Perry Rhodan 1184: Der Weg der Flamme - Thomas Ziegler - E-Book

Perry Rhodan 1184: Der Weg der Flamme E-Book

Thomas Ziegler

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Beschreibung

Sonnen verschwinden - das Element des Kreiges greift an Auf der Erde, auf den anderen Welten und Stützpunkten der Menschheit sowie auf den von Menschen und Menschheitsabkömmlingen betriebenen Raumschiffen schreibt man gegenwärtig den Juli des Jahres 427 NGZ. Während Perry Rhodan mit seiner Galaktischen Flotte in der fernen Galaxis M 82 operiert und alles daransetzt, den geheimnisvollen Lenker oder die Zentralstelle der Endlosen Armada in den Griff zu bekommen, hat sich das Blatt für die Menschheit, die eben erst den Attacken der abtrünnigen Kosmokratin Vishna erlegen war, entscheidend gewendet. Das Virenimperium, der gigantische Computer, den Vishna als Waffe verwendete, ist in den Händen der Terraner. Und Vishna selbst, von Taurec bezwungen, steht nunmehr auf Seiten der Kräfte des Positiven. Taurec und Vishna sind es auch, die im Zusammenwirken mit den Terranern das Leuchtfeuer von Gorgengol aktivieren, um der Endlosen Armada den richtigen Weg zu weisen, der zwangsläufig durch die Milchstraße führen muss. Doch die Aktivierung der Signalflamme hat längst die Mächte des Chaos auf den Plan gerufen. Nach dem Element der Kälte greift das Element des Krieges an. Es begleitet den WEG DER FLAMME ...

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Nr. 1184

Der Weg der Flamme

Sonnen verschwinden – das Element des Krieges greift an

von Thomas Ziegler

Auf der Erde, auf den anderen Welten und Stützpunkten der Menschheit sowie auf den von Menschen und Menschheitsabkömmlingen betriebenen Raumschiffen schreibt man gegenwärtig den Juli des Jahres 427 NGZ.

Während Perry Rhodan mit seiner Galaktischen Flotte in der fernen Galaxis M 82 operiert und alles daransetzt, den geheimnisvollen Lenker oder die Zentralstelle der Endlosen Armada in den Griff zu bekommen, hat sich das Blatt für die Menschheit, die eben erst den Attacken der abtrünnigen Kosmokratin Vishna erlegen war, entscheidend gewendet.

Das Virenimperium, der gigantische Computer, den Vishna als Waffe verwendete, ist in den Händen der Terraner. Und Vishna selbst, von Taurec bezwungen, steht nunmehr auf Seiten der Kräfte des Positiven.

Taurec und Vishna sind es auch, die im Zusammenwirken mit den Terranern das Leuchtfeuer von Gorgengol aktivieren, um der Endlosen Armada den richtigen Weg zu weisen, der zwangsläufig durch die Milchstraße führen muss.

Die Hauptpersonen des Romans

Yurn – Er bringt das Element des Krieges auf ein Schiff der Blues.

Si'it – Kommandant der TRÜLIT TYRR.

Elüfar und Galfany – Offiziere der TRÜLIT TYRR.

Vishna und Taurec – Die Kosmokraten verfolgen den Weg der Flamme.

Reginald Bull und Ernst Ellert

1.

Sein Name war Yurn, und er war ein Blue vom Volk der Hanen, und einst hatte er sich gewünscht, die Einester auf den Gipfeln der südpolaren Berge von Zülüt zu ersteigen und sich dort zu einer Frau zu legen, um Söhne und Töchter zu zeugen, unsterblich zu werden auf die Art, die einem sterblichen Wesen vergönnt war – durch die Kinder und die Kindeskinder. Doch inzwischen hatten Dinge wie Namen und Heimat und Wünsche ihre Bedeutung für ihn verloren.

Er war noch immer Yurn, aber er war auch mehr: Ein Soldat im Sold des Krieges, ein Kämpfer um des Kampfes willen, ein Zerstörer, dessen einziges Ziel die Zerstörung war.

So ist es, raunte die lautlose Stimme in seinem Kopf. Denn wir sind eins, Yurn, durch unsichtbare Ketten aneinandergebunden, die Seelen geschmolzen, gemischt und erstarrt, zu Stahl legiert und zu Schwertern geschmiedet. Die blutige Kreatur des Krieges hat uns Leben eingehaucht, um Leben zu nehmen, und wir stehen erst am Anfang unseres Kreuzzugs. Die Sterne warten, und wir werden geben, was die Sterne verlangen: Opfer, zahllos wie die Sonnen aller Galaxien ...

Yurn schauderte, weil Hass aus diesen Worten sprach, die Lust des Bösen und die Gewissenlosigkeit, die nur der unbeseelten Materie zu eigen war. Dieser Hass war auch in ihm und suchte so ungestüm nach Befriedigung, dass sich die blaugeflaumten Hände des Hanen zu Fäusten ballten und ein Beben seinen Leib durchlief.

Warte, befahl die Stimme, die in seinen Gedanken wisperte. Noch ist es zu früh. Warte bis zum Start. Dann geh hinaus und suche das Schiff heim, damit auch die anderen meine Stimme hören und in den Dienst des Krieges treten können.

Die Befehle der lautlosen Stimme waren Gesetz, und Yurn gehorchte, während der Hass in ihm brannte und alle Zweifel, alles Mitleid, alle Vernunft verzehrte.

Die Stimme gehörte dem Wesen, das auf Yurns schmaler Schulter hockte, sich mit zwölf fingerlangen Beinen an dem Stoff seiner Jacke festkrallte und ihm grausame Gedanken einflüsterte. Ein Terraner hätte bei diesem Geschöpf eine Ähnlichkeit mit dem irdischen Krebs festgestellt, doch der Rumpf war silbern, in Waben unterteilt und nur so groß wie eine Männerfaust, und es war kein Krebs, sondern ein synthetisches Geschöpf – ein Element, eines von den zehn, die den Dekalog der Elemente bildeten. Der synthetische Krebs war das Element des Krieges, und Yurn war sein Soldat, und dem Hanen gefiel es, Soldat zu sein und dem Krieg zu dienen.

Es war alles, was er wollte.

Sein Lebenszweck.

Und das Element bestätigte es: Der Krieg, wisperte die diabolische Stimme, ist das einzige Prinzip, das ewige Gültigkeit in diesem Kosmos hat. Das Naturgesetz der Schwerkraft kann aufgehoben, das Atom zertrümmert und die Zeit beherrscht werden, aber nicht der Krieg. Er lässt sich nicht bannen, nicht beenden, nicht besiegen. Wer sich ihm verweigert, handelt wider die Natur des Universums, und wer ihm folgt, ist im Einklang mit der Vernunft. Nur das Starke kann im Krieg überleben, und nur das Starke hat das Recht auf Existenz.

Yurn nickte, während es in seinem Kopf flüsterte und der Hass heißer brannte. Früher hatte er anders darüber gedacht, und vage erinnerte er sich, den Sinn des Lebens im Frieden gesehen zu haben und in der Freiheit, die der Friede schenkte. Doch jetzt durchschaute er diesen Trugschluss und nannte sich einen Kurzhals dafür, einen Narren der Kreatur des Traumes und einen Büttel der Kreatur der Schande. Er wusste jetzt, was er zu tun hatte. Er wusste, dass das Leben von ihm verlangte, sich durch Vernunft seiner würdig zu erweisen. Das Element des Krieges hatte ihm diese Vernunft gebracht.

Und jetzt wartete er.

Darauf, diese Vernunft an andere seines Volkes weitergeben zu können.

Yurn ging in dem Raum auf und ab, der im untersten Hauptdeck der TRÜLIT TYRR lag; der Raum roch nach Stahl und Sterilität, war würfelförmig und nur matt vom Notlicht der Fliesenlampe an der Decke erhellt. An den Wänden reihten sich stählerne Schubläden aneinander, breiten, niedrigen Schließfächern nicht unähnlich. Hier bewahrten die Besatzungsmitglieder ihre Amulette auf, die sie auf ihren Flügen vor der schwarzen Kreatur des Weltraums schützen sollten. Niemand von der Besatzung betrat je diesen Raum, außer, er kam neu an Bord oder er verließ das Schiff für immer.

Ein gutes Versteck, sagte sich Yurn zufrieden. Hier war er sicher vor zufälliger Entdeckung.

Ein dumpfes Hämmern ließ ihn zusammenfahren, aber er entspannte sich sofort wieder. Keine Gefahr, sagte das Element. Es hatte recht. Als sich Yurn heimlich in das riesige gatasische Schiff geschlichen hatte, das auf dem Raumhafen von Chüllyvor gelandet war, hatte er in den Gängen und Maschinensälen Spuren von Zerstörung entdeckt. Metallteile waren von Rissen durchzogen und gesplittert, als wären sie rasend schnell abgekühlt und rasch wieder erwärmt worden; Kunststoffplatten waren spröde und brüchig; Stahlplastikträger morsch wie totes Holz. Seit zwei Tagen wurden die Schäden repariert, und das Schiff hallte vom Lärm der Arbeiten. In den letzten Stunden war es ruhiger geworden, und Yurn hatte schon gehofft, dass die TRÜLIT TYRR startklar war und Zülüt verlassen würde.

Enttäuscht nahm er seine ruhelose Wanderung wieder auf. Das Gewicht des Kriegselements auf seiner Schulter spürte er kaum. Es schwieg jetzt. Geduldig wartete es darauf, sich teilen und das ganze gatasische Schiff mit seinen Duplikaten überschwemmen zu können.

»Geduld!«, stieß Yurn hervor. Seine zwitschernde Stimme klang dumpf in der Enge des Raumes. »Ich will kämpfen!«

Du wirst kämpfen, versprach das Element. Wenn die Zeit kommt.

Yurn sagte nichts, dachte nichts, schritt weiter auf und ab, die Fäuste geballt, ohnmächtige Wut im Herzen, wahnsinnig vor Hass.

Das Hämmern brach ab.

Stille folgte.

Aus einer Ahnung heraus blieb Yurn erneut stehen und neigte lauschend den Tellerkopf, der auf dem langen, kräftigen Knorpelhals saß. Der Boden, die Wände, die Decke, alles begann zu vibrieren, als mächtige Maschinen anliefen. Das tiefe, laute Brummen von Antigravgeneratoren, die einen stählernen Berg von vierhundertdreißig Metern Höhe und eintausend Metern Durchmesser von dem Schwerkraftfeld des Planeten isolieren mussten. Das Antigravtriebwerk befand sich über Yurns Versteck, im 2. Hauptdeck der TRÜLIT TYRR. Zehn Hauptdecks oder vierhundert Meter trennten Yurn von der Zentrale am Nordpol des Diskusraumschiffs.

Das Brummen wurde intensiver.

Ein Ruck durchlief das Schiff, dann sank das Brummen zu einem Hintergrundgeräusch herab. Ein weiterer Ruck verriet, dass sich die TRÜLIT TYRR aus dem Griff der planetaren Gravitation gelöst hatte. Dann wurde das Brummen der Antigravgeneratoren vom gedämpften Grollen der anlaufenden Impulstriebwerke übertönt, die mit niedrigster Schubleistung den Koloss des Diskusraumschiffs in den Himmel von Zülüt hoben. Von Erregung übermannt, schloss Yurn alle vier Augen und stellte sich vor, wie Chüllyvor unter ihm wegsackte, wie sich die Landmasse des zülütischen Nordpols einem gescheckten Tischtuch gleich unter ihm ausbreitete und die Wohntürme und öffentlichen Gebäude der Hauptstadt, die urbanen Pyramiden der Vororte und die Klüfte und Grate des Polgebirges auf Spielzeuggröße schrumpften.

Jetzt musste die TRÜLIT TYRR die niedrige Wolkendecke durchstoßen, und das Grollen der Impulstriebwerke wurde lauter. Die Andruckneutralisatoren verhinderten, dass sich die zunehmende Beschleunigung bemerkbar machte. Nur noch wenige Momente, und das Schiff hatte die schwarze Unendlichkeit des Weltraums erreicht.

Yurn öffnete die Augen.

Die Zeit ist gekommen, sagte die Stimme des synthetischen Krebswesens in Yurns Gedanken. Geh!

Yurn zog den Paralysator und war mit zwei schnellen Schritten bei der Tür. Als er seine Hand auf einen Sensorkontakt legte, glitt das Schott summend zur Seite, und der breite Gang lag vor ihm. Hier war es heller und das Grollen der Impulstriebwerke um eine Spur lauter. Rechts, so wusste Yurn, lagen der Großhangar mit der Bodenschleuse und die Maschinenungetüme der Antigravgeneratoren. Dort war es am wahrscheinlichsten, dass er auf Besatzungsmitglieder traf.

Er entsicherte den Paralysator und eilte den Gang hinunter. Eine Biegung. Und Stimmen.

»... wenn du mich fragst, die Kreatur des Traumes hat Si'it den Verstand geraubt. Ich meine, wir hätten ruhig noch ein paar Tage auf Zülüt bleiben können. Die Reparaturen sind noch längst nicht ...«

Yurn stürmte um die Biegung. Die beiden Blues in den Monturen des technischen Dienstes verstummten und blieben wie angewurzelt stehen. Die Tellerköpfe auf den Knorpelhälsen schwankten nervös hin und her.

»He«, sagte der größere der beiden Techniker irritiert. »Wer bist ...«

Yurn schoss. Mit einem leisen Singen entlud sich der Paralysator. Der Blue stürzte polternd zu Boden. Sein Begleiter stieß ein entsetztes Zirpen aus und fuhr herum. Er wollte fliehen, doch dann wurde auch er von dem Lähmstrahl getroffen, fror mitten in der Bewegung ein, fiel, blieb liegen.

Gut gemacht, lobte das Element des Krieges.

Yurn trat zwischen seine beiden paralysierten Opfer. Ihre geöffneten Augen starrten ihn verwirrt an, und als das Element in ihr Blickfeld geriet, glaubte Yurn, etwas wie Entsetzen in ihnen aufflackern zu sehen. Er lachte heiser. Und der Hass brannte wie eine Feuersbrunst in ihm. Das Element krabbelte eilig an Yurn hinunter, erreichte den Boden und verharrte dann. Ein Zittern durchlief den silbernen Leib des Krebses. Das Zittern wurde stärker, und eine Naht entstand im faustgroßen Rumpf. Die Naht wurde zu einem Spalt, einem tiefen Riss, dann hatte sich das Element geteilt. Die Hälften entwickelten binnen Sekunden die fehlenden sechs Gliedmaßen und wuchsen dabei, bis sie die ursprüngliche Größe des Originals erreicht hatten. Yurns Element kletterte wieder an dem Hanen hinauf und klammerte sich an der Schulter fest, während das zweite Element sich erneut teilte.

Auch diesmal beanspruchte der Vorgang nur Sekunden. Die beiden neuen Krebse staksten auf die paralysierten Gataser zu. Als sie die Blues berührten, wich der entsetzte Ausdruck in ihren Augen und machte Überraschung Platz. Und aus Überraschung wurde Verstehen und aus Verstehen ... Hass.

Yurn zirpte zufrieden.

Er hatte den Paralysator auf Minimalleistung eingestellt. Spätestens in zehn Minuten würden die beiden Gataser aus der Lähmung erwachen und ihren Dienst im Sold des Krieges antreten. So wie er würden sie dann durch die Gänge und Maschinensäle der TRÜLIT TYRR wandern und neue Söldner werben. Und nicht mehr lange, dann war das ganze Schiff in ihrer Hand.

Weiter!, befahl das Element. Wir haben jetzt keine Zeit zu verlieren. Zur Zentrale! Rasch!

Yurn gehorchte.

Er lief.

Und auf seiner Schulter wisperte das Element des Krieges

2.

»Bei der blauen Kreatur der Heimtücke!«, stieß Kommandant Si'it hervor. »Was ist das?«

Mit spitzen Fingern fischte er einen wurmähnlichen Gegenstand aus seinem Teller Priit-Suppe, einer latosischen Spezialität aus Schimmelpilzklößchen und Krötenwarzenbrühe. Der Gegenstand bewegte sich und ringelte sich um Si'its Finger.

»Ein Wurm«, sagte Gülgany. »Es ist zweifellos ein Wurm.« Die Astrogatorin beugte sich über den Tisch und betrachtete den knapp sechs Zentimeter langen Wurm um Si'its Zeigefinger mit hungrigem Interesse. »Vielleicht ist er eine besondere Delikatesse. Ich meine, er sieht appetitlich aus.«

»Aber er gehört nicht in die Priit-Suppe«, erklärte Si'it. »Ra-Goofang muss den Verstand verloren haben, mir einen Wurm in die Suppe zu schmuggeln.«

Cheffunker Elüfar, der neben Si'it an der festlich gedeckten Tafel in der Zentrale der TRÜLIT TYRR saß, schnalzte genießerisch mit seiner breiten, fleischigen Zunge. Begehrlich starrte er den Wurm an. Der Wurm schien seine Begehrlichkeit zu spüren, denn er tauchte unter Si'its Finger weg und presste sich wie schutzsuchend an seine Handfläche.

»Vielleicht wollte Ra-Goofang dir einen Gefallen tun, Si'it«, sagte der Cheffunker. Er schnalzte wieder. »Ich meine, es spricht einiges dafür, dass dieser Wurm ein Muurt-Wurm ist.«

»Tatsächlich?« Si'it drehte seine Hand und sah den Wurm genauer an. »Ein Muurt? Ich habe noch nie einen Muurt-Wurm gesehen. Bei allen grünen Sandkreaturen, er muss Ra-Goofang eine halbe Milchstraße gekostet haben. Und nur für mich! Ein Muurt-Wurm! Die größte Delikatesse der östlichen Galaxis! Die kulinarische Kostbarkeit, an der sich in jedem Jahrhundert nur eine Handvoll Auserwählte delektieren können ...« Er dämpfte seine Stimme. »Wie ihr wisst, sind die Muurt eine äußerst seltene Spezies. Dass Ra-Goofang einen für mich aufgetrieben hat, lässt unseren Koch fast als Genie erscheinen.«

»Aber warum hat er ihn in der Priit-Suppe serviert?«, fragte die Psychopflegerin Yütify, die vierte an der Tafel. »Und warum hat er nichts davon gesagt?«

»Weil er mich überraschen wollte«, sagte Si'it. Rührung stieg in ihm auf. »Bei der weißen Kreatur der Wahrheit, unser Chefkoch ist ein Heiliger! Wir haben uns alle in ihm getäuscht. Wir hielten ihn für trunksüchtig, schlampig, verrückt und nervtötend, und in Wirklichkeit ist er ein Heiliger, der seinen geliebten Kommandanten mit einem Muurt-Wurm beglückt. Mein Leben lang habe ich mir gewünscht, Muurt zu probieren und einen Heiligen an Bord meines Schiffs zu haben, und jetzt sind mir beide Wünsche erfüllt worden!

Freunde« – er gestikulierte mit der freien Hand –, »wenn ich nicht den Genuss von berauschenden Getränken wegen des Starts von Zülüt verboten hätte, ich würde jetzt Züyglüyrii für alle ausgeben. Da dies nicht möglich ist, habt ihr zumindest das Vergnügen, mir beim Verzehr des Muurt-Wurms zusehen zu dürfen.«

Elüfar lachte hohl. »Ich weiß vor Begeisterung weder aus noch ein.«

»Zuviel der Ehre«, sagte Gülgany.

»Wir werden dir diese Gnade nie vergessen«, schloss Yütify.

Si'it hob die freie Hand. »Keine Ovationen«, bat er bescheiden. »Ihr wisst, dass ich es nicht mag, wenn mir meine Besatzung ihre Liebe zu offen zeigt. Es untergräbt meine Autorität. Ein Kommandant muss gehasst werden. Also hasst mich, wenn ihr mich liebt.«

Der Wurm, stellte Si'it fest, schien auch über eine Chamäleonbegabung zu verfügen. Er war jetzt blau wie der Flaum auf seiner Handfläche.

»Das hilft dir auch nichts«, zirpte Si'it.

Er schob den Suppenteller zur Seite, griff nach einem leeren Teller und schob den Muurt-Wurm vorsichtig mit dem Messer von seiner Hand. Kaum berührte die Kreatur das schwarze Plastik des Tellers, wurde er ebenfalls schwarz. Si'its Tischgenossen sahen fasziniert zu, wie der Kommandant dann die Gabel nahm und die Zinken mit Genuss senkte. Nur noch wenige Zentimeter trennten die Metallspitzen von dem Wurm.

»Tu es nicht«, sagte der Wurm.

Si'it gurgelte und warf Messer und Gabel hinter sich. Klirrend landeten sie in der Tiefe der Zentrale. Wie ein Mann drehten sich die Blues an den Schaltpulten und Kontrollanlagen um und starrten ihren Kommandanten an, der den Start von Zülüt zu einem Festmahl im engsten Kreis nutzte. Selbst die Pax-Aura, die Friedensstrahlung, die die Signalflamme im Pliyirt-System zurückgelassen hatte, konnte nicht verhindern, dass ein Großteil der Zentralebesatzung mit Befremden, Neid und stummem Groll auf Si'its laxe Dienstauffassung reagierte.