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Die Pferdeosteopathie hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung zugenommen, wurde bei den Pferdebesitzern beliebter und ist in den Pferdeställen letztendlich angekommen. Es sind nicht nur die Profisportler, die mit ihren Leistungspferden einen Osteopathen konsultieren, sondern auch die Freizeitreiter mit ihren geliebten Pferden. Durch die manuellen und sanften Behandlungsformen wird eine Vielfalt an therapeutischen Möglichkeiten aufgezeigt, die die Selbstheilungskräfte des Pferdes wieder mobilisieren können. Die Osteopathie ist darauf ausgerichtet, Fehlstellungen, Muskelverspannungen, Wirbel und Gelenke wieder so zu richten, dass die natürliche Beweglichkeit des Pferdes wiederhergestellt wird. Durch dieses Buch erfahren Sie, warum Blockaden entstehen, auf welche Körperregionen sie sich auswirken und wie es um die Beweglichkeit des Pferdes steht. Außerdem werden noch folgende Themen behandelt: Anatomie des Pferdes Angeborene und erworbene Stellungsfehler Der perfekt angepasste Sattel Wann ist die Osteopathie sinnvoll? Stresspunktmassage Homöopathie und Phytotherapie bei Blockaden und vieles mehr! Dies ist ein Ratgeber für alle Freizeit, Leistungs- und Berufsreiter*innen und Reitlehrer*innen, die sich Sorgen um die Gesundheit ihres Pferdes machen und die auch die Zusammenhänge zwischen Blockaden und Auswirkungen auf den Pferdekörper verstehen möchten. Die einzelnen Kapitel sind dabei gut verständlich beschrieben, anatomische und biomechanische Zusammenhänge sind so dargestellt, dass sie leicht zu verstehen sind. Und natürlich ist auch erklärt, wie der Reiter oder die Pferdebesitzerin selber die "Möhrchen-Dehnung" durchführen kann. Sind sämtliche Voraussetzungen erfüllt, könnte der Heilung ihres Pferdes nichts mehr im Wege stehen, was sich mit der Zeit wieder positiv auf das Reitvergnügen auswirken wird. Steigen Sie jetzt ein in die spannende Welt der Osteopathie!
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Seitenzahl: 98
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Osteopathie Pferd:
Zusammenhänge im Pferd erkennen und den Bewegungsapparat des Pferdes verstehen – mit einem Bonuskapitel über die Stresspunktmassage
Inhaltsverzeichnis
Einleitung in die Geschichte der Pferdeosteopathie
Anatomie des Pferdes
Aufbau eines Pferdekörpers
Die Wirbelsäule
Die Vorderhand
Die Hinterhand
Die Muskulatur des Pferdes
Was versteht man unter Faszien?
Unterschiedliche Lagen der Faszien
Faszien leiten Bewegungsimpulse durch den Pferdekörper
Eine der wichtigsten Faszie im Pferdekörper
Die Sehnen eines Pferdes
Die Bänder des Pferdekörpers
Die Statur eines Pferdes mit einer gesunden Körperhaltung
Angeborene und erworbene Fehlstellungen bei Pferden
Fehlstellungen der Beine und Hufe
Unterschied zwischen Physiotherapeut und Osteopathen
Der Chiropraktiker
Der Osteopath
Der Physiotherapeut
Was kann man sich eigentlich unter Pferdeosteopathie genau vorstellen?
Was wird die Osteopathie bei einem Pferd ausrichten können?
Wie kann man sich eine Behandlung vorstellen?
Ist die Osteopathie eine gute Option zur gängigen Schulmedizin?
Die Osteopathie unterstützt den Pferdekörper dabei die Selbstheilungskräfte anzuregen
Schmerzen vermindern und Blockaden auflösen – Den Sattel richtig anpassen
Der Schmerz ist ein Teufelskreislauf!
Die Maxime der Ganzheitlichkeit
Diese Symptome deuten auf eine bestehende Problematik hin:
Was sind die Folgen bei Dysfunktionen und Läsionen im Pferdekörper?
Läsion im Kreuzbein (Sacrum) beim Pferd (Schiefstellung des Beckens)
Das Iliosakralgelenk ist zu hoch
Das Iliosakralgelenk ist zu tief
Die osteopathische Anpassung des Sattels
Der Sattel an sich
Der Sattelbaum und das Sitzprofil:
Kopfeisenrichtung
Kopfeisenweite
Die Kissenfüllung
Der Kissenabstand
Die Kissenwinkelung
Die Gewichtsverteilung beim Sattel
Satteldecke und Schabracke
Sattelstrupfen und Gurtlage
Wann ist Osteopathie für Pferde sinnvoll?
Die Aussage „Richtig reiten reicht“ – ist nicht immer wahr!
Was ist eine Blockade eigentlich genau?
Auslöser für die Blockaden bei Pferden
Ursache und Folge-Reaktion
Die Blockade als Notruf – worauf die Störung im Bewegungsapparat aufmerksam machen will.
So sieht eine osteopathische Behandlung beim Pferd aus
Manuelle Tasttechniken
Blockaden lösen – aber richtig
Die Osteopathie ist keine einmalige Behandlung
Handgriffe und spezielle Techniken in der Pferdeosteopathie
Im Vorfeld der Behandlung am Pferd ist die Anamnese sehr wichtig
Die manuelle Untersuchung in der Pferdeosteopathie – der Schritt nach der Anamnese
Diagnose und die folgende osteopathische Behandlung
Stresspunktmassage beim Pferd
Wenn die Muskulatur überlastet ist
Stresspunkt Nummer 1 beim Pferd:
Stresspunkt 1
Stresspunktmassage:
Einfache Übungen
Stresspunktmassage und die alternative Medizin
Stresspunkte Nummer 2 und 3 beim Pferd
Woran erkennt man die Problematik im Halsbereich?
Verspannung und Verhärtung der Muskulatur
Welche Lösungsansätze gibt es für Reiter und Pferd?
Stresspunkt Nummer 3
Stresspunkte Nummer 4, 5 und 6
Was kann man machen?
Osteopathie: Mit den Händen sehen, was den Augen verborgen bleibt
Schaden und Schutz
Die Osteopathie sucht nach der Quelle der Fehlbelastung
Osteopathen sind auch für innere Erkrankung zuständig
Dauer und Gegenanzeigen in der Osteopathie
Es gibt vier unterschiedliche und große Bereiche in der Osteopathie
parietale Osteopathie:
Die viszerale Osteopathie:
Die kraniosakrale Osteopathie:
Die myofasziale Osteopathie:
Osteopathie, Physiotherapie oder Chiropraktik – was denn nun?
Chiropraktik – Blockaden auflösen
Osteopathie – eine milde und ganzheitliche Therapie
Physiotherapie – Bewegung bedeutet Leben
Reiter und Pferd nach der Behandlung
Ist es sinnvoll, dass auch der Reiter physiotherapeutisch behandelt wird?
Wie oft sollte man sein Pferd behandeln lassen?
Warum wird der Sattel bei der Erstuntersuchung mit in Augenschein genommen?
Warum spielen auch die Zähne des Pferdes eine wichtige Rolle?
Homöopathie / Phytotherapie bei Blockaden – Was hilft und unterstützt die Osteopathie
Anzeichen von Rückenschmerzen beim Pferd
Homöopathische Mittel bei einem verspannten Rücken
Rücken- und Wirbelsäulenprobleme bei Pferden
Phytotherapie für die erkrankten Pferde
Worauf man bei der Fütterung achten sollte, wenn das Pferd Muskelverspannungen hat
Leberprobleme als Ursache für die verspannte Muskulatur
Wie findet man den richtige Pferdeosteopathen?
Was besagt EPOS in der Pferdeosteopathie?
Darf ein Pferdebesitzer auch selber an seinem Pferd Hand anlegen?
Osteopathen und Physiotherapeuten arbeiten mit Gespür und Augenmaß
Fazit
ÜBER DAS BUCH
Abbildung 1: Die drei Körperpartien des Pferdes (mit Strich getrennt).10
Abbildung 2: Anatomie des Pferdes21
Abbildung 3: passender Pferdesattel46
Abbildung 4: Kräuter können nützlich sein.78
Abbildung 5: Einfache Übungen mit der Möhre.79
Abbildung 6: Widerrist massieren.89
Die Osteopathie ist eine Heilkunst, die ihren Ursprung in Amerika hat und im 19. Jahrhundert entwickelt wurde. Der Urheber der Osteopathie war Dr. Andrew Taylor Still, der von 1828 bis 1917 gelebt hat. Er war zur der damaligen Zeit auf der Suche nach bestimmten Wegen und Möglichkeiten, gesundheitliche Beschwerden erfolgreich zu behandeln, ohne jedoch irgendwelche Arznei und chirurgische Eingriffe zu benutzen.
Die Pferdeosteopathie ist eine unabhängige Behandlungs-möglichkeit, die den Pferden hilft, Blockanden zu lösen und Muskeln zu lockern. Sie ist aber nicht gleichzusetzen mit der Physiotherapie, der Chiropraktik und anderen Heilmassagen. Die Pferdeosteopathie berücksichtigt die enge Verwobenheit des Haltungs- und Bewegungsapparates mit den bedeutsamen Funktionen des Körpers wie beispielsweise der Atmung, des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels, dem Lymphfluss und den psychischen Funktionen. Das hauptsächliche Ziel in der Pferdeosteopathie ist es, mit Hilfe von gezielten, sanften Handgriffen die Blockaden in der Körperfunktion zu vermindern beziehungsweise ganz aufzulösen. Dadurch werden Fehlentwicklungen korrigiert und Heilungsprozesse eingeleitet und die Körperfunktionen wieder unterstützt. Weitere Maßnahmen, wie eine Massage, Wärme oder Lasertherapie können hierbei unterstützend eingesetzt werden.
Vorhand – Mittelhand – Hinterhand
Abbildung 1: Die drei Körperpartien des Pferdes (mit Strich getrennt).
Unter der Anatomie versteht man die Lehre des Körperaufbaus und den daraus resultierenden Beziehungen der körperlichen Systeme zueinander. Gewisses anatomisches Wissen ist für jeden Pferdebesitzer, Reitlehrer und Pferdesportler daher sehr wichtig. Dieses Wissen lässt es zu, dass man die Energie der Bewegungen besser versteht und das sich Pferd beim Reiten freier bewegen kann, ohne dass dabei Gelenke, Sehen und Bänder zu sehr belastet werden. Diese Kenntnisse über die Anatomie machen aus Reitlehrern, Therapeuten und Pferdebesitzern hervorragende Pferdekenner. Es ist ausschlaggebend, um die bestmögliche Leistung aus einen Pferd herauszuholen – im Leistungssport – ist aber auch wichtig, um die Grenzen des Pferdes zu erkennen.
Die Wirbelsäule des Pferdes ist von der Evolution ein gut ausgeklügeltes Gebilde, dass aus den einzelnen Wirbeln, den Bandscheiben, extrem starken Bändern und Gelenken besteht. Als Verbindung der Vor- und Hinterhand überträgt sie den Schwung von der Hinterhand nach vorne. Außerdem trägt sie das Gewicht des gesamten Verdauungstraktes gleichermaßen wie den Reiter mit seinem Gewicht. Sie gliedert sich in fünf Bereiche auf, wobei alle Wirbel immer die gleiche Struktur haben. Allerdings ändert sich die Form der Wirbel am Übergang zum nächsten Bereich. Jeder einzelne Wirbel hat Fortsätze, an denen sich die Muskulatur und die Bänder angliedern. Jeder Wirbelkörper hat einen Wirbelkanal, durch welches das Rückenmark verläuft. Das Rückenmark wiederum leitet die Signale zwischen dem Gehirn und dem restlichen Körper.
Die beiden Vorderbeine sind mit dem Rumpf über den Brustkorb mittels einer starken Muskelschlaufe verbunden. Diese Schlaufe, die aus Bindegewebe und Muskeln besteht, ermöglicht es dem Pferd, Wendungen zu gehen und federt Erschütterungen ab, gerade nach der Landung nach großen Sprüngen. Die Vorderbeine sind darauf ausgelegt, das Gewicht des Pferdes zu tragen, die Balance zu halten und vollbringen Wendungen und dienen beim Abbremsen.
Die Hinterhand ist durch das Becken und das Kreuzdarmbeingelenk mit der Wirbelsäule verbunden. Da die Hinterhand eine extreme Kraft entwickeln kann, sind entsprechend die Knochen stark und groß genug, dieser Energie standhalten zu können. Die wesentlichste Funktion der Hinterhand ist es, den Antrieb zu erzeugen. Dabei bestimmen die Länge und die Winkelung der Knochen über die Fähigkeit der Beweglichkeit, den Vorwärtsschub und den Raumgriff des Pferdes und damit über die sportlichen Fähigkeiten. Ist die Winkelung der Knochen stark ausgeprägt, umso größer ist eine Beugung des Beines möglich und das Pferd kann besser bei Springturnieren oder beim Dressurreiten eingesetzt werden. Hat ein Pferd eine steile Winkelung, wird es Erschütterungen nicht so gut abfangen und weniger abfedern können.
Es gibt eine Vielzahl von Skelettmuskeln in einem Pferdekörper. Sie sind für die Bewegung verantwortlich, weil sie Energie über Sehnen auf die Knochen übertragen, um somit die Gelenke zu bewegen. Muskelspannung, -länge und -kraft sorgen für die Festigkeit des Skeletts. Muskeln arbeiten stets in Zweiergruppen. Wenn sich zum Beispiel ein Muskel zusammenzieht, verlängert sich sein Antagonist automatisch. Diese Funktionsweise findet gleichermaßen bei Muskelgruppen oder -ketten statt, die die Bewegung und die Körperhaltung betreffen.
Der Begriff ist aus dem Lateinischen abgeleitet: fascia ‚Band', ‚Bandage'. Bei Faszien handelt es sich grob formuliert um strammes Bindegewebe. Dies kann man ganz gut am Beispiel eines Hühnerbrustfilets sehen: die Faszie ist das weiße, filigrane Netz, welches sich über das Fleisch ausbreitet, es umhüllt und für Festigkeit sorgt. Wenn sich ein Pferd nicht mehr in der gewohnten Art und Weise bewegt wird ein Besitzer zunächst einmal den Tierarzt anrufen oder sich an einen Osteopathen wenden. Normalerweise werden die Problemauslöser schnell gefunden und dabei handelt es sich üblicherweise um Gelenkblockaden, Muskelverspannungen oder auch um erworbene Fehlstellungen. Die Tierärzte greifen dann oftmals zu Spritzen und Medikamenten und verordnen Boxenruhe, was aber leider nicht das Problem an der Wurzel packt. Ein Osteopath wird hingegen das Tier untersuchen und mit sanften Handtechniken die Wirbel wieder in die richtige Stellung bringen.
Über viele Jahre hinweg hatte die Forschung hinsichtlich der Ursachen eine wichtige Tatsache nicht mit berücksichtigt – die Faszien. Dies liegt darin begründet, dass die Faszienforschung noch ein sehr junges Gebiet in der medizinischen Forschung darstellt. Erstmals wurde im Jahr 2007 eine international einstimmige Definition für Faszien bekannt gegeben.
Faszien haben drei verschiedene Schichten:
Die Faszien hüllen einzelne Muskelfasern im Pferdekörper ein und sie trennen die Muskeln voneinander. Wie ein hauchdünnes, feines Netz überziehen sie den ganzen Körper und sind miteinander verwoben.
Diese Vernetzungen übertragen Impulse durch den gesamten Körper hindurch. Eine Bewegung im Kopf-Hals-Bereich wird auf die Hals-Faszie übertragen und diese leitet den Bewegungsimpuls auf den Rücken, den Bauch und auf die Hinterhand weiter. Eine bestimmte Stellung und Biegung ist demnach voneinander abhängig, ebenso wie das Versammeln des Pferdes sowohl negativen als auch positiven Einfluss nehmen kann. Ein Problem wird sich erst dann ergeben, wenn die beteiligte „Faszienkette“ verklebt ist und die Impulse sehr schlecht oder auch gar nicht mehr weitergeleitet werden.
Faszien haben einen sehr hohen Anteil an Flüssigkeit und sind dadurch extrem elastisch. Da ihre Funktionsweise ein Zusammenspiel mit den Muskeln ist, sorgen sie auch für die Gleitfähigkeit der Muskelfasern. Eine weitere Funktion der Faszien ist die, dass sie die zwischen den Muskelschichten gelegenen Blutgefäße und Lymphen schützen.
Sehr interessant zu wissen ist auch, dass die Organe im Körper mithilfe von Faszien aufgehangen sind. Die Faszien an sich sind sehr schmerzempfindlich. Sie können verkleben, was sehr schmerzhaft für Mensch und Tier ist und nach einiger Zeit können sie sogar verfilzen. Dies behindert die Muskulatur und den Lymphfluss natürlich sehr stark.
Wenn die Gleitfähigkeit des Muskels, der unter der Faszie liegt, beeinträchtigt ist, lagert sich die Lymphflüssigkeit ab. Gelenkschmerzen entstehen und dies wiederum mindert die Bewegungsfähigkeit des Tieres in ebendiesen Bereichen. Ein Resultat kann durchaus sein, dass es daraus zur Lahmheit kommt. Die üblicherweise für Menschen zur Hilfe genommenen Aufnahmeverfahren wie Röntgen, CT und MRT können aber leider eine Veränderung an den Faszien nicht bildlich darstellen. Wohl gibt es inzwischen auch spezielle Ultraschallgeräte, die eine Praxis aber erst einmal besitzen muss. Des Weiteren muss der Arzt die Faszie überhaupt als „Verdächtige“ erst einmal identifizieren. In der Pferdewelt sieht es nicht anders aus.