Pferdegeschichten vom Franz - Christine Nöstlinger - E-Book

Pferdegeschichten vom Franz E-Book

Christine Nöstlinger

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Beschreibung

Aus Liebe zur Gabi wird der Franz zum Pferdenarr. Der Franz hat mal wieder Probleme: Seit neuestem schwärmt die Gabi für Pferde, steckt nur noch mit ihrer Freundin Sandra zusammen und kümmert sich nicht mehr um ihn. Aus Eifersucht erzählt der Franz der Gabi, dass er reiten kann und trumpft mit Fachwissen aus einem alten Pferdebuch seiner Mutter auf. Doch dann droht der ganze Schwindel aufzufliegen: Ein Freund von Gabis Vater eröffnet in Kürze einen Reiterhof, auf dem die Kinder kostenlose Reitstunden nehmen können.

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Veröffentlichungsjahr: 2012

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Über dieses Buch

Der Franz hat sich bisher überhaupt nicht für Pferde interessiert. Aber seitdem die Gabi zur Pferde-Närrin geworden ist, kennt er sich damit natürlich auch bestens aus. Er behauptet sogar, schon reiten zu können! Doch dann droht der ganze Schwindel aufzufliegen …

1.Der Franz hat es mit der Gabi nicht leicht

Der Franz Fröstl wohnt mit seiner Mama, seinem Papa und seinem großen Bruder, dem Josef, in der Hasengasse. Haus Nummer 4, zweiter Stock, Tür 12.

Direkt daneben wohnt die Gabi Gruber mit ihren Eltern und ihrer Baby-Schwester. Die Gabi ist die Freundin vom Franz, ihre Mama ist die Tagesmutter vom Franz. Jeden Tag nach der Schule geht der Franz zur Gabi und bleibt bei ihr, bis seine Mama von der Arbeit kommt. Die Gabi-Mama kocht für ihn Mittagessen, hilft ihm bei den Hausaufgaben, näht ihm abgerissene Knöpfe an, schmiert ihm Jausenbrote, putzt ihm Dreckflecken aus den Klamotten und beschützt ihn, wenn die Gabi eklig zu ihm ist.

In der Schule sind der Franz und die Gabi nicht in einer Klasse.

Obwohl sie gleich alt sind. Der Franz geht in die 2b, die Gabi in die 2a.

Der Franz hat die Gabi sehr gern. Aber leicht hat er es mit ihr nicht. Immer soll alles nach ihrem Kopf gehen, und tut der Franz nicht brav, was sie will, wird sie stinksauer und schimpft ihn „Wichtelzwerg“ oder „Oberpiepser“.

Das trifft den Franz in der Seele! Dass er für sein Alter viel zu klein ist und ein piepsiges Stimmchen bekommt, wenn er sich aufregt oder traurig ist, sind nämlich seine zwei wunden Punkte. Früher hatte er noch einen dritten wunden Punkt. Den, dass ihn die Leute für ein Mädchen hielten. Doch seit seine Nase gewachsen ist, passiert das nicht mehr so oft.

Die Gabi-Mama sagt ständig zum Franz: „Du bist zu gutmütig. Die Gabi ist ein kleines Biest. Du musst dich gegen sie wehren!“

Dann nickt der Franz und tut, als nähme er sich vor, ab jetzt weniger gutmütig zu sein und sich mehr zu wehren. Aber dabei denkt er: Ich bin nicht gutmütig, ich weiß nur nicht, wie ich mich wehren soll. Streite ich mit der Gabi, rege ich mich auf. Rege ich mich auf, kriege ich die blöde Piepsstimme, und das Biest lacht bloß. Heimgehen könnte ich. Aber daheim ist nur der Josef, und der will seine Ruhe haben, der antwortet nicht mal, wenn ich ihn was frage. Ich wäre ganz allein, und das halte ich noch schlechter aus als eine keifende Gabi.

Also tut der Franz meistens brav, was die Gabi will, und damit ihm das leichter fällt, redet er sich ein: Eigentlich will ich sowieso immer dasselbe wie sie, ich merke es bloß nicht gleich.

2.Die Gabi legt sich einen Tick zu

In den Osterferien war der Franz mit seinen Eltern und dem Josef in Tirol. Am Dienstag nach Ostern, gegen Mittag, kam er heim und klingelte gleich bei der Gabi. Richtige Sehnsucht hatte er nach ihr. Schließlich hatte er sie zehn Tage lang nicht gesehen. Die Gabi-Mama machte die Tür auf.

„Die Gabi ist nicht daheim“, sagte sie. „Komm trotzdem rein, ich hab ein Stück von der Ostertorte für dich aufgehoben.“

Der Franz ging mit der Gabi-Mama in die Küche und setzte sich an den Küchentisch. „Wo ist sie?“, fragte er mit hängenden Mundwinkeln.

Die Gabi-Mama gab dem Franz einen Teller mit einem Stück Zitronentorte und einer Kuchengabel drauf und sagte: „Zur Sandra ist sie gegangen.“

Der Franz stocherte mit der Gabel im Tortenstück herum und dachte enttäuscht: Sie hat gewusst, dass ich heute zu Mittag heimkomme. Wieso geht sie trotzdem weg, wieso wartet sie nicht auf mich?

„Sie wird bald zurück sein“, sagte die Gabi-Mama und setzte sich zum Franz. „Sie wollte sich nur ein Buch von der Sandra ausborgen.“

„Ein Buch?“ Der Franz legte die Kuchengabel weg und schaute kugelrund. Die Gabi las doch nicht gern, die hatte noch nie freiwillig ein Buch gelesen!

„Seit Neuestem ist sie eine Leseratte“, sagte die Gabi-Mama. „Jeden Tag liest sie ein Buch aus. Es müssen aber unbedingt Pferde drin vorkommen.“

„Pferde?“ Der Franz schaute noch kugelrunder.

Die Gabi-Mama sagte: „Sie hat sich von der Sandra anstecken lassen. Die Sandra schwärmt ja schon lange für Pferde.“

Die Sandra sitzt in der Schule neben der Gabi. Der Franz mag die Sandra ganz gerne, aber er findet, dass es reicht, wenn die Gabi und die Sandra in der Schule miteinander kichern und tuscheln. Wenn keine Schule ist, findet der Franz, sollte die Gabi ihm allein gehören, da will er sie nicht mit der Sandra teilen.

„War die Gabi in den Ferien oft bei der Sandra?“, fragte der Franz.

„Jeden zweiten Tag“, sagte die Gabi-Mama. „An den Tagen dazwischen war die Sandra bei uns.“

Der Franz schob den Kuchenteller weg. Ihm war die Lust auf Zitronentorte vergangen. „Mir ist noch flau im Magen vom Autofahren“, schwindelte er.

Die Gabi-Mama sagte: „Macht nichts, morgen schmeckt die Torte auch noch gut.“

„Und da lesen die Gabi und die Sandra jetzt dauernd Pferdegeschichten?“, fragte der Franz ungläubig. Er konnte es einfach nicht fassen.

„Wenn’s nur das wäre!“ Die Gabi-Mama lachte. „Sie schneiden Pferdefotos aus Zeitschriften, sehen sich Videos mit Pferden an, zappen durch alle TV-Kanäle und schauen nach Pferden aus, und sie reden nur noch von Pferden. Schau rein in ihr Zimmer, dann siehst du den Irrsinn selbst.“

Der Franz lief ins Gabi-Zimmer. Was er dort sah, machte ihn sprachlos! An allen Wänden hingen Pferde-Poster. Dazwischen baumelten Schoko-Hufeisen, in Stanniol gewickelt. An der Innenseite der Tür hing ein Zaumzeug. Auf dem Schreibtisch lag ein Stapel Mappen.

Der Franz blätterte sie durch. Pferde, aus Zeitschriften geschnitten und auf Zeichenpapier geklebt, waren drin. Und auf dem Fensterbrett stand ein rosa Plastikpony mit Schlitz auf dem Rücken. Unter dem Schlitz stand: FÜR REITSTUNDEN.

Die Gabi-Mama war hinter dem Franz ins Zimmer gekommen und deutete auf das Plastikpony.

„Sie spart für Reitstunden“, sagte sie. „Aber die sind sauteuer, sie wird jahrelang sparen müssen.“

„Ich muss heimgehen“, piepste der Franz. „Ich habe meine Reisetasche noch nicht augepackt.“

„Soll ich die Gabi zu dir rüberschicken, wenn sie nach Hause kommt?“, fragte die Gabi-Mama.

Der Franz zuckte bloß mit den Schultern. Ganz so, als ob ihm das völlig gleichgültig wäre.

3.Die Mama weiß Rat

Als der Franz heimkam, waren der Papa und der Josef im Bad und sortierten die Urlaubs-Schmutzwäsche. Auf einen Haufen taten sie die 60-Grad-Wäsche, auf einen die 40-Grad-Wäsche, auf einen die Kochwäsche.

Der Franz wollte an den Wäschehaufen vorbei. Der Josef stellte sich ihm in den Weg und rief: „Beteilige dich gefälligst an der blöden Sortiererei! Immer muss ich allein schuften.“

„Na, na“, sagte der Papa zum Josef. „Du regst dich vielleicht auf wegen der paar Handgriffe!“

Dann schaute er den Franz an und fragte besorgt: „Was ist? Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?“

Der Franz ging zu seiner Reisetasche, zog den Zipp auf, zerrte seine schmutzigen Klamotten raus und verteilte sie auf die Wäschehaufen.

„Wahrscheinlich hat ihn seine Kratzbürsten-Braut angegiftet“, sagte der Josef grinsend.

„Hat sie nicht.“ Die Stimme vom Franz war piepsig. „Weil sie nicht daheim ist. Sie ist bei der Sandra.“

„Und deswegen machst du ein Trauerweidengesicht?“, fragte der Papa.

„Jeden Tag war sie in den Ferien mit der Sandra zusammen!“ Jetzt war die Stimme vom Franz schon total piepsig.

„Nur weil du nicht da warst“, sagte der Papa.

„Glaube ich nicht“, piepste der Franz. „Hätte sie mich lieber als die Sandra, wäre sie heute daheimgeblieben und hätte auf mich gewartet. Und jetzt hat die Sandra die Gabi angesteckt.“