Perry Rhodan 2907: Der Spross YETO - Susan Schwartz - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2907: Der Spross YETO E-Book und Hörbuch

Susan Schwartz

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Beschreibung

Sie verheißen die Unsterblichkeit – doch die Motive der Gemeni sind unbekannt

Das E-Book Perry Rhodan 2907: Der Spross YETO wird angeboten von Perry Rhodan digital und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Science Fiction, Perry Rhodan, Erstauflage

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Zeit:3 Std. 30 min

Sprecher:Andreas Laurenz Maier

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Nr. 2907

Der Spross YETO

Sie verheißen die Unsterblichkeit – doch die Motive der Gemeni sind unbekannt

Susan Schwartz

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Er rief, und sie kamen

2. Ja, ich will

3. Die Pilger

4. Hinauf und hinein

5. Wie in den Ferien

6. Solares Haus: Spitzengespräche

7. Der Vorhang öffnet sich

8. Drei Tage ... nichts

9. Ein Häppchen Informationen

10. Blutpakt

11. A Chorus Line

12. Sein oder nicht Sein

13. Ich nehme an

14. Solares Haus, 18. Juli 1551 NGZ

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Aagenfelt-Projektor der RAS TSCHUBAI

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Wir schreiben das Jahr 1551 NGZ, gut dreitausend Jahre vom 21. Jahrhundert alter Zeitrechnung entfernt. Nach großen Umwälzungen in der Milchstraße haben sich die Verhältnisse zwischen den unterschiedlichen Sternenreichen beruhigt; im Großen und Ganzen herrscht Frieden.

Vor allem die von Menschen bewohnten Planeten und Monde streben eine positive Zukunft an. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als »nichtmenschlich« bezeichnet hätte.

Trotz aller Spannungen, die nach wie vor bestehen: Perry Rhodans Vision, die Galaxis in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, scheint sich langsam zu verwirklichen. Man knüpft sogar vermehrt Kontakte zu anderen Galaxien. Gegenwärtig befindet sich Rhodan selbst im Goldenen Reich der Thoogondu, die ebenfalls eine Beziehung zur Milchstraße aufbauen wollen.

Auf der Erde bahnt sich indessen eine neue Entwicklung an. In deren Mittelpunkt steht ein wachsendes Raumschiff, das von den bislang unbekannten Gemeni bemannt wird. Es ist DER SPROSS YETO ...

Die Hauptpersonen des Romans

Yeto Carell – Ein Junge muss sich klar werden, wie seine Zukunft aussehen soll.

Bhal Haddhunis – Der Gemen gibt erste Informationen zu seiner Mission preis.

Millard und Pendo Carell – Die Eltern sind bereit, ihr Kind loszulassen.

Hekéner Sharoun

1.

Er rief, und sie kamen

12. Juli 1551 NGZ

»Komm zu uns, Yeto Carell! Der Spross wird alle deine Leiden heilen. Komm an Bord des Sprosses YETO!«

Alle konnten ihn hören und sehen, die Übertragung war global, in allen Medien – niemandem konnte es entgehen. Erst recht nicht, da der Fremde seine Botschaft mehrfach wiederholte, leicht variiert in der Wortwahl, damit sie auch wirklich jeder verstehen konnte.

Der Sturm an Gefühlen, den die Botschaft auslöste, herrschte fraglos auf allen Ebenen vor, angefangen auf der höchsten Etage bei der Regierung bis hinunter zur Parterrewohnung des einfachen Bürgers.

Geschocktes Schweigen herrschte in dem kleinen Einzelzimmer der Seymour-Klinik. In der Antigravliege, unter all den Überwachungsgeräten und Anschlüssen kaum noch erkennbar, befand sich ein erst sieben Jahre alter Junge, der an einer extrem seltenen Krankheit litt – der »Intermittierenden Muskulären Atonie«, kurz IMA. Übersetzt bedeutete das, dass in immer häufiger wiederkehrenden, stärker werdenden Schüben eine vollständige Muskellähmung eintrat, die unweigerlich zum Tode durch Ersticken oder Herzversagen führen musste. Wie es aussah, lag dieser Zeitpunkt nicht mehr fern.

Die Eltern des Jungen waren seit der Einlieferung nicht von seiner Seite gewichen. Verzweiflung und Hilflosigkeit herrschten vor, weil sie dem Kampf ihres stetig schwächer werdenden Kindes nur zusehen konnten. Mehr konnten sie für ihn nicht tun. Sie waren momentan nicht einmal sicher, ob er sie beide überhaupt wahrnahm, denn Yeto war nicht in der Lage, auf Berührung zu reagieren.

Tief in sich zurückgezogen focht er seinen Kampf ums Überleben. Bisher sah es nicht so aus, als würde sein Wille schwächer werden. Um seinen Körper jedoch stand es schlecht.

Zur Ablenkung lief das Trivid, zur Unterstützung für den Jungen, damit es nicht so still und einsam für ihn war, aber vor allem für die Eltern, damit sie nicht zu sehr ins Grübeln kamen.

Und nun das. Diese Botschaft.

»Was?«, rief Millard Carell schließlich, nachdem die dritte Wiederholung verklungen war. »Was hat der da gesagt?« Ungläubig sprang er auf.

»Beruhige dich!« Pendo Carell deutete mahnend auf Yeto. Das Letzte, was der Junge brauchte, war Stress. Vor allem zwischen den Eltern. »Wir haben uns sicher verhört.«

Sie stellte auf Wiederholung, mit Vergrößerung.

Nein, sie hatten sich nicht verhört.

Pendo ließ das Trivid-Gerät weiterlaufen – und da wurde die Botschaft zum vierten Mal wiederholt, offenbar um die Dringlichkeit deutlich zu machen.

Es konnte kein Zweifel bestehen: Der Fremde, der sich als Gemen bezeichnet hatte, hatte weltweit über Trivid den Sohn von Millard und Pendo Carell, den siebenjährigen Yeto, aufgefordert, sich auf den Weg zu machen. Und an Bord des gerade erst sprichwörtlich ausgewachsenen – nicht fertiggestellten – Schiffs zu kommen.

Und einen Zellaktivator zu erhalten!

*

Anfänglich – am 19. Juni – war es nur ein winziges Samenkorn gewesen, das Yeto im Garten seiner Mutter gefunden hatte. Doch dann war es exponentiell gewachsen, jeden Tag auf das Doppelte der jeweils aktuellen Größe. Zum Glück hatte das Gebilde am 11. Juli das Wachstum eingestellt. Mittlerweile schwebte es in wenigen Metern Höhe über dem Aldebaran Space Port, war ein eiförmiges Raumschiff und maß fast fünftausend Meter in der Länge und gut dreieinhalbtausend Meter in der maximalen Breite.

Damit nahm es fast die Hälfte des längst vollständig evakuierten Raumhafens ein. Die Regierung hatte die unbekannte Lebensform an Bord aufgefordert, das Objekt unverzüglich zu entfernen – und Antwort erhalten.

Durch jenes Geschöpf, das in perfektem Interkosmo eine längere Botschaft überbrachte, und deren Ende sich konkret um Yeto drehte.

»Wir sind die Gemeni. Wir kommen in Frieden und im Auftrag GESHODS ...«

Der Gemen stellte sich als Bhal Haddhunis vor. Er wirkte vage humanoid, seine Haut jedoch irgendwie blättrig, der starke Hals erinnerte an einen Baumstamm. Der blauviolette Körper steckte in einer Mischung aus Mantel und Panzer. Seine Stimme klang eher leise, fast knisternd, und doch gut verständlich.

Er versprach, mit dem »Spross« das Solsystem zu verlassen, doch sei das Raumschiff aktuell noch nicht flugfähig. Außerdem habe er, wie es üblich sei, wenn man einem neuen Freund begegne, ein Gastgeschenk mitgebracht, das er gerne übergeben würde. Nun, genauer gesagt, nicht nur eines, sondern sogar tausend Stück davon.

Und dann hatte er auf der Fläche seiner dreilappigen Hand ein eiförmiges Gerät präsentiert und die Vermutung darüber umgehend bestätigt. Ja, es sei ein Zellaktivator.

Und noch etwas hinzugefügt.

Dieser erste Zellaktivator, den er zeige, sei für jemand ganz Besonderen bestimmt, nämlich den Obhüter des Sprosses namens YETO.

Yeto Carell.

*

»Lass uns nach nebenan gehen und weiterreden«, sagte Millard bemüht ruhig. Er wartete keine Reaktion seiner Frau ab, sondern ergriff ihren Arm und zog sie mit sich.

»Ich passe auf Yeto auf«, versprach Nestor, der humanoide Medoroboter, etwa so groß wie sein Schützling. »Ich gebe umgehend Bescheid, sobald sich sein Zustand ändert.«

Neben dem mit hochtechnischem medizinischem Gerät ausgerüsteten Krankenzimmer gab es einen kleinen Aufenthalts- und Besprechungsraum.

Bevor Millard Carell loslegen konnte, meldete sich sein Armband. Für einen Moment zögerte er, dann nahm er den Anruf an – Marco Lukem war dran. Er wohnte im selben Komplex, ging Millard ab und zu zur Hand und hatte sich bereit erklärt, die Stellung in der Wohnung der Familie zu halten, solange sie in der Klinik waren.

»Millard, schalt sofort das Trivid ein!«, rief der schwarzhaarige junge Mann. »Da ist ein ...«

»Ich hab's gesehen, wir wissen Bescheid«, unterbrach Millard.

»Nicht nur ihr!«

»Was willst du damit sagen?«

»Wäre das Visifon dazu in der Lage, würde es sich überschlagen. Es sind nicht mal fünf Minuten vergangen, aber mittlerweile dürften es fünfhundert Anrufe sein. Tendenz steigend.« Marco war einer der wenigen Menschen, die Millard kannte, die noch den Begriff Visifon verwendeten. Es waren diese kleinen Marotten, die er an anderen Menschen schätzte.

»Was?«

»Ich gehe natürlich nicht dran. Du kannst dir vorstellen, wer da alles anruft.«

Millard wurde bleich und starrte Pendo an. »Ja«, flüsterte er.

Bei der globalen Übertragung hatten alle den vollen Namen jenes Kindes gehört, das dazu ausersehen war, einen Zellaktivator zu erhalten. Unsterblich zu werden wie Perry Rhodan, Reginald Bull, Atlan, Gucky und all die anderen. Jene Legenden, die seit Jahrtausenden über die Menschheit wachten. Yetos Eltern begriffen schlagartig die volle Tragweite der Botschaft.

Sicherlich gingen derzeit bei allen, die »Yeto Carell« oder so ähnlich hießen, Anrufe ein, von denjenigen, die nicht genau wussten, welcher von ihnen der richtige war und die einfach auf Verdacht alle der Reihe nach abhakten. Das waren die Neugierigen. Skandaltouristen.

Hinzu kamen alle anderen: Presse, Vertreter der Regierung, Anwälte, Agenturen. Verwandte, Bekannte, Freunde.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Für die weitere Übertragung interessierte sich niemand mehr. Das Stichwort war: Zellaktivator. Niemand konnte mehr an etwas anderes denken.

Die meisten würden sich fragen: Wieso sollte ausgerechnet ein unbekanntes, unbedeutendes todkrankes Kind ein solches Gerät erhalten? Wieso wurde es als »Obhüter des Sprosses« bezeichnet? Wieso trug das Raumschiff seinen Namen?

»Bist du noch da?«

»Ja, Marco, entschuldige, aber du kannst dir nicht vorstellen, wie ich gerade ...«

»Und ob ich das kann. Habt ihr genug im Kühlschrank? Ich werde hier nicht so schnell vor die Tür gehen können. Die sind sogar frech genug, dagegenzuhämmern und Einlass zu verlangen. Ich habe die Fenster auf Verdunkelung und Außenverspiegelung gestellt, weil die Sender ihre Kameras bereits auf Position gebracht haben. Keiner verliert Zeit.«

Millard atmete schwer aus. »Du willst uns mitteilen, dass wir nicht so schnell nach Hause gehen sollen?«

»Die nächsten drei, vier Tage keinesfalls«, bestätigte Marco. »Danach hat sich bestimmt alles beruhigt und wendet sich dem nächsten Großereignis zu.«

Pendo mischte sich ein. »Hör zu, Marco, du brauchst nicht rauszugehen, um den Garten zu überwachen. Die automatische Bewässerung kann von innen gesteuert werden. Und ansonsten ... ich habe Angst, dass sie unsere Wohnung stürmen, wenn niemand da ist. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du bis auf Weiteres als Wächter bleibst und notfalls die Polizei rufst. Bedien dich, du kennst dich ja aus.«

»Keine Bange«, versicherte Marco. »Ich leite euch wichtige Nachrichten weiter. Das Visifon ist auf Aufzeichnung gestellt. Ich bekomme mit, wenn es sich um eine Anfrage handelt, die ihr beantworten müsst.«

»Danke, Marco, du hast eine Menge gut bei mir«, sagte Millard.

»Keine Ursache, eure Wohnung ist toll, und meine Freundin hat mich sowieso gerade verlassen. Ich werde es genießen. Und wer weiß, vielleicht ist bei dem Pöbel da draußen eine interessante Frau dabei ...« Marco wollte mit diesem schwachen Scherz das Gespräch beenden, zögerte dann aber. »Millard ... also ...«

»Was?« Millard holte tief Atem. Er konnte sich denken, was nun kam.

»Was wirst du tun?«

Pendo legte Millard hastig eine Hand auf den Mund.

»Du wirst es erfahren«, sagte sie und unterbrach schnell die Verbindung.

*

Was wirst du tun?

Millard rannte in dem Raum auf und ab, raufte sich die Haare; seine Miene drückte abwechselnd Wut, Verzweiflung und Angst aus.

»Wie kannst du überhaupt darüber nachdenken?«, schimpfte Pendo und deutete zur Tür. »Da drin liegt dein Sohn im Sterben!«

»Glaubst du wirklich, dass das alles so stimmt?«, gab er zurück. »Überleg doch mal, wie absurd, grotesk ... ja, irrational diese Situation ist! Unser Sohn findet ein Samenkorn, und daraus wird ein riesiges Raumschiff, besetzt mit Fremdwesen, die wer weiß woher da hineingekommen sind.

Sie behaupten, Freunde zu sein, und nicht nur das, sie wollen auch noch tausend Zellaktivatoren zur Verfügung haben, die sie großzügig verteilen! Drunter tun sie's nicht!« Er schüttelte den Kopf. »Das kann einfach nicht sein, Pendo. Hätte das irdischen Ursprung, würde ich es als eine groß angelegte Marketingkampagne für eine Verjüngungscreme ansehen. Es ist schlichtweg unmöglich!«

»Dann lass uns rational überlegen.« Sie ging betont ruhig zu der Sitzgruppe und ließ sich darauf nieder. Während Millard sich noch weigerte, an einer »Diskussionsrunde« teilzunehmen und weiterhin aufgeregt und wütend im Raum auf und ab tigerte, rief sie Nestor an. »Etwas Neues?«

»Ein ständiges Auf und Ab«, antwortete der Medoroboter. »Yeto muss wieder künstlich beatmet werden, doch er ist derzeit stabil. Um deine Frage vorwegzunehmen: Nach wie vor ist es ausgeschlossen, ihn in einen Heiltank zu legen. Ich erkläre dir gerne noch einmal, warum.«

»Lass es! Das würde nichts ändern.« Pendo schüttelte müde den Kopf.

Nestor fuhr fort. »Yeto ist bei Bewusstsein, dem EEG nach zu urteilen. Ich glaube, er hat die Trivid-Ansprache mitbekommen, wenngleich er sicherlich nicht genau verstanden haben wird, was da geschehen ist.«

»So geht es uns allen.« Millard stieß einen knurrenden Laut aus und setzte sich endlich hin. »Also?«

Pendo funkelte ihn an. »Hör auf damit!«

»Nein, du!«, erwiderte er. Dann winkte er ab. »Entschuldige. Yetos Leid hat uns an unsere emotionalen Grenzen gebracht.« Er rieb sich das Gesicht. »Pendo, wir ... dürfen das nicht tun.«

»Was dürfen wir nicht tun?«, fragte sie ruhig.

»Unser Kind hier herausreißen und auf ein fremdes Schiff bringen, über das wir nichts wissen.«

Sie lehnte sich zurück. »Sie wissen, dass Yeto den Spross gefunden hat. Seine Wärme, die Chemie seiner Haut, was auch immer hat das Wachstum ausgelöst. Die Gemeni bezeichnen ihn deshalb als Obhüter. Das erscheint mir durchaus schlüssig.«

»Woher wissen sie, dass er krank ist?«

»Möglicherweise durch das Schiff.«

Millard betrachtete sie mit leicht schief gelegtem Kopf. »Also wollen sie ihn heilen, um ihn als ihren Obhüter zu behalten und wer weiß was mit ihm anzustellen? Der Mindestpreis für seine Heilung wird sein, dass sie ihn uns wegnehmen!«

»Diesen Preis kann ich akzeptieren«, antwortete Pendo. »Ich werde jeden Preis akzeptieren, wenn nur mein Kind dadurch gesund wird.«

»Aber ... er wird unsterblich ...« Millard tupfte sich die schweißnasse Stirn.

»Kinder überleben ihre Eltern, das ist so vorgesehen«, stellte sie nüchtern fest. Sie beugte sich vor und es gelang ihr, über die tiefe Kluft hinweg, die zwischen ihnen lag, seine Hand zu berühren.

»Millard ... wir können nur zweierlei für Yeto tun: ihn sterben lassen oder ihm eine einmalige Chance auf Leben geben. Wir wissen nicht, ob der Gemen die Wahrheit sagt und ob es sich tatsächlich um einen Zellaktivator handelt. Falls nicht ... dann haben wir unserem Sohn zumindest einen letzten Ausflug geschenkt, ein einmaliges Abenteuer, das ihn glücklich machen wird und ihm vielleicht Frieden schenkt.«

Millard wischte sich über die Augen und wandte den Kopf ab. »Du ... du hast schon abgeschlossen!«, sagte er wütend, mit zitternder Stimme. »Du glaubst gar nicht mehr daran, dass er es schaffen wird!«

»Aber wenn«, fuhr sie fort, ohne auf den Vorwurf einzugehen, »wenn es die Wahrheit ist, hat er nicht nur das größte Abenteuer seines Lebens gefunden, sondern wird anderen davon erzählen können.«

»Es sei denn, sie nehmen ihn mit, und er kehrt nie wieder zurück!«

»Sie werden auch unseren Preis akzeptieren müssen.«

Er fuhr herum. »Wie meinst du das?«

»Wie gesagt: Ich akzeptiere jeden Preis, damit mein Sohn leben kann. Aber ich übergebe denen nicht die Kontrolle. Ich überlasse meinen Sohn nicht einfach so irgendwelchen Fremden, die, um mit deinen Worten zu sprechen, wer weiß was mit ihm anstellen. Ich werde an Bord bleiben. Wir werden an Bord bleiben. Yeto mag Obhüter dieses merkwürdigen Dings sein, aber wir sind seine Obhüter.« Sie hob die Hände. »Du müsstest natürlich dafür alles aufgeben, und wir wissen nicht, wie lange das dauern wird oder wohin es letztendlich führt. Vielleicht verlieren wir unser gewohntes Leben für immer.«

»Du verlierst deinen Garten. Das ist schlimm für dich. Ich kann auch an und von Bord eines Schiffs aus arbeiten, das unser Sohn hat wachsen lassen.«

»Du hast recht: Ich muss meine Arbeit aufgeben, aber es ist nicht so schlimm. Alle denken, sie wäre mir das Wichtigste auf der Welt.« Pendo stand auf. »Auch Yeto hat mich schon einmal beschuldigt, ihn wegen des Gartens im Stich zu lassen. Das werde ich ändern. Mit oder ohne dich.«

Auf einmal wurde Millard ruhig, seine Miene entspannte sich. »Ich hab's begriffen.« Er stand ebenfalls auf und griff nach ihrer Hand. »Alles für Yeto.«

Sie nickte.

Die Tür öffnete sich lautlos in diesem Moment, und Bunur, die araische Medikerin und Spezialistin für IMA, die Yeto seit Ausbruch der Krankheit betreute, stand im Rahmen. Sie war weit über zwei Meter groß, der Spitzkopf war mit einer metallisch glänzenden Spirale überzogen. Von dort gingen feinste Fühler aus, die wie suchend nach allen Richtungen reichten.

2.

Ja, ich will

Komm mit mir, wisperte die Schwarze Clara. Ich bringe dich zum schönsten Spielplatz des Universums. Lass mich dich führen.

Du bist zu dunkel, flüsterte Yeto. Ich will Licht und Sonne und Wärme.

Dort wirst du sie finden.

Ein Versprechen, das verlockend klang. Yeto war geneigt, nachzugeben. Alles war besser, als im langsam verrottenden Grab seines Körpers gefangen zu sein. Die Benommenheit nahm zu und raubte ihm den Bezug zur Wirklichkeit. Wo Mama und Papa waren, wo er ihre Hände spüren konnte, ihre Nähe.

Er zog sich von der Schwarzen Clara zurück, sie reagierte zornig. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, wollte ihn behalten, für immer und ewig.

Ich will nicht,dachte Yeto. Ich will zurück. Ich will nach Hause.

Er klammerte sich an das, was er zuletzt wahrgenommen hatte. Durch einen Filter zwar und verschwommen, aber er zwang die Erinnerung herbei.

Das Trivid.

Das merkwürdige Wesen, das ihn direkt angesehen hatte. Er war dessen ganz sicher, obwohl er wusste, dass es eigentlich nicht möglich war. Kleine Kinder mochten an so etwas glauben, aber er war alt genug, um zwischen dem, was im Trivid vorgegaukelt wurde, und dem, was in Wirklichkeit geschah, unterscheiden zu können.

Trotzdem: Dieser Blick aus den lidlosen, tiefblau schimmernden Augen war ihm durch und durch gegangen.

Vier Augen. Ja, er erinnerte sich.

Und eine knisternde Stimme hatte gesagt, dass ein Zellaktivator auf ihn warten würde. Der ihn heilen sollte.

Innerlich bäumte Yeto sich auf, als er das nun begriff. Das hatte er gehört! Wie sollte er sich so etwas ausdenken können?

Heilung! Die Schwarze Clara vertreiben, für immer!

Ich werde nicht gehen!, fauchte sie wütend. Sie wollte ihn erneut umarmen, aber Yeto wies sie heftig zurück. Floh vor der grässlichen Dunkelheit. Zurück – zurück ins Licht.

Aus weiter Ferne hörte er ein leises Summen und ein regelmäßiges, pumpendes künstliches Geräusch.

Sie beatmen mich, dachte er. Damit ich nicht ersticke. Also haben sie mich nicht aufgegeben.