Perry Rhodan 3076: Inmitten der Lichtfülle - Arndt Ellmer - E-Book

Perry Rhodan 3076: Inmitten der Lichtfülle E-Book

Arndt Ellmer

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Beschreibung

Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen. Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Er wurde vorwärts durch die Zeit katapultiert und findet sich in einem Umfeld, das nicht nur Terra vergessen zu haben scheint, sondern in dem eine sogenannte Datensintflut fast alle historischen Dokumente entwertet hat. Nachdem er in der fernen Galaxis Ancaisin einen Weg fand, die sogenannte Zerozone zu betreten und womöglich eine Fährte Terras zu finden, begibt sich sein Raumschiff RAS TSCHUBAI ohne ihn auf den weiten Rückweg in die Milchstraße. Mit sich nimmt die Besatzung die Erkenntnis, dass die Cairaner, die sich als Herrscher der Heimatgalaxis aufspielen, nichts anderes sind als Flüchtlinge vor einer weitaus schrecklicheren Gefahr: den Phersunen und ihrer Schutzmacht, der "Kandidatin Phaatom". In der Milchstraße wird der Vorstoß Atlans nach Arkon von einer entsetzlichen Tragödie überschattet: Gucky wird ermordet. Und unweit des abgeriegelten Arkonsystems materialisiert ein gigantisches Objekt. Die Rede ist vom Sternenrad der Cairaner: Wer immer dort lebt, existiert INMITTEN DER LICHTFÜLLE ...

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Nr. 3076

Inmitten der Lichtfülle

Im Zentrum der cairanischen Macht – terranische Mutanten versuchen zu infiltrieren

Arndt Ellmer

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Orsaidd

2. SYKE

3. Orsaidd

4. Space-Jet

5. Orsaidd

6. FONAGUR

7. Orsaidd

8. Kosmopolis

9. Chalcai

10. Kosmopolis

11. Maixon

12. Ecaitan

13. Stenesepadsa

Report

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen.

Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Er wurde vorwärts durch die Zeit katapultiert und findet sich in einem Umfeld, das nicht nur Terra vergessen zu haben scheint, sondern in dem eine sogenannte Datensintflut fast alle historischen Dokumente entwertet hat.

Nachdem er in der fernen Galaxis Ancaisin einen Weg fand, die sogenannte Zerozone zu betreten und womöglich eine Fährte Terras zu finden, begibt sich sein Raumschiff RAS TSCHUBAI ohne ihn auf den weiten Rückweg in die Milchstraße. Mit sich nimmt die Besatzung die Erkenntnis, dass die Cairaner, die sich als Herrscher der Heimatgalaxis aufspielen, nichts anderes sind als Flüchtlinge vor einer weitaus schrecklicheren Gefahr: den Phersunen und ihrer Schutzmacht, der »Kandidatin Phaatom«.

In der Milchstraße wird der Vorstoß Atlans nach Arkon von einer entsetzlichen Tragödie überschattet: Gucky wird ermordet. Und unweit des abgeriegelten Arkonsystems materialisiert ein gigantisches Objekt. Die Rede ist vom Sternenrad der Cairaner: Wer immer dort lebt, existiert INMITTEN DER LICHTFÜLLE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Dancer und Schlafner – Die Mutanten landen inmitten der Lichtfülle.

Der TARA-Psi – Der Roboter erhält neues Salkrit.

Lionel Obioma – Der Hyperphysiker ist mehr als nur ein Salkrit-Lieferant.

Chione McCathey – Die Astrophysikerin erhält die Gelegenheit, ein Weißes Loch zu beobachten.

Dupa Emuladsu

1.

Orsaidd

Arsla sagte: »Wenn wir fliegen wollen, können wir das tun. Die Automaten von der Sicherheit passen auf. Wir springen hinaus und lassen uns fallen.«

Kobo trommelte mit dem Mund. Er schlug Teile des Hornrands gegeneinander, immer gegenüberliegende Partien – links oben gegen rechts unten, rechts oben gegen links unten. Oder oben gegen unten, sein ganz persönliches Zeichen der Bekräftigung. »Es gibt da ein Energiefeld, das jeden auffängt, der vorher nicht aufgepasst hat.«

»Dass ihr euch über so etwas unterhaltet, verstehe ich nicht.« Das war Parko, der älteste. »Kein Emuladsu beschäftigt sich mit so dummem Zeug. Habt ihr etwa vergessen, was ihr als Erstes gelernt habt? Damals wart ihr winzig klein. Ihr musstet es auswendig aufsagen, damit es in Erinnerung bleibt.«

»Was denn, was denn?«, rief Ileja. »Du hast es bestimmt selbst vergessen.«

Parko nahm die Herausforderung an. »Die unsichtbaren Fangnetze aus Energie verhindern Unfälle, aber sie schädigen unsere Gespürhände. Die offenen Nervenenden der Finger leiden, und wir verlieren einen Teil dessen, was uns ausmacht. Wir werden gespürblind. Das ist ähnlich wie augenblind.«

»Krüppelig!« Kallo ächzte betroffen. »Wir sind dann behindert.«

»Mit vier Arbeitshänden«, bestätigte Parko und blickte aus schmalen Schlitzpupillen in die Runde. »Wozu reicht das?«

Sie wussten es und schwiegen. Es reichte für nichts. Für eine grobe Arbeit in einem Bergwerk auf einem fremden Planeten womöglich, aber nicht für ein Leben im Friedensbund. Sie würden ihr ganzes Leben keine vollwertigen Cairaner mehr sein.

Dupa wollten sie das auf keinen Fall antun. Ihre Mutter hatte genug Arbeit und Ärger mit den vielen Fremdvölkern, die es zu befrieden galt.

»Wenn wir groß sind, helfen wir Dupa überall«, sagte Arsla. »Sie braucht uns.«

Sie hatten vor längerer Zeit ein Gespräch mitgehört und wussten, dass auf ihr Volk und auf das Sternenrad wichtige Aufgaben warteten.

Kobo schaute sich suchend um. »Wo steckt Aipu?«

Aipu war der jüngste Emuladsu. Das Gegenteil von einem Energiefünkchen.

»Bestimmt hängt er am Bein unserer Mutter«, meinte Ileja.

2.

SYKE

22. Juni 2046 NGZ

 

Kommandantin Cheyen Ho beugte sich im Sessel vor und berührte einen Sensor ihrer persönlichen Kommunikationsanlage. »Wie geht es Kiow?«

»Sie schläft tief und fest«, antwortete die Systempositronik.

»Sobald die Gefahr für uns wächst, weckst du sie.«

»Selbstverständlich. Deine Schwester hat mir detaillierte Angaben gemacht, wann ich es tun soll.«

»Gut.« Ho nahm es mit Erleichterung zur Kenntnis. Sie fragte sich, wie Kiow in einer Situation wie dieser überhaupt Schlaf finden konnte.

Im All schien alles durcheinandergeraten zu sein. Die letzten verlässlichen Werte der Orter und Taster stammten von den Augenblicken, als die Hyperschockwelle sich aufbaute. Danach hatte sie alles überrollt und durcheinandergeworfen.

Kiow hatte – als Oberbefehlshaberin der Raumlandetruppen des MEDUSA-Verbands – für eine optimale Ausrüstung gesorgt. Zusätzlich zu den Einsatzkräften des eigenen Schiffes verfügte sie über eine großzügige personelle Verstärkung durch die THORA.

Kiow war über zwei Meter groß, mit weit ausladenden Schultern, muskelbepackten Armen, schaufelgroßen Händen und einem konisch geformten Oberkörper, den die dünnen Beine wohl nur schwerlich stemmen konnten.

Ihre Schwester kam sich im Vergleich dazu fast wie eine halbe Portion vor. Das genetische Erbe der plophosischen und ertrusischen Großeltern war sehr unterschiedlich verteilt.

Offenbar gehörte das Schlafbedürfnis dazu.

Cheyen Ho rief ein Holo mit den Vorgängen der letzten knappen Stunde auf. Es zeigte den Beginn der Strukturerschütterungen und das Durcheinander, das entstanden war.

Die THORA mit ihren drei Begleitschiffen KARYA, BALANOS und SYKE geriet in einen Sog. Das sofort eingeleitete Rettungsprogramm arbeitete zuverlässig, lief aber ins Leere. Die Störungen der Struktur des Raum-Zeit-Kontinuums behinderten die Flucht. Sie zerrten an den Schiffen und rissen den kleinen Verband auseinander. Die letzten verlässlichen Werte der Taster ergaben eine Distanz zur Bleisphäre von sechs Lichtstunden.

Die Auswirkungen in den Zentren des energetischen Chaos erwiesen sich als gewaltig. Die Abstände zwischen den drei Ringwulstraumern der MEDUSA-Klasse und dem Ultraschlachtschiff der PATOMAN-Klasse veränderten sich ununterbrochen. Glücklicherweise kam es zu keiner Kollision.

Dann schrumpfte die THORA – ein Effekt, der die Wahrnehmung menschlicher Augen narrte. Nicht die Größe des Schiffes änderte sich, sondern die Entfernung. Die KARYA und die BALANOS unterlagen demselben Phänomen.

»Der Effekt stellt das Verursacherprinzip auf den Kopf«, klang es von der Ortungsgalerie herunter. »Wir sind es, die sich mit hoher Geschwindigkeit von den anderen Schiffen entfernen.«

Der Hyperschock deformierte den Normalraum. Er zog ihn – bildlich gesehen – zusammen. Dann schnellte er wie eine Spiralfeder auseinander. Die SYKE steckte mittendrin.

Hin und wieder funktionierte die Ortung und lieferte brauchbare Werte.

Die Hälfte der Konsolen im Rund um das Zentralholo war inzwischen dunkel. Die Maschinen, die sie steuerten, hatten keine Energie mehr.

Die Expansion betrug fünfeinhalb Lichtstunden, dann fünfdreiviertel. Bei knapp sechs Lichtstunden kam der Effekt zum Stillstand.

Cheyen Ho zog ein Fazit. »Wir bewegen uns mit der ursprünglichen Fahrt in Richtung Bleisphäre, sind aber eine Lichtstunde weiter weg als vorher.«

Die THORA und die anderen Schiffe, die Kampfverbände der Arkoniden, Naats und Ladhonen befanden sich näher am Flugziel. Dort war das unverhofft aufgetauchte Gebilde inzwischen sichtbar, das den Hyperenergieschock ausgelöst hatte. In den Bruchstücken des Funkverkehrs kamen Informationen bei der SYKE an, unzusammenhängend und deshalb meist unverständlich.

Die Kommandantin beendete die Aufzeichnung und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Nahbereich um das Schiff. Kiow Ho betrat die Zentrale und gesellte sich zu ihr.

»Wir werden das Ding gleich sehen«, sagte Cheyen. »Was sagt der Zeitvergleich?«

»Vier Sekunden Differenz«, antwortete die Positronik. »Ich synchronisiere die Werte.«

»Zähl den Countdown, damit wir den Zeitpunkt nicht verpassen«, fügte die Kommandantin hinzu. Ihr Blick wanderte über die Holoanzeigen. Nichts deutete darauf hin, dass sich etwas änderte. »Was ist mit unseren Schwesterschiffen?«

»Negativ«, antwortete der Automat, der die Anlage überwachte. »Kein Kontakt zu KARYA und BALANOS.«

Die drei Ringwulstraumer der MEDUSA-Klasse bildeten einen kleinen Verband zum Schutz der THORA.

Cheyen Ho versuchte, eine Verbindung mit dem Flaggschiff der Liga herzustellen, indem sie den schwankenden Energieausstoß der Speicherblöcke für ein paar Sekundenbruchteile auf das Hyperfunk-Reserveaggregat lenkte und einen ultrakurzen Funkspruch abschickte.

»SYKE an THORA! Cheyen Ho ruft Harla Nellison. Könnt ihr uns hören?«

Nellison war die Leiterin der Funkabteilung in der THORA.

Es blieb still. Die empfindlichen Sensornetze auf der Schiffshülle registrierten nicht einmal ein Rauschen.

»Verstärkt die optische Raumbeobachtung!«, befahl Kiow Ho. Sie trat neben ihre Schwester. Die Schultern der beiden Frauen berührten sich.

»Zehn«, zählte die Positronik. »Neun, acht ...«

»Volle Gefechtsbereitschaft!« Kiow sagte es aus Gewohnheit und musste im gleichen Moment darüber lachen. Kampfmodus hin oder her – was nützte es, wenn die Waffensysteme nicht funktionieren wollten?

»Sechs ...«

Die letzten Sekunden schienen sich endlos dahinzuziehen.

»Vier!«

Vor dem Hintergrund des Alls zeichnete sich flirrendes weißes Licht ab. Es schuf einen Vorhang aus hellen und dunklen Lamellen, die wie Gischt auf der Oberfläche eines Ozeans hin und her wogten. Kaum nahm das Auge sie wahr, flossen sie zu einem Nebelfleck ineinander. In der Helligkeit der Lichtwolke zuckten Entladungen, die das Gebilde im Innern zerrissen und sofort neu zusammensetzten.

»Der Nebel hat einen Durchmesser von mehr als einer Milliarde Kilometern«, stellte Cheyen Ho fest. »Ich hoffe, wir können den Messgeräten trauen.«

Von der Position der SYKE ähnelte der Nebelfleck einem liegenden Oval, dessen Pole immer schneller Richtung Zentrum wanderten. Nach zwei, drei Atemzügen erreichte es Kugelform.

Die Hyperorter spielten verrückt. Sie konnten die Messdaten nicht bewältigen. Die ersten stürzten ab. Die übrigen leiteten die Notabschaltung ein.

Zwischen den sich überschlagenden Hyperenergien meldeten die Normalraumorter Objekte im Bereich des Nebelflecks.

»Detailvergrößerung!«, verlangte Cheyen Ho.

Mit bloßem Auge war nicht viel zu erkennen. Die Massetaster lieferten allerdings Werte, die sich im Bereich von Sonnen und Planeten bewegten.

Etwas war angekommen, etwas, das gewaltig war. Was ihnen die Sinne vorgaukelten, war Wirklichkeit. Und alles schwamm in gewaltigen Lichtfluten.

Illustration: Dirk Schulz

Wie ein Tsunami, nur ohne Wasser, dachte Cheyen Ho.

Sechs Stunden hatte das Licht bis zum Standort der SYKE benötigt. Was sie sahen, hatte tatsächlich stattgefunden. Sie sahen eine Aufzeichnung, basierend auf dem Licht, das sich im Normalraum ausbreitete.

»Meine Güte!« Kiow rempelte Cheyen mit der Schulter an. »Ein Monster aus unbekannter Dimension.«

Die Kommandantin schüttelte den Kopf. »Eher ein Ding aus unserem Universum, das eine weite Reise zurückgelegt hat.«

Ein roter Schlund blähte sich auf, wuchs und kam näher. Er löste sich in zwei rot-orangefarbene Sterne auf, kleine Sonnen und der Farbe entsprechend nicht sonderlich heiß.

Zwischen ihnen klaffte ein ... Weißes Loch. Es musste eines sein, obwohl keine der Schwestern je eines zu Gesicht bekommen hatte. Im Vergleich zu den beiden Sonnen war es winzig, kaum stecknadelkopfgroß. Um die Sterne und das Loch zwischen ihnen blähten sich gewaltige Lichtfontänen. Cheyen Ho verglich sie mit den kuppelähnlichen Kaskaden eines Springbrunnens, die sich im Wasserbecken spiegelten.

»Beachtet die Übereinstimmung zwischen den Bruchstücken der Informationen, die wir erhalten haben, und dem, was wir hier sehen«, sagte die Kommandantin. »Die Einschätzung der Wissenschaftler trifft zu. Das dort ist das Sternenrad.«

Die Gesichter aller Anwesenden hatten sich ihr zugewandt. Kommentarlos nahmen sie von dem physikalischen Wunder Kenntnis, mit dem sie konfrontiert wurden.

Kiow Ho klopfte sich mit der Faust gegen den Brustharnisch ihrer Montur. »Ich weiß nicht. Irgendwie habe ich mir das Gebilde größer vorgestellt, imposanter.«

Cheyen Ho schüttelte fast unmerklich den Kopf. Das Gebilde war ohne jeden Zweifel gewaltig. Vor sechs Stunden war es auf seinem Lichtweg durch das All angekommen.

Und seither störte – mit wechselnder Stärke – der gewaltige Hyperenergieschock alle Systeme in den Schiffen, die mit Hyperenergie arbeiteten. Die Wirkungssphäre erstreckte sich über ungefähr einen Lichttag.

Immerhin, dachte Cheyen, funktionieren die Toiletten und die Beleuchtung.

Dasselbe galt für all jene Einrichtungen in der 240-Meter-Kugelzelle, die mit Normalenergie oder in Normalstatus transformierter Hyperenergie arbeiteten.

Irgendwann waren diese Speicher jedoch leer. Das Schiff versank dann in einen Zustand der Inaktivität. Es war nicht mehr handlungsfähig. Die Cairaner konnten es abschleppen, wie sie es mit dem Naatraumer FONAGUR zurzeit taten.

Die Kommandantin rief sich den Namen der Cairanerin in Erinnerung, den sie mit einem Fetzen Funksalat empfangen und entschlüsselt hatten: Satim Tainatin, eine Konsulin. Sie war mit der Flotte der Augenraumer aus dem Innern des Sternenrads gekommen.

Ein dumpfes Wummern im Leib der SYKE erklang. Die Skalen und Daten in den Holokuben wechselten und zeigten Meldungen und Werte aus kritischen technischen Sektoren. Gravoprojektoren fuhren hoch, brachen bei einem Wert von unter 30 Prozent ab. Das Geräusch der absackenden Leistung erinnerte Cheyen an ein Seufzen.

Gleichzeitig mit dem Wummern öffnete sich das Hauptschott der Zentrale. Ein Mann trat ein, auf den die Kommandantin schon gewartet hatte.

 

*

 

Lionel Obioma erweckte den Eindruck, als hätte ihn jemand an die Tür geklebt. Seine straffe Haltung behielt er bei, als er sich in Bewegung setzte und vom Haupteingang zum Platz der Kommandantin schritt. Sein kurzes, weißes Haar machte einen sehr gepflegten Eindruck. Die schwarzen Augen verschleierten ein wenig, wen er gerade ansah.

Cheyen Ho war derzeit nicht zum Scherzen zumute, aber auf sie wirkte der Hyperphysiker von Rudyn wie das Gegenstück zu dem Weißen Loch im All. Zwei dunkle Augen als winzige Schwarze Löcher konnten ganz schön anziehend werden. Bisher ließ sich an Obiomas Augen zum Glück keine physikalische Ähnlichkeit mit einem Black Hole feststellen.

Obioma trat neben die Kommandantin. Ein kurzes Nicken in ihre Richtung und ein kurzes Nicken zurück, damit schienen die Formalitäten erledigt.

»Das ist also das Sternenrad«, sagte er leise. »Es scheint alle Anforderungen zu erfüllen.«

»So sieht es aus«, antwortete Ho. »Es steht zumindest fest, dass Cairaner drin sind oder drin waren.«

Der Hyperphysiker rief die aktualisierten Daten am Holoterminal auf. Er hob die rechte Hand an den Mund und knetete die Unterlippe.

»Na ja, vielleicht nicht alle Anforderungen«, murmelte er. »Die Massetaster zeigen unerwartete Werte an.«

Die beiden Sonnen der Klasse M hatten jeweils 0,3 Sonnenmassen. Die Gaskugeln durchmaßen 310.000 und 370.000 Kilometer und standen 7.500.000 Kilometer voneinander entfernt. Sie drehten sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt.

»Das System ist stabil«, sagte der Hyperphysiker. »Mit Ausnahme dieser winzigen Abweichung im Massebereich. Vermutlich ist sie auf den Hyperenergieschock zurückzuführen.«

Er richtete seine Aufmerksamkeit auf den Schwerpunkt mit dem Weißen Loch. Es hatte einen relativ geringen Durchmesser, maß nur etwa 50 Meter. »Mhm, soso«, sagte er ratlos. Weiße Löcher waren nicht eben sein Spezialgebiet. Eigentlich waren sie niemandes Spezialgebiet.

Cheyen Ho fand das ganz und gar nicht. Ein so kleines Ding spuckte ununterbrochen gewaltige Mengen an Energie und Hyperenergie aus, es erbrach sich in Quadrillionen Tonnen Materie. Obioma wusste das ebenso wie sie. Er wählte nur einen anderen Standpunkt. Das Weiße Loch spie ein Mengen-Äquivalent dessen aus, was ein Schwarzes Loch verschlang. Ein Lichtspucker.

»Nun gut.« Der Hyperphysiker ließ sich in einen Sessel sinken. »Noch ist nicht aller Tage Abend.«

»Lionel, es ist zu klein!«, platzte Kiow heraus.

Er wandte den Kopf und blickte zu ihr auf.

»Ja. Ist es. Achtet auf die Sphäre um das Weiße Loch!«

Die Daten in den gekoppelten Rechnersystemen der Flottenschiffe enthielten irrwitzige Angaben zum Sternenrad, wie es im Leerraum zwischen der Milchstraße und der Posbiwelt Everblack beobachtet worden war.

Die Dicke der leuchtenden Scheibe betrug ungefähr 100 Millionen Kilometer, der Durchmesser des Gesamtgebildes 1,08 Billionen Kilometer. Das waren nahezu tausend Lichtstunden oder 41,66 Lichttage.

Im Vergleich damit zog der Lichtspucker vor ihnen eindeutig den Kürzeren: 50 Millionen Kilometer bei einem Gesamtdurchmesser von einer Milliarde Kilometern.

Von der Maxi-Ausgabe hieß es, dass die Cairaner mit ihr ganze Planeten an eine bestimmte Stelle transportieren und dort platzieren konnten. Cheyen überlegte, was sie von dieser Begegnung der mickrigen Art halten sollte.

Nach Obiomas Einschätzung erfüllte es fast alle Anforderungen. Für die Kommandantin stellte sich die Frage nach der Anzahl solcher Fortbewegungsmittel.

Die transparente Sphäre um das Weiße Loch sprühte heftiger. Die beiden Polbereiche lagen frei – die oberen und unteren 200 Kilometer. Dort traten die Energie- und Materieströme des Weißen Loches aus und bildeten zwei Lichtfontänen. 50 Millionen Kilometer weit reichten sie hinauf und verteilten sich vom Kulminationspunkt in alle Richtungen. Sie bildeten eine Lichtschicht um das Gebilde.

»Kontakt!«, meldete die Funkstation. »Kurze Meldungen von der THORA und der KARYA. Wir haben jetzt Vergleichswerte vom Objekt. Sie sind mit unseren identisch. Für die Energiehülle hat sich bereits der Arbeitsbegriff Weißer Schirm durchgesetzt.«

Obioma saß kerzengerade im Sessel, den Kopf leicht nach vorne geneigt.

»Beachtet die Fließbewegung der Energie! Sie vermittelt uns den Eindruck eines sich drehenden Rades. Wenn ihr genau hinseht, dann bewegen sich die beiden Hemisphären des Schirms kaum merklich in entgegengesetzte Richtung.«

Der Hyperphysiker schüttelte den Kopf. »Nein, es passt nicht. Wieso ist das Gebilde so klein?«

Kiow Ho trat neben ihn. »Kann man ein Weißes Loch überhaupt steuern?«

»Offenbar. Die Cairaner benutzen es zu weiten Reisen im Kosmos.« Er wandte sich an Cheyen. »Kommandantin, ich schlage vor, wir ziehen eine Wissenschaftlerin von besonderer Qualifikation zu Rate. Chione McCathey. Sie ist Astrophysikerin und auf außergewöhnliche stellare und quasistellare Gebilde spezialisiert.«

Cheyen Ho kannte sie flüchtig. McCathey arbeitete in der hyperphysikalischen Abteilung und beschäftigte sich im Moment mit Untersuchungen im NHF-Bereich des Hyperspektrums. Obioma war der Spezialist für das UHF-Band, in dem unter anderem die Parakräfte angesiedelt waren. Die Kommandantin nahm an, dass die beiden ab und zu eng zusammenarbeiteten und sich gut kannten.

»Einverstanden«, sagte sie. »Gebt mir eine Verbindung mit Chione.«

Im zentralen Holokubus der Zentrale baute sich ein Bild auf. Es zeigte eine gemütlich eingerichtete Kabine. Manche Gegenstände, die Cheyen für Schmuckstücke oder Dekoration hielt, ragten halb verdeckt hinter Kissen und Wandbehängen hervor. An einem Tisch in der Zimmermitte saß Chione McCathey. Leicht vornübergebeugt hantierte sie mit selbstleuchtenden Steinen unterschiedlicher Muster, die sie zu komplizierten Mosaiken zusammensetzte.

Cheyen wusste, dass es sich um Biominerale handelte. Sie hießen Wyrrdsteine und stammten vom Planeten Phendor im Siburiwsystem. Das lag 309 Lichtjahre vom Ephelegonsystem entfernt.

Chione blickte auf und sah hinüber zum Aufnahmefeld des Videokoms. Ihr ernst-konzentrierter Gesichtsausdruck wechselte und machte einem unbekümmerten und ausgesprochen einnehmenden Lächeln Platz.

»Hoher Besuch, na so was! Hallo Oberstleutnant!«

Cheyen Ho hob die Hand zum Gruß und versuchte, ebenso herzlich und locker zu lachen.

Chione platzte heraus, ein glockenhelles Lachen, das in einem leisen Seufzer endete.

»Es ist wunderbar. Ich bin kurz davor, ein völlig neues Muster zu verwirklichen. Also stört meine Kreise nicht.«

»Wir tun es ungern. Lionel ist der Meinung, du solltest es sofort erfahren.«

»Das Sternenrad? Ist es da?«

»Ja.«