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Oreo E-Book

Fran Ross

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Beschreibung

»Die Wiederentdeckung dieses Buches und die grandiose Übertragung von Pieke Biermann ist ein Glücksfall.« Max Czollek Christine ist sechzehn, hat eine schwarze Mutter und einen jüdischen weißen Vater und wächst auf in Philadelphia, verspottet als »Oreo« (wie der Keks) – eine doppelte Außenseiterin. Der Vater hat sich früh aus dem Staub gemacht und ihr ein Geheimnis hinterlassen, für dessen Lösung sie ihn finden muss. Auf nach New York! Unterwegs trifft sie unglaubliche Leute: einen schwulen »Reisehenker«, der anonym Manager feuert, einen Radio-Macher, der nicht spricht, einen grotesk tumben Zuhälter und endlich auch ihren Vater. Nicht jeder ist ihr wohlgesinnt. Aber Oreo überlebt alle und alles dank ihres selbsterdachten Kampfsports WITZ, getreu ihrem Motto: »Niemand reizt mich ungestraft.« Oreo folgt der Theseus-Sage mit all ihren Volten bis zum letzten irrwitzigen Twist, dem Vatergeheimnis. Aber der antike Held ist heute jüdisch, schwarz und weiblich.   »Fran Ross führt ihre Leser in ein widersprüchliches Amerika. Wie Pieke Biermann diesen temperamentvollen Text voller jiddischer Anleihen und Südstaaten-Slang übersetzt hat, ist ein einziger Genuss.« Begründung der Jury des Preises der Leipziger Buchmesse  2020 zur Preisträgerin Pieke Biermann für ihre Übersetzung von ›Oreo   Erstmals auf Deutsch in der Übersetzung von Pieke Biermann, mit einem Schlüssel für Schnellleser, Antikenferne etc., Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort von Max Czollek. ORF-Bestenliste Januar 2020

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Seitenzahl: 293

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Über das Buch

Christine ist sechzehn Jahre alt, hat eine schwarze Mutter und einen jüdischen weißen Vater und wächst auf in Philadelphia, verspottet als »Oreo« (wie der Keks) – eine doppelte Außenseiterin. Der Vater hat sich früh aus dem Staub gemacht und ihr ein Geheimnis hinterlassen, für dessen Lösung sie ihn finden muss. Auf nach New York!

Unterwegs trifft sie unglaubliche Leute: einen schwulen »Reisehenker«, der anonym Manager feuert, einen Radio-Macher, der nicht spricht, einen grotesk tumben Zuhälter und endlich auch ihren Vater. Nicht jeder ist ihr wohlgesinnt. Aber Oreo überlebt alle und alles dank ihres selbsterdachten Kampfsports WITZ, getreu ihrem Motto: »Niemand reizt mich ungestraft.«

 

 

 

 

Zur Erinnerung an meinen Vater Gerald Rossund an meine Großtante Izetta Bass Grayson (Auntie)

 

 

 

 

Oreo, Definition: Jemand, der/die außen schwarz und innen weiß ist.

 

Oreo, ce n’est pas moi. F.D.R.

 

Eine stimmige Geschichte. Flaubert

 

Rülps!* Wittgenstein

 

Motti haben nie mit dem jeweiligen Buch zu tun.

* Alles, was dieser tiefsinnige Denker je gesagt hat, verdient wiederholt zu werden. D. Hrsg.

Teil eins: Troizen

3Die Helenischen Briefe

Die ersten Briefe

Als Christine ein Jahr und Jimmie C. ein Baby war, fing Helen an, Briefe zu schreiben, die Louise ihnen vorlas. In den Briefen stand immer dasselbe:

Chicago [oder sonstwo]

Liebe Kinder,

Mami vermisst euch und schickt euch ∞ Liebe.

Louise las »∞ Liebe« mal als »faule-Acht-Liebe«, mal als »Krickel-Liebe«, bis Helen sie bei einem ihrer seltenen Besuche aufklärte, dass »∞« mathematisch für »infinit« sei. Danach las Louise »Impfiziert-Liebe«, fand die aber auch nicht kindgerechter.

Die Kinder interessierten sich nicht für Helens Briefe.

Als Christine drei und Jimmie C. zwei war, schrieb Helen immer:

Pittsburgh [oder sonstwo]

Mami würde alles geben, wenn sie zu Hause bleiben und sich um ihre kostbaren Babys kümmern dürfte.

Eines Tages sah Christine von ihrem Malbuch hoch (Richtig rasieren mit Esau, ein übrig gebliebenes Exemplar von einem der Renner ihres Großvaters) und schnappte ihrer Großmutter den Brief aus der Hand. Louise überließ ihn ihr zum Spielen, ging in die Küche und kochte sop buntut Djakarta. Christine starrte eine Weile auf den Brief, dann wählte sie mit Sorgfalt ein paar Ölkreidestifte aus einer Riesenschachtel (mit so exotischen Farben wie Rot, Grün und Blau sowie den Standardfarben Malve, Rotbraun, Chartreuse und Oregano) und komponierte eine Antwort:

aihpledalihp

ssiehcs ned ssal amam ebeil

Helen schmollte widerwillig anerkennend über den Brief ihrer Tochter, antwortete, absichtliches Schreiben in Spiegelschrift sei bereits seit Leonardo ausgestorben, und schickte ihren Kindern fortan Briefe über ihre eigene Kindheit, ein beachtliches, typisch Helenisches Allerlei.

Ausgewählte Exzerpte aus Helens Briefen an ihre Kinder: die ersten zwölf Jahre

Minneapolis

Kindergarten! George Brooks Elementary, Geruch von Fingerfarben: feuchter Gips, der schon einen Stich hat. Jeden Nachmittag Punkt zwei haben wir eine Tüte pisswarme Milch und drei Vollkornkekse gekriegt. Punkt vierzehn Minuten nach zwei hat Roselle Morgan alles wieder ausgespuckt. Wir haben einen großen Bogen um sie gemacht und uns auf unseren kleinen Flickenteppichen zum Schlafen hingelegt, mit zuckenden zarten Kaninchennasen und unbehelligten Nebenhöhlen.

Des Moines

Mein erster Freund war ein nefesch namens Roger. In der ersten Klasse von Miss Barton saß ich neben ihm. Eines Tages sagt er: »Malvina ist meine Freundin. Ich mag Malvina.« Ich gucke Malvina an, die allerhübscheste Erstklässlerin von ganz Amerika. »Ich weiß ehrlich nicht, was du an der findest«, lüge ich. »Kannst du nicht lieber mich mögen?« Er sagt: »Okay«, und ich nehme ihn zum Mittagessen mit nach Hause. Ich weiß noch, Louise hatte an dem Tag coq au vin gemacht. Und dieser Roger will ein Erdnussbutterbrot und stippt dann damit in der göttlichen Sauce herum. So ein chaloscheß! Am nächsten Tag in der großen Pause hab ich ihn auf- und Malvina zurückgegeben.

Boston

Zeit: Zweiter Weltkrieg. Ort: Mrs. Dannenbaums Klassenzimmer, Shoemaker Junior Highschool. Szeneneröffnung: Die Schüler singen patriotische Lieder.

»Wir sind die Seabees von der Marine, wir können bauen und können kämpfen!«

»… und unser Fliegerkorps hält niemand auf – außer den Seabees.«

Mrs. Dannenbaums Mann war bei den Marinepionieren.

San Francisco

Fernsehen? Feh! Zu meiner Zeit hatten wir KINOS