Playlist for the dead - Michelle Falkoff - E-Book

Playlist for the dead E-Book

Michelle Falkoff

4,6

Beschreibung

27 Songs und die Wahrheit über mich Diese Dinge weiß Sam: Es gab eine Party. Es gab einen Streit. Am nächsten Morgen ist sein bester Freund tot. Aber was Sam nicht weiß: Warum? Alles, was ihm von Hayden bleibt, ist eine Playlist und eine Notiz: Hör dir das an und du wirst mich verstehen. Und so begibt Sam sich auf die Suche nach Antworten und muss schon bald feststellen, dass er seinen besten Freund nicht so gut kannte, wie er immer gedacht hat ... Ein Blick hinter die Fassaden einer Freundschaft Ein bewegendes Debüt über Verlust und Neuanfang

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Michelle Falkoff

Playlist for the Dead

ISBN eBook: 978-3-649-67071-1

© 2016 für die deutschsprachige Ausgabe

Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise

Originalcopyright: © 2015 by Spilled Ink Productions

Published by Arrangement with HarperCollins Children's Books

a division of HarperCollins Publishers.

Originaltitel: Playlist for the Dead

Aus dem amerikanischen Englisch von Sonja Häußler

Lektorat: Kristin Overmeier

Das Buch (Hardcover) erscheint unter der ISBN: 978-3-649-66884-8

www.coppenrath.de

Zum Andenken an Erik

Nach all den Jahren, die ich vor dem Fernseher verbracht hatte, glaubte ich, man könnte eine Leiche finden und es erst dann merken, wenn man sie umdreht und das Einschussloch oder den Messerstich oder was auch immer entdeckt. Und irgendwie stimmte das auch. Hayden lag unter der Decke, eingewickelt in seine alberne Star-Wars-Bettwäsche (nebenbei, wie alt waren wir denn?), die ich schon aus den Nächten kannte, in denen ich bei ihm übernachtet hatte.

Hayden hatte schon immer einen tiefen Schlaf gehabt. Manchmal musste ich ihn praktisch aus dem Bett wälzen, um ihn aufzuwecken – was gar nicht so einfach war, denn er war klein und irgendwie rundlich. Ich hingegen war zwar um einiges größer, aber eher der Typ Bohnenstange, und wenn er einmal eingeschlafen war, war es schwierig, ihn überhaupt zu bewegen.

Als ich ihn da so liegen sah, seufzte ich und überlegte, wie ich die Entschuldigung für vergangene Nacht, wegen der ich eigentlich gekommen war, in die Entschuldigung einfließen lassen konnte, die ich ihm schuldig wäre, wenn ich ihn gleich vom Bett auf den Boden fallen ließ.

Das Geräusch meines Seufzers kam mir laut vor, und es dauerte ein paar Sekunden, bis ich dahinterkam, warum: Hayden schnarchte nicht. Dabei schnarchte er immer. Meine Mom war Krankenschwester und glaubte, er hätte Schlafapnoe – eine Schlafstörung, bei der es immer wieder zu Atemaussetzern kommt. Wenn er bei uns übernachtete, konnte sie sein Schnarchen in ihrem Zimmer hören, das am anderen Ende des Flurs lag. Sie versuchte, ihn zu überreden, mit seinen Eltern darüber zu sprechen, damit er vom Arzt eine Art Maske bekäme, aber ich wusste, dass es niemals dazu kommen würde. Hayden redete mit seiner Mutter nur, wenn es unbedingt sein musste, und mit seinem Dad würde er erst recht kein Wort wechseln.

Die Stille im Zimmer machte mir langsam Angst. Ich versuchte, mir einzureden, dass Hayden einfach nur eine gute Schlafposition gefunden hatte, die sein permanentes Schnarchen unterbrach oder so, aber das wäre ein kleines Wunder, und daran glaubte ich schon seit der Grundschule nicht mehr.

Ich stieß sein Bein ein wenig an. »Hayden, komm schon.«

Er rührte sich nicht.

»Hayden, im Ernst jetzt. Wach auf.«

Nichts. Nicht einmal ein Grunzen.

Ich wollte mir gerade den Sturmtruppler-Helm aus seinem Regal nehmen, um ihn zu erschrecken, als ich die leere Wodkaflasche auf dem Schreibtisch entdeckte. Sie stand zwischen dem Laptop und Haydens Modell des Millenium Falken, gleich neben seinem Bett.

Das war seltsam. Hayden trank nie, nicht einmal auf den wenigen Partys, auf denen wir gewesen waren. Und soweit ich mitbekommen hatte, hatte er gestern Abend nicht einmal Zeit gehabt, auch nur einen Schluck aus dem Bierfässchen zu probieren. Es gab keinen Grund, weshalb diese Flasche hier war. Es sei denn, er war doch wütender gewesen, als ich gedacht hatte. Vielleicht hatte er die Flasche aus der Hausbar seines Dads genommen, als er nach Hause gekommen war. Ich spürte, wie sich das schlechte Gewissen in meinem Magen regte. Deshalb wachte er also nicht auf: Er hatte einen Kater. Trotz meiner Gewissensbisse musste ich lachen. Haydens erster Kater – damit würde ich ihn ordentlich aufziehen, wenn er endlich aufwachte. Und dann würde ich ihn zu einem fettigen Frühstück schleppen und wir würden uns wieder versöhnen. Alles würde gut werden.

Jetzt musste er nur noch aufwachen.

Ich ging näher ans Bett und schnüffelte vorsichtig, ob er gekotzt hatte. Aber es roch wie immer bei ihm zu Hause: übermäßig desinfiziert. Künstlicher Pinienduft übertönte alles, sodass ich mir sicher war, dass seine Mutter jeden einzelnen Tag eine Putzkolonne anrücken ließ. Ich überlegte, ob ich ihn herunterwälzen sollte, entschied mich dann aber anders. Doch gerade als ich nach dem Kissen unter Haydens Kopf griff, stieß ich mit dem Ellbogen die leere Wodkaflasche um. Klappernd fiel sie zu Boden und riss dabei noch andere Sachen mit sich.

Ich beugte mich vor, um sie aufzuheben. Nicht nötig, dass Hayden gleich nach dem Aufwachen angepisst wäre, weil ich so ein Durcheinander angerichtet hatte. Es gab auch so genug, worüber wir reden mussten.

Ich griff nach der Flasche auf dem Boden, da entdeckte ich die Packung mit den verschreibungspflichtigen Medikamenten. Es war eine Packung Valium, auf der der Name von Haydens Mutter stand. Sie war leer. Ich wusste nicht, wie viele Tabletten ursprünglich darin gewesen waren, aber laut dem Datum auf der Schachtel war das Rezept erst vor ein paar Tagen ausgestellt worden. Was bedeutete, dass sie praktisch über Nacht eine ganze Packung eingenommen hatte.

Ich blickte wieder auf die Wodkaflasche.

Oder Hayden hatte sie eingenommen.

Und dann sah ich noch etwas, was auf den Boden gefallen war.

Einen USB-Stick, der neben einem abgerissenen Notizzettel lag.

Für Sam, stand darauf. Wenn du das hörst, wirst du mich verstehen.

Und dann wählte ich den Notruf.

C

»How to Disappear Completely«

Radiohead

Am Morgen von Haydens Beerdigung kam ich einfach nicht aus dem Bett. Nicht dass ich nicht wollte – im Gegenteil, eigentlich wollte ich, dass der Tag so schnell wie möglich vorbeiging, und wenn Aufstehen der erste Schritt dazu wäre, dann wäre ich dabei.

Aber ich schaffte es nicht.

Es war ein seltsames Gefühl, so als würde man in einem Eisblock festsitzen. Ich stellte mir die Szene in Star Wars vor, in der Han Solo in Karbonit eingefroren wurde, die Hände vor sich ausgestreckt, als könne er sich so irgendwie schützen, den Mund in stummem Protest aufgerissen. Das war ein Bild, das Hayden immer zugesetzt hatte. Jedes Mal wenn er die Szene gesehen hatte, wäre er fast wahnsinnig geworden – und Das Imperium schlägt zurück hatte er etwa tausendmal gesehen. Ich zwar auch, aber aus irgendwelchen Gründen fand ich dieses ganze Karbonit-Ding einfach zum Totlachen, und noch lustiger war, wie nervös es Hayden gemacht hatte. Zu seinem Geburtstag hatte ich ihm eine Hülle für sein iPhone mit dem gefrorenen Han Solo darauf geschenkt und Eiswürfel mit dem gefrorenen Han Solo in seine Limo geschmuggelt.

Als ich mich an seinen Gesichtsausdruck erinnerte, musste ich lachen, und lachen schien den Bann zu brechen. Ich konnte mich wieder bewegen, auch wenn ich das eigentlich gar nicht mehr wollte. Sich zu bewegen, hieß, dass ich wach war, und wach zu sein bedeutete, dass Hayden wirklich tot war, und bis jetzt war ich noch nicht bereit, mir das einzugestehen. Außerdem fühlte sich lachen falsch an, aber auch gut, und durch die Tatsache, dass ich mich gut fühlte, bekam ich Gewissensbisse, und das fühlte sich wiederum falsch an. Ich wusste echt nicht, wie ich mich fühlen sollte. Traurig? Ja. Angepisst? Definitiv ja.

»Was hast du dir nur dabei gedacht, Hayden?«

»Was?« Meine Mutter öffnete die Tür einen Spalt und sah mich an. Ihr lockiges braunes Haar war zu einem Zopf geflochten und sie trug ein Kleid anstatt ihrer Schwesterntracht. »Hast du etwas gefragt, Sam?«

»Nein, ich habe nur mit mir selbst geredet.« Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich laut gesprochen hatte.

Sie machte die Tür weiter auf. »Du bist immer noch im Bett? Komm, wir müssen uns beeilen. Du weißt, dass ich nicht bis zum Ende bleiben kann – ich komme ohnehin schon zu spät zur Arbeit.« Sie schnippte ein paarmal mit den Fingern. Sie war nicht unbedingt der warme, mütterliche Typ.

»Ich kann mich erst fertig machen, wenn du rausgehst.« Das kam schärfer heraus als beabsichtigt, aber sie hatte wohl verstanden, denn sie zog die Tür wieder zu, ohne noch etwas zu sagen. Aber vorher hängte sie noch etwas an meine Türklinke. Einen Anzug. Der, den ich letzten Sommer auf der Hochzeit meines Cousins getragen hatte. Sie musste ihn für mich gebügelt haben. Dadurch fühlte ich mich noch mieser als vorher.

Ich kletterte aus dem Bett, schaltete meinen Computer ein und öffnete die Playlist, die ich auf Haydens USB-Stick gefunden hatte. Er hatte sie mir hinterlassen, weil er wusste, dass ich sie finden würde. Wahrscheinlich wusste er sogar, dass ich ihn finden würde – ich war immer derjenige, der sich nach einem Streit zuerst entschuldigte. Ich konnte nie lang böse sein. Ihm musste klar gewesen sein, dass ich zu ihm kommen würde, trotz der Art und Weise, wie wir auseinandergegangen waren.

Ich hatte mir die Playlist in den letzten Tagen dauernd angehört und versucht dahinterzukommen, was er mir damit sagen wollte. Wenn du das hörst, wirst du mich verstehen. Was sollte ich verstehen? Er hatte Selbstmord begangen und mich ganz allein hier zurückgelassen. Und er hatte es mir überlassen, ihn zu finden. Ich war mir ziemlich sicher, dass es meine Schuld war, auch wenn ich im Moment noch nicht bereit war, darüber nachzudenken. Aber ich hatte die Playlist rauf und runter gehört und nach einem Song gesucht, der das bestätigen würde, dem Song, der mir die ganze Schuld zuweisen würde. Bisher hatte ich ihn noch nicht gefunden.

Nur eine verwirrende Sammlung von Musik aus dem gesamten Spektrum – einige neue Songs, einige ältere. Manche Lieder kannte ich, andere nicht, und in Anbetracht der Tatsache, dass Hayden und ich unseren Musikgeschmack gemeinsam entwickelt hatten – oder zumindest dachte ich das –, war das überraschend. Ich würde weiterhören müssen, um zu sehen, ob ich herausfinden konnte, was er damit meinte. Auch wenn ich mir nicht sicher war, was das sollte.

Ich durchsuchte die Liste nach etwas, was der Beerdigung angemessen wäre. Die meisten Lieder waren ziemlich deprimierend, deshalb gab es keine eindeutige Entscheidung. Ich fing mit einem Lied an, das mich daran erinnerte, wie ich den Anzug, den ich gleich anziehen würde, zum ersten Mal getragen hatte. Er war grau und glänzte ein wenig und ich hatte ihn mit einer Fliege getragen. Meine Cousins waren altmodische Spießer und hielten mich ohnehin für eigenartig, warum ihnen also nicht den Beweis dafür liefern? Mom reagierte ganz cool, sie sagte nur, sie würde sich freuen, dass ich einen Sinn für persönlichen Stil und eine eigene Meinung in Bezug auf meine Klamotten hätte. Sie selbst hatte sich damals, als mein Dad und sie noch zusammen gewesen waren, auch immer gut gekleidet. Jetzt kam sie kaum noch aus der Schwesterntracht heraus. Rachel, meine ältere Schwester, war in Bezug auf den Anzug weniger cool gewesen und nannte mich auf viele verschiedene Arten einen Volltrottel. Aber dann hat Mom sie nach oben geschickt, damit sie das Kleid auszog, das sie eigentlich hatte tragen wollen. Das ehrlich gesagt für eine Familienhochzeit ein wenig trashig gewesen war.

Hayden war herübergekommen, als ich mich gerade fertig machte, weil er mich hatte fragen wollen, ob ich mit ihm ins Einkaufszentrum kommen wollte. Und mit »Einkaufszentrum« meinte er im Grunde einen einzigen Laden – den einzigen, in den wir je gingen. Die Intergalactic Trading Company. Die übrigen Kids von der Schule hingen eher am anderen Ende herum, in der Nähe der Sportgeschäfte. Dort gingen wir selten hin. Ich hatte ganz vergessen, ihm von der Hochzeit zu erzählen.

»Schöner Anzug«, sagte er auf diese Art, bei der ich nie wusste, ob er es ernst oder sarkastisch meinte. Bei Hayden konnte man nie wissen. Bei mir war es einfach – ich war immer ein Klugscheißer.

»Wie auch immer. Dir wäre es bestimmt total peinlich, einen zu tragen, oder?« Ich zuckte zusammen, als mir meine Worte von damals wieder einfielen, aber schon da hatte ich gewusst, dass das eigentlich nicht stimmte. Hayden würde tun, was immer ihm seine Eltern sagten. Das gefiel ihm zwar nicht, aber es war immer noch besser als die Alternative.

Er zuckte mit den Schultern. »Die Fliege hilft, aber mit einem T-Shirt darunter würde es viel cooler aussehen. Mit dem hier zum Beispiel.« Er hob ein Radiohead-T-Shirt auf, das am Fußende meines Bettes lag. Er hatte es mir geschenkt, nachdem er die Band auf Tour gesehen hatte. Darauf stand: How It Ends, How It Starts.

Ich verdrehte die Augen. »Muss es unbedingt Radiohead sein?«

»Was ist an Radiohead so verkehrt?«, fragte er, aber er wusste, was ich damit sagen wollte. Wir hatten eine Million Mal darüber gestritten.

»Ein paar von ihren Sachen sind okay«, sagte ich. »Aber was unterscheidet sie so großartig von Coldplay? Weiße britische Typen, die auf schicken Universitäten waren und wahrscheinlich klüger sind, als gut für sie ist. Aber die Mädchen finden, dass Chris Martin heiß ist und Thom Yorke eigenartig aussieht, und deshalb verkauft Coldplay eine Trilliarde Alben und Radiohead muss sich an Schnarchnasen wie uns halten. Das kommt mir irgendwie nicht ganz richtig vor.«

»Da liegst du voll daneben«, sagte er. »Radiohead ist ein völlig anderer Planet als Coldplay. Kid A könnte die genialste Scheibe sein, die je gemacht wurde, und Coldplay wird jedes Mal, wenn sie eine Single herausbringen, wegen Plagiats angeklagt. Allein schon sie in einem Atemzug zu nennen, ist Radiohead gegenüber respektlos.«

Ich liebte es, Hayden auf die Palme zu bringen. Als wir noch klein waren, hatte sich meine Mom immer Sorgen gemacht, weil wir uns so oft stritten. Sie hatte an meine Zimmertür geklopft, als wir uns anschrien – okay, ich war derjenige, der schrie, Hayden war schon als Kind rational und versuchte geduldig, seinen Standpunkt zu erläutern – und hatte gerufen: »Alles in Ordnung da drin?«

»Alles in Ordnung«, hatten wir dann beide geantwortet. Und das stimmte auch.

Allein bei dem Gedanken vermisste ich ihn.

Ich hielt beim Anziehen einen Moment inne und konzentrierte mich auf die Musik, die aus dem Lautsprecher kam. Es überraschte mich nicht, dass er »How to Disappear Completely« auf seinem Mixtape hatte, denn es war sein Lieblingslied. (»Idioteque« war meins – egal wie sehr ich Hayden damit aufzog, auch ich fand Radiohead unendlich viel besser als Coldplay.) Ich versuchte, nicht allzu gründlich über den Text nachzudenken, darüber, wie Hayden dagesessen und diese Playlist zusammengestellt hatte, bevor er seine letzte Entscheidung traf. Ich hasste es, mir vorzustellen, dass er sich einfach so hatte davonmachen wollen.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, meine Fingernägel gruben sich in meine Handflächen, und ich versuchte, mich zu beruhigen. Während der letzten Tage hatte ich ihn abwechselnd vermisst und gehasst, ich hatte mich schuldig und mies gefühlt, ohne zu wissen, wie ich mich wirklich hätte fühlen sollen, außer dass ich mich anders fühlen wollte, irgendwie. Er hatte mich alleingelassen, und das hätte ich ihm nie angetan, ganz egal, wie sauer ich wäre. Mit diesen Gedanken im Kopf war es fast unmöglich gewesen zu schlafen, deshalb war ich obendrein auch noch völlig erschöpft. Erschöpft und wütend. Großartige Kombination.

Und wenn ich wütend war, ging der ganze Teufelskreis wieder von vorn los – ein Teufelskreis, der mir allmählich vertraut wurde. Wütend werden. Hayden die Schuld geben. Gewissensbisse bekommen. Ihn vermissen. Wieder wütend werden. Manchmal überkam mich auch das Bedürfnis, zu schreien oder auf Dinge einzudreschen, was ich dann doch nicht schaffte. Warum konnte ich nicht normal sein und einfach trauern.

»Sam, beeil dich!«, rief Mom von unten.

Jetzt war wieder vermissen dran. Aber ich musste etwas tun, damit ich mich besser fühlte. Ich ging zum Wäschekorb, grub mein altes Radiohead-T-Shirt aus und zog es unter dem Anzug an.

D

»Crown of Love«

Arcade Fire

Die Kirche, in der der Trauergottesdienst stattfand, lag auf der Ostseite von Libertyville, also auf der reichen Seite. Haydens Familie, die Stevens, lebten dort. Meine Familie nicht.

Von außen sah die Kirche wie eine echt schicke Skihütte aus. Sie war komplett aus dunklem Holz und außen liegendem Gebälk gebaut – wahrscheinlich hatte derselbe Architekt auch all die protzigen Häuser auf dieser Seite der Stadt entworfen. Innen war das Holz heller, die Decke war hoch und gewölbt und ein glitzernder, modern anmutender Kronleuchter hing von ihr herab. Fast als sollte man vergessen, dass es sich um ein Gotteshaus handelte.

Meine Familie war jüdisch, deshalb war ich bisher nur in der katholischen Kirche auf meiner Seite der Stadt gewesen. Dort hatten alle Kinder, mit denen ich zur Schule ging, ihre Erstkommunion gefeiert. Wir waren damals gerade hergezogen, deshalb kannte ich eigentlich niemanden, aber eines der Kinder in meiner Klasse lud alle Mitschüler zu seiner Kommunion ein, und Mom sagte, ich müsste hingehen, wenn ich Freunde finden wollte, auch wenn es dann doch nicht so gekommen war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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