Situationen unsicher oder überfordert gefühlt zu haben und dann brauchen Sie zweitens eine Anleitung, was Sie stattdessen tun können.
Die wichtigste Person in diesem Prozess sind jedenfalls Sie. Mit anderen Worten: Auf Sie kommt es an. Daher noch einmal mein Rat: Probieren Sie alles aus, was Ihnen möglich ist. Und gleich ein weiterer Rat hinterher: Wenn Sie sich über einen längeren Zeitraum deprimiert und lustlos fühlen, dann suchen Sie bitte in jedem Fall einen Arzt oder Therapeuten auf.
Schauen wir uns als erstes an wie sich unser Selbstvertrauen entwickelt. Daraus können wir Rückschlüsse ziehen, was Sie tun können, um Ihr Selbstvertrauen zu steigern. Werfen wir also einen Blick auf ein Experiment:
Thomas1 ist der Liebling seiner Lehrerin.
Er ist ein netter Erstklässler, der gut mitarbeitet und seine Lehrerin weiß, dass er im kommenden Schuljahr vor einem wichtigen Entwicklungsschub steht. Sie weiß das, weil Thomas zu den 20 Prozent der Schulklasse gehört, die in einem psychologischen Leistungstest besonders positiv abschnitten.
Außerdem kann sie sehen, dass Thomas von Woche zu Woche besser bei der Erledigung der Aufgaben wird, die sie allen Kindern der Klasse gibt.
Was seine Lehrerin nicht weiß, ist, dass sie selbst Teil dieses Experiments2 ist und dass Thomas und seine Mitschüler nicht etwa einem Leistungstest über seinen Entwicklungsstand, sondern einem IQ-Test unterzogen wurden.
Thomas und seine ebenfalls per Los ausgewählten Mitschüler stehen auch nicht etwa vor einem besonderen Entwicklungsschub und er ist, gemäß dem Ergebnis seines IQ-Testes, nicht etwa übermäßig, sondern durchschnittlich intelligent.
Der Versuchsleiter und Psychologe Robert Rosenthal will beweisen, dass der Einfluss von Lehrern, Eltern und anderen Bezugspersonen auf die Entwicklung der Kinder, die sie betreuen, verblüffend hoch ist, dass er sogar Einfluss auf Eigenschaften hat, die gemeinhin für "genetisch festgelegt" gehalten werden. Der Name Thomas wurde von mir gewählt. Er steht in diesem Buch stellvertretend für die Kinder, die Rosenthal in seinem Experiment ausgewählt hat.
In einem früheren Versuch war Rosenthals Experiment bereits geglückt. Hier waren die Probanden allerdings Ratten3. Nun möchte er beweisen, dass dieselben Ergebnisse beim Menschen ebenfalls erzielt werden können.
Der Beweis gelingt: Thomas aus dem Experiment an der Schule wird am Ende des Schuljahres nicht nur bessere Leistungen zeigen und bessere Noten bekommen, er wird mehr Spaß an der Schule haben, sich mehr Mühe geben und von sich selbst ein besseres Bild entwickeln. Thomas wird Misserfolge nicht auf seine Persönlichkeit schieben, sondern sie als Möglichkeit zum Lernen verwenden. Er wird Vertrauen in sich selbst entwickeln und er wird sich selbst für fähig halten, zu lernen, was auch immer nötig ist4.
Und nicht nur das: Am Ende des Schuljahres wird sich sein IQ deutlich erhöht haben. Bei den Kindern des Experimentes verbesserte sich der IQ um 20 bis 30 Punkte, so dass sich Thomas am Ende des Schuljahres mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem durchschnittlich intelligenten Jungen zu einem hochbegabten Schüler entwickelt haben wird5.
Wenn auch zukünftig nichts dazwischen kommt, wird er sein Selbstbild weiter verbessern. Seine Lehrer und seine Eltern werden ihn entsprechend fördern. Er wird sich mehr zutrauen und besser lernen. Kurz: Er wird ein selbstbewusster und erfolgreicher Mann werden.
Im Rahmen dieses Buches werden wir untersuchen, wie Sie Ihr eigener Mentor werden. Sie werden erfahren, wie Sie sich selbst unterstützen können, um genau wie Thomas selbstsicher und erfolgreich zu werden.
Sie lernen, was Sie als Ihr eigener Mentor tun müssen und was Sie unterlassen sollten, damit Sie Ihr Selbst-Mentoring erfolgreich abschließen.
1 Diesen Namen habe ich willkürlich gewählt. Er steht stellvertretend für alle Kinder, die in dem hier beschriebenen Experiment ausgewählt wurden.
2 Dieses Experiment wurde von dem Psychologen Robert Rosenthal 1965 an einer us-amerikanischen Grundschule durchgeführt. Hierzu wurde eine Schulklasse einem IQ-Test unterzogen. Danach wurden 20 Prozent der Schüler willkürlich und per Los ausgewählt. Der Lehrerin wurde gesagt, diese Kinder stünden vor einem wichtigen Entwicklungsschub.
Innerhalb eines Schuljahres konnten 45 Prozent der ausgewählten Kinder ihren IQ um 20 Punkte oder mehr steigern, bei 20 Prozent lag die Steigerung sogar bei 30 und mehr Punkten.
Dies stellt einen Unterschied zwischen "Normalbegabung” und "Hochbegabung” dar.
3 Bei diesem früheren Experiment gab Rosenthal seinen Studenten jeweils fünf Laborratten. Die Aufgabe der Studenten bestand darin, den Ratten beizubringen ein Labyrinth zu durchqueren. Bei einigen Ratten hatte Rosenthal seinen Studenten mitgeteilt, diese seien durch Züchtung besonders "intelligent”, die anderen dagegen seien auf "Dummheit” gezüchtet worden. In Wirklichkeit kamen alle Ratten vom gleichen genetischen Stamm. Trotzdem zeigten die Ratten, von denen die Studenten annahmen, sie seien besonders intelligent, bessere Leistungen als die Ratten der Kontrollgruppe.
4 Rosenthal, R., Jacobson, L. Pygmalion in the classroom. Urban Rev3, 16–20 (1968). https://doi.org/10.1007/BF02322211
5 Rosenthal, R. u.a., ebda.
SELBSTVERTRAUEN: EIN GRUNDBEDÜRFNIS
Sie wissen nun, dass der Grundstein für Selbstsicherheit in der Kindheit durch Lehrer, Eltern und Erzieher gelegt wird. Damit stellt sich die Frage: Können Sie Ihr Selbstvertrauen heute stärken, obwohl Sie bereits erwachsen sind?
Bevor wir diese Frage beantworten können, sollten wir uns darüber einigen, was wir unter Selbstvertrauen verstehen.
In diesem Buch werde ich die Begriffe Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein nahezu synonym verwenden. Dies dient der Einfachheit, die Begrifflichkeit spielt im Grunde keine Rolle.
Selbstvertrauen ist jedoch nicht dasselbe wie Ihr Selbstbild. Ihr Selbstbild bestimmt wie Sie sich selbst sehen, welche Art Mensch Sie sind. Anders ausgedrückt: Ihr Selbstbild bestimmt Ihre Identität, von der Sie glauben, sie sei wahr. Ihr Selbstbild legt damit fest, was Sie für sich für möglich halten, aber auch, was Sie tun wollen oder umgekehrt, was Sie unter keinen Umständen jemals tun würden.
Aus dem Schulexperiment können wir schließen, dass das eigene Selbstbild zu einem enormen Teil von den Menschen abhängt, die uns in unserer Kindheit begleitet haben. Weitere Experimente haben gezeigt, dass die beobachtete Wirkung abnimmt, wenn die Kinder ein bestimmtes Alter erreicht haben. Am höchsten ist der Einfluss der Eltern, Lehrer und anderer Bezugspersonen bis etwa zur vierten Schulklasse6. Danach scheint das Selbstbild gefestigt und die in diesem Experiment genutzten "Tricks" verfangen mit jedem zusätzlichen Jahr weniger.
Liegt das nun daran, dass sich das Selbstbild ab diesem Zeitpunkt stabil entwickelt und das Gehirn eine gewisse Reife erlangt hat, so dass Veränderungen kaum oder gar nicht mehr möglich sind?
Glücklicherweise ist das nicht der Fall. Wir wissen inzwischen, dass sich Menschen bis ins hohe Alter verändern und lernen können. Auch das Gehirn eines Erwachsenen kann neue Synapsen und neue Verknüpfungen bilden sowie neue Fähigkeiten aufbauen. So ein Glück!
Der abnehmende Einfluss der Bezugspersonen liegt vermutlich daran, dass unser Selbstbild mit steigendem Alter weniger abhängig von äußeren Einflüssen ist. Wir sind weniger darauf angewiesen, dass andere uns sagen wie wir sind, wir haben ein eigenes Bild von uns entwickelt - eben das Selbstbild.
Um so mehr stellt sich die Frage wie Sie dieses doch recht gefestigte Bild später verändern können und wie Sie, denn darum geht es ja schlussendlich, ein gesundes Selbstvertrauen aufbauen.
Ganz offensichtlich sind nun Sie am Zuge. Sie selbst müssen Ihr Mentor werden, andere sind nicht mehr zuständig. Das hat, wie Sie wissen, Vor- und Nachteile. Der größte Vorteil: Sie selbst haben es in der Hand zu werden, wer Sie sein wollen. Der größte Nachteil: Nur Sie selbst können sich am eigenen Schopf dort herausziehen, wo Sie nicht mehr drinstecken wollen.
Doch bleiben wir bei der Frage wie Ihr Selbstbild und Ihr Selbstvertrauen zusammenhängen. (Wir suchen im ersten Schritt einen Ansatzpunkt, der uns hilft, möglichst schnell möglichst positive Veränderungen bei Ihrem Selbstbewusstsein zu erzielen).
Ihr Selbstbild wird zu einem großen Teil von Ihrem Selbstvertrauen beeinflusst, also der Antwort auf die Frage, was Sie sich selbst zutrauen. Je mehr Möglichkeiten Ihr Selbstbild zulässt, desto umfangreicher ist Ihr Verhaltensrepertoire und je größer Ihr Verhaltensrepertoire desto mehr Möglichkeiten lässt Ihr Selbstbild zu. Selbstbild und Selbstvertrauen sind also die Kehrseiten ein und derselben Medaille. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Der Einfluss ist positiv, wenn Sie Ihre Fähigkeiten als erfolgversprechend wahrnehmen. Anders ausgedrückt: Mit jedem erfolgreichen Abschluss einer Ihrer Handlungen entwickeln Sie mehr Selbstvertrauen, was wiederum Ihr Selbstbild erweitert.
Das bedeutet, je mehr Probleme Sie in Ihrer Vergangenheit erfolgreich gelöst haben und je unterschiedlicher diese Probleme waren desto eher werden Sie sich in Zukunft an noch ungelöste Probleme heranwagen. Durch die erfolgreiche Problemlösung haben Sie sich selbst davon überzeugt, dass Sie solche Probleme lösen können.
Diese Überzeugung, erfolgreich in der Vergangenheit gewesen zu sein, beeinflusst also Ihr zukünftiges Verhalten. Sie glauben also, dass Ihr vergangenes Ich Ihre zukünftigen Möglichkeiten bestimmt. Diese Überzeugung ist sehr hilfreich, wenn Sie von Ihren Fähigkeiten zur Problemlösung überzeugt sind.
Leider gilt das auch umgekehrt: Menschen, die sich in der Vergangenheit von dieser Fähigkeit nicht überzeugen konnten, halten sich auch in der Zukunft für nicht in der Lage, solcherart Probleme zu lösen. Bei manchen genügt ein einziges Missgeschick, um ihren Glauben an sich selbst zu erschüttern.
Ob Sie nun denken, mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten fertig zu werden (oder bereits am Anfang unüberwindbare Schwierigkeiten vorhersehen, die eventuell gar nicht eintreten), hat demnach mehr mit Ihrem Glauben an sich selbst als mit der Wahrheit zu tun. Nur Ihr Glaube bestimmt, wie hoch Sie Ihr Selbstvertrauen einschätzen.
In dem oben beschriebenen Experiment haben Sie gesehen, dass die Entwicklung Ihres Selbstbildes von den Erwartungen der Menschen abhing, mit denen Sie als Kind umgeben waren. Haben diese an Sie geglaubt, haben Sie deren Glauben idealerweise übernommen. Unter idealen Umständen wurden Sie dann von den Menschen in Ihrer Umgebung weiter gefördert.
Das Problem ist, diese Menschen müssen Sie auf die für Sie genau richtige Art und Weise gefördert haben, damit Sie davon profitieren konnten.
Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben:
Anna war als Kind recht ängstlich. Deshalb haben ihre Eltern sie immer dann angefeuert, wenn sie sich besonders mutig verhielt. Dies animierte Anna dazu über ihre Angst hinauszuwachsen, was ihr jede Menge Erfolgserlebnisse gab, die in ihr die Überzeugung entzündeten, alles schaffen zu können, wenn sie nur den Mut dazu aufbrächte. Mit anderen Worten: Anna hat gelernt, dass sie eine schwierige Situation meistern und unter ihre Kontrolle bringen kann.
Max war ebenfalls ein ängstliches Kind. Seine Eltern haben ihn ebenfalls animiert, mutiger zu sein. Doch im Gegensatz zu Anna hat Max daraus den Schluss gezogen, einfach nicht mutig genug zu sein. Er hat schon früh die Identität eines "Angsthasen" entwickelt und den Glauben, es eben nicht schaffen zu können. Anders als Anna hat Max es nicht geschafft, über seine Angst hinauszuwachsen. Er konnte somit nicht lernen, dass er selbst Schwierigkeiten unter seine Kontrolle bringen kann. Deshalb hat er begonnen solche Situationen zu vermeiden. Daraus entwickelte Max den Glauben, er "sei" ängstlich statt er "verhalte" sich (nur) in dieser konkreten Situation ängstlich.
So kann ein und dasselbe Verhalten zu völlig unterschiedlichen Rückschlüssen bei der betroffenen Person führen. Falls Sie fragen sollten, warum das so ist: Ich persönlich glaube, dass der jeweilige Rückschluss beim ersten Mal mehr oder weniger zufällig geschieht. Die Strategie, die derjenige wählt, sich also entweder mehr anzustrengen oder aufzugeben, ist abhängig von seinem Rückschluss. Bei Anna war er hilfreich und bei Max war er mit Blick auf seine Zukunft nicht besonders hilfreich. Im Augenblick half es ihm jedoch aufzugeben, denn damit sank seine Angst. Sein Gehirn hat damit den nächsten Schritt getan und behauptet nun: "Na bitte, aufgeben hilft. Es geht uns besser." Dieser zweite Schritt führt dazu, dass Max sich so schwer tut, eine neue Strategie zu entwickeln und über seine Angst hinauszuwachsen.
Mit Blick auf den Unterschied zwischen Ihrem Selbstbild und Ihrem Selbstvertrauen bedeutet das: Wenn Sie über Ihr Selbstbild sprechen, dann sagen Sie: "Ich bin …". Wenn Sie über Ihr Selbstvertrauen sprechen, dann sagen Sie: "Ich kann …"
Ihr Selbstbild ist also die Zusammenstellung aller Geschichten, Begründungen und Ausreden, die Sie sich erzählen und die Sie für wahr halten. Ich kenne mehr als einen Menschen, der sich (und anderen) immer wieder sagt, er sei "eben perfektionistisch" und traue sich nicht, Aufgaben abzugeben, die in seinen Augen nicht perfekt sind. Einzige Ausnahme: die Chefin lobt ihn für seine gute Arbeit. Sie werden später in diesem Buch noch sehen, wie Sie, falls Sie sich als perfektionistisch bezeichnen sollten, sinnvoll mit Ihren Ansprüchen umgehen und hervorragende Ergebnisse abliefern.
Eine Klientin sagte mir, ihr Therapeut habe eine sogenannte Sozialphobie festgestellt, denn sie könne unmöglich mit Menschen, die sie nicht kenne, reden (geschweige denn vor anderen sprechen), tue sich schwer auf einer Party mit Menschen in Kontakt zu kommen und habe sogar Schwierigkeiten die Kassiererin im Supermarkt anzusehen, wenn sie einkaufe. Sie sei schon als Kind enorm schüchtern gewesen.
Können Sie bereits sehen, welche Auswirkungen das Selbstbild, versehen mit Schildchen wie "schüchtern" oder gar "Sozialphobikerin" auf das Verhalten meiner Klientin auch in der Zukunft hat? Seien Sie sich klar darüber, dass all diese Etiketten nur ein Verhalten der Vergangenheit beschreiben. Die Auswirkungen, die eine solche Beschreibung Ihres Selbst auf Ihre Zukunft hat oder eben nicht hat, hängt glücklicherweise nur von Ihnen und Ihrem Verhalten ab heute ab.
Theoretisch könnten Sie nun einfach die Etiketten, die Sie nicht mögen, gegen solche austauschen, die Ihnen weiterhelfen. Damit haben die meisten Menschen jedoch ein Problem: Sie glauben sich das neue Etikett nicht. In diesem Buch umgehen wir diesen Zweifel, indem wir uns gleich auf Ihr Verhalten konzentrieren. Damit beweisen Sie sich im Nu, dass Sie sich sehr wohl selbstbewusst verhalten können und schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens geht es schneller und zweitens überzeugen Sie sich und Ihr Unbewusstsein auf diese Weise ruckzuck, dass Sie eigentlich ein selbstsicherer Mensch sind. Bis es soweit ist, könnten Sie sich als "Person, auf dem Wege der Besserung" bezeichnen. Die Amerikanerin Vanessa van Edwards nennt sich "a recovering awkward person", also eine "genesende, unbeholfene Person".
Lassen Sie uns nun konkret werden: Wenn Ihre Persönlichkeit eher der von Max gliche, stellen Sie sich vermutlich die Frage wie Sie es schaffen, sich selbstbewusst zu verhalten - mit anderen Worten, Ihr Selbstbild zu erweitern (was nichts