Parker bremst die "Todesboten" - Günter Dönges - E-Book

Parker bremst die "Todesboten" E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Die Morgenpost, Mylady«, meldete Josuah Parker in seiner unnachahmlich würdevollen Art und präsentierte seiner Herrin auf einem ovalen Silbertablett einige Briefe und eine Stoffpuppe, die sich nicht gerade durch hübsches Aussehen auszeichnete. Agatha Simpson hatte im kleinen Salon ihres Hauses in Shepherd's Market Platz genommen und zeigte sich zuerst mal desinteressiert. Sie blickte prüfend auf den Beistelltisch, auf dem der Butler das Frühstück bereithielt. Mit sicherem Blick sortierte sie das reichhaltige Angebot. Parker bot frisch gepreßten Orangensaft, gebackene Nierchen, einige Rostbratwürstchen, etwas Fisch und dazu diverse Brotsorten, Butter und Käse an. »Ich brauche starken Kaffee«, sagte sie. »Ich habe heute noch viel zu erledigen, Mister Parker.« »Mylady erwartet ein ausgesprochen starker Kaffee«, erwiderte der Butler und schob das Silbertablett in ihre Blickrichtung. »Mylady haben sicher die Absicht, die Herkunft dieser Puppe feststellen zu wollen.« »Was soll das?« fragte die ältere Dame mit ihrer sonoren Stimme. »Haben Sie diese Scheußlichkeit in Ihrer Freizeit gebastelt, Mister Parker? Wenn ja, dann finde ich das sehr albern.« »Die Stoffpuppe, Mylady, kam mit der Post«, erwiderte der Butler. »Sie wurde von meiner Wenigkeit bereits durchgecheckt und enthält in ihrem Inneren keine Überraschungen in Form von Sprengstoffen oder Ähnlichem.« Parker ging auf ihre Frage nicht ein.

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Butler Parker – 257 –

Parker bremst die "Todesboten"

Günter Dönges

»Die Morgenpost, Mylady«, meldete Josuah Parker in seiner unnachahmlich würdevollen Art und präsentierte seiner Herrin auf einem ovalen Silbertablett einige Briefe und eine Stoffpuppe, die sich nicht gerade durch hübsches Aussehen auszeichnete.

Agatha Simpson hatte im kleinen Salon ihres Hauses in Shepherd’s Market Platz genommen und zeigte sich zuerst mal desinteressiert. Sie blickte prüfend auf den Beistelltisch, auf dem der Butler das Frühstück bereithielt. Mit sicherem Blick sortierte sie das reichhaltige Angebot. Parker bot frisch gepreßten Orangensaft, gebackene Nierchen, einige Rostbratwürstchen, etwas Fisch und dazu diverse Brotsorten, Butter und Käse an.

»Ich brauche starken Kaffee«, sagte sie. »Ich habe heute noch viel zu erledigen, Mister Parker.«

»Mylady erwartet ein ausgesprochen starker Kaffee«, erwiderte der Butler und schob das Silbertablett in ihre Blickrichtung. »Mylady haben sicher die Absicht, die Herkunft dieser Puppe feststellen zu wollen.«

»Was soll das?« fragte die ältere Dame mit ihrer sonoren Stimme. »Haben Sie diese Scheußlichkeit in Ihrer Freizeit gebastelt, Mister Parker? Wenn ja, dann finde ich das sehr albern.«

»Die Stoffpuppe, Mylady, kam mit der Post«, erwiderte der Butler. »Sie wurde von meiner Wenigkeit bereits durchgecheckt und enthält in ihrem Inneren keine Überraschungen in Form von Sprengstoffen oder Ähnlichem.« Parker ging auf ihre Frage nicht ein.

Sie nahm die Puppe in die Hand, die etwa dreißig Zentimeter groß war und aus bunten, zusammengenähten Stoffresten bestand. Die Arme und Beine baumelten haltlos am Rumpf. Augen, Mund und Nase waren nur angedeutet.

»Sie hätten sich ruhig etwas mehr Mühe geben sollen, Mister Parker«, tadelte Lady Agatha und legte die Stoffpuppe zurück auf das Tablett. Sie schien Parkers Hinweise überhaupt nicht gehört zu haben, was wohl mit dem Frühstück zusammenhing.

»Die Puppe, Mylady, kam mit der Morgenpost«, erinnerte der Butler noch mal in seiner diskreten Art. »Sie befand sich in einem einfachen Schuhkarton, der zusätzlich noch ein Schreiben enthielt.«

»Man sammelt für einen wohltätigen Zweck?« gab die ältere Dame zurück und wirkte erleichtert, da ihr Butler mit dem Vorlegen begann.

»So könnte man es in der Tat ausdrücken, Mylady«, redete Parker weiter. »Man bittet Mylady um zehntausend Pfund.«

Sie starrte ihn entgeistert an.

»Zehntausend Pfund, Mylady«, wiederholte Josuah Parker gemessen. »Zahlbar noch heute, um auch darauf hinweisen zu dürfen.«

»Eine Unverschämtheit«, urteilte Lady Agatha grollend. »Und wer hat mir die scheußliche Puppe geschenkt und verlangt dafür zehntausend Pfund?«

»Die sogenannten Todesboten, Mylady«, beantwortete Parker die Frage. »Mylady möchten sich selbst überzeugen?«

Während er redete, entfaltete Parker ein Schreiben und reichte es seiner Herrin. Sie überflog die wenigen Zeilen und runzelte die Stirn.

»Die Todesboten?« fragte sie dann. »Welche Subjekte unterstehen sich, eine Lady Simpson bedrohen zu wollen?«

»Mylady haben möglicherweise nicht alle Zeilen zur Kenntnis genommen«, meinte der Butler. »Darf man in aller Bescheidenheit auf die Nadeln verweisen, die man in die Stoffpuppe gedrückt hat?«

»Sie dürfen, Mister Parker. Und was ist mit diesen Nadeln?« Sie nahm die Puppe wieder in die Hand und entdeckte insgesamt drei lange Nadeln. Die erste durchbohrte den linken, angedeuteten Oberschenkel der Puppe, die zweite den linken Oberarm und die dritte die Hüfte.

»Falls Mylady es ablehnen, die geforderte Summe zu zahlen, werden Mylady einem Voodoo-Zauber verfallen und Schaden an jenen Körperstellen erleiden, die die Nadeln bezeichnen. Der kurze Text des Schreibens läßt bedauerlicherweise keine andere Deutung zu.«

»Fauler Zauber«, kommentierte Agatha Simpson diese Drohung. »Man will mich in Angst und Schrecken versetzen, nicht wahr?«

»Meine Wenigkeit möchte sich erkühnen, Myladys Ansicht zu teilen«, erwiderte der Butler. »Man sollte die Drohung allerdings nicht auf die sprichwörtlich leichte Schulter nehmen.«

»Hatte ich nicht bereits mit Hexen und diesen komischen Götterboten zu tun, Mister Parker?«

»In der Tat, Mylady«, pflichtete Parker ihr bei. »Es dürfte im Trend der Zeit liegen, daß solche Ausgeburten einer überhitzten Phantasie immer wieder Gestalt annehmen.«

»Ich werde diesem Unfug ein Ende bereiten, Mister Parker«, entschied sie. »Gleich nach dem Frühstück. Treffen Sie alle erforderlichen Vorbereitungen. Eine Lady Simpson versetzt man niemals in Angst und Schrecken.«

Die ältere Dame wollte sich den gebackenen Nierchen widmen, als das Telefon wie auf ein Stichwort hin klingelte.

»Es dürfte sich um die sogenannten Todesboten handeln«, vermutete der Butler gemessen. »Man möchte sicher in Erfahrung bringen, wie Mylady sich die verlangte Zahlungsweise vorstellen.«

Josuah Parker lag richtig mit seiner Vermutung.

*

Der Butler hatte sich genau an die Weisungen gehalten, die man ihm telefonisch durchgegeben hatte.

Er sollte die zehntausend Pfund in kleinen, gebrauchten Banknoten in eine der handelsüblichen Plastiktaschen packen und den Tragebeutel anschließend nach Soho schaffen. Dort angekommen, wollten die »Todesboten« diesen Tragebeutel dann von einem Motorradfahrer übernehmen.

Agatha Simpson saß ungemein aufgekratzt im Fond des hochbeinigen Monstrums, wie Parkers Privatwagen von Eingeweihten und Kennern bezeichnet wurde. Das Gefährt war ein ehemaliges Taxi betagter Bauart, das einen recht hinfälligen Eindruck machte.

Alles an diesem Wagen war eckig und widersprach den Erkenntnissen moderner Linienführung, doch unter dem schwarzen Blech verbargen sich technische Finessen aller Art. Parkers Wagen war nichts anderes als eine Trickkiste auf Rädern. Ein James Bond hätte ihn um dieses Auto garantiert beneidet.

»Sind Sie sicher, Mister Parker, daß ich Erfolg habe?« wollte die ältere Dame wissen.

»Der Inhalt der Tragetasche, Mylady, wurde von meiner Wenigkeit sinnvoll präpariert«, gab Josuah Parker zurück. »Der Empfänger des Behältnisses dürfte mit einer Überraschung rechnen.«

»Über diesen Motorradfahrer werde ich an diesen Erpresser herankommen«, hoffte Lady Agatha weiter.

»Vielleicht erst nach einigen Umwegen, Mylady«, gab der Butler zu bedenken. »Man wird sich einer Person bedienen, die ahnungslos sein dürfte:«

»Keine Einzelheiten, Mister Parker«, verbat sie sich. »Es genügt mir völlig, wenn Sie in meinem Sinn gehandelt haben.«

»Mylady können dies als sicher unterstellen.« Josuah Parker hatte sich dem Stadtteil Soho genähert und hielt sich genau an die Anweisung, die er per Telefon bekommen hatte. Er lenkte sein hochbeiniges Gefährt durch enge Straßen und erreichte einen kleinen Platz, der von Blumengeschäften, Sex-Shops, Andenkenläden und Pubs gesäumt wurde.

Parker hielt weisungsgemäß vor einem der winzig kleinen Blumenläden und entdeckte dann einen Motorradfahrer, der aus einem engen Torweg schoß und auf das hochbeinige Monstrum zuhielt. Das Gesicht des schmächtigen Fahrers war nicht zu erkennen. Er hatte den dunklen Sonnenschutz des Jet-Helms heruntergeklappt und sah aus wie ein Astronaut, der sich zufällig nach Soho verirrt hatte.

Der Mann hielt und streckte auffordernd die Hand aus, die von einem unterarmlangen Lederhandschuh umschlossen war.

Parker hatte die Wagenscheibe gesenkt und reichte den Tragebeutel nach draußen. Der Fahrer schnappte zu, klemmte die Tragetasche unter einen Lederriemen auf dem Tank, gab Gas und brauste augenblicklich davon.

»Wo bleibt denn die Überraschung, Mister Parker?« ließ Lady Simpson sich grollend vernehmen. »Ich hatte zumindest mit einer hübschen kleinen Explosion gerechnet.«

»Sie wird sich bald einstellen, Mylady«, versicherte Parker ihr. »Der Motorradfahrer dürfte die Tragetasche in wenigen Minuten an den eigentlichen Empfänger weiterreichen.«

»Und dann, Mister Parker?« Die passionierte Detektivin war ungeduldig wie stets.

»Diese eigentlichen Empfänger, Mylady, werden das Päckchen in der Tragetasche öffnen und nach einem Mini-Sender suchen«, informierte der Butler seine Herrin. »Dabei wird dann das passieren, was Mylady zu erwarten geruhen.«

»Natürlich werden diese Subjekte sich wieder mal völlig anders verhalten, Mister Parker, als Sie es sich ausgerechnet haben«, räsonierte Lady Agatha. »Ich hätte dem Motorradfahrer meinen Pompadour um die Ohren schlagen sollen. Das genau ist die Sprache, die Gangster verste...«

Sie kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu beenden. Die restliche Silbe ging in einem schrillen, überlauten Ton unter, der die Trommelfelle malträtierte.

*

Neben einem japanischen Kleinwagen, dessen Türen weit geöffnet waren, saßen zwei Männer auf dem Asphalt und weinten bitterlich. Sie wurden von einer pechschwarzen, fettigen Rußwolke umwabert, die ihre Gesichter und Hände eingefärbt hatte. Die letzte Tonwelle des schrillen Alarms verebbte gerade.

Verständlicherweise hatten sich Neugierige eingefunden, die wegen der Rußwolke in respektvoller Entfernung standen und die Szene mehr oder weniger lautstark und fachkundig kommentierten.

Einer der beiden Kleinwagenbenutzer hielt eine Tragetasche in Händen, die Parker bekannt vorkam. Von einem Motorradfahrer war weit und breit nichts zu sehen.

Der Butler schob sich mit seinem hochbeinigen Gefährt an die Männer heran, lüftete höflich die schwarze Melone und fuhr dann langsam weiter. Er bog in die nächste Seitenstraße ein und stoppte hier.

»Mit Myladys Erlaubnis.« Parker stieg aus und ging zurück zur Straßenecke. Am Schauplatz des Geschehens waren bereits zwei Polizeibeamte erschienen, die gerade ihren Streifenwagen verlassen hatten.

Sie gingen vorsichtig auf die immer noch wabernde Rußwolke zu und wollten sich augenscheinlich um die beiden Betroffenen kümmern, fürchteten jedoch um die Makellosigkeit ihrer Uniformen.

Neben Parker erschien ein hochgewachsener schlanker Mann, der etwa sechzig Jahre zählte. Er trug einen Trenchcoat, einen karierten Traveller-Hut und erinnerte an einen pensionierten Offizier, wozu sein gepflegter Oberlippenbart noch zusätzlich beitrug.

»Kann man davon, ausgehen, Mister Pickett, daß Ihre Freunde sich der weiteren Dinge annehmen werden?« fragte Parker den Mann. Er blickte Pickett selbstverständlich nicht an, sondern schien eine Art Selbstgespräch zu führen.

»Alles in Ordnung, Mister Parker«, erwiderte der Träger des Trenchcoats, der ebenfalls darauf verzichtete, seinen Kopf zu wenden. »Sie werden sich nicht abschütteln lassen.«

Die Eingeschwärzten am japanischen Kleinwagen redeten inzwischen auch, aber mit den beiden Uniformierten. Sie gestikulierten mit den Armen, wischten sich zwischendurch immer wieder über’s Gesicht und verschmierten sich noch intensiver.

Sie lieferten sicher fadenscheinige Erklärungen, was den Zwischenfall betraf. Der Butler schritt gemessen zurück zu seinem Wagen und erstattete einer leicht gereizten Lady Simpson Bericht.

»Was versprechen Sie sich eigentlich von dieser Rußwolke, Mister Parker?« fragte die ältere Dame unwirsch. »Ich hätte das alles ganz anders inszeniert.«

»Die beiden Herren werden auf dem schnellsten Weg in ihre Quartiere zurückfahren, Mylady«, erwiderte der Butler, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. »Sie werden dem dringenden Bedürfnis nachkommen wollen, sich gründlich zu reinigen. Mister Horace Pickett und einige seiner Freunde werden die Spur aufnehmen.«

»Der gute Pickett«, meinte Lady Agatha in bereits versöhnlicherem Ton und lächelte versonnen. »Wie gut, daß ich darauf bestanden habe, ihn einzuschalten, Mister Parker.«

Josuah Parker konnte sich zwar nicht daran erinnern, deutete aber ein Kopfnicken an.

»Ich werde also bald wissen, wo ich die beiden Lümmel erreiche«, freute sich Lady Agatha im vorhinein. »Eigentlich sehr schade, Mister Parker«, daß dieser Fall damit bereits sein Ende findet. Ich hatte mir mehr davon versprochen.«

»Mylady sollten hoffen, wenn meine Wenigkeit dies andeuten darf«, erwiderte der Butler. »Die eingerußten Fahrer dürften nur Handlanger der sogenannten Todesboten sein.«

»Und was ist nun mit dieser Stoffpuppe, Mister Parker?« wollte sie weiter wissen. »Wird man mich nun mit diesen Nadeln stechen?«

»Man sollte dies in der Tat keineswegs ausschließen«, gab Josuah Parker zurück. Ihm war klar, daß dieser neue Fall gerade erst begonnen hatte!

*

Dave Caltram mochte vierzig sein. Er zeichnete sich durch immenses Übergewicht aus und präsentierte ein fleischiges, rundes Gesicht mit einem kahlen Schädel. Er saß am Eingang zum Athletic-Club in Stockwell und zählte mit Hingabe Geldscheine. Er hörte diskretes Hüsteln, blickte hoch und sah sich dem skurrilen Paar aus Shepherd’s Market gegenüber.

Agatha Simpson war groß, stattlich und hatte mit Sicherheit ihr sechzigstes Lebensjahr überschritten. Sie strahlte allerdings eine Dynamik aus, um die sie ein junger Mensch beneidet hätte.

Mylady trug eines ihrer zu weiten Tweedkostüme, eine am Hals hochgeschlossene Bluse und Schuhe, die an mittelgroße Lastkähne erinnerten. Auf ihrem Kopf saß ein Hutmachergebilde, das an einen mißratenen Napfkuchen erinnerte.

Strukturen eines Südwesters waren an dieser Kopfbedeckung ebenfalls deutlich auszumachen. An ihrem linken Handgelenk baumelte an langen Lederschnüren ein perlenbestickter Pompadour. In ihm befand sich ihr sogenannter Glücksbringer, nämlich ein Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte.

Josuah Parker, irgendwie alterslos, mit glattem Gesicht, war das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers. Er trug über dem schwarzen Zweireiher einen streng geschnittenen Covercoat in gleicher Farbe, eine Melone und einen stramm zusammengerollten, altväterlichen Regenschirm.

Parker strahlte Würde und Gemessenheit aus. Man sah ihm deutlich an, daß er kaum zu erschüttern war.

»Mister Parker«, sagte Dave Caltram und stand auf. »Das ist aber ’ne echte Überraschung.«

»Lady Simpson wünscht einige Auskünfte«, gab der Butler zurück, der grüßend seine schwarze Melone lüftete. »Mylady wird von Personen belästigt, die sich die Todesboten nennen, Mister Caltram.«

Der Betreiber des Sportclubs wollte antworten, doch er wurde abgelenkt. Durch die Schwingtür schoben sich drei junge Sportler, die offensichtlich leicht angetrunken waren und ihren Schwung bremsten, als sie Lady Simpson und Butler Parker gewahrten.

»Ja, was haben wir denn da für tolle Spitzensportler?« meinte der junge Mann, der eine Bierdose in der Hand hielt. Er grinste breit und baute sich vor Lady Simpson auf. Daß er sich damit bereits in Gefahr brachte, war ihm natürlich nicht bewußt.

»Olympiaverdächtig«, fügte der zweite Sportler hinzu, der ebenfalls über Muskeln und Masse verfügte. Er konzentrierte sich auf den Butler.

»Aus welchem Altersheim stammt denn ihr?« wollte der dritte junge Mann wissen.

»Wurde ich gerade beleidigt, Mister Parker?« erkundigte sich die ältere Dame bei ihrem Butler.

»Es dürfte sich meiner bescheidenen Ansicht nach um launige Feststellungen gehandelt haben, Mylady«, wiegelte der Butler ab.

»Haut ab, Leute«, schaltete Caltram sich warnend ein.

»Was ist denn, Dave?« fragte der Wortführer der drei und setzte die Bierdose an die Lippen. »Wir haben doch nur höflich gefragt. Die beiden alten Wracks werden doch wohl noch Spaß verstehen, oder?«

»Natürlich«, erwiderte Lady Agatha und... trat mit dem rechten Fuß gezielt zu. Sie traf das linke Schienbein des Sportlers, der unwillkürlich aufschrie und dann sein schmerzendes Bein hochriß. Er konnte deshalb dem heranschwingenden Pompadour nicht mehr ausweichen und wurde voll an der rechten Hüfte getroffen.

Ein auskeilendes Pferd hätte sich nicht wirkungsvoller gebärden können. Der junge Sportler verlor sein Gleichgewicht und landete krachend auf dem Boden.

Die beiden Begleiter waren erst mal perplex. Mit solch harscher Reaktion hatten sie nicht gerechnet. Schließlich hatten sie es mit älteren Menschen zu tun, die normalerweise einen höflichen oder auch ängstlichen, in jedem Fall aber weiten Bogen um sie machten.

»Es steht Ihnen selbstverständlich frei, Mylady und meine bescheidene Wenigkeit zu attackieren«, ließ der Butler sich vernehmen, »aber dies geschieht selbstverständlich auf Ihre eigene Gefahr.«

»Verschwindet, Leute«, schaltete Dave Caltram sich in diesem Moment ein und schob sich um den Kassentisch herum. »Haut ab, bevor ich mich einmische.«

Er meinte eindeutig die drei jungen Sportsleute, die es daraufhin vorzogen, auf die Straße zurückzugehen. Der Angeschlagene wurde dabei von seinen Partnern erheblich gestützt. Er stand noch nicht fest auf den Beinen.

»Ich muß mich entschuldigen«, wandte Caltram sich an Mylady und Parker, »aber ich kann mir meine Kunden nicht aussuchen.«

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, junger Mann«, gab Lady Simpson munter zurück. »Es war eine recht nette Abwechslung. Aber nun zu Ihnen. Mister Parker wird in meinem Auftrag einige Fragen stellen und ich erwarte erschöpfende Antworten.«

*

»Von diesen Stoffpuppen habe ich bereits gehört«, sagte Dave Caltram. Er hatte die beiden Besucher in sein kleines Büro geführt. Durch eine Glasscheibe konnte man ins Innere des Athletic-Clubs blicken.