Personal Protections - Sammelband 1 - Katie McLane - E-Book

Personal Protections - Sammelband 1 E-Book

Katie McLane

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Beschreibung

"Personal Protections", die Agentur mit den heißesten Bodyguards von New York.
Sammelband 1 enthält die Bände 1 und 2, "Personal Protections - Blackmailed" und "Personal Protections - Stalked".

"Personal Protections - Blackmailed"
Fünf Jahre im Gefängnis haben den ehemaligen Polizisten Vance Woodrow verändert, nun will er sich ein neues, anderes Leben aufbauen. Das Stellenangebot der Bodyguard-Agentur „Personal Protections“ kommt dem Bad Boy wie gerufen, aber es hat einen Haken: Er braucht wenigstens eine Referenz.
Cameron Boice ist seine einzige Option. Als ihr Ehemann verschwunden ist, hat sie die Führung des Unternehmens übernommen, nun wird sie erpresst und sucht für ihren Sohn einen Beschützer. Sie gibt Vance eine Chance, obwohl er von Anfang an eine intensive sexuelle Anziehungskraft auf sie ausübt.
Nach einem versuchten Einbruch zieht er kurzerhand in ihr Gästezimmer. Natürlich nur, um die beiden besser beschützen zu können. Doch die Bedrohung kommt näher, und ihnen rennt die Zeit davon. Was steckt hinter den mysteriösen Erpressern? Und was hat Camerons Assistent damit zu tun?

"Personal Protections - Stalked"
Bailee Hollander wollte nie wieder einen Bodyguard in ihrer Nähe haben, doch als ein Stalker ihre Privatsphäre durchbricht, bleibt ihr keine andere Wahl. Was aber nichts mit dem heißen Ex-Navy-SEAL zu tun hat, der diesen Job übernimmt. Oder spürt er das heftige Knistern etwa auch?
Er soll eine verwöhnte Society-Tochter beschützen, die aus Langeweile Bücher schreibt? Nicht gerade das, was Knox Robinson sich unter einem aufregenden Auftrag vorstellt. Wie falsch er liegt, muss er bereits beim ersten Einsatz feststellen. Der endet mit leidenschaftlichen Küssen, trotzdem ist dem überzeugten Single bewusst, dass Bailee anders ist und eigentlich mehr verdient.
Doch als die Drohungen des Stalkers an Aggressivität gewinnen, wird die Angelegenheit für Knox zu etwas Persönlichem. Niemand wird dieser Frau wehtun!

480 Taschenbuchseiten

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Personal Protections - Blackmailed
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
An meine Leserinnen und Leser
Personal Protections – Stalked
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
Epilog
Danksagung
Dancing With A Stranger
Hold Me, Master!
Leseprobe – »Dancing with a stranger«
1.
2.

 

 

Personal Protections

Sammelband 1

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

 

Über den Autor:

Gestatten? Katie McLane.

Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.

 

Ich lebe mit Mann, Maus und Hund im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne.

Fast alle meine Liebesromane spielen in New York, meiner absoluten Traumstadt.

Sie drehen sich um dominante Männer und starke Frauen.

Sind leidenschaftlich, sinnlich und erotisch.

Voll prickelnder Lust, überwältigendem Verlangen und absoluter Hingabe.

Und sie treffen mit all ihren Emotionen mittens ins Herz - bis zum Happy End.

 

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https : // www . Katie - McLane . de / Katies - Herzenspost

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2020

© Cover – Dream Design

© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

[email protected]

www.katie-mclane.de

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig.

Die unerlaubte Verbreitung des E-Books ist untersagt und Diebstahl geistigen Eigentums, also strafbar. Darüber hinaus drohen zivilrechtliche Konsequenzen wie Schadenersatzansprüche.

Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Personal Protections - Blackmailed

 

Personal Protections 1

 

Von Katie McLane

 

 

 

Buchbeschreibung:

Fünf Jahre im Gefängnis haben den ehemaligen Polizisten Vance Woodrow verändert, nun will er sich ein neues, anderes Leben aufbauen. Das Stellenangebot der Bodyguard-Agentur „Personal Protections“ kommt dem Bad Boy wie gerufen, aber es hat einen Haken: Er braucht wenigstens eine Referenz.

Cameron Boice ist seine einzige Option. Als ihr Ehemann verschwunden ist, hat sie die Führung des Unternehmens übernommen, nun wird sie erpresst und sucht für ihren Sohn einen Beschützer. Sie gibt Vance eine Chance, obwohl er von Anfang an eine intensive sexuelle Anziehungskraft auf sie ausübt.

Nach einem versuchten Einbruch zieht er kurzerhand in ihr Gästezimmer. Natürlich nur, um die beiden besser beschützen zu können.

Doch die Bedrohung kommt näher, und ihnen rennt die Zeit davon.

Was steckt hinter den mysteriösen Erpressern? Und was hat Camerons Assistent damit zu tun?

 

"Personal Protections - Blackmailed" ist der Auftakt zur Reihe "Personal Protections", der Agentur mit den heißesten Bodyguards von New York. Jedes Buch der Reihe ist in sich abgeschlossen und kann separat gelesen werden.

 

 

 

1.

»Gute Nacht, Pete, wir sehen uns morgen!« Er ging mit erhobener Hand an der Kabine des Pförtners vorbei und erwiderte dessen Grinsen.

»Schlaf schön, Vance!«, versetzte Pete mit anzüglichem Unterton und wackelte mit den Augenbrauen.

Vance verließ die Obdachlosenunterkunft, schob die Hände in die Taschen der abgetragenen Lederjacke und schlug den Weg zum Irish Pub ein. Seit drei Wochen sein bevorzugtes Jagdrevier.

Pete war der Einzige, der wusste, was Vance zweimal die Woche dort tat, aber nicht einmal er ahnte, was dahintersteckte.

Im Pub war es genau anders herum, dort kannte niemand seine wahre Identität. Für die verschiedenen Barkeeper war er nur ein Stammgast, der meistens nicht allein nach Hause ging. Kein Wunder, die Weiber fuhren total auf seine tätowierten Muskeln ab und hässlich war er auch nicht gerade.

Er zog die Tür auf, betrat den dunkel und rustikal eingerichteten Pub und sondierte die Lage. Da, nur eine einzige Frau saß allein an der Bar, stierte in ihren Wein. Sie sah recht hübsch aus, mit der braunen Kurzhaarfrisur und ein paar Kurven an den richtigen Stellen, besaß jedoch ein Manko. Sie sah seiner Ex-Frau verdammt ähnlich.

Scheiß drauf!

Vance biss die Zähne zusammen, ging zu ihr hinüber und blieb hinter dem leeren Hocker neben ihr stehen. »Sorry, ist der noch frei?«

Sie drehte den Kopf, und er schenkte ihr sein sexy Lächeln, registrierte die kleinen Veränderungen. Sie setzte sich gerade hin, schob ihre Brüste vor und klimperte mit den Wimpern.

»Aber sicher doch!« Ihre stark geschminkten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und er stellte sich vor, wie sie um seinen Schwanz aussehen würden.

»Danke.« Er zog die Lederjacke aus und hängte sie über den Hocker, schob die Ärmel des weichen Shirts bis über die Ellbogen hoch und setzte sich.

Der Barkeeper war sofort zur Stelle. »Guten Abend. Wie immer?«

Vance nickte und sah sich ein weiteres Mal um, das Unbehagen zwickte im Magen. Der Pub war gut besucht und normalerweise mied er Räume, in denen sich so viele Menschen aufhielten. Selbst die Nutzung der Metro war jedes Mal ein Akt. Aber um das zu bekommen, worauf er jahrelang verzichten musste, nahm er es in Kauf.

»Kommst du oft hierher? Ich habe dich noch nie hier gesehen?«

Er knipste seinen Charme an und wandte sich zu der Frau neben sich. Oh ja, mit ihr würde er leichtes Spiel haben. »Ab und zu, eher unregelmäßig. Und du?«

»Auch nur ab und zu. Hi, ich bin Melissa«, erwiderte sie und streckte ihm die Hand entgegen.

Verdammt, sie hieß auch noch wie seine Ex! Der alte Hass wallte auf, doch er wusste, wie er damit umzugehen hatte. In spätestens zwei Stunden.

»Vance, hi.« Er schüttelte ihre Hand und hielt sie einen Moment länger fest, als nötig.

Der Barkeeper stellte ihm das Bier hin, er bedankte sich und prostete Melissa zu.

»Und bist du immer alleine hier?«, startete er sein Programm.

»Oh, die letzten Male schon. Aber gegen deine Gesellschaft habe ich absolut nichts einzuwenden.«

Brauchte er mehr? Nein, er hatte sie bereits am Haken.

Trotzdem flirtete er noch eine knappe Stunde mit ihr, bevor sie ihn endlich zu sich einlud. Erzählte ihr Märchen über sich und seine Tattoos, erfuhr von ihrem einsamen Leben als Sekretärin und vergaß es sofort wieder. Er würde sie vögeln, alles andere war ihm egal.

Ihr Apartment befand sich nur zwei Blocks weiter, in der dritten Etage eines Gebäudes mit sandfarbener Fassade.

»Wenn du Glück hast, habe ich noch ein Bier im Kühlschrank.« Melissa schloss die Wohnungstür und hängte ihre Handtasche an die Garderobe.

»Das hat Zeit«, meinte er und warf seine Lederjacke auf den Haken daneben. »Findest du nicht?«

Vance packe ihre Taille und küsste sie, hart und fordernd. Sie ging sofort darauf ein, strich mit den Händen über seine Brust, den Bauch und zum Bund seiner Jeans.

Er zog ihr den Trenchcoat aus und ließ ihn zu Boden fallen. »Wo ist dein Bett?«

Sie kicherte, ihre Nervosität flackerte auf. »Komm mit!« Sie nahm seine Hand und führte ihn durch das kleine Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Alles war sauber und gemütlich, weiblich eingerichtet.

»Hast du eigentlich genug Platz in deinem Bett?«, wollte er wissen und deutete mit dem Kinn auf die vielen Kissen.

»Alleine schon.« Melissa ging hin und fegte Kissen und Decke beiseite, drehte sich zu ihm um. »Reicht das als Spielwiese?«

»Ich denke, schon.« Mit einem vielsagenden Grinsen trat Vance zu ihr und kam ohne Umschweife zur Sache. Küsste sie, zerrte ihr die Klamotten vom Leib und ließ sich von ihr ausziehen. Er musste nicht einmal etwas dafür tun, dass sie in Unterwäsche vor ihm auf die Knie ging und seinen Schwanz von dem letzten Stück Stoff befreite.

Melissa fuhr mit den Fingern an dem prallen, harten Schaft entlang und nahm ihn in den Mund. Er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und vergrub eine Hand in ihrem Haar. Sie war verdammt talentiert, wie sie ihn leckte und an ihm saugte, ihn immer tiefer aufnahm. Deshalb zog er sie mit großem Bedauern an den Haaren zu sich hoch und raunte: »Heb dir das für später auf, jetzt werde ich dich erstmal ficken.«

Sie erschauerte und biss sich auf die Lippe. Das Verlangen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Scheiße, wahrscheinlich hatte sie es echt nötig.

Er drehte sie um, presste sich an ihren Arsch und glitt mit der Hand zwischen ihre Beine. Drang mit zwei Fingern in ihre heiße, nasse Möse ein und rieb gleichzeitig mit dem Daumenballen über ihre Klit. Seine andere Hand knetete eine ihrer Titten und zwirbelte den Nippel.

»Bist du bereit für einen harten Ritt?«, knurrte er ihr ins Ohr.

Melissa stöhnte auf und nickte.

Vance fingerte sie, bis ihre Beine zitterten, dann schob er sie aufs Bett. »Knie dich auf den Rand!«

Er fummelte das Kondom aus der Packung und streifte es über, stellte sich hinter sie. Ihr Hintern reckte sich ihm entgegen, ihre Möse glänzte geschwollen, also drang er ohne Umschweife in sie ein. Sie stöhnte auf, warf den Kopf in den Nacken.

Seine Hände krallten sich in ihre Hüften, um sie härter ficken zu können, und er blickte auf sie hinab. Unvermittelt sah er stattdessen seine Ex-Frau vor sich, wie sie sich wand, wenn er zu rau mit ihr umging. Sein Mund verzerrte sich vor Hass, und so rammte er seinen Schwanz noch tiefer und härter in diese Melissa, kreiste mit einem Daumen um ihr anderes Loch, drang langsam vor. Sie wehrte sich nicht.

Er spürte ihre Finger, als sie zusätzlich ihre Klit bearbeitete, aber es interessierte ihn nicht. Die Gedanken an seine Ex-Frau lenkten ihn so lange ab, dass Melissa auf seinem Schwanz kam. Sie keuchte und stöhnte, stemmte sich ihm entgegen, während er das Tempo verlangsamte. Als er merkte, wie sie sich entspannte, spuckte er auf seinen Daumen und schob ihn Stück für Stück tiefer, weitete sie. Dann zog er seinen Schwanz aus ihrer Möse und drang vorsichtig in ihren Arsch ein. Sie stöhnte überrascht auf und wollte sich ihm entziehen, doch er hielt sie fest.

»Keine Angst, du wirst es lieben!«, keuchte er und schloss die Augen. Nahm sie erst langsam, rieb gleichzeitig ihre Klit und steigerte das Tempo ein wenig.

Scheiße, ihr Arsch war so geil, so eng! Und er hatte die absolute Dominanz über sie. Eine Neigung, die er erst in den letzten Wochen entdeckt hatte, und die immer dann zum Vorschein kam, wenn die Zufallsbekanntschaft ihn an die ältere Melissa erinnerte.

Wieder sah er seine Ex vor sich, und in seiner Vorstellung fickte er sie in den Arsch. Rächte sich an ihr, indem er ihr seinen Willen aufzwang. Wenige Stöße später hörte er die Frau noch einmal aufstöhnen, fühlte ihren Orgasmus und kam selbst mit einem kehligen Stöhnen. Stieß noch einige Male zu und pumpte alles in sie hinein, was er hatte. Verdammt, ja!

Schließlich zog er sich vorsichtig aus ihr zurück, klatschte auf ihren Hintern und ging ins Bad. Entsorgte das Kondom und wusch sich gründlich die Hände und den Schwanz. Betrachtete sein Spiegelbild, registrierte die Befriedigung zwischen schwarzem Haar und kurzem Vollbart, die aber nicht seine blauen Augen erreichte.

Scheiß drauf! Sex hatte er gehabt, jetzt galt es, die nächsten Punkte auf seiner Verzichtsliste abzuarbeiten.

Vance ging zurück ins Schlafzimmer und sah auf die erschöpfte Melissa hinab, gab ihr noch einen Klaps. »Wegen dir habe ich mein Abendessen verpasst, wie sieht es in deinem Kühlschrank aus?«

»Oh, klar, warte, ich mache uns was.« Die Beflissenheit, mit der sie aufsprang, um in die Küche zu laufen, war beinahe peinlich. Aber es scherte ihn nicht.

Er streifte seine Pants über und folgte ihr. Für diesen Einsatz würde er ihr nach dem Essen noch eine zweite Runde harten Sex mit Orgasmus gönnen. Und nach ein paar Stunden Schlaf in einem ordentlichen Bett und einer schönen heißen Dusche würde er dorthin zurückkehren, wo er vor sechs Wochen untergekrochen war.

 

*

 

Zwei Tage später kam er gerade aus der Schicht im Schlachthof, als das Handy klingelte, das Marvin ihm vor sechs Wochen überreicht hatte. Der Sohn seines ehemaligen Partners hatte ihn vor dem Tor abgeholt und gemeint, sein Vater habe ihn darum gebeten, ihm auf die Beine zu helfen. Bens Karriere hatte sich in den letzten Jahren steil entwickelt, deshalb konnte er nicht selbst kommen, aber inzwischen hatten sie sich schon einmal auf ein Bier getroffen und versucht, den alten Draht wiederherzustellen.

Vergeblich.

Vance wollte die Rückkehr ins wirkliche Leben allein schaffen, trotzdem war er froh darüber, im Notfall auf Marvin zurückgreifen zu können.

Nun klingelte dieses Prepaid-Handy, zum ersten Mal, und er schaffte es gerade noch, den Anruf anzunehmen.

»Ja?«

»Vance? Ich bin’s.«

»Hallo, Marvin. Was gibt es?«

»Pass auf, ich habe von einem Job erfahren, auf den du dich bewerben kannst.« Marvins Stimme war in den letzten Jahren kaum tiefer geworden und klang durch die Aufregung sogar noch ein wenig höher.

»Marvin, ich bin dir wirklich dankbar, aber ich will keine Gelegenheitsjobs, der Schlachthof ist schon schlimm genug.«

»Nein, nein, es ist ein ordentlicher und gut bezahlter Job.«

»Und was wäre das genau?«

»Die Agentur Personal Protections expandiert und sucht Bodyguards.«

»Bodyguard!«, stieß Vance hervor.

»Ja. Das wäre doch genau das Richtige für dich.«

»Aber ich bezweifle, dass sie jemanden mit meiner Vergangenheit nehmen.«

»Ich habe mit der Inhaberin gesprochen, Miss Holloway war ebenfalls Polizistin. Sie kennt deine Geschichte und ist bereit, dir eine Chance zu geben. Heute Nachmittag um drei hast du ein Vorstellungsgespräch.« Marvin nannte ihm eine repräsentative Adresse in Manhattan und ergänzte. »Versau es nicht, okay?«

Der Ton der Äußerung gefiel ihm gar nicht, aber er schluckte die Bemerkung hinunter. »Ich werde mich bemühen, auch wenn ich mir keine Hoffnungen mache. Trotzdem danke, Marvin.«

»Du hast es verdient, okay? Ruf mich an, wenn du fertig bist!«

»Mache ich. Bis später.«

Vance legte auf und starrte auf das Smartphone hinab.

Gut, er würde sich bei dieser Agentur vorstellen und alles dafür tun, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Illusionen machte er sich dennoch nicht. Seine Ausgangssituation war dafür viel zu beschissen.

 

*

 

Einen Anzug konnte er nicht vorweisen, Jeans, Hemd und Sportsakko mussten reichen. Vance betrachtete sich im Spiegel der Liftkabine und nickte. Er war attraktiv, bestens trainiert und machte einen vertrauenswürdigen Eindruck, vielleicht würde ihm das ja helfen.

Im zwölften Stock verließ er den Fahrstuhl, orientierte sich an dem Firmenwegweiser der Etage und wandte sich nach links. Auf der zweiten Tür, ganz hinten, bevor der Gang nach links abknickte, war das Firmenschild angebracht, das er suchte.

Personal Protections, Agentur für Personenschutz.

Er atmete noch einmal tief durch, richtete das Sportsakko und drückte auf den Klingelknopf. Spähte durch das Sicherheitsglas in einen schmalen Vorraum mit zwei freischwingenden Stühlen am Ende. Von links erschien eine junge, zierliche Frau im Hosenanzug und marschierte auf hohen Absätzen auf ihn zu. Ihr dunkler Bob mit überlangem Pony umrahmte ein eher unauffälliges Gesicht mit goldbraunen Augen und schwang bei jeder Bewegung mit.

Sie öffnete die Tür und verzog die schmalen Lippen zu einem sehr sympathischen Lächeln. »Mr. Woodrow?«

»Der bin ich.« Vance nickte.

»Guten Tag, ich bin Mireya Hobbs, Miss Holloways Assistentin. Kommen Sie doch bitte herein!« Sie trat zurück und gab den Weg frei.

»Danke.«

Hinter ihm drückte sie die Tür ins Schloss und ging voran. »Bitte, folgen Sie mir!«

Er leckte sich über die Lippen und versuchte, die Nervosität im Zaum zu halten, die aus seinem Bauch aufstieg. Sein antrainierter Instinkt ließ ihn die Umgebung scannen, Fenster, Türen, Mobiliar. Einen L-förmigen Schreibtisch, der aussah wie eine Kommandozentrale. Drei Bildschirme, zwei Telefone und weitere technische Geräte, die er im Vorbeigehen nicht einordnen konnte.

Die Assistentin blieb vor einer geschlossenen Milchglastür stehen und sah ihn an. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«

»Zu einem Kaffee würde ich nicht nein sagen. Schwarz, bitte.«

»In Ordnung.« Sie lächelte und klopfte an, steckte den Kopf durch die Tür.

»Lacey? Vance Woodrow ist hier.«

»Immer rein mit ihm!«, erklang eine forsche weibliche Stimme.

Miss Hobbs lächelte ihn an und hielt ihm die Tür auf. »Bitte sehr.«

Er nickte ihr zu, betrat den Raum und musterte die Amazone, die um den Schreibtisch herum auf ihn zu kam. Das lange schwarze Haar floss glatt über Rücken und Brüste, ein lilafarbenes Kleid schmiegte sich an ihre Kurven und die Füße steckten in hochhackigen Stiefeln.

»Herzlich willkommen, Vance. Ich darf Sie doch Vance nennen? Ich bin Lacey.« Sie blieb vor ihm stehen und streckte ihm die Hand entgegen.

»Gerne.« Er schüttelte sie, registrierte den angenehm festen Händedruck und dass sie ihm mit den Schuhen bis zu den Augenbrauen reichte. Abgeleitet von seiner eigenen Größe schätzte er sie auf 1,75 m. Perfekt für eine Polizistin.

»Dann nehmen Sie Platz.«

Er ließ sich auf dem Stuhl vor ihrem offenen Schreibtisch nieder und nutzte die drei Sekunden, um sich umzusehen. Der Raum war in creme und braun gehalten und nur noch mit einer Schrankwand und einem Konferenztisch für zehn Personen ausgestattet. Der Blick aus den bodentiefen Fenstern ging hinaus auf die umliegenden Wolkenkratzer.

Die Agenturinhaberin nahm auf ihrem Chefsessel Platz, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. Sie lächelte ihn an und öffnete den Mund, doch die Tür öffnete sich noch einmal und die Assistentin servierte ihnen Kaffee.

»Danke, Mireya.« Lacey wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, dann sah sie ihn an.

»Also ... Wie geht es Ihnen zur Zeit, Vance?«

Er zuckte die Schultern. »Ich bin gesund, in Topform, jetzt fehlt mir nur noch ein ordentlicher Job.«

»Ich kann mir vorstellen, dass es für jemanden mit Ihren Qualifikationen schwierig ist, das Richtige zu finden.«

»Ja, leider.« Er griff nach dem Kaffee, sog das Aroma ein und ließ sich den ersten Schluck auf der Zunge zergehen. Auch auf solche Annehmlichkeiten hatte er verzichten müssen. Dann sah er ihr in die grünen Augen. »Kennen Sie meine Geschichte?«

Sie nickte und trank von ihrem Kaffee. »Nachdem Marvin mir von Ihnen erzählt hat, habe ich recherchiert, aber natürlich habe ich es damals verfolgt. Wie wahrscheinlich sämtliche Polizisten des Landes.«

»Und Sie haben mich trotzdem eingeladen?«

Ein Schmunzeln umspielte ihre Mundwinkel. »Vance, lassen Sie uns ehrlich sein! Kein Polizist kann garantieren, in einer solchen Situation nicht so zu reagieren, wie Sie es getan haben. Es ist hundertprozentig nachvollziehbar, aber leider strafbar.«

»Und es hat mein gesamtes Leben zerstört«, murmelte Vance und atmete tief durch.

»Das tut mir leid. Aber vielleicht können wir ja gemeinsam daran arbeiten, Ihnen ein neues Leben aufzubauen.«

Er trank noch einen Schluck und lehnte sich zurück. »Darf ich fragen, warum Sie den Dienst quittiert haben?«

»Nun, es gab Entwicklungen in meinem Revier, mit denen ich nicht einverstanden war.«

Okay, es ging ihn nichts an. Auch gut. »Woher kennen Sie Marvin?«

»Über ein paar Ecken. Außerdem trainieren meine Mitarbeiter in den Studios der Fitness-Kette, für die er arbeitet.«

»Kennen Sie seinen Vater?«

»Ihren ehemaligen Partner? Nein, tut mir leid.«

»Hören Sie, ich möchte nicht, dass Sie mir aufgrund der Umstände eine Sonderbehandlung geben.«

»Tue ich nicht. Sie müssen die gleichen Voraussetzungen erfüllen, wie alle anderen.«

»Und die wären?«

»Ich verlange Referenzen, auch bei Neueinsteigern. Bringen Sie mir eine und Sie sind drin.«

Ihm entschlüpfte ein Lachen. »Wie soll das gehen? Ich muss doch bestimmt irgendwelche Lizenzen vorweisen können.«

»Ich kann Sie unterstützen.«

»Da beißt die Katze sich in den Schwanz. Das eine funktioniert nicht ohne das andere.«

»Tut mir leid, so sind die Regeln. Wenn ich aktuell einen Auftrag hätte, über den ich das arrangieren könnte, würde ich Sie sofort einsetzen, aber das habe ich leider nicht. Hören Sie sich doch in Ihrem alten Bekanntenkreis um.«

»Den gibt es nicht mehr. Niemand will noch etwas mit mir zu tun haben und das ist gut so, das waren keine Freunde.«

»Da kann ich Ihnen leider nur zustimmen. Also, lassen Sie mir Ihre Telefonnummer hier, ich höre mich um. Und Sie tun das gleiche, am besten auch über Marvin, er scheint über ein gutes Netzwerk zu verfügen.« Lacey legte einen Kugelschreiber auf den Notizblock und schob ihn zu Vance rüber.

Er beugte sich vor, notierte seine Handynummer und bemühte sich, seinen Frust nicht durchscheinen zu lassen.

»Haben Sie sich eigentlich schon über Personal Protections informiert?« Die ehemalige Polizistin lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und legte die Unterarme auf den Lehnen ab.

»Ich habe mir Ihre Homepage angesehen, ja. Die Referenzen und fachlichen Auszeichnungen sind beeindruckend, aber dort steht weder etwas über die Größe Ihrer Agentur noch etwas über Ihr Team.«

»Nun, dann will ich Ihnen ein paar Details nennen. Damit Sie auch wissen, für was es sich lohnt, sich ins Zeug zu legen, wenn Sie diesen Job wirklich wollen. Aktuell habe ich sieben Bodyguards, könnte aber zwanzig beschäftigen. Trotzdem möchte ich nur langsam wachsen und lasse entsprechende Sorgfalt bei der Auswahl meiner Mitarbeiter walten. Neben meiner Assistentin gibt es nur noch eine weitere interne Kraft, den Disponenten, der sämtliche Einsätze koordiniert. Und drei Trainer kümmern sich darum, meine Leute in allen Bereichen fit zu halten. Personenschutz, Waffen, Krav Maga und Kickboxen.«

»Die bringen Sie aber nicht alle hier unter, oder?«

Sie lachte. »Nein, das hier sind nur Geschäftsräume. Unsere Zentrale ist in Nyack, oben in Rockland County.«

Vance nickte. Persönlich hatte er die Kleinstadt noch nicht besucht, doch sie lag strategisch günstig am Hudson River, in einer dünn besiedelten Gegend, umgeben von Wäldern. Ideal für ein solches Unternehmen. »Ich nehme an, dass Sie dort auch über ein sicheres Haus verfügen.«

»Selbstverständlich. Wir sind auf alles eingerichtet.«

Er trank seinen Kaffee aus, sah sie schließlich an und mahlte mit den Zähnen. Er war Polizist geworden, um alle Menschen zu schützen. Als Bodyguard würde er sich nur um jeweils eine Person kümmern müssen, vielleicht eine kleine Familie. Doch, der Job könnte ihm gefallen.

»In Ordnung, ich werde mich umhören. Ich glaube, ich könnte Ihr Team sehr gut verstärken.«

Ein Lächeln breitete sich auf Lacey Holloways Gesicht aus. »Das denke ich auch.«

 

2.

»Jacob, der Schulbus ist gleich da, wo bleibst du denn?«

Cameron Boice stand am Fuß der Treppe, die Hand auf dem Ende des Handlaufs, und schlüpfte in ihre Pumps.

»Komme!«

Oben fiel die Tür zum Kinderzimmer zu, dann erklangen Schritte und Getrampel auf der Treppe. Sie sah auf und ihrem zehnjährigen Sohn entgegen. Seine dunkelblonden Locken waren viel zu lang und zerzaust, seine blaugrünen Augen strahlten vor Energie.

Gott, er sieht James so verdammt ähnlich!

Die Erkenntnis versetzte ihr einen Stich, doch sie ließ sich nichts anmerken. Sie musste stark sein, für Jacob, die Firma, ihre Mitarbeiter.

Unten angekommen blieb Jacob vor ihr stehen, um sich einen Abschiedskuss abzuholen, nahm den Rucksack auf und wirbelte zur Tür hinaus.

»Bis heute Nachmittag«, rief sie noch, erhielt aber keine Antwort. Die Haustür fiel ins Schloss, sie drehte sich zum Spiegel um und seufzte. Strich den Rock ihres Business-Kostüms glatt, zupfte noch einmal Jackett und die Bluse darunter zurecht und überprüfte den Sitz ihrer hochgesteckten blonden Haare. Ihr Blick ging ins Leere.

Fast ein Jahr war es nun her, dass ihr Mann nicht aus dem Büro nach Hause gekommen und verschwunden war. Camerons Leben war komplett aus den Fugen geraten und sie war gezwungen gewesen, es von heute auf morgen neu zu ordnen. Von der Hausfrau und Mutter mit Ehrenämtern zum Lady Boss der Firma mit exklusiven Fitness-Studios in New York City. Von einem ruhigen Leben mit ihrem Sohn als Mittelpunkt zur täglichen Hektik zwischen Familie und Geschäftsführung.

Mit einem Blinzeln kehrte sie in die Realität zurück und ging in die Küche. »Liegt heute etwas Besonderes an, Martha?«

»Nein, Mrs. Boice«, antwortete ihre Haushälterin mit wie immer sanfter Stimme. »Jacob kommt gegen vier aus der Schule, Besuch ist keiner angemeldet. Abendessen um sechs, wie immer.«

Cameron musterte die ältere Frau, die in jeder Situation den Überblick und die Ruhe behielt. Martha Jenkins war mehr Großmutter als Angestellte, wohnte seit elf Jahren in einem eigenen Bereich neben den Gästezimmern. Jedoch weigerte sie sich, ihre Chefin beim Vornamen zu nennen.

»Okay. Ich werde versuchen, spätestens um vier Feierabend zu machen«, meinte Cameron und bemerkte gleichzeitig ihr schlechtes Gewissen. Sie versuchte es jeden Tag, aber bisher war es ihr nur selten gelungen. Wenigstens war sie immer zum Abendessen zu Hause.

»Einen entspannten Arbeitstag, Mrs. Boice.«

»Danke, Martha. Bis heute Abend.« Sie lächelten sich zu, dann griff Cameron nach ihrer Handtasche und verließ das Haus.

Den SUV ihres Mannes ignorierte sie, wie so oft, und stieg stattdessen in ihr schnittiges Stadtauto. James hatte ihr unbedingt ebenfalls einen Audi kaufen wollen, aber sie hatte auf einer kleineren, eleganteren Version bestanden.

Die Fahrt von Mount Vernon nach Upper Manhattan zog sich wie üblich in die Länge, der Verkehr auf den paar Kilometern war in der morgendlichen Rush Hour einfach mörderisch. Nicht zum ersten Mal zog sie ernsthaft in Erwägung, mit der Metro ins Büro zu fahren. Die Verbindungen waren gut und es dauerte bestimmt nicht länger als mit dem Wagen, aber irgendwie sträubte sich alles in ihr dagegen. Sie brauchte die Flexibilität und, ja, dieses kleine Statussymbol.

Ihr Assistent, Marvin Gabella, erwartete sie bereits an seinem Schreibtisch, mit einem strahlenden Lächeln.

»Guten Morgen, Cameron! Haben Sie gut geschlafen?« Er stand auf und ging zum Kaffeevollautomaten.

»Guten Morgen, Marvin. Danke, Sie auch?« Sie rang sich ein Lächeln ab und betrat ihr Büro. Mit seiner morgendlichen guten Laune konnte sie nicht mithalten, sie war im letzten Jahr zum Morgenmuffel mutiert. Vielleicht wegen der ständigen Ungewissheit darüber, was mit James passiert war.

»Sehr gut, wie immer, danke! Und im Studio war ich auch schon.« Er folgte ihr mit einem Cappuccino und stellte die Tasse auf den Schreibtisch, als sie sich gerade auf dem Chefsessel niederließ.

Cameron musste lachen. »Haben Sie kein Privatleben oder nur zu viel Energie?«

»Letzteres.«

»Okay, steht heute irgendetwas Besonderes an?«

Marvin nickte. »In Ihrem Terminkalender steht um 9 Uhr das Gespräch mit dem Controlling, um 11 Uhr kommt der Vertriebsleiter.« Er ging hinaus.

»Danke.« Sie zog die Tasse zu sich heran und nahm einen vorsichtigen Schluck, schaltete mit der anderen Hand den Computer ein.

Um sich die Wartezeit zu vertreiben, nahm sie Handy und Kalender aus der Tasche und übertrug Jacobs neueste Termine in die edle Kladde.

»Ist das nicht ein bisschen altmodisch?«, rief Marvin ihr von seinem Schreibtisch aus zu.

Sie sah auf und warf ihm durch die offengebliebene Tür ein Lächeln zu. »Gar nicht, das ist eine Frage des Stils! Außerdem liebe ich meinen Terminkalender.«

»Ich weiß.« Marvin grinste und wandte sich seinem Computer zu.

Bis zu ihrem Gespräch mit Stella und Robert vom Controlling arbeitete sie ihre E-Mails durch und vertrat sich noch ein wenig die Beine, kehrte mit einem weiteren Cappuccino an ihren Schreibtisch zurück.

Kurz darauf trafen ihre Mitarbeiter ein, bewaffnet mit Ordnern und Notizblöcken. Sie gingen die Zahlen des letzten Quartals durch, glichen sie mit dem veranschlagten Budget ab und konnten ein positives Fazit ziehen. Sehr gut. Ihre Laune stieg.

Keine Stunde später saß sie wieder allein in ihrem Büro und öffnete das E-Mail-Programm, begann mit der ältesten ungelesenen Nachricht. Auf der rechten Seite wurde eine Vorschau angezeigt, zwei simple Sätze.

 

Sie glauben uns nicht? Dann schauen Sie sich das Foto an!

 

Cameron runzelte die Stirn und klickte auf den Anhang. Der Schreck ließ sie aufjapsen und erstarren. Jacob, in der Jeans und dem grauen Kapuzenpulli von heute Morgen.

Sie schlug die Hand vor den Mund und stieß einen erstickten Laut aus.

»Cameron? Stimmt etwas nicht?« Marvin sprang von seinem Stuhl auf und kam herein.

Sie starrte ihn an. »Schon wieder eine Drohung! Sie haben Jacob fotografiert. Heute!«

 

*

 

Der penetrante Klingelton quälte sein Gehirn. Verdammt, er war doch gerade erst eingeschlafen!

Mit einem Stöhnen rollte Vance sich auf die Seite und griff danach, registrierte Uhrzeit und Anrufer.

»Ich hoffe, dass es wirklich wichtig ist, Marvin«, knurrte er. »Ich bin erst seit zwei Stunden von der Nachtschicht zurück.«

»Dann hast du noch knapp zwei, um dich fertig zu machen und hier aufzukreuzen. Ich glaube, ich habe den Referenzauftrag, den du brauchst.«

»Was?« Vance schoss im Bett hoch und rieb sich über das Gesicht.

»Ich erkläre es dir, wenn du hier bist.« Marvin nannte ihm eine Adresse in Upper Manhattan. »13 Uhr, sei pünktlich.« Dann legte er auf, ohne eine Antwort abzuwarten.

Vance fühlte einen Schub Adrenalin, schwang die Beine aus dem Bett und lief mit seiner Waschtasche zu den Duschräumen. Wie gut, dass er die antrainierte Fähigkeit, schnellstens wach und einsatzbereit zu sein, auch in den letzten Jahren nicht verlernt hatte.

Eine Viertelstunde vor der vereinbarten Uhrzeit traf er in der vierten Etage ein und blieb vor dem Haupteingang mit der Aufschrift First Choice Gym stehen. Richtete noch einmal Kragen und Manschetten unter dem Sportsakko und legte den Finger auf die Klingel.

Marvin persönlich kam zur Tür und ließ ihn herein, schüttelte ihm die Hand.

»Danke, dass du so schnell kommen konntest.« Er wirkte besorgt, das ovale Gesicht war blass.

Vance folgte ihm hinein. »Was ist denn passiert?«

»Es geht um meine Chefin. Sie hat schon wieder eine Drohung bekommen, per E-Mail.«

»Schon wieder?« Seine Alarmglocken schrillten. »Wie viele gab es?«

»Zwei. Und heute kam eine mit Foto.«

»Was für ein Foto? Scheiße, nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«

Marvin fuhr sich mit der Hand durch das etwas zu lange blonde Haar. »Es war ein Foto von Jacob, Camerons Sohn.«

Okay, da war also jemand hinter Marvins Chefin her. Was konnte dieser jemand ...

Halt, stopp! Er war kein Polizist mehr, er musste damit aufhören.

»Warum bin ich hier?«, fragte Vance stattdessen.

»Cameron braucht Hilfe, einen Beschützer für Jacob. Das könnte dein Referenzauftrag werden.«

Vance biss die Zähne zusammen und straffte die Schultern. »Du hast ihr nicht die Wahrheit über mich gesagt.«

Marvin schüttelte den Kopf. »Ich habe es nur angerissen. Das und die Voraussetzungen für deine Anstellung bei Personal Protections. Sie ist bereit, dir diese Chance zu geben. Wenn du ihr von deiner Vergangenheit erzählst und sie persönlich überzeugen kannst.«

Er stieß die Luft aus. »Marvin, ich glaube nicht, dass ...«

»Komm schon, was hast du zu verlieren? Das ist die Chance! Cameron ist ein sehr korrekter Mensch und bildet sich gern ihre eigene Meinung. Und mehr als nein sagen kann sie nicht.«

Vance atmete tief durch und spielte mit den Wangenmuskeln, wog bereits ab, wie weit er die Wahrheit dehnen und biegen konnte. »In Ordnung, ich rede mit ihr.«

Marvin seufzte und schlug ihm auf die Schulter. »Danke, Mann!«

Er ging zu einer geschlossenen Bürotür, klopfte an und schlüpfte hinein.

Vance starrte auf die Tür und bemerkte mit gewissem Erstaunen, dass er nervös war. Dann erschien Marvin in der Tür und bat ihn herein.

Er ging an ihm vorbei in das Büro, registrierte die Mini-Sitzgruppe auf der linken Seite und den L-förmigen schwarzen Schreibtisch vor dem Fenster. Und die Blondine, die auf ihn zukam.

Seine Augen erfassten die schlanke, kurvige Figur im grauen Business-Kostüm, das hochgesteckte Haar, ein herzförmiges Gesicht mit ovalen Lippen, wenig Make-up. Sie lächelte ihn an, wirkte jedoch angespannt und verängstigt.

Irgendetwas an ihr zog ihn in ihren Bann, körperlich wie geistig.

»Guten Tag, Mr. Woodrow«, begrüßte sie ihn mit fester Stimme.

»Hallo, Mrs. Boice.« Vance schüttelte ihre Hand und erstarrte innerlich.

Er wollte ihr helfen, sie beschützen.

Er wollte sie ficken.

Scheiße, er war geliefert! Sowas von im Arsch!

»Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«

Mit einem Blinzeln kehrte er in die Realität zurück, bemerkte ihre gerunzelte Stirn und riss sich zusammen.

»Ähm, ja, vielen Dank. Schwarz, bitte!«, wandte er sich an Marvin.

Der nickte und verließ das Büro.

»Bitte, nehmen Sie Platz!« Mrs. Boice deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und ließ sich auf ihrem eigenen Bürostuhl nieder. Faltete die Hände und legte sie vor sich auf den Tisch, die Knöchel traten weiß hervor.

»Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig herkommen konnten«, begann sie und biss sich auf die Unterlippe.

Fuck, tu das nicht!

Bei dem Anblick schwoll sein Schwanz an.

Vance zwang sich, ihr in die Augen zu schauen, in das Graugrün einer stürmischen See, die ihn zu verschlingen drohte. Verflucht, was war nur mit ihm los?

Er räusperte sich und richtete das Jackett. »Nun, ich denke, Marvin hat sie bereits über meine aktuelle Situation aufgeklärt, da bin ich sehr flexibel.«

Der kam in diesem Moment ins Büro und servierte den Kaffee.

»Danke, Marvin. Ich möchte dann jetzt nicht gestört werden.« Cameron Boice lächelte ihn an, er nickte und ging hinaus, schloss die Tür hinter sich.

»Also, Mr. Woodrow, wie lautet Ihre Geschichte?«

Vance trank von seinem Kaffee und räusperte sich noch einmal. »Was genau hat Marvin Ihnen bereits erzählt?«

»Nur, dass Sie bis vor kurzem im Gefängnis gesessen haben und nun einen Referenzauftrag für eine Festanstellung bei Personal Protections brauchen.«

»Und von mir möchten Sie nun wissen ...« Er brach ab.

»Warum Sie im Gefängnis waren und was Sie für den Job als Bodyguard qualifiziert.«

Vance schluckte und hielt sich an den Armlehnen fest. »Ich weiß nicht, ob es mich dafür qualifiziert, aber ich war Polizist. Detective-Investigator 2nd grade beim New York Police Department.«

»Was ist passiert?«

»Mein Partner und ich haben einen Kindesentführer verfolgt, kamen aber zu spät.« Madeleines totes Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf, das einzige, was er unversehrt gelassen hatte.

Vance drängte die Erinnerungen zurück und konzentrierte sich auf die Fakten. »Er hat das Mädchen leiden lassen und so zugerichtet, dass bei mir eine Sicherung durchgebrannt ist. Ich wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt.«

Er sah, wie sie schluckte.

»Wie lange waren Sie im Gefängnis?«

»Fünf Jahre.«

Ihr direkter, offener Blick schien bis in sein Innerstes zu reichen, und er fühlte sich regelrecht bloßgestellt. Zwischen ihnen breitete sich Schweigen aus, dann nickte sie langsam und trank von ihrem Cappuccino.

»Mein Mann ist vor einem Jahr verschwunden, Mr. Woodrow. Auf dem Weg vom Büro nach Hause.« Cameron atmete tief durch. »Seitdem leite ich die Firma und versuche, trotzdem so viel Zeit wie möglich mit meinem Sohn zu verbringen. Das gelingt mir jedoch nicht und diese Lücke hat jemand erkannt, um mir zu drohen.«

»Worum geht es in den Drohungen?«

»Um James, meinen Mann. Er hat anscheinend mit Drogen gedealt, in einigen der Studios.«

»Hat die Polizei das herausgefunden?«

»Ja, aber das war auch schon alles. In den USA konnten sie ihn nicht aufspüren, also haben sie gemeint, er habe sich abgesetzt, und die Ermittlungen eingestellt. Es gibt zwar noch einen landesweit gültigen Haftbefehl, aber sie haben mir nicht viel Hoffnung gemacht. Wie auch immer, man fordert das Geld ein, das James wohl noch für eine Drogenlieferung schuldet.«

»Haben Sie die Studios durchsuchen lassen?«

»Natürlich, aber wir haben weder Geld noch Drogen gefunden.«

»Das ist schlecht. Wie hoch ist die Summe?«

»Fünfhundertausend.«

Vance stieß einen Pfiff aus. »Haben Sie in Erwägung gezogen, das Geld zu zahlen?«

Sie funkelte ihn an. »Niemals! Weder habe ich das Geld, noch werfe ich es irgendwelchen Kriminellen in den Rachen.«

»Und jetzt ist Ihr Sohn in deren Fokus geraten.«

Cameron presste die Lippen zusammen, nickte und sah auf ihre Hände hinab.

»Darf ich die letzte Drohung einmal sehen?«

»Natürlich, die E-Mail ist erst vor wenigen Stunden gekommen.« Sie wies auf den Bildschirm.

»Darf ich?« Vance machte Anstalten aufzustehen, sie nickte.

Er umrundete den Schreibtisch und blieb schräg hinter ihr stehen. Beobachtete, wie sie besagte Nachricht aufrief und sich dann im Stuhl zurücklehnte, damit er freie Sicht hatte.

Ihr Duft stieg ihm in die Nase, eine Mischung aus fruchtigen Noten und etwas Warmem, und er schloss die Augen, sog ihn möglichst unauffällig tief ein. Sein Schwanz wurde steinhart, und er konnte nur hoffen, dass sie es nicht bemerkte. Fuck!

Vance trat neben sie, beugte sich vor und ergriff die Computermaus. Rief die Eigenschaften der Nachricht auf, dann den Anhang.

»Von wann ist das Foto?«

»Heute Vormittag.«

»Okay.« Er ging zurück zu seinem Stuhl und versuchte gleichzeitig, den Sitz der zu eng gewordenen Jeans zu verändern. Vergeblich. Nun galt es, die Beule zu verstecken.

»Sind Sie sicher, dass nur Ihr Sohn Schutz braucht?«

Cameron legte den Kopf schräg und sah ihn an, wirkte verwirrt. »Ich denke, schon.«

»Was sagt die Polizei zu den Drohungen?«

»Nichts. Weil ich sie nicht eingeschaltet habe.«

»Das ist nicht gut, Mrs. Boice. Es gibt Spezialisten, die herausfinden können, woher die E-Mails kommen und wer dahintersteckt.«

»Ihre ehemaligen Kollegen haben ja nicht einmal herausgefunden, mit wem mein Mann Geschäfte gemacht hat«, brauste sie auf. »Dann hätte ich jetzt vielleicht nicht dieses Problem.«

»Ich verstehe Ihren Ärger, aber das können Sie so nicht sagen. Das Drogengeschäft in New York City haben ein paar Organisationen unter sich aufgeteilt, also steckt auch jemand Größeres dahinter. Und mit denen ist nicht zu spaßen, das können Sie mir glauben.«

»Und was soll ich, Ihrer Meinung nach, jetzt tun, Mr. Woodrow? Zur Polizei gehen und hoffen, dass sie Jacob und mich beschützen?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn an. »Ich brauche sofort jemanden, der auf Jacob aufpasst.«

»Sie sollten beides in Erwägung ziehen.«

»Vielen Dank für Ihre Einschätzung«, erwiderte sie frostig.

Vances Mut sank. »Es tut mir leid, wenn es nicht das ist, was Sie hören wollten. Wenn Sie möchten, werde ich Jacobs Bodyguard, aber das wird nicht ausreichen.«

»Ich werde darüber nachdenken. Vielen Dank, dass Sie hier waren, Mr. Woodrow.«

Cameron erhob sich und streckte ihm über den Schreibtisch hinweg die Hand entgegen.

Okay, er hatte es versaut. Seine einzige Chance in den Sand gesetzt.

Vance kratzte den letzten Rest seines Stolzes zusammen, stand auf und schüttelte ihre Hand. »Trotzdem danke für die Chance«, meinte er höflich und scheiterte daran, das Kribbeln zu ignorieren, das die Berührung unvermittelt in ihm hervorrief.

Sie nickte nur, die Lippen zusammengepresst, und er wandte sich ab und verließ ihr Büro.

»Und?« Marvin stand auf und kam ihm entgegen, während Vance die Tür hinter sich ins Schloss zog. »Wirst du für sie arbeiten?«

»Ich glaube, nicht.«

»Was ist passiert?«

»Rede mit deiner Chefin, wenn du willst, aber ich werde mich nicht dazu äußern, tut mir leid.«

»Was für eine gequirlte Scheiße! Du hast es einfach nur vermasselt!« Marvin seufzte und schüttelte den Kopf.

Vance biss die Zähne zusammen. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Trotzdem danke für deine Unterstützung, hast was gut bei mir.« Er tätschelte seine Schulter und stolzierte hinaus. Vielleicht war es besser so.

 

*

 

Was, zum Teufel, nahm sich dieser eingebildete Kerl eigentlich heraus? Wollte er ihr Vorschriften machen? Die Polizei konnte sie mal!

Und Vance Woodrow auch!

Sie unterbrach ihre Schritte und blieb mit verschränkten Armen vor dem Fenster stehen, starrte hinaus. Ihr Körper war in vollem Aufruhr.

Es klopfte, und nach ihrem verärgerten »Ja!« trat ihr Assistent ein.

»Was gibt es?«, brummte sie, drehte sich aber nicht um.

»Darf ich fragen, was passiert ist?«

Cameron furchte die Stirn und sah ihn über die Schulter hinweg an. »Was soll denn passiert sein?«

»Nun, Sie sind sauer, das merke ich. Und Vance meinte, dass Sie ihn nicht anstellen werden. Hat er Sie belästigt?«

Sie brach in Gelächter aus und ließ die Arme sinken, spürte das fast vergessene süße Ziehen, das sich bei dem Gedanken einstellte. »Nein, Marvin, hat er nicht.«

»Warum geben Sie ihm dann keine Chance?«

»Das habe ich noch gar nicht entschieden.«

»Aber was hat Sie so verärgert?«

»Dass er die Polizei einschalten will. Und Sie wissen, was ich inzwischen von denen halte.« Sie ließ sich auf ihren Bürostuhl fallen und lehnte sich zurück.

»Anscheinend können selbst ehemalige Polizisten nicht aus ihrer Haut.« Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Wie werden Sie nun entscheiden?«

»Das weiß ich noch nicht, ich muss darüber nachdenken«, wich sie aus. »Habe ich heute noch einen Termin?«

»Nein.«

»Gut, dann lassen Sie mich jetzt allein, ich habe zu tun.«

»Natürlich.« Ihr Assistent ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.

Cameron atmete tief durch, drehte sich mit dem Stuhl zum Fenster und schaute hinaus. Sah aber nicht die Häuser, sondern Vance vor sich.

Himmel, sein Anblick hatte sie aus der Bahn geworfen. Nicht nur der verlockende Körper, der sich unter der Kleidung abzeichnete, oder das attraktive, kantige Gesicht, das von dem kurzen, schwarzen Haar und dem gestutzten Vollbart noch unterstrichen wurde. Nein, es waren vor allem seine blauen Augen und seine Ausstrahlung, die sie förmlich überwältigt und auf ihre Hormone zurückgeworfen hatten.

Seit dem ersten Blick, der ersten Berührung, strömte eine Überdosis an Östrogenen durch ihren Körper. Sie glühte und pulsierte vor Erregung, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr erlebt hatte, einfach so.

Cameron presste ihre Schenkel zusammen, spannte ihre Beckenmuskeln an und fuhr sich mit gespreizten Fingern über den Rock. Großer Gott, sie wäre am liebsten über ihn hergefallen, noch hier in ihrem Büro.

Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie er sie auf den Schreibtisch legte, ihr den Rock hochschob und das Höschen vom Körper riss. Ihre Beine spreizte und sie fickte, hart und dreckig.

Mit einem Aufstöhnen presste sie die Handballen auf ihren Schoß, biss sich auf die Lippe. Nein, nein, nein, sie durfte nicht in diesen Bahnen denken! Oder sich von seinem überwältigenden Sexappeal blenden lassen.

Sie musste sich um Jacobs Sicherheit kümmern, dann um die Firma und ihre Mitarbeiter. Ob sie sich trotz Hormonsturm auf ihr Bauchgefühl und ihre Menschenkenntnis verlassen konnte? Die sagten ihr nämlich, dass Vance Woodrow kein schlechter Mensch war und ihr helfen konnte. Sie hatte sich in seiner Gesellschaft wohl und sicher gefühlt.

Cameron öffnete die Augen und sah auf die Straße hinaus, versuchte, sich von ihrem Verlangen abzulenken. Jacob, sie musste jetzt an Jacob denken.

In Gedanken ging sie noch einmal durch, was Vance ihr über sich erzählt hatte. Nicht viel, aber vielleicht ließ sich etwas damit anfangen.

Mit den Füßen stieß sie sich ab und schwang mit dem Stuhl zu ihrem Bildschirm herum. Sie gab seinen Namen und ein paar Suchbegriffe ein. Polizei, Entführung, Gefängnis. Mit einem Klick startete sie die Suche und erhielt blitzschnell eine wahre Flut von Informationen. Als Erstes sprangen ihr die Schlagzeilen der Klatschzeitungen ins Auge, doch sie scrollte weiter, bis sie den Artikel der New York Times fand.

»Polizist zu fünf Jahren Haft verurteilt – Vance Woodrow prügelte Entführer zu Tode.«

Okay, das war es.

Sie rief die Seite auf und betrachtete das Foto des jüngeren Vance, das direkt unter der Schlagzeile prangte. Er war nur halb so muskulös wie heute, trug sein Haar länger und keinen Bart. Das Gesicht wirkte versteinert und seine Augen leblos.

Sie las die Geschichte, die auch Vance ihr erzählt hatte, jedoch mit viel mehr Details. Der Absatz über das Opfer ließ sie stutzen, ihn noch einmal lesen.

Cameron schlug die Hand vor den Mund, der verblüffte Laut entkam ihr dennoch.

Das Opfer war ein vierjähriges Mädchen gewesen.

Mit Namen Madeleine Woodrow.

 

3.

»Nacht, Vance!«

»Gute Nacht, Johnny. Bis heute Abend!«, erwiderte Vance den Gruß des Schlachthof-Pförtners und schob sich durch das Drehkreuz. Er schlug die Richtung zum Obdachlosenheim ein, stopfte die Hände in die Jackentaschen und marschierte los.

Jeden Tag aufs Neue genoss er das Gefühl, nicht von vier Mauern eingesperrt zu sein und frische Luft atmen zu können, wann immer ihm danach war.

Es war unbezahlbar.

Ungeachtet dessen konnte die kühle Morgenstunde nicht die Müdigkeit aus seinen Knochen vertreiben. Nach dem Gespräch mit Cameron Boice hatte er versucht, noch ein paar Stunden zu schlafen, aber es hatte nicht funktioniert. Das brennende Verlangen hatte ihn wachgehalten. Also war er noch vor seiner Nachtschicht in den Pub gegangen und hatte nach einer Frau Ausschau gehalten, die ihn an Cameron erinnerte. Um die Erregung abzubauen. Verdammt, ja, er hatte es wirklich versucht.

Nicht, dass irgend eine Frau Cameron gerecht werden konnte, aber schließlich hatte er immerhin eine Blondine gefunden und sie zum Klo geschleppt. Hatte die Augen geschlossen, sich von ihr einen blasen und sein Kopfkino laufen lassen.

Camerons vor Lust verzerrtes Gesicht vor dem inneren Auge hatte er die Blondine mit beiden Händen am Kopf gepackt, ihren Mund gefickt und sie alles schlucken lassen, was sein Schwanz in sie gepumpt hatte.

Anschließend war er regelrecht aus der Kabine geflüchtet, hatte sich gewaschen und wieder angezogen. Die Flüche der Blondine verfolgten ihn bis in den Flur des Pubs, viel schlimmer war jedoch der fade Beigeschmack, den der Orgasmus hinterlassen hatte.

Weil es eben nicht Cameron gewesen war. Und das Verlangen anhielt.

Fuck, die Situation war einfach nur zum Kotzen!

Vance hatte das Gefühl, immer tiefer in die Scheiße zu geraten, und er spielte zum wiederholten Mal ernsthaft mit dem Gedanken, die Stadt zu verlassen. Einfach irgendwo hinzugehen und sich als Helfer oder Handwerker durchzuschlagen. Vielleicht in Alaska oder Montana, in irgendeiner Kleinstadt inmitten der Berge, wo ihn niemand kannte.

Sich am nächsten freien Abend zu betrinken war genauso verlockend, wenn auch nicht machbar. Das Obdachlosenheim würde ihn achtkantig rauswerfen, die Mitarbeiter duldeten so etwas nicht.

Das Handy in der Innentasche seiner Lederjacke klingelte, und er zog es hervor, starrte stirnrunzelnd auf die Anzeige einer unbekannten Handynummer. In ihm keimte die Hoffnung auf, es wäre Lacey Holloway, die Inhaberin von Personal Protections, und er beeilte sich, den Anruf anzunehmen.

»Woodrow.«

»Mr. Woodrow, guten Morgen. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«

Vance blieb stehen, presste die Augen zusammen und atmete scharf ein.

Camerons Stimme hatte seinen Schwanz direkt in Habachtstellung versetzt.

»Mrs. Boice. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich würde gerne sehen, wie Sie mit Jacob klarkommen, bevor ich mich entscheide. Ist das für Sie in Ordnung?«

Sein Herz hämmerte, Hoffnung breitete sich in seiner Brust aus.

»Selbstverständlich, kein Problem. Aber ...« Er brach ab.

»Ja?«

»Wenn ich ehrlich bin, hatte ich nach unserem Gespräch nicht das Gefühl, dass Sie mich einstellen wollen.«

»Es tut mir leid, dass ich so verärgert reagiert habe. Es ging nicht gegen Sie persönlich, ich denke, das ist Ihnen bewusst, Mr. Woodrow.«

»Ja.«

»Gut. Ich habe gestern noch lange über Ihre Worte nachgedacht, und ich wäre eventuell bereit, doch noch die Polizei einzuschalten.«

»Und wovon hängt das ab?«

»Von Ihnen.«

»Von mir?« Er lachte. »Ich verstehe nicht ganz.«

»Nun, fragen Sie mich nicht, warum, aber ich vertraue Ihnen. Und mein Bauchgefühl hat mich noch nie im Stich gelassen.«

Eine wohlige Wärme flutete seinen Körper.

Sie war der erste Mensch seit Jahren, der ihm vertraute. Einfach so.

»Danke. Sie wissen gar nicht, wie viel mir das bedeutet«, platzte es aus ihm heraus.

»Ich denke, ich kann es erahnen. Aber nun kommt es auf Jacob an. Wenn Sie beide sich nicht spinnefeind sind, werde ich es wagen und Sie einstellen.«

»Okay, was muss ich tun?«

»Kommen Sie heute Nachmittag um vier zu unserem Studio drüben in Yorkville, 1658 York Avenue. Dann fahren wir zu meinem Haus, nach Mount Vernon, und Sie können Jacob kennenlernen. Hätten Sie Zeit für ein Abendessen? Für die Heimfahrt spendiere ich Ihnen dann ein Taxi.«

Er überschlug die Entfernungen und Zeiten. »Ja, das würde gehen. Aber ich muss um elf zur Nachtschicht, also früh genug gehen.«

»Kein Problem, es sollte nicht länger als zwei Stunden dauern.«

»Okay. Dann sehen wir uns später.«

»Sehr gut, bis später.«

 

*

 

Seit dem Telefonat am Morgen besaß sie zeitweise nur noch die Konzentrationsfähigkeit eines Kleinkindes, und so kurz vor dem vereinbarten Treffen ging gar nichts mehr. Cameron schielte ständig zum Eingang und gab sich einfach mit dem zufrieden, was man ihr auf dem Rundgang zeigte. Sie würde Marvin morgen bitten müssen, unter einem Vorwand noch einmal das Studio zu inspizieren.

Zwei Minuten vor vier sah sie ihn am Bordstein stehen und fühlte sich sofort von ihm angezogen.

»Gut, Tom, ich würde sagen, das war’s für heute.«

»Okay, Mrs. Boice. Ich begleite Sie noch zu Ihrem Wagen«, bot der Studioleiter an.

»Danke, das ist nicht nötig, er steht direkt vor der Tür. Wir sehen uns!«

Cameron schulterte ihre Handtasche, winkte zwei Trainern zu und verließ das Studio. Stöckelte direkt auf Vance zu und ließ den Blick über seine genauso attraktive Rückseite gleiten. Gott, sein Hintern wurde von der Jeans eigentlich nicht genug in Szene gesetzt, dafür spannte das Jackett sichtlich über seinen breiten Schultern.

Ihre Weiblichkeit erwachte und jammerte nach mehr.

»Hallo, Mr. Woodrow!«

Er drehte sich um, ein Schmunzeln in den Mundwinkeln. Ob er auch lächeln konnte?

»Mrs. Boice, guten Tag!«

Sie schüttelten sich die Hand, dann angelte sie nach dem Autoschlüssel, entriegelte den Wagen und ging zur Fahrerseite.

»Ich muss zugeben, ich hätte ein größeres Auto erwartet.«

Sie schlüpfte hinter das Lenkrad und beobachtete, wie er sich in den mittelgroßen Audi faltete und anschließend den Sitz nach hinten schob, um die Knie nicht bis unters Kinn ziehen zu müssen.

»Für Männer Ihrer Größe wurden wohl SUVs erfunden«, versetzte sie, schnallte sich an und startete den Wagen. Seine Präsenz war so beeindruckend, dass sie sich unbedingt ablenken musste. Vor allem von dem Glühen, das aus ihrem Bauch aufstieg.

»Wohl eher für die mit großem Ego.«

Sie fädelte sich in den Verkehr ein. »Genau so einer war James auch. Am Ende.«

»Sie scheinen ihn nicht zu vermissen.«

»Nein. Aber Jacob.«

»Wie alt ist Ihr Sohn?«

»Zehn.«

»Weiß er die Wahrheit?«

»Sie meinen, über James‘ Verschwinden? Ja.«

»Und was wollen Sie ihm sagen, wer ich bin?«

»So eine Art Nanny?« Cameron lächelte schief, er schnaubte.

»Ich bin gespannt, ob er es schluckt. Wie haben Sie sich das überhaupt vorgestellt?«

»Sie bringen ihn morgens zur Schule und holen ihn nachmittags wieder ab. Bleiben bei ihm, bis ich zu Hause bin.«

Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Vance nickte. »Dann wird es nur ein Teilzeitjob, wenn mein Dienst geteilt ist.«

»Ich würde es gerne als Volllzeitjob einrichten. Vielleicht könnten Sie sich über den Tag ab und zu im Haus nützlich machen? Bitte, fühlen Sie sich dadurch nicht ... herabgewürdigt oder Ähnliches. Es ist nur so, dass manchmal eine männliche Hand fehlt.«

Vance schwieg, und ein mulmiges Gefühl ließ ihren Magen rumoren.

»Okay, tut mir leid, ich habe Sie beleidigt. Vergessen Sie es!«

»Nein, ich ... ich habe kein Problem damit. Besser, als den ganzen Tag vor Jacobs Schule im Wagen warten zu müssen. Ich hoffe, dass die Schule entsprechend sicher ist.«

»Ja, ist sie. James hat damals darauf bestanden, ihn auf die besten Privatschulen zu schicken, und die haben seit 2001 stark aufgerüstet.«

»Gut. Was ist nach der Schule? Ich glaube nicht, dass ich ihm bei irgendwelchen Hausaufgaben helfen kann. Hat er Hobbys?«

»Lesen.«

»Kein Sport?«

»Nur das, was auf dem Lehrplan steht. Können Sie ihm nicht etwas beibringen?«

»Ich? Was soll das sein?«

»Selbstverteidigung? Karate? Was auch immer Sie beherrschen.«

»Wow, jetzt aber mal langsam! Wie wäre es, wenn Sie ihm die Wahrheit sagen?«

Cameron seufzte und ließ die Schultern hängen. »Ich will ihn nicht verängstigen.«

»Da ich Jacob noch nicht kenne, kann ich nicht einschätzen, wie gut er mit der Wahrheit umgehen kann. Aber es wäre nicht verkehrt, ihn für die Situation und den Ernst der Lage zu sensibilisieren.«

»Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen«, murmelte sie.

 

*

 

»Martha, wir sind da!« Cameron schloss die Tür hinter ihm und winkte ihn durch in die Küche.

»Guten Tag, Mrs. Boice.« Die rundliche Frau mit grauem, kurzen Haar sah vom Schneidebrett auf, auf dem sich das erste geschnittene Gemüse anhäufte.

»Martha, das ist Vance Woodrow, der angekündigte Gast fürs Abendessen. Mr. Woodrow, das ist Martha Jenkins, die gute Seele unseres Hauses.« Cameron stellte ihre Handtasche in eine Ecke der Küche.

Vance schüttelte ihr die Hand und sah Cameron an. »Weiß sie Bescheid?«

Sie nickte. »Ich habe gestern Abend mit ihr darüber gesprochen.«

»Gut.«

»Was zaubern Sie uns heute, Martha?«

»Eine chinesische Gemüsepfanne mit Huhn.«

»Hört sich gut an.« Cameron legte ihr eine Hand auf den Arm und lächelte ihr aufmunternd zu. »Macht Jacob noch Hausaufgaben?«

»Davon gehe ich aus.«

»Okay. Sollen wir vielleicht einen Rundgang machen? Danach können wir uns mit Jacob zusammensetzen«, schlug sie vor und sah zu ihm auf.

»In Ordnung. Bitte, nach Ihnen.«

Sie drehte sich um und ging zur Hintertür. »Dann lassen Sie uns mit dem Grundstück anfangen und danach ins Haus gehen.«

Von der Terrasse aus erklärte sie ihm die Lage und Absicherung des Grundstücks. Dann gingen sie über den Wintergarten und den Fitnessbereich zurück ins Haus. Vance bekam zwar mit, dass sie ihm den Grundriss des Hauses inklusive des Anbaus erklärte, in dem Martha wohnte. Doch er war viel zu abgelenkt von ihrem aufregenden Hintern, der vor ihm hin und her schwang. Wie sollte er es nur aushalten, sie jeden Tag vor der Nase zu haben? Wie die verbotene Frucht im Paradies?

Und wie das ausgegangen war, war hinreichend bekannt.

Diesem Körper und Charme zu widerstehen, würde seine Selbstkontrolle täglich auf eine harte Probe stellen. Großer Gott, was war das nur?

»So, im Erdgeschoss wäre das alles. Wollen wir hinaufgehen? Zu Jacob?«

Cameron war am Fuß der Treppe stehengeblieben und sah zu ihm auf, so dass er ihre Nervosität sehen konnte.

Er legte ihr eine Hand in den Rücken und wünschte sofort, er hätte es nicht getan. Verdammt, sie fühlte sich so gut an, dass es in seinen Fingern kribbelte.

Ihre Augen weiteten ein kleines Stück, die Brauen zuckten.

»Haben Sie keine Angst, Kinder in seinem Alter sind stärker und erwachsener, als wir uns manchmal vorstellen können«, beeilte er sich zu sagen und zog die Hand zurück.

Sie gingen hinauf, und Cameron wies auf die linke Seite. »Dort drüben befinden sich mein Schlafzimmer, das Bad und ein Gästezimmer. Hier kommen wir zu Jacobs Zimmer und Bad, und einem Gästezimmer für seine Übernachtungsgäste.« Sie ging los und lachte. »Obwohl wir das Kindergästezimmer bisher nie gebraucht haben. Sie schlafen lieber bei Jacob, wenn es sein muss, auf dem Boden.«

Die Tür zu seinem Zimmer stand einen Spalt offen, und sie schob sie nach einem Klopfen auf. »Jacob? Dürfen wir reinkommen?«

»Hallo, Mom!«

Vance sah den blonden Lockenkopf von seinem Bett auf sie zustürmen und in ihre Arme fallen.

»Hallo, mein Schatz. Wie war dein Tag?« Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuss aufs Haar. Verdammt, selbst das machte ihn an.

»Ganz gut, bin gerade mit den Hausaufgaben fertig geworden, die ich nicht in der Schule geschafft habe.«

Vance musterte sein Zimmer und war überrascht, es sauber und aufgeräumt zu sehen. Außer dem Bett befanden sich noch ein großer Schreibtisch und eine Couch, ein Kleiderschrank und ein überfülltes Bücherregal im Zimmer. Daneben stapelten sich ein paar Kisten mit Lego, doch mehr war nicht auszumachen. An den Wänden hingen Poster von Harry Potter und Star Wars.

»Wie ich sehe, kannst du dich noch nicht zwischen Fantasy und Science Fiction entscheiden«, bemerkte Vance und sah auf den Jungen hinab. Schenkte ihm ein Lächeln, das der Junge erwiderte. »Hallo, ich bin Vance.«

Der Junge löste sich von seiner Mutter und schüttelte die ihm angebotene Hand.

»Jacob. Sind Sie ein Freund meiner Mutter?«

Vance warf Cameron einen Blick zu. Verdammt, ja, er wünschte, er wäre es.

»Nicht direkt«, wich er aus.

»Komm mal mit, mein Schatz!« Sie führte ihren Sohn zur Couch und setzte sich mit ihm hin. Vance ging mit und blieb am Fenster stehen, lehnte sich rücklings gegen die Fensterbank und verschränkte die Arme.

»Das wird aber nicht mein neuer Dad, oder?« Die Heftigkeit, mit der der Junge die Worte hervorstieß, überraschte sie beide.

Vance öffnete den Mund, doch Cameron kam ihm zuvor, sie schien beinahe in Panik zu geraten.

»Aber, nein, Jacob, was glaubst du denn? Mr. Woodrow ist hier, weil ...« Sie stockte und biss sich auf die Lippe, schaute ihn hilfesuchend an.

Jacob sah ihn ebenfalls an, eine Mischung aus Angst und Wut in den Augen.

Vance ging vor ihm in die Hocke. »Pass auf, Jacob. Du weißt, dass dein Vater verschwunden ist und ihn bisher niemand finden konnte, oder?«

Der blonde Lockenkopf nickte.

»Es gibt da ein paar Menschen, die ihn ebenfalls suchen, weil er ihnen etwas weggenommen hat.«

»Was denn? Hat mein Dad etwa geklaut?«

»Nun, er hat etwas von ihnen bekommen und nicht bezahlt. Und das Geld wollen sie jetzt von deiner Mom.«

»Ja, und weil ich nichts davon weiß, will ich es ihnen nicht geben. Deswegen wollen sie mich erpressen und drohen, dir wehzutun.« Es kostete sie sichtlich Überwindung, es auszusprechen.

Jacob riss die Augen auf und starrte von ihr zu Vance. »Aber wir können doch nichts dafür!«

»Genau«, sprang der ein. »Deshalb bin ich hier. Ich werde von jetzt an auf dich aufpassen. Wenn ich darf.«

»Wenn du darfst?« Der Junge runzelte die Stirn.

»Na ja, wenn du mich nicht magst, wird deine Mutter mich nicht engagieren.« Er und Jacob sahen zu Cameron, die zuckte mit den Schultern.

»Und wenn du nicht bleiben darfst, kommt vielleicht jemand anderes, ja?«

Vance nickte. »Du brauchst auf jeden Fall jemanden, der ein Auge auf dich hat.«

»Hmm.« Jacob strich über seine Knie. »Erzählst du mir etwas über dich?«

»Was möchtest du denn wissen?«

»Was arbeitest du?«

»Ich war früher Polizist, jetzt bin ich Bodyguard.«

»Hast du eine Familie.«

»Nein, nicht mehr. Meine Frau hat sich vor vier Jahren scheiden lassen.«

»Macht es dir Spaß, Menschen zu beschützen?«

»Es ist das, was ich kann.« Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

»Und liest du?«

»Ja. Am liebsten Thriller.«

»Cool. Da habe ich mich noch nicht rangetraut.«

»Dafür bist du auch noch ein wenig zu jung.« Seine Mutter strubbelte ihm durchs Haar.

Jacob verdrehte die Augen und entzog sich ihrer Hand. »Magst du lieber Star Wars oder Star Trek.«

Vance hob die Hand. »Möge die Macht mit dir sein, junger Jedi.«

Der Junge kicherte über seine Parodie von Yoda.

Cameron sah auf die Uhr. »Das Essen ist gleich fertig, kommst du dann runter? Mr. Woodrow bleibt auch, du kannst ihn noch weiter mit Fragen löchern.«

»Super, dann lese ich noch so lange.«

»Gut, bis gleich.« Sie stand auf und nickte Vance zu.

»Bis später, Jacob.« Er erhob sich, folgte ihr hinaus und die Treppe hinunter, ins Wohnzimmer.

»Ich glaube, er mag Sie.«

»Ja, sieht ganz so aus.«

Sie blieben vor dem Fenster stehen und sahen auf die Einfahrt hinaus. Nach ein paar Sekunden drehte Cameron sich zu ihm um.

»Okay, Mr. Woodrow. Wenn das Essen gleich nicht ganz gewaltig schiefgeht, werde ich Sie engagieren. Kommen Sie morgen früh um halb sieben her, und wir bringen Jacob zur Schule. Danach regeln wir alles Weitere. Sind Sie einverstanden?«

Sie hielt ihm die Hand entgegen.

Vance sah darauf hinab, atmete tief durch und ergriff und schüttelte sie. Schaute ihr in die Augen, lies sie nicht los »Abgemacht. Aber bitte, nennen Sie mich Vance. Ich hasse dieses Mr. Woodrow.«

Sie lächelte. »Okay. Ich bin Cameron.«

Er nickte und erwiderte das Lächeln, genoss den Körperkontakt und das Kribbeln.

Und konnte nicht verhindern, dass sein Daumen über ihren Handrücken strich, bevor er seine Hand aus ihrer löste.

 

4.

»Guten Morgan, Martha!«

Mit einem Seufzen lehnte Cameron sich gegen die Arbeitsfläche und strich sich mit beiden Händen übers Gesicht.

»Guten Morgen, Mrs. Boice. Sie sehen k.o. aus. Möchten Sie einen Cappuccino?«

»Ja, gerne, danke.« Sie strich sich den Jogging-Schweiß von der Stirn und ging zu ihrer Haushälterin hinüber, während der Vollautomat die Milch aufschäumte. »Ich habe kaum geschlafen.«

»Kein Wunder, bei den Sorgen, die Sie sich machen müssen.«

»Mh-hm.« Sie blieb vor dem Kaffeeautomaten stehen, griff nach der Zuckerdose und schaufelte einen halben Löffel davon in die Tasse. Der Milchschäumer verstummte, die Bohnen wurden gemahlen.

Wenn du wüsstest!

Natürlich hatte sie zur Zeit genug Sorgen, die ihr im Kopf herumgingen. Eine davon war über 1,90 m groß, dunkelhaarig und verdammt heiß. Und die hatte sie nicht zur Ruhe kommen lassen.

Sie hatte Vance mit Jacob beobachtet und ihn zum ersten Mal wirklich lächeln sehen. Beim Abendessen sogar noch öfter. Und dann die Berührungen, das Streicheln seines Daumens. Das Prickeln, das sie dabei empfunden hatte.

Verflucht, seine sexuelle Ausstrahlung war einfach überwältigend. Wie gut, dass nicht sie so viel Zeit mit ihm verbringen würde.

Cameron nahm Ihre Tasse, rührte um und trank einen Schluck.

»Keine Angst, Mrs. Boice, ich glaube, dieser Mr. Woodrow ist der Richtige für diesen Job.« Martha lächelte. »Er wird unseren Jacob beschützen.«

»Das hoffe ich sehr.« Sie sah auf die Küchenuhr. »Ich gehe jetzt duschen, er wird in einer halben Stunde hier sein.«

Sie nahm ihre Tasse und lief nach oben. Weckte Jacob und genoss eine heiße Dusche.

Als sie in Hosenanzug und Bluse wieder in die Küche kam, saß Vance bereits am Tisch und trank einen Kaffee.

»Guten Morgen, Vance.« Sie lächelte ihn an und stellte ihre Tasse für einen weiteren Cappuccino unter den Auslauf des Kaffeevollautomaten.

»Guten Morgen, Cameron.«