Perry Rhodan 24: Die Para-Sprinter (Silberband) - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 24: Die Para-Sprinter (Silberband) E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Fünf terranische Agenten wurden von der Solaren Abwehr gegen die Wasserstoff atmenden Maahks eingesetzt. Als sie aus Andro-Alpha zurückkehren, dem sogenannten Zwergnebel, der der Galaxis Andromeda vorgelagert ist, sind sie nicht mehr dieselben: Sie sind perfekte Duplikate der getöteten Originale. Die Duplos sollen für den Geheimdienst der Maahks eine Waffe in die Milchstraße einschleusen, die das Ende für die Menschheit bedeuten könnte. Obwohl sie bereits misstrauisch sind, können die Verantwortlichen des Solaren Imperiums nicht ahnen, wie ungeheuerlich die Bedrohung aus Andromeda tatsächlich ist. In dieser schwierigen Situation schickt Atlan, der Lordadmiral der USO, zwei Mutanten in den Einsatz, von deren Existenz bisher selbst Perry Rhodan nichts wusste: Tronar und Rakal Woolver, die sogenannten Para-Sprinter. Die Mutanten begeben sich direkt in die Höhle des Löwen, denn nur sie können noch verhindern, dass die Galaxis von den Invasionsflotten der Maahks überschwemmt wird. Währenddessen bahnt sich im Twin-System, im Leerraum zwischen der Milchstraße und Andromeda gelegen, eine Katastrophe kosmischen Ausmaßes an ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 24

Die Para-Sprinter

Fünf terranische Agenten wurden von der Solaren Abwehr gegen die Wasserstoff atmenden Maahks eingesetzt. Als sie aus Andro-Alpha zurückkehren, dem sogenannten Zwergnebel, der der Galaxis Andromeda vorgelagert ist, sind sie nicht mehr dieselben: Sie sind perfekte Duplikate der getöteten Originale. Die Duplos sollen für den Geheimdienst der Maahks eine Waffe in die Milchstraße einschleusen, die das Ende für die Menschheit bedeuten könnte.

Obwohl sie bereits mißtrauisch sind, können die Verantwortlichen des Solaren Imperiums nicht ahnen, wie ungeheuerlich die Bedrohung aus Andromeda tatsächlich ist. In dieser schwierigen Situation schickt Atlan, der Lordadmiral der USO, zwei Mutanten in den Einsatz, von deren Existenz bisher selbst Perry Rhodan nichts wußte: Tronar und Rakal Woolver, die sogenannten Parasprinter.

Einleitung

Die Frage, die sich bei der Planung dieses Buches (wieder einmal) stellte, war die nach einem »dünnen« Band mit in sich geschlossenem Inhalt oder nach einem Mehr an Inhalt und »Ende offen«-Charakter.

Nach unserer Ausrechnung hätten wir bei dem zunächst geplanten Abschluß des vorliegenden Stoffes mit dem Heft 230 runde 50 Seiten Originalromantext weniger gehabt als üblich. In dieser Version hätte der 24. Band der PERRY-RHODAN-Bibliothek ein »rundes« Abenteuer geboten (Wellensprinter, Invasionsversuch der Maahks).

Wir haben uns für die andere, kompaktere Version entschieden. Zum Verdruß unserer Herstellungsabteilung, denn das bedeutete nun (ebenfalls: wieder einmal) etliche Seiten Originaltext mehr als enthalten sein sollte (inklusive der notwendigen, neu geschriebenen Überleitung). So beginnt in diesem Buch bereits das Andro-Beta-Abenteuer, der terranische Vorstoß in die unmittelbare Nähe der Andromedagalaxis, der in Band 25 seine Fortsetzung finden wird.

Wir hoffen, damit im Sinne der Leser gehandelt zu haben. Natürlich interessiert es uns – im Hinblick auf die folgenden Hardcover –, wie Ihr darüber denkt. Schreibt uns deshalb Eure Meinung zu diesem Punkt: abgeschlossene Minizyklen bei geringerem Buchumfang oder soviel »Originalstoff« wie nur möglich in einem Buch auf Kosten der inhaltlichen Geschlossenheit.

Die in diesem Band enthaltenen Originalromane sind (ungeachtet der notwendigen Kürzungen) in der Reihenfolge ihres Erscheinens: Agenten gegen das Imperium von Clark Darlton; Rendezvous im Weltall von Kurt Mahr; Die Para-Sprinter von K. H. Scheer; Der Duplo und sein Schatten von William Voltz; Die Rache des Mutanten von William Voltz; Feind aus fremder Galaxis von Clark Darlton; Finale für Twin von H. G. Ewers und Geheimsatellit Troja von K. H. Scheer.

Ich bedanke mich bei Franz Dolenc, den Autoren der Originalromane und natürlich den Lesern, die auch diesmal wieder nicht mit ihren Kritiken und wertvollen Anregungen geizten.

Prolog

Es begann mit dem überraschenden Auftauchen des Haluters Icho Tolot gerade zu der Zeit, als Perry Rhodan die Suche nach dem geheimnisvollen Planeten Kahalo mit aller Intensität vorantrieb. Tolots vage Hinweise führten die CREST II, Rhodans neues Flaggschiff, tiefer in das galaktische Zentrum hinein und zur Entdeckung des gigantischen Sonnentransmitters aus sechs blauen Riesensternen.

Von unheimlichen Kräften eingefangen, wurde die CREST 900.000 Lichtjahre tief in den Leerraum zwischen den Galaxien geschleudert. Das künstlich errichtete Twin-System, bestehend aus zwei gelben Sonnen und acht Planeten, erwies sich als eine einzige Falle für Fremde, die die Transmitterstraße nach Andromeda gegen den Willen der mysteriösen Erbauer benutzen. Auf der Suche nach der Justierungsstation des Twin-Sonnentransmitters, der einzigen Hoffnung auf Rückkehr in die Milchstraße, erhielt Perry Rhodan erste spärliche Hinweise auf diese Erbauer, die sich »Meister der Insel nennen« und offenbar die Andromedagalaxis beherrschen.

Mit welcher grausamen Kompromißlosigkeit die Unbekannten gegen Eindringlinge in ihren Einflußbereich vorgehen, davon erhielten die Terraner und ihre Verbündeten weitere Eindrücke, nachdem der »Wächter von Andromeda« in letzter Sekunde die bereits erfolgte Justierung des Twin-Sonnentransmitters veränderte und die CREST, statt in der Heimatgalaxis, in der ebenfalls künstlich angelegten Hohlwelt Horror herauskam – wie Twin 900.000 Lichtjahre tief im Leerraum. Nur mit der Kraft der Verzweiflung gelang schließlich das Entkommen aus dem in Etagen unterteilten Planeten. Doch auch die Erlebnisse dort erwiesen sich nur als ein Vorgeschmack dessen, was die Terraner an der Oberfläche erwartete. Von dem sogenannten Potentialverdichter, einer grausamen Waffe der »Meister«, auf das Tausendfache verkleinert und ohne nennenswerteEnergie schwanden die Hoffnungen der Gestrandeten fast zu einem Nichts.

Auch die ANDROTEST II, die Perry Rhodan Hilfe bringen sollte, geriet in den Bann der Verkleinerung. Erst als die gigantische Raumfestung der Maahks die CREST aufnahm und mit ihr ins Twin-System sprang, erlangten die Terraner und Rhodans Flaggschiff ihre wirkliche Größe zurück – die Raumfestung allerdings auch.

Twin, inzwischen in terranischer Hand, wurde zum Schauplatz eines fast unwirklichen Kampfes, den Julian Tifflors Wachflotte gegen den maahkschen Raumgiganten austrug. Erst als sich der Kampf in die Milchstraße verlagerte, gelang es unter Einsatz der Mutanten, die Festung zu zerstören. Hier hatte der Schaltplanet Kahalo inzwischen endgültig in terranische Hand gebracht werden können.

Um einer weiteren Bedrohung der Milchstraße vorzubeugen, entwickelte Allan D. Mercant einen verwegenen Plan. Fünf Todgeweihte, die das Vertrauen der gefangengenommenen Maahks gewinnen sollten, ermöglichten den Methanatmern die Flucht und gelangten mit ihnen in die dem Andromedanebel vorgelagerte Zwerggalaxis Andro-Alpha. Doch weder Mercant noch Atlan, dessen Volk die Maahks vor rund zehntausend Jahren nach einem erbitterten Krieg aus der Milchstraße vertrieb, konnten etwas von der Existenz eines Multiduplikators ahnen.

Zeittafel

1971 – Perry Rhodan erreicht mit der STARDUST den Mond und entdeckt den gestrandeten Forschungskreuzer der Arkoniden.

1972 – Aufbau der Dritten Macht und Einigung der Menschheit.

1976 – Perry Rhodan löst das Galaktische Rätsel und erhält vom Geisteswesen ES die relative Unsterblichkeit für sich und seine Begleiter.

1984 – Der Robotregent von Arkon versucht, die Menschheit zu unterwerfen.

2040 – Das Solare Imperium ist entstanden. Der Arkonide Atlan taucht auf. Die Druuf dringen aus ihrer Zeitebene in unser Universum vor.

2102 – Perry Rhodan entdeckt das Blaue System der Akonen.

2103 – Perry Rhodan erhält von ES den Zellaktivator.

2104 – Entdeckung des Planeten Mechanica und Ende des Robotregenten.

2114 – Entdeckung der Hundertsonnenwelt und Bündnis mit den Posbi-Robotern.

2326 – ES verstreut 25 Zellaktivatoren in der Galaxis, und es kommt zur Invasion der Hornschrecken, die die Schreckwürmer und das geheimnisvolle Molkex hinterlassen.

2327 – Entdeckung des Zweiten Imperiums und der Blues.

2328 – Sieg über die Blues und Friedensvertrag zwischen den beiden galaktischen Imperien.

2329 – Perry Rhodan heiratet die Plophoserin Mory Abro.

2400 – Entdeckung der Transmitterstraße nach Andromeda. In den Fallensystemen Twin und Horror hört Perry Rhodan erstmals von den geheimnisvollen Beherrschern der Nachbargalaxis. Die Maahks dringen über die Transmitterstraße in die Milchstraße vor.

2401

1.

Die Planeten des Twin-Systems verschwanden, als die CREST II in den Transmitter eintauchte. Das Schiff wurde einschließlich seiner gesamten Besatzung zu einem hyperdimensionalen Impuls, der ohne jeden Zeitverlust den gewaltigen Abgrund zwischen Twin und dem galaktischen Sonnensechseck übersprang.

Als die CREST wieder rematerialisierte, befand sie sich über den sechs Pyramiden des geheimnisvollen Planeten Kahalo, der Zentralschaltstelle der Transmitterstationen. Die Terraner hatten sie erobert, aber es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Maahks den Versuch unternahmen, sie in ihren Besitz zu bringen.

Langsam nur ließ Kommandant Oberst Cart Rudo das gigantische Superschlachtschiff, eine Kugel von anderthalb Kilometern Durchmesser, der Planetenoberfläche entgegensinken.

In einer Kabine saßen Perry Rhodan, der Arkonide Atlan und Allan D. Mercant, der Abwehrchef des Solaren Imperiums, zusammen. Es war nicht das erstemal, daß ihre Meinungen hart aufeinanderprallten.

»Ich sage nichts mehr.« Atlan lehnte sich zurück und versuchte, ein gleichgültiges Gesicht zu machen. Es gelang ihm nicht ganz. Er konnte die Sorge nicht verbergen. »Ihr haltet mich für einen Schwarzseher.«

»Du hast keine Beweise«, stellte Rhodan nüchtern fest. »Wir können uns in dieser Angelegenheit nicht allein auf unser Gefühl verlassen.«

Mercant schüttelte den Kopf. Sein Haar war in den letzten Jahrzehnten nicht grauer geworden, denn er war so unsterblich wie Rhodan und Atlan. Er alterte nicht mehr.

»So kommen wir nicht weiter, meine Herren. Der eine von Ihnen verlangt hieb- und stichfeste Beweise, die der andere nicht geben kann. Und der andere geht nach seinem Gefühl, das ihn angeblich vor einer Gefahr warnt. Ich gebe zu, Atlan, daß Sie von uns die meiste Erfahrung mit diesen Wasserstoffatmern besitzen. Sie kämpften schon gegen sie, als wir noch nicht geboren waren. Was aber hat das mit den fünf Agenten zu tun, die nun endlich zurückgekehrt sind?«

»Irgend etwas stimmt nicht mit ihnen«, sagte Atlan und hüllte sich erneut in Schweigen.

»Aber was, Atlan? Was soll mit ihnen nicht stimmen? Sie wurden allen Tests unterzogen, die wir kennen. Selbst deine Behauptung, die Maahks hätten sie hypnopsychisch umgewandelt und als Spione zurückgeschickt, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Es sind dieselben fünf Männer, die wir als Agenten zu den Maahks schickten, daran kann doch kein Zweifel bestehen. Sie gelangten bis Andro-Alpha und konnten mit wertvollen Informationen entkommen. Was ist dagegen einzuwenden?«

Atlan sagte langsam:

»Nur die Tatsache, daß sie entflohen sind.«

In seinem Gesicht arbeitete es, und man sah ihm an, wie mühsam er sich beherrschen mußte.

»Ich kenne die Maahks, das wurde mir zugestanden. Sie haben sich, wie es scheint, in dem kleinen Nebel Alpha angesiedelt, der Andromeda vorgelagert ist. Weiter ist uns nun bekannt, daß sie von den Meistern der Insel beherrscht werden. Roboter überwachen anscheinend ihre Tätigkeit. Unsere fünf Agenten wurden entlarvt. Ich halte es für völlig ausgeschlossen, daß sie fliehen konnten, wenn die Maahks es nicht so gewollt hätten. Damit steht für mich fest, daß ihre Flucht mit einem ganz bestimmten Zweck verbunden ist. Sie sollten fliehen. Die Verfolgung durch die Maahks und einige vernichtete Robotschiffe waren nichts anderes als ein sehr effektvolles Theater, um uns zu täuschen. Das ist meine Meinung zu diesem Thema, und niemand kann mich davon abbringen. Gut, nur ein Gefühl, wenn man meint, keine Beweise. Aber ich habe mich schon mehrmals auf mein Gefühl verlassen, und es hat mir oft das Leben gerettet.«

Rhodan hatte sehr nachdenklich zugehört. Er sagte:

»Auch ich gebe viel auf Gefühle, Atlan, aber in diesem Fall sprechen doch die Tatsachen für sich selbst. Denke nur an die Tests, die wir auf Quinta anstellten. Auch die Vermutung, man habe uns statt der fünf Agenten ausgezeichnete Nachbildungen geschickt, hat sich nicht bestätigt. Es handelt sich bei den fünf Männern zweifellos um die fünf Originale. Ihr telepathisch sondierbarer Bewußtseinsinhalt ist derselbe, der er vorher auch war. Sogar die Gehirnwellenmuster stimmen. Das wäre bei Androiden niemals möglich.«

»Ich kann dich verstehen, Perry, sehr gut sogar. Du brauchst Beweise, die ich nicht liefern kann. Vielleicht gelingt es mir eines Tages, und ich kann nur hoffen, daß es dann nicht zu spät ist. Die Maahks kämpfen mit Mitteln, von denen wir uns keine Vorstellung zu machen vermögen.«

»Das mag schon richtig sein, Arkonide«, entgegnete Rhodan. »Trotzdem bleibt es dabei; die fünf Männer werden, sobald die CREST auf Kahalo gelandet ist, mit dem Flottentransporter KITARA nach Opposite gebracht. Zuvor jedoch werden sie an Bord der KITARA einer letzten Untersuchung unterzogen.«

Atlan blickte nachdenklich zu Boden. Er wußte, welche Untersuchung Rhodan meinte. Bisher war man noch im unklaren darüber, wie weit die Zentrumspest bei den Agenten fortgeschritten war, da man auf Quinta nicht über die notwendigen Geräte verfügte, um die Existenz dieser Krankheit nachzuweisen. Deshalb hatte Rhodan bereits vor zwei Tagen – unmittelbar nach der überraschenden Rückkehr der fünf Agenten – ein Kurierschiff durch den Twin-Transmitter nach Kahalo geschickt, welches den Auftrag hatte, einen Ara-Spezialisten von ASTO IV nach Kahalo zu bringen. Inzwischen müßte dieser bereits mitsamt den erforderlichen Geräten auf Kahalo eingetroffen sein.

»Wir sind uns darüber im klaren, daß der wahre Zweck dieser Untersuchung den fünf Männern verborgen bleiben muß«, fuhr Rhodan fort und riß Atlan aus seinen Überlegungen. »Deshalb wurde ein Arzt angefordert, der ihnen nicht bekannt ist. Auch die entsprechenden Untersuchungsgeräte wurden zu diesem Zweck äußerlich verändert, um keine Identifikation zu ermöglichen. Wir müssen verhindern, daß die Bewußtseinsblockade in Kraft tritt und die Kranken sich innerlich gegen die Untersuchung sperren, weil dadurch möglicherweise die Ergebnisse verfälscht werden könnten.«

Rhodan blickte die Anwesenden aufmerksam an. Niemand erwiderte etwas. Selbst Atlan schwieg nun. Er selbst hatte den Vorschlag gemacht, die Untersuchung in dieser Form durchzuführen. Man hatte den Agenten vor ihrem Einsatz eine Bewußtseinsblockade verpaßt, die in dem Moment wirksam wurde, in dem ein Außenstehender von der Zentrumspest sprach oder Auskünfte über die Krankheit von ihnen wollte. Durch die Wirkung dieser Blockade verschwand der letzte Rest des Oberflächenwissens über die Krankheit tief im Unterbewußtsein der Agenten, so daß sie alles vergaßen, was mit der Zentrumspest in unmittelbarem Zusammenhang stand, also auch die Einzelheiten ihres Einsatzes. Die Untersuchung konnte nur dann erfolgreich durchgeführt werden, wenn sich die fünf Männer in einer einigermaßen ausgeglichenen seelischen Verfassung befanden, damit man auch ihre psychische Zustandsform ausloten konnte.

Es war eine Ironie des Schicksals, daß sich ein ursprünglich zum psychischen Schutz der Agenten entwickeltes Programm nun gegen seine »Schöpfer« richtete und jede gezielte Information wirkungsvoll verhinderte.

Nur kurz darauf landete die CREST II. Die Agenten wurden an Bord der KITARA gebracht. Achtzig Prozent des Volumens des kleinen, veralteten Transporters bestanden aus Laderäumen. Kommandant des 100-Meter-Schiffes war Major Challenger, groß, breitschultrig und kräftig. Seine Besatzung bestand aus zwölf Mann.

Perry Rhodan, Atlan, Mercant und die an Bord befindlichen Mutanten verließen die CREST und begaben sich in das terranische Hauptquartier nahe dem Pyramidensechseck. Sie wurden bereits von dem Ara Kostra-Nor erwartet, der sich inzwischen über die Krankheitsgeschichte der fünf Agenten informiert hatte.

Nach einer knappen Besprechung suchte Kostra-Nor anschließend die KITARA auf. Die Untersuchung der fünf todkranken Raumfahrer dauerte rund zwei Stunden. Nachdem Halgor Sörlund, Cole Harper, Son-Hao, Hegete Hegha und Imar Arcus in ihre mittlerweile bezogene große Gemeinschaftskabine zurückgeschickt worden waren, kehrte der Galaktische Mediziner zu seinen Auftraggebern zurück.

Der Ara nahm Platz, ohne auf die fragenden Blicke zu achten, mit denen man ihn musterte. Er wußte, daß der jetzt ebenfalls anwesende Mausbiber Gucky in seinen Gedanken las, aber er wußte auch, daß der Mausbiber die wissenschaftlichen Formulierungen nicht verstehen konnte. Erst wenn er sich klar ausdrückte ...

Er beschloß, sich sehr klar auszudrücken.

»Es ist unmöglich!« sagte er.

Rhodan warf Atlan einen Blick zu.

»Was ist unmöglich?« fragte er.

Kostra-Nor sah ihn an, dann die anderen. Er sagte:

»Um es kurz zu machen: Ich habe bei den fünf Männern nicht die geringsten Anzeichen dafür gefunden, daß sie an der Zentrumspest leiden. Wenn ich der Krankengeschichte glauben darf, dann müßten sie infolge der überaus starken Strapazen der letzten Wochen bereits tot sein. Doch sie sind kerngesund! Lediglich einige veränderte Atomgruppen in ihren Körpermolekülen weisen darauf hin, daß sie unter der Zentrumspest gelitten haben. Aber diese Atomgruppen sind in sich stabil, sie verändern sich nicht mehr. Die Zentrumspest, die sie zweifellos hatten, ist vollständig verschwunden.«

Atlans Augen leuchteten triumphierend auf.

Das war es! Sein Verdacht!

Rhodans Gesicht blieb ausdruckslos.

»Besteht die Möglichkeit, Kostra-Nor, daß eine Spontanheilung aus uns bekannten Ursachen möglich war? Ich denke da vor allen Dingen an eine uns noch nicht bekannte Einwirkung vieler Transmittertransporte. Es wäre doch durchaus möglich, daß durch sie eine noch unerforschte Strukturbeeinflussung entstünde, die ...«

»Sie brauchen nicht weiterzureden«, unterbrach ihn der Ara selbstsicher. »Natürlich haben wir alles versucht, die Pest zu heilen oder zumindest in ihrem Verlauf zu bremsen. Wir haben es auf ASTO IV nicht unterlassen, auch in dieser Richtung Versuche anzustellen. Patienten im fortgeschrittenen Stadium wurden durch Transmitter geschickt. Sie können davon überzeugt sein, daß wir nichts vergaßen.«

»Und der Erfolg?«

»Negativ. Transmissionen haben nicht den geringsten Einfluß auf den Verlauf der schrecklichen Krankheit. Die von der Pest Befallenen starben zum vorausberechneten Zeitpunkt. Es konnte sogar in manchen Fällen eine Beschleunigung der Erstarrung festgestellt werden. Dieser Punkt scheidet aus.«

»Gibt es andere?«

»Höchstens ein uns völlig unbekannter Einfluß kosmischer oder sonstiger Strahlung, die im Andro-Alpha-Nebel vorkommt. Wir wissen nichts über die dortigen Verhältnisse. Möglicherweise gerieten die Agenten bei ihrem Aufenthalt dort in den Strahlungsbereich einer Sonne, deren Wirkung den erstaunlichen Zustand hervorrief, mit dem wir es zu tun haben.«

Kostra-Nor schwieg. Etwas hilflos sah er die Männer an.

»Sie haben getan, was möglich war«, sagte Rhodan. »Ich danke Ihnen. Trotzdem muß ich Sie fragen: Halten Sie es für möglich, daß es sich bei den fünf Männern nicht um dieselben Männer handelt, die Sie damals vor dem Einsatz untersuchten?«

Atlan beugte sich etwas vor und starrte Kostra-Nor gespannt an.

»Es sind dieselben Männer. Daran kann nicht der geringste Zweifel bestehen.«

Kostra-Nor sagte es mit solcher Überzeugungskraft, daß seine Feststellung als Tatsache hingenommen werden mußte.

Rhodan stand auf.

»Danke«, wiederholte er. »Ich werde dafür sorgen, daß man Sie so schnell wie möglich nach ASTO IV zurückbringt. Kahalo wird vermutlich nicht mehr lange ein sicherer Ort sein.«

Als der Ara den Raum verlassen hatte, sah Rhodan Atlan an.

»Nun?« fragte er.

»Meine Meinung hat sich nicht geändert, im Gegenteil. Mein Verdacht hat sich verstärkt. Gucky und ich sind davon überzeugt, daß uns die Maahks fünf Spione schickten. Wir haben keinerlei Beweise, bis auf Kostra-Nors Aussagen. Es wird ein Fehler sein, die KITARA mit ihnen starten zu lassen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, daß es nur eine einzige Lösung gibt, das Problem aus der Welt zu schaffen.«

»Welche Lösung wäre das?«

»Die fünf Agenten zu töten.«

Rhodan schaute den Arkoniden an.

»Bist du verrückt geworden? Wir können doch nicht fünf bewährte Männer einfach töten, weil du einen vagen Verdacht hegst! Das wäre gegen alle Gesetze und ethischen Empfindungen. Und selbst dann, wenn sie wirklich Agenten des Feindes wären, brauchten wir sie vielleicht eines Tages, um sie gegen eigene Agenten einzutauschen. Ich möchte nichts mehr davon hören. Die Leute werden mit der KITARA nach Opposite fliegen und dort bleiben. Dort können sie keinen Schaden anrichten – immer vorausgesetzt, deine Vermutung träfe zu.« Rhodan erhob sich. »Ich glaube, damit können wir die Sitzung beenden. Die Standpunkte dürften klar sein.«

Mercant verhielt sich nach wie vor stumm und zurückhaltend. Gucky forschte in seinem Gehirn und stellte fest, daß der Sicherheits- und Abwehrchef nicht mehr so sehr wie früher von der Richtigkeit der Auffassung Rhodans überzeugt war, aber er war viel zu nüchtern, ohne Beweise einen Verdacht zu äußern. Wenn ein solcher Verdacht bei ihm existierte, dann nur im Unterbewußtsein. Er stand auf und folgte Rhodan, nachdem er Atlan und Gucky zugenickt hatte.

Als sich die Tür geschlossen hatte, fragte Gucky:

»Was tun wir nun? Die KITARA startet in wenigen Minuten, dann sind wir die Agenten los. Vielleicht ist es dann zu spät. Nun kann mich niemand mehr davon abbringen, daß mit ihnen etwas nicht stimmt. Du hast von Anfang an recht gehabt, Atlan.«

Der Arkonide blickte düster vor sich hin. »Wenn ich nur wüßte, was wirklich dahintersteckt! Keiner kennt die Maahks so gut wie ich. Ich weiß nicht, wie sie es anstellten, aber sie schickten uns die perfektesten Spione, die es jemals gab. Was aber soll das? Welchen Auftrag haben sie mitbekommen, diese fünf Männer? Sie können sich nicht frei bewegen, ohne daß sie dabei beobachtet werden. Welches ist der Sinn ...?«

»Es gibt eine Möglichkeit, daß sie sich frei und unbeobachtet bewegen können«, sagte Gucky plötzlich, und in seiner Stimme klang Erregung. »Die KITARA! Das Schiff hat nur zwölf Mann Besatzung. Wenn es den Agenten unterwegs gelingt, diese Besatzung auszuschalten ...«

»Gucky!« Atlan ergriff Guckys Arm und preßte ihn so hart, daß der Mausbiber fast aufgeschrien hätte. »Gucky, das ist es! Komm, beeile dich! Wir müssen unter allen Umständen den Start der KITARA verhindern.«

Als Atlan und Gucky im Kontrollraum des Raumfeldes rematerialisierten, war es bereits zu spät.

Die KITARA erhob sich soeben vom Boden und stieß in den Weltraum vor. Ehe Atlan noch irgend etwas unternehmen konnte, baute sich über Kahalo, im Schnittpunkt der sechs Pyramiden, eine gigantische Energieballung auf – das Transmissionsfeld. Wenige Augenblicke später tauchte eine Flotte bleistiftförmiger, eintausend Meter langer Raumschiffe auf. Maahks!

Der dritte Angriff der Methanatmer auf Kahalo schien sich anzubahnen.

Es waren Hunderte von Raumschiffen, die plötzlich aus dem Nichts entstanden und sich zum Angriff formierten. Sie waren nur mit Robotern bemannt, wie aufgrund der Orientierungsmanöver und mit den Mentaltastern festgestellt werden konnte.

In der Abwehrzentrale von Kahalo herrschte für Sekunden Panik, dann begann die Kampfmaschinerie automatisch anzulaufen. Überall fuhren Geschütztürme aus ihren verborgenen Stellungen und eröffneten das Feuer auf die Angreifer. Der Alarm riß die Schlachtkreuzer aus ihrer scheinbaren Ruhe. Sie starteten, die furchtbaren Transformkanonen schußbereit. In Pulks von drei bis fünf Schiffen griffen sie die Bleistiftraumer an und brachten durch massiven Punktbeschuß die Schutzschirme der Maahks zum Zusammenbruch. Diese Strategie hatte sich in der Vergangenheit bereits bewährt. Atlan erkannte, daß er hier im Kontrollraum nichts mehr verloren hatte. Die KITARA war inzwischen längst verschwunden. Er gab Gucky ein Zeichen.

Sie teleportierten ins Hauptquartier zurück und fanden Rhodan in der Kommandozentrale der Abwehranlage.

Er blickte ihnen ernst entgegen.

»Merkwürdig«, sagte er nur und beobachtete die Bildschirme. Schon mehr als die Hälfte der vierhundert bisher materialisierten Robotschiffe war vernichtet worden. »Ich frage mich, was die Maahks mit diesem Angriff bezwecken.«

Atlan sah Rhodan entgeistert an.

»Findest du das tatsächlich merkwürdig?« fragte er schließlich. »Erinnert dich dieser Angriff nicht an jenen im Twin-System? Das Angriffsmuster ist nahezu identisch. Glaubst du wirklich, daß es ein Zufall ist, daß die Maahks zweimal dieselbe Strategie verwenden? Ich sage dir, dieser Überfall ist ebensowenig wie jener im Twin-System ein Zufall, sondern ein strategischer Scheinangriff, um uns abzulenken. Wenn die zurückgekehrten Agenten, wie ich glaube, einen bestimmten Auftrag im Sinne der Maahks durchzuführen haben, so ist dies die beste Gelegenheit dazu. Wir sind den Plänen der Maahks entgegengekommen – in jeder Beziehung.«

In Rhodans Gesicht zuckte es.

»Niemand gibt gern einen Fehler zu, Atlan, auch ich nicht. Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, weil ich zu leichtgläubig war, vielleicht aber auch nicht. Die Zukunft wird es zeigen. Die KITARA ist unterwegs nach Opposite. Dort wird sie in vierundzwanzig Stunden ankommen. Wenn das nicht geschieht ...« Rhodan verstummte und sah Atlan an. Dann fuhr er fort: »Wenn das nicht geschieht, werde ich mich bei dir und Gucky entschuldigen.«

Atlan blieb gelassen.

2.

Die KITARA hatte soeben die zweite Linearetappe hinter sich gebracht und trieb mit etwa halber Lichtgeschwindigkeit durch den Raum. Das Orbon-System mit Kahalo lag knapp 300 Lichtjahre hinter dem Flottentransporter. In etwa einer Stunde konnte die KITARA ihre Fahrt nach Opposite wieder fortsetzen. Inzwischen sollte die Stammbesatzung alle Systeme des Schiffes überprüfen. Im Sternendschungel des galaktischen Zentrums war es lebensnotwendig, nur kurze Linearetappen zurückzulegen und immer wieder Orientierungsunterbrechungen durchzuführen, um von den unberechenbaren Einflüssen des Zentrums nicht überrascht zu werden.

In ihrer Kabine, nahe der Zentrale, unterhielten sich die fünf Duplos über ihre weitere Vorgehensweise. Sie hatten die Kabine nach ihrer Ankunft auf der KITARA genau durchsucht und keine Abhöranlagen gefunden. Deshalb konnten sie ohne Entdeckungsgefahr über ihre Pläne offen diskutieren. Die letzte Untersuchung des Ara-Arztes hatten sie mehr oder weniger gelassen über sich ergehen lassen, zumal ihnen die Argumente des Mediziners über den Zweck der Untersuchung plausibel erschienen waren. Dennoch konnten sie sich eines gewissen Unbehagens nicht erwehren, das sie seit ihrer Entstehung im Multiduplikator verfolgt hatte. Doch als die KITARA gestartet war und nahezu gleichzeitig der Scheinangriff der Maahks erfolgte, den sie am Bildschirm ihrer Kabine mitverfolgt hatten, waren alle Zweifel verschwunden. Nun befanden sie sich in relativer Sicherheit und konnten ihre eigentliche Aufgabe in Angriff nehmen.

Halgor Sörlund sah auf die Uhr mit dem Terra-Kalender.

»Der Angriff auf Kahalo dürfte inzwischen seinen Höhepunkt erreicht haben. Vielleicht ist die Sphäre bereits eingetroffen. Wir müssen handeln.«

»Wird auch Zeit«, murrte Hegete Hegha und tastete über seine Beinprothese. »Wir haben lange genug gewartet.«

Son-Hao lief zur Tür und vergewisserte sich, daß sie abgeschlossen war. Er drehte sich um, hob in dramatischer Geste die Hände und rief:

»Fangen wir an, Freunde!«

»Immer mit der Ruhe«, warnte Cole Harper bedächtig.

»Ach was!« meinte Imar Arcus dazu und klopfte Hegete auf die Schulter. »Pack deine Utensilien aus. Das Schiff ist im Normalraum. Jetzt ist die Gelegenheit günstig. Bei der nächsten Pause kann es schon zu spät sein.«

»Imar hat recht«, stimmte Halgor zu. »Fang an, Hegete.«

Hegete strich sich mit der Hand durch die schwarzen Kraushaare, ehe er sich an der Prothese zu schaffen machte. Durch einen Druck auf einen verborgenen Knopf löste er sie von seinem Bein und legte sie vor sich auf das Bett.

Diese Prothese war, genauso wie die Duplos selbst, vom Multiduplikator exakt nach dem Muster des Originals kopiert worden. Die Prothese verfügte über einige technische Einrichtungen, die der Solare Geheimdienst im Original eingebaut hatte. Darunter auch ein geheimes Hyperfunkgerät mit einer Reichweite von etwa einhundert Lichtjahren. Die Maahks hatten die vom Duplikator kopierte Inneneinrichtung der Prothese geringfügig verändert und Zusatzgeräte sowie Mikrowaffen installiert, die selbst bei genauester Untersuchung nicht entdeckt werden konnten. Der Hypersender war mit Zusatzschaltungen versehen worden und seine Reichweite vervielfacht. Mit Hilfe dieses Senders würde Hegete die Sphäre herbeirufen. Doch zuvor galt es, die Besatzung der KITARA auszuschalten, um ungestört arbeiten zu können. Dazu sollte eine der geheimen Waffen dienen, die Platz in der Prothese gefunden hatten.

»Was nehmen wir denn da?« fragte Hegete und schwenkte das Bein hin und her. »Es soll ja echt aussehen.«

»Um die Tarnung kümmern wir uns später«, sagte Halgor mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. »Zuerst geht es darum, die Mannschaft unschädlich zu machen. Sie muß ausnahmslos getötet werden.«

»Wer tot ist, kann nichts mehr verraten«, meinte Imar dazu.

»Ich schlage das Gas vor«, sagte Son. Sie unterhielten sich ohne jedes Gefühl über die Todesart, die sie der Mannschaft der KITARA zugedacht hatten. Die letzte Maske war gefallen. Die Stunde der Entscheidung war gekommen.

»Also das Gas«, sagte Hegete und nickte. Mit geschickten Händen öffnete er das Geheimfach der Prothese und zog daraus eine fingerlange Patrone hervor. An einem Ende befand sich ein roter Knopf. »Wir bringen sie in der Ventilationsanlage unter. Dann dauert es nicht mehr als fünf Minuten.«

»Was ist mit uns?« erkundigte sich Son lebhaft. »Haben wir Gasmasken?«

Hegete zog etwas aus der Prothese.

»Leider nur eine. Soviel Platz ist nicht in einem Bein. Sie genügt. Wir werden die Luftzufuhr für unsere Kabine stoppen, damit wir kein Gas schlucken. Später gehe ich dann allein und öffne die Schleuse, damit das Gift entweichen kann. Die Tür hier ist gasdicht verschlossen. Außerdem dauert es keine drei Minuten, bis wieder Luft im Schiff ist.«

»Das übernehme ich«, warf Halgor ein. »Gib mir die Maske.«

»Von mir aus.« Hegete reichte ihm die kleine Maske. »Aber vergiß nicht, einen Raumanzug anzulegen, bevor du die Schleuse öffnest.«

Halgor grinste und schob die Maske in die Tasche.

»Und wer bringt die Gaspatrone in die Ventilationsanlage?« fragte er.

»Ich natürlich«, meldete sich Imar.

Halgor schüttelte den Kopf.

»Wir wollen kein Risiko eingehen, Imar. Nimm es mir nicht übel, aber dein Original war impulsiv und handelte oft unüberlegt. Es hängt zuviel vom Gelingen unseres Plans ab, um ein noch so kleines Risiko eingehen zu können. Cole, du wirst es übernehmen, die Patrone in die Verteilerstation zu bringen. Laß dir von Hegete erklären, wie das Ding aktiviert wird.«

Imar legte sich grollend aufs Bett, aber er sah wohl ein, daß Halgor recht hatte. Er protestierte nicht.

Hegete gab Cole die Patrone.

»Es ist ganz einfach. Wenn du auf den roten Knopf drückst, dauert es genau zwei Minuten, bis das Gas ausströmt. Bis dahin mußt du also zurück sein. Das Gas ist tödlich und wirkt innerhalb weniger Sekunden.«

»Wenn Gas hinter ihm her ist, wird er schon laufen«, meinte Halgor mit gutmütigem Spott und spielte dabei auf die Bedächtigkeit Coles an.

»Ihr könnt euch auf mich verlassen. Soweit ich diesen Schiffstyp kenne, befindet sich die Verteileranlage in der Nähe des Generators für die Lufterneuerung. Werde ich schon finden.«

»Während des Normalraummanövers schläft die Hälfte der Besatzung. Es besteht kaum eine Chance, daß du einem der übrigen sechs Männer begegnest. Na, und wenn schon? Eine Ausrede findest du leicht.«

Cole schob die Gaspatrone in die Tasche, öffnete die Tür und verschwand auf dem Gang.

Halgor sah auf die Uhr.

»In den nächsten Minuten fällt die Entscheidung. Wenn Rhodan wirklich so leichtsinnig war, uns allein fortzuschicken, ohne eine uns unbekannte Bewachung und ohne Vorsichtsmaßnahmen, beginnt in wenigen Tagen der wirkliche Angriff auf die Milchstraße. Die Maahks werden sich zurückerobern, was die Arkoniden ihnen vor zehntausend Jahren nahmen.«

Zehn Minuten später kehrte Cole Harper zurück.

»Nun?« fragte Halgor gespannt. »Hat es geklappt?«

»Alles in Ordnung«, erwiderte Harper. Er sah auf die Uhr. »In diesem Moment hat die Gaspatrone ihren Inhalt freigegeben. Ist bei euch alles klar?«

»Wir sind von der Luftzufuhr abgeschnitten, wenn du das meinst. Eine halbe Stunde halten wir das schon aus.«

»Es genügen fünf Minuten«, klärte Hegete sie auf.

Für die fünf Agenten waren es fünf lange Minuten, und um ganz sicherzugehen, legten sie weitere fünf Minuten zu, ehe Halgor sich die Gasmaske aufsetzte und die Kabine verließ. Die Tür zum Korridor wurde dabei so schnell geöffnet und geschlossen, daß nur winzige Spuren des Gases in die Kabine eindringen konnten. Sie würden keinen Schaden anrichten können.

Für die zwölf Mann der Besatzung war der Tod bereits nach den ersten Atemzügen eingetreten. Sieben der Männer starben im Schlaf. Die anderen traf es auf ihrem Posten.

Halgor begab sich sofort zur Luftschleuse und legte dort einen der herumhängenden Raumanzüge an. Erst als er sich davon überzeugt hatte, daß die Luftzufuhr stimmte, öffnete er die Außenluke. Die von außen her gegen den Innendruck wirkenden Stauschrauben preßten die Luke nach innen um einen Zentimeter auf. Das genügte.

Halgor spürte den Luftzug, der an ihm vorbeistrich. Er war viel zu schwach, ihn in seinen Bewegungen zu behindern, aber er war stark genug, das gesamte Schiff in weniger als zehn Minuten luftleer zu machen.

Danach machte Halgor seinen Rundgang.

Er fand die Leichen, zwölf an der Zahl.

Das Schiff gehörte nun der Fünften Kolonne der Maahks.

Ein kleines Schiff nur, aber es war der erste wirkliche Stützpunkt der Wasserstoffatmer in der Milchstraße.

Die nächste Phase des Plans konnte anlaufen.

Sie warteten eine halbe Stunde.

»Jetzt ist keine Spur von Gift mehr in der Ventilation«, versicherte Cole. »Wir können die Außenluke schließen.«

»Und wer macht das Versuchskaninchen?« fragte Son.

Imar sprang vom Bett.

»Jetzt hat wohl keiner mehr etwas dagegen, wenn ich auch etwas tue.« An der Tür drehte er sich noch einmal um. Seine Stimme klang gedämpft. »Ich werde die Schleuse schließen, warten, bis der Druck im Schiff normal ist, und dann den Helm abnehmen. Wenn ich in fünfzehn Minuten nicht zurück sein sollte, seid besser vorsichtig.«

Er verschwand, ehe jemand etwas sagen konnte.

Die Lufterneuerung funktionierte immer noch. Imar bemerkte es an dem Sog, der ihm den Weg zur Schleuse wies. Leichtere Gegenstände waren längst nicht mehr an ihrem gewohnten Platz, sondern lagen überall im Schiff verstreut herum und sammelten sich an den Gangbiegungen.

Imar schloß die Außenluke.

Er beobachtete den Druckmesser in der Schleuse, bis die Zeiger den grünen Strich erreichten. Normaldruck. Er zögerte noch einige Sekunden, ehe er mit einer entschlossenen Bewegung den Helmverschluß löste und das transparente Abschlußstück abnahm. Noch hielt er die Luft an, aber dann atmete er tief durch.

Nichts.

In der Atmosphäre war kein Gift mehr.

Er kehrte zur Kabine zurück und trat ein.

»Alles in Ordnung, denke ich. Werfen wir die Toten zuerst aus dem Schiff, oder rufen wir die Sphäre herbei?«

»Hegete ruft die Sphäre«, sagte Halgor. »Wir übrigen kümmern uns um die Toten. Hoffentlich begehen wir keinen Fehler, wenn wir sie aus dem Schiff werfen. Jemand könnte sie finden ...«

»Du bist verrückt«, unterbrach Son ihn lebhaft. »Auf keinen Fall dürfen sie im Schiff gefunden werden, denn es besteht doch immer die Möglichkeit, daß man uns entdeckt und anhält. Welche Ausrede hätten wir dann? Auf der anderen Seite ist es nahezu unmöglich, daß jemand mitten im Weltraum einen treibenden menschlichen Körper entdeckt. Er ist viel zu klein, als daß die Massetaster eines schnell fliegenden Raumschiffs darauf ansprächen.«

Während Hegete zurückblieb und sein Hyperfunkgerät sendebereit machte, sammelten die übrigen vier die Toten ein und legten sie in die Abfallschleuse. Elf der Toten trugen einfache Bordkombinationen. Lediglich der zwölfte steckte in einem Raumanzug. Halgor hatte diesen Mann in der Nähe der Reparaturschleuse gefunden. Anscheinend hatte er die Aufgabe gehabt, die Dichtheit der Schleuse zu prüfen, deshalb hatte er sich den Anzug übergestreift. Als das Giftgas ihn erreichte, mußte die Helmautomatik zu spät reagiert haben, so daß der Terraner an den Folgen des Gases starb, ehe der Helm einrasten konnte. Er war zu dem Zeitpunkt, als Halgor ihn fand, bereits tot gewesen. Der Duplo hatte sich davon durch eine kurze Untersuchung vergewissert. In einer Außentasche des Anzuges fand er die Identifizierungsmarke. Nachdenklich hatte er sie an sich genommen und festgestellt, daß es sich bei dem Toten um den Techniker Bing Hallgan handelte. Achtlos hatte er danach die Marke wieder weggeworfen.

An dies mußte Halgor denken, als er Bing Hallgan nun zu den übrigen Leichen legte. Er ahnte nicht, daß er bei der Untersuchung an dem Toten einen entscheidenden Fehler gemacht hatte. Als er, von einer unergründlichen Neugier getrieben, nach der Identifikationsmarke gesucht hatte, hatte er unwissentlich einen kleinen Notsender aktiviert, der sich in der linken Brusttasche des Raumanzuges befand. Seither sendete dieser Notsender Peilzeichen, die von den Duplos nur deshalb nicht registriert wurden, weil sie sich bisher noch nicht um die Anlagen des Schiffes kümmern konnten. Und gerade dieser Umstand würde zur Entdeckung der Leiche Hallgans führen. Aber das wußten die Duplos nicht. Ohne sichtbare Gefühlsregung verrichteten sie ihr unmenschliches Werk. Und niemand kam auf die Idee, dem toten Raumfahrer den Anzug abzunehmen.

In der Schleuse entstand ein gesteuerter Überdruck, dann öffnete sich die Außenluke. Die toten Terraner wurden ins Vakuum gerissen. Jeder behielt die einmal erhaltene Richtung bei, und so kam es, daß sie allmählich weit auseinanderstrebten. In einer halben Stunde würden Tausende von Kilometern sie trennen.

»Wir werden uns von nun an in der Kommandozentrale aufhalten«, befahl Halgor. »Son, du gehst zurück und holst Hegete. In der Kabine sind wir so gut wie blind. Wir werden die Sphäre nur dann bemerken, wenn wir in der Zentrale sind.«

Son eilte, um Hegete zu holen, der noch nicht mit seiner Rufsendung begonnen hatte.

Halgor teilte die Männer ein. Sie waren nur fünf insgesamt, und sie mußten ein ganzes Schiff manövrieren. Keine einfache Aufgabe, wenn es im Augenblick auch nur darauf ankam, den bisherigen Kurs beizubehalten und unter Lichtgeschwindigkeit zu bleiben.

Hegete wurde von Son gestützt, als er in die Zentrale humpelte.

»War das notwendig?« beschwerte er sich. »Meint ihr, es wäre ein Vergnügen, sein Bein unter dem Arm spazierenzutragen?«

»Fang an«, sagte Halgor, der plötzlich allen Sinn für Humor verloren zu haben schien. »Wer weiß, wieviel Zeit wir noch haben.«

Hegete murrte und setzte sich auf die einzige Liege des Kontrollraums. Imar machte ihm bereitwillig Platz. Die Prothese war halb auseinandergenommen. In ihrem Innern bestand sie nur noch aus komplizierten Spulen und anderen elektronischen Einzelheiten, die erst in ihrer Gesamtheit den hyperdimensionalen Peilsender ergaben.

Hegete stellte einige der unterbrochenen Verbindungen wieder her.

»Es ist soweit«, verkündete er mit der Stimme eines Mannes, der ein Zauberkunststück zum besten gibt. »Wenn die Sphäre bereits in der Milchstraße ist, wird sie in wenigen Minuten bei uns sein. Haltet die Daumen.«

»Aktiviere lieber deinen Sender«, forderte Halgor ihn nüchtern auf.

Hegete nickte und drückte auf einen Knopf.

Irgendwo im Nichts, in unmittelbarer Nähe des Horror-Transmitters, wartete die Sphäre.

Sie besaß keine Masse und befand sich in einem Zustand atomarer Instabilität. Es wäre unmöglich gewesen, sie mit normalen Geräten orten zu wollen. Selbst das bloße Auge konnte sie nicht wahrnehmen.

Sie wartete auf ihren Befehl.

Hätte man sie erkennen können, würde man festgestellt haben, daß sie eine Kugel war, aus Energie bestehend und mit einem Durchmesser von etwa dreißig Metern. Sie besaß keinen eigenen Antrieb. Man hätte sie auch als ein stabiles Energiefeld bezeichnen können, das in einer anderen Dimension existierte.

In ihrem Innern verbarg die Sphäre zahlreiche Ausrüstungsgegenstände und Maschinen, die sich ebenfalls in halbstabilem Zustand befanden.

Eine unsichtbare Energiewolke, jenseits des Erfassungsvermögens menschlicher Wahrnehmungsorgane oder ihrer technischen Hilfsmittel.

Das erste Signal kam.

Die unsichtbare Kugel überbrückte zirka 900.000 Lichtjahre.

Sie materialisierte über den sechs Pyramiden von Kahalo, aber sie blieb trotzdem auch weiterhin unsichtbar. Niemand ortete sie, und niemand ahnte, daß sie vorhanden war.

Die Schlacht um Kahalo tobte noch immer.

Doch die Angriffswellen wurden schwächer und dünner.

Die maahkschen Robotschiffe wurden von den angreifenden terranischen Verbänden allmählich dezimiert.

Doch all dies war nur ein Ablenkungsmanöver, um die wahren Absichten der Maahks so lange wie möglich zu verschleiern.

Die Sphäre, noch innerhalb der Rematerialisierungsballung befindlich, wartete. Sie würde auch dann noch warten, wenn das Ballungsfeld erlosch, und unsichtbar für das menschliche Auge oder die technischen Ortungsanlagen der Terraner bleiben.

Die Sphäre würde ihren Platz erst dann verlassen, wenn sie das Erkennungssignal erhielt.

Während die KITARA antriebslos durch den Raum driftete und der Hypersender ständig seine modifizierten Signale ausstrahlte, beobachteten die fünf Duplos gespannt die Bildschirme und Kontrollen in der Zentrale des Transporters. Die entscheidende Phase ihres Unternehmens war angelaufen. Sie hatten keinen Zweifel, daß im Zuge des Scheinangriffes auch die Sphäre über Kahalo aufgetaucht war und in absehbarer Zeit an Bord der KITARA erscheinen würde.

Halgor Sörlund ließ in Gedanken die Informationen, die sie über die Sphäre und deren Inhalt besaßen, Revue passieren.

Die Sphäre war eine halbstoffliche n-dimensionale Energieblase, die sich jeder konventionellen Energieortung entzog. In ihrem Inneren führte sie alle Geräte mit sich, die zur Entstehung einer Impulsweiche benötigt wurden. Diese Geräte hatten dieselbe Zustandsform wie die Sphäre und würden erst dann vollständig materiell werden, wenn die Sphäre erlosch. Es war jedoch nicht möglich, organische Stoffe mit der Sphäre zu transportieren, anderenfalls hätten sich die Maahks die Aktion mit den Duplos sparen können. Genauso war es nicht möglich, die Sphäre mit einem eigenen Antrieb zu versehen, um sie nach der Rematerialisation an den gewünschten Einsatzort zu bringen. Aus diesem Grund waren die Maahks gezwungen gewesen, die Duplos vorzuschieben, die dafür sorgen sollten, daß die Sphäre das Transmissionsfeld des Kahalo-Transmitters verlassen konnte. Den Duplos war die exakte Wirkungsweise der Lockimpulse unbekannt. Sie wußten nur, daß der Peilsender Signale ausstrahlte, deren Struktur mit der der Sphäre artverwandt war und die genausowenig zu orten waren wie die Sphäre selbst. Diese Signale würden eine Art Anziehungskraft auf die Sphäre ausüben und sie in Nullzeit hierher versetzen.

So gesehen, waren die Duplos eine Art Relaisstation für das n-dimensionale Gebilde. Die in der Sphäre enthaltenen Geräte, in ihrem zusammengebauten Zustand Impulsweiche genannt, würden dafür sorgen, daß die heimliche Invasion der Milchstraße durch die Maahks stattfinden konnte.

Sörlund unterbrach seine Überlegungen und wandte sich an Hegete.

»Noch immer nichts?«

»Nein, aber es dürfte nicht mehr lange dauern.«

»Ich frage mich, warum die Maahks dieses ganze Theater inszeniert haben«, warf Cole Harper nachdenklich ein. »Wäre es für sie nicht einfacher gewesen, auf andere Weise in die Milchstraße einzudringen?«

»Natürlich«, erwiderte Sörlund. »Die Maahks sind ohne weiteres dazu in der Lage, mit massiver Macht direkt über Kahalo zu erscheinen, und es müßte ihnen auch gelingen, die Terraner aus diesem System zu vertreiben. Fragt sich nur, um welchen Preis. Die Kampfhandlungen würden auch die Maahkflotten derart schwächen, daß die weitere Eroberung der Milchstraße sich erheblich verzögern würde. Außerdem könnte durch massive Kampfhandlungen der Transmitter in Mitleidenschaft gezogen werden, und dies liegt nicht im Interesse der Maahks. Nein, jeder andere Weg wäre mit erheblichen Risiken verbunden.«

Harper nickte, kam aber nicht mehr dazu zu antworten.

»Sie ist da!«

Hegete rief es plötzlich in die Unterhaltung hinein, schrill und aufgeregt. Er deutete auf seinen Sender. »Die Instrumente zeigen es an. Die Sphäre ist eingetroffen.«

Son und Imar beobachteten die Bildschirme. Halgor gesellte sich zu ihnen. »Unheimlich – dort draußen ist sie nun, aber wir können sie nicht sehen. Gib ihr den Befehlsimpuls, Hegete.«

Der Robotiker nickte. Er war nur für wenige Sekunden aufgeregt gewesen und hatte sich längst wieder beruhigt. Mit geschickten Händen manipulierte er an dem Sender herum. Neue Kontakte wurden hergestellt, ein bisher unbenutzter Knopf wurde eingedrückt.

Die unsichtbare Energieblase durchdrang im halbstabilen Zustand die Hülle des Schiffes, sank langsam nach unten und legte sich auf den glatten Metallboden des leeren Hauptladeraums.

Hegete wartete, bis die Instrumente den Ruhezustand anzeigten, dann legte er einen winzigen Hebel um. Er richtete sich auf.

»Fertig«, sagte er sichtlich erleichtert. »Die Sphäre ist im großen Frachtraum angekommen. In diesem Augenblick ist das Feld, das die eigentliche Sphäre bildet, erloschen, und die Geräte sind nun vollständig materiell geworden. Wir haben nun etwa zehn Stunden Zeit, die Geräte zu einer Impulsweiche zusammenzubauen, danach müßte das Maahkschiff erscheinen.«

Jedem war klar, daß sie sich beeilen mußten. Aufgrund der unkalkulierbaren Zwischenfälle, die sich den vermeintlichen Agenten bei ihrer Rückkehr in den Weg stellen konnten, war eine exakte Zeitplanung von vornherein aussichtslos gewesen. Aus diesem Grund hatten die Maahks nur einen groben Zeitplan für die Anfangsphase ihrer Aktion erstellen können. Auf dieser Überlegung aufbauend entstand der Plan, den Scheinangriff auf Kahalo etwa zwei Tage nach der Rückkehr der fünf Agenten zu starten. Im Zuge dieses Scheinangriffs würde die Sphäre im Kahalo-Transmitter materialisieren und so lange dort verbleiben, bis der Rufimpuls durch die Duplos ausgelöst wurde. In dem Augenblick, wo dies geschah, würde die Sphäre durch einen Rückkoppelungseffekt einen n-dimensionalen Vorgang im Transmittergefüge auslösen, der im Horror-System registriert wurde. Erst ab diesem Moment würden die Maahks wissen, daß es den Agenten gelungen war, die Sphäre in den innergalaktischen Raum zu lotsen, und erst ab diesem Moment konnte eine exaktere Zeitplanung einsetzen. Man hatte daher den Agenten eingeschärft, den Zusammenbau der Impulsweiche innerhalb von zehn Stunden durchzuführen, damit der weitere Ablauf der Invasion gewährleistet wurde.

»Gehen wir in den Frachtraum und sehen wir uns um«, schlug Hegete nach einigen Augenblicken des Schweigens vor.

»Du bleibst hier und überwachst die Instrumente«, befahl Halgor. »Wir gehen.«

Zusammen mit Imar, Son und Cole eilte er zum Lift. Als sie den großen Frachtraum betraten, betrachteten sie mit Interesse die vor ihnen liegenden Geräte. Von der Existenz der Sphäre war nichts zu bemerken, obwohl sie nur desaktiviert war und bei Bedarf jederzeit wieder entstehen konnte.

»Nun haben wir es geschafft«, sagte Halgor mit großer Befriedigung.

»Und niemand kann uns aufhalten«, fügte Son hinzu.

Cole allein zeigte eine sorgenvolle Miene.

»Was hast du?« fragte Imar. »Unzufrieden?«

Cole schüttelte den Kopf.

»Wir sind noch nicht fertig mit allem. Wir müssen verhindern, daß man die KITARA vermißt. Sie soll in sechs Stunden auf Opposite landen. Es muß einen plausiblen Grund geben, daß sie niemals dort ankommt.«

»Cole hat recht«, stimmte Halgor zu. »Ich glaube, ich habe schon eine Idee. Die Sphäre ist desaktiviert hier im Schiff. Hegete hat den Kommandogeber ausgeschaltet. Sie wird also hierbleiben. Kümmern wir uns jetzt um die notwendige Tarnung, von der schon gesprochen wurde, und dann können wir die nächste Phase des Invasionsunternehmens einleiten.«

Sie warfen noch einen letzten Blick auf die fremdartigen Maschinen, die nichts von der unvorstellbaren Kraft verrieten, die in ihnen verborgen war, dann verließen sie den Frachtraum.

In der Zentrale wartete Hegete schon ungeduldig auf sie.

Er hatte die Unterschenkelprothese wieder angeschraubt.

Der Hyperfunkempfänger war eingeschaltet.

»Dazu bestand kein Befehl«, warf Halgor ihm erschrocken vor.

»Der Empfänger schadet nichts, Halgor. Man kann nur einen Sender anpeilen. Aber ich wollte wissen, was inzwischen auf Kahalo geschah. Der Scheinangriff wurde abgewehrt wie erwartet. Die Terraner rechnen kaum mit einer baldigen Wiederholung und werden sich sicher fühlen. Immerhin, dieser Arkonide macht mir Sorgen.«

»Atlan? Warum?«

»Er schickt laufend Funksprüche an Challenger, den Kommandanten unseres Schiffes. Er verlangt eine Antwort. Die Behörden auf Opposite sind angewiesen, uns bei der Landung sofort festzunehmen, falls Challenger das inzwischen nicht schon getan hat. Ihr seht, Atlans Verdacht nimmt konkrete Formen an. Er muß durch Beweise untermauert sein. Haben wir einen Fehler begangen? Anders ist das doch nicht zu erklären.«

»Wir haben keinen Fehler gemacht, Hegete. Keinen einzigen. Schon gar nicht nach unserem Start von Kahalo. Und hätten wir ihn vorher begangen, hätte man uns niemals starten lassen. Ich vermute ...«

Sie erfuhren vorerst nicht, was Halgor vermutete.

Die Stimme aus dem Lautsprecher war überstark und übertönte jedes andere Geräusch.

»... rufen die KITARA! Achtung, hier Stützpunkt Kahalo. Wir rufen die KITARA. Kommandant Challenger! Antworten Sie. Dringend!«

Die Aufforderung wiederholte sich dreimal, dann war Stille.

»So geht das ununterbrochen«, erklärte Hegete. »Später kommen dann Einzelheiten. Es würde mich nicht wundern, wenn Atlan bereits mit einem Verband hinter uns her wäre. Wenn ich doch nur wüßte, was wir falsch gemacht haben.«

Halgor hatte nachgedacht. Endlich schien er sich zu einem Entschluß durchgerungen zu haben.

3.

Gucky teleportierte mit Atlan in die Haupt-Funkzentrale von Kahalo.

Der tief unter der Erde liegende Raum war mit einer Unzahl von Funkstationen angefüllt, von denen der riesige Hypersender den größten Platz beanspruchte. Mit dem Bildempfänger gekoppelt, nahm er fast die Hälfte des ganzen Raumes für sich ein.

Der leitende Funkoffizier kam herbei, als er den Arkoniden bemerkte.

»Immer noch keinen Kontakt, Sir. Wir rufen ununterbrochen. Keine Antwort. Entweder ist mit dem Empfängerteil der KITARA etwas nicht in Ordnung, oder ...«

»Oder?«

»Oder sie haben ihn nicht eingeschaltet. Aber auch der Sender muß ausgefallen sein, sonst kämen wenigstens die üblichen Routinemeldungen hier an.«

»Haben Sie die letzte Standortmeldung?«

»Aufgenommen und gespeichert, Sir.«

»Ich möchte sie hören.«

Der Offizier führte Atlan und Gucky in einen Nebenraum, in dem das Archiv untergebracht war. Er legte ein breites Band in das Bild-Ton-Wiedergabegerät und schaltete ein. Auf dem Schirm erschien Challengers markantes Gesicht. Er bestätigte den Funkkontakt und gab die Position und die Terrazeit der Meldung bekannt. Dann sagte er:

»Keine besonderen Vorkommnisse. Zweite Ruhepause. Wir melden uns in der dritten Periode in drei Stunden wieder. Ende.«

Das war alles.

Die drei Stunden waren längst vergangen.

Irgend etwas war geschehen. Aber was ...?

»Notieren Sie Zeit und Position«, befahl Atlan dem Offizier. »Beeilen Sie sich. Und versuchen Sie auch weiterhin, Verbindung mit der KITARA herzustellen.«

Er nahm Guckys Hand, nachdem er die Notiz eingesteckt hatte.

»Wohin?« fragte der Mausbiber, der sich allmählich zum Materietransmitter degradiert fühlte.

»Rhodan.«

Zwei Sekunden später materialisierten sie in der Abwehrzentrale.

Atlan nahm diesmal keine Rücksicht mehr.

»Hör gut zu, Perry. Die Lage ist ernster, als du annimmst. Die KITARA antwortet nicht mehr. Wahrscheinlich haben die Agenten sie gekapert. Ich werde ...«

»Schon wieder Vermutungen? Wir wissen schon seit Stunden, daß die KITARA nicht antwortet ...«

»Aber die KITARA ist die gleiche Strecke schon oft geflogen, und nie hat es eine Funkstörung gegeben. Ausgerechnet jetzt ...«

Rhodan sah ihn an.

»Was willst du?«

»Einen schnellen Kreuzer, eine verläßliche Besatzung und deine Erlaubnis, die KITARA zu suchen. Und zwar sofort!«

»Es hätte wohl wenig Sinn, dir das ausreden zu wollen?«

»Überhaupt keinen«, erwiderte Atlan, ohne zu lächeln.

»Wirklich überhaupt keinen«, fügte auch Gucky hinzu.

Rhodan sah wieder auf die Bildschirme.

»Die Schlacht nähert sich ihrem Ende. Einer der schnellen Kreuzer wird zu entbehren sein. Viel Glück ihr beiden.«

»Danke, Perry.«

Atlan drückte Rhodans Hand und wartete, bis auch Gucky sich verabschiedet hatte. Dann teleportierten die beiden zum Raumhafenkommandanten.

Über Funk wurde die LITUVIA, ein Kreuzer der Staatenklasse, herbeigerufen. Zehn Minuten später landete sie, und Gucky teleportierte mit Atlan an Bord. Sie materialisierten in der Kommandozentrale. Während Atlan den Kommandanten über die bevorstehende Aufgabe informierte, startete die LITUVIA wieder und nahm Kurs auf die letzte Position der KITARA.

Die Abwehrschlacht über Kahalo näherte sich ihrem Ende. Immer weniger Robotschiffe materialisierten im Ballungsfeld über den sechs Pyramiden. Schließlich blieb der Nachschub ganz aus. Das Ballungsfeld erlosch. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die terranische Flotte auch das letzte Robotschiff zerstört hatte.

Rhodan hatte bis zuletzt den Kampf über Kahalo gespannt beobachtet und sich immer wieder die Frage gestellt, was die Maahks mit diesem sinnlosen Kampf bezweckt hatten. Ein Kampf, bei dem irrsinnige Materialwerte vernichtet wurden, der aber bisher Gott sei Dank kein Menschenleben gefordert hatte. Lediglich einige Fragmentraumer, die an vorderster Front gegen die Robotschiffe der Maahks gekämpft hatten, fielen dem Kampf zum Opfer. Dies war schlimm genug, denn auch das Posbi-Plasma mußte als Leben betrachtet werden.

Rhodan wandte sich an den diensthabenden Offizier der Abwehr-Leitzentrale.

»Sorgen Sie bitte dafür, daß ständig starke Wacheinheiten den Transmissionssektor über Kahalo beobachten. Die Flotte bleibt vorerst in Alarmbereitschaft.«

Der Offizier bestätigte und wandte sich ab. In diesem Augenblick betrat Mercant den Raum. Mit wenigen Schritten war er bei Rhodan. Perry blickte ihn prüfend an.

»Was halten Sie von dem Angriff?« fragte Rhodan schließlich.

»Fast glaube ich, daß Atlan mit seinen Warnungen recht hatte«, sagte Mercant leise.

Rhodan ertappte sich dabei, daß er ihm insgeheim recht geben mußte. Die Ereignisse der letzten Stunden, sowie das Schweigen der KITARA hatten ihn verunsichert. Hatte er einen Fehler begangen? Es schien ihm, als ob er wider besseres Wissen gehandelt und auch noch zu jenem Zeitpunkt an die Unschuld der fünf heimgekehrten Agenten geglaubt hatte, als alle Anzeichen längst eine andere Sprache sprachen.

Ehe er Mercant antworten konnte, kam einer der Verbindungsoffiziere heran und sagte atemlos:

»Sir – die Funkzentrale bittet Sie, sofort zurückzurufen. Kontakt mit der KITARA ...«

Rhodan und Mercant verzichteten darauf, über Interkom Verbindung mit der Zentrale aufzunehmen. So schnell sie konnten, eilten sie gleich an Ort und Stelle. Der diensthabende Offizier erwartete sie vor den Aufzeichnungsgeräten.

»Nur ein Notruf, Sir. Wir haben sofort Gegenfragen gestellt, aber es erfolgte keine Antwort mehr. Hören Sie selbst.«

Der Bildschirm blieb dunkel, also handelte es sich um eine reine Lautsendung ohne Bildübertragung. Zuerst knackte es nur, dann kam die aufgeregte Stimme eines Mannes. Sie sagte:

»Hier KITARA, Transporter. Position GI-89-JS. Unterlicht. Wir werden von einem Schiff der Maahks angegriffen. Gegenwehr ist ...«

Das war alles.

Mercant lauschte der Stimme nach, dann bat er den Offizier:

»Können wir das noch einmal hören?«

»Selbstverständlich, Sir.«

Nach der dritten Wiederholung sah Mercant Rhodan an.

»Nun?« fragte er. »Kommen Sie zum gleichen Ergebnis wie ich?«

Rhodan sagte nachdenklich:

»Ich glaube schon. Das war einer der Agenten. Wenn ich mich recht entsinne, Sergeant Imar Arcus.«

»Stimmt genau! Was sollen wir daraus schließen?«

Über Rhodans Gesicht huschte ein Schatten.

»Daß Atlan mit seinem Verdacht recht hatte.«

»Ja. Der Meinung bin ich nun auch. Was unternehmen wir?«

Rhodan überlegte kurz, dann wandte er sich an den Funkoffizier. »Versuchen Sie Verbindung mit der LITUVIA herzustellen. Ich warte solange hier.«

Während der Mann die entsprechenden Schaltungen vornahm, ließ sich Rhodan in einen freien Konturensessel, wenige Meter hinter der Funkanlage, nieder. Mercant war ihm wortlos gefolgt und nahm neben ihm Platz.

»Ich weiß noch nicht, was ich von diesem Notruf tatsächlich halten soll«, sagte Rhodan. »Aber ich hoffe, daß wir bald erfahren werden, was dahintersteckt.«

Mercant nickte bedächtig. »Es sieht so aus, als ob die KITARA wahrhaftig vernichtet wurde«, sagte er. »Vielleicht soll es aber auch so aussehen.«

Rhodan blickte stumm vor sich her. Er hoffte, daß der Kontakt zur LITUVIA, die sich dem Sektor, aus dem der Notruf gekommen war, am nächsten befand, bald zustande kommen würde. Er wußte aber auch, daß dieser Kontakt nur dann erfolgen würde, wenn sich das Schiff im Normalraum befand.

Nach knapp dreißig Minuten war es soweit. Mit knappen Worten schilderte Perry Atlan die Ereignisse der letzten Stunden und den Notruf der KITARA.

»Wie weit seid ihr von der Position GI-89-JS entfernt?« fragte er abschließend. Nach wenigen Sekunden antwortete Atlan: »Nur zwei Lichtwochen. Die angegebene Position befindet sich nur einige Millionen Kilometer seitlich von jenem Punkt entfernt, von dem die letzte Meldung der KITARA kam. Wir kümmern uns darum, einverstanden?«

»Darum möchte ich dich bitten, Atlan. Gib mir sofort Nachricht, wenn ihr dort etwas findet.«

Atlan nickte und schaltete ab.

Die LITUVIA nahm Fahrt auf und erreichte bald die Lichtgeschwindigkeit. Sie glitt in den Hyperraum und blieb zehn Minuten dort. Als sie wieder in das Einsteinuniversum zurückkehrte, hatte sie eine Strecke von genau vierzehn Lichttagen und zwölf Minuten zurückgelegt.

Sie stand genau im Raumkubus GI-89-JS.

Die Orter und Peiler begannen mit ihrer Arbeit.

Als erstes sprach der Infra-Sucher an.

»Hitzeentwicklung zweiundzwanzig Grad voraus«, meldete der Techniker am Gerät. »Zwei Lichtsekunden. Läßt schnell nach.«

Unmittelbar danach gab ein anderer bekannt:

»Starke Radioaktivität, zweiundzwanzig Grad voraus. Breitet sich aus.«

Atlan kniff die Augen zusammen.

»Sieht ganz nach einer atomaren Explosion aus. Halten Sie Kurs, Major.«

Sie sahen es schon von weitem auf den Bildschirmen.

Mitten im leeren Raum stand eine verglühende Wolke. Sie hatte einen Durchmesser von mehreren hundert Kilometern und wurde immer größer und durchsichtiger. Die Sterne schimmerten durch; ihr Licht wurde seltsam gebrochen und leuchtete in tausend verschiedenen Farben. Die Geigerzähler der LITUVIA begannen lauter und schneller zu ticken. Die Wolke strahlte wie ein Reaktor.

»Kein Zweifel, eine Atomexplosion.« Atlan schaute ungläubig auf das Phänomen. Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. »Wir müssen feststellen, wieviel Masse sich dort in ihre Atome aufgelöst hat. Ist das möglich, Major?«

»Sehr schwer, um nicht zu sagen fast unmöglich«, entgegnete Major Bimbold, der Kommandant der LITUVIA. »Unter normalen Verhältnissen ist eine derartige Messung ohne weiteres machbar. Hier in der Zentrumsballung mit ihren massiver auftretenden interstellaren Staubpartikeln und den unberechenbaren n-dimensionalen Kräften würde es aber ein Wunder sein, wenn wir zu einem brauchbaren Resultat kommen würden. Wir werden es dennoch versuchen. Zumindest müßten sich vereinzelte Bruchstücke der KITARA finden lassen, es sei denn, der Transporter wurde in seiner Gesamtheit von einer Konverterkanone vernichtet.«

»Das ist auch meine Meinung«, erwiderte Atlan. Er fragte sich, was er von dieser angeblichen Vernichtung der KITARA halten sollte. Für seine Begriffe ging alles zu glatt. Wenn sein Verdacht stimmte, dann erschien ihm die Vernichtung der KITARA als widersinnig. Die Maahks dürften in diesem Fall kein Interesse daran haben, ihre Agenten zu töten. Es sei denn, sie hätten ihren Auftrag bereits durchgeführt. Aber Atlan bezweifelte dies.

Zwei Stunden später lag das Untersuchungsergebnis vor. Major Bimbold unterrichtete Atlan persönlich.

»Wie erwartet, ist es uns nicht möglich, die Masse des detonierten Objektes exakt zu bestimmen. Aber wir haben einige Metallsplitter gefunden, deren Zusammensetzung identisch mit den gebräuchlichen terranischen Schiffslegierungen ist. Es könnte also tatsächlich die KITARA gewesen sein, die hier vernichtet wurde.«

Atlan nickte geistesabwesend. Konnte er dies als Beweis für das tatsächliche Ende der KITARA betrachten? Seine Zweifel waren übermächtig, dennoch sprach alles dafür, daß der Flottentransporter nicht mehr existierte. Er schüttelte die bohrenden Fragen ab und wandte sich an den Major.

»Informieren Sie Rhodan und teilen Sie ihm mit, daß wir so schnell wie möglich nach Kahalo zurückkommen. Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun.«

Insgeheim war für ihn dieses Kapitel jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Er rechnete damit, daß sich eines Tages noch etwas Entscheidendes ereignen würde. Doch vorerst blieb auch ihm nichts anderes übrig, als sich mit den Tatsachen abzufinden, auch wenn er an der Echtheit dieser Tatsachen zweifelte.

Sergeant Hegete Hegha holte die Bombe aus dem Arsenal der KITARA. Son half ihm dabei. Sie schleppten die schwere Bombe bis in die Luftschleuse. Danach gingen sie daran, verschiedene Metallteile, die sie aus der Schiffshülle herausgeschweißt hatten, durch den Abfallschacht in das All zu werfen, um die Glaubwürdigkeit der Explosion der KITARA zu untermauern. Die Duplos wußten, daß die Untersuchungen der terranischen Flotte sehr genau sein würden. Und wenn dieser einige Metallsplitter der KITARA in die Hände fielen, würde dies als zusätzlicher Beweis für die Vernichtung des Transporters dienen.

Als sie fertig waren, holten sie Halgor Sörlund.

»Es muß zeitlich alles genau stimmen«, warnte der Major. »Imar wird den fingierten Notruf in zehn Minuten abstrahlen. Wir müssen damit rechnen, daß er angepeilt und überprüft wird. Die Detonation muß gleichzeitig mit dem Funkspruch erfolgen. Alles muß späteren Nachforschungen seitens Rhodans und insbesondere Atlans standhalten. Wir müssen sie davon überzeugen, daß die KITARA vernichtet wurde und daß wir alle umkamen.«

»Atlan ist der einzige, vor dem wir uns in acht nehmen müssen«, sagte Son überzeugt.

»Ist die Bombe scharf?«

Son nickte.

»Ein Musterexemplar. Sie wird ein schönes Loch in den Weltraum reißen. Zündung auf zehn Minuten eingestellt.«

»Ich werde die Geschwindigkeit der KITARA auf Null herabsetzen, damit wir Zeit haben. Zieht die Raumanzüge an. Dort hängen welche. Sobald ich die Außenluke öffne, stoßt die Bombe in den Raum. Aber vergeßt nicht, vorher den Zündmechanismus auszulösen.«

»Du kannst beruhigt sein«, knurrte Hegete. »Das vergessen wir ganz bestimmt nicht.«

Halgor kehrte in die Kommandozentrale zurück. Cole und Imar saßen vor dem Hypersender. Mit geübten Griffen schaltete Halgor den Antrieb aus. Die Bremsdüsen begannen zu arbeiten. Fünf Minuten später stand die KITARA relativ unbeweglich im Raum.

»Position genau Zentrum von Kubus GI-89-JS.« Er schaltete den Interkom ein. »Fertig, Hegete und Son?«

»Alles klar.«

»Gut, dann öffne ich die Außenluke. Zündet die Bombe ... jetzt.«

»Gezündet.«

»Also zehn Minuten.« Er sah auf die Uhr und betätigte gleichzeitig die Kontrollen für die Luftschleuse. Automatisch schloß sich das Außenschott, bevor das Innenschott aufschwang. Son und Hegete stießen die Bombe aus dem Schiff. Eine Minute später schloß sich die Luke, Luft strömte ein, und die beiden Männer konnten die Anzüge wieder ablegen. Sie rannten in die Kommandozentrale. Das Schiff nahm wieder Fahrt auf und entfernte sich langsam aus dem Explosionsbereich.

Fünf Sekunden vor der Detonation strahlten sie den vereinbarten Notruf an Kahalo ab. Dann wurde der Sender mitten im Satz abgeschaltet.

Auf die Sekunde genau explodierte die Bombe.

Mitten im Nichts entstand plötzlich eine neue Sonne, grell und flammend. Sie wurde schnell größer, wobei ihre Helligkeit rapide abnahm. Hier gab es nichts, was sich den Druckwellen entgegenstemmen konnte. Die frei werdenden Energien konnten sich ungehindert nach allen Seiten ausdehnen.

Als die Wolke einen Durchmesser von fünfzig Kilometern hatte, steigerte Halgor die Beschleunigung. Die KITARA schoß davon und ließ die radioaktive Wolke schnell hinter sich. Bald erlosch der Energieball in den Tiefen des Weltraums.

»Ich denke, das wär's«, sagte Halgor ruhig und schaltete den Antrieb aus. »Wir entfernen uns im freien Fall mit halber Lichtgeschwindigkeit vom Explosionsort. In wenigen Minuten wird die Distanz zu diesem Ort so groß sein, daß wir durch die in absehbarer Zeit hier auftauchenden terranischen Schiffe nur noch durch einen Zufall entdeckt werden können. Aber dies ist eher unwahrscheinlich. Ich denke, daß man unsere vorgetäuschte Vernichtung als gegeben hinnehmen wird und daher keine großangelegte Suchaktion stattfinden wird.«

Die fünf Duplos hatten es vorerst geschafft.

Es war ihnen gelungen, ihren Tod vorzutäuschen. Bald würden die Maahks nicht mehr auf Kahalo angewiesen sein. Sie konnten überall dort ihre Flotten materialisieren, wo sie es wünschten. Eine Phase des Invasionsplans war abgeschlossen.

Die nächste konnte beginnen.

Über Kahalo war Ruhe, als die LITUVIA auf dem Raumfeld niederging. Auf der Oberfläche des Planeten gähnten riesige Krater. Sie glühten noch. Einige Robotschiffe der Maahks waren detoniert, wenn sie manövrierunfähig abstürzten und auf dem Boden aufschlugen. Kahalo glich stellenweise einem Schlachtfeld, aber der Planet gehörte immer noch den Terranern.

Atlan verabschiedete sich von Major Bimbold und verließ das Schiff. Gucky war schon fort. Er schien es vorgezogen zu haben, gleich zu teleportieren.

Rhodan erwartete Atlan. Sein Gesicht glich einer Maske, als er dem Arkoniden die Hand gab. Auch Mercants Züge verrieten nicht, was hinter seiner Stirn vorging.

Oberst Cart Rudo, der Kommandant der CREST II, war ebenfalls anwesend.

»Challenger war ein guter Offizier«, sagte Atlan. »Es war leichtsinnig, die KITARA allein nach Opposite zu schicken.«

»Sie flog die Strecke immer allein, und niemals passierte etwas«, antwortete Rhodan. »Außerdem startete sie gerade, als der Angriff auf Kahalo begann. Wer hätte ihr Geleitschutz geben sollen?«

»Jedenfalls treiben sich allem Anschein nach noch einige Robotschiffe der Maahks zwischen hier und Opposite herum. Wir müssen sie finden.«

Mercant nickte.

»Unsere vordringliche Aufgabe, wenn wir es nicht riskieren wollen, noch mehr Einheiten und Männer zu verlieren.«

»Eine Suchaktion also.« Atlan sah Rhodan an. »Das käme meinen eigenen Vorstellungen entgegen. Jetzt können wir die Schiffe entbehren, falls kein neuer Angriff erfolgt.«

»Jeder einzelne Sektor muß abgesucht werden. Wir werden zwanzigtausend Einheiten in Marsch setzen – vorwiegend Schiffe, die auf Opposite stationiert sind. Die restlichen Schiffe übernehmen die Sicherung Kahalos, damit wir keine neuen bösen Überraschungen erleben.«

»Und vielleicht finden wir dabei etwas, was uns einen Hinweis auf die wahren Tätigkeiten unserer vermeintlichen Agenten liefert«, stieß Atlan hervor.

Niemand ging auf diese Bemerkung ein.