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Die ›Allgemeine Erziehungswissenschaft‹ (1924) ist die erste geschlossene theoretische Abhandlung der deutschen reformpädagogischen Bewegung zur Erziehungswissenschaft. In oppositioneller Haltung zur kulturwissenschaftlich-philosophischen Pädagogik seiner Zeit wie generell zur erziehungsphilosophischen Tradition war es Petersens Ziel, eine »illusionsfreie Erziehungswissenschaft« zu entwerfen und für eine neue Schul- und Erziehungspraxis zu sorgen, die einen neuen Geist im Menschen entstehen lassen wollte. Realistisch statt idealistisch sollte Erziehungswissenschaft sein. Erziehung sei in der Masse verankert und vollziehe sich auf funktionale Weise durch Gemeinschaft im wirklichen Leben. Aus heutiger Sicht ist Petersens ›Allgemeine Erziehungswissenschaft‹ der Vorläufer der realistischen und sozialwissenschaftlichen Wende innerhalb der Pädagogik in den 1960er-Jahren.
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Seitenzahl: 300
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Birgit Ofenbach
Peter Petersen: Allgemeine Erziehungswissenschaft
I. Teil
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-534-15193-6 © 2002 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe dieses Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Einbandgestaltung: Neil McBeath, Stuttgart eBook ISBN 978-3-534-71515-2 (epub) Als epub veröffentlicht 2010.
www.wbg-wissenverbindet.de
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Innentitel
Inhaltsverzeichnis
Informationen zum Buch
Informationen zur Autorin
Impressum
Peter Petersen: ›Allgemeine Erziehungswissenschaft‹
Vorwort
Grundbegriffe
§ 1. Masse, Gesellschaft, Gemeinschaft
§ 2. Der Einzelne und das Ich; Individualität und Persönlichkeit
§ 3. Natur und Kultur
§ 4. Entwicklung und Fortschritt
§ 5. Erziehung und Bildung
Interpretation
Voraussetzungen und Tradition
Die ‘Neueuropäische Erziehungsbewegung’: Vom Programm zur Theorie
Die persönliche Situation
Die historische Situation
Der Aufstand der Massen als Zeitgeistphänomen
Der Ort der ›Allgemeinen Erziehungswissenschaft‹ im Gesamtwerk
Es gibt keine Menschenerziehung ohne Religion
Petersens ›Allgemeine Erziehungswissenschaft‹: „Das ganze Leben ist Ein Leben der Erziehung“
Der Ansatz einer Sozialisationstheorie
Masse, Gesellschaft, Gemeinschaft
Der Einzelne und das Ich; Individualität und Persönlichkeit
Natur und Kultur
Entwicklung und Fortschritt
Erziehung und Bildung
Auswahlbibliographie
Das Schrifttum Petersens
Veröffentlichungen über Peter Petersen
Die ‘Werkinterpretationen pädagogischer Klassiker’ richten sich vor allem an Pädagogikstudierende. Durch eine Kombination von Quellentext und texterschließender Interpretation führen sie in klassische pädagogische Originaltexte ein und geben Einstiegs- und Verständnishilfen für eine eigenständige Erschließung von Quellentexten an die Hand.
Die Werkinterpretationen widmen sich je nach Eigenart des Quellentextes dem Inhalt und der Absicht des Textes, den Erklärungen leitender Begriffe, der Erörterung des historischen und geistesgeschichtlichen Kontextes, der Herausarbeitung der das Werk leitenden Ideen, gegebenenfalls der Wirkungsgeschichte und der gegenwärtigen lebensweltlichen Bedeutung des Werkes.
Herausgegeben von Dieter-Jürgen Löwisch
Hamburger Vorlesungen, vorbereitet 1920 auf 1921 und gehalten S. S. 1921 und 1923, lege ich hiermit der öffentlichen Kritik vor. Es geschieht auf oft wiederholten Wunsch von Hörern, aber weit mehr aus eigenem Bedürfnis. Die hinter den beiden, in diesem Buche veröffentlichten, Teilen stehende Wertphilosophie wird dem aufmerkenden Leser in ihrer Grundstruktur erkennbar sein. Was gesagt, gefolgert und gefordert wird, ist nur aus einer Welt mit ganz bestimmter Rangordnung der Werte heraus zu begründen, und ein dritter Teil: Das Reich der Werte und seine erziehenden Kräfte, hätte erwartet werden können; in seinem Aufriß ist er in der Tat fertig. Aber ich stehe mitten in umfassenden philosophiegeschichtlichen wie systematischen Untersuchungen, die auch solchem dritten Teile ganz besonders zugute kommen, und möchte vor seiner Veröffentlichung erst diese abschließen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie auf die beiden ersten Teile, was deren inneren Aufbau angeht, stark zurückwirken.
Dennoch erscheint mir das Vorliegende in sich als eine Einheit, so wie es geboten wird. Die Vorlesung erweckte jedesmal den Eindruck einer Einheit; auch in den kritischen Aussprachen mit der Hörerschaft ward es so empfunden. Mir aber wird für die weitere Arbeit die große Kritik von höchstem Wert, ja notwendig für mein Ziel: eine illusionsfreie Erziehungswissenschaft. Nur diese – so meine ich – kann zur Pädagogik wie zum gesamten Volksbildungswesen der Gegenwart mit Aussicht auf erfolgreiche Einwirkung auf alle Erziehungspraxis normierend Stellung nehmen und in der vollkommen verworrenen schulorganisatorischen wie volksbildnerischen Lage helfen, die Kräfte zusammenzufassen und aus der Zeit im Einklang mit ihrer „Tendenz“ für die Zeit zu bauen.
Jena, 1. Februar 1924
„Das ganze Leben des Menschen und der Menschheit ist Ein Leben der Erziehung.“
(Fr. Fröbel.)
1. Wir leben im „Jahrhundert der Masse“, ist ein beliebter Ausspruch; und mehr als ein Schlagwort? Es hat zu allen Zeiten Massen und Massenwirkungen gegeben, keineswegs minder kräftig als heute. Aber als Problem stand die „Masse“ nicht derart vor dem Bewußtsein nachdenkender, ihre Epoche analysierender Menschen. Sie war nicht in demselben Grade wissenschaftliches Problem wie jetzt und seit langem. Wenn sie erlebt wurde, so nach der Seite des Quantitativen, des Numerischen, nicht des Qualitativen, der Form und der Gestalt, weder psychologisch noch ethisch als eine Einheit. Thomas Hobbes ist einer der typischen Vertreter dieser individualistischen Theorie. Eine Menge von Menschen, die sich freiwillig verbunden haben, sind – so sagt er1– „nicht eine Körperschaft, sondern viele Menschen, von denen jeder seinen eigenen Willen wie sein eigenes Urteil über alles hat, was vorgebracht wird“. Menge ist ein Sammelwort und bezeichnet so viel wie „viele Menschen“. Die Menge hat demnach keinen natürlichen Willen, sondern in ihr hat jeder seinen und einen andern. So kann auch „keine Handlung der Menge als die ihrige zugeschrieben werden; auch wenn alle oder viele eingewilligt haben, entsteht nicht eine, sondern stets so viele Handlungen als Menschen“. Daraus folgt weiter die Unmöglichkeit, daß eine Menge etwas verspreche, Verträge eingehe, Rechte erwerbe oder übertrage, noch etwas tue, habe, besitze oder ähnliches, sondern dies alles immer nur jeder für sich, Mann für Mann, und es bleiben demnach so viele Versprechen, Verträge, Rechte, Handlungen wie Menschen. Eine „Massenhandlung“ gibt es also im Sinne dieser Theorie nicht. Was die Masse verübt, gilt als getan von jedem einzelnen, der zu ihr gehört. Und Hobbes findet nun von hier aus die Brücke zum Absolutismus. Wenn nämlich dieselbe Menge gegenseitig ausmacht, daß der Wille eines einzelnen Menschen oder der übereinstimmende Wille der Mehrheit von ihnen als der Wille aller gelten soll, so wird sie dann eine Person. Sie ist nun mit einem Willen begabt und kann deshalb freiwillige Handlungen vornehmen, Gesetze geben, Rechte erwerben usw. Nun aber reden wir nicht mehr von der Masse, sondern von einem Volk. Tut jedoch eine Menge Menschen oder das Volk etwas ohne den Willen dieses von ihr erkorenen einen Menschen oder des von ihr gewählten Parlaments, so ist das wiederum getan durch die verschiedenen Willen verschiedener Menschen, und ihnen spricht Hobbes einen Gesamtwillen ab.
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