Perry Rhodan 332: Kampf um den Neptunmond - H.G. Ewers - E-Book

Perry Rhodan 332: Kampf um den Neptunmond E-Book

H.G. Ewers

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Beschreibung

Zwei Männer von Oxtorne schmieden einen Plan - und ein Zeitpolizist wird in die Falle gelockt Mit Perry Rhodan, Atlan und anderen wichtigen Persönlichkeiten des Solaren Imperiums an Bord, wurde die CREST IV von einer unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in das Sternsystem M-87 geschleudert. Obwohl nun rund 30 Millionen Lichtjahre die Männer der CREST von der Erde trennen - eine phantastische Entfernung, wenn man bedenkt, daß Terraner bisher nur den "nahen" Andromedanebel mit eigener Kraft erreichen konnten -, verlieren sie trotz ihrer hoffnungslosen Lage nicht den Mut. Sie bestehen den Kampf mit dem seltsamen Zwerg aus der "Flotte der gläsernen Särge", der die CREST terrorisiert und sabotiert; und sie bleiben - wenn auch mit knapper Not - Sieger in der Auseinandersetzung auf dem Planeten, dessen Lebewesen bei der Ankunft der CREST Amok zu laufen beginnen. Nichtsdestotrotz ist die Lage Perry Rhodans und seiner Männer alles andere als rosig, zumal sie jeden Kontakt mit Terra und dem Solaren Imperium verloren haben. Dort nun, in einem Moment, da das Heimatsystem der Menschheit von OLD MAN und den Zeitpolizisten tödlich bedroht wird, treten Unruhestifter auf den Plan. Die Angst der Menschen wird systematisch geschürt, und ein Politiker, der insgeheim von einer verbrecherischen Organisation unterstützt wird, sieht seine Stunde gekommen. Heiko Anrath, Perry Rhodans Double wider Willen, spielt die Rolle des Großadministrators, und Croton Manor, der mit der Entlarvung Anraths das allgemeine Chaos verursacht hätte, opfert sich um der guten Sache willen. Die innere Gefahr für das Solsystem ist damit beseitigt - und nun geht es darum, auch die von außen her drohende Gefahr zu entschärfen. Zwei Männer von Oxtorne schmieden einen diesbezüglichen Plan, als der KAMPF UM DEN NEPTUNMOND entbrennt...

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Nr. 332

Kampf um den Neptunmond

Zwei Männer von Oxtorne schmieden einen Plan – und ein Zeitpolizist wird in die Falle gelockt

von H. G. EWERS

Mit Perry Rhodan, Atlan und anderen wichtigen Persönlichkeiten des Solaren Imperiums an Bord, wurde die CREST IV von einer unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in das Sternsystem M 87 geschleudert. Obwohl nun rund 30 Millionen Lichtjahre die Männer der CREST von der Erde trennen – eine phantastische Entfernung, wenn man bedenkt, daß Terraner bisher nur den »nahen« Andromedanebel mit eigener Kraft erreichen konnten –, verlieren sie trotz ihrer hoffnungslosen Lage nicht den Mut.

Sie bestehen den Kampf mit dem seltsamen Zwerg aus der »Flotte der gläsernen Särge«, der die CREST terrorisiert und sabotiert; und sie bleiben – wenn auch mit knapper Not – Sieger in der Auseinandersetzung auf dem Planeten, dessen Lebewesen bei der Ankunft der CREST Amok zu laufen beginnen.

Nichtsdestotrotz ist die Lage Perry Rhodans und seiner Männer alles andere als rosig, zumal sie jeden Kontakt mit Terra und dem Solaren Imperium verloren haben.

Dort nun, in einem Moment, da das Heimatsystem der Menschheit von OLD MAN und den Zeitpolizisten tödlich bedroht wird, treten Unruhestifter auf den Plan. Die Angst der Menschen wird systematisch geschürt, und ein Politiker, der insgeheim von einer verbrecherischen Organisation unterstützt wird, sieht seine Stunde gekommen.

Heiko Anrath, Perry Rhodans Double wider Willen, spielt die Rolle des Großadministrators, und Croton Manor, der mit der Entlarvung Anraths das allgemeine Chaos verursacht hätte, opfert sich um der guten Sache willen.

Die Hauptpersonen des Romans

Cronot und Perish Mokart – Zwei Kosmohistoriker von Oxtorne.

General Moshe Ifros – Militärkommandant des Neptunmondes Triton.

Piet van Geldern – Zivilgouverneur von Triton.

Captain Arturo Geraldi – Kommandant eines Begleittrupps.

Aser Kin – Schwingungswächter und Zeitpolizist.

Einaklos

1.

Die beiden Oxtorner sahen die Sperre im gleichen Augenblick. Ein Gitter zog sich von einer Wand des Tunnels zur anderen, und zwischen zwei Kampfrobotern trat ein Milizsoldat hervor und schwenkte eine rote Lampe.

Perish Mokart bremste das Geländefahrzeug ab und stieß eine Verwünschung aus.

»Immer mit der Ruhe, Junge!« sagte Cronot Mokart. Er ließ das transparente Kuppeldach der »Superschildkröte« zurückfahren und beugte sich hinaus.

»Hallo, Herr General! Was ist los? Kennen Sie uns nicht?«

Der Milizsoldat schaltete seine rote Lampe aus und trat näher. Er war ein junger Mann mit den Rangabzeichen eines Sergeanten.

»Hallo, Mr. Mokart!« gab er den Gruß zurück. »Tut mir leid. Die Zufahrt zur subtritonschen Stadt ist gesperrt. Befehl vom Militärkommandanten.«

Perish Mokart kletterte auf seinen Sitz und schwang sich über den Rand der Kuppel. Er trug, wie sein Vater, eine enganliegende, glänzende schwarze Kombination mit eingerollter Druckhelmkapuze, dazu einen signalroten Kombigürtel mit einem mächtigen Schockblaster im Halfter und darüber einen silberfarbenen, losen Umhang.

Als er vor dem Sergeanten stand, erhielt man eine Ahnung von seinen überragenden Körperkräften. Er wirkte nur wenig größer, aber bedeutend massiver als der Milizsoldat.

Dennoch hätte jeder Uneingeweihte ihn noch bei weitem unterschätzt, denn seine durch Umweltanpassung hervorgerufene Kompakt-Konstitution befähigte ihn, sich unter der oxtornischen Schwerkraft von 4,8 Gravos, bei Sandstürmen von 1000 Stundenkilometern und Temperaturschwankungen zwischen minus 120 Grad Celsius und plus 95 Grad Celsius völlig ungeschützt und mit derselben Leichtigkeit zu bewegen wie ein Erdgeborener unter normalen irdischen Bedingungen.

Perish zog einen Plastikausweis hervor und reichte ihn dem Sergeanten.

»Das ist unsere Sondergenehmigung zum Betreten der alten lemurischen Zufluchtssiedlung!«

Der Sergeant schüttelte bedauernd den Kopf.

»General Ifros hat alle Sondergenehmigungen für ungültig erklärt, Mr. Mokart. Ausnahmezustand – wegen OLD MAN.«

»OLD MAN steht zur Zeit weit außerhalb der Plutobahn und schmollt!« entgegnete Perish voller Sarkasmus. »Außerdem glaube ich nicht, daß er sich bei einem eventuellen Angriff ausgerechnet nach Triton verirrt. Sein Ziel ist die Erde.«

»Ich habe nur meine Befehle auszuführen«, erwiderte der Milizsoldat standhaft. »Beschweren Sie sich bitte beim General, vielleicht zeigt er sich geneigt, bei Ihnen eine Ausnahme zu machen.«

Perish Mokart stieß eine Verwünschung aus.

Er wandte sich um.

»Was sollen wir tun, Vater? Am liebsten würde ich durch dieses lächerliche Gitter hindurchfahren.«

Cronot Mokart lächelte.

»Mit zweiundvierzig Erdjahren solltest du dir eigentlich die Hörner abgestoßen haben, Perish. Komm, kehren wir um und suchen den General!«

Der Milizsoldat atmete erleichtert auf. Er wußte genau, daß er die beiden Oxtorner trotz der Kampfroboter nicht hätte aufhalten können, wenn sie einen gewaltsamen Durchbruch versucht hätten.

»Nichts für ungut, meine Herren!« rief er den Oxtornern nach.

Perish winkte ab und ging ein wenig in die Knie. In der nächsten Sekunde stand er auf dem Rand der Fahrerkuppel. Das Fahrzeug schwankte ein wenig, als das Gewicht des Umweltangepaßten die Federung belastete.

Vorsichtig, damit der Kontursessel nicht zusammenbrach, ließ Perish Mokart sich in die Kabine gleiten. Das Fahrzeug wendete auf der Stelle, überschüttete den Sergeanten und die beiden Kampfroboter mit einem Hagelschauer losgerissener Gesteinssplitter und ruckte mit aufheulenden Elektromotoren an.

Hinter ihm verklang das Schimpfen des Milizsoldaten.

»Ich möchte wissen, was diesem General einfällt!« murrte Perish.

Sein Vater wiegte den völlig kahlen Schädel.

»Moshe Ifros tut nichts ohne triftigen Grund, mein Junge. Vielleicht hat er Nachrichten vom Flottenkommando erhalten, die wir noch nicht kennen.«

»Dann hätte er uns davon unterrichten können, anstatt einfach nur den Zugang zur Stadt zu sperren!«

Wütend trat Perish den Beschleunigungshebel bis zum Anschlag durch. Die breiten Gleitketten der Superschildkröte zermahlten das Triton-Gestein zu Staub und ließen das zweihundertfünfzig Tonnen Erdgewicht schwere Fahrzeug pfeilschnell dahinrasen. Nur in den Kurven hatte der Oxtorner Mühe, es auf Kurs zu halten, denn unter tritonschen Schwereverhältnissen wog es nur fünfzig Tonnen – und sein Fusionsgenerator, seine Elektrotriebwerke und das Fahrwerk waren für oxtornische Verhältnisse konstruiert, unter denen die Superschildkröte zwölfhundert Tonnen wog.

Mehrmals schrammte einer der drei Meter breiten Ketten tiefe Furchen in die Seitenwände.

»Ich möchte wissen, warum es hier unten so warm ist, daß Erdgeborene ohne Klimaanzüge auskommen. Bis hierher reicht doch die Wirkung der Fernheizung nicht, oder ...?« murmelte Cronot.

Perish warf seinem Vater einen kurzen Seitenblick zu, dann kratzte er sich gedankenverloren die Schädeldecke, die bei ihm im Unterschied zu allen anderen Oxtornern von dichtem, flachsblondem Haar bedeckt war.

»Das werden wir jedenfalls nicht erfahren, wenn wir nicht die alte Lemurerstadt untersuchen. Auf alle Fälle dürfte es nicht weniger ungewöhnlich sein, daß es im Innern dieses Mondes Wasser gibt, Wasser, das trotz der geringen Schwerkraft erst bei hundert Grad Celsius siedet.«

Er starrte düster auf den Weg.

»Ich wollte, wir hätten das Sperrgitter einfach zusammengefahren. Wer weiß – vielleicht greift OLD MAN doch Neptun und seine Monde an. In diesem Fall würden wir keine Chance besitzen, die Stadt zu untersuchen.«

»Fahr langsamer«, riet ihm sein Vater. »Wir kommen jetzt auf den Hauptverkehrsstrang, und ich möchte es möglichst vermeiden, einen Verkehrsunfall zu verursachen.«

Perish bremste gehorsam ab.

Sekunden später schoß die Superschildkröte in eine spiralige Auffahrt hinein, verzögerte dabei ihre Geschwindigkeit noch mehr und glitt rasselnd und summend auf die achtspurige Verbindungsstraße zwischen der Stadt Tritona und den Materiewandlern des gigantischen Umformerwerkes auf dem Südpol des Neptunmondes. Triton deckte den gesamten Bedarf der Erde und der übrigen solaren Industrieplaneten mit Kupfer, obwohl dieses Metall von Natur aus nur in geringen Mengen vorkam. Aber die von den Posbis übernommene Technik der Materieumformung machte die Menschheit unabhängig von natürlichen Erzvorkommen.

Seit rund achtunddreißig Jahren arbeiteten Schürfrobots in immer größerer Zahl auf Triton, schabten die Oberfläche gleichmäßig ab und schütteten das taube Felsgeröll auf energetische Förderbänder, die strahlenförmig von den Schürfstellen zu dem einzigen Umformerwerk verliefen. Gigantische Materiewandler formten die atomare Struktur des Gesteins um – und aus den heißen Mäulern der Ausstoßkomplexe kamen die quaderförmigen Kupferrohlinge von je einer Tonne Erdgewicht hervor.

Auf der subtritonschen Verbindungsstraße übernahm eine Leitpositronik die Steuerung der Superschildkröte. Sie schaltete sich in das Robotsegment des Fahrzeuges ein und dirigierte den schweren Wagen auf die langsame Außenbahn, damit er nicht mit den vorbeirasenden Transportgleitern kollidierte.

Außer den beiden Oxtornern befanden sich keine Menschen auf diesem Verkehrsstrang. Die Kupfertransporter fuhren ausnahmslos robotgesteuert, und die Ablösung der Kontrollmannschaft des Umformerwerkes war erst in drei Stunden fällig.

Perish Mokart zog mit einem Ruck seine beiden leichten, geschmeidigen Terkoplaststiefel aus und kratzte sich unter den Fußsohlen.

»Ah! Das tut gut!« ächzte er.

Sein Vater sah ihn besorgt an.

»Was hast du? Phantomschmerzen?«

»Nein, Phantomjucken.«

Perish grinste und sah zu, wie seine Zehen sich bewegten. Sie waren, obwohl sie genau wie normale Zehen reagierten, nicht seine Zehen – wie es auch nicht seine Beine waren, mit denen er lief. Von der Mitte beider Oberschenkel an trug der oxtornische Kosmohistoriker Brutplasmaprothesen, organische Gebilde, die nach der Vorlage seines Gen-Kodes aus synthetischem Bioplasma gezüchtet worden waren. Eigentlich sollten sie absolut identisch sein mit den Beinen, die er während eines Einsatzes verloren hatte. Aber hin und wieder hatte er das Gefühl, als handle es sich um Fremdkörper – und die Erinnerung seiner Nervenfasern an die früheren Beine erzeugte dann ein Phantomjucken oder -zerren, das ihn glauben ließ, vier Beine zu besitzen. Er nahm es allerdings nicht tragisch.

»Ich habe dich damals gleich gewarnt«, sagte Cronot Mokart mürrisch, »als du unbedingt zur USO gehen wolltest. Aber du hörtest ja nicht auf mich. Und was hast du nun davon? Zwei künstliche Beine und eine Schädeldecke aus MV-Leichtstahl mit einer lächerlich behaarten Biohaut darüber!«

Unwillkürlich faßte sich Perish an seinen Haarschopf. Im Grunde genommen war der regelwidrige Haarwuchs das einzige, was ihn an seiner künstlichen Schädeldecke störte. Ein echter Oxtorner durfte einfach kein Haupthaar besitzen!

»Laß nur, Vater. Besser unpassende Haare auf der Schädeldecke als überhaupt keine Schädeldecke mehr. Wenn der Akone damals etwas tiefer gehalten hätte, wäre sogar den besten USO-Medizinern keine Hilfe mehr möglich gewesen.«

»Man hat dich gegen diese akonische Geheimorganisation angesetzt, gegen die Condos Vasac, nicht wahr ...?«

Perish zuckte die Schultern.

»Darüber darf ich nicht sprechen, Vater.«

»Unfug!« fuhr Cronot ihn an. »Geheimniskrämerei! Dieses Komplott mit Croton Manor und der Condos Vasac ist kaum ein paar Tage her. Es dürfte noch mehr Leuten als mir die Augen über den Kampf hinter den Kulissen geöffnet haben. Glücklicherweise haben sich die Reporter von Terrania-Television durch keine Rücksichten abhalten lassen, die Liquidierung des Marsstützpunktes der Condos Vasac zu filmen.«

Perish lachte leise.

Er zündete sich eine Zigarette an und reichte seinem Vater Feuer, als dieser eine gestopfte Pfeife hervorholte.

»Die Reportage wäre ohne Einverständnis der Galaktischen Abwehr niemals gesendet worden, Dad. Im übrigen möchte ich die zehn Jahre bei der USO nicht missen. Vielleicht melde ich mich später einmal wieder zum Dienst.«

»Den Teufel wirst du ...!« knurrte Cronot und stieß dichte Rauchwolken aus.

»Du bist eben schon ein wenig verkalkt«, spöttelte Perish gutmütig.

Cronot holte aus, besann sich dann aber anders.

Er grinste.

»Verkalkt! Nun höre sich einer diesen Bengel an! Ich mit meinen achtundsechzig Jahren könnte mit den Lausejungen in eurem Verein immer noch konkurrieren. Wetten, daß der Lordadmiral mich einstellen würde, wenn ich mich bewürbe?«

Perish lachte lauthals.

»Wie ich dich kenne, würdest du das niemals tun. Dafür bist du viel zu sehr mit deiner Arbeit verwachsen. Vor allem jetzt, wo wir eine fünfzigtausend Jahre alte Fluchtsiedlung der Lemurer untersuchen können.«

»Wenn wir dürften!« fügte Cronot Mokart ironisch hinzu.

»Ich stauche diesen General aus seiner Uniform, wenn er uns nicht läßt!« schimpfte Perish erbittert.

»Das wirst du bleiben lassen«, wies sein Vater ihn zurecht. »Aber jetzt solltest du lieber aufpassen. Wir verlassen gleich den Fernsteuerbereich.«

Perish Mokart blickte hoch und sah die Hinweisschilder unter der Decke.

Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und umfaßte die beiden Lenkknüppel. Sein Fuß suchte das Beschleunigungspedal.

Gleich darauf stieg die Straße an. Ein Gewirr von Abzweigungen huschte vorüber. Die Kupfertransporter verschwanden in den hell erleuchteten Schlünden der Tunnels, die zu den Lagerhallen des Raumhafens Tritona führten.

Und plötzlich donnerte die Superschildkröte zwischen den offenen Panzerschotten des Stadteingangs hindurch.

Hoch über ihr wölbte sich die transparente Kuppel der Stadtzone B von Tritona – und darüber schwamm düsterrot drohend der gigantische Ball des Planeten Neptun in der Schwärze des Raumes ...

*

Perish Mokart stoppte vor dem hochragenden Palast aus Glas und Plastik, in dem die Militärkommandantur Triton untergebracht war.

Die beiden schwerbewaffneten Posten vor dem Eingangsportal deuteten darauf hin, daß auf dem größten Neptunmond der Ausnahmezustand herrschte; normalerweise wurde die Kommandantur nicht bewacht.

»Wir möchten General Ifros sprechen!« sagte Cronot Mokart zu dem Ranghöchsten der beiden Raumsoldaten, einem Leutnant.

Der Offizier bat die Oxtorner, zu warten und verschwand in der leeren Pförtnerloge. Nach kurzer Zeit kam er zurück.

»Es tut mir leid, aber General Ifros ist nicht hier. Mir wurde gesagt, daß er die Verteidigungsanlagen inspiziert.«

»Und sein Stellvertreter?« warf Perish ein.

»Ebenfalls, Mr. Mokart. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«

»Ich glaube nicht«, erwiderte Cronot. »Wir brauchen eine neue Genehmigung zum Betreten der alten Lemurerstadt.«

»Die ist seit heute morgen gesperrt, soviel ich weiß«, sagte der Leutnant.

»Eben deshalb sind wir hier«, gab Cronot mit unverkennbarem Spott zurück.

Der Leutnant machte ein verlegenes Gesicht.

»Vielleicht wenden Sie sich an den Zivilgouverneur, meine Herren. Mr. van Geldern befindet sich in seinem Amtssitz, soviel mir bekannt ist.«

»Na, schön«, meinte Cronot. »Versuchen wir es dort.«

Er nickte seinem Sohn zu und stieg wieder in den Wagen.

Perish folgte ihm und nahm hinter dem Steuer Platz.

Gleich darauf rollte die Superschildkröte wieder an.

Vorbei an Verwaltungsbauten der Vereinigten Solaren Kupferhütten, der Architektenbüros und den verschiedenen wissenschaftlichen Instituten, an Schulen und Laboratorien, Versuchsgärten und Tierfarmen steuerte Perish Mokart auf den Ausgang der Stadtzone B zu.

Durch eine von vier Schleusen abgesicherte Röhre ging es hinüber zur gigantischen Kuppel der Stadtzone C. Hier wohnten zwei Drittel der insgesamt rund zwanzigtausend Männer und Frauen von Tritona. Ausgedehnte Parks, kleine künstliche Seen und Bäche mit glasklarem Wasser trennten die einzelnen sternförmig konstruierten Wohnhäuser voneinander.

Die Sternform der etwa hundert Meter hohen Gebäude garantierte den Familien und Einzelpersonen eine ungestörte Intimsphäre. Keine der dreieckig angelegten Großraumwohnungen grenzte an eine andere, und im Zentrum des Sterns befanden sich die Schnellifts, Versorgungsleitungen und Abfallrohre.

Der Amtssitz des Gouverneurs glich einem großen Fliegenpilz. Die stielförmige Röhre mit den Lifts und Versorgungsleitungen trug den pilzförmigen »Hut« mit den Verwaltungsräumen, der Positronik und der Dienstwohnung Piet van Gelderns. Das Gebäude war nur zur Hälfte belegt, sozusagen auf »Zuwachs« berechnet, denn in wenigen Jahren sollte Tritonas Einwohnerschaft sich verdreifacht haben.

Oben auf dem Dach des »Fliegenpilzes« aber befanden sich die großartigsten Dachgärten, die Cronot und Perish Mokart jemals zu Gesicht bekommen hatten.

Nachdem sie sich beim Robotpförtner angemeldet hatten, fuhren die beiden Oxtorner mit einem Schnellift in die siebzehnte Etage. Hier lag das Sekretariat des Zivilgouverneurs.

Die beiden Vorzimmerdamen tranken Kaffee.

»Mr. van Geldern befindet sich in den Dachgärten, meine Herren«, sagte eine dralle, junge Dame mit gesunden roten Wangen, die sich als Chefsekretärin vorgestellt hatte. »Gehen Sie nur ruhig hinauf. Der Herr Gouverneur wird sich freuen, wenn Sie seine neuen Züchtungen bewundern.«

Perish blickte ein wenig verwirrt drein, aber sein Vater zog ihn am Ärmel nach draußen.

»Komm, mein Junge«, flüsterte er. »Der Tip dürfte nicht schlecht sein. Überall auf Tritona weiß man schließlich, daß van Geldern ein Blumennarr ist. Wenn wir seine Schützlinge gebührend loben, wird er uns bestimmt zu einer neuen Sondergenehmigung verhelfen.«

Perish zuckte die Schultern. Er glaubte nicht recht daran, daß der Gouverneur ihnen helfen konnte.

Ein sehr langsam steigender Pneumolift brachte sie nach oben.

Erstaunt blickten die Oxtorner sich um. Für ihren Geschmack stellte die Üppigkeit der Vegetation schon so etwas wie ein Anzeichen von Dekadenz dar.

Rote, gelbe und gemusterte turkestanische Bergtulpen sowie Hybriden einer zentralasiatischen Wildform zauberten farbenfrohe bunte Tupfen zwischen die Blättermeere goldfarbener, blaugrüner und blasser Funkienarten. Von tritonschen Schaumfelsenblöcken winkten die hochgereckten Blütenstände der Nabelwurz. Der weißschäumende Flor von Schleifenblumen kontrastierte wohltuend mit den niedrigen buttergelben Teppichen der Goldprimel.