Perry Rhodan 200: Die Straße nach Andromeda - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 200: Die Straße nach Andromeda E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Sie verlassen die Galaxis - sechs flammende Sonnen weisen ihnen den Weg in die Unendlichkeit... Liebe Perry-Rhodan-Freunde! Niemand unter Ihnen, der vor Jahren den ersten Perry-Rhodan-Roman zur Hand nahm und las - sei es aufgrund der Empfehlung eines Freundes oder Bekannten, sei es aufgrund einschlägiger Ankündigungen in SF-Fanzines oder in SF-Publikationen des MOEWIG-Verlages, oder sei es aus anderen Beweggründen -, hätte wohl gedacht, daß dieser Zyklus einen solchen Umfang erreichen würde. Und die alten Hasen im Verlagswesen und die Autoren selbst hatten, als Perry Rhodan aus der Taufe gehoben wurde, nicht damit gerechnet, daß die Reihe einen solchen Anklang finden und sogar in fremde Sprachen übersetzt werden würde. Es ist müßig zu sagen, daß alle Mitarbeiter des Perry-Rhodan-Teams sich über den Erfolg der Reihe freuen und auch nicht zu Unrecht ein bißchen stolz auf das Geschaffene sind. Wenn Sie, liebe Leser, Perry weiterhin treu zur Seite stehen und mit Anregungen und Kritik nicht sparen, dann dürften auf diesen Band noch eine ganze Anzahl weiterer Jubiläumsbände folgen. In diesem Sinne herzlichen Dank und freundliche Grüße! SF-Redaktion des Moewig-Verlages Günter M. Schelwokat (Original-Einleitung von 1965)

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Nr. 200

Die Straße nach Andromeda

Sie verlassen die Galaxis – sechs flammende Sonnen weisen ihnen den Weg in die Unendlichkeit ...

von K. H. SCHEER

Liebe Perry-Rhodan-Freunde!

Niemand unter Ihnen, der vor Jahren den ersten Perry-Rhodan-Roman zur Hand nahm und las – sei es aufgrund der Empfehlung eines Freundes oder Bekannten, sei es aufgrund einschlägiger Ankündigungen in SF-Fanzines oder in SF-Publikationen des MOEWIG-Verlages, oder sei es aus anderen Beweggründen –, hätte wohl gedacht, dass dieser Zyklus einen solchen Umfang erreichen würde. Und die alten Hasen im Verlagswesen und die Autoren selbst hatten, als Perry Rhodan aus der Taufe gehoben wurde, nicht damit gerechnet, dass die Reihe einen solchen Anklang finden und sogar in fremde Sprachen übersetzt werden würde.

Es ist müßig zu sagen, dass alle Mitarbeiter des Perry-Rhodan-Teams sich über den Erfolg der Reihe freuen und auch nicht zu Unrecht ein bisschen stolz auf das Geschaffene sind.

Wenn Sie, liebe Leser, Perry weiterhin treu zur Seite stehen und mit Anregungen und Kritik nicht sparen, dann dürften auf diesen Band noch eine ganze Anzahl weiterer Jubiläumsbände folgen.

In diesem Sinne herzlichen Dank und freundliche Grüße!

SF-Redaktion des

Die Hauptpersonen des Romans

Icho Tolot – Ein »Monster«, das die Terraner aufsucht, um Abenteuer zu erleben.

Orson Coul und Heyn Borler – Die einzigen Überlebenden des Schweren Kreuzers OMARON.

Perry Rhodan – Er sucht Kahalo – und entdeckt »die Straße nach Andromeda«.

Atlan – Der Lordadmiral hat die Haluter in schlechter Erinnerung.

Gucky – Der Mausbiber findet einen neuen Freund.

Cart Rudo, Brent Huise, Jury Sedenko, Kinser Wholey, Enrico Notami und Don Redhorse – Offiziere der CREST II.

1.

Sie schrien ununterbrochen. Sie beruhigten sich auch nicht, als Icho Tolot den Raum betrat und vor den beiden Krankenlagern stehenblieb.

Fancan Teik trug noch seinen Kampfanzug. Teik war vor zwei Stunden von einer Drangwäsche zurückgekommen. Er war müde.

Tolot sah zu dem heimgekehrten Kämpfer hinüber. Niemand würde jemals erfahren, welche Abenteuer Fancan Teik gesucht und auch gefunden hatte. Über solche Dinge schwieg man – normalerweise!

Diesmal hatte sich jedoch etwas ereignet, das Teik verpflichtete, wenigstens einen Teil seiner Erlebnisse zu offenbaren.

Klautos Mur verhielt sich abwartend. Nachdem er seine ärztlichen Pflichten nach bestem Wissen erfüllt hatte, war er einige Schritte zurückgetreten.

Icho Tolots Haus war groß; eigentlich viel zu groß für einen jungen Mann, der im Rat der Alten zu schweigen hatte, bis man das Wort an ihn richtete. Dennoch besaß Tolot Qualitäten, über die man nicht hinwegsehen konnte. Er war ein hervorragender Wissenschaftler.

Tolot beugte sich über die beiden Kranken, in deren Augen der Irrsinn flackerte. Der Mediziner Klautos Mur hatte sie in einen energetischen Fesselschirm eingebettet, damit sich die Tobenden nicht verletzen konnten.

Tolots tiefe Stimme klang überraschend weich. Vorsichtig strich er dem jüngeren Mann über die schweißverklebten Haare, Tolot versuchte durch seinen Gesang den Kranken zu beruhigen. Es gelang ihm nicht.

»Eine sehr heftige Reaktion«, erklärte Mur. »Sie werden keinen Erfolg haben.«

Tolot richtete sich auf. Seine Hand glitt aus dem Kraftfeld zurück.

»Die körperlichen Schäden haben wir beseitigen können«, fuhr der Mediziner fort. »Die Männer sind physisch vollkommen in. Ordnung. Gegen die geistige Verwirrung bin ich machtlos. Was schlagen Sie vor?«

Tolot fühlte den milden Vorwurf, der in dieser Frage lag. Er hatte darum gebeten, die Kranken in seinem Haus aufnehmen zu dürfen.

Er kontrollierte die Robotschaltung der Klimaanlage und nahm neben dem Mediziner Platz. Das Licht der roten Sonne fiel kraftlos durch die Deckenfenster.

Fancan Teik bemerkte Tolots auffordernden Blick. Es wurde Zeit, die Hintergründe der Angelegenheit zu erläutern. Teik griff in eine Außentasche seines Kampfanzuges und zog zwei Klarsichthüllen hervor.

»Das sind die Legitimationen der beiden Männer«, erklärte er übergangslos. »Es handelt sich um Leutnant Orson Coul, Terraner, und um den Kanonier Heyn Borler, ebenfalls Terraner. Beide gehörten zur Besatzung des terranischen Schweren Kreuzers OMARON.«

»Gehörten ...?«, warf Tolot ein.

»Das Schiff ist mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit vernichtet worden.«

»Durch eine Kampfhandlung?«

»Nein. Meine Auswertung spricht dagegen. Es scheint sich um einen Unfall gehandelt zu haben. Ich habe die Kranken im Szonu-Sektor entdeckt. Sie befanden sich in einem Rettungsboot. Ich habe es an Bord meines Schiffes geholt und mich anschließend dazu entschlossen, die Schiffbrüchigen hierherzubringen. Meine Aufgabe war ohnehin beendet.«

Mehr zu sagen, gehörte nicht zu den Regeln. Es genügte vollauf, wenn Fancan Teik versicherte, er hätte die beiden Terraner im Raum zwischen den Sternen aufgefischt.

Tolot erhob sich und trat vor einen Bildschirm seiner Erfassungsanlage. Teiks Schiff ruhte auf dem Landefeld vor Tolots Haus. Das terranische Rettungsboot war bereits ausgeschleust worden. Ein datenverarbeitender Roboter beschäftigte sich mit der Auswertung der Bordpositronik.

»Es ist unbeschädigt«, sann Icho Tolot laut. »Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihr Entgegenkommen, Fancan Teik. Sind Sie damit einverstanden, dass ich die Geretteten zum nächsten terranischen Stützpunkt bringe?«

Teik lachte. Es war ein dumpfes, grollendes Lachen.

»Sie werden wohl gehen müssen, Tolot. Ich bin einverstanden. Werden Sie sich in der Zentrale abmelden?«

Der Mediziner hielt den Atem an. Fasziniert sah er zu dem jungen Mann hinüber.

Icho Tolots Augen erglühten in einem inneren Feuer. Seine Gestalt verdeckte einen Teil des Bildschirmes.

»Wahrscheinlich. Ich bin an Terra stark interessiert.«

Fancan lachte erneut, diesmal aber leiser und herzlicher.

»Lassen Sie sich nur nicht dazu verleiten, diesen sympathischsten Emporkömmlingen der galaktischen Geschichte zu hilfreich unter die Arme zu greifen. Sie müssen ihre Probleme allein meistern.«

Der Mediziner lachte ebenfalls. Er war alt und verbraucht. Trotzdem fühlte er in diesem Augenblick den Wunsch in sich aufsteigen, seine Heimatwelt zu verlassen, um in den unergründlichen Tiefen des Alls der charakteristischen Abenteuerlust seines Volkes nachzugehen.

Je intensiver er Icho Tolot betrachtete, seinen gigantischen Körper mit sachverständigen Blicken maß und die Chancen des jungen Wissenschaftlers abwog, um so mehr fühlte er sein Blut wallen.

Auf dem Planeten Halut, der einzigen Welt der schwachen, roten Sonne Haluta, sagte man zu derartigen Gefühlswallungen »Drangwäsche«. Es war ein Ausdruck, der für die Mentalität der Haluter bezeichnend war.

Sie, die ehemaligen Beherrscher der Galaxis, unschlagbar durch ihre Wissenschaft und ihre Titanenkörper, hatten schon vor fünfzigtausend Jahren freiwillig auf alle Machtansprüche verzichtet.

Kein anderes Lebewesen der Milchstraße hatte jemals erfahren, wo der Planet Halut zu suchen war. Niemand hatte Halut gesehen, und keine Intelligenz ahnte, woher die gelegentlich auftauchenden Fremden stammten, was sie bezweckten und warum sie immer wieder einmal mit ungeheurer Vitalität in die Geschicke einzelner Völker eingriffen.

Auf der großen und alten Sauerstoffwelt Halut lebten nur noch hunderttausend Wesen von Tolots Art. Man hatte sich zurückgezogen; man war reif genug geworden um zu erkennen, dass der Drang der frühen Vorfahren nach Ausdehnung und Eroberung unerwünschte Unruhe in das Dasein brachte.

Auf Halut war man zu der Auffassung gelangt, jeden Haluter nach eigenem Ermessen leben zu lassen. Man war friedfertig geworden, weise und zurückhaltend – bis auf eine bestimmte Ausnahme!

Fancan Teik war ein Beispiel für die fast krankhafte Lust eines Haluters, hier und da die stille Heimatwelt zu verlassen, um draußen nach dem Vorbild der Ahnen zu leben. Nie hatte die Galaxis stärkere und machtvollere Intelligenzen hervorgebracht als die eingeschlechtlichen Wesen von Halut.

Der biologische Metabolismus ihrer Körper – ihre Fähigkeit, jede einzelne Zelle geistig zu beherrschen, sie zu verwandeln und somit aus dem pulsierenden Organismus ein stählernes Geschoss zu machen – prädestinierte die Bewohner von Halut für den Kampf.

Wo sie auftauchten, verbreiteten sie Panik und Schrecken – wenigstens so lange, bis andere Lebewesen erkannten, dass ein monströses Äußeres nicht unbedingt auf ein Monster schließen lässt.

Der Mediziner erhob sich. Schwerfällig tappte er zu Tolot hinüber und legte ihm die Hand seines rechten Greifarms auf die Schulter.

»Ich beneide Sie. Wann wollen Sie gehen? Würden Sie einem alten Mann erlauben, Ihnen bei der Zusammenstellung Ihrer Ausrüstung behilflich zu sein? Bitte – ich weiß, wie unbillig mein Verlangen ist; aber wenn die Lebenszeit eines Kämpfers fast abgelaufen ist, dann ...!«

»Ich verstehe Sie vollkommen«, unterbrach Icho Tolot ihn. »Haben Sie meine letzte Erfahrungsstudie über Terra gelesen?«

»Sogar studiert. Phänomenal, möchte ich sagen. Unsere Chronik berichtet vom dritten Planeten einer unbedeutenden Sonne. Wir entdeckten damals eine Urwelt.«

»Heute finden Sie ein räumlich kleines, aber machtvolles Sternenreich, das von den Bewohnern dieser dritten Welt beherrscht wird. Das wäre nicht außergewöhnlich. Die Geschichte kennt viele Beispiele vom Aufstieg und Untergang eines galaktischen Volkes. Die Terraner unterscheiden sich von dem Bekannten in einem wesentlichen Punkt. Sie besitzen persönlichen Mut, Opferbereitschaft und einen unbezähmbaren Willen, das einmal Begonnene zu vollenden. Ihre kluge Politik führte zur Bildung des so genannten Solaren Imperiums im Zeitraum von nur wenigen Jahrzehnten. Ich möchte mit ihnen Kontakt aufnehmen. Sie reizen mich.«

»Ich bin mit einem terranischen Schlachtschiff zusammengetroffen«, warf Fancan Teik ein. Tolot drehte sich überrascht um. Teik sah sinnend auf den Kontrollschirm. Sein drittes Auge hatte er etwas ausgefahren.

»Die Besatzung war auf einer Welt gelandet, für die ich mich ebenfalls interessierte. Ich riskierte ein Spiel und ließ mich jagen. Sie wurden gefährlicher, als ich angenommen hatte. Parapsychische Waffen sind ebenfalls eingesetzt worden. Sprachen Sie nicht einmal von einem Mutantenkorps?«

»In einer lange zurückliegenden Studie«, bestätigte Icho Tolot.

Fancan Teik bewegte bestätigend die Hände seiner Sprungarme.

»Ganz recht. Ich habe versucht, die Aufstiegschancen der Menschen zu berechnen. Als Grunddaten verwendete ich die Beobachtungsergebnisse, die ich während der Jagd sammeln konnte.«

»Und ...?«

»Erstaunlich, Icho Tolot! Dieses Volk erscheint nur klein und schwach. Terraner besitzen natürlich nicht unsere körperlichen Fähigkeiten. Ihre physischen Einsatzwaffen sind gering, aber im Verhältnis zu den Eigenschaften anderer Galakto-Völker sind sie Giganten. Ich schätze, dass wir von dem Solaren Imperium noch allerlei hören werden. Das alte Arkonidenreich liegt am Boden. Die Bluesfront ist in turbulenter Bewegung. Sämtliche Arkonidenabkömmlinge haben einträchtig gegen Terra Stellung bezogen. Dieser Großadministrator ...!«

»Perry Rhodan ...?«

»Richtig. Ich bin ihm begegnet. Er sucht eine Welt namens Kahalo. Sie kennen den Pyramidenplaneten?«

»Sehr gut sogar.«

»Ich war dort. Zu meiner Überraschung – fast möchte ich Bestürzung sagen – habe ich die Spuren von ausgedehnten Kampfhandlungen entdeckt. Terraner waren vor mir gelandet, jedoch scheinen sie die Koordinaten des Planeten wieder verloren zu haben. Wenn Sie einen Begleiter benötigen, ich stehe zu Ihrer Verfügung.«

Icho Tolot erhob seine beiden kurzen Sprungarme. Sie saßen in gleicher Höhe wie die wesentlich längeren Handlungs-Arme, waren jedoch mehr zur Mitte der gigantischen Brust angeordnet.

»Ich danke vielmals. Es wird genügen, wenn ich allein gehe. Meine letzten Ermittlungen beweisen ebenfalls, dass die Terraner Kahalo suchen. Sie haben eine neue Stützpunktwelt im Zentrum der Galaxis ausgebaut. Opposite ist der Name.«

»Haben Sie die Koordinaten?«, erkundigte sich der Arzt erregt.

»Ja. Ich bin sehr neugierig, wie man mein Erscheinen auffassen wird.«

*

Fancan Teik ging. Minuten später hob sein Schiff ab. Es verschwand hinter den flachen, abgetragenen Bergen des westlichen Horizontes.

Halut war alt – uralt. Dieser Planet hatte bereits seine Entwicklungsepoche abgeschlossen, als die ersten halutischen Schlachtflotten in den Raum gerast waren. Es war lange her.

Jetzt flogen nur noch die kleinen Spezialraumer jener Haluter ab, die im Banne ihrer Drangwäsche die Heimat verlassen mussten, um draußen für einige Zeit wie die Ahnen zu leben.

Icho Tolot begann mit seiner Rüstung. Der alte Mediziner half. Die beiden geretteten Terraner schrien immer noch. Sie berichteten von flammenden Lichtern und rätselhaften Gewalten, die über sie hereingebrochen waren.

Tolot registrierte die Aussagen im Speichersektor seines Planhirns. Es lag in der oberen Hälfte seines halbkugeligen Schädels und wurde durch eine Knochenplatte vom Ordinärgehirn getrennt, das für die motorischen Bewegungen und zur Verarbeitung der Sinneseindrücke zuständig war.

Ichos Planhirn rechnete exakter, schneller und schöpferischer als eine hochwertige Positronik.

Tolot verarbeitete die Daten, die er aus dem Gestammel der Kranken entnehmen konnte. Schließlich kam er zu dem gleichen Schluss wie Fancan Teik. Der Schwere Kreuzer OMARON existierte nicht mehr. Die beiden Terraner waren durch einen Zufall dem Unheil entgangen.

Tolot richtete sich zur vollen Größe auf. In dieser Haltung maß er 3,50 Meter. Seine Schulterbreite betrug 2,50 Meter, sein Gewicht 39,8 Zentner unter einer Schwerkrafteinwirkung von einem Gravo.

Langsam, fast schwerfällig wirkend, schritt er auf seinen relativ kurzen Säulenbeinen dem Ausgang zu. Die schwarze, lederartige Haut seines Körpers absorbierte das Licht der Sonne Haluta.

Klautos Mur wartete vor der Tür der Rüstkammer. Tolot verneigte sich vor den verschlungenen Symbolen, die seine Vorfahren auf dem stählernen Schott hatten einprägen lassen.

Während er die uralten Worte der Zeremonie sprach, legte er seine Kleidungsstücke ab. Mur regte sich nicht. Es stand ihm nicht zu, die Zwiesprache zu stören.

Er trat erst vor, als Tolot sagte: »Ich bin bereit, es sei. Ich gehe.«

Das Schott schwang auf. Die Robotautomatik tastete die Individualschwingungen des Haluters ab. Das Freizeichen kam. Die eingebauten Waffen wurden in die Stollenwände eingefahren.

Tolot schritt in die Rüstkammer hinein. Er wählte eine Kampfkombination, die dreißigtausend Jahre zuvor hergestellt worden war. Es war eine gute Kombination mit eingebautem Molekülwandler, der das Material in eine stahlfeste Rüstung verwandeln konnte.

Die Einkleidung dauerte drei Stunden. Draußen wurde es dunkel. Der flammend rote Ball Haluta tauchte hinter den Bergen unter. Tolot achtete nicht darauf.

Er schloss die Kombination und überprüfte den Mikro-Materiewandler, der aus beliebigen Grundstoffen atembare Gasgemische oder trinkbare Flüssigkeiten aufbereiten konnte.

Klautos Mur streifte dem Kämpfer die breiten Schultergurte über, an denen der Waffen- und Allzweckgürtel hing.

Nur noch Ichos Kopf ragte aus dem dunkelgrünen Material des Kampfanzuges hervor. Es war ein mächtiger, voluminöser Schädel, der anscheinend halslos auf den ausladenden Schultern ruhte.

Er hatte die Form einer Halbkugel, war haarlos und enthielt drei Augen. Zwei davon befanden sich dort, wo man bei einem Menschen die Schläfen gesucht hätte. Hinter ihnen waren die verschließbaren Ohröffnungen erkennbar.

Das dritte Auge saß in Stirnhöhe auf der Frontseite des Schädels. Haluter waren ihren Feinden schon deshalb überlegen, weil sie über einen enormen Blickwinkel verfügten und außerdem infrarotempfindlich waren.

Weder Klautos Mur noch Icho Tolot sprachen bei der Zeremonie des Ankleidens. Alles geschah in bedrückender Stille. Nur die Roboter der Rüstkammer verursachten gelegentlich ein Geräusch.

Abschließend wählte Tolot seine Waffe. Es war ein Dreifach-Kombinationsstrahler, größer, schwerer und wirkungsvoller als eine terranische Roboterkanone, wie sie nur von mächtigen Kampfmaschinen gehandhabt werden konnte.

Icho brauchte dreißig Minuten, bis er die Waffe überprüft hatte. Der Schießstand lag nebenan. Nacheinander erprobte er den thermischen Impulsstrahl, den materieauflösenden Desintegrator und schließlich den Kern-Fernzünder, mit dem jede Materie zum Atomzerfall gezwungen werden konnte.

Zahllose andere Ausrüstungsgegenstände folgten. Als Tolot fertig war und die Rüstkammer verließ, hätte er eine atomar bewaffnete Armee des terranischen zwanzigsten Jahrhunderts mühelos vernichten können.

Erst als sie den Testraum erreicht hatten, richtete Mur das Wort an den jungen Haluter.

»Erproben Sie bitte die Umschaltphase Ihrer Herzen.«

Tolot befolgte den Rat. Er legte durch die Kraft seines Willens das linke Herz still, schloss die organischen Ventilgruppen und ließ das rechte Herz anlaufen.

»Reaktion gut, keine Flattererscheinungen«, sagte er.

»Vortrefflich! Strukturumwandlung?« Tolots hochelastische Haut begann zu schimmern. Die Molekülgruppen ordneten sich um und wurden kristallin. Sekunden später glich der Haluter einer Statue aus bestem Terkonitstahl. Die Facettenverschlüsse seiner drei Augen hatten sich so weit verengt, dass nur noch ein Bruchteil der zwanzig Zentimeter durchmessenden Augen zu sehen war.

»Gehübung, bitte!«, forderte der Arzt.

Icho Tolot begann zu laufen; bei der durchgeführten Außenumwandlung waren die Organe nicht betroffen worden. Tolot konnte sich noch gut bewegen. Die Gelenkverdichtung hob sich beim Ausschreiten etwas auf.

»Ihre Kontrolle ist ausgezeichnet. Vollverwandlung, bitte!«

Der Haluter erstarrte. Atmung und Puls setzten aus. Der Arzt nahm eine mechanische Waffe und feuerte eine Serie von hundert panzerbrechenden Geschossen auf den reglosen Körper.

Tolot reagierte nicht. In ihm gab es fast kein Leben mehr. Nur eine Zellballung seines Ordinärgehirns arbeitete noch.

Als die letzten Querschläger gegen die Wandungen geprallt und zu Boden gefallen waren, gab Tolot seinem Körper die normale Bio-Struktur zurück. Klautos Mur war auch diesmal zufrieden.

Die medizinischen Untersuchungen beanspruchten den Rest der Nacht. Der Lauftest erfolgte kurz nach Sonnenaufgang.

Icho Tolot ließ den Körper nach vorn absinken und berührte mit seinen beiden kurzen Sprungarmen den Boden. Die langen Greifarme waren griffbereit ausgestreckt.

Auf Anordnung des Arztes verwandelte sich der zwei Tonnen schwere Titanenkörper in eine davonschießende Rakete. Haluter konnten auf allen vieren eine Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde erreichen. Dieses Tempo hielten sie mühelos fünfzehn Stunden lang durch.

Icho Tolot kehrte nach einer Laufzeit von einer Stunde zurück. Seine Kreislauffunktionen waren in Ordnung.

Um die Mittagszeit wurde er aus der Obhut des Arztes entlassen. Die technischen Kontrollen wurden von Robotern vorgenommen.

Als Tolot endlich einsatzklar war, glich er einem vierarmigen, grüngekleideten Ungeheuer mit rotleuchtenden Augen, unter denen eine kaum erkennbare Nasenöffnung und ein breiter, rachenartiger Mund saßen.

Auch die Zähne unterstrichen den monströsen Eindruck. Haluter waren Vielstoff-Verwerter. Ihr Metabolismus war nicht nur auf die Zuführung tierischer oder pflanzlicher Nahrung angewiesen. Das Konvertersystem ihres Verdauungstraktes, ebenfalls steuerbar durch die Kraft des Willens, nahm mit jedem denkbaren Grundstoff vorlieb.