Percy Jackson: Auf Monsterjagd mit den Geschwistern Kane - Rick Riordan - E-Book

Percy Jackson: Auf Monsterjagd mit den Geschwistern Kane E-Book

Rick Riordan

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Beschreibung

Griechische Halbgötter treffen auf ägyptische Monster  Die Welten der alten Götter überlappen sich – und es gibt böse Mächte, die sich das zunutze machen wollen. Zum Glück treffen Percy und Annabeth angesichts der neuen Gefahren auf die Geschwister Kane, Nachkommen eines mächtigen Pharaos. Denn sie brauchen die Magie beider Welten, der griechischen und der ägyptischen, um das Böse abzuwehren.  Unerwartetes Crossover: Percy Jackson meets Carter und Sadie Kane  In diesem Sonderband mischen sich die alten Götter Griechenlands mit den Nachkommen eines mächtigen Pharaos. Das Buch enthält die drei aufeinander aufbauenden Kurzgeschichten: 'Der Sohn des Sobek', 'Der Zauberstab des Serapis' und 'Die Krone des Ptolemäus'. ***Bewährte Helden, neue Monster – aufregendes Fantasy-Abenteuer aus der Welt der Mythologie: ideal für Leser*innen ab 12 Jahren und alle Fans von Percy Jackson und den Kane-Chroniken*** 

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Serien von Rick Riordan bei Carlsen:

Percy Jackson

Die Kane-Chroniken

Helden des Olymp

Percy Jackson erzählt

Magnus Chase

 

Alle deutschen Rechte bei Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2017

(Der Sohn des Sobek: 2014, 2017)

Originalcopyright © 2013, 2014 und 2015 by Rick Riordan

Originalverlag: Hyperion Books for Children, an imprint of Disney Book Group

Permission for this edition was arranged through the Gallt and Zacker Literary Agency

Originaltitel: »Demigods & Magicians«

Umschlagillustration © Helge Vogt, trickwelt.com

Umschlagtypografie: formlabor

Aus dem Englischen von Gabriele Haefs (Der Zauberstab des Serapis/Die Krone des Ptolemäus) und Claudia Max (Der Sohn des Sobek)

Lektorat: Franziska Leuchtenberger

Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN: 978-3-646-92951-5

Hallo, Leute!

Wie läuft’s? Ich bin’s, Percy Jackson.

Also … ich hab da vor kurzem so einiges mit diesen Kanes erlebt. Vielleicht habt ihr ja Gerüchte gehört, und da ist es mir doch lieber, wenn ihr die Wahrheit von mir selbst erfahrt.

Aber dreht jetzt nicht gleich durch, ja? Es hat sich nämlich herausgestellt, dass die griechischen Götter nicht die Einzigen sind, die sich hier rumtreiben. Diese beiden, Carter und Sadie Kane, sind Magier, und meistens sind sie damit beschäftigt, große fiese Unsterbliche aus dem alten Ägypten im Zaum zu halten. Annabeth und ich haben uns mit ihnen zusammengetan, um ein paar Bedrohungen auszuschalten: ein riesiges Krokodil, das Long Island fressen wollte, einen durchgeknallten Gott, der in Rockaway ein Schwarzes Loch herzustellen versuchte, und einen viertausend Jahre alten Magier, der fast die Menschheit vernichtet und sich zum unsterblichen Diktator des Universums ausgerufen hätte.

Ihr dreht doch noch nicht durch, oder?

Alle drei Geschichten werden in diesem Buch erzählt. Und wenn euch demnächst jemand fragt: »He, habt ihr schon mal von einem unsterblichen Psychopathen gehört, der ein dreiköpfiges Monster nach Rockaway Beach bestellt hat?«, dann habt ihr den totalen Durchblick.

Aber macht euch keine Sorgen. Alles ging gut aus. Na ja … für den Moment jedenfalls. Ein paar knifflige Scheußlichkeiten blieben ungeklärt … Ach, wisst ihr was? Egal! Ich hoffe, das Buch gefällt euch.

Peace aus Manhattan

Percy Jackson

DER SOHN DES SOBEK

Aus dem Englischen von Claudia Max

Von einem Riesenkrokodil gefressen zu werden, war schon mies genug.

Aber der Typ mit dem leuchtenden Schwert machte alles noch schlimmer.

Vielleicht sollte ich mich vorstellen.

Ich heiße Carter Kane – Teilzeitneuntklässler, Teilzeitmagier und Vollzeitsorgenmacher wegen der ganzen ägyptischen Götter und Ungeheuer, die mich ständig umzubringen versuchen.

Na gut, Letzteres ist ein bisschen dick aufgetragen. Nicht alle Götter wollen mich tot sehen. Die meisten allerdings schon – das gehört einfach dazu, schließlich bin ich ein Magier des Lebenshauses. Wir sind so eine Art Polizei der altägyptischen übernatürlichen Kräfte und passen auf, dass sie in der modernen Welt nicht allzu viel Chaos anrichten.

An diesem Tag war ich jedenfalls auf Long Island hinter einem gefährlichen Monster her. Unsere Wahrsageschalen hatten seit Wochen magische Störungen in dieser Gegend gemeldet. Dann tauchten in den Lokalnachrichten Berichte auf, dass in den Teichen und dem Sumpfgebiet entlang des Montauk Highway ein großes Wesen gesichtet worden war – ein Wesen, das Wildtiere fraß und die Anwohner in Angst und Schrecken versetzte. Ein Reporter hatte es sogar als Sumpfmonster von Long Island bezeichnet. Spätestens, wenn die Sterblichen anfangen, Alarm zu schlagen, ist klar, dass man eingreifen muss.

Normalerweise hätten mich meine Schwester Sadie oder ein paar unserer anderen Initianden aus dem Brooklyn House begleitet. Doch sie waren alle im ersten Nomos in Ägypten bei einem Seminar über die Bändigung von Käsedämonen (ja, so was gibt es wirklich, und glaubt mir, mehr wollt ihr nicht darüber wissen), deshalb war ich allein unterwegs.

Ich befestigte unser fliegendes Schilfboot an Freak, meinem Hausgreifen, und wir verbrachten den Vormittag damit, die Südküste nach Auffälligkeiten abzusuchen. Falls ihr euch fragt, warum ich nicht einfach auf Freaks Rücken flog, stellt euch zwei kolibriähnliche Flügel vor, die schneller und heftiger schlagen als die Rotorblätter eines Helikopters. Wenn man nicht geschreddert werden möchte, ist es wirklich ratsamer, das Boot zu nehmen.

Freak hatte eine ziemlich gute Nase für Magie. Nach ein paar Stunden auf Erkundungstour kreischte er: »FRIIIIIIIIEK!«, drehte scharf nach links ab und kreiste über einer grünen sumpfigen Einmündung zwischen zwei Wohnsiedlungen.

»Dort unten?«, fragte ich.

Freak zitterte und krächzte und schlug nervös mit seinem Stachelschwanz um sich.

Unter uns konnte ich nicht viel erkennen – bloß einen braunen Fluss, der sich zwischen Sumpfgras und knorrigen Baumgruppen glitzernd in der heißen Sommerluft wand und in die Moriches Bay mündete. Der Anblick erinnerte mich ein wenig an das Nildelta in Ägypten, außer dass die Sümpfe hier links und rechts an Wohngebiete mit reihenweise grau gedeckten Häusern grenzten. Etwas weiter nördlich krochen Autos im Schritttempo auf dem Montauk Highway vorwärts – Urlauber, die vor den Menschenmassen der Stadt flohen, um in den Genuss der Menschenmassen in den Hamptons zu kommen.

Falls es sich unter uns tatsächlich um ein fleischfressendes Sumpfmonster handelte, war es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es Appetit auf Menschen bekam. Wenn das passierte … tja, dann konnte es sich an einem All-you-can-eat-Buffet bedienen.

»Okay«, sagte ich zu Freak. »Setz mich am Ufer ab.«

Sobald ich aus dem Boot gestiegen war, stieß Freak einen Krächzer aus und hob wieder ab, das Boot im Schlepptau.

»Hey«, brüllte ich ihm nach, aber es war zu spät.

Freak verliert schnell die Nerven. Fleischfressende Ungeheuer schlagen ihn meistens sofort in die Flucht, genau wie Feuerwerk, Clowns und der Geruch von Sadies komischer englischer Ribena-Limo. (Letzteres kann man ihm echt nicht verübeln. Sadie ist in London aufgewachsen und hat dort ein paar ziemlich seltsame Vorlieben entwickelt.)

Ich würde also dieses Monsterproblem in Angriff nehmen und anschließend nach Freak pfeifen müssen, damit er mich abholte.

Ich überprüfte die Ausrüstung in meinem Rucksack: ein Stück Zauberseil, mein geschwungenes Zaubermesser aus Elfenbein, ein Klumpen Wachs, um eine magische Uschebti-Statuette herzustellen, mein Kalligrafie-Set und ein Heiltrunk, den meine Freundin Jaz vor einiger Zeit für mich zusammengebraut hatte. (Sie weiß, dass ich mich ständig verletze.)

Es fehlte nur noch eine Sache.

Ich konzentrierte mich und griff in die Duat. Im Laufe der letzten Monate war ich zwar besser darin geworden, Notfallausrüstung im Schattenreich zu verbunkern – zusätzliche Waffen, saubere Kleider, Fruchtgummi und gekühlte Sixpacks Malzbier –, trotzdem fühlte es sich nach wie vor komisch an, meine Hand in eine magische Dimension zu stecken; es war, als würde ich mich durch Schichten kalter, schwerer Vorhänge vorarbeiten. Ich umfasste den Griff meines Schwerts und zog es heraus – ein massives Chepesch, dessen Klinge wie ein Fragezeichen gekrümmt war. Mit Schwert und Zaubermesser bewaffnet war ich für einen Spaziergang durch den Sumpf gerüstet, um das hungrige Monster aufzuspüren. Gibt es was Schöneres?

Als ich ins Wasser watete, versank ich augenblicklich bis zu den Knien. Der Grund des Flusses fühlte sich an wie fest gewordenes Gulasch. Meine Schuhe gaben bei jedem Schritt derart obszöne Geräusche von sich – tschrpp-plopp, tschrpp-plopp –, dass ich froh war, dass meine Schwester Sadie nicht dabei war. Sie hätte sich vor Lachen überhaupt nicht mehr eingekriegt.

Aber noch schlimmer war die Gewissheit, dass es mir so nie im Leben gelingen würde, mich geräuschlos an irgendein Monster heranzupirschen.

Überall waren Moskitos. Mit einem Mal war ich nervös und fühlte mich sehr allein.

Könnte schlimmer sein, redete ich mir zu. Ich könnte auch gerade was über Käsedämonen lernen.

Richtig überzeugend fand ich das allerdings nicht. In der nahe gelegenen Siedlung hörte ich Kinder rufen und lachen, vermutlich spielten sie irgendwas. Ich fragte mich, wie das wohl wäre – ein normaler Jugendlicher zu sein und am Nachmittag mit meinen Freunden abzuhängen.

Die Vorstellung war so schön, dass sie mich völlig aus dem Konzept brachte. Ich bemerkte das Kräuseln des Wassers erst, als ungefähr fünfzig Meter vor mir etwas die Oberfläche durchbrach – eine Reihe ledriger schwärzlich grüner Höcker. Es tauchte zwar sofort wieder unter, aber nun wusste ich, womit ich es zu tun hatte. Ich hatte zwar schon öfter Krokodile gesehen, aber das hier war abartig groß.

Ich erinnerte mich an El Paso im vorletzten Winter, als meine Schwester und ich vom Krokodilgott Sobek angegriffen worden waren. Es war definitiv keine schöne Erinnerung.

Schweiß rann mir den Nacken hinunter.

»Sobek«, murmelte ich, »falls du das bist, was mir hier schon wieder Stress macht, dann schwöre ich bei Re …«

Da wir mittlerweile mit seinem Chef, dem Sonnengott, ziemlich dicke waren, hatte uns der Krokodilgott versprochen, uns in Frieden zu lassen. Trotzdem … trotzdem bekommen Krokodile manchmal Hunger. Und dann vergessen sie ihre Versprechen meist.

Aus dem Wasser kam keine Antwort. Die Wellen verebbten.

Wenn es darum ging, Ungeheuer wahrzunehmen, waren meine magischen Instinkte nicht sonderlich ausgeprägt; aber das Wasser vor mir schien wesentlich dunkler zu sein. Es war also entweder tief oder unter der Oberfläche lauerte irgendetwas.

Fast hoffte ich, es wäre Sobek. Bei ihm hätte ich zumindest eine Chance zu reden, bevor er mich umbrachte. Sobek markierte für sein Leben gern den Starken.

Leider war er es nicht.

Als in der nächsten Mikrosekunde rings um mich das Wasser hochspritzte, wurde mir zu spät klar, dass ich den ganzen einundzwanzigsten Nomos zu meiner Unterstützung hätte mitbringen sollen. Ich sah leuchtende gelbe Augen, die so groß wie mein Kopf waren, und das Glitzern von Goldschmuck um einen gewaltigen Hals. Dann öffnete sich ein grässlicher Kiefer – Reihen schiefer Zähne und ein riesiges rosa Maul, in das ein Müllwagen gepasst hätte.

Das Geschöpf verschluckte mich mit einem Happs.

Stellt euch vor, ihr wärt kopfüber in eine riesengroße schleimige Mülltüte eingeschweißt. So ungefähr war es im Bauch des Ungeheuers, bloß noch heißer und stinkender.

Einen Moment lang war ich zu baff, um irgendetwas zu unternehmen. Ich konnte es nicht fassen, dass ich das überlebt hatte. Wäre das Maul des Krokodils kleiner gewesen, hätte es mich vermutlich einfach durchgebissen. So aber verschluckte es mich in einem Stück, als Carter-Häppchen, und ich konnte mich darauf freuen, gemächlich verdaut zu werden.

Hatte ich doch voll Glück gehabt, oder?

Das Ungeheuer fing an, um sich zu schlagen, was das Nachdenken erschwerte. Ich hielt die Luft an, vielleicht zum letzten Mal. Ich hatte zwar noch mein Schwert und mein Zaubermesser, aber da meine Arme fest an den Körper gedrückt waren und ich nicht an die Ausrüstung in meiner Tasche herankam, konnte ich sie nicht einsetzen.

Damit blieb nur eines: ein machtvolles Zauberwort. Falls mir das richtige Hieroglyphensymbol einfiel und ich es laut aussprach, konnte ich vielleicht eine Superman-mäßige Stärke heraufbeschwören und mich aus diesem Reptil sprengen.

In der Theorie eine Superlösung.

In der Praxis bin ich, was machtvolle Zauberworte anbelangt, selbst in günstigen Momenten nicht sonderlich begabt. Und in einem dunklen, stinkenden Reptilienschlund nach Luft zu ringen, war für meine Konzentration nicht gerade förderlich.

Du schaffst das, redete ich mir zu.

Nach all meinen gefährlichen Abenteuern konnte ich doch nicht so sterben. Sadie würde am Boden zerstört sein. Und wenn sie ihre Trauer überwunden hätte, würde sie meine Seele im ägyptischen Jenseits aufspüren und mich gnadenlos für meine Dämlichkeit hänseln.

Meine Lungen brannten. Ich wurde langsam ohnmächtig. Ich wählte ein Zauberwort, konzentrierte mich und bereitete mich darauf vor, es auszusprechen.

Plötzlich bäumte sich das Ungeheuer auf. Es brüllte, was aus dem Inneren ziemlich seltsam klang, und die Kehle des Viechs krampfte sich um mich zusammen, so dass ich das Gefühl hatte, aus einer Zahnpastatube gequetscht zu werden. Ich schoss aus seinem Maul und landete im Sumpfgras.

Irgendwie schaffte ich es, mich aufzurichten. Von Kopf bis Fuß mit Krokodilsabber bedeckt, der nach gammeligem Aquarium stank, taumelte ich halbblind und keuchend herum.

Der Fluss schäumte. Das Krokodil war verschwunden, doch ein paar Meter weiter im Sumpf stand ein Junge in Jeans und einem ausgeblichenen orangefarbenen T-Shirt mit dem Aufdruck »CAMP irgendwas«. Den Rest konnte ich nicht lesen. Er sah ein bisschen älter aus als ich – vielleicht siebzehn – und hatte verwuschelte schwarze Haare und meergrüne Augen. Das Auffälligste an ihm war sein Schwert – eine gerade, zweischneidige Klinge, die matt bronzefarben leuchtete.

Schwer zu sagen, wer von uns beiden überraschter war.

Einen Augenblick lang starrte mich der Campfuzzi bloß an. Er musterte mein Chepesch und mein Zaubermesser und ich hatte das Gefühl, dass er diese Dinge tatsächlich als das sah, was sie waren. Normalsterbliche haben Schwierigkeiten, Magie wahrzunehmen. Ihr Hirn kann einfach nichts damit anfangen, sie schauen also zum Beispiel mein Schwert an und sehen darin einen Baseballschläger oder Spazierstock.

Aber dieser Typ … der war anders. Er musste ein Magier sein. Das einzige Problem war, ich kannte die meisten Magier der nordamerikanischen Nomoi, diesen Typ hatte ich jedoch noch nie gesehen. Ich hatte auch noch nie ein solches Schwert gesehen. Alles an ihm wirkte … un-ägyptisch.

»Das Krokodil«, sagte ich und versuchte, meine Stimme ruhig und fest klingen zu lassen. »Wo ist es hin?«

Campfuzzi sah mich irritiert an. »Keine Ursache.«

»Wie?«

»Ich hab das Viech in den Hintern gepikt.« Er deutete die Bewegung mit dem Schwert an. »Deshalb hat es dich ausgekotzt. Deshalb: keine Ursache. Was wolltest du überhaupt in dem Krokodil?«

Ich gebe zu, ich war nicht gerade allerbester Laune. Ich stank. Mir taten alle Knochen weh. Und ja, es war mir ein bisschen peinlich: Der mächtige Carter Kane, Anführer des Brooklyn House, war wie ein Riesenhaarklumpen von einem Krokodil ausgespuckt worden.

»Ich hab mich ausgeruht«, blaffte ich ihn an. »Was denn sonst? Wer bist du überhaupt? Und warum kämpfst du gegen mein Ungeheuer?«

»Dein Ungeheuer?« Der Typ stapfte durchs Wasser auf mich zu. Ihm schien der Schlick keine Probleme zu bereiten. »Hör zu, ich habe keine Ahnung, wer du bist, aber dieses Krokodil terrorisiert seit Wochen Long Island. Das nehme ich ihm persönlich übel, denn das ist mein Revier. Vor ein paar Tagen hat es einen unserer Pegasi gefressen.«

Durch meine Wirbelsäule zuckte ein Stromstoß, als wäre ich gegen einen elektrischen Zaun gekommen. »Hast du gerade Pegasi gesagt?«

Er winkte ab. »Ist es jetzt dein Ungeheuer oder nicht?«

»Es gehört mir nicht!«, knurrte ich. »Ich versuche, es aufzu­halten! Und wo ist es nun …?«

»Das Viech ist da langgelaufen.« Er deutete mit seinem Schwert nach Süden. »Ich wäre ihm ja schon auf den Fersen, aber du hast mich aus dem Konzept gebracht.«

Er musterte mich, was mich verunsicherte, weil er einen halben Kopf größer war. Bis auf das Wort CAMP konnte ich den Aufdruck seines Shirts immer noch nicht entziffern. Um seinen Hals hing ein Lederband mit einigen bunten Tonperlen, die nach Kindergartenbastelei aussahen. Er hatte weder das Bündel eines Magiers noch ein Zaubermesser dabei. Vielleicht bewahrte er sie in der Duat auf? Oder war er nur ein Sterblicher mit Wahnvorstellungen, der zufällig ein magisches Schwert gefunden hatte und sich nun für einen Superhelden hielt? Antike Relikte können einen ganz schön kirre machen.

Schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich gebe auf. Vielleicht ein Sohn des Ares? Du musst ein Halbblut sein, aber was ist mit deinem Schwert passiert? Das ist ja total verbogen.«

»Das ist ein Chepesch.« Mein Schock wandelte sich zunehmend in Wut. »Es soll gebogen sein.«

Doch eigentlich ging es mir gar nicht um das Schwert.

Hatte mich Campfuzzi etwa gerade Halbblut genannt? Vielleicht hatte ich mich verhört. Vielleicht meinte er etwas anderes. Doch mein Vater war Afroamerikaner und meine Mutter weiß. Halbblut war eine Bezeichnung, die ich nicht ausstehen konnte.

»Zieh einfach Leine«, zischte ich durch die Zähne. »Ich habe ein Krokodil zu erledigen.«

»Hey, ich muss das Krokodil erledigen«, beharrte er. »Bei deinem letzten Versuch hat es dich gefressen. Weißt du noch?«

Meine Finger umklammerten den Griff meines Schwertes. »Ich hatte alles unter Kontrolle. Ich wollte gerade eine Faust herbeirufen …«

Für das, was als Nächstes passierte, übernehme ich die volle Verantwortung.

Es war nicht beabsichtigt. Ehrenwort. Aber ich war sauer. Und wie ich vielleicht schon mal erwähnt habe, klappt es bei mir nicht immer, Zauberworte richtig zu lenken. Während ich im Bauch des Krokodils feststeckte, hatte ich mich darauf vorbereitet, die Faust des Horus herbeizurufen, eine riesige leuchtende blaue Pranke, die Türen, Wände und so ziemlich alles andere, was einem in die Quere kommt, zu Kleinholz verarbeiten kann. Ich hatte vorgehabt, mich aus dem Monster herauszuboxen. Brutal, ich weiß, aber hoffentlich wirkungsvoll.

Vermutlich schwirrte mir der Zauberspruch noch immer durch den Kopf – schussbereit wie ein geladener Revolver.

Als ich Campfuzzi so gegenüberstand, war ich nicht nur stinksauer, sondern auch benommen und verwirrt, und als ich dann Faust sagen wollte, kam es stattdessen auf Altägyptisch heraus: khefa.

Was für eine simple Hieroglyphe:

Man sollte nicht denken, dass sie so viel Ärger verursachen kann.

Sobald ich das Wort ausgesprochen hatte, brannte das Symbol zwischen uns in der Luft. Eine Riesenfaust von der Größe eines Geschirrspülers wurde schimmernd sichtbar und beförderte Campfuzzi im hohen Bogen in die nächste Gemeinde.

Genau genommen habe ich dafür gesorgt, dass es ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Schuhe auszog. Er schoss mit einem lauten Tschrrpp-plopp! aus dem Fluss. Ich sah bloß noch seine nackten Füße, die sich mit einem Ruck befreit hatten, als er nach hinten flog und außer Sichtweite verschwand. Nein, ich fühlte mich nicht gut dabei. Na ja … vielleicht ein klitzekleines bisschen. Aber ich schämte mich auch. Selbst wenn der Typ ein Arsch war, sollten Magier niemanden mit einem unerwarteten Schlag der Faust des Horus in die Erdumlaufbahn katapultieren.

»Na, toll.« Ich schlug mir an die Stirn.

Ich watete durch den Sumpf und machte mir Sorgen, dass ich den Typen umgebracht hatte. »Hey, tut mir leid!«, rief ich ihm hinterher und hoffte, dass er mich hören konnte. »Bist du …?«

Die Welle kam aus dem Nichts.

Eine sieben Meter hohe Wasserwand krachte gegen mich und versenkte mich im Fluss. Ich tauchte prustend und mit einem schrecklichen Geschmack nach Fischfutter im Mund wieder auf. Als ich den Schleim aus den Augen blinzelte, sah ich gerade noch rechtzeitig, dass Campfuzzi mit gezücktem Schwert auf mich zustürzte wie ein Ninja.

Ich hob mein Chepesch, um den Hieb abzuwehren, und konnte meinen Kopf gerade noch davor bewahren, in zwei Hälften gespalten zu werden. Doch Campfuzzi war stark und schnell. Während ich rückwärts taumelte, schlug er immer wieder zu. Es gelang mir jedes Mal zu parieren, aber ich wusste, dass er mir überlegen war. Seine Klinge war leichter und schneller und – ja, ich gebe es zu – er war der bessere Schwertkämpfer.

Ich hätte ihm gern erklärt, dass mir ein Fehler unterlaufen war. Ich war eigentlich nicht sein Feind. Aber ich musste mich voll darauf konzentrieren, nicht aufgeschlitzt zu werden.

Campfuzzi hingegen hatte nicht das geringste Problem, gleichzeitig zu reden.

»Jetzt verstehe ich«, sagte er und zielte auf meinen Kopf. »Du bist irgendeine Art Monster.«

KLONG! Ich wehrte den Schlag ab und torkelte rückwärts.

»Ich bin kein Monster«, stieß ich hervor.

Um diesen Typen zu schlagen, brauchte ich mehr als nur ein Schwert. Das Problem war, ich wollte ihn nicht verletzen. Auch wenn er versuchte, mich zu einem Kane-Döner klein zu häckseln, fühlte ich mich immer noch mies, weil ich angefangen hatte.

Er holte erneut aus und mir blieb keine Wahl. Dieses Mal benutzte ich mein Zaubermesser, ich fing seine Klinge mit der Krümmung des Elfenbeins ab und sandte einen magischen Stoß durch seinen Arm. Die Luft zwischen uns blitzte auf und knisterte. Campfuzzi taumelte rückwärts. Rings um ihn blitzten blaue Zauberfunken auf, als wüsste mein Zauberspruch nicht so recht, was er mit ihm anfangen sollte. Wer war dieser Typ?

»Du hast behauptet, das Krokodil würde dir gehören.« Campfuzzi sah mich böse an, seine grünen Augen funkelten vor Wut. »Wie es aussieht, hast du dein Haustier verloren. Bist du ein Geist aus der Unterwelt und durch die Tore des Todes gekommen?«

Bevor ich mir über diese Frage klar werden konnte, holte er mit der unbewaffneten Hand aus. Der Fluss änderte seine Richtung und riss mich um.

Ich schaffte es, mich aufzurappeln, aber allmählich hatte ich es echt satt, Sumpfwasser zu schlucken. Campfuzzi setzte erneut zum Angriff an, das Schwert war zum Todesstoß gezückt. Voller Verzweiflung ließ ich mein Zaubermesser fallen. Ich griff in meinen Rucksack und zog das Stück Seil heraus.

Ich warf es und brüllte genau in dem Moment, als Campfuzzis Bronzeschwert mein Handgelenk aufschlitzte, den Befehl: »TAS!« – Festbinden.

In meinem Arm explodierte der Schmerz. Mein Blickfeld verengte sich, vor meinen Augen tanzten gelbe Flecken. Ich ließ mein Schwert fallen und umklammerte keuchend mein Handgelenk; außer dem unerträglichen Schmerz spürte ich nichts mehr.

Im Hinterkopf wusste ich, dass Campfuzzi mich problemlos umbringen konnte. Aus irgendeinem Grund tat er es jedoch nicht. Eine Welle der Übelkeit überkam mich und ich krümmte mich zusammen.

Ich zwang mich, einen Blick auf die Wunde werfen. Überall war Blut, doch ich erinnerte mich an etwas, das Jaz mir einmal im Krankenzimmer des Brooklyn House gesagt hatte: Schnitte sehen normalerweise wesentlich schlimmer aus, als sie sind. Hoffentlich behielt sie Recht. Ich fischte ein Stück Papyrus aus dem Rucksack und drückte es als notdürftigen Verband auf die Wunde.

Der Schmerz war noch immer schrecklich, doch die Übelkeit ließ allmählich nach. Meine Gedanken wurden klarer und ich fragte mich, warum Campfuzzi mich noch nicht aufgespießt hatte.

Er saß ein paar Meter weiter bis zur Taille im Wasser und machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Mein Zauberseil hatte sich um seinen Schwertarm gewickelt und band die Hand seitlich an seinem Kopf fest. Da er das Schwert nicht loslassen konnte, sah es aus, als würde ihm neben dem Ohr ein einzelnes Rentiergeweih wachsen. Er zerrte mit der freien Hand an dem Seil, was natürlich zwecklos war.

Schließlich seufzte er bloß noch und starrte mich böse an. »Allmählich fange ich wirklich an, dich zu hassen.«

»Mich zu hassen?«, protestierte ich. »Ich bin es, der hier blutet! Und alles nur, weil du mich Halbblut genannt hast!«

»Ach, komm.« Campfuzzi stand schwankend auf, seine Schwert-Antenne machte ihn etwas kopflastig. »Du kannst kein Sterblicher sein. Wenn du einer wärst, hätte dich mein Schwert aufgeschlitzt. Wenn du also kein Geist oder Monster bist, musst du ein Halbblut sein. Vermutlich irgendein krimineller Halbgott aus Kronos’ Armee.«

Das meiste von dem, was dieser Typ sagte, verstand ich nicht. Doch eine Sache ließ mich aufhorchen.

»Wenn du ›Halbblut‹ sagst …«

Er starrte mich an, als wäre ich der letzte Trottel. »Meine ich Halbgott. Was hast du denn gedacht?«

Ich versuchte, seine Worte zu verstehen. Ich hatte den Begriff Halbgott schon öfter gehört, aber es war keine ägyptische Vorstellung. Vielleicht spürte dieser Typ, dass ich mit Horus verbunden war, dass ich die Kraft des Gottes kanalisieren konnte … aber warum verwendete er so komische Bezeichnungen?

»Was bist du?«, wollte ich wissen. »Eine Mischung aus Kampfmagier und Wasser-Elementalist? Aus welchem Nomos kommst du?«

Er lachte bitter. »Mann, ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Ich hänge nicht mit Gnomen ab. Mit Satyrn manchmal. Sogar Zyklopen. Aber nicht mit Gnomen.«

Der Blutverlust schien mir zuzusetzen. Seine Worte hüpften wie Lotteriebälle in meinem Kopf herum: Zyklopen, Satyrn, Halbgötter, Kronos. Zuvor hatte er Ares erwähnt. Das war ein griechischer Gott, kein ägyptischer.

Es kam mir vor, als würde sich die Duat unter mir öffnen und mich in die Tiefe ziehen. Griechisch … nicht ägyptisch.

In meinem Kopf nahm ein Gedanke Gestalt an. Er gefiel mir nicht. Um ehrlich zu sein, jagte er mir eine Horusangst ein.

Trotz der ganzen Schlammbrühe, die ich geschluckt hatte, war meine Kehle trocken. »Hör zu«, sagte ich. »Tut mir leid, dass ich dich mit diesem Faustzauber geschlagen habe. Das war ein Unfall. Was ich allerdings nicht verstehe, ist … der Schlag hätte dich eigentlich umbringen müssen. Hat er aber nicht. Das kann eigentlich nicht sein.«

»Brauchst nicht so enttäuscht zu klingen«, brummte er. »Aber da wir schon beim Thema sind, du solltest eigentlich auch tot sein. Nicht viele Leute schlagen sich so gut gegen mich. Und mein Schwert hätte dein Krokodil eigentlich verdampfen lassen sollen.«

»Zum letzten Mal, es ist nicht mein Krokodil.«

»Gut, ist ja auch egal.« Campfuzzi schien seine Zweifel zu haben. »Was ich meine, ist – obwohl ich das Krokodil ziemlich kräftig gepikt habe, ist es bloß wütend geworden. Himmlische Bronze hätte es eigentlich in Staub verwandeln müssen.«

»Himmlische Bronze?«

Unsere Unterhaltung wurde durch einen Schrei aus der nahe gelegenen Siedlung unterbrochen – es war die verängstigte Stimme eines Kindes.

Mein Herz machte einen schwerfälligen Purzelbaum. Ich war doch echt ein Idiot. Ich hatte glatt vergessen, warum wir überhaupt in diesem Sumpfgebiet waren.

Ich sah Campfuzzi durchdringend an. »Wir müssen das Krokodil aufhalten.«

»Waffenstillstand«, schlug er vor.

»Einverstanden«, sagte ich. »Wir können ja mit dem Umbringen weitermachen, wenn wir mit dem Krokodil fertig sind.«

»In Ordnung. Könntest du jetzt bitte das Schwert von meinem Kopf entfernen? Ich komme mir wie ein verdammtes Einhorn vor.«

Ich würde nicht behaupten, dass wir einander vertrauten, doch nun hatten wir zumindest einen gemeinsamen Feind. Campfuzzi befahl seinen Schuhen, aus dem Fluss herauszukommen – keine Ahnung, wie er das anstellte –, und zog sie an. Dann half er mir, mein Handgelenk mit einem Streifen Leinen zu verbinden, und wartete, bis ich die Hälfte meines Heiltrunks runtergekippt hatte.

Danach fühlte ich mich gut genug, um hinter ihm her in Richtung des Schreis zu rennen.