Perry Rhodan 2383: Avatare ESCHERS - Michael Nagula - E-Book

Perry Rhodan 2383: Avatare ESCHERS E-Book

Michael Nagula

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Beschreibung

Projektionen im Einsatz - gegen Spione der Koda Ariel Wir schreiben den Januar 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - dies entspricht dem Jahr 4933 alter Zeitrechnung. Die Erde und die anderen Planeten des Solsystems stehen seit Monaten unter Belagerung. Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR haben das System abgeriegelt, die Menschen wiederum haben sich hinter den sogenannten TERRANOVA-Schirm zurückgezogen. Damit sind die Terraner und ihr Heimatsystem die Einzigen, die sich der Armada der Chaosmächte widersetzen. In einigen Verstecken der Milchstraße hält sich ebenfalls zäher Widerstand, vor allem im Kugelsternhaufen Omega Centauri mit seinen uralten Hinterlassenschaften und in der Charon-Wolke. Wenn die Bewohner der Galaxis aber eine Chance gegen TRAITOR haben wollen, müssen die Terraner unter Perry Rhodans Führung wirksam und nachhaltig gegen die Mächte des Chaos vorgehen. Aus diesem Grund wird auf Terra fieberhaft geforscht. Wissenschaftler arbeiten unter höchster Geheimhaltung an neuen Technologien. Das perfekte Ziel für Spione TRAITORS. Gegen diese geheimnisvollen Gestaltwandler, die Koda Ariel, wird nun ein weiteres Geheimprojekt ins Leben gerufen - die Parapositronik entsendet die AVATARE ESCHERS...

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Nr. 2383

Avatare ESCHERS

Projektionen im Einsatz – gegen Spione der Koda Ariel

Michael Nagula

Wir schreiben den Januar 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4933 alter Zeitrechnung. Die Erde und die anderen Planeten des Solsystems stehen seit Monaten unter Belagerung. Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR haben das System abgeriegelt, die Menschen wiederum haben sich hinter den sogenannten TERRANOVA-Schirm zurückgezogen.

Damit sind die Terraner und ihr Heimatsystem die Einzigen, die sich der Armada der Chaosmächte widersetzen. In einigen Verstecken der Milchstraße hält sich ebenfalls zäher Widerstand, vor allem im Kugelsternhaufen Omega Centauri mit seinen uralten Hinterlassenschaften und in der Charon-Wolke. Wenn die Bewohner der Galaxis aber eine Chance gegen TRAITOR haben wollen, müssen die Terraner unter Perry Rhodans Führung wirksam und nachhaltig gegen die Mächte des Chaos vorgehen.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terranische Resident ist zum Beobachten verurteilt.

NATHAN – Das Mondgehirn sucht Unterstützung bei einer Parapositronik.

Pal Astuin und Merlin Myhr – Die Avatare ESCHERS fahnden nach Spionen der Terminalen Kolonne.

Vern Soopa – Ein »Neapolitaner« versucht zwischen seinen Arbeitskollegen zu vermitteln.

Gandyke Piston-Whill – Der Logistiker erlebt haarsträubende Vorkommnisse in seinem Arbeitsbereich.

Gun-Akar Torzitt –

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber irgendwie läuft es anders ab als sonst. Ich bin geortet worden, ehe ich mit dem Auftrag beginnen konnte. Meine Ausrüstung sprach an, mein spezieller UHF-Resonator. Er meldete eine Echofrequenz.

Trotzdem glaube ich, dass ich nicht identifiziert worden bin. Es dürfte ein Autoimpuls gewesen sein, unabhängig von einem Scan. So leicht kann man mich nicht scannen.

Einfach ein zurückgepralltes Signal, das nicht unbedingt ausgewertet wird.

Ich verfüge über Mittel und Wege, völlig unbemerkt mein Ziel zu erreichen. Das habe ich in Hunderten von Einsätzen bewiesen. Die immer Familieneinsätze waren.

Aber ich muss jetzt vorsichtiger sein. Denn kann ich unter diesen Umständen mit ähnlicher Sicherheit wie sonst ausschließen, dass meine Opfer etwas ahnen?

Ich habe mein Ziel erreicht, die Kapsel daraufhin zurückgeschickt und anschließend ein Versteck gefunden, in dem ich einigermaßen sicher bin. Bestimmt geht es meiner neuen Familie gut. Bestimmt haben sich alle längst etabliert und erste Auswertungen vorgenommen. Wenn ich nur wüsste, was mit dem ersten Kalbaron geschah. Probleme beim Anflug, Assimilationsprobleme, danach … aus.

Nur leider, fürchte ich, habe ich den Kontakt zu den drei Daerba verloren,für die ich jetzt verantwortlich sein soll. Ich bekomme keine Bestätigung auf meine Funksignale mehr. Vielleicht hängt das mit dem Autoimpuls zusammen. Vielleicht wurde ich dadurch abgeschnitten.

Oder die Familie hat sich in ihrem alten Koda-Netz abgekoppelt – aus Vorsicht. Ich brauche Zugang zu ihnen.

Ich will mir Klarheit verschaffen und funke in die Leere. Ich weiß, dass meine Familie hier ist. Mit mir gemeinsam auf dieser Welt. Vielleicht hört sie mich? Es wäre schrecklich, wenn sie mich nicht mehr hörte, wenn der Kontakt endgültig abgerissen wäre.

Warum schweigen ihre Stimmen?

Prolog

»Sind wir hier denn richtig?« Es knirschte leise, als der hagere Avatar sich auf der Ferse umdrehte. Aufmerksam ließ er den Blick über die hellgrauen Wände schweifen, die vor ihnen aufragten, die Monitoren und verlassenen Schaltpulte. Hinter ihnen befand sich auf einem Sockel die gewaltige Gitterkonstruktion des Transmitters.

»Sieht ganz danach aus«, sagte eine andere Stimme. Sie gehörte dem zweiten Avatar, der wenige Meter entfernt materialisiert war. Aus dunklen Augen blickte er seinen schwarz gekleideten Partner an, der ein gutes Stück größer war.

Der Hagere deutete, ohne mit der Wimper zu zucken, auf eine Kennung neben dem Transmitter. Der Blick seines stämmigen Partners wanderte zu dem Schriftzug in lasergefrästem Interkosmo: Aaron-Quippo-Werft. Sie befanden sich auf dem Mond der Erde, am Rand einer Montagehalle, in der auch Transportraumer beladen wurden.

Er nickte dem Großen zu. Dieser strich suchend über sein schwarzes Hemd, auf dem in Brusthöhe eine silberne liegende Acht prangte. Die Finger berührten eine Brosche an der Schulter. »Pal Astuin hier«, murmelte er. »Bestätige Eintreffen.«

Auf Wegen, die die Avatare selbst nicht kannten, verschlüsselt und ohne energetische Streuung, wurden Astuins Worte zur Erde gesendet, direkt in die Kontrollzentrale. Mehr war nicht nötig, um ihren Auftraggeber wissen zu lassen, dass sie erfolgreich den Einsatzort erreicht hatten.

»Merlin?«, wandte sich Astuin an seinen Partner.

Sie sprachen miteinander, als ob sie lebten. Sie sahen einander mit den Augen von Lebenden an. Sie lauschten den Geräuschen in der Luft, wie atmende Menschen sie hören würden.

Aber sie lebten nicht. Nicht im klassischen Verständnis der Menschen.

Sie waren Projektionen ESCHERS, deren sterbliche Leiber längst erkaltet waren und die in dieser neuen Form des Daseins über so viel mehr verfügten als zu Lebzeiten. Sie waren Avatare.

Merlin Myhr nickte und holte ein Gerät aus der rechten Tasche seines anthrazitfarbenen Mantels. Es sah für jeden Menschen wie ein mattgrauer Metallbarren aus, für jeden, der kein Avatar war. Myhr und Astuin sahen die energetischen Kontaktstellen des kleinen Gegenstandes.

Der Stämmige rief mit dem Daumen eine Messroutine ab, und das Ergebnis wurde den beiden Dienern ESCHERS mental als gepulster Takt übermittelt. Je schneller die Impulse aufeinanderfolgten, desto ergiebiger war die elektromagnetische Resonanz auf die extraterrestrische Biomasse, die in das Messgerät eingelagert war. Nur ein einziges Ting erklang in seinem Bewusstsein.

Merlin Myhr sah Pal Astuin von schräg unten herauf an und schüttelte den Kopf. »Keine Resonanz.«

Seine Stimme klang beinahe wie immer, und doch spürte Pal Astuin die Enttäuschung in ihr.

Zwanzig Meter rechts von ihnen öffnete sich ein Schott, und ein großer Lastenschweber kam herein, von einem Swoon gesteuert. Er hätte um Haaresbreite den Rand des Schotts gerammt.

Eine weibliche Stimme verkündete: »Wie erfreulich, dass ihr so punktgenau eingetroffen seid.«

Myhr und Astuin blieben unbewegt stehen. Die kleinere Projektion verzog zynisch den Mund, als sie entgegnete: »Hast du vergessen, dass wir deinen Angaben gefolgt sind? Du hast uns den Sektor genannt.«

»Und offenbar dachtet ihr, dass ich euch die Gesuchten gleich auf dem silbernen Tablett serviere.«

»Wir wissen deinen feinsinnigen Humor zu schätzen, NATHAN«, sagte Myhr etwas abfällig. »Können wir davon ausgehen, dass niemand dieses Gespräch mithört?«

»Niemand erfährt auch nur ein Sterbenswörtchen«, antwortete die Stimme des Mondgehirns. Sie klang ein wenig gekränkt. »Ich habe gleich, als ich feststellte, dass ihr eingetroffen seid, mehrere Energiefelder um euch herum aufgebaut. Im Augenblick seid ihr für andere weder zu sehen noch zu hören. Ihr könnt also ganz offen mit mir sein.«

Merlin Myhr seufzte, aber es blieb blass, herablassend und gekünstelt. Jemandem, der Myhr, den echten Myhr, gekannt hatte, wäre einer von dessen Lieblingssprüchen aus der Syntronzeit eingefallen: Ich hasse es, wenn intelligente Maschinen versuchen, Spielchen zu spielen. Nur einem Menschen steht so was zu. Heute diente er einer Maschine, die um vieles anders und keineswegs besser war als die Syntroniken jener Tage. ESCHER war … einzigartig.

»Also, schieß los. Unser Auftraggeber möchte, dass wir möglichst schnell zum Ziel kommen.«

»Gibt es Ansatzpunkte für unsere Suche?«, ergänzte Astuin.

Das Mondgehirn ließ ein Frauenlachen vernehmen. »Ich hätte gedacht, dass ihr besser vorbereitet seid. Hat Dr. Savoire euch denn nicht gebrieft?«

»Wir haben alle bekannten Daten in der Matrix übermittelt bekommen«, entgegnete Astuin nüchtern. »Aber du kannst sie gerne abgleichen.«

»Du siehst das JULES-VERNE-Projekt in Gefahr?«, wollte Merlin Myhr wissen.

»Nicht unbedingt in Gefahr«, gab das Mondgehirn selbstgefällig zurück. »Allerdings kann ich nicht leugnen, dass meine Versuche, die Spione ausfindig zu machen, bisher nicht gerade von Erfolg gekrönt waren.«

»Bist du sicher, dass es Spione der Koda Ariel sind?« Das war Astuin.

»Vieles weist darauf hin. Sämtliche beteiligten Instanzen wurden gründlich durchmustert, und nachdem sie mit Ereignissen auf Terra abgeglichen wurden, ergaben sich entsprechende Verdachtsmomente. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei achtzig Komma sieben Prozent.«

»Das ist hoch«, bekannte Astuin und verschränkte nachdenklich die Arme.

Myhr warf ihm einen Blick zu. Er kannte diese Pose. Sein Partner wusste nicht weiter. Also schob er den Resonanzbarren in die Manteltasche zurück. »Bist du eigentlich von Perry Rhodan autorisiert, uns einzusetzen?«, fragte er das Mondgehirn.

Die Frauenstimme klang amüsiert. »Ich bin Herr in meinem eigenen Haus.«

Myhr schmunzelte. »Du weißt, dass wir Avatare nicht mehr öffentlich zugange sein werden. Zumindest nicht ohne Rhodans Genehmigung. Das wurde Rhodan zugesichert.«

»Ihr dürft lediglich nicht mehr rekrutieren. Also lasst das getrost meine Sorge sein.«

»Du hältst es vor ihm geheim«, entfuhr es Astuin. »Es gefällt mir nicht, wenn du dein eigenes Süppchen kochst. Was soll das? Was wird, wenn er das mitbekommt?«

»Seid ihr so schlecht in eurem Job?« Als das Mondgehirn darauf keine Antwort erhielt, fuhr es fort: »Ich übernehme die volle Verantwortung.«

Die beiden Projektionen sagten nichts mehr, sondern drehten sich zur Seite, als sie ein leises Geräusch vernahmen. Der Lastenschweber näherte sich ihnen. Nur wenige Meter entfernt blieb er in der Luft hängen, und der Swoon stieg von dem Trittgitter hinter der Lenksäule.

Er hielt ein kleines Paket in der Hand.

Astuin wartete darauf, dass er auf sie zugetrippelt kam, um es ihnen zu übergeben, doch dann fiel ihm ein, dass NATHAN sie mit einem Sichtschutz getarnt hatte. Der Swoon legte das Päckchen mit seltsam abwesendem Blick auf den Boden und ging zurück zum Lastenschweber. Nur Sekunden später bugsierte er das Fahrzeug zum Schott und verließ den Hangar.

»Was ist das?«, erkundigte sich Astuin, während Myhr das Päckchen aufhob und in der Hand wog. Es schien nicht sehr schwer zu sein.

»Phantom-Holos«, verkündete NATHAN. »Damit ihr Schwarzkittel alles schwarz auf weiß habt.« Und er lachte schallend über seinen Scherz.

Myhr richtete den Blick unwillkürlich nach oben. Er wirkte zornig. Die Arroganz, die NATHAN an den Tag legte, schien ihn zu stören. »Hast du Namen anzubieten?«

»Nein, aber alles deutet darauf hin, dass die Spione sich in einem bestimmten Sektor aufhalten. In der Aaron-Quippo-Werft, rund siebenhundert Kilometer von Luna City entfernt. In dem Päckchen findet ihr das Ergebnis unserer Computerhochrechnungen.«

»Aber wenn du weißt, wie die Gesuchten aussehen …«, setzte Astuin an.

»Habe ich das behauptet? Es sind Hochrechnungen mit flachem Gesicht, durchschnittlicher Größe und so wenig Persönlichkeitsmerkmalen, wie mein Emulator hervorbringen konnte. Diese Phantom-Holos treffen auf neunzig Prozent meiner Schützlinge zu. Aber Dr. Savoire hat ja darauf bestanden. Er meinte, ihr müsstet unbedingt einige Anhaltspunkte an die Hand bekommen. Bitte!«

1.

Gandyke Piston-Whill strich sich über die schuppige grüne Haut seines Kinns. »Gehen wir. Die Medostation braucht die Geräte und Medikamente so schnell wie möglich. Zum Teufel mit dem Unfall. Hätte das nicht außerhalb meiner Dienstzeit geschehen können?«

Soopa zuckte die Achseln. »Dann hätten sie dich trotzdem gerufen«, sagte er nur.

Piston-Whill antwortete nicht. Ungeduldig wartete er ab, bis die Tür sich vor ihnen öffnete. Er wusste, wie dringend das Material benötigt wurde. Der Chefarzt der Strahlenabteilung persönlich hatte ihn angerufen und über die Lieferung informiert. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass es einen Strahlenunfall gegeben hatte und es für einige Humanoide um Tod oder Leben ging.

Ein Wesen war offenbar bereits gestorben. Der Chefarzt hatte angedeutet, dass es sich um einen hoch qualifizierten Mediziner gehandelt hatte, eine Wanderpflanze von Morann.

Als er nach draußen trat, rempelte Piston-Whill jemanden an, der gerade den Korridor entlangkam. Der Betreffende drehte sich zu ihm um und schaute ihn aufmerksam an. Es war eine Frau, fast einen Kopf kleiner als er, silbrige Strähnen im schwarzen Haar.

Sein Blick huschte zu seinem Freund Vern, der ebenfalls stehen geblieben war, dann wieder zu ihr.

»Tut mir leid«, stammelte Piston-Whill. »Ich wollte nicht …« Mehr brachte er nicht heraus, während er auf eine leicht federnde Haarlocke starrte, die ihr in die Stirn hing.

»Keine Ursache«, entgegnete die Frau, immer noch lächelnd. »Wenn du jetzt die Güte hättest, zur Seite zu treten, damit ich weitergehen kann.«

Piston-Whill trat so ruckartig zur Seite, dass er beinahe seinen spitzen, schuppigen grünen Ellenbogen in Soopas Seite gerammt hätte. Sein untersetzter Stellvertreter hob leicht die Hand, als wollte er die kreuzförmige Narbe auf seiner linken Wange schützen. Das Andenken eines Sogajar-Stichlings auf dem Urlaubsplaneten Trikolor I V. Aus den Augenwinkeln sah Piston-Whill, wie Soopa ihn erstaunt über seine ungewohnte Reaktion ansah.

Die Frau mit der federnden Haarlocke ging weiter, und der Logistiker ertappte sich dabei, wie er ihr mit Blicken folgte. Sie war ein wenig füllig, aber durchaus attraktiv, ihre Taille bewegte sich elegant bei jedem Schritt …

»Was ist denn in dich gefahren?«, murmelte Vern Soopa neben ihm.

Der Logistiker riss sich zusammen und nahm seinen Freund, als er sich wieder umdrehte, mit der Linken am Ellenbogen. Ohne ein weiteres Wort eilte er mit ihm weiter durch den Gang.

Soopa drehte sich im Laufen noch einmal zu der schwarzhaarigen Schönheit um, die hinter ihnen gerade um eine Ecke verschwand. Dann grinste er Piston-Whill an. »Verstehst du jetzt, wovon ich immer rede?« Er führte drei Finger seiner Rechten vor dem Mund zusammen und öffnete sie mit einer wegwerfenden Geste, während er mit den Lippen schmatzte. »Dolce Vita! Süßes Leben! Verstehst du es jetzt?«

Sein Freund räusperte sich und eilte weiter vor ihm her, ohne ihn anzusehen. »Das siehst du falsch. Außerdem haben wir jetzt wirklich keine Zeit für solche …«

Soopa ließ ihn nicht ausreden. »Das kannst du Gun-Akar erzählen«, sagte er mit einem Auflachen. »Dieses geschlechtslose Neutrum glaubt dir vielleicht, aber ich erkenne eine Reaktion, wenn ich sie sehe.« Und er betonte das Wort, als hätte es eine ganz andere Bedeutung. »Ich kenne dieses heiße Gefühl, das jetzt in dir brennt.«

Soopa gab viel auf seine »neapolitanische« Herkunft und ließ keine Gelegenheit aus, auf dieses Unterpfand seiner Heißblütigkeit – wie er es nannte – hinzuweisen. Nicht, dass seine Umgebung ihm geglaubt hätte. Das Neapel der Gegenwart war ein Produkt der Retrowelle, eine von vielen vorgegebene »reine« Abstammung ließ sich in praktisch keinem einzigen Fall nachweisen. Die Nationalitäten, die Terra einst an den Rand des Untergangs getrieben hatten, ehe die Arkonidentechnik den Weg zu den Sternen eröffnet hatte, waren längst verschwunden, was Aussehen oder Wesenszüge betraf.

Terra war in den beiden letzten Jahrtausenden mehrfach entvölkert und neu besiedelt worden, und die Selbstverständlichkeit, mit der zwischen den Welten der Galaxis gereist wurde, hatte den homo galacticus entstehen lassen. Die Menschen begriffen sich heute als globale und interplanetare Familie.

Piston-Whill sah Soopa an und sagte mit drohendem Unterton: »In mir brennt rein gar nichts!«