Peer Culture – Ressource der Gleichaltrigen - Jens David Leutz - E-Book

Peer Culture – Ressource der Gleichaltrigen E-Book

Jens David Leutz

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Beschreibung

Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 2, Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart, Sprache: Deutsch, Abstract: ... Diese Diplomarbeit soll Aufschluss darüber geben, aus welchen Gründen eine solche Kultur unter Gleichaltrigen entsteht, und welche Mittel sie benötigt, um einem jungen Menschen als fruchtbar und fördernd zur Seite zu stehen. Im folgenden Absatz wird das Vorgehen dabei aufgegliedert und kurz auf die jeweiligen Ziele der Passagen eingegangen, damit ein Überblick über das Gesamtwerk entsteht. Im zweiten Kapitel sollen die grundlegenden Begrifflichkeiten geklärt werden, wodurch der Leser dieselbe Ausgangslage für die Argumentationen des Autors erhalten soll. Hierzu ist es unumgänglich die im Titel der Diplomarbeit stehenden Begriffe „Peer“, „Culture“ und „Ressource“ näher zu bestimmen. Der dritte Abschnitt widmet sich der Geschichte der Gleichaltrigengruppe, deren Bedeutung und Funktion schon seit der Antike bekannt ist. Bereits Platon verweist auf die Bedeutung der Gruppe, die neben der Familie als weitere Erziehungsinstanz einen sehr hohen Grad an Einfluss besitzt. Weiter wird auf primitive und moderne Gesellschaftsformen eingegangen, da diese Peer Gruppen in einem nicht unmerklichen Maße beeinflussen. Der darauf folgende Teil soll aus multidisziplinärer Sicht die Funktionen der Gleichaltrigengruppe erhellen. Zu Wort kommen dabei die Wissenschaften der pädagogischen Anthropologie, die Sozialpsychologie, die Entwicklungspsychologie und abschließend die Soziologie.

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Inhaltsverzeichnis
Peer Culture - Ressource der Gleichaltrigen
1 Einleitung
2 Begriffsklärung
2.1 „Peer“ und „Peer Group“
2.2 „Culture“
2.3 „Ressource“
3 Geschichtlicher Abriss
3.1 Primitive Gesellschaften
3.2 Moderne Gesellschaften
3.3 Peer Group Forschung heute
4 Wissenschaftliche Disziplinen
4.1 Pädagogische Anthropologie
4.1.1 Übertragung
4.2 Sozialpsychologie
4.2.1 Konformität
4.3 Entwicklungspsychologie
4.3.1 Entwicklungsaufgaben
4.4 Soziologie
4.5 Zusammenfassung
5 Peer Culture
5.2 Peer Counseling
5.3 Peer Education
5.4 Peer Projekte
5.5 Peer Support
5.6 Zusammenfassung
5.7.1 Begriffliche Klärung
5.7.2 Grundlagen
5.7.2.1 Eine Prosoziale Normenkultur
5.7.2.2 Die Grenzziehung und Konfrontation
5.7.2.3 Die Verbindlichkeit des Unverbindlichen
5.7.2.4 Die Verantwortung

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Peer Culture - Ressource der Gleichaltrigen II

5.7.3 Zentrale Elemente der Positive Peer Culture 38

5.7.4 Die Ziele 43

6 Partizipation und Empowerment 50 6.1 Partizipation 50 6.1.1 Definition 50 6.1.2 Rechtliche Grundlagen 50

6.1.3 „the ladder of participation” 51 6.2 Empowerment 53 6.2.1 Definition 53

6.2.2 Die Bündelung der Lernprozesse 53

6.2.3 Die vier Ebenen des Empowerment 54 6.3 Zusammenfassung 55 7 Fazit 57 8 Quellenverzeichnis 63 8.1 Literatur 63 8.2 Graue Literatur 69 8.3 Internet-Quellen 70 Anhang Anhang A: Konfrontationsstufen Anhang B: Stufen der Moralentwicklung

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Peer Culture - Ressource der Gleichaltrigen 1

1 Einleitung

So wie Albert Schweitzer es beschreibt, bedarf es um eine Kultur zu schaffen einer gewissenhaften Pflege, eines großen Einsatz und einer Unterstützung aller, die daran beteiligt sind oder sein wollen.

Diese Diplomarbeit soll Aufschluss darüber geben, aus welchen Gründen eine solche Kultur unter Gleichaltrigen entsteht, und welche Mittel sie benötigt, um einem jungen Menschen als fruchtbar und fördernd zur Seite zu stehen.

Im folgenden Absatz wird das Vorgehen dabei aufgegliedert und kurz auf die jeweiligen Ziele der Passagen eingegangen, damit ein Überblick über das Gesamtwerk entsteht. Im zweiten Kapitel sollen die grundlegenden Begrifflichkeiten geklärt werden, wodurch der Leser dieselbe Ausgangslage für die Argumentationen des Autors erhalten soll. Hierzu ist es unumgänglich die im Titel der Diplomarbeit stehenden Begriffe „Peer“, „Culture“ und „Ressource“ näher zu bestimmen.

Der dritte Abschnitt widmet sich der Geschichte der Gleichaltrigengruppe, deren Bedeutung und Funktion schon seit der Antike bekannt ist. Bereits Platon verweist auf die Bedeutung der Gruppe, die neben der Familie als weitere Erziehungsinstanz einen sehr hohen Grad an Einfluss besitzt. Weiter wird auf primitive und moderne Gesellschaftsformen eingegangen, da diese Peer Gruppen in einem nicht unmerklichen Maße beeinflussen.

Der darauf folgende Teil soll aus multidisziplinärer Sicht die Funktionen der Gleichaltrigengruppe erhellen. Zu Wort kommen dabei die Wissenschaften der pädagogischen Anthropologie, die Sozialpsychologie, die Entwicklungspsychologie und abschließend die Soziologie. Der anthropologische Abschnitt handelt vordringlich von den grundlegenden Bedürfnissen des Menschen. Dessen Ausprägung wird versucht anhand der Sozialpsychologie auf die Situation in der Gruppe zu übertragen, wobei die

1aus einem Interwiev mit Albert Schweitzer, veröffentlicht von Melvin Arnold und Charles R. Joy im Christian-Register, September 1947.

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Peer Culture - Ressource der Gleichaltrigen 2

Konformität den Hauptaspekt der Analyse bildet. Die Wirkung der Peers auf die Gruppe und umgekehrt sollen daraufhin aus entwicklungspsychologischer Sicht dargelegt werden. Die Soziologie, als Wissenschaft vom Zusammenleben des Menschen, hat abschließend die Aufgabe, die verschiedenen Rollen eines jungen Menschen in der Gesellschaft und auch in der Gruppe darzustellen. Der Funktion der Gruppe der Gleichaltrigen kommt dabei ein Hauptaugenmerk zu.

Im fünften Absatz wird zuerst auf die Terminologie von „Peer …“ im Zusammenhang mit verschiedenen weiteren Begriffen eingegangen, die im Anschluss explizit erklärt werden. Der Hauptteil bezieht sich auf die „Positive Peer Culture“ und darauf, welche Grundlagen zum Aufbau einer solchen von immenser Bedeutung sind. Einzelne Komponenten werden dazu, auf Basis der vorher definierten wissenschaftlichen Voraussetzungen erklärt. Den Schluss bilden die Zielformulierung in Form des positiven Selbstwertgefühls, der Wertevermittlung, der Förderung von prosozialem Verhalten, die Veränderung der moralischen Urteilsfähigkeit und die Förderung zunehmender Mündigkeit.

Des Weiteren wird im sechsten Kapitel auf die Stufen der Partizipation und auf den Ansatz des Empowerment eingegangen, die im Gesamtzusammenhang der Arbeit eine grundlegende Bedeutung haben.

Der letzte Abschnitt bildet eine Stellungnahme des Autors zum Thema und einen Ausblick auf den Nutzen der „Peer Power“ im Rahmen von Sozialer Arbeit mit jungen Menschen.

Wie schon erläutert, geht es in dieser Arbeit hauptsächlich um Gruppen und einzelne junge Menschen sowie um deren Bezug zueinander und ihren Einfluss aufeinander. Deshalb möchte der Autor darauf hinweisen, dass in der vorliegenden Arbeit die Lebensalter der Kindheit und des Jugendalters bis hin zum jungen Erwachsenen vorrangig betrachtet werden.

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2 Begriffsklärung

Im folgenden Kapitel dieser Arbeit soll ein grundlegendes Verständnis der Begrifflichkeiten geklärt werden, auf die im Rahmen dieser Arbeit immer wieder Bezug genommen wird.

2.1 „Peer“ und „Peer Group“

Im deutschsprachigen Raum wird „Peer“ meist mit dem Wort „Gleichaltrige/r“2übersetzt. Dies trifft aber nur einen Aspekt der Bedeutung. Das Wort „Peer“ kommt ursprünglich aus dem Altfranzösischen und ist abgeleitet von „per“ später „pair“ (vgl. Naudascher 2003, S. 119). In „Merriam-Webster's Collegiate Dictionary“3steht:

„One belonging to the same societal group especially based on age, grade or status.”4

Diese Beschreibung definiert sehr klar nicht nur das Alter als Kriterium für „Peers“, sondern zusätzlich das Gleichsein dem Rang oder dem Status entsprechend. Erstmalige Verwendung fand der Begriff in einem Bericht über eine amerikanische Adoleszenz-Studie (1934-1939):

„Selbstverständlich ist der Begriff ›peer‹ nur eine Annäherung, denn keine zwei Kinder sind genau gleich. Den Status eines jeden kann man von einer Vielzahl sich ändernder sozialer und psychologischer Einflüsse ableiten, und er wandelt sich in manchen Aspekten von Situation zu Situation … Ganz allgemein, unter Berücksichtigung all dieser individuellen Abweichungen im Status, sind junge Leute allerdings untereinander gleich, sie sind Zeitgenossen und ›peers‹. Die Begriffe wurden hier in diesem angedeuteten Sinn verwendet.“(Zachry 1940, S. 278)

Da Menschen gleichen Alters üblicherweise auch sehr ähnliche Stufen der Entwicklung durchlaufen, zeigen sie, als Gruppe gesehen, gleiche Merkmale und stehen in einer bestimmten Beziehung zueinander.„Unter der Gleichaltrigengruppe versteht man daher den mehr oder weniger organisierten Zusammenschluss von Personen, die sich

2Im weiteren werden zur besseren Lesbarkeit und zum einfacheren Verständnis nur noch männliche Bezeichnungen verwendet.

3http://www.m-w.com/, Online-Ausgabe zugehörig zum Verlag der Encyclopædia Britannica.

4Jemand der zur selben gesellschaftlichen Gruppe gehört, speziell bezüglich des Alters, Rangs (Klasse) oder Status.

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gegenseitig beeinflussen und etwa gleichen Status und gleiches Alter haben“(Naudascher 2003, S. 120).

Damit soll der Begriff „Gleichaltrigengruppe“, dessen Ursprung in den Forschungen von Lewin und Hyman liegt, gleichbedeutend mit dem Begriff „Peer Group“ verwendet werden (vgl. Naudascher 2003, S. 120).

Die grundlegenden Erkenntnisse und Aussagen zur Bedeutung der Gleichaltrigengruppe entspringen fast alle der amerikanischen Psychologie und Soziologie.

2.2 „Culture“

Kultur ist„einer der schlimmsten Begriffe, die je gebildet worden sind“(Luhmann 1995, S. 398). Teilweise ist diese Aussage nachvollziehbar, da vielerlei verschiedener Definitionen dieses Begriffes kursieren. Ursprünglich kommt er vom lateinischen Wort „cultura“, was Landbau oder Pflege des Körpers und Geistes bedeutet. Das Pädagogik-Lexikon definiert, dass die Verwendung des Begriffs Kultur durch„Uneinheitlichkeit“gekennzeichnet ist, wobei er generell als Gegenbegriff zur Natur verwendet wird (vgl. Reinhold u.a. 1999, S. 318).

Der Philosoph William James Durant gibt in seinem Werk„Kulturgeschichte der Menschheit“folgende populäre Definition:

„Kultur ist soziale Ordnung, welche schöpferische Tätigkeiten begünstigt. Vier Elemente setzen sie zusammen: Wirtschaftliche Vorsorge, politische Organisation, moralische Traditionen und das Streben nach Wissenschaft und Kunst. Sie beginnt, wo Chaos und Unsicherheit enden. Neugier und Erfindungsgeist werden frei, wenn die Angst besiegt ist, und der Mensch schreitet aus natürlichem Antrieb dem Verständnis und der Verschönerung des Lebens entgegen.“(Durant 1981, S. 265)

Das soll heißen, dass Kultur die Gesamtheit an Normen, Werten, Formen, Zielen, Standards und Stilen einer Gemeinschaft ist und in diesem Sinne soll der Ausdruck auch im weiteren Verlauf dieser Arbeit verwendet werden.

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2.3 „Ressource“

Nach Duden (vgl. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion 2005, S. 902) ist eine Ressource ein natürliches Produktionsmittel für die Wirtschaft oder auch ein Hilfsmittel, eine Hilfsquelle oder eine Reserve.

Im ökonomischen Sinne bezeichnet Ressource Dinge wie Arbeit, Kapital, Boden, Umwelt usw. Auch in der Informatik wird der Begriff verwendet und beschreibt vorhandene Rechenleistung oder Speicherplatz.

Eine passende Zusammenfassung bietet Nestmann an, der damit der „Unbestimmtheit des Ressourcenbegriffs“ entgegenwirken möchte:

„Letztlich alles, was von einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation wertgeschätzt und/oder als hilfreich erlebt wird, kann als eine Ressource betrachtet werden.“(Nestmann 1996, S. 362)

Diese Zusammenfassung wird von Petzold ergänzt, der Ressourcen als alle Mittel ansieht,„durch die Systeme sich als lebens- und funktionsfähig erhalten (operating), Probleme bewältigen (coping), ihre Kontexte gestalten (creating) und sich selbst im Kontextbezug entwickeln können (developing)“(Petzold 1997, S. 451f.). Die wörtliche Übersetzung aus dem Französischen gibt für „source“ die Bedeutung „Quelle“ wieder, was im übertragenen Sinn auch als Kraftquelle bezeichnet werden kann. Somit soll dieser Arbeit folgendes Verständnis von Ressource zugrunde gelegt werden, das sich auf die positiven Personen- und Umweltpotentiale bezieht, die bei Menschen zur Grundbedürfnisbefriedigung, zur Bewältigung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben, zur gelingenden Alltagsbewältigung und zur Realisierung von Identitätszielen genutzt werden können. Hierdurch tragen diese Ressourcen zur Sicherung der psychischen Makellosigkeit, zur Kontrolle von Selbst und Umwelt sowie zu einem umfassenden biopsychosozialen Wohlbefinden bei (vgl. Herriger 2006).