Perry Rhodan 245: Notrufe aus dem Nichts - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 245: Notrufe aus dem Nichts E-Book

K.H. Scheer

0,0

Beschreibung

Sie kommen als Freunde - doch Wellen des Hasses schlagen ihnen entgegen... Auf Grund der plötzlichen Aktivität der für tot gehaltenen Mobys mußte Perry Rhodan seine Flotteneinheiten an den Rand des Sternennebels Andro-Beta zurückziehen. Nur ein paar Space-Jets - kleine, schnelle und ungemein wendige Raumschiffe - wurden dazu abkommandiert, in den Hexenkessel von Andro-Beta zurückzukehren, um den Standort des Hypersenders zu ermitteln, dessen Impulse die Moby-Ungeheuer aktivierten und zu ihrer Vernichtungsaktion trieben. Als ein Spezialkommando den Mond Siren zum Schweigen bringt und damit die Mobys ausschaltet, ist der Weg wieder frei für einen neuen Vorstoß nach Andro-Beta. Der Planet Gleam, der seinerzeit von Captain Don Redhorse, dem draufgängerischen Cheyenne, entdeckt wurde, wird angeflogen - und Perry Rhodan entschließt sich, dort einen neuen Stützpunkt einzurichten. Während die technischen Arbeiten zur Errichtung des vorgeschobensten aller terranischen Stützpunkte auf Hochtouren laufen, kommt es unerwartet zu einer Krise! Die wichtigsten Mutanten fallen aus, als sie die NOTRUFE AUS DEM NICHTS empfangen...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 245

Notrufe aus dem Nichts

Sie kommen als Freunde – doch Wellen des Hasses schlagen ihnen entgegen ...

von K. H. SCHEER

Auf Grund der plötzlichen Aktivität der für tot gehaltenen Mobys musste Perry Rhodan seine Flotteneinheiten an den Rand des Sternennebels Andro-Beta zurückziehen. Nur ein paar Space-Jets – kleine, schnelle und ungemein wendige Raumschiffe – wurden dazu abkommandiert, in den Hexenkessel von Andro-Beta zurückzukehren, um den Standort des Hypersenders zu ermitteln, dessen Impulse die Moby-Ungeheuer aktivierten und zu ihrer Vernichtungsaktion trieben.

Als ein Spezialkommando den Mond Siren zum Schweigen bringt und damit die Mobys ausschaltet, ist der Weg wieder frei für einen neuen Vorstoß nach Andro-Beta. Der Planet Gleam, der seinerzeit von Captain Don Redhorse, dem draufgängerischen Cheyenne, entdeckt wurde, wird angeflogen – und Perry Rhodan entschließt sich, dort einen neuen Stützpunkt einzurichten.

Während die technischen Arbeiten zur Errichtung des vorgeschobensten aller terranischen Stützpunkte auf Hochtouren laufen, kommt es unerwartet zu einer Krise!

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Der Regierende Lordadmiral spurtet.

Gucky – Der Mausbiber dichtet.

John Marshall – Chef des Mutantenkorps.

Icho Tolot – Ein Gigant von Halut.

Oberleutnant Lev Bisboe – Ein Mann mit dem sechsten Sinn.

Dr. Laut

1.

Sein Name war Laut; aber er hieß nicht nur so, sondern er war auch laut.

Sein nervenzermürbendes Gebrüll, das seit Tagen aus den Großlautsprechern der fliegenden Nachrichten- und Fernsehstationen drang, hätte selbst die Roboter verjagt, wenn sie – wie von einigen Zynikern behauptet wurde – nicht ihre Außenaufnahme abgeschaltet hätten.

Menschliche Wesen waren auf dem hügeligen Grund des Talkessels kaum noch zu sehen. Er durchmaß hundertzweiundvierzig Kilometer und wurde von steilen Felswänden eingeschlossen, die erst in vier bis sechs Kilometern Höhe ihre Häupter in den Himmel des Planeten Gleam reckten.

Gleam, auch »Endstation Sehnsucht«, »Mausefalle« oder »Sprungbrett« genannt, war der einzige Planet des Tri-Systems, das über dem Zentrum des Zwergnebels Andro-Beta stand und wie ein einsamer Wächter wirkte.

Es bestand aus drei roten Riesensonnen. Aus der Ferne betrachtet, sah es so aus, als wären sie an einer unsichtbaren Schnur aufgereiht worden. Die Konstellation war ebenso unwirklich und astrophysikalisch unmöglich wie alle Sterngruppierungen, die Unbekannte künstlich aufgebaut hatten.

Noch ungewöhnlicher war die Umlaufbahn des Planeten Gleam. Er umkreiste die mittlere Sonne, Tri-2, auf einer Linie, die über beide Sonnenpole hinwegführte. Seine mittlere Entfernung zu dem roten Riesen betrug fünfhundertzwanzig Millionen Kilometer; die Sonnen waren untereinander etwa achteinhalb Milliarden Kilometer entfernt.

Lauts Stimme drang schon wieder aus den Nachrichtengeräten. Er war Terraner und Chef des kosmischen Bauprojektes Power Center auf Gleam.

»Fernlenkzentrale Abschnitt acht: zum Teufel, passen Sie besser auf Ihre Thermofräse auf. Sie schmeißen mir ja den Aushub auf die Hafenplanierung.« Der vierzig Meter durchmessende Gasstrom, hell wie eine Sonne und heiß wie der Atem eines sagenhaften Drachens, wurde durch die sofort umgelenkten Abstoßfelder steiler nach oben gerichtet.

Das unter hohem Druck entweichende Medium, das Sekunden zuvor noch Felsgestein gewesen war, ehe es der atomare Feuerodem der Thermofräse erfasst hatte, heulte über die planierte Fläche hinweg.

Weit jenseits der Baustelle verwandelten sich die Gasmassen in Magma zurück. Ein weißglühender Strom schoss nach unten, schlug auf den Boden und zerstob dort zu Millionen zähflüssiger Fontänen.

Mit solchen Maschinen bedeutete es kein Problem, einen kosmischen Stützpunkt auszubauen. Die sechs Riesentransporter der Solaren Flotte, mit denen diese Geräte angekommen waren, standen weit im Hintergrund des Talkessels.

Vor ihnen waren fünf Superschlachtschiffe der Imperiumsklasse gelandet.

Sie hatten ihre Zusatztriebwerke abgeworfen, um jederzeit voll gefechtsklar zu sein. Der Vorstoß zum Andro-Betanebel gehörte zu den tollkühnsten Wagnissen der Menschheit. Nur die Furcht vor einer Großoffensive aus dem Raum der benachbarten Galaxis hatte Perry Rhodan bewegen können, Menschen und Material derart risikovoll einzusetzen.

Bisher war alles gutgegangen. Man war unentdeckt geblieben. Die wenigen Schiffe, die man den sagenhaften Meistern der Insel gezeigt hatte, waren durch Sonderaufbauten und Zusatztriebwerke so getarnt gewesen, dass nicht einmal ein Terraner auf Anhieb hätte feststellen können, dass dies Konstruktionen der Menschheit waren.

Man schrieb den 18. Oktober 2402. Vor vierzehn Tagen Standardzeit hatten die Sendboten der Menschheit auf einem Planeten Fuß gefasst, der kurz zuvor noch als Treffpunkt für die Flotten der heimischen Rüsselwesen und der Mobys gedient hatte.

Gleams Mond, Siren, existierte nicht mehr. Ein terranisches Sonderkommando hatte ihn vernichtet und damit auch die Sendestation, deren Impulse die scheintoten Mobys aktiviert hatten.

Nun waren sie wirklich tot, die Giganten aus Energie und kristalliner Materie. Seit fast drei Wochen herrschte in dem nur siebentausendzweihundert Lichtjahre durchmessenden Betanebel bedrückende Stille.

Die eiförmigen Wachraumschiffe der Twonoser waren verschwunden. Die leblosen Körper der Mobys trieben durch den Raum. Die Tätigkeit des Betadreiecks, des aus drei blauen Sonnen bestehenden Zentraltransmitters, war nahezu eingestellt worden. Hier und da wurde noch eine Schockkurve angemessen. Im Vergleich zu der hektischen Tätigkeit vor wenigen Tagen bedeuteten die Durchgänge keine Gefahr mehr. Wahrscheinlich wurden beschädigte Raumschiffe der Twonoser transportiert.

Die Außenposten des Superschlachtschiffes CREST II wurden über Helmfunk angerufen.

»Gehen Sie in Deckung. Ein Beiboot der IMPERATOR landet.«

Sie standen vor der Rundung des fünfzehnhundert Meter durchmessenden Schiffskörpers und blickten nach Norden hinüber, wo der Ausbau der Felshöhlen auf vollen Touren lief.

Leutnant Orsy Orson, Wachoffizier vom Dienst, winkte seinen Männern zu.

Sie spähten in den blauen Dunst des Himmels und suchten nach dem blitzenden Körper der angemeldeten Kaulquappe.

Sie bemerkten sie jedoch erst, als die Schallwellen der vorletzten Anflugkurve hörbar wurden. Erfahrungsgemäß schauten sie nicht dorthin, woher der Schall kam. Beiboote vom Typ Kaulquappe durchmaßen sechzig Meter. Sie waren wendig genug, um mit ihnen kühne Manöver wagen zu können.

Orsy Orson zog instinktiv den Kopf ein. Ebenso instinktiv wartete er auf die Verwünschungen seiner Männer, die eine Sekunde später auch prompt in seinem Funkhelm aufklangen.

Der Kugelkörper fiel mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit aus dem Himmel. Er wurde so schnell größer, dass man sich ungefähr ausrechnen konnte, wann er gegen die Steilwände des Talkessels schlagen musste.

»Sieben Sekunden«, kalkulierte Orsy Orson. »Wenn seine Triebwerke ausfallen, noch sieben Sekunden.«

Die Triebwerke fielen nicht aus! Die KI-29 begann genau auf dem »Punkt« mit dem Bremsmanöver. Lohende Plasmazungen schossen aus den Schirmfelddüsen des äquatorialen Ringwulstes hervor. Der Bremsschub hob die hohe Fallgeschwindigkeit des Schiffes in knapp vier Sekunden auf.

Orson umklammerte den Hartstahldorn eines Landetellers und barg den Kopf zwischen den Armen. Der Auflageteller gehörte zu einer Teleskopstütze des Schlachtschiffes. Sie endete weiter oben in einer schwarzgähnenden Rumpföffnung, in die sie nach dem Start eingefahren werden konnte.

Orson wartete mit stoischer Geduld auf den Orkan, der gleich über ihn hereinbrechen musste. Jemand fluchte auf die »verdammten Angeber« der IMPERATOR, die als einziges Schiff des Einsatzverbandes nicht dem terranischen Flottenkommando, sondern dem Chef der USO, Lordadmiral Atlan, unterstand.

Orsy Orson lauschte verwundert auf die relativ leisen Geräusche, bis ihm einfiel, dass er vorerst nur die Schallwellen der letzten Anflugkurve wahrnahm. Eine halbe Sekunde danach bekam er den heißen Odem der Landungsdruckwelle zu spüren.

Entwurzelte Flachgewächse flogen unter dem Kugelleib des Flottenflaggschiffes hindurch. Der Talgrund wurde von ausgedehnten Pilzwäldern bedeckt. Aufgewirbelte Erde, faulende Kräuter und auch härtere Gegenstände prallten gegen die Landestützen der CREST.

Die zweite Druckwelle verlief sich rascher. Sie war auch nicht mehr so heiß gewesen.

Orsy Orson richtete sich auf und schüttelte einige Pflanzenreste von der Uniform ab. Neben ihm erhob sich ein Mann des Wachkommandos. Sein Gesicht war ärgerlich gerötet. Er stieß unhörbare Verwünschungen aus.

»Irgend so ein Narr von der IMPERATOR«, hörte Orson eine Stimme im Funkhelm. »Irgendeiner, der uns zeigen will, was man mit einer Kaulquappe machen kann.«

»Halten Sie Ihren Mund, Sergeant Ogase«, ordnete Orson an. »Das geht uns nichts an. Wenn es Lordadmiral Atlan für richtig hält, seine Leute derart manövrieren zu lassen, dann ...!«

Der Wachoffizier unterbrach sich. Die KI-29 hatte nur hundert Meter von der CREST entfernt den Boden berührt. Von der eigentlichen Landung hatten die Männer nichts mehr gespürt. Sie war mit den Antigravschirmen durchgeführt worden.

»Nanu ...!«, wunderte sich der Posten neben Orson. »Ist das nicht der Arkonide persönlich? Seit wann baut er solche Landungen? Verstehen Sie das, Sir?«

Orsy Orson verstand es nicht ganz. Er räusperte sich, schaute sich um und klappte das Helmmikrophon vor die Lippen.

»Wachoffizier Außenposten an Kommandanten CREST: Lordadmiral Atlan verlässt die soeben gelandete Kaulquappe. Es sieht so aus, als wollte er zu uns.«

Der Erste Offizier meldete sich über Sprechfunk.

»Verstanden. Rentiert es sich noch, einen Gleiter hinüberzuschicken?«

»Nein, Sir. Atlan sprintet wie ein Weltrekordler. Seltsam, Sir.«

»Ihren Kommentar können Sie für sich behalten«, wies ihn Brent Huise zurecht. »Achtung, Posten Mannschleuse – ein kommandierender Admiral und Regierungschef kommt an Bord. Empfang und Ehrenbezeigung nach Gefechtsordnung. Machen Sie nur keinen überflüssigen Wirbel. Wir sind hier nicht auf einem terranischen Paradeplatz.«

Oberstleutnant Brent Huise schaltete ab und rief den Kommandanten an.

Oberst Cart Rudo verständigte wiederum Perry Rhodan, den Großadministrator des Solaren Imperiums.

Leutnant Orson wartete indessen auf den Arkoniden. Atlas spurtete tatsächlich.

»Für einen Zehntausendjährigen rennt er beachtlich schnell«, staunte der Sergeant, der sich vorher über die Intoleranz der IMPERATOR-Besatzung aufgeregt hatte. »Sir, mir scheint, er will ins Schiff.«

»Was Sie nicht sagen.«

Der Sergeant grinste unterdrückt. Orsy Orson schien allmählich seine Ruhe zu verlieren. Man sah ihn selten nervös.

»Sir, bis zur Polschleuse sind es nochmals siebenhundertfünfzig Meter. Haben Sie daran gedacht? Vielleicht sollten wir doch einen Wagen ...!«

»Mann, Sie sind mein Lebensretter«, schnaufte Orsy. »Der Erste hätte mich durch den Fleischwolf gedreht. Worauf warten Sie noch?«

Der Sergeant schwang sich in den Gleiter, als Atlan vor der Landestütze ankam. Die weißblonden Haare des Arkoniden hingen unter dem verrutschten Kampfhelm hervor. Er trug die Uniform der USO.

Orsy Orson salutierte. Atlan sah sich kurz um, erspähte den fahrbereiten Wagen und sprang mit einer Flanke über die offene Bordwand. Der Sergeant fuhr los, ohne noch ein Wort zu verlieren.

»Mir scheint, er hat es eilig«, bemerkte Orson tiefsinnig. »Warum benutzt er eigentlich nicht seine Funksprechgeräte?«

»Es ist für mich ein Hochgenuss, einen Regierungschef auch einmal rennen zu sehen«, meinte der Soldat neben ihm.

Der Leutnant drehte langsam den Kopf und musterte den Mann von oben bis unten. Orsys breites Gesicht hatte unvermittelt den Ausdruck geändert.

»Wie lange sind Sie schon in der Flotte, Eipser?«

»Lassen Sie mich überlegen, Sir. Es sind – äh, genau dreiundzwanzig Monate und ein paar Tage.«

»Dann schwatzen Sie kein dummes Zeug. Wenn Sie in Ihrem Leben schon so oft und so schnell gerannt wären, wie der Arkonidenadmiral, könnten Sie sich sämtliche Orden des Imperiums umhängen. Nein – ich muss mich berichtigen. Sie wären längst mausetot, mein Lieber. Darauf halte ich jede Wette.«

Orsy ging. Ein nachdenklich gewordener Terraner blickte ihm nach.

Atlan kam unter der Luftschleuse an, sprang in das Antigravfeld und stieß sich ab. Er glitt nach oben, umfasste die Haltegriffe und zog sich in die Schleuse hinein.

Der Wachoffizier salutierte. Vier Roboter präsentierten die Strahlwaffen. Andere stellten sich rechts und links der Druckröhre auf.

Atlan winkte ab.

»Blasen Sie die Zeremonie ab. Sind Sie nicht Finch Eyseman?«

Der junge Leutnant wurde blutrot vor Verlegenheit.

»Jawohl, Sir.«

»Ist Perry – ich meine, ist der Großadministrator an Bord?«

Finch wurde einer Antwort enthoben. Die Lautsprecher des Schleusenvisiphons sprachen an. Rhodans Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Er wirkte verschlafen.

»Das hättest du durch einen Anruf schneller erfahren können. Seit wann rennen Oberbefehlshaber wie Schuljungen über die Prärie?«

»Prärie ist gut«, lachte Atlan, um sofort ernst zu werden. »Ich war in zwanzig Sekunden unter der Schleuse. Da ich ohnehin die Absicht hatte, dich aufzusuchen, habe ich mich an meine leistungsfähigen Beine erinnert. In wenigen Augenblicken wird ein Wagen meiner Kaulquappe ankommen. Alarmiere das medizinische Team und die Mutanten. Wo ist Gucky?«

Rhodan wirkte plötzlich nicht mehr schläfrig.

»Der Mausbiber? Er wird ausruhen. Auf der CREST herrscht zur Zeit Ruhezustand.«

»Er schläft nicht«, behauptete Atlan. »Lass nach ihm sehen. Ich komme soeben von einem Inspektionsflug durch das System zurück. Du hattest mir den Telepathen John Marshall ausgeliehen. Nein, keine Fragen jetzt. John tobt seit etwa zwanzig Minuten. Er windet sich in einer Art von Schüttelkrämpfen, die jedoch nicht organisch, sondern psychisch bedingt sind. Er gibt an, sein Schädel drohe zu bersten. Er muss überdimensionale Impulse empfangen, die wir nicht hören können. Sieh nach Gucky. Er ist der zweite Telepath im Tri-System. Schaue nach, ob es ihm ähnlich ergeht.«

Als Atlan auf das Transportband sprang, das direkt zum unteren Ende des zentralen Antigravschachtes führte, begann Rhodan bereits zu handeln. Männer, die in den Zwergnebel Andro-Beta vorgedrungen waren, um dort zu versuchen, einem unheimlichen Gegner die Waffen aus der Hand zu schlagen, ehe er sie benutzen konnte, zögerten nicht lange.

Rhodans Befehle kamen kurz und präzise. Die Mitglieder des Mutantenkorps wurden alarmiert. Medorobots rannten durch die Gänge.

Zugleich wurden die Kommandanten der anderen Schlachtschiffe und Transporter angewiesen, die bedingte Gefechtsbereitschaft herzustellen. Seit vierzehn Tagen geschah es zum ersten Mal, dass die Lärmpfeifen wieder aufschrillten.

Zwei Minuten später stoppte ein Prallgleiter des IMPERATOR-Beibootes unter der Mannschleuse. Auf dem Rücksitz lag ein hochgewachsener Mann in der Uniform der Solaren Flotte. Es war John Marshall, der Chef des Mutantenkorps.

Er presste die Handflächen gegen die Schläfen. Sein Gesicht war kalkweiß und verzerrt. Hier und da drang ein Stöhnen zwischen seinen Lippen hervor.

Marshall wurde an Bord geholt und von Medorobotern übernommen. Die Ärzte warteten bereits.

»Wenn ich noch einmal auf die Welt kommen sollte, werde ich Parapsycho-Therapeut«, murrte Dr. Ralph Artur, der Chefarzt des Superschlachtschiffes. Sein Gesicht war missmutig verkniffen.

»Ich möchte wissen, wie wir dem Mann helfen sollen. Wenn wir ihn psychisch stilllegen, funktioniert seine Paragabe nicht mehr. Ich warne Sie, meine Herren! Wenn Sie jemals wieder zur Erde zurückkommen sollten, hüten Sie sich, nochmals auf einem Schiff einzusteigen, das Mutanten an Bord hat. Eine komplizierte Lobotomie ist einfacher zu machen, als bei einem Mutanten einen blutenden Finger zu verbinden.«

Das war etwas übertrieben, aber im Grunde genommen hatte Dr. Artur recht.

Gleich darauf kam die Nachricht, Gucky sei in seiner Kabine nicht zu finden. Als Atlan die Zentrale des Superschlachtschiffes betrat, erteilte Rhodan einige entscheidende Befehle. Sein Gesicht war so ausdruckslos, wie man es von ihm in schwierigen Situationen gewöhnt war.

Der Regierende Lordadmiral der USO winkte den beiden Giganten Melbar Kasom und Icho Tolot zu. Der Haluter war in voller Kampfausrüstung erschienen. Seine rotglühenden Augen ließen keinen Rückschluss auf seine Gefühle zu. Tolots Gesicht war nichtmenschlich.

Rhodan rief den Freund an.

»Bin ich berechtigt, deinem Kommandanten Befehle zu erteilen?«

Atlan nickte nur. Perry führte das Mikrophon vor die Lippen.

»Rundruf an alle, Chef spricht. Doktor Laut, hören Sie mit Ihrem Gebrüll auf. Verstehen Sie mich?«

Laut meldete sich sofort. Seine Antwort wurde von Maschinengeräuschen überlagert.

»Ausgezeichnet, Sir. Jetzt sagen Sie nur nicht, Sie wollten den Landeplatz zehn Kilometer weiter südlich haben.«

»Ich werde Sie vor einem Irrsinnsanfall bewahren«, antwortete Rhodan trocken. »Arbeiten einstellen. Etwas kommt auf uns zu. Gucky ist spurlos verschwunden; der Telepath Marshall windet sich in Krämpfen. Ziehen Sie sofort Ihre Mitarbeiter zurück. Maschinen stehenlassen, wo sie sind. Nur die Mannschaften müssen in Sicherheit gebracht werden. Steigen Sie auf den Frachtern ein, mit denen Sie angekommen sind. Noch Fragen?«

»Eine ganze Menge. Können Sie sich vorstellen, wie lange wir brauchen, um den Vortrieb stillzulegen?«

»Schalten Sie alles ab.«

Lauts Gesicht erschien auf dem Bildschirm.

»Das kann nur ein Kosmonaut anordnen«, schrie er. »Sir, atomar ausgeschmolzene Stollen und Hohlräume aller Art müssen je nach Gesteinsfestigkeit mit mehr oder weniger kostspieligen Materialien abgestützt werden. Ich kann die Fräswaben der letzten halben Stunde nicht einfach in der Luft hängen lassen und darauf hoffen, dass ein Geist den Daumen drunterhält, damit der Laden nicht zusammenkracht. Das ist primitiv ausgedrückt ...!«

»... und ich habe es folglich verstanden«, unterbrach Rhodan den erregten Mann. »Doc, lassen Sie meinetwegen einstürzen, was einstürzen will. Wenn Sie mit Ihrer Schicht nicht in einer halben Stunde bei den Transportern eintreffen, lasse ich Sie durch Kampfroboter holen. Ende.«

Lauts respektlose Verwünschungen entlockten dem Kommandanten der CREST ein Räuspern. Atlan lachte in sich hinein. Dr. Laut war ein typischer Terraner.

Rhodan achtete nicht auf den Arkoniden. Er fuhr in seiner Befehlserteilung fort.

»An die Kommandanten der Superschlachtschiffe: Klar zum Alarmstart. Zusatztriebwerke bleiben auf Gleam zurück. Wir werden sie auf alle Fälle noch holen können. Frachterkommandanten: Nehmen Sie die Bauspezialisten auf. Startbereitschaft herstellen. Zusatztriebwerke anflanschen. Das wäre vorerst alles.«