Opferwissen - Horst Friedrichs - E-Book

Opferwissen E-Book

Horst Friedrichs

4,3

Beschreibung

Sommer, Sonntag und das Ende einer Geburtstagsfeier: Das Erwachen der Langschläfer wird zum Schock, als sich herausstellt, dass eine Teilnehmerin der Party nicht mehr lebt. Scheinbar friedlich schlafend, ohne erkennbare Verletzungen, liegt die Tote auf dem Gästebett in der Wohnung ihrer Freundin Laura Feldmann. Laura aber, eine Studentin der Polizeiakademie Nienburg, ist verschwunden. Ebenso ihr Ex-Freund Jonas Winter, der sich überraschend und ohne Einladung unter die Feiernden gemischt hatte. Chefermittler Martin Morlock und seine Kollegen von der Nienburger Mordkommission spüren Winter noch an diesem heißen Sonntag auf, als er die Stadt an der Weser fluchtartig verlassen will. Ein solcher Erfolg innerhalb von achtundvierzig Stunden nach einer Tat kann zu einem raschen Abschluss des Falls führen. Das wissen die Kriminalbeamten aus Erfahrung. Doch während sich die Beweise gegen den Verdächtigen erhärten, bleibt Laura Feldmann verschwunden. Die Folgen der Fete ergeben mehr Ungereimtheiten als gesicherte Fakten, und Morlock glaubt bald nicht mehr an eine Beziehungstat. Er und sein Team verfolgen neue, verwirrende Hinweise, nur von Laura fehlt weiterhin jede Spur. Falls sie noch lebt, verfügt sie über jenes Wissen, das ihre tote Freundin nicht mehr preisgeben kann. Es ist das Wissen der Opfer, das nach Morlocks Überzeugung die Erklärung dafür liefern wird, warum aus einem Mann ein Mörder wurde. Denn bestürzende Nachrichten scheinen Morlocks Ahnung zu bestätigen, dass Laura Feldmann tatsächlich noch lebt. Doch damit verbunden ist eine furchtbare Gewissheit: Ihr bleiben nur noch drei Tage, bevor auch sie sterben muss …

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de

© 2012 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

www.niemeyer-buch.de

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Carsten Riethmüller

Druck und Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH, Großburgwedel

Printed in Germany

ISBN 978-3-8271-9541-8

E-Book-Konvertierung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

E-Book ISBN 978-3-8271-9817-4

Der Roman spielt hauptsächlich in einer allseits bekannten Stadt an der Weser, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.

 

 

Über den Autor:

Horst Friedrichs, Jahrgang 1943, arbeitet seit fünfundvierzig Jahren als freier Schriftsteller, davon fünfundzwanzig Jahre hauptberuflich. Seine Spannungsromane, Romane zu Kinofilmen und Fernsehproduktionen sowie Jugendromane und Kinderbücher haben eine Auflage von mehr als hundert Millionen Exemplaren erreicht. Zwanzig Jahre lang war er überdies als Reporter, Fotograf und Redakteur bei norddeutschen Tageszeitungen tätig. Nebenberuflich widmet er sich auch weiterhin journalistischen Aufgaben. Er lebt mit seiner Ehefrau Helen in Hoya im Landkreis Nienburg an der Weser. Als Jazzposaunist war er Mitglied mehrerer Bands in Bremen und Umgebung; seit mehr als zwanzig Jahren gehört er den „Happy Jazz Paraders“ in Nienburg an.

 

Für

Helen

TEIL EINS

EINS

Das Haus bebte. Bald musste es bersten vor lauter Lärm, Licht und Gedränge. Die Party dröhnte durch alle vier Stockwerke, vom Keller bis zum First. Der Mann sah, wohin es führte, wie in einem Film: Das Dach hob ab wie der Deckel eines zu heftig brodelnden Kochtopfs. Die Fensterscheiben flogen heraus, weil sie dem Schalldruck nicht mehr standhielten. Der wütende Waffennarr von nebenan feuerte scharfe Schüsse auf die Ruhestörer. Das Licht explodierte in einem gewaltigen Kurzschluss, Fußböden und Zimmerdecken stürzten ein unter der Last der tanzenden und tobenden Menschen. Subwoofer und hochtönende Boxen verendeten zerschmettert, gaben ein klägliches letztes Gurgeln von sich. Wasser rauschte aus gebrochenen Rohren.

Nun aber brach die Lärmhölle erst richtig los– jäh verändert jedoch. Der helle Glanz der Heiterkeit versank in Dunkelheit und Chaos.

Lachen, Kreischen und Johlen schlugen um in eine Stimmgewalt, die aus Angst und Schmerzen entsprang. Körperliche Nähe, eben noch erotisierend behaglich, verwandelte sich in Kampf.

Arme, Beine und Leiber verwickelten sich ineinander in entfesseltem Überlebenswillen. Und Blut, überall Blut.

Menschen als Spielbälle zwischen den Extremen ihres Daseins, obwohl sie in diesem Fall weder ihrem Übermut noch den Naturgewalten erlagen, sondern ihrer selbst erschaffenen Fehlerhaftigkeit.

Einerseits hätte er es ihnen gegönnt.

Andererseits wollte er es ihnen nicht wünschen, denn er wäre so gern dabei gewesen.

Er verließ sein Kopfkino und kehrte in die Wirklichkeit zurück, an seinen Platz in dieser abenddunklen Straße, unter einer lackglänzenden roten Korbmarkise, vor einem kleinen Schaufenster. In dem Laden dahinter brannte notdürftiges Licht, um Einbrecher abzuschrecken. Es wirkte wie ein wenig Erfolg versprechender Versuch, verglichen mit der prallen Helligkeit auf der anderen Straßenseite. Natürlich ging es dort viel harmloser und gesitteter zu als in den Bildern, die er sah. Musik und Stimmen drangen nur gedämpft nach draußen, und es kam keine Polizei wegen ruhestörenden Lärms.

Manchmal verfluchte er seine Vorstellungskraft, seine Eigenschaft, vorhandene Situationen zwanghaft in tausend Richtungen weiterzuentwickeln.

Der Frosch auf dem Straßenasphalt saß vielleicht nur da und sammelte seine Kräfte für den nächsten Sprung. Möglicherweise hoffte er, dass ihn nicht die Breitreifen eines heranrasenden Autos platt schmetterten. Ebensogut konnte sein Dasitzen aus der Tatsache herrühren, dass er gerade gebraten wurde, weil er aus Versehen auf einem Untergrund gelandet war, der die Hitze einer Herdplatte angenommen hatte. Es konnte auch passieren, dass er verdampfte, bevor er die andere Fahrbahnseite erreichte, weil er nicht mit der Glut eines Sonnenstrahls rechnete, der ihn aus einer plötzlich aufbrechenden Wolkenlücke heraus traf. Zu rechnen war auch mit dem Storch, der seinen Rückflug von einer Babyauslieferung mit einem Sturzflug unterbrach, um einen schon gut durchgegarten Frosch vom Asphalt aufzupicken und während des Durchstartens zu verschlingen. Denkbar war auch, dass der Frosch explodierte. Dahinter steckte dann ein garstiger kleiner Junge, der ihn am nahen Bachufer gefangen und ihm einen Silvesterknaller umgebunden hatte.

Wie mit einem Mausklick kehrte er zurück in die Realität. Es war ein warmer Sommerabend, ein Samstag. Sonnabend, wie man hier in Norddeutschland sagte. Die meisten Menschen waren noch auf den Beinen oder wenigstens auf Balkonen oder Terrassen unter freiem Himmel, zudem in der Gewissheit, dass dieses Wochenende ihnen eine weitere Tropennacht bescherte. In den Vorhersagen war der Begriff zum Standard geworden. Bald würden sie den Regen als Monsun bezeichnen, wenn er immer wieder wolkenbruchartig und mit schweren Gewittern über die Weserniederung kam und niedersächsische Staatsforsten zum Regenwald wurden. Doch vorerst herrschte Trockenheit, schon seit zwei langen Monaten. Das Marschland atmete seine Restfeuchtigkeit aus, dampfte Nebelfelder in die Nacht und umhüllte die Stadt am Fluss mit feinem Grau. Altstadt-Fachwerkhäuser, in höchster Perfektion restauriert, standen Schulter an Schulter unter der Hitzewelle, trutzig bereit, ihre Neuzeitnachbarn aus Stein und Beton mitzunehmen auf die Zeitreise in kommende Jahrzehnte und Jahrhunderte– in eine katastrophale Pessimistenzukunft mit immer heißeren Sommern, immer wärmeren Wintern und immer höheren Frühjahrshochwassern.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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