Pension Seeblick: Die kleine Pension am Bodensee – Loslassen, ohne zu verlieren - Katharina Blum - E-Book

Pension Seeblick: Die kleine Pension am Bodensee – Loslassen, ohne zu verlieren E-Book

Katharina Blum

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Beschreibung

Die ist der erste Band der Romanreihe um die kleine Pension Seeblick.
Louisa Müller hat die charmante Pension Seeblick am Bodensee von ihrer Mutter übernommen. Doch als die ersten Gäste eintreffen, wird sie mit mehr konfrontiert als nur mit nervöser Aufregung: Anneliese kehrt nach vielen Jahren an den Ort zurück, der ihr einst Trost spendete – diesmal mit ihrer erwachsenen Tochter Jana, die nach Basel ziehen und endlich ihr Leben in die eigene Hand nehmen will. Während der junge Psychologe Elias eigentlich nur Ruhe für seine Doktorarbeit sucht, wird er unfreiwillig zum Vermittler in diesem emotionalen Familienkonflikt. In der atmosphärischen Kulisse am Bodensee müssen alle lernen, was es bedeutet, loszulassen: Denn manchmal muss man jemanden gehen lassen, um ihn nicht zu verlieren.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


Katharina Blum

Pension Seeblick

Die kleine Pension am Bodensee

Loslassen, ohne zu verlieren

Impressum

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Sofie Steinbeck nach Motiven, 2025

Lektorat/Korrektorat: Maria Altberg

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

[email protected]

www.baerenklauexklusiv.de

Alle Rechte vorbehalten

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Das Buch

Pension Seeblick

– Loslassen, ohne zu verlieren –

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

Das Buch

Die ist der erste Band der Romanreihe um die kleine Pension Seeblick.

Louisa Müller hat die charmante Pension Seeblick am Bodensee von ihrer Mutter übernommen. Doch als die ersten Gäste eintreffen, wird sie mit mehr konfrontiert als nur mit nervöser Aufregung: Anneliese kehrt nach vielen Jahren an den Ort zurück, der ihr einst Trost spendete – diesmal mit ihrer erwachsenen Tochter Jana, die nach Basel ziehen und endlich ihr Leben in die eigene Hand nehmen will. Während der junge Psychologe Elias eigentlich nur Ruhe für seine Doktorarbeit sucht, wird er unfreiwillig zum Vermittler in diesem emotionalen Familienkonflikt. In der atmosphärischen Kulisse am Bodensee müssen alle lernen, was es bedeutet, loszulassen: Denn manchmal muss man jemanden gehen lassen, um ihn nicht zu verlieren.

***

Pension Seeblick

Die kleine Pension am Bodensee

– Loslassen, ohne zu verlieren –

von Katharina Blum

1. Kapitel

Frühling lag in der Luft: Vogelgezwitscher wie eine Ouvertüre zum Neuanfang. Ein Lächeln huschte Louisa über die Lippen. Ja. Neuanfang. Heute war es so weit.

Gedankenversunken stand sie in der Küche und betrachtete die Einrichtung. Ihre Einrichtung, an der sie die vergangenen Wochen gearbeitet hatte. Die Oberflächen der Küchenschränke charmant abgewetzt und voller Geschichte. An der gegenüberliegenden Wand thronte ein mintgrüner Geschirrschrank, dessen Farbe sie stellenweise abgeschliffen hatte und nun das dunkle Holz darunter durchschimmerte. Seine Glastüren offenbarten Regale voller bunter Tassen und Teller, während darüber ein offenes Regal mit weißen, leicht verwitterten Brettern Töpfe, Schüsseln und kleine Vasen beherbergte. Die romantische Blümchentapete und die alten, ausgetretenen Dielen unter Louisas Füßen vollendeten den Charme der Küche.

Sie zog das Blech aus dem Ofen und stellte es auf das Holzbrett neben dem Herd. Der süße Duft des goldbraun gebackenen Apfelkuchens mischte sich mit dem Aroma des frisch gebrühten Kaffees und ließ die Küche noch heimeliger wirken als ohnehin schon.

Sechs Monate waren vergangen. Sechs Monate, seit ihre Mutter ihr die Schlüssel überreicht und gesagt hatte: »Jetzt ist sie dein, mein Liebling.«

Heute würden ihre ersten Gäste eintreffen. Nicht die Gäste ihrer Mutter Erika, nicht die Gäste der alten Pension Seeblick. Ihre Gäste. Als neue Chefin der frisch renovierten Pension.

Ihre Mutter musterte sie mit diesem Blick. Jenem unbestechlichen Mutterblick, der jede ihrer Ängste zu durchschauen schien, bevor Louisa sie selbst bemerkte.

»Du siehst aus, als würdest du gleich in Ohnmacht fallen«, sagte ihre Mutter und stellte die Teller ab. »Atme. Es wird alles gut werden.«

Louisa rieb sich die Handflächen an ihrer Schürze ab. Eine Geste, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte und die immer dann zum Vorschein kam, wenn die Welt sich zu schnell drehte. »Und wenn nicht? Wenn ich das alles vermassle? Wenn die Gäste frieren oder das Frühstück nach Pappe schmeckt oder ich vergesse, frische Handtücher hinzulegen?« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus wie Wasser aus einem undichten Rohr.

»Du backst wie ich früher. Und ich hatte noch nie unzufriedene Gäste.« Erika lächelte warm. »Außerdem bin ich ja noch da, falls du Hilfe brauchst. Der Apfelkuchen ist mein Ding, du backst dafür einen hervorragenden Zopf.«

»Ich weiß. Es ist nur …« Louisa suchte nach den richtigen Worten. »Es fühlt sich so endgültig an. Als würde sich heute entscheiden, ob ich das wirklich kann.«

Die Hintertür wurde aufgerissen, und Mira stürzte in die Küche. Ein Wirbelsturm aus voller Haarpracht und buntem Stoff. Ihr Gesicht strahlte sonnengebräunt, und selbst ihre zerzausten Haare konnten ihrer sprühenden Energie nichts anhaben. »Guten Morgen, meine Lieben.« Sie steuerte direkt auf Louisa zu und umarmte sie herzlich. »Mein Gott, wie ich euch vermisst habe.« Kurz löste sie sich aus der Umarmung und taxierte ihre Freundin vom Scheitel bis zur Sohle, fuchtelte wild gestikulierend mit ihren Armen. »Und du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen.«

»Habe ich auch nicht«, gestand Louisa. »Ich bin schon um fünf aufgestanden.«

»Um fünf? Wow, das ist selbst für dich übertrieben.«

»Ich wollte sichergehen, dass alles perfekt ist«, murmelte Louisa und spürte, wie sich ihre Wangen röteten.

»Also dafür siehst du fantastisch aus. Aber sag, Süße, warum bist du denn so unfassbar aufgeregt? Ich meine, klar, Neueröffnung, du bist jetzt Chefin und so, aber da müsstest du doch nicht so aufgeregt sein.«

»Aufregung ist das richtige Wort.« Louisa ließ sich auf einen der alten Holzstühle fallen, die den Küchentisch umrahmten. »Ich bin so nervös, dass mir langsam speiübel wird.«

Mira setzte sich ebenfalls. »Hey, du schaffst das. Ich meine, die Pension, das ist doch dein Leben. Es sind doch nur Gäste, oder? Gäste wie du sie schon hunderte Male begrüßt hast.«

»Es sind meine ersten eigenen Gäste«, sagte Louisa und ihre Stimme wurde leiser. »Als neue Chefin. Nach allem, was wir investiert haben, nach all der Arbeit. Dieses Wochenende wird es sich zeigen, ob wir alles richtig gemacht haben oder ob uns am Ende noch die Decke auf den Kopf fällt.«

Erika kam mit der Milchpackung und stellte sie auf den Tisch. »Du machst dir zu viele Gedanken, Louisa. Die Pension war noch nie so schön wie jetzt.«

»Wo ist denn Julian?«, fragte Mira wie aus dem Nichts und schaute sich suchend um.

Wollte sie etwa vom Thema ablenken? Das konnte ihre Freundin nämlich ganz gut.

»Dieses Wochenende ist er bei seinem Vater«, antwortete sie.

Mira hob eine Augenbraue. »Ach was. Sag bloß, Max kümmert sich um seinen Sohn?«

»Und wie er sich kümmert«, warf Erika trocken ein und zwängte sich zwischen den beiden Frauen durch. »Seit Louisa ihm gedroht hat, das alleinige Sorgerecht anzustreben, holt er Julian jeden zweiten Freitagmorgen, bringt ihn zur Schule, verbringt Zeit mit ihm und bringt ihn sonntags abends wieder zurück.«

Abermals hob Mira eine Braue und schaute sie mit einem vorwurfsvollen Blick an. »Und warum erzählst du mir nichts davon?«

Das mit der Augenbraue war eine Marotte von Mira, die sie nicht mehr loswurde. Sie war die Einzige in Louisas Umfeld, die nur eine Braue heben konnte. Seit einem feucht fröhlichen Abend mit Albereien, schob Mira gern mal in einer theatralischen Darbietung die eine Braue hoch. Das funktionierte aber nur auf einer Seite.

»Du warst doch zwei Wochen in Spanien, nicht ich.« Louisa goss drei Tassen Kaffee ein, stellte sie auf den Tisch und setzte sich. »Außerdem ist da noch nicht viel zu erzählen.«

»Seit wann kümmert sich denn der Herr Schranz um seinen Sohn?«

Louisa seufzte. »Seit gerade mal zwei Wochen. Das ist jetzt das zweite Papa-Wochenende.«

»Na, wenn du ihm gedroht hast, hat er es jetzt sicher begriffen.«

Louisa lachte bitter. »Hat auch lange genug gedauert.«

»Komm, setz dich und iss mit uns«, sagte Erika. »Der Kuchen wird kalt.«

»Zu deinem Apfelkuchen würde ich niemals nein sagen.« Mira rückte ihren Stuhl näher an den Tisch und richtete ihre Worte an Louisa. »Und jetzt erzähl mir von den ersten Gästen. Wer kommt denn?«

»Eine Mutter mit ihrer Tochter«, antwortete Louisa und schnitt den Kuchen in gleichmäßige Stücke. Ihre Hände zitterten immer noch leicht. »Ich hoffe, ich mache alles richtig.«

»Du wirst mit Sicherheit nicht alles richtig machen«, meinte Erika und fuhr rasch fort, da Louisa ihr Gesicht verzog und den Mund öffnete, um etwas zu erwidern. »Weil niemand alles richtig macht. Aber du wirst dein Bestes geben und die Gäste werden dich lieben, weil du mit ganzem Herzen dabei bist. Du wirst die Pension Seeblick gut führen, davon bin ich überzeugt.« Ein besänftigendes Lächeln huschte ihr über das Gesicht.

Auf die Teller legte Louisa jeweils ein Stück Apfeltorte. »Einen Guten.«

»Einen Guten«, schossen Mira und Erika unisono heraus.

Mira fuhr eine Gabel in den Mund. »Du bist die geborene Gastgeberin. Erinnerst du dich noch an deine Partys früher? Die Pyjamapartys? Alle haben sich bei dir wohlgefühlt.«

»Das war etwas anderes. Das waren Freunde, keine zahlenden Gäste.«

»Menschen sind Menschen«, sagte Erika. »Ob sie bezahlen oder nicht. Und mit Menschen, meine liebe Tochter, kannst du wirklich gut umgehen. Du bist freundlich, zuvorkommend und, ganz wichtig, empathisch.« Zuwendend fuhr sie ihrer Tochter über den Unterarm.

Allmählich entspannte sich Louisa. Der noch warme Kuchen – gab es etwas Besseres? –, und der duftende Kaffee ließen ihre Nervosität nachklingen.

»Die letzten Monate waren hart, nicht nur einmal war ich kurz davor, alles hinzuschmeißen«, gab sie schließlich zu. »Aber es hat sich gelohnt. Die Pension ist sehr schön geworden.« Sie sah ihre Mutter an. »Das war sie natürlich schon vorher.«

»Ja, das war viel Arbeit«, stimmte Mira zu und schob das nächste mundgerechte Stück Apfelkuchen in den Mund. »Mal wieder göttlich, Erika«, murmelte sie kauend. »Keine Sorge, Louisa, den Gästen wird es gefallen, sie werden sich hier wohlfühlen. Du machst dir wirklich zu viele Sorgen.«

»Ich vertraue dir, Liebes«, sagte Erika und legte eine warme Hand auf Louisas Rücken. »Die Pension hat wirklich noch nie so gut ausgesehen. Mit diesen Möbeln versprüht sie noch mehr Charme als vorher, aber alles ist jetzt auf dem neuesten Stand.«

»Vor allem die Technik«, ergänzte Louisa schalkhaft. »Du warst ja nicht gerade begeistert vom neuen Buchungssystem, Mama.«

Die Angesprochene verwarf ihre Arme. »Ach, diese Computer sind mir immer noch ein Rätsel. Ich kann E-Mails verschicken und im Internet was suchen. Aber das reicht auch für mich.«

Mira grinste. »Keine handgeschriebenen Reservierungen mehr, die man nicht entziffern kann.«

»Oh ja. Meine wunderschöne Schrift, die ich meist selbst nicht lesen kann. So. Und jetzt erzähl du. Wie war’s in Spanien?«

Mira erzählte gut gelaunt von ihrem Urlaub mit ihrem Sohn Ben, von entspannten Tagen am Meer, herzlicher Gastfreundschaft und eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten. »Wusstet ihr eigentlich, dass die Spanier Valencia ganz anders aussprechen?«

»Ja klar«, meldete sich Erika prompt zu Wort. »Ich weiß, dass man C vor einem I wie das englische TH ausspricht. Also mit einem Lispeln.«

»Das stimmt zwar«, sagte Mira lachend, »aber ich meinte etwas anderes. Sie sagen nicht Valenthia, sondern Balenthia. Das V wird als B ausgesprochen, das war mir vorher überhaupt nicht klar.«

Überrascht tauschten Louisa und ihre Mutter einen Blick.

»Heute lernen wir ja richtig was von dir«, neckte Louisa schmunzelnd.

*

Nach dem Frühstück schob Louisa ihren Stuhl zurück. »Komm, ich zeige dir, was wir in den vergangenen zwei Wochen noch alles verändert haben. Den letzten Feinschliff hast du noch gar nicht gesehen.«

Sie führte ihre Freundin durch den kurzen Flur in den Empfangsbereich. Die kleine Nische lag im weichen Morgenlicht, das durch das hohe Seitenfenster fiel und sich auf den glatten Bodenfliesen spiegelte. Die Wände waren in einem warmen Creme-Ton gestrichen, zurückhaltend und freundlich, wie ein sanftes Willkommen.

Der alte Holztresen, ein Stück dunkler Eiche mit Jahrzehnten auf dem Buckel, war kaum wiederzuerkennen. Louisa hatte ihn selbst überarbeitet. Mit viel Geduld, Schleifpapier und einem Gefühl für das, was bleiben durfte. Nachdem sie ihn abgeschliffen hatte, grundierte sie ihn mit einem Mix aus Weiß und Schwarz, strich ihn dann in gebrochenem Weiß, bis das Holz wirkte wie von Sonne und Jahren gebleicht. An den Ecken hatte sie die Farbe wieder vorsichtig abgeschliffen, sodass er nun wirkte, als hätte er schon immer so ausgesehen – gebraucht, geliebt, beständig.

An der Wand dahinter hing ein antik wirkendes Schlüsselbrett aus dunklem Eisenholz. Daran: drei Schlüssel, jeder an einem handbeschrifteten Holzplättchen, das Louisa mit einem alten Füller beschriftet hatte. Über dem Tresen prangte ein selbstgemachtes Schild:

Pension Seeblick – Ankommen. Durchatmen.

Das Holz hatte sie bei einem ihrer Spaziergänge am Ufer gefunden, halb im Schilf, vom Wasser ausgeblichen. Den Schriftzug hatte sie mit Salz künstlich altern lassen.

Auf dem Tresen stand ein gerahmtes Foto. Darauf Louisa als kleines Mädchen mit wuscheligen Haaren, ein lachender Mann mit Segeljacke, und Erika mit Sonnenbrille und geschlossenen Augen. Alle barfuß am Ufer, ein Sommertag, der nach Glück aussah. Louisa hatte lange überlegt, ob das Bild zu privat war. Dann hatte sie es hingestellt. Als Erinnerung.

»Wow«, sagte Mira und ließ den Blick schweifen. »Das sieht so wunderschön aus. Neu, aber trotzdem … heimelig. Einladend.«

»Das war die Idee. Modern, aber nicht kalt.« Louisa strich über die glatte Oberfläche des Tresens. »Die meisten Gäste wollen das Gefühl haben, in einem Zuhause zu wohnen, nicht in einer Pension. Und natürlich muss es auch meinem eigenen Stil entsprechen.«

»Oh, das hier ist ja so was von dein Stil. Shabby Chic, das bist du.«

»Ja, total. Ich liebe es.«

»Sag mal, riecht es hier nach Lavendel?«

»Mama hat überall selbst genähte Duftkissen ausgelegt.« Louisa grinste. »Unsere Geheimwaffe gegen schlechte Bewertungen.« Sie klappte den Laptop auf dem Tresen auf und scrollte durch die Buchungsübersicht. Ein vertrauter Knoten bildete sich in ihrem Magen.

»Schaust du nach, ob Mutter und Kind storniert haben?«, fragte Mira und beugte sich über ihre Schulter.

»Anneliese und Jana Wörner. Mutter und Tochter aus Arbon, ja. Ich will nur sichergehen, dass ich mich nicht zu früh freue.« Louisa klickte auf die Buchung und las die Nachricht noch einmal. »Die Mutter schrieb, dass sie in ihren Zwanzigern schon mal hier war. Das war, als meine Eltern die Pension ganz frisch hatten, das muss kurz nach der Eröffnung gewesen sein.«

»Oh, ein ehemaliger Gast kehrt zurück. Das ist doch schön.«

»Hoffentlich.« Louisa kaute auf ihrer Unterlippe. »Hoffentlich ist sie nicht enttäuscht von den Veränderungen. Was, wenn sie erwartet, dass alles noch genauso ist wie damals?«

»Dann erklärst du ihr, dass sich die Zeiten geändert haben. Zum Besseren. Und dass du vor einem halben Jahr die Pension übernommen hast.« Mira legte einen Arm um Louisas Schultern. »Ganz ehrlich, Süße, du denkst zu viel nach. Wie deine Mutter vorhin treffend gesagt hat, du wirst nicht alles richtig machen. Man kann es nicht allen Menschen recht machen, aber die neue Pension Seeblick wird ganz sicher eine Erfolgsgeschichte.«

Louisa drückte ihre Freundin, hauchte ihr einen Schmatz auf die Wange und führte sie weiter ins Frühstückszimmer, wo Mira nicht mehr aus dem Staunen kam.

Gebrauchte Tische auf noch älter gemacht, Stühle in hellem Blau, blassem Grün und altweiß. Jedes Möbelstück war anders, aber im Ganzen stimmig, der Raum hatte eine Seele. Die gestickten Deckchen mit kleinen Rosen und Kornblumenmustern stammten allesamt aus Erikas Händen, ebenso wie die mit Spitze gesäumten Servietten, die in kleinen Drahtkörben bereitlagen. Mit viel Liebe zum Detail hatten Louisa und ihre Mutter den Frühstücksraum eingerichtet.

An den Wänden hingen alte Schwarzweißfotos. Verwaschene Uferlandschaften, ein Badesteg aus den Sechzigern, zwei junge Frauen im Sommerkleid, barfuß im Wasser. Die Region, wie sie früher war. Die Pension, wie sie früher war. Und dazwischen die Luft, die jetzt warm hereinkam und alles sanft bewegte.

Hier müssen die Gäste sich einfach wohlfühlen, ging es Louisa durch den Sinn.

»Wow«, sagte Mira schließlich. »Da hat sich ja in den letzten zwei Wochen noch einiges getan.« Sie ging ein paar Schritte weiter, ließ die Fingerspitzen über eine Stuhllehne gleiten. »Wo hast du all die Möbel her?«

Louisa prustete leise durch die Nase. »Flohmärkte. Dachböden. Einiges aus dem alten Stall von Herrn Keller, dessen Kinder haben seinen Besitz verhökert. Der arme Mann war noch nicht einmal kalt. Jedenfalls habe ich geschliffen, gestrichen, wieder abgeschliffen. Ich wollte, dass es so aussieht, als hätten diese Möbel schon viel gesehen und trotzdem Lust auf neue Geschichten.«

---ENDE DER LESEPROBE---