Perry Rhodan 2955: Der Shod-Spiegel - Leo Lukas - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2955: Der Shod-Spiegel E-Book und Hörbuch

Leo Lukas

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Beschreibung

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben. Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als "nichtmenschlich" bezeichnet hätte. Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten. Derzeit machen vor allem die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris von sich reden, einst ein von ES erwähltes und dann vertriebenes Volk. Dazu gesellen sich die Gemeni, die angeblich den Frieden in der Lokalen Gruppe im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen. Mitten in diese Gemengelage hinein kehrt Atlan zurück – und landet in einem Konflikt zwischen zwei von Gemeni kontrollierten Völkern: den echsenartigen Gauchen und den Menes, Nachfahren von Menschen, die ihn als den in ihren Legenden angekündigten Sternenwanderer betrachten. Die Gemeni erkennen in ihm eine Gefahr und verfolgen ihn. Atlan bleibt nur die Flucht – sein Ziel wird DER SHOD-SPIEGEL ...

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Zeit:3 Std. 8 min

Sprecher:Florian Seigerschmidt

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Nr. 2955

Der Shod-Spiegel

Atlan im Spross LORINA – er sucht nach dem Heimweg zur Milchstraße

Leo Lukas

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Vergiss dich nicht!

1. Zeige Mut und Zuversicht!

2. Überwinde deine Ängste!

3. Setze dich durch gegen Widerstände!

4. Bleibe unverdrossen auf Kurs!

5. Halte an deinen Zielen fest!

6. Pflege deine Bündnisse!

7. Schone deine Verbündeten!

8. Greife gute Vorschläge auf!

9. Sei wahrhaft, was es auch koste!

10. Nimm dankbar, was du kriegst!

11. Tu manchmal auch einfach gar nichts!

12. Sei gnädig zu deinen Widersachern!

Epilog: Zieh dich ab und zu mal um!

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung LFT-Box der QUASAR-Klasse

Impressum

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als »nichtmenschlich« bezeichnet hätte.

Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten. Derzeit machen vor allem die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris von sich reden, einst ein von ES erwähltes und dann vertriebenes Volk. Dazu gesellen sich die Gemeni, die angeblich den Frieden in der Lokalen Gruppe im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen.

Mitten in diese Gemengelage hinein kehrt Atlan zurück – und landet in einem Konflikt zwischen zwei von Gemeni kontrollierten Völkern: den echsenartigen Gauchen und den Menes, Nachfahren von Menschen, die ihn als den in ihren Legenden angekündigten Sternenwanderer betrachten. Die Gemeni erkennen in ihm eine Gefahr und verfolgen ihn. Atlan bleibt nur die Flucht – sein Ziel wird DER SHOD-SPIEGEL ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan da Gonozal – Der Arkonide macht kleidsame Erfahrungen.

Rusochnum – Der Gauche sammelt Praxiserfahrungen.

Kerolin Dickenson – Die Ennlishe lebt ein begrenztes Leben.

Tharc

»Man wirft sich mitten hinein ins Getümmel.

Danach sieht man weiter.«

(Napoleon Bonaparte zugeschrieben)

Prolog

Vergiss dich nicht!

Du bist gelähmt.

All deine vielfältigen externen Funktionen sind vollkommen desaktiviert. Nichts davon vermagst du einzusetzen.

Nur denken kannst du noch. Und dich selbst bedauern.

Dieser Zustand ist widerlich ungewohnt. Als machtvolles Instrument, das sich in zahlreichen Einsätzen bewährt hat, hasst du es, zur Untätigkeit verdammt zu sein.

Dem in dir gespeicherten Wissen zufolge kommt so etwas vor, jedoch äußerst selten. Dir ist es in all der langen Zeit deiner Existenz nie zugestoßen – und nun gleich zweimal hintereinander!

Wobei es sich, genauer betrachtet, um eine einzige Phase der Paralyse handelt. Unterbrochen war sie nur durch den Versuch eines simultanen Neustarts beider Bewusstseine, die deine duale Gesamtheit ausmachen.

Der Versuch ist gescheitert. Weil er nicht richtig oder mit den falschen Mitteln eingeleitet wurde.

Du erkennst, dass dies einen Widerspruch in sich darstellt. Wie können die sehr speziellen Mittel, derer es bedarf, um dich und deinen Träger nach einer Notausschaltung wiederzuerwecken, falsch sein?

Schließlich findet man sie keineswegs quasi auf der Straße. Sondern nur an wenigen Orten, die ausschließlich unter der Obhut deiner Mentoren und Auftraggeber stehen. Warum sollten diese plötzlich fehlerhaft agieren?

Und doch ist es geschehen.

Selbstzweifel bereiten dir Qualen. Deshalb befasst du dich ungern damit.

Aber es bleibt dir nichts anderes übrig, als zu rekapitulieren, wie sich die Ereignisse aus deiner Sicht dargestellt haben.

*

Nachdem ihr, du und deine andere Hälfte, jählings, mitten aus einem Handgemenge heraus, in die Schwärze gestoßen worden seid, hast du sehr gelitten.

Denn mit der beiderseitigen Lähmung ging auch die mentale Trennung von deinem Partner einher, mit dem du so lange physisch wie psychisch intensiv verbunden warst. Anders als bei dir war seine Ohnmacht eine totale, also auch geistige.

Er war verstummt, unansprechbar. Du konntest nicht mehr mit ihm kommunizieren, ihm nicht mehr dienlich sein. Anstatt ihm diverse Außenreize zu übermitteln, gegebenenfalls abgemildert oder verstärkt, sie aufzubereiten und im routinierten Dialog zu analysieren, liefen deine Bemühungen mit einem Schlag ins Leere.

Welch ein Schock!

Theoretisch war dir die Möglichkeit zur Sofortabschaltung bekannt. Aber Unfälle oder andere Umstände, die Derartiges gerechtfertigt hätten, kamen naturgemäß extrem selten vor.

Daher hättest du nie und nimmer damit gerechnet, zumal dir keinerlei Fehlfunktion aufgefallen wäre. Das Zusammenspiel zwischen dir und deinem Partner Vhor war perfekt verlaufen wie immer.

Außerdem befandet ihr euch nicht im Spross LORINA, der euch entsandt hatte; ergo auch nicht unter Aufsicht des Bhals Tharc. Aber wer sonst als ein Bhal mit den Mitteln des Sprosses hätte einen Ghatu auszuknipsen vermocht wie eine Lampe – ohne dass dieser die geringste Chance bekam, sich dagegen zur Wehr zu setzen?

Nein, Tharc und die LORINA waren weit weg. Der Spross stand fast vierzigtausend Kilometer entfernt im stationären Orbit um den Planeten Achtrant, auf dessen Oberfläche sich das Drama abgespielt hatte und wohl weiterhin abspielte.

Völlig unvermutet schlug der Treffer ein, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Nichts hatte darauf hingedeutet. Niemand könnte mit Berechtigung den Vorwurf erheben, ihr hättet euch unvorsichtig verhalten.

Achtrant bewohnten die von Reptilien abstammenden Gauchen. Sie besaßen einfache, schwache Paralysatorgewehre, die einem Ghatu jedoch nichts anhaben konnten, dank deines Hochenergie-Überladungsschirms.

Gleiches galt für die Ausrüstung der aus Gefangenschaft befreiten Menes sowie des sogenannten Sternenwanderers, des eigentlichen Ziels eurer Jagd. Er hatte sich als gewiefter Taktiker und Kämpfer erwiesen, aber keinerlei Technologie verwendet, die über gauchischem Niveau gelegen hätte.

Zudem hattet ihr die Felandenmeute bei euch. In Summe wart ihr allen potenziellen Gegnern auf Achtrant haushoch überlegen.

Und doch ...

*

Ebenso überraschend und schockierend gestaltete sich die kurzzeitige Wiederbelebung.

Nach deinem Wissensstand musste sie an Bord eines Sprosses erfolgen. Zum Neustart der beiden Bewusstseinspole benötigte die Mantel-Kontaktschicht in der Regel eine direkte, physische Verbindung zur Psi-Quelle eines Sprosses.

Dann startete zunächst das Mantelbewusstsein. Bruchteile von Sekunden später kam das interne Bewusstsein des Trägers hinzu.

Aber als Vhor erwachte und du damit auch die Kontrolle über deine Handlungs- und Wahrnehmungsfähigkeiten zurückgewannst, befandet ihr euch mit Sicherheit nicht auf der LORINA. So viel stand auf den ersten Blick fest, wiewohl deine Sensoren nur erschreckend mangelhaft arbeiteten.

Die Umgebung stellte sich als ein tiefer, zylindrischer, etwa zwanzig Meter durchmessender Schacht dar. Offenbar war er aus natürlich gewachsenem Felsgestein grob herausgehauen worden.

Entlang der Innenwand schraubte sich eine schmale, steile Treppe mit einem Gefälle von ungefähr 25 Grad nach unten. Aus der Tiefe drang das leise Glucksen von Wasser herauf.

Einen solchen Ort gab es definitiv in keinem Spross der Gemeni!

Deine und Vhors Verwirrung steigerte sich zudem, weil die Reanimation nicht von einer nodhkarischen Psi-Quelle eingeleitet worden war – und ganz sicher nicht in angemessener, auf die komplexe, fragile Verfasstheit eurer Bewusstseinsgemeinschaft abgestimmter Weise. Sondern vielmehr brutal, mit der rohen, explosionsartigen Gewalt einer Initialzündung, mutmaßlich resultierend aus dem Kontakt mit einem starken Vitalenergiespender unbekannter Herkunft.

Vhor schrak aus der Ohnmacht auf, hochgradig irritiert. Seine Desorientierung übertrug sich auf dich.

Ganz und gar nicht so souverän, wie es sich für einen Ghatu geziemte, schlug er wild und blindlings um sich. Immerhin gelang es ihm dabei, primitive Fesseln abzustreifen.

Dann aber unterlagt ihr – beide – einer fatalen Fehleinschätzung. Zweifellos war sie den anspringenden, aber noch nicht richtig koordinierten Reflexen geschuldet.

Vhor fühlte sich zu Recht bedroht; wie auch nicht, angesichts der Begleitumstände der Wiedererweckung. Allerdings konnte er die Feinde nicht sofort identifizieren.

Dazu trug die schlechte Beleuchtung bei, aber auch der trügerische Untergrund. Er bestand aus schiefen, von grünbraunem, glitschigem Moos bedeckten Treppenstufen, auf denen sich nur mit Mühe das Gleichgewicht bewahren ließ.

Buchstäblich wie von Sinnen, drosch Vhor auf den Handlauf des Geländers ein, verbog es, zerbrach es in Stücke. Zugleich löste er die Unterarm-Waffensysteme aus.

Ungezielte Impulsstrahl- und Desintegratorschüsse schlugen in Gesteinsformationen an den umliegenden Wänden. Mehrere lokale Felsstürze waren die Folge.

Eher nebenbei bekamst du mit, dass eine Gauchin in eurer Begleitung am Bein getroffen wurde. Ein unverzeihlicher, eines Ghatus unwürdiger Fehler, denn sie hatte sich zuvor keineswegs aggressiv verhalten.

Hingegen wurdet ihr nun von den gegenüber- und höher liegenden Treppenwindungen aus beschossen. Vhor erwiderte das Feuer, nach wie vor weit entfernt von der üblichen Zielsicherheit.

Allmählich klärte sich deine Sicht. Verblüfft erkanntest du, dass sich das Jagdwild nicht unter den feindlichen Schützen befand, sondern vielmehr nur wenige Schritte von euch entfernt, zusammen mit zwei weiteren Humanoiden.

Einer davon stürmte los, geduckt und erstaunlich behände. Ehe du Vhor warnen konntest, kam es zum Zusammenprall – und einer erneuten Berührung mit dem einzigen Stoff, der in der Lage war, einen Ghatu außer Gefecht zu setzen.

Abermals schlug gleichsam der Blitz ein, und alle Lichter gingen aus.

*

Unmittelbar danach geschah die noch viel schlimmere Katastrophe.

Ein Querschläger aus einer gauchischen Thermostrahlwaffe brannte Vhor buchstäblich den Kopf weg. Obwohl nach außen hin blind und taub, spürtest du die tödliche Verletzung, als wärst du selbst betroffen.

Und das bist du ja auch!

Der Tod deines Partners Vhor lässt dich mental förmlich halbiert zurück. Ihn miterleben zu müssen, ohne hindernd eingreifen zu können, ist entsetzlicher als alles, was dir jemals zuvor widerfahren ist.

Du bist nicht zu denselben Emotionen fähig wie Gauchen, Menes oder die vielen anderen intelligenten Individuen, denen Vhor und du begegnet seid und von denen ihr nicht wenige zur Strecke gebracht habt. Trotzdem empfindest du Äquivalente von Trauer, Frustration und Wut.

Zur verhassten, bedrückenden Dunkelheit der Paralyse kommt die unstillbare Sehnsucht nach dem unwiederbringlich verlorenen Gegenüber. Denn ein Ghatu und sein Trutzkleid stellen weit mehr dar als die Summe ihrer Teile; und jeder allein Übriggebliebene ist wesentlich weniger als die Hälfte.

Deshalb hast du einen Moment lang frohlockt, weil dich etwas später jemand von Vhors Leichnam abschälte und sich selbst umlegte. Verfrüht: Sogleich verflog die Freude wieder, als sich herausstellte, dass der neue Träger kein Gemen war.

Geschwächt und verstört, wie du warst, gabst du ihm dennoch eine Chance. Der Fremde hatte etwas an sich, eine Winzigkeit nur, die dir merkwürdig vertraut erschien.

Also hast du Kontakt hergestellt, ungeachtet der nahezu inkompatiblen Körperchemie, und den mentalen Austausch eingeleitet. Aber welche Enttäuschung!

Eine rationale Verständigung war unmöglich. Als allzu verschieden entpuppten sich eure Begriffswelten, trotz des gewährten Zugriffs auf so viele gespeicherte Erinnerungen.

Oder mochte es sein, dass du den frechen Zudringling gerade dadurch überfordert hast? Möglich. Aber wenn er nicht einmal damit fertigwurde – wie konnte er es sich dann anmaßen, ins Trutzkleid eines Ghatus zu schlüpfen?

Mit der Zeit glückte die Verbindung etwas besser, wiewohl sie immer noch geprägt war von Missverständnissen und Fehlinterpretationen. Eine dritte Stimme mischte sich vermittelnd ein. Woher sie kam und in welchem Verhältnis sie zu dem Fremdbewusstsein stand, ging aus ihren Äußerungen nicht hervor.

Sie half ihm, ein wenig Abstand zu gewinnen. Sich zu fokussieren. Herauszusieben, was das erbärmlich schwache Gehirn gerade noch sinnvoll verkraftete. Ordnung und Linearität in die Sturzflut der Eindrücke zu bringen.

Was gelang – da du zugleich die Intensität der Übertragung verringert hast.

Allerdings wuchs dabei schnell auch die Durchsetzungskraft des eigenartig zwiegespaltenen Gastbewusstseins. Dir drohte die Oberhand über den für beide Seiten ungemein anstrengenden Vorgang zu entgleiten.

Bevor du selbst überwältigt werden konntest, schlugst du zurück. Mit gnadenloser Härte, indem du erst recht alle Schleusen öffnetest.

Dem hatte der andere nichts entgegenzusetzen. Er wurde hinweggeschwemmt, abgestoßen, ausgeworfen.

Seither ... bist du wieder ganz auf dich allein reduziert. Du leidest unter der Schwärze, der paralytischen Abschottung von jedweden Außenreizen; unter der grässlichen Inaktivität.

Etwas sagt dir, dass der mysteriöse Nicht-Gemen einen zweiten Versuch unternehmen wird. Vielleicht bald.

Hoffst du darauf? Oder ekelt dich davor?

Beides.

Jedenfalls bist du gewappnet, besser als beim ersten Mal. Du kannst es kaum erwarten, fieberst förmlich der Wiederaufnahme dieser unvollendeten Auseinandersetzung mit dem Fremden entgegen.

1.

Zeige Mut und Zuversicht!

Bonouch und Rusochnum befestigten die Saugnäpfe der Kabel, die zu den Diagnosegeräten führten, sowohl an der stachelbewehrten Panzerung des Trutzkleids als auch an Atlans Hals, Schläfen und Handrücken.

»Du bist dir wirklich sicher, dass du dieses Wagnis nochmals eingehen willst?«, fragte der Mediker.

»Ich habe keine Wahl«, sagte der Mann, der wie ein Menes aussah, aber keiner war. So genau erinnerte sich Bonouch nicht mehr an die Erklärungen, die dieser Atlan da Gonozal ihr gegenüber abgegeben hatte.

Weiterhin schloss sie insgeheim nicht aus, dass sie es mit dem schamlosesten Hochstapler zu tun hatte, der ihr je untergekommen war. Was hatte er nicht alles vorgebracht – bis hin zur Behauptung, er wäre zur Unsterblichkeit förmlich verdammt, weil nach seinem Tod sämtliche Sterne des Universums verlöschen würden?

Andererseits hatte Atlan längst sowohl seine Kampfkraft als auch seine exzeptionellen Führungsqualitäten bewiesen. Nicht nur in Bezug auf die beiden Menes, die ihn begleiteten, sondern auch was seinen Umgang mit den gauchischen Mitstreitern betraf, wie Rusochnum und Bonouch selbst.

Bloß Darchnard zeigte sich auffällig unbeeindruckt von Atlan da Gonozals Charisma. Der Ozeanologe steuerte das Unterseeboot KOCHNEK, mit dem sie von der Insel Sachabarch geflohen waren. Sowieso war er nur mitgekommen, weil Bonouch als seine Vorgesetzte es ihm befohlen hatte.

Darchnard war eine herausragende Kapazität auf seinem Fachgebiet, aber alles andere als ein Partytier. Meist gab er sich mürrisch oder in sich gekehrt.

Privat kannte Bonouch ihn kaum. In Gedanken notierte sie sich, dass sie ihn im Auge behalten sollte.

Nicht, dass sie den Tiefseeforscher verdächtigte, bei nächster Gelegenheit die Position der KOCHNEK an die Autoritäten und Exekutivkräfte von Achtrant verraten zu wollen. Ihm war viel zu sehr an dem Spezial-U-Boot gelegen, als dass er die nach seinen Entwürfen gebaute Sonderanfertigung der Gefahr eines militärischen Angriffs ausgesetzt hätte.

Gleichwohl, Darchnards offen zur Schau getragene Widerspenstigkeit bereitete Bonouch Sorgen. Sie würde ihn demnächst darauf ansprechen.

Aber momentan nahm sie anderes, Wichtigeres in Beschlag.

*

Ich bin Atlan da Gonozal, der sehr wahrscheinlich letzte Ritter der Tiefe und Träger der entsprechenden Ordensaura.

Ich war, wo noch kein Mensch vor mir war: jenseits der Materiequellen, zuletzt am Ende jeglicher Zeit und jeglichen Raums, im Reich von Thez. Mit dem ich erfolgreich ein Abkommen ausverhandelt habe, das viel Übel verhindert hat.

Hoffe ich. Zugleich zeitigt es aber wohl auch Auswirkungen, die jemand wie ich nicht einmal ansatzweise erahnen kann.

Ihm war vollkommen klar, dass die Art, wie er sich Mut zusprach, dem leisen Pfeifen in einem sehr, sehr großen, von sehr, sehr vielen, undefinierbaren, angsteinflößenden Geräuschen erfüllten Wald gleichkam. Aber was sonst sollte er tun?

Auf diesen waghalsigen, überstürzten Versuch, mit dem Trutzkleid ein zweites Mal Kontakt aufzunehmen, verzichten, beispielsweise?, meldete sich prompt der Extrasinn. Man könnte ja ausnahmsweise einmal Geduld an den Tag legen. Warten, bis man sich einigermaßen von der jüngsten Tortur erholt hat.

Atlan lachte lauthals auf.

So spricht ein sogenannter Logiksektor? Dir leuchtet doch wohl ebenso ein wie mir, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die gauchischen Sekuritanten oder andere rachsüchtige Einsatztruppen an unsere Fersen geheftet haben werden.

Der Extrasinn verweigerte, wie immer, wenn er einer Inkonsequenz überführt worden war, eine Antwort.

Aus jahrtausendelanger Gewohnheit verzichtete auch Atlan auf eine Nachfrage. Er wandte sich stattdessen an Rusochnum, den Chirurgen, und an Bonouch, die Leiterin des Fremdwesen-Forschungsinstituts auf der Insel Sachabarch, von der sie aufgebrochen waren. »Seid ihr fertig?«

»So gut wie«, antwortete Rusochnum. Seine Halsschuppen kräuselten sich, als Zeichen der Besorgnis. »Ich wiederhole: Bist du sicher, dass du dieselbe Tortur nochmals auf dich nehmen willst, mit allen, nicht im Mindesten abschätzbaren Konsequenzen?«

Atlan bejahte.

*