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Action, Witz und verrückte Monster – neue Serie über Percy Jackson auf Disney+ im Stream! Ein Empfehlungsschreiben der Götter hat sich Percy bereits hart erkämpft – doch zwei weitere fehlen noch, um mit Annabeth aufs College in Neu-Rom gehen zu können. Diesmal ist es Hekate, die ihm einen Auftrag erteilt: die Göttin der Magie und Wächterin der Tore zwischen den Welten. Percy und seine Freunde müssen in Hekates verzauberter Villa mitten in Manhattan eine Woche auf ihre Haustiere aufpassen. Das klingt erst mal einfach – würde es sich nicht um einen leibhaftigen Höllenhund und eine mit einem Fluch belegte Iltisdame handeln! Natürlich entwischen ihnen beide Kreaturen schon am ersten Tag und ein wildes Abenteuer beginnt. Um die Situation zu retten, müssen sogar Tote wiederauferstehen … Die Jugendbuch-Bestsellerserie mit nachtragenden Ungeheuern und schrulligen Göttern Als Percy Jackson erfährt, dass er ein Halbgott ist und es die Kreaturen aus der griechischen Mythologie wirklich gibt, verändert das alles. Von nun an stehen ihm und seinen Freunden allerlei Monster, göttliche Streitigkeiten und epische Quests bevor. Gespickt mit Heldentum, Chaos und Freundschaft ist die Fantasy-Reihe rund um den Halbgott Percy Jackson inzwischen millionenfach verkauft. Der Mix aus Spannung, Witz und Mythologie begeistert Jung und Alt aus mehr als 40 Ländern und es ist die bekannteste Serie von Rick Riordan. ***Griechische Götter in der Gegenwart: chaotisch-wilde Fantasy für junge Leser*innen ab 12 Jahren und für alle Fans der griechischen Mythologie*** »Rick Riordan ist der Rockstar der Kinderbuchszene!« Publishers Weekly
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Rick Riordan
Percy Jackson – Der Zorn der dreifachen Göttin
Aus dem Englischen von Gabriele Haefs
Ein Empfehlungsschreiben der Götter hat sich Percy bereits hart erkämpft – doch zwei weitere fehlen noch, um mit Annabeth aufs College in Neu-Rom gehen zu können. Diesmal ist es Hekate, die ihm einen Auftrag erteilt: die Göttin der Magie und Wächterin der Tore zwischen den Welten. Percy und seine Freunde müssen in Hekates verzauberter Villa mitten in Manhattan eine Woche auf ihre Haustiere aufpassen. Das klingt erst mal einfach – würde es sich nicht um einen leibhaftigen Höllenhund und eine mit einem Fluch belegte Iltisdame handeln! Natürlich entwischen ihnen beide Kreaturen schon am ersten Tag und ein wildes Abenteuer beginnt. Um die Situation zu retten, müssen sogar Tote wiederauferstehen …
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Glossar
Viten
Für unsere Freundinnen und Freunde bei 20th TV und Disney+ – wir könnten uns keine bessere Mannschaft vorstellen, um aufs Meer der Monster hinauszusegeln
Mir passiert im Büro der Schulleiterin ein kleines Missgeschick
Oktober. Bester Monat aller Zeiten.
Die Luft war frisch und kühl. Die Blätter im Central Park änderten ihre Farbe. Und an meinem Lieblings-Imbisswagen in der 86th Street gab es Burritos mit Kürbisgewürz.
Und als ob das noch nicht genug wäre, hatte ich in letzter Zeit NULL Probleme mit der mythologischen Welt gehabt. Niemand aus der Götterwelt hatte bei mir auf der Matte gestanden und verlangt, dass ich den Laufburschen machte. Kein Monster hatte versucht, mich umzubringen.
Drei glückliche Wochen lang war ich ein ganz normaler Schüler im letzten High-School-Jahr gewesen. Und wenn ihr ein Halbgott und der Sohn des Poseidon seid, ist Normalität eine nette Abwechslung – trotz negativer Aspekte wie Hausaufgaben und Wochenendunterricht.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht: Wozu braucht ein mächtiger Halbgott im letzten Schuljahr so abwegige Hilfe wie Wochenendunterricht?
Na ja, vielleicht kennt ihr mich ja noch nicht. Zum einen bin ich Legastheniker mit einer ADHS-Diagnose. Kleinkram wie Lesen und Aufmerksamsein fällt mir schwerer als, nur so als Beispiel, aus dem Fenster des Klassenzimmers zu springen, um einen Feuer speienden Eber zu bekämpfen. Seltsamerweise gibt es von den Lehrern nie Sonderpunkte für das Erschlagen von Monsterschweinen.
Außerdem habe ich durch ein paar Verwicklungen, auf die ich hier nicht näher eingehen will (Hera), durch gewisse Gottheiten, die sich überall einmischen (Hera), und aus Gründen einer kosmischen Apokalypse (Hera) ein gesamtes Schuljahr verpasst.
Und nun ging ich also auf die Alternative High School, die einzige Schule auf der ganzen Welt, an der ich den Schulabschluss noch rechtzeitig schaffen konnte, um zusammen mit meiner Freundin aufs College zu wechseln. Aber um alles aufzuholen, was ich ganz ohne eigene Schuld (Hera) versäumt hatte, musste ich Wochenendkurse machen.
Samstags hatte ich einen Spanisch-Leistungskurs bei Dr. Hernandez am Borough of Manhattan Community College. Sonntags gab es Online-Unterricht in Chemie. Und am Montagmorgen, wenn ich wirklich eine Runde Erholung gebraucht hätte, stolperte ich dann mit dröhnenden Kopfschmerzen in die Schule und versuchte, den regulären Unterricht zu überleben, ohne dass mir das Gehirn aus den Ohren tropfte.
In regelmäßigen Abständen kam meine Studienberaterin Eudora aus ihrem Büro und streckte mir ihre erhobenen Daumen entgegen. »Das machst du großartig!«
Aber meistens ließ sie mich in Ruhe. Sie war eigentlich eine Nereide und arbeitete für meinen Vater. Ich glaube, ich machte sie nervös. Entweder das, oder sie traute sich nicht, mich zu fragen, wie es mit meinen Empfehlungsschreiben für das College lief. Ich hatte einen Einsatz für Ganymed erledigt und von ihm einen Brief bekommen, aber um an der Universität von Neu-Rom angenommen zu werden, fehlten mir noch Empfehlungen von zwei weiteren griechischen Gottheiten. Und solche Empfehlungsschreiben gab es natürlich nicht umsonst.
Das Fristende für die Studienplatzbewerbung rückte näher, und die Lage von Götterseite war total ruhig gewesen.
Zu ruhig. Die Lage war dermaßen ruhig, dass ich in der Englischstunde einschlief und das erst merkte, als die Lehrerin direkt vor mir aufragte. »Percy?«
Ich fuhr hoch. Zum Glück griff ich nicht nach meinem Schwert.
»Thema!«, schrie ich, denn auf diese Frage hatte ich mich vorbereitet, ehe ich eingeschlafen war. »Das Thema ist: Freier Wille oder Schicksal!«
Mrs Foray runzelte die Stirn. Die anderen in der Klasse versuchten, nicht zu lachen.
»Deine Tante wartet im Sekretariat.« Mrs Foray reichte mir einen Zettel. »Sie kommt dich abholen.«
Das war in vielerlei Hinsicht problematisch. Erstens stand ich jetzt ziemlich doof da – von einem Familienmitglied abgeholt zu werden, wo ich doch problemlos die U-Bahn hätte nehmen können. Ich hatte sogar einen Führerschein, aber Autofahren in New York war sehr viel beängstigender als die meisten meiner bisherigen Einsätze.
Zweitens: Wenn ich früher aus der Schule wegging, würde das Extraarbeit und vergrätzte Lehrer bedeuten.
Drittens: Ich hatte keine Tante. Jedenfalls nicht menschlicherseits.
Ich murmelte eine Entschuldigung, wischte mir Spucke von der Backe und machte mich auf den Weg zum Sekretariat. Eine innere Stimme sagte mir, dass das Thema Freier Wille oder Schicksal trotzdem zu etwas nütze sein könnte. Immerhin schien es das Thema meines Lebens zu sein.
Als ich am Büro der Studienberaterin vorbeikam, schaute Eudora heraus und machte ein erschrockenes Gesicht.
»Hallo«, sagte ich. »Weißt du irgendwas über …?«
»PST! Ich bin nicht da!« Sie schlug ihre Tür zu.
Das war ein bisschen komisch, sogar für Eudora. Ich überlegte, ob Nereiden vielleicht wie Murmeltiere waren: Wenn sie den Kopf aus dem Bau steckten und ihren Schatten sahen, bedeutete das noch sechs Wochen Winterschlaf.
Als ich zum Rezeptionstresen kam, stand die Sekretärin reglos da und starrte ins Leere. Sie zeigte nur auf das Büro der Schulleiterin und murmelte: »Sie warten schon.«
Eine mit einem Bann belegte Sekretärin war vermutlich kein gutes Zeichen.
Ich klopfte an die Tür der Schulleiterin und die Tür öffnete sich mit einem Quietschen. Dr. Samuels saß bewegungslos und mit glasigen Augen an ihrem Schreibtisch. Neben ihr stand eine Frau mittleren Alters in einem schwarzen, ärmellosen Gewand. Eine Kette aus Diamanten funkelte um ihren Hals und ihre Haare standen in grünen Büscheln vom Kopf ab, umwunden von einem Glorienschein aus grünem Feuer.
Flammende Haare. Eindeutig kein gutes Zeichen.
»Ah, gut«, sagte die Frau in Schwarz. Sie schaute zur Schulleiterin hinüber. »Sie können uns jetzt allein lassen.«
Dr. Samuels erhob sich, ging hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Das Personal an meiner Schule müsste es eigentlich langsam satthaben, dass mythologische Wesen ihre Arbeit übernahmen. Zuerst war Eudora zu meiner Studienberaterin geworden. Jetzt machte sich diese Frau in Schwarz im Büro der Schulleiterin breit. Demnächst würde ich wahrscheinlich feststellen, dass der Sportlehrer von einem Gift speienden Drachen ersetzt worden war … obwohl, ich war nicht sicher, ob irgendwer den Unterschied bemerken würde.
Die Frau in Schwarz ließ sich auf dem Stuhl der Schulleiterin nieder. Sie strich mit den Händen über die Armlehnen, wie um ihren neuen Thron zu untersuchen. Offenbar fand sie ihn zufriedenstellend. Ehe sie anfangen konnte, manisch loszulachen oder einen Monolog darüber zu halten, dass die Schule jetzt ihr gehörte, nur ihr, beschloss ich, selbst das Gespräch zu eröffnen.
»Hallo«, sagte ich. Ich kann wirklich eloquent sein.
»Du darfst stehen bleiben, Percy Jackson.« Die Frau ließ ihre Finger über die rissige laminierte Tischplatte wandern. »Ich nehme nicht an, dass das hier lange dauert.«
Ich versuchte, nicht an die vielen Möglichkeiten zu denken, die ihr zur Verfügung standen, um mich auf der Stelle zu töten. »Und Ihr seid …?«
Ich wollte nicht unhöflich klingen. Manchmal vergessen Gottheiten einfach, sich vorzustellen, und mir kam langsam der Verdacht, dass diese Dame in die Götter-Kategorie der supermächtigen obernervigen Wesen gehörte.
Ihre Onyxaugen funkelten. Sie beugte sich vor und verschränkte die Finger, und sie sah mehr wie eine Schulleiterin aus, als meine Schulleiterin das jemals tat. »Du darfst mich die Fackelträgerin, die Sterngängerin, die Nachtwanderin, die Störerin der Toten, die Tochter von Perses und Asteria, die dreifache Göttin nennen.«
»Oha«, sagte ich und hatte noch immer keine Ahnung.
Ihr denkt jetzt wahrscheinlich: Percy, du hast jetzt schon seit Jahren mit griechischen Göttern zu tun. Wieso kennst du die nicht?
Es ist so, dass die Unsterblichen dauernd ihr Erscheinungsbild ändern. Und es gibt Hunderte von griechischen Gottheiten. Außerdem geben sie nur ungern klare Antworten. Sie sagen niemals: Hallo, ich bin Zeus. Immer heißt es: Ich bin der Donnermacher, der Paranoide Patriarch, der Himmlische Ehebrecher, die Blitzhose, der König der luxuriösen Bartpflegeprodukte.
Das mit der Dreifachen Göttin ließ irgendwo ganz hinten in meinem Kopf etwas klingeln, aber in den griechischen Mythen wimmelt es von dreifachen Göttinnen: die Moiren, die Grauen Schwestern, die Furien, Destiny’s Child. Ich schaffte es einfach nicht, da den Überblick zu behalten.
Ich wartete darauf, dass die Göttin mir ein bisschen mehr erklärte. Das kam mir vor wie die ungefährlichste Herangehensweise.
Sie runzelte die Stirn. Vielleicht ärgerte sie sich, weil ich mich ihr nicht zu Füßen warf oder eine Opfergabe verbrannte oder so was.
»Ich bin Hekate«, sagte sie laut und langsam. »Die Göttin der Magie, der Wegkreuzungen und der Totenbeschwörung.«
Meine Zunge wurde zu Sand. Ich war Hekate niemals vorgestellt worden, aber ich erinnerte mich an ihre stärksten Auftritte, wie »Bei der Schlacht um Manhattan habe ich mich Kronos angeschlossen (aber dann die Seite gewechselt)« und »Ich habe deiner Freundin Hazel im Kampf gegen einen Riesen geholfen (aber erst, als ich wusste, dass die Riesen verlieren würden)«. Ich hatte Hekate immer für eine Teamplayerin gehalten – aber erst, sobald sie sicher war, welches Team gewinnen würde.
»Ach ja«, sagte ich. »Edle Hekate.«
Dass ich mich ihr noch immer nicht zu Füßen warf, schien ihr gar nicht zu gefallen. Na ja, damit würde sie leben müssen. Ich war kein Fan vom Zu-Füßen-Werfen.
»Ich schätze, du hattest ein paar erholsame Wochen?«, fragte sie. »Haben dich die anderen Gottheiten in Ruhe gelassen, wie ich erbeten hatte?«
»Ich – Moment. Wie Ihr erbeten hattet?«
Sie wedelte mit den Händen, wie um Rauch zu vertreiben. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollten dich in Ruhe lassen. Ich konnte schließlich nicht riskieren, dass du verletzt oder getötet wirst, ehe du meinen Auftrag ausgeführt hast!«
Meine Fingernägel gruben Furchen in meine Handflächen.
Mir fiel etwas ein, das meine Freundin Annabeth mir einmal gesagt hatte: Immer bis fünf zählen, ehe du im Zorn etwas zu einem göttlichen Wesen sagst. Angeblich verringerte das zumindest theoretisch die Gefahr, in einen schwelenden Haufen Holzkohle verwandelt zu werden.
Ich schaffte es, bis zwei zu zählen. »Es gab also andere Götter, die einen Auftrag für mich gehabt hätten?«
»Aber ja doch. Mehrere.«
»Und Ihr habt ihnen gesagt …«
»Dass du No-go-Area bist. Ich brauchte dich für diese Woche in gutem Zustand.«
Einige altgriechische Verwünschungen gingen mir durch den Kopf.
Ich brauchte nur noch zwei weitere Empfehlungsschreiben. Offenbar hätte ich beide schon, wenn Hekate mich nicht dem Rachen des Erfolgs entrissen hätte.
Diesmal zählte ich bis drei, ehe ich antwortete. Ich machte Fortschritte. »Und diese anderen Aufträge wären was genau gewesen?«
»Absolut unter deinem Niveau!«, erklärte Hekate. »Für Aphrodite einen Karton voll Cupcakes besorgen. Einen Tag lang mit Hermes Wasserski laufen. Alles viel zu einfach.«
Wasserski und Cupcakes! Ich beschloss, nicht loszuschreien, denn wenn Hekate beängstigend genug war, um mir alle anderen Gottheiten vom Leib zu halten, dann war sie beängstigend in Großbuchstaben: BEÄNGSTIGEND!
»Und Euer Auftrag ist … mein Niveau?«
»Absolut! Dein Einsatz besteht darin …«
»Moment.« Irgendwo in meinem Hinterkopf leuchtete ein rotes Lämpchen auf … eine Warnung? Eine Erinnerung? Etwas, das Eudora mir gesagt hatte. Ach ja, richtig …
»Meine Studienberaterin hat mir gesagt, dass ich doppelte Kreditpunkte beantragen muss, ehe ich zu einem Einsatz aufbreche«, sagte ich. »Also, wenn ich unterwegs irgendwelchen anderen Göttern einen Gefallen tun muss, können auch die mir Empfehlungen schreiben.«
Hekate breitete großzügig die Arme aus. »Das ist kein Problem.«
»Super.«
»Weil keine anderen Götter mit dem zu tun haben, was ich von dir verlange, daher spielt es keine Rolle.«
Sie strahlte mich an, als ob sie auf meinen Dank wartete.
»Worin besteht denn nun der Einsatz?«, knurrte ich.
»Tiersitting.«
»Wie bitte?«
»Haustiersitting! Von heute Abend bis Freitagabend. Du wohnst solange in meinem Haus und passt auf meine Tiere auf. Du weißt ja, dass diese Zeit im Jahr für mich sehr wichtig ist.«
»Weil … ach ja, Freitag, Halloween.«
Es leuchtete ein, dass die Göttin des Unheimlichen sich dieses Datum im Kalender rot angestrichen hatte. Das einzige Problem war, dass meine Freunde und ich für den Freitag schon Pläne hatten.
»Nun ja …« Hekate seufzte. »Früher wurde mir zu jedem Monatsende gehuldigt. Dann reiste ich um die Welt und sammelte Opfergaben ein, die die Leute, die mich verehrten, für mich auf ihrer Türschwelle hinterlassen hatten. Leider gab es in den letzten Jahrhunderten nicht mehr viele Opfergaben. Aber Ende Oktober erinnern sich die Leute noch an mich! Deshalb muss ich zu der Zeit um die Welt reisen und klarstellen, dass ich da bin. Und während ich unterwegs bin, musst du auf meinen Höllenhund und meinen Iltis aufpassen.«
Diese Aussage hatte es ganz schön in sich. Die zentrale Info war, dass Hekate auf Süßes-oder-Saures-Tour gehen wollte. Sie schien zu glauben, dass Halloween extra für sie erfunden worden war.
Das war Narzissmus von wahrhaft göttlichen Dimensionen.
Andererseits, wer war ich denn, mich zwischen eine Göttin und ihre Schokoriegel zu stellen?
»Und diese Haustiere …«, sagte ich. »Ich weiß ein bisschen was über Höllenhunde. Aber Iltisse … fressen die Iltis-Whiskas? Gibt es irgendwas, das ich wissen müsste?«
Hekate kicherte. »Vieles. Aber das gehen wir später durch.«
Sie zog eine schwarze Visitenkarte hervor und schob sie über den Tisch. In wie frisches Blut glitzerndem Rot stand darauf eine Adresse: THE MANSE, GRAMERCY PARK WEST.
»Sei bei Sonnenuntergang da«, sagte sie. »Dann gehe ich mit dir die Regeln durch, damit meine Haustiere gesund und glücklich bleiben.«
»Sonnenuntergang … heute Abend?«
Sie runzelte die Stirn. »Hast du Wasser in den Ohren? Ja. Heute Abend. Du darfst deine Freunde mitbringen … Anna und Groverbeth.«
Fast, dachte ich.
»Okay, ich mache es«, sagte ich, denn was blieb mir anderes übrig? Aber offenbar hörte ich mich nicht begeistert genug an.
Hekate erhob sich hinter dem Schreibtisch. »Percy Jackson, ich biete dir die Möglichkeit eines Empfehlungsschreibens von mir an, einer der wichtigsten Göttinnen, der Fackelträgerin …«
»Der Sterngängerin, ja, hab schon kapiert. Ich muss bloß noch ein paar Dinge in meinem Terminkalender verschieben …«
Hekate hob die Arme. Dunkelheit strömte aus den Falten ihres Kleides und füllte den Raum mit tintenschwarzem Nebel. »Das ist ein einfacher Auftrag, Percy Jackson. Wenn du ihn erfüllst, werde ich dankbar sein. Wenn du versagst dagegen …«
Ihr Leib schimmerte und dehnte sich aus. Plötzlich sah ich drei deutlich unterschiedliche Göttinnen, die alle am Unterleib zusammengewachsen waren, wie drei Edelsteine auf einem einzigen Ring. Von links starrte mich ein Mädchen mit milchweißer Haut, platinblonden Haaren und stählernem Blick an, der sagte: Wag ja nicht, mich an den Zöpfen zu ziehen. In der Mitte stand die Hekate, mit der ich gesprochen hatte – eine Dame mittleren Alters mit einem dermaßen missbilligenden Müttergesicht, wie ich es zuletzt beim Brunch bei Hera gesehen hatte. Von rechts musterte mich eine faltige Greisin mit gerunzelter Stirn. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, welches Gesicht mir die größte Angst machte.
»Ich bin das Mädchen«, dröhnte Hekate mit drei Stimmen zugleich. »Ich bin die Mutter. Ich bin die Greisin. Ich bin alle Phasen eines Frauenlebens – bin all ihre Macht – und ich lasse nicht zu, dass mir ein Mann den Weg verstellt.«
Ein Beben durchlief meinen Leib. Meine Beine zitterten.
Aber sie war noch nicht fertig mit mir. Sie verwandelte sich wieder, und ihre drei Gesichter wurden zu Tierköpfen. Links wieherte wütend ein Palomino-Pferd. In der Mitte fauchte eine Löwin und bleckte ihre Eckzähne. Rechts knurrte und sabberte ein Hund mit lodernden Augen.
»Ich bin das Pferd, das stark und furchtlos dahinjagt«, fuhr sie mit unveränderten Stimmen fort. »Ich bin der Löwe, der lautlos und geduldig der Fährte folgt. Ich bin der Hund, der Wache steht, treu und grimmig. Ich bin die Göttin der Wegkreuzungen, wo alle Möglichkeiten einander überschneiden. Ich verschlinge alle, die vor mir erzittern.«
Mir rauschte das Blut in den Adern und mein Körper fühlte sich heiß, feucht und unangenehm an. Meine Innereien schienen sich aufzulösen und in meine Jeans zu laufen.
Endlich verzog sich die Dunkelheit aus dem Zimmer. Vor mir stand Hekate in einer einzigen Gestalt, so, wie sie zu Anfang ausgesehen hatte.
Sie lächelte mich verkniffen an, vielleicht, weil sie sehen konnte, dass ich verstanden hatte.
»Dann bis heute Abend«, sagte sie. »Ciao.«
Sie verschwand in einem Auflodern aus grünem Feuer und hinterließ nur den Geruch von brennendem Tierfell.
Ich starrte Dr. Samuels’ gerahmte Diplome an der Wand an.
Als ich das Gefühl hatte, meine Beine wieder bewegen zu können, schwankte ich aus dem Büro. Ich musste diesen Schultag zu Ende bringen. Ich musste Annabeth und Grover Bescheid sagen. Aber zuerst musste ich zu meinem Schließfach gehen und meine Unterhose wechseln.
Grover genehmigt sich eine Überdosis Koffein
»Fun Fact«, sagte Grover. »Obskures Wissen wird Trivia genannt, nach Hekates römischem Namen. Trivia! Drei Straßen!«
»Das ist vielleicht ein Fakt«, sagte ich. »Aber von Fun kann keine Rede sein.«
»Ach, hör doch auf! Du hast einen Einsatz. Das sind doch super Nachrichten!«
Grover hüpfte vor mir her über den Bürgersteig. Das kühlere Oktoberwetter machte ihn immer etwas hyperaktiv. Sowie ich von meiner Begegnung mit Hekate erzählt hatte, steigerte sich seine Energie sogar noch.
Heute hatte er sein zottiges Hinterteil in eine Cargohose gestopft. Seine Ziegenhufe waren so halbwegs in orangefarbenen Crocs versteckt (sehr unauffällig), und seine Hörner lugten aus den zottigen Haaren hervor. Sein blauer Hoodie hatte den Aufdruck HUMAN.
Die Regeln für Satyrn, die in der sterblichen Welt nicht auffallen wollen, hatte ich noch nie begriffen. Meistens versuchten sie, sich bis zu einem gewissen Grad als Menschen zu verkleiden. Im Wesentlichen schienen sie sich darauf zu verlassen, dass der Nebel, der die menschliche Wahrnehmung verwirrt, ihnen die Arbeit abnahm. Aber angesichts Grovers Entscheidung für Crocs und den HUMAN-Hoodie fragte ich mich schon, warum er sich überhaupt die Mühe machte. Vielleicht war das sein Versuch, sterbliche Gehirne zum Explodieren zu bringen.
»Du findest das mit den Haustieren mega«, vermutete ich.
Grover grinste von einem Ohr zum anderen, und das sah aus, als hätte er mit KI generierte Zähne. »Wenn Hekates Höllenvieh auch nur die geringste Ähnlichkeit mit Mrs O’Leary hat, dann werde ich es lieben.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen.«
»Und Iltisse …« Grover unterbrach sich. »Ich bin nicht mal sicher, ob mir je ein Iltis über den Weg gelaufen ist. Aber ich würde mich gern mit einem anfreunden. Komm schon!«
Er trabte die Lexington Avenue hinunter.
Wir hatten uns an der U-Bahn-Station in der 103rd Street getroffen – unserem üblichen Treffpunkt nach der Schule. Jetzt wollten wir meine Mom in ihrem Lieblingscafé besuchen, wo sie versuchte, ihr neues Buch fertig zu schreiben. Normalerweise störte ich sie nicht bei der Arbeit, aber ich wollte ihr so schnell wie möglich von Hekates Auftrag erzählen, da wir ja schon an diesem Abend mit dem Haustiersitting loslegen sollten. Außerdem fand Grover meine Mom toll. Und er liebte das Kuchenangebot dort. Es konnte also nichts schiefgehen.
New York ist auf die bestmögliche Weise seltsam. Ihr schlendert eine gesichtslose Avenue entlang, vorbei an Banken und Apotheken und Handyläden, und könntet wirklich überall sein. Dann biegt ihr nach links ab, und plötzlich steht ihr in einer Nebenstraße, wo die alten Brownstone-Häuser zu Ateliers umgewandelt worden sind, in den Bäumen das ganze Jahr über Lichtgirlanden funkeln und die Läden eine Mischung aus holistischen Waschsalons, Tarot-Spelunken, Cryo-Spas und Cafés sind.
Und das beste Café von allen: der Cracked Teapot!
Nichts gegen Leute, die bei Starbucks abhängen und ihr Drehbuch schreiben oder was auch immer. Aber wenn ihr wirklich Inspiration braucht, dann sucht euch so einen einzigartigen Laden um die Ecke wie den Cracked Teapot!
Alle Lichterketten in der Straße schienen von der Terrasse vor dem Café auszugehen, wie aus dem Zentrum eines munteren elektrischen Spinngewebes, das wegzuwischen sich niemand die Mühe gemacht hatte und das jetzt die gesamte Nachbarschaft bedeckte.
Wir gingen die kleine Treppe hinunter, dann durch einen Vorhang aus Perlenschnüren, und betraten ein gemütliches Labyrinth aus Nischen und Sitzecken. Sanfte Musik wie aus einer anderen Welt lief im Hintergrund – keltische Harfe vielleicht? Feenpuppen hingen von der Decke, und auf jeder der sonnigen Fensterbänke machte eine Katze ein Nickerchen, was potenziell gegen die städtischen Hygienevorschriften verstieß, aber ich würde es niemandem verraten. Überall im Café standen Regale, die gefüllt waren mit – ihr ahnt es schon – angeknacksten Teekannen. Einige waren aus Gold und Porzellan, andere aus Kupfer, noch andere von Ikea. Aus vielen schauten Stofftiere heraus.
Hinter dem Tresen kochte ein riesiger bärtiger Typ in einem rosa Tutu gerade Kaffee. Die Auslage hinter der Glasscheibe quoll über von Muffins, Keksen, Torten und Scones.
Könnte ich hier einen Roman schreiben? Nie im Leben. Abgesehen von der Tatsache, dass ich sowieso nie im Leben irgendwo einen Roman schreiben könnte, gab es hier viel zu viele Ablenkungen. Ich nehme an, das beweist, dass ich meine ADHS von meinem Dad geerbt habe. Meine Mom arbeitete nämlich ungeheuer gern hier. Das Café lag gar nicht weit von unserer Wohnung entfernt, und da bald das Baby kommen würde, hatte sie das Gefühl, so schnell wie möglich mit ihrem zweiten Roman fertig werden zu müssen. Es war ein Wettlauf zwischen Baby und Buch, und das Baby schien den Sieg davonzutragen.
Grover und ich gaben bei dem Balletttänzer unsere Bestellungen auf. Meine Mom saß an ihrem üblichen Tisch ganz hinten, wo Sonnenstrahlen durch ein Oberlicht fielen, eine große schwarze Katze auf der Fensterbank wärmten und sich in Dutzenden von Kristallanhängern brachen, die mich ein bisschen zu sehr an die Göttin Iris erinnerten.
Meine Mom hatte sich die Haare zu einem Dutt hochgesteckt, damit sie ihr beim Schreiben nicht ins Gesicht fielen. Sie beugte sich zum Laptop vor, und ihr Gesicht leuchtete im Schein des Bildschirms, als ob sie in die Welt eintauchen wollte, die sie da erschuf. Sie trug einen dunklen Stretch-Rock, um Platz für die Babykugel zu schaffen, und eins von den T-Shirts meines Stiefvaters – ein schwarzes mit dem Bild eines Typen mit einem Kontrabass, darüber stand CHARLES MINGUS.
Neben ihr stand eine dampfende Kanne mit Tee, vermutlich Zitronenmelisse, den trank sie seit Beginn ihrer Schwangerschaft anstelle von Kaffee. Sie aß hier nur selten etwas – sie backte ja selbst viel, deswegen sah sie das sicher nicht ein –, aber die Leute im Café liebten sie trotzdem. Sie beschwerten sich nie, wenn meine Mom den Tisch für einen ganzen Nachmittag mit Beschlag belegte.
Ich hatte schon Angst, sie könnte die Stirn runzeln, wenn sie uns sah, da wir sie streng genommen mitten bei der Arbeit störten. Aber sie lächelte erleichtert.
»Jungs!«, sagte sie.
»Tut mir leid, hier so reinzuplatzen«, sagte Grover.
»Aber nicht doch!« Sie klopfte auf den Stuhl neben sich. »Holt mich aus diesem Dialog raus, bitte. Der bringt mich noch um.«
Grover glitt neben sie und ich setzte mich ihr gegenüber. Ich versuche, nie auf Moms Bildschirm zu schauen, wenn sie schreibt, denn a) ich weiß, dass es sie nervös macht, b) von den verschwimmenden Wörtern wird mir schwindlig, und c) ich frage mich unwillkürlich, ob es in ihrem Roman eine Person gibt, die von mir inspiriert ist. Vielleicht klingt das egozentrisch, aber die Vorstellung, dass irgendwer ein Buch über mich schreiben könnte, macht mich superparanoid.
»Also, was gibt’s?«, fragte sie. »Neuer Einsatz?«
»Du kennst mich offenbar.«
Sie lachte. »Nun erzähl schon!«
Sie hatte sich bestimmt Sorgen gemacht. In den letzten siebzehn Jahren hatte ich ihr eine Wagenladung Stress beschert, aber sie hatte gelernt, trotz allem immer fröhlich und aufmunternd zu klingen. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie sie das schafft. Der einzige Job, der noch schwerer ist, als Halbgott zu sein, ist der einer Halbgottmutter.
Ich erzählte ihr von meinem Besuch im Büro der Göttin/Schulleiterin. Ich übersprang ein paar nicht unwesentliche Details wie Hekates dreiköpfige Horrorshow und meinen darauffolgenden Wechsel der Unterwäsche. Als ich sie einigermaßen auf den aktuellen Stand gebracht hatte, brachte Mr Ballerina unsere Bestellung: einen Blaubeersmoothie für mich, einen doppelten Latte und einen Erdbeermuffin für Grover.
Ich schielte missbilligend zu Grover hinüber. Es gibt zwei Dinge, die bei ihm eine hyperaktive Kernschmelze auslösen. Das eine ist Kaffee. Das andere ist alles mit Erdbeergeschmack.
»Keine Sorge«, versprach er, als er meine skeptische Miene sah. »Nachher jogge ich zum Park und hole ein paar Vorräte für heute Abend. Dabei verbrenne ich die ganze zusätzliche Energie.«
Ich fragte mich, was für Vorräte er im Central Park holen wollte. Ich stellte mir vor, wie er mit einem Korb voller Eichhörnchen bei Hekates Haus antanzte.
»Und diese Villa, ›the Manse‹«, sagte meine Mom, »wo ist das?«
Ich zog die mit Blut beschriebene Visitenkarte hervor und reichte sie ihr.
Sie las die Adresse und hörte auf zu lächeln. »Oh.«
»Oh?«, fragte ich.
Sie schaute zu der auf der Fensterbank schlafenden Katze hinüber, als ob die ihr einen guten Rat geben könnte. »Ach, nichts. Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr beim Gramercy Park. Hab ich dir je erzählt …?« Sie zögerte und überlegte sich die Sache anders. »Nein. Ist schon gut. Versprich mir, vorsichtig zu sein.«
Ist schon gut und vorsichtig sein passen nicht gerade gut zusammen, vor allem, wenn eure Mom das sagt. Außerdem sagte sie Gramercy Park, so wie ich Tartarus sagen würde. Ich war nicht sicher, ob sie mir etwas verschwieg, weil es eine böse Erinnerung war oder weil Grover dabei war oder beides.
Wegen Grover hätte sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Er war vollkommen von Muffin und Kaffee absorbiert. Wenn er in den Essmodus überwechselte, bestand die einzige Gefahr darin, dass er auch noch alles andere auf dem Tisch verschlang: meinen Smoothie, die Teekanne und den Laptop meiner Mom.
»Ich versuche immer, vorsichtig zu sein«, beteuerte ich. »Wohlgemerkt, ich versuche!«
Ich wartete ab, ob sie noch etwas sagen würde.
Als sie das nicht tat, fasste ich den Entschluss, später noch einmal mit ihr darüber zu reden. Bei mir und meiner Mom ist das nämlich so: Sie drängt mich nie dazu, über etwas zu reden, wenn ich noch nicht so weit bin. Ich versuche also, ihr gegenüber genauso rücksichtsvoll zu sein.
Grover tupfte inzwischen mit den Fingerspitzen die letzten sechs Muffinkrümel auf. Ich konnte geradezu spüren, wie er anfing zu vibrieren.
»Wir müssen los!«, sagte er. »Jede Menge zu erledigen! Ich muss um den Park laufen, und du musst für heute Abend packen. Wir treffen uns bei Sonnenuntergang, okay?«
Ich nickte und sah noch immer meine Mom an.
»Soll ich zu Hause warten, bis du kommst?«, fragte ich. Ich dachte, ich könnte mit ihr und Paul zusammen essen und ihr damit eine Chance geben, mir zu erzählen, warum Gramercy Park ihr solche Sorgen machte.
»Nein, nein, alles kein Problem.« Sie brachte ein vorsichtiges Lächeln zustande. »Das wird für dich sicher ein ganz besonderes Halloween-Erlebnis. Hekate ist doch die Göttin der Geister, oder?«
»Und der Magie!«, steuerte Grover bei. »Und der Nacht! Und der Nebelmanipulation!«
Ich runzelte die Stirn. Hekate hatte ihr ganzes Repertoire vorgeführt, als sie mich mit Flammen und Tierköpfen in Angst und Schrecken versetzt hatte, aber das mit der Nebelmanipulation hatte sie ausgelassen. Ich hätte gern gewusst, weshalb. Und wo ich schon darüber nachdachte, fiel mir ein, dass meine Freundin Hazel etwas in der Richtung gesagt hatte … dass die Göttin sie darin bestärkt hatte, diese Kunst zu erlernen.
Meine Mom streckte die Hand über den Tisch aus und drückte meine. »Ich sollte wohl versuchen, noch ein bisschen zu schreiben. Halt mich auf dem Laufenden, wenn es geht. Und vergiss nicht, deine Zahnbürste einzupacken, ja?«
Wir würden die Halloween-Woche im Haus einer unheimlichen Göttin verbringen, aber meine Mom machte sich Gedanken um meine Zahnhygiene. Ich nehme an, sie musste sich auf das Wenige konzentrieren, bei dem sie mir helfen konnte.
»Mach ich«, sagte ich. »Äh … viel Erfolg beim Schreiben.«
Ich merkte, dass ich kaum an meinem Blaubeersmoothie genippt hatte. Also nahm ich ihn mit hinaus, während Grover neben mir hersprang und seine Strategien darlegte, wie man sich mit göttlichen Haustieren anfreundet.
Ich schaute mich ein letztes Mal zu meiner Mom um. Sie starrte mit gerunzelter Stirn ihren Bildschirm an, aber ich hatte meine Zweifel daran, ob sie an diesem Nachmittag noch etwas schreiben würde. Stattdessen würde sie Hekate googeln. Ich hätte gern gewusst, was ihr am Gramercy Park solche Sorgen machte. Und ich hatte das Gefühl, ich würde es bald erfahren …
Meine Freundin geht mit mir zum Friedhof
Nachdem ich mir zu Hause meine Halbgott-Übernachtungstasche (natürlich mit Zahnbürste) geschnappt hatte, machte ich mich auf den Weg zu Annabeth.
Die School of Design von New York City ist ein privates Internat, das nicht weit vom Gramercy Park entfernt liegt. Ich vermutete, dass es leichter sein würde, Annabeth dort zu finden, als ihr eine Irisbotschaft zu schicken. Halbgötter können keine Handys benutzen (Peilsender für Monster, sofortiger Tod usw.), und Irisbotschaften sind ein guter Ersatz, aber sie erfordern einiges an Planung. Ihr wollt ja schließlich nicht als schimmernde Regenbogenvision auftauchen und auf eure Freundin einreden, wenn gerade jede Menge sterbliche Beobachter um sie herumstehen. (Nebenwirkungen könnten unter anderem Panikattacken, Massenhysterie und psychologische Fehldiagnosen sein. Erkundigt euch lieber bei eurem Arzt oder eurer Ärztin, ob Irisbotschaften das Richtige für euch sind.)
Die SODNYC ist in einer Gruppe von Wohnhäusern und Bürobauten gleich neben der Bowery untergebracht. Ohne die großen Banner draußen würde niemand auf die Idee kommen, dass sich dort eine Schule befindet. Ich kannte mich auf dem Campus nicht besonders gut aus, aber ich wusste die drei Orte, wo ich Annabeth am ehesten finden würde: den Flur, auf dem sie wohnte, die Bibliothek und das Black Ant, ein mexikanisches Restaurant um die Ecke. Da ich wusste, dass sie nachmittags am liebsten lernte, steuerte ich die Bibliothek an.
Streng genommen hatte ich dort gar keinen Zutritt. Die Bibliothek ist nur für Studierende zugänglich, aber Florence, die Sicherheitswache, die gerade Dienst hatte, kannte mich und nickte mir nur zu, als ich vorüberging. Seht ihr? Ich kann nämlich sehr wohl charmant sein, wenn ich gerade kein Chaos verbreite. Manchmal sogar, wenn ich gerade Chaos verbreite.
Die studentische Kunstausstellung des Monats konzentrierte sich auf »recycelte Kleidung« – in diesem Fall eine Menge Abendkleider und Smokings, die aus Plastiktüten, Bonbonpapieren und platt gedrückten Blechdosen hergestellt waren. Ich begriff das alles nicht, aber das war wahrscheinlich der Grund, warum ich keine Designschule besuchte.
Ich stieg die Treppen zum dritten Stock hoch. Annabeth hatte es sich an ihrem Stammplatz gemütlich gemacht – einer Sofagruppe in der Architektur-Abteilung –, zusammen mit Dave und Hana, die auch dort zur Schule gingen und die gerade über etwas lachten, was Annabeth gesagt hatte. Annabeth trug ein riesengroßes Sweatshirt von der Uni Berkeley, verschlissene Jeans und neue Doc Martens. Sie hatte sich die Haare zu Dutch Braids geflochten, und die Zopfspitzen ringelten sich auf ihren Schultern wie die Krallen eines Raubtiers. Annabeths Augen funkelten vor Belustigung.
Ich weiß ja nicht, ob ihr das je erlebt habt – wenn ihr jemanden aus der Ferne seht und diese Person dann für den Bruchteil einer Sekunde nicht erkennt. Euer Gehirn stellt einfach nur fest: Oh, die sieht aber umwerfend aus! Und dann geht euch auf, dass ihr die Betreffende seit Jahren kennt – dass sie sogar eure Freundin ist –, und das jagt euch einen Glücksschauder durch den ganzen Leib.
Na ja, vielleicht war auch ein bisschen Angst dabei, weil sie da mit anderen Leuten lachte und ich für einen Moment außen vor war. Ich würde das aber nicht als Eifersucht sehen, sondern eher als besorgte Motivation. Annabeth zog andere Menschen einfach an. Alle wollten in ihrer Nähe sein und von ihr anerkannt werden. Sie würde nie allein sein, ob ich da war oder nicht. Und das machte mich nur noch entschlossener, meinen Abschluss zu schaffen und mit ihr aufs College zu gehen, auch wenn ich mich dafür mit so Sachen wie Lernen oder Lesen herumquälen musste.
Wow, was sie für eine Macht über meine Gedanken hatte … irgendwie unheimlich. Als Sohn des Poseidon kann ich bloß Wasserspender hochgehen lassen und mit Walrössern reden.
»Hey«, sagte ich.
Dave machte für mich Platz auf dem Sofa. »Hey, Percy!«
Hana rang sich ein mühsames Lächeln ab. Ich glaube, sie mochte mich nicht besonders, wahrscheinlich, weil sie bezweifelte, dass ich für Annabeth gut genug war … Okay, da hatte sie ja auch irgendwie recht, aber ich gab mir immer Mühe, nett zu ihr zu sein.
Annabeth nahm meine Hand. »Wir reden gerade über unsere neue Aufgabe – ein neues Design für das Metropolitan Museum of Art.«
»Oh, interessant.« Ich versuchte, eine Gänsehaut zu unterdrücken. Ich hatte in dem Museum mal eine schlechte Erfahrung gemacht, und mit schlechte Erfahrung meine ich, dass ich in der sechsten Klasse von meiner Mathelehrerin fast umgebracht worden wäre, als sie sich als Furie entpuppte.
»Ich würde voll auf postmodern setzen«, sagte Dave. »Also, den Raum richtig öffnen, weg mit den klassischen Säulen und dem ganzen Kram. Das ist doch so voriges Jahrhundert.«
»Ich wäre für Avantgarde«, sagte Hana. »Überall so Treppen wie bei Escher. Versteht ihr?«
Sie richtete die Frage an mich, und es klang wie eine Herausforderung. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete, deshalb nickte ich nur.
»Was würdest du machen, Percy?«, fragte Dave.
Für einen Augenblick bekam ich Panik. Immerhin schaffte ich es, nicht herauszubrüllen, das Thema sei Freier Wille oder Schicksal. Das einzige neue Design für das Museum, das ich mir vorstellen konnte, wäre, überall Zufluchtsräume und Schwertautomaten einzurichten, damit junge Halbgötter Monsterangriffe leichter überleben. Aber diese Überlegungen konnte ich mit Dave und Hana wohl kaum teilen.
»Keine Ahnung«, gab ich zu. »Ich überlasse das lieber den Fachleuten.« Ich wandte mich an Annabeth. »Was hast du dir vorgestellt?«
Wieder kicherten Dave und Hana los.
»Das hab ich ihnen gerade erzählt«, sagte Annabeth. »Glas und Marshmallows.«
»Wie bitte?«
»Glas und Marshmallows.«
»Genial«, sagte Dave.
»Schwachsinnig«, sagte Hana.
»Ich komm da nicht mit«, sagte ich.
Die nächstsitzende Bibliothekarin warf einen Blick zu uns herüber und hob eine Augenbraue. Das war noch kein Pssst, aber näher war ich noch nie an eins herangekommen.
Annabeth sprach leiser weiter. »Ihr wisst doch, dass im Met Tausende von Kunstwerken einfach nur im Magazin rumliegen, oder? Ich würde die Ausstellungsfläche verdreifachen – das ganze Gebäude neu errichten, als riesige Spirale aus Glasböden und -wänden, die ein zentrales Atrium umgeben. Die Kunst wäre hinter dem Glas geschützt, und die durchsichtigen Wände würden es ermöglichen, die Kunst von hinten und vorn, von oben und unten zu betrachten. Die Leute hätten das Gefühl, in einer dreidimensionalen Wolke aus Kunst zu schweben.«
»Und die Marshmallows?«, fragte ich. Ich kann mich leichter auf Dinge konzentrieren, die auch gut schmecken.
»Große, weiche weiße Sitzsäcke«, sagte Annabeth, »überall im Museum. Keine unbequemen Bänke mehr. Wenn Kinder reinkommen, können sie sich fallen lassen, wo sie wollen, und ganz locker die Kunst genießen.«
»Oder ein Nickerchen machen«, schlug ich vor.
»Genau, das geht auch«, sagte Annabeth. »Das ist ja ein öffentlicher Raum. Warum nicht neben einer Statue von Athene oder vor einem Selbstporträt von Frida Kahlo ein Nickerchen machen?«
»Bequeme Marshmallows in einem Glastempel«, sagte ich. »Okay, ich bin überzeugt.«
Sie drückte mir die Hand. »Und was läuft bei dir so?«
»Ach, bloß … bloß ein Auftrag, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich wollte fragen, ob du mir helfen kannst.«
Annabeth wurde sofort ernst. Sie wusste genau, was ich meinte, auch wenn Dave und Hana keine Ahnung hatten.
»Sie kann doch nicht ständig deine Hausaufgaben für dich machen, du Dussel«, sagte Hana.
»Genau, sie muss doch unsere Hausaufgaben machen«, sagte Dave.
»Öh, ihr nun wieder«, sagte Annabeth, lächelte die beiden aber an. »Okay, Jackson, ich hab ein paar Minuten Zeit für dich. Komm.« Sie zog mich hoch und führte mich aus der Bibliothek. Dave und Hana flüsterten hinter unserem Rücken, vermutlich fragten sie sich, was Annabeth an mir fand, wo ich doch eindeutig nicht die geringste Ahnung von Architektur und Design hatte.
Wir gingen zu Annabeths Lieblings-Denkort – einer Parkbank unter einem Ahornbaum auf einem in der Nähe gelegenen Friedhof. Annabeth hatte mir erzählt, dass dort irgendein berühmter Architekt begraben war. Peter Stuyvesant? Ja, so hieß der Typ. Die halbe Nachbarschaft war nach ihm benannt, also war er sicher ein Genie im Umgang mit Glas und Marshmallows gewesen.
Annabeth sagte, dass sie sich dort inspiriert fühlte, und das reichte mir als Grund. Wir sahen zu, wie der Verkehr durch die Second Avenue kroch, und genossen das perfekte Wetter – frisch und sonnig, die Art Wetter, die man gern in einer Flasche verkorken und dann mitten im August öffnen würde, wenn Manhattan zu einem schwülen Sumpf wird.
»Also …« Annabeth drehte sich zu mir um. »Was ist das für ein Einsatz?«
Ich erzählte ihr von meiner Begegnung mit Hekate.
Annabeth hörte mir mit der Intensität zu, die viele Leute nur für ihre Lieblingslieder aufbringen – als ob sie sich jedes Wort merken und die Bedeutung jeder Zeile analysieren wollte, um herauszufinden, was die in ihr für Gefühle auslöste. Sie ist eine geborene Problemlöserin. Ich erwartete, dass sie am Ende meines Berichts die Stirn runzeln und mentale Gleichungen aufstellen würde, um dann einen Haufen Szenarien aus dem Ärmel zu schütteln, was während einer Schulwoche als Hekates Haussitter alles schiefgehen könnte.
Stattdessen lachte sie.
»Das ist doch super!« Sie küsste mich auf die Wange, als ob ich ihr ein Geschenk gemacht hätte.
»Wirklich?«, fragte ich. »Welcher Teil – dämonische Haustiere zu hüten? Oder eingeäschert zu werden, wenn wir versagen?«
Sie wischte meine Sorgen beiseite. »Wir werden schon nicht versagen. Hör mal, wenn ich mit Zerberus Stöckchen werfen kann, kann ich mich ja wohl auch um einen Höllenhund und einen Iltis kümmern.«
Ich stöhnte. Ich habe noch immer Albträume von dem dreiköpfigen Wachhund des Hades. Manchmal spürte ich beim Aufwachen den schwefligen Atem des Zerberus in meinem Gesicht, ehe mir aufging, dass ich mir einfach nur die Zähne putzen musste. Für Annabeth dagegen war unsere Begegnung mit Zerberus das Highlight unserer ersten Exkursion in die Unterwelt gewesen. Was allerdings nicht besonders viel zu bedeuten hatte.
»Außerdem«, sagte sie, »dann wissen wir endlich, wo wir unsere Party feiern können!«
»Du meinst doch wohl nicht … Moment mal, ernsthaft?«
Sie sah nicht aus, als ob sie Witze machte. Vor ein paar Wochen hatte Annabeth mir anvertraut, dass sie immer schon Lust gehabt hatte, ein Spukhaus zu entwerfen. Sie war überwiegend im Camp Half-Blood aufgewachsen, deshalb hatte sie nie bei den typischen Halloween-Sachen mitgemacht, wie Süßes oder Saures, Horrorfilme schauen oder Kostümpartys. Sie träumte davon, für alle unsere Freunde ein richtig beängstigendes Erlebnis zu schaffen. Ich fand das ein bisschen seltsam, da wir doch auch zu allen anderen Jahreszeiten beängstigende Erlebnisse hatten, ohne dafür irgendwas erschaffen zu müssen.
Da das hier unser letztes Jahr in der Highschool war, wollte Annabeth den Plan unbedingt wahr machen. Das einzige Problem war, dass sie im Internat wohnte und ich in einer winzigen Wohnung. Auch im Camp konnten wir kein Spukhaus einrichten, weil unser Camp-Direktor, Mr D., das nicht erlauben würde. Schwer zu sagen, weshalb – vermutlich, weil niemand Spaß haben sollte, wenn er keinen Spaß haben durfte, und Mr D.s Vorstellung von Spaß war, uns allesamt in Delfine im Amazonas zu verwandeln. Ich wollte ihn da ungern auf die Probe stellen.
Wir hatten unsere Halloween-Party halbherzig für den kommenden Freitag im Central Park geplant, aber ideal war das nicht. Annabeth konnte dort kein Horrorhaus errichten. Es wäre ja schon riskant, Dekorationen in die Bäume zu hängen – die Cops würden uns wahrscheinlich verjagen. Verkleidet im Park herumzurennen, würde uns außerdem ziemlich so vorkommen wie ein Rollenspiel.
»Das ist echt dein Ernst!«, ging mir nun auf. »Du willst unsere Party in Hekates Villa feiern?«
»Na ja, sie wird ja nicht da sein«, erklärte Annabeth. »Wir müssen nur herausfinden, wann genau sie zurückkommt, und bis dahin alles aufgeräumt haben. Warum nicht?«
Ich wusste nicht einmal, wo ich bei dem Warum nicht? anfangen sollte. Meistens war ich es, der die hirnrissigen Vorschläge machte. Annabeths Aufgabe war es dann, alle die Gründe anzuführen, warum meine Vorschläge hirnrissig waren. Auf diesen Rollentausch war ich nicht vorbereitet.
»Äh, das mit dem Einäschern hab ich doch erwähnt, oder? Und Hekate ist die Göttin des Nebels und der Magie. Meinst du nicht, sie würde es merken, wenn wir in ihrem Haus eine Party machen?«
»Hekate glaubt, dass Halloween nur ihr zu Ehren stattfindet, oder? Wenn sie dahinterkommt, hält sie unsere Party wahrscheinlich für ein Opferfest zu ihren Ehren. Außerdem werden wir ungeheuer vorsichtig mit allem umgehen.«
»Vorsichtig«, sagte ich. »Hast du unsere Freunde schon kennengelernt?«
»Ich wüsste gern, ob es in ihrem Haus genug Spinnweben gibt«, sagte Annabeth nachdenklich. »Oder ob ich noch welche kaufen sollte …«
»Jetzt redet meine arachnophobische Freundin davon, Spinnweben zu kaufen. Wer bist du eigentlich?«
»Keine Spinnen«, sagte sie. »Nur Spinnweben. Wegen der Atmosphäre. Ich hol jetzt schnell meinen Kram und bitte Hana, mich zu decken, weil ich diese Woche nicht im Wohnheim übernachten werde. Meine Götter, ist das cool! Wir treffen uns in einer Stunde beim Black Ant und nehmen uns von da was zu essen mit.«
Sie küsste mich und rannte zu ihrem Wohnheim davon.
Also … Grover und Annabeth fanden Hekates Aufgabe auf seltsame Weise richtig aufregend. Meine allernächste Zukunft versprach also Spinnweben, ein Wiesel und mexikanisches Essen. Selbst nach meinen Maßstäben sah das nach einer seltsamen Woche aus.
Offenbar schmecke ich nach Lachs
Ich wäre auch ohne Heuschreckenpizza glücklich gewesen.
Als wir im Black Ant unser Essen holten, beschloss Annabeth, es sei Zeit für ein Abenteuer. Zusammen mit unseren üblichen Enchiladas und Tacos bestellte sie Tlayudas – die bestanden im Wesentlichen aus Bohnen, Käse und scharf gewürzten Heuschrecken, gebacken auf einer großen Tortilla.
»Die schmecken wirklich gut«, beteuerte sie. »Und Insektenproteine sind viel nachhaltiger als die aus anderem Fleisch.«
»Grover ist Vegetarier«, erinnerte ich sie.
»Für den hab ich Champignon-Tacos bestellt.«
»Ich spiele auch mit dem Gedanken, Vegetarier zu werden. Jedenfalls für heute Abend.«
»Ach, hör doch auf«, sagte sie. »Du musst mal was Neues ausprobieren. Außerdem sollten wir vor unserer ersten Nacht in Hekates Haus etwas Besonderes essen.«
Ich hielt die Klappe und schätzte mich glücklich, dass das Black Ant keine Molchaugen-Enchiladas im Angebot hatte. Wir machten uns also mit unseren Tüten voller Champignon- und Heuschreckensnacks auf den Weg zum Gramercy Park.
Ich war noch nicht oft in dieser Gegend unterwegs gewesen. Irgendwie schrie da alles: Hier wohnen reiche Leute. Hau ab, Percy Jackson. Elegante Stadtvillen aus Backstein und schicke Wohnblocks standen um einen baumreichen quadratischen Park, den ein schwarzer schmiedeeiserner Zaun umgab, um den Pöbel fernzuhalten. Soweit ich gehört hatte, durfte den Park nur betreten, wer eine der benachbarten Residenzen besaß – dann wurde ein Schlüssel für die Parktore mitgeliefert. Sicher machte das die Gegend attraktiv für Milliardäre: Sie konnten damit protzen, dass sie einen Gramercy-Park-Schlüssel besaßen, wenn sie es satthatten, damit zu protzen, welche Sportteams oder Flugzeuge sie sich gerade gekauft hatten. Ich begriff nicht, was daran so toll war. Manhattan hatte Hunderte von absolut brauchbaren öffentlichen Parks zu bieten, die viel größer waren und nichts kosteten. Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich es nie zum Milliardär bringen würde.
Ich hatte gedacht, es würde leicht sein, Hekates Haus zu finden. Die Straße Gramercy Park West geht nur von einer Straßenecke zur nächsten. Selbst ohne die Hausnummer zu kennen, brauchten wir nur den Block entlangzuschlendern und nach einem Gebäude Ausschau zu halten, das hexenhaft genug aussah, um der Göttin als geheimer Wohnsitz zu dienen.
Wir gingen zweimal an der Villa vorbei, ehe wir sie endlich entdeckten.
Die gesamte Fassade war eine optische Täuschung. Wenn wir sie von der Seite her anschauten, verschwammen die Einzelheiten und verschmolzen mit den umstehenden Häusern. Die Villa zeigte sich nur, wenn man sie direkt von vorn ansah.
Obwohl es ein klarer Abend war, hing über dem schmalen Vorgarten dichter Nebel. Nebelfäden züngelten durch die skelettartigen weißen Büsche vor dem Haus. Ein Gehweg aus Pflastersteinen – oder vielleicht auch aus Menschenschädeln – schlängelte sich zum Eingang.
Das Haus selbst war ein fünfstöckiger Bau aus verwitterten Granitquadern – genauer gesagt, aus Grabsteinen, denn auf einigen waren noch die Namen und Geburts- und Sterbedaten der Verblichenen zu erkennen. Auf beiden Seiten des Giebels kauerten Wasserspeier und feixten zu uns herunter. Schwarze filigrane Schmuckelemente aus Gusseisen umrahmten die Fenster, zogen sich über das Geländer des Balkons im zweiten Stock und umgaben auf beiden Seiten den Haupteingang wie ein Trauertuch aus metallenen Klöppelspitzen. Wenn Hekate ihr Haus nicht für Beerdigungen und Goth-Mizwas vermietete, ließ sie sich wirklich dicke Kohle entgehen.
»Na gut, du hast recht«, sagte ich zu Annabeth. »Das ist jetzt schon ein perfektes Spukhaus.«
»Sag ich doch.« Annabeth trat zurück und blickte zum Dach hoch. »Ich wette, diese Wasserspeier können zum Leben erweckt werden.«
»Da wette ich nicht dagegen.«
Cover
Percy Jackson – Der Zorn der dreifachen Göttin
Wohin soll es gehen?
Widmung
Mir passiert im Büro der Schulleiterin ein kleines Missgeschick
Grover genehmigt sich eine Überdosis Koffein
Meine Freundin geht mit mir zum Friedhof
Offenbar schmecke ich nach Lachs
Wir steigen hinab ins Labor des verbotenen Milkshakes
Rohe Hähnchenkadaver und wo man sie findet
Eine Runde Hunde-Wasserski
Was läuft denn so? Wiesel-Po!
Die Apokalypse riecht nach Erdbeeren
Ich kassiere ein Nö
Wir essen Pizza mit Extra-Tränen
Ich werde von einem alten Freund beraten
Ich muss nachsitzen und bekomme Candy Corn
Wir finden ein paar tote Typen
Ich versage in Hundediplomatie
Höllenhunde! Im Nachtclub!
Grover wird geerdet
Ich rieche Trouble, den neuen Herrenduft
Oops … ich hab dich schon wieder umgebracht!
Wir werden gefährlich fancy
Grover schreibt eine 5-Hufe-Bewertung
Annabeth will die Chefin sprechen
Wir finden die Höhle des bösen Parfüms
Wir liefern uns eine kleine Massenschlägerei
Gegen den Bestienhauch-Blues ist kein Kraut gewachsen
Okay. Vielleicht gibt’s ein Mittel dagegen, aber es wird euch nicht gefallen
Wir essen Zahnpasta
Ich mache einen gruseligen Plan
Ich kriege alle Bonbons
Wir machen uns zur Schlacht bereit
Wir finden massenweise tote Typen
Die Fackel weiterzureichen, ist eine Superidee
Wir veranstalten eine gute alte Hexenverbrennung (und wir sind die Hexen)
Für Hekate und die toten Fische!
Ich werde von meiner eigenen Strohdoofigkeit gerettet
Ich schwänze einen Teil der Feier
Ich spiele mit lila Feuer
Ich verflüssige aus Versehen meine Studienberaterin
Ich kriege meinen Lieblingsnachtisch
Glossar
Rick Riordan
Gabriele Haefs
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