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Als Papst Leo im August 855 starb, folgte ihm Johanna, das Weib, das zwei Jahre, fünf Monate und vier Tage auf dem Stuhl Petri saß. In über 500 Chroniken finden sich Berichte über die Päpstin Johanna, die in der offiziellen Kirchengeschichte heute mit keinem einzigen Wort erwähnt wird. Warum wurde die Geschichte für die einen zum Skandal, während andere in Johanna eine Heldin und Heilige erblickten? Haben böswillige Protestanten die Geschichte erfunden, um das Ansehen des Papsttums zu untergraben? Aber gibt es nicht Hinweise und Indizien, dass Johanna tatsächlich gelebt hat und Papst geworden ist? Die Geschichte der Päpstin ist die einer klugen und wissbegierigen Frau, die sich nicht einschüchtern lässt von der Lehre der Kirche, dass Frauen minder-bemittelte Geschöpfe seien. Als Mann verkleidet wird sie zum Papst gewählt. Als der beliebte Papst während einer Prozession durch Rom zusammenbricht und ein Kind gebiert, ist die Sünderin auf dem Heiligen Stuhl entlarvt. Gibt es Spuren von der Päpstin Johanna an dem Ort, an dem die Legende ihren Anfang nahm? In Rom stößt man auf eine Reihe von Indizien, die Zweifel an der offiziellen Geschichtsschreibung der Kirche wecken. Warum änderten ihre Nachfolger den traditionellen Prozessionsweg durch die Heilige Stadt? Was ist mit der Päpstinnen-Statue in Rom passiert, die der Reformator Martin Luther noch mit eigenen Augen sah?
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Seitenzahl: 88
Veröffentlichungsjahr: 2022
Walter Brendel
Päpstin Johanna
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
Inhalt
Impressum
Einführung
Die Geschichte
Das Leben der der von einer sich als Mann ausgebenden gelehrten Frau
Die Frauenrolle zur Zeit Johannas
Aufstieg ins höchste Kirchenamt
Spurensuche
Fazit um die Geschichte der Päpstin Johanna
Quellen
Als Papst Leo im August 855 starb, folgte ihm Johanna, das Weib, das zwei Jahre, fünf Monate und vier Tage auf dem Stuhl Petri saß. In über 500 Chroniken finden sich Berichte über die Päpstin Johanna, die in der offiziellen Kirchengeschichte heute mit keinem einzigen Wort erwähnt wird. Warum wurde die Geschichte für die einen zum Skandal, während andere in Johanna eine Heldin und Heilige erblickten? Haben böswillige Protestanten die Geschichte erfunden, um das Ansehen des Papsttums zu untergraben? Aber gibt es nicht Hinweise und Indizien, dass Johanna tatsächlich gelebt hat und Papst geworden ist?
Die Geschichte der Päpstin ist die einer klugen und wissbegierigen Frau, die sich nicht einschüchtern lässt von der Lehre der Kirche, dass Frauen minder-bemittelte Geschöpfe seien. Als Mann verkleidet wird sie zum Papst gewählt. Als der beliebte Papst während einer Prozession durch Rom zusammenbricht und ein Kind gebiert, ist die Sünderin auf dem Heiligen Stuhl entlarvt. Gibt es Spuren von der Päpstin Johanna an dem Ort, an dem die Legende ihren Anfang nahm? In Rom stößt man auf eine Reihe von Indizien, die Zweifel an der offiziellen Geschichtsschreibung der Kirche wecken. Warum änderten ihre Nachfolger den traditionellen Prozessionsweg durch die Heilige Stadt? Was ist mit der Päpstinnen-Statue in Rom passiert, die der Reformator Martin Luther noch mit eigenen Augen sah?
Die Geschichte von der Päpstin Johanna ist ein faszinierendes "Rätsel der Geschichte”, das über die Jahre zur Legende wurde. Saß im neunten Jahrhundert tatsächlich eine Frau auf dem Petersstuhl?
Mehr als ein Jahrtausend später ist es unmöglich, ihre Existenz zu beweisen oder zu widerlegen. Aber man kann einige Argumente für und wider ihre Existenz untersuchen. Die meisten Menschen haben noch nie von der Päpstin Johanna gehört – und alle die, die ihre Geschichte kennen, halten ihre Existenz für eine Legende. Ihr Amt als Päpstin ist jedoch bis heute in über 500 historischen Chroniken erwähnt, darunter auch die von bekannten Autoren wie Petrarca, Boccaccio und Platin, dem berühmten Papstchronisten.
Johannas Geschichte findet sich im offiziellen Kirchenreiseführer "Mirabilia Urbis" wieder, der über Jahrhunderte hinweg von jedem Rom-Pilger gelesen wurde. Von vielen Rombesuchern wird ihre Statue erwähnt, die neben den Abbildern der anderen Päpste in der Kathedrale von Siena gestanden haben soll. Im Jahr 1601 verschwand diese dann – sie soll auf Anweisung von Papst Clemens VIII. entfernt worden sein. Nach einer sorgfältigen Recherche in den päpstlichen Archiven im Jahr 1276 (in Aufzeichnungen, von denen es heute heißt, sie seien "der Zeit zum Opfer gefallen"), änderte Papst Johannes XX. seinen Titel in Johannes XXI. und erkannte damit offiziell das Pontifikat Johannas als Johannes Anglicus VIII. an. Warum also diese Debatte?
Hier sind einige Argumente, die für und gegen die Existenz der Johanna sprechen. Das erste Argument, das gegen die Existenz der Päpstin spricht, dreht sich um die Frage, wann sie überhaupt regiert haben soll. Donna Woolfolk Cross legt ihre Amtszeit, entsprechend der am weitesten verbreiteten Vermutung, in die Zeit zwischen die Päpste Sergius II., Leo IV. (im Film wurden die beiden historischen Personen zur Figur Sergius zusammengelegt) und Benedikt III.
Leo IV. starb im Juli 855; sein Nachfolger Benedikt wurde am 29. September desselben Jahres geweiht. Statt der zweieinhalb Jahre, die Johanna regiert haben soll, liegt also nur ein Zeitraum von zweieinhalb Monaten zwischen dem Tod des alten und der Wahl des neuen Papstes. An den Daten ist kaum zu rütteln: Das Datum von Benedikts Amtseinführung ist durch eine Urkunde belegt, in der er mit Datum vom 7. Oktober einem Kloster dessen Privilegien bestätigt. Am Tag der Amtseinführung starb Kaiser Lothar. Doch bis die Kunde davon, Wochen später, endlich auch nach Rom drang, waren bereits Münzen geprägt worden, die sowohl Benedikt als auch Lothar nennen.
Es ist allgemein bekannt, dass das Liber Pontificalis ("Das Buch der Päpste"), meist sehr ungenau hinsichtlich der Papstnachfolgen und der Todesdaten des Mittelalters ist und dass viele der zitierten Daten gänzlich erfunden sind. Das Todesdatum von Papst Leo IV. ist mit dem 17. Juli beziffert, doch die ältesten Aufzeichnungen erwähnen kein Jahr. In einer Zeit, bevor Bücher gedruckt werden konnten und Schriftstücke aus Pergament abgekratzt und überschrieben wurden, wäre es sehr einfach gewesen, das Todesjahr von Leo von 853 auf 855 zu ändern – Johanna soll von 853 bis 855 regiert haben – um es aussehen zu lassen, als wäre Papst Leo IV. unmittelbarer Nachfolger von Papst Benedict III. gewesen. Dies ist die Zeitspanne, die Donna Woolfolk Cross in ihrem Roman verwendet. Darin stimmt sie mit der Arbeit von Gelehrten überein, die die Original-Manuskripte des Liber Pontificalis untersucht haben.
Ein weiteres Gegenargument besteht darin, dass die Geschichte der Päpstin erst Jahrhunderte später nennenswerte Verbreitung fand. Der Name "Johannes Anglicus" wurde im Jahre 1265 erstmals von Dominikanermönch Martin von Troppau erwähnt, der die Amtszeit der Päpstin ebenso ins 9. Jahrhundert verlegt und sie zur Nachfolgerin von Leo IV. macht. Sein "Chronicon pontificum et imperatorum" ("Chronik der Päpste und Kaiser") war in 500 Handschriften verbreitet; für die damalige Zeit eine ungeheure Menge, die diese Chronik zum Standardwerk machte. Martin von Troppau erzählt, dass Johanna, die aus Mainz oder England stammte, bei einer Prozession zum Lateran ein Kind geboren habe, dabei gestorben und sogleich begraben worden sei.
Zeitgenössische Quellen, sei es aus dem 9. oder dem beginnenden 12. Jahrhundert, existieren nicht – was wiederum nicht für den Wahrheitsgehalt der Geschichte spricht. Zudem stammen die wichtigsten Quellen zur Päpstin aus Chroniken von Benediktiner und Franziskanermönchen, deren Orden der römischen Amtskirche eher kritisch gegenüberstanden. Weitere Popularität erlangte die Päpstin Johanna dann in der Zeit der Reformation, in der sie in zahlreichen Schriften der Reformatoren als ein weiterer Beweis für die moralische Verkommenheit der Amtskirche höchst willkommen war.
Ein zeitgenössisches Dokument mit einem Bericht über Johannas Amtszeit gibt es doch – eine Abschrift des Liber Pontificalis. Es gibt Zweifel, ob der Bericht über Päpstin Johanna in diesem Schriftstück eine spätere Erweiterung ist. Aber selbst wenn das der Fall wäre, würde das den Bericht nicht zwingend unwahr erscheinen lassen. Ein späterer Chronist könnte auch Johannas Fehlen in der Aufzeichnung korrigiert und damit Missverständnisse aus dem Weg geräumt haben. Diese Annahme und die genannte Abschrift spielen im Roman von Donna Woolfolk Cross, sowie im Film, eine wichtige Rolle.
Neben dem Liber Pontificalis taucht Johannas Geschichte zunächst in der Arbeit von Marianus Scotus auf, einem Mönch, der dem Pontifikat vollkommen ergeben war. Nur wenig später war auch in den Schriften von Sigebert von Gembloux, Otto von Freising, Godfrey von Viterbo und Gervase of Tilbury von Johanna zu lesen – alle im 12. Jahrhundert, lange vor Martin von Troppau. Doch von diesen Aufzeichnungen gibt es keine Originale und Johannas Geschichte taucht nur in einigen der Kopien auf. Fraglich ist, ob Johannas Geschichte nachträglich in diese Abschriften eingefügt oder aus denjenigen gelöscht wurde, in denen sie nicht erwähnt wird.
Martin von Troppau (besser bekannt als Martin Polonus) war Dominikanermönch und ein eifriger Verfechter von Johannas Pontifikat – ein Mann, der für seine Genauigkeit und gewissenhafte Recherche in der Bibelforschung geschätzt wurde. Sein Werk, das Chronicon Pontificum et Imperatorum, legt den Grundstein für die Geschichte der Päpste, eine "semioffizielle" Chronik der Päpste. An seiner Erwähnung von Johanna gibt es keinen Zweifel, da sie in allen Ausgaben auftaucht.
Sie ist eine der ungewöhnlichsten Gestalten des Mittelalters- Chronisten behaupten, im 9. Jahrhundert wird eine Frau Oberhaupt der Kirsche. Ihr Name Johannes Anglicus. Doch ein Skandal beendet ihre Karriere und ihr Leben. Legende oder Wahrheit? Versuchen wir es herauszufinden.
Für die Einen war es ein Skandal, für Andere eine historische Chance. Es ist und bleibt ein großes historisches Rätsel des christlichen Mittelalters und wenn die Legende wirklich stimmen sollte, dass muss die Kirche ihre Geschichte neu schreiben.
Der Vatikan schweigt, denn die Botschaft der ersten Päpstin könnte die ganze Kirche verändern. Was ist dran, an der Geschichte um die Päpstin Johanna? Mythos oder historische Tatsache?
Was ist, wenn die Legende wirklich mehr ist, als die reine Fiktion? Forscher weltweit versuchen diese Geschichte zu entschlüsseln. Seit den Anfängen der Christenheit vor 2000 Jahren führen Männer die Kirche an, eine Päpstin ist für viele Undenkbar. Dich mittelalterliche Chroniken berichten von einer Frau, die im 9. Jahrhundert auf dem Heiligen Stuhl sitzt.
Die früher mit der jeweiligen konfessionellen Zugehörigkeit des Historikers verbundene parteiliche Sichtweise spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Dass die Erforschung der Geschichte einer bestimmten Kirche (auch heute noch) überwiegend von den angehörenden Historikern dieser jeweiligen Kirchen betrieben wird, hängt mit dem entsprechenden Interesse und Quellenzugang zusammen.
Das Christentum entstand – der christlichen Jahreszählung und der heute international am weitesten verbreiteten Zeitrechnung entsprechend – im 1. Jahrhundert aus dem Glauben einer Minderheit im palästinischen Judentum an die Gottessohnschaft Jesu von Nazaret. Urchristen wie Paulus von Tarsus und der Evangelist Johannes entfalteten diesen Glauben auch mit Begriffen aus der griechischen Philosophie. Seitdem verbreitete sich die neue Religion trotz Verfolgungen im gesamten Römischen Reich. Nach dem Ende der staatlichen Verfolgungen 311 wurde sie später zu dessen Staatsreligion und schließlich zur – bezogen auf die Anzahl ihrer Gläubigen – größten Weltreligion der Gegenwart. Mit der Bildung von Kirchen mit einer Beamtenhierarchie (Klerus) gingen dogmatische Streitfragen einher, die mitunter zu Kirchenspaltungen und Neubildung von Konfessionen führten.
Vom 6. bis 10. Jahrhundert erlebte das Christentum seine bisher schwersten Rückschläge in seiner Geschichte. Das Römische Reich zerbrach unter dem germanischen Ansturm. Einer Expansion der Westkirche, insbesondere im Frankenreich, folgte ein absoluter Tiefpunkt des römischen Papsttums im 9. und 10. Jahrhundert.
Diesem Niedergang folgte ein erstaunlicher Aufschwung. Im Westen gingen von Wandermönchen und Klöstern Erneuerungsbewegungen aus, die nach und nach das ganze westliche Europa christianisierten. Das war als die Zeit unserer Handlung in der Kirchengeschichte.
Das Leben Johannas beginnt im Mainz. Ein Geburtsjahr ist nicht bekannt. Aufgrund ihrer Karriere und der Schwangerschaft (wohl vor dem 40. Altersjahr) kann man ausrechnen, dass sie im Zeitfenster zwischen 825 und 830 geboren worden sein dürfte.