Politische Presse im Nachkriegsberlin 1945-1953 - Christoph Marx - E-Book

Politische Presse im Nachkriegsberlin 1945-1953 E-Book

Christoph Marx

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Beschreibung

Der Kalte Krieg im Nachkriegsberlin war eine Hochzeit des politischen Journalismus. Unter alliierter Kontrolle entstanden zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften, die Aufbruch, Orientierung und Demokratie versprachen. Im "Zeitungsparadies Berlin" kämpften Journalisten mit allen Regeln der Kunst um die Gesinnung der Bevölkerung. Ob Zwangsvereinigung, Berlin-Blockade oder 17. Juni 1953: Immer wieder avancierten die Presseorgane zu publizistischen Waffen im interalliierten Kampf um die Machtverteilung in Berlin. In der vorliegenden Untersuchung beschreibt und analysiert der Historiker und Publizist Christoph Marx anschaulich die besondere Nachkriegsentwicklung der Berliner Presselandschaft anhand der wichtigsten Zeitungen und Medienmacher. Redaktionelle Besonderheiten werden genauso wie alliierte Pressestrategien herausgearbeitet. Im Zentrum stehen der amerikanisch lizenzierte „Tagesspiegel“ und die sowjetisch lizenzierte "Berliner Zeitung". Anhand tagespolitischer Auseinandersetzungen stellt Marx exemplarisch dar, mit welchen Mitteln die Zeitungen für ihre Ziele kämpften. Dabei nimmt er auch die bedeutendsten Journalisten auf beiden Seiten in einer politischen Doppelbiografie in den gemeinsamen Blick: Erik Reger, Kopf des „Tagesspiegel“, und Rudolf Herrnstadt, Herr eines kommunistischen Pressekonzerns in Ost-Berlin. Es wird deutlich, dass beide als intellektuelle Idealisten trotz ihrer ideologischen Feindschaft einander durchaus glichen. Eine jeweils bemerkenswerte Symbiose von Geist und Macht – die nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 aus ganz unterschiedlichen Gründen ein abruptes Ende fand. Eine vielschichtige Studie, die durch die innovative Verzahnung von struktureller und biografischer Analyse für Historiker, Publizisten und Politologen gleichermaßen interessant ist, und nicht zuletzt ein spannender Rückblick auf eine Zeit, als politischer Journalismus pädagogische Ansprüche hatte und Weltpolitik begleitete, wenn nicht sogar mitschrieb.

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ibidem-Verlag, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
A. Historische Voraussetzungen für die Presseentwicklung in Berlin nach 1945
I. USA und Sowjetunion als ideologische Antipoden
II. Die Grundprinzipien für eine deutsche Nachkriegsordnung
III. US-Pressepolitik als Reeducation: der Drei-Stufen-Plan
IV. Sowjetische Pressepolitik als Propagandapolitik
B. Entwicklung der Berliner Presselandschaft 1945-1953
I. Ende und Anfang 1945: Sowjetische Grundlagen
II. Strategischer Aufbau einer „antifaschistischen Presse“: Die Tägliche Rundschau und die Berliner Zeitung
III. Strategie und Konzeption der US-amerikanischen Besatzungsmacht
IV. Liberale Gegenpresse: Allgemeine Zeitung und Tagesspiegel
V. Das „Zeitungsparadies Berlin“ 1946-1948
VI. Berlin-Blockade und die Folgen
VII. Konsolidierung der Berliner Presse in West- und Ost-Berlin (1949-1953)
VIII. Zusammenfassung
C. Kämpfer um die Köpfe: Erik Reger und Rudolf Herrnstadt
I. Journalisten des Kalten Kriegs – eine Doppelbiografie
a) Herkunft und politische Sozialisation
b) Zeit des Nationalsozialismus
c) An der Spitze der publizistischen Front
II. Der erste Berliner Zeitungskrieg: Die Fusion von SPD und KPD
III. Positionen, Strategien und Entwicklungen (1946-1953)
IV. Zwischen Unterwerfung und Selbstbehauptung: Das Verhältnis zur Besatzungsmacht
a) Erik Reger und sein Verhältnis zur USA
b) Die Russen und ich: Der Sowjetmensch Rudolf Herrnstadt
Schlussbetrachtung
Anhang
Abkürzungs- und Sigelverzeichnis
Quellen
Literatur

Einleitung

Zeitungen und Zeitschriftenentfalten seit jeherpolitische Wirkung. Sie ermöglichenden Menschen den Zugang zu Geschehnissenaußerhalbihres persönlichen Wirkungsbereichs, bestimmenihre Wahrnehmung derAußenweltundkönnendaraus resultierende persönliche Handlungen mitbestimmen.Zeitungenwarenvon Anfang anpotentiell herrschaftsgefährdend.Ohne Zeitungen und Flugschriften hätte etwa die Reformation im 16. Jahrhundert nicht wirksam werdenkönnen, die zu einer Umwälzung politischer Machtverhältnisse geführt hat.Schon im 17. Jahrhundert versuchten dieHerrschendendeswegen, Zeitungen in ihrem Sinn einzusetzen.Einerseitswurde durch Eingriffe von staatlichen Behörden versucht,missliebigeStellungnahmenin der Öffentlichkeitzu unterbinden. Andererseits sollte mitStaatszeitungen die Bevölkerung gezielt imSinne der Machthaber beeinflusst werden.[1]

Zu einem bedeutenden Machtfaktor im Staat wurde die Presse als öffentlicher Meinungsmacherin Folge der kontinuierlichen Demokratisierungsprozesseim 19. Jahrhundert.Durch den wachsendenEinflussbreiter Bevölkerungsschichten auf die politische Führungselite im Staat wuchsdasInformationsbedürfnis. DieAnzahl der verschiedensten Presseerzeugnisse stiegrasant an. Der Zeitungsboomin Deutschlanderreichte ihren Höhepunkt während der Weimarer Republik, als deutschlandweit über 4.000 Tages-und Wochenzeitungen erschienen. Allein in Berlin waren es 1928 147.[2]Die Zeitungen tragen in pluralistischen Gesellschaften wesentlichzur politischen Orientierung und Meinungsbildung der Menschen bei. So wurde in der Weimarer Demokratie der Kampf der Parteien um die Mehrheiten und damit um die Macht im Staat nicht zuletzt auch in der Presse ausgetragen. In Berlin standen dem liberal-bürgerlich orientierten Pressekonzern Rudolf Mosses mit seinemBerliner Tageblattals publizistischer Speerspitze, dem ebenfalls liberalenUllstein-Verlagmit seinerBerliner Morgenpostund derVossischen Zeitungdie gegen die Weimarer Republik gerichteten kommunistischen Blätter aus dem Hause Münzenberg und die nationalistischen Publikationen desGroßindustriellenAlfred Hugenberg gegenüber.Es ist unbestritten,dassdas von der Schwerindustrie finanziellgroßzügigunterstützte Zeitungsimperium Hugenbergs in der Weimarer Republik wesentlich ein Meinungsklima förderte, das einen fruchtbaren Nährboden für die nationalsozialistische Propaganda bot.

Politische Presse versuchtdurch Meinungen, Berichte und Haltungender Bevölkerung ein Wahrnehmungsmuster der öffentlichen Angelegenheiten vorzugeben, umdas öffentlicheBewusstseinder Menschen im gewünschten Sinne zu beeinflussen. Die politische Publizistik istsoimmer auch als ein ideologisches Mittel zu machtpolitischen Zweckenzu verstehen.In diesem Sinnebedeuteteder Zusammenbruch des Deutschen Reiches am Ende des Zweiten Weltkriegs und die Besetzung Deutschlands durch die alliierten Truppen einen bis heute wirksamen Einschnitt in der deutschen Pressegeschichte. Die alliierten Besatzungsmächte zerstörten nicht nur das nationalsozialistische Medienmonopol, sondern schufenein strukturell neues Pressewesen, das sich an nationale Traditionen nur soweit hielt, wie diese denjeweiligen weltanschaulichen Überzeugungennützlich bzw. förderlich waren. Aufgrund der grundsätzlichen Interessendivergenz zwischen der USA und der Sowjetunion als den entscheidenden ideologischen Gegnern der Anti-Hitler-Koalition wurde die neuformiertePresselandschaftschnellzum interalliierten Kampffeld um die Meinungsführerschaft im besetzten Deutschland, die die spätere Spaltung Deutschlands in zwei sich feindlich gegenüberstehende Gesellschaftssystemevorwegnahm undideologisch legitimierte. In Berlin, dem Machtzentrum des untergegangenen Deutschen Reiches, setzte diese Entwicklung bereits unmittelbar nach Kriegsende ein, weil hier die ideologischen Antagonismen derenglisch-amerikanischen und der sowjetischen Besatzungsmacht direktaufeinanderstießen.Aufgrund der besonderen Vier-Mächte-Konstellation unddramatischerEreignissewie derBerlin-Blockade durch die Sowjets 1948/1949 blieb der Meinungskampf in Berlin auchdann nochbesonderskriegerisch, als sichim übrigen Deutschlandabgrenzbare Staatsstrukturen entwickelten.Durch die räumliche Nähe der feindlichen Lager unddenimmer noch gemeinsamen Lebensalltag der Bevölkerung blieb Berlin inVielemein Sonderfall. Wie sich diese besondereSituation auf die Entwicklung und Ausprägung des Berliner Pressewesens auswirkte,stehtim Mittelpunkt der Untersuchung.

DerZusammenhangzwischen derAusformung der Berliner Presselandschaftder Nachkriegszeit und dem Ost-West-Konflikt ist an sich ein Gemeinplatz.Die Ausrichtung und Entwicklung der politischen Nachkriegspressesindohne die ideologischen Implikationen desKalten Kriegs nicht denkbar.EinhistorisierenderVergleich, der diespezifische Berliner Pressentwicklung ingrößerehistorischeZusammenhängeeinordnet, fehlt bisher.Zu nah war dieLiteraturbis1990noch an den politischen Faktizitäten des Kalten Kriegs.[3]

In der vorliegenden Arbeit wird nunkonkretangestrebt, dieEntwicklung der Berliner Presselandschaft in dengrößerenKontext der ideologischen Auseinandersetzungen zu stellen, gegenseitige Beeinflussungen und Wechselwirkungen zu erkunden und individuelle Freiräumeund Besonderheiten von Redakteuren und Medienmacherninnerhalb des eigenen Lagers auszuloten. Es wird also zwischen strukturellenVorgaben bzw.Zwängen und den Handlungen bzw. Handlungsmöglichkeiten der handelnden Personen unterschieden. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass Zeitungen einerseits von den historischen Bedingungen, andererseitsauchvon einzelnen Persönlichkeiten wesentlichmitgeprägt sind.Zeitungen sind Ausdruck desZeitgeists–AusdrucksowohlderpolitischenGegenwartals auchder Medienmacher.

Strukturell wird davon ausgegangen, dass dieBerlinerNachkriegszeitungen in erster Linie Produkte der alliierten Pressepolitiken warenundaufgrund der besonderen Berliner Vier-Mächte-Konstellation vondenAlliierten auch als Instrumentebenutztwurden, sich eine starke ideologische Machtposition gegenüber dem ehemaligen Kriegspartner zu verschaffen. Die besondere Nachkriegsentwicklung der Berliner Presselandschaft soll alsoauch vonihrem Wert als interalliiertes Kampfmittel erklärt werden.Dabei werden zwei Zeitungen und die sie prägenden Journalisten genauerbetrachtet, umexemplarisch und idealtypischim Sinne von „pars pro toto“ die individuellen Differenziertheiten aus den allgemeinen politischen Bedingungen und Vorgaben herauszuarbeiten.Besonders in den Fokus rücken die einzigenheute noch in Berlin existierenden Zeitungen: die sowjetisch lizenzierteBerliner Zeitung,die erste deutsche Nachkriegszeitung in Berlin,und derUS-amerikanisch lizenzierteTagesspiegel, die„erste freie Presse in Berlin“[4].Da jede Zeitungauchein Produkt handelnder Menschen ist, werdendie beiden deutschenChefredakteuregenauer ins Visier genommen: Erik RegervomTagesspiegelund Rudolf Herrnstadtvon derBerliner Zeitung.Beide warendie überragenden Journalisten der jeweiligen Seiteim Nachkriegsjahrzehnt. Sie waren nie reine Vermittler der politischen Weltanschauung einer fremden Besatzungsmacht, sondernvor allembis zur Selbstzerstörung arbeitende Überzeugungstäter. Gerade dieser absolute Glaube an eine Idee, gepaart mit den dramatischen politischen Zuspitzungen in den erstenachtNachkriegsjahren, konnte zu jener politischen Sprengkraft führen, diedasNachkriegsberlinspeziellkennzeichnet. Reger und Herrnstadt waren somit nicht nur die führenden Berliner„Kalten Krieger“im Kampf mit dem Wort, vielmehr standen beide als intellektuelle Idealisten einander durchaus nah. Eine jeweils bemerkenswerte Symbiose von Geist und Macht, diein einer vergleichenden Doppelbiografiegenauer untersucht werden wird.

DieWirkungsdauerder beiden Journalistenin Berlindeckt sichfast genaumit dem Untersuchungszeitraum der vorliegenden Studie. Die Darstellung der Presseentwicklung und exemplarischer thematischer Auseinandersetzungenbeschränkt sich auf die Jahre 1945 bis 1953,endetalsozu dem Zeitpunkt, alsRudolf Herrnstadt in der SED politischjähabstürzte und kurz bevor Erik Reger plötzlich und unerwartet verstarb. Es war auch der Zeitpunkt, als im Juni 1953 nach dem Tod Stalinsdas kommunistische Zwangssystem der DDRseine erste schwere öffentliche Legitimitätskrisedurchlebteundnur durch die sowjetischenPanzer gerettet werden konnte.Ein erster politischwieauch publizistischwichtiger Einschnitt im Berlin der Nachkriegszeit.

Der formale Aufbau der Arbeit orientiert sich an den dargestellten Erkenntnisinteressen und besteht aus dreigroßenzusammenhängenden Themenblöcken.

Dererste Teiluntersucht diehistorischen Bedingungen für die spezielle Entwicklung der Berliner Presse. Neben der Darstellung der alliierten Machtfülle gegenüber der deutschen Bevölkerung stehen hier insbesondere die grundlegenden ideologischenUnterschiede zwischen denUSA und der Sowjetunion als den beiden wichtigstenAlliiertenund ihre Auswirkungen auf die Pressepolitikim Blickpunkt.Vor dem Hintergrund der prinzipiellen antithetischen Zielsetzungen der USA und der Sowjetunion, die anhand der Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs kurz skizziert werden,werdenhierfürin angemessener Ausführlichkeit diepressepolitischenNachkriegsplanungen derUS-Amerikaner und der Sowjets analysiert und abschließend gegenübergestellt werden.

DerzweiteAbschnittwidmet sich dann der konkretenstrukturellenAusformung der Berliner Presselandschaft in den erstenachtNachkriegsjahren, wobei der Schwerpunkt auf die Darstellung der ersten beidenJahreliegt, in denen die wesentlichen Grundlagen gelegt wurden.Dabei stehendie Entstehungsgeschichteunddas inhaltliche, formale und personelle Profil der ersten Berliner Nachkriegszeitungen im Mittelpunkt, wobeideutlich werden wird, wie sehr jeweils dieeine Seite auf die andere Seite reagiert. Entsprechend dem chronologischen Ablauf werden hierfür zunächst das offizielle sowjetische PublikationsorganTägliche Rundschauund dieBerliner Zeitungals die erstenvon den Sowjets lizenzierten Zeitungenwährend ihres dreimonatigen Machtmonopols in Berlin analysiert werden, um diesen dann spiegelbildlich das offizielleUS-amerikanische BlattAllgemeine Zeitungund die erste deutscheUS-LizenzzeitungDer Tagesspiegelgegenüberzustellen. Die Entstehungsgeschichte und das Profil desTagesspiegelverdienen hierbeiaus erwähnten Gründen besondere Aufmerksamkeit.ImWeiteren werden der enormeZeitungs- und Zeitschriftenboom in den ersten Jahren in Berlin mitderinteralliiertenpolitischen Wettbewerbssituation erklärt. Dabei wirdanhand amtlicher Dokumenteund redaktionellerKonzepte vor allem der Frage nachgegangen, wie die alliierten Bündnispartner auf ihre jeweiligen Zeitungen reagierten. Eine Situation, die sich nach 1948 noch einmal erheblich verschärfte, als der Kalte Krieg mit Berlin-Blockade und Spaltung seinen erstenHöhepunktin der Stadterreichte.

Derdritte Teilbeschreibtdann die inhaltlichen Dimensionen des Zeitungskriegsund nimmt dabei die Auseinandersetzungen zwischendenpublizistischen Frontkämpfernauf beiden Seiten, Erik Reger und Rudolf Herrnstadt, alsroten Fadenauf.In einer Art Doppelbiografie werden Herkunft, Erfahrungen, Einstellungen und Überzeugungender prägenden Journalisten auf beiden Seitengegenübergestellt, ihr Profil und ihre Rolle für die jeweilige Schutzmacht analysiert.Dabei werdenkonkrete Hintergründe und persönlicheMotivation für die publizistischen Ziele und Tätigkeiten ergründetsowieUnterschiede und auch Gemeinsamkeitenherausgearbeitet.Anhandvon Artikeln von ausgewähltenEreignissenwiederBerlin-Blockadeoderdem Aufstand vom17. Juni1953werdenpublizistischeKampfstrategiendervon ihnen verantwortetenZeitungenuntersucht und nachzeitlichenEntwicklungen,Änderungenund Beeinflussungengefragt.Besonders ausführlich wird aufdie Kontroverse um denZusammenschlussder KPD und SPD in Berlin im Frühjahr 1946eingegangen, den erstenZeitungskriegBerlins, in dem auch beideJournalistendirekt eingriffen. Diese Auseinandersetzungwarein entscheidender Wendepunkt im politischen und publizistischen Bereich hin zu einer Konfrontation, die 1948 in der Spaltung Berlins endete.Dabei warenbeide Journalisten nienurferngesteuertepolitische Handlanger, sondernvor allem auch durch dieunmittelbareKriegsvergangenheit geprägtedeutscheIntellektuelle. Beidewarenumfassend gebildet,handwerklich glänzend und ließen sichtrotzihrerfestenÜberzeugungnie einfachzu einemKadergehorsamzwingen. Als denkende Wesen bewahrten sie sichin ihremindividuellenRahmenmehr oder wenigergeistige Unabhängigkeitauch gegenüber „ihrer“ Hegemonialmacht.Die Frage des individuellenVerhältnisseszur jeweiligen Besatzungsmachtwirdanhand von Reden und Dokumentengesondertuntersucht werden.Denn das Nachleben der beidenkannunterschiedlicher nicht sein.Wurde lange Zeit ein„Erik-Reger-Preis“verliehen,ist Rudolf Herrnstadt imkollektiven Gedächtnis Berlins fast vollständig vergessenbzw. bewusst verdrängt worden. Das liegt nicht nur an seinerheutealsmoralisch anstößig empfundenenRolle als Unterstützer einer Diktatur,sondern auch an dem Verhalten derDDR selbst, die ihn 1953von heute auf morgenzur Unperson erklärte.

In Hinblick auf die Literaturzur Berliner Pressegeschichte der Nachkriegszeitgeht die folgende Studie von meiner ausführlichen Untersuchung über die Anfänge der Berliner Presse[5]aus,erweitert aberwesentlichderenPerspektive. Im Sinne des vorgestelltendifferenzierten Ansatzesnimmt dievorliegende Arbeitverstärktdie Verhältnisseinnerhalb des eigenen Lagers in den Blick.Durch den Fokus auf die beiden Journalistenpersönlichkeiten Erik Reger und Rudolf Herrnstadt sollam Ende auch ein lebendiges Bild von Möglichkeiten und Grenzen des Journalismus in Zeiten der extremen ideologischen Polarisierung stehen.Die Verbindungeinerintellektuellen- mit einer journalismusgeschichtlichen Perspektivewird durch den biografischen Zugriff eingegrenzt und exemplarisch verdichtet. Damit orientiere ich mich prinzipiell an der Vorgehensweise der ideengeschichtlichenArbeit von Marcus M. Payk zum Feuilletonjournalismusder frühen Bundesrepublik[6], ohne vorliegende Spezialuntersuchung mit dieser ambitionierten Großstudieim„Spannungsfeld von intellektueller Selbstverständigung und demokratischer Soziabilität“[7]gleichsetzen zu wollen.

Die wichtigsten Primärquellender Studiewaren diejeweiligenJahrgänge der ausgewählten Zeitungen. DieTägliche Rundschauebenso wie dieBerliner ZeitungundDer Tagesspiegelwarenin den Berliner Bibliotheken komplett einzusehen. Bei der Analyse der nur kurzzeitig existierendenAllgemeine(n) Zeitungkonnte auf die ausführliche Studie von Gisela Frohner zurückgegriffen werden.[8]In denLandesarchiven der Stadt Berlin[9]und der„Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv“(SAPMO–BArch)wurdeneinige für die Arbeit interessante Dokumente entdeckt.[10]Ebenso ermöglichten die im Landesarchiv Berlins einzusehenden Akten derUS-amerikanischen Militäradministration in Berlin (OMGBS) Einblicke in das politische Innenleben desTagesspiegel.

Für die Einordnung und Bewertung der Ereignisse und Auseinandersetzungen bliebder Rückgriff aufzeitgenössische Erinnerungen und wissenschaftliche Darstellungenwichtig, von denen die wichtigsten für die Arbeit im Folgenden kurz vorgestellt werden.

Unter den Erinnerungenmussin diesem Zusammenhang Peter de Mendelssohns journalistische Darstellung der„Zeitungsstadt Berlin“[11]erwähnt werden. Die aufgrund seiner Stellung als ehemaligerUS-amerikanischer Presseoffizier notwendigerweise subjektive Schilderung der Entwicklung der Berliner Nachkriegspresse imAllgemeinenund desTagesspiegelimBesonderenbleibtunverzichtbar. Oschilewskis knapper, aber sehr informativer Überblick über die Berliner Zeitungen war in erster Linie bei den nicht näher analysierten Zeitungen nützlich.[12]

Unter den wissenschaftlichen Untersuchungen zur Westberliner Pressegeschichte ragt Harold Hurwitz‘soziologisch orientiertes vierbändigesopus magnumüber„Demokratie und Antikommunismus in Berlin nach 1945“heraus. Dessen dritter Teil, der sichdetailliertu.a. mit der Berliner Medienpolitik derUS-Amerikaner befasst,botenzusammen mit seiner früheren Studie über die„Stunde Null der deutschen Presse“einen schier unerschöpflichen Fundus an Quellen und Belegen.[13]Ebenso die von Klaus Jans 1986 am Institut für Publizistik der FU Berlin angefertigte Magisterarbeit über die„Anfänge des Tagesspiegel“, dieausführlichund quellengestützt das erste Halbjahr desTagesspiegelrekonstruiert.[14]Auf der anderen Seite kann auf die Dissertationsschrift von Peter Strunk über die„Pressekontrolle und Propagandapolitik der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland“hingewiesen werden, diedie Intentionen der sowjetischen Pressepolitik beleuchtet. Sie wurde darüberhinaus für die Analyse derTägliche(n) Rundschauherangezogen.[15]Von den neuesten Untersuchungen war inbesondere für dieEinordnung derinhaltlichen Auseinandersetzungen die sprachwissenschaftlich ausgerichtete Studievon Eva Zametzerüber den Ost-West-Konflikt inTagesspiegelundBerliner Zeitungsehr hilfreich.[16]In diesemZusammenhang sei auch auf dieStudie von Wolfgang Schievelbusch über das„geistige Berlin 1945-1948“verwiesen,derenQuellen und geistreichen Interpretationenimmer wiederwichtige Anregungengaben.[17]

Journalismusgeschichte ist immer noch vor allem Presse-, also Sachgeschichte.Journalistenselbstsind nur selten Gegenstandhistorischer Untersuchungenund wenndoch,gehen sie nur wenig überAnekdotenhinaus.[18]Umsoerfreulicher, dass zu beiden Persönlichkeiten in jüngster Zeit zwei neuere Quelleneditionen bzw. Memoiren aus dem familiären Umfeld erschienen, die fürdie beiden Biografien, gerade für die Charakteristik der Persönlichkeiten,unentbehrlich waren.Das Eine istdas neu editierte Tagebuch von Erik Reger aus den letzten Kriegstagen[19],und das Anderedie preisgekrönte Biografie der Tochter von Rudolf Herrnstadt über ihren Vater[20].Beidebieten auch ein atmosphärisches Epochenbild, das sich in dennurgelehrten Studienschwer finden lässt.Für diejeweiligen politischenPositionierungenbleiben eigene Pressebeiträge zentral.Viele Korrespondenzen und Materialien aus dem Nachlass von Erik Reger in der Berliner Akademie der Künste waren sowohl für die politische Einordnungalsauchfür die Frage nach dem Verhältnis zur Besatzungsmacht hilfreich.[21]Inbeiden Fällenbliebenneben den jeweiligen Originalschriften diewissenschaftlichen Expertisen unverzichtbar.[22]Ausdem Nachlass des Berliner Zeitungswissenschaftlers Emil Dovifat geht hervor, dass im Jahr 1969 eine Dissertation zum Thema „Erik Reger und der Tagesspiegel 1945-1954“ geplant war. Diese Arbeit hat wohl die Planungsphase nicht überstanden.[23]

A.Historische Voraussetzungen für die Presseentwicklung in Berlin nach 1945

I.USA und Sowjetunion als ideologischeAntipoden

Die USA entstanden als Willensnation, als revolutionäres Experiment. Zum ersten MalwurdeeinGemeinwesenbegründet, das sichpolitische Demokratie und Menschenrechte auf die Fahnen schrieb. Die auf den aufklärerischen Prinzipien der Volkssouveränität,Gewaltenteilungund Bürgerfreiheitaufbauende,im Wesentlichennoch heute gültige Verfassung von 1787 wurde zum Vorbild für die liberalen Kräfte in der Weltundzum„transsakrale[n]Motto der Vereinigten Staaten“.[24]Sie liegt demUS-typischenFreiheitsverständnis zugrunde, demzufolge das Recht der Völker auf Selbstbestimmung und die individuellen Freiheitsrechte auf der ganzen Welt gültig seien. Die naturrechtlich begründeten Freiheitsrechte des Individuumswerden dabeiin der Tradition der Unabhängigkeitserklärung und der Bill of Rights von 1776 als persönlicheunveräußerlicheSchutzrechte gegenüber einer überindividuellen, staatlichen Instanz definiert.Der einzigelegitime Zweck jeder Regierung odersonstiger staatlicherOrganisation sei es, diese Individualfreiheitenzu schützen. Werden diese Rechte verletzt, sei es Pflicht der USA, den AngegriffenenUnterstützung zu gewähren.[25]

In diesem Sinnverfolgte US-Präsident FranklinRooseveltin den 1930er-Jahren gegen die allgemeine Stimmung im Land[26]früh einen interventionistischen Ansatz gegenüberdem nationalsozialistischen Expansionsdrang. Er erkannteden Anspruch der Nationalsozialisten,die gesamte Welt in ihrem Sinne militärisch wie auch ideologisch neu ordnen zu wollen.[27]Die Expansionsgelüste Hitlers in Europa waren für ihn eine globale Bedrohung für alle freiheitlichen Demokratien. Die demokratischen Staaten sollten der menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie mit ihrem militärischen Machtapparat massiv entgegenwirken.

Diese Haltung entsprach demelementarenEigeninteresse der USA an einem liberalen Weltmarkt. In derauf dem traditionellen Freiheitsverständnis aufbauendenOne-World-Konzeptionwardie Sicherung des freien Weltmarktes„untrennbar mit der unteilbaren Sicherheit und der unteilbaren Freiheit aller verbunden“[28]. Dieliberal-freiheitliche Verfassung eines Landeswaralsonur zu sichern, wenn alle Länder in diesem Sinne freiheitlich regiert werden. Der von den Nationalsozialisten angestrebten neuen Weltordnung, die auf Rassismus, Gewalt und Freiheitsentzug baute, stellte Roosevelt in seiner Vier-Freiheiten-Rede vom 6. Januar 1941 so die„moralische Ordnung“[29]der unteilbaren, individuellen Freiheitsrechte entgegen. Diese waren entsprechend den traditionellenUS-amerikanischen Werten die Religionsfreiheit, die Freiheit von Furcht, die Freiheit von Not und die Freiheit der Rede undMeinungsäußerung.[30]Um den Frieden langfristig zu sichern, müssten diese weltweit durchgesetzt werden. Diese Vision der globalen Durchsetzung derunveräußerlichenFreiheitsrechte war also einerseits der„antagonistische Weltmachtsentwurf“[31]zum Nationalsozialismus, andererseits im positiven Sinne selbst programmatisches Ziel einer neu zu errichtenden Weltordnung. Da deren Grundpfeiler auf demUS-amerikanischen Freiheits-und Demokratieverständnis basieren sollte, musste eine solche Friedensordnung notwendigerweise eine ArtPaxAmericana sein.

In der Entscheidung, aktiv und parteiisch in den zunächst rein europäischen Konflikt einzugreifen, verbanden sich in direkter Kohärenz moralische, ökonomische und sicherheitspolitische Motive zu der missionarischen Vorstellung, dasses um nicht weniger ging als

„einen epochalen Kampf zweier unvereinbarer Grundprinzipien: auf der einen Seite der demokratisch-freiheitliche, rechtsstaatliche Gesellschaftsentwurf mit christlich-humanistisch fundiertem Menschenbild und privatkapitalistischer Wirtschaftsordnung, auf der Gegenseite die menschheitsfeindliche, rassistisch-totalitäre Willkürdoktrin der NS-Diktatur.“[32]

Odermoralischerin den Worten Roosevelts ausgedrückt: als ein Ringen„zwischen Gut und Böse“[33].

Die Sowjetunion als die zweite politische Macht der späteren Anti-Hitler-Koalitionwar ebenfalls eine Willensnationund ähnlich missionarisch angelegt wie die USA – nur mitdiameteralentgegengesetztem Ziel.Die Sowjetunion entstand alsProdukt derMachtübernahmeder Bolschewiki unter der Führung Lenins in der Oktoberrevolution des November 1917. In der 1922 gegründeten„Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken“sollten erstmals die Lehren von Karl Marx und Friedrich Engels verwirklicht werden, die den historisch notwendigen Sturz des den Menschen von sich selbst entfremdenden kapitalistischen Herrschaftssystems und die Errichtung einer durch die Arbeiterklasse zu verwirklichenden herrschaftsfreien, kommunistischen Gesellschaftsordnung propagierten.[34]Im Namen der Lehren von Marx und Engels errichtete die Russische Kommunistische Partei (RKP) als die selbst ernannte revolutionäre Vorhut der Arbeiterklasse ab 1920 ein diktatorisches Ein-Parteien-System.Gemäßdem Marxschen Diktum von der„Diktatur des Proletariats“wurde dieseParteiendiktaturideologisch als eine notwendige, nur vorläufige Etappe des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus begründet. In der Sowjetunion setzte nun die kommunistische Staatspartei, die KPdSU,planmäßigund gewaltsam die vermeintliche„sozialistische“Umstrukturierung der Gesellschaft durch.[35]

Die Sowjetunionbesaßvon Anfang an auch intellektuelle Ausstrahlungskraft. Für Kommunisten in aller Welt wurde die Sowjetunion zu einer„Avantgarde der gesamten Menschheit“[36], zu demvermeintlichenBeweis der Marxschen These vom notwendigen Sturz der kapitalistischen Staatenwelt. Nachsowjetischer, orthodox-kommunistischerÜberzeugung verschleierten deren formale, demokratisch-individuelle Freiheiten nur den gesellschaftlichen Antagonismus zwischen der Minderheit der ausbeutenden Kapitalisten und dergroßenMehrheit der ausgebeuteten Arbeiter und würden von der herrschenden bürgerlichen Klasse in erster Linie als Mittel zur Stabilisierung der Klassengesellschaft und damit der eigenen Macht eingesetzt. Demnach könne von einer„wahren“Demokratie erst dann gesprochen werden, wenn die gesellschaftlichen Bedingungen der„bürgerlichen Klassendiktatur“,also die auf Profit und das individuelle Eigeninteresse aufbauenden Ordnungsprinzipen in Wirtschaft und Staat, überwundenwären. Erst in einem noch aufzubauenden„sozialistischen“Herrschaftssystem habe diegroßeMehrheit des Volkes auch faktisch die politische und gesellschaftliche Macht inne.Die vorher skizzierten liberalen Abwehrrechte des Einzelnen gegenüber dem Staatals essentieller Kern desUS-amerikanischen, westlichen Demokratieverständnisses warenin diesen Denkkategorien also nur Mittel zum kapitalistischen Zweckundauch eine wesentliche Verkürzung des Demokratiebegriffs. Denn Demokratie,„Herrschaft des Volkes“,wärein der Klassengesellschaft ein Widerspruch in sich. Nur wenn durch Vergesellschaftung die wichtigsten Produktionsmittel in den Händen der werktätigen Masse konzentriertwären, könntedemnachDemokratie in ihrem eigentlichen Wortgehalt verwirklicht werden.Hierbei kommt auchein in aristotelischer Tradition stehendes, demliberalen,US-amerikanischen Denken antithetisch entgegengesetztes inhaltliches Verständnis von Freiheit zum Ausdruck.Der Mensch alszoon politikonkannsichnur in der staatlichen Gemeinschaft als einFreier erfahren. Statt der amerikanischen, individuellen„Freiheitvon“stehthier die idealtypische Vorstellung von der nur im Kollektiv zu erfahrenden„Freiheit zu“ im Vordergrund.[37]

Das ideologische Selbstverständnis der Sowjetunion, die historische Vorhut der zukünftigen kommunistischen Weltrevolution zu sein und sich damit in einemständigenKampf mit dem zu überwindenden Kapitalismus zu befinden, war das Leitmotiv für die Sowjetunion in ihrer Beziehung zu den restlichen Ländern der Welt.Dasideologische Misstrauen gegenüber den kapitalistischen Ländern bestimmten die Leitlinien sowjetischerAußenpolitikder1930er-Jahre.[38]Der Sieg des Nationalsozialismus in Deutschland änderte daran zunächst wenig, weil man den Nationalsozialismus nicht als politisches System sui generis, sondern„nur“als eine besonders aggressive Form des Kapitalismus verstand.[39]Die Verantwortung für den Kriegsausbruch in Europa schrieb die Sowjetunion den„imperialistischen Westmächten“zu.[40]Alsam 22. Juni 1941 deutsche Truppen in der Sowjetunion einfielen und damit der von Hitler lange geplante Vernichtungsfeldzug begann, wurde der Sowjetunion ein mörderischer Krieg aufgezwungen.

Die USA und die Sowjetunion waren von ihren Wesen her ideologische Todfeinde.Die USA erkannte1933als einer der letzten Staaten die Sowjetunion diplomatisch an.[41]Erstdie gemeinsame Bedrohung durch die Aggression des nationalsozialistischen Deutschlands–wobei die Sowjetunion unmittelbar in ihrer Existenz gefährdet war, während die Amerikaner ihre ideellen Grundsätze und damit zusammenhängend ihre wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen beeinträchtigt sahen–führte zu dem widernatürlichen Zusammenschlussin der sogenannten Anti-Hitler-Koalition. So sicherten sich am 1. Januar 1942 die USA, England und die Sowjetunion in der„Erklärung der Vereinten Nationen“gegenseitig zu,„alle ihre Hilfsmittel, (...) militärische und wirtschaftliche, gegen jene Mitglieder des Drei-Mächte-Paktes und seine Anhänger, (...) einzusetzen“und„keinen Sonderfrieden mit den Feinden zu schließen.“[42]

Der gemeinsame Wille, das nationalsozialistische Deutschland nicht nur zu schlagen, sondern völlig zu besiegen[43], verdeckte während der Kriegsjahre zunächst die tiefen ideologischen Differenzen der Bündnispartner. Eine solche Zielsetzung verlangteein gemeinsamesKonzept für die Behandlung Deutschlands nach der bedingungslosen Kapitulation, dasden Rahmen für die politische Neuordnung Deutschlands imAllgemeinenund somit auch Berlins imSpeziellenbilden sollte.

II.Die Grundprinzipien für eine deutsche Nachkriegsordnung

Die alliierten Planungen waren bestimmt von der Notwendigkeit, eine neuerliche militärische Aggression Deutschlands für alle Zukunft unmöglich zu machen. In der„Atlantik-Charta“legten alle Alliierten die Prinzipien einer friedlichen Nachkriegsordnung fest–wesentliche InhaltedesDokumentswarendie Absage an jedweden politischen und wirtschaftlichen Imperialismus sowie das Bekenntnis zum freien Selbstbestimmungsrecht der Völker.[44]Um diese dauerhaft sichern zu können, war es deswegen für die Alliierten unabdingbar, Deutschland nicht nur zu besetzen, zu entwaffnen und die Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen, sondern auch völlig neu zu ordnen.[45]In diesem Sinne sprach sich schon frühzeitig ein vondenUSA für dieAußenministerkonferenzin Moskau (18.10.-23.10.1943) verfasstes Dokument dafür aus, Deutschland in Zonen einzuteilen. Das deutsche Rüstungspotential müsse hierbei ebenso wie der Nazismus vernichtet und gleichzeitig eine dezentralisierte Demokratie aufgebaut werden.[46]Auf der Konferenz von Teheran (28.11-1.12.1943) einigten sich die Alliierten prinzipiell auf die Teilung Deutschlands, ohne sich konkret auf die Modalitäten zu einigen.[47]

Ein entscheidender Meilenstein für die Nachkriegsentwicklung in Deutschland war die Konferenz von Jalta (4.2.-11.2.1945). Auf dieser ratifizierten Stalin, Churchill und Roosevelt die„Londoner Protokolle“vom 11. bzw. 14. November 1944. In diesen wurde die Einteilung Deutschlands in drei[48]Besatzungszonen festgeschrieben. Damit war der Grundstein für die spätere Teilung in zwei deutsche Staaten gelegt. Grundlage der in den Protokollen vereinbarten Aufteilung war das Gebiet des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937. Die sowjetisch zu besetzende Zoneumfasstehierbei den gesamten nordöstlichen Teil Deutschlands, während der nordwestliche Teil mit dem wirtschaftlich bedeutenden Ruhrgebiet England und der südwestliche Teil denUS-amerikanischen Truppen zugeteiltwurden. JedeBesatzungsmachternennt für die ihr zugewiesene Zone einen Oberkommandierenden, der im Namen seiner Regierung die oberste Gewalt ausübt. Zu dritt bilden sie den Alliierten Kontrollrat, der einstimmig Entscheidungen beschließt, die„hauptsächliche(n), militärische(n), politische(n), wirtschaftliche(n) und andere(n) Deutschland als Ganzes betreffende(n) Fragen“[49]tangieren. Er hat seinen Sitz in Berlin.

Deutschland sollte trotz der„obersten Autorität“[50]der jeweiligen Besatzungsmacht in ihrer Zone als„wirtschaftliche und politische Einheit“[51]behandelt werden. Dieses„alliierte Subsidiaritätsprinzip“–d.h. einheitliches Handeln in dengroßenFragen bei weitgehender Selbstbestimmung im eigenen Bereich–war angesichts der prinzipiellen ideologischen Unterschiede von Anfang an illusionär. Es demonstrierte den Deutschen den gemeinsamen alliierten Willen, auf die totale militärische Niederlage die totale Entmachtung Deutschlands folgen zu lassen.[52]So hatten die Alliierten die alleinige Entscheidungsbefugnis in allen Fragen der staatlichen, politischen, kulturellen und ökonomischen Ordnung. Deutschland spielte in den gesamten alliierten Planungen nur mehr als zu behandelndes Objekt eineRolle.

Diegemeinsamen politischenZielewarenimWesentlichendie moralische Bestrafung Deutschlands und die Zerstörung seiner politischen und militärischen Macht. Diese rein destruktivenMaßnahmenimplizierten gleichzeitig die entscheidendekonstruktivepolitische Leitlinie, die das Potsdamer Abkommen alsdie „Magna Charta der Nachkriegspolitik gegenüber Deutschland“[53]prägen sollte–nämlich die Idee der Umorientierung Deutschlands hin zu einem demokratischen und friedlichen Volk. So wollten, wie es im Abschlusskommunique der Potsdamer Konferenz (17.7.1945–2.8.1945) an exponierter Stellehieß,„die Alliierten dem Deutschen Volk die Möglichkeit geben, sich darauf vorzubereiten, sein Leben auf einer demokratischen und friedlichen Grundlage von neuem wiederaufzubauen.“[54]Gemeinsam formuliertes Ziel war es also, die Deutschen zur Demokratieund zur Achtung demokratischer Werteumzuerziehen. Dazu gehörten neben der Entnazifizierung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens auch die Gewährung kontrollierter Freiheiten wie z.B. die Zulassung demokratischer Parteien. Die demokratische Erneuerung sollte sich prinzipiell auf alle kulturellen Bereiche despolitisch-gesellschaftlichen Lebens erstrecken.Für diese demokratische Neuausrichtung kam derstrukturellenNeuordnung des Pressewesens im Nachkriegsdeutschlandeine wichtige Rollezu. Hierbei konnten die Alliierten auf die Meinungsbildung der Bevölkerung nicht nur Einflussnehmen, sondern sie auch in ihrem Sinne formen. Mit dem Medium Zeitung konnten sie den Deutschen ihre Vorstellungvon einem Neuanfangunmittelbar vermitteln. Die Presse spielte deswegen in denNachkriegsplanungenaller Alliierten eine wichtige Rolle.Dass dieinhaltlichen Vorstellungen von einer Demokratisierung diametral entgegenliefen, wird im Folgenden anhand der Darstellung derunterschiedlichen pressepolitischen Konzepte deutlich werden.

III.US-Pressepolitik als Reeducation:der Drei-Stufen-Plan

DieUS-Pläne für die Neuordnung der deutschen Presse in Nachkriegsdeutschland sind in direktem Zusammenhang mit den allgemeinen konzeptionellen Planungen über die politische Behandlung Deutschlands nach dem Krieg zu sehen.Dieersten, seit dem Frühsommer 1944 von den Zuständigen im englisch-amerikanischen Generalstab erarbeiteten, allgemein-politischen Richtlinien zur Behandlung Nachkriegdeutschlandssindohne klare politische Richtung undorientierten sich imWesentlichenan der jeweils aktuellen militärischen Lage.So gingen die politischen Planungsstäbe in derUS-Militäradministration nach der InvasionvonUS-Truppen in der Normandie im Juni 1944 zunächst von einer baldigen Kapitulation Deutschlands aus, die eine kriegerische Auseinandersetzung auf deutschem Gebiet nicht nötig machte.[55]Die erste politische Direktive zu den Besatzungsmodalitäten Deutschlands, die sogenannte Direktive CCS 551 des amerikanisch-englischen Generalstabs vom 28. April 1944, sah dementsprechend eine milde Behandlung der Deutschen vor. So wurde darin ausdrücklich zwischen dem deutschen Volk und seiner Führung differenziert. Die deutsche Verwaltung sollte zwar streng kontrolliert, ihr gleichzeitig aber auch angemessene Freiheiten eingeräumt werden.[56]In diesem Sinne veröffentlichte die SHAEF, die im Zuge derUS-amerikanischen Invasion in London gegründete Oberste Kommandobehörde für die befreiten Gebiete, ein„Handbook for Military Government in Germany“. Dieses sah pressepolitisch vor, den Deutschen unter alliierter Kontrolle noch vor der Kapitulation die Möglichkeit zur Publikation von eigenen Zeitungen zu geben.[57]

Als aber der Widerstanddeutscher Truppenunvermindertanhielt und soeine militärische Besetzung Deutschlands noch vor einer deutschen Kapitulation immer wahrscheinlicherwurde, setztesich bei den politisch Verantwortlichen der USAdie Ideeder Politik der„nüchternen Strenge“gegenüber Deutschland durch–und die vorher genannten Pläne wurden verworfen.[58]Berühmt-berüchtigtes Dokument für diese Entwicklung war der im Herbst 1944 vomUS-amerikanischen Finanzminister vorgelegte„Morgenthau-Plan“, der eine völlige Entindustrialisierung Deutschlands vorsah.[59]Dieser Plan wurde nie offizielle Politik. Doch bestimmte in der Folgezeit auch das Motiv der Bestrafung Deutschlands im Zusammenhang mit der vor allem von Roosevelt und General Eisenhower vertretenden Vorstellung einer deutschen Kollektivschuld wesentlich dieUS-amerikanischen Planungen über die anzustrebende deutsche Nachkriegsordnung. Diese Zielvorstellung eines „Karthago-Friedens“findet sich abgeschwächt in der offiziell bis 1947 gültigen Direktive JCS 1067 vom 26. April 1945 wieder. Indieser Direktiveisteinerseits von einer strikten, streng kontrollierten Entnazifizierung, einer harten Bestrafung durch eine scharfe Reduktion des gesamten wirtschaftlichen Lebens, ja sogar von einem Fraternisierungsverbot die Rede, andererseits wird gleichzeitig die Notwendigkeit betont, der deutschen Verwaltung ein Maximum der Verantwortung zu übertragen und eine Demokratisierung des Lebens voranzubringen.[60]

Diese Dialektik von Bestrafung und Neuaufbau bestimmte auch wesentlich die pressepolitischen Anweisungen, die die SHAEF in einem„Manual for the Control of German Information Service“am 12. Mai 1945 veröffentlichte. Sie wurden imNachhineinauch als„das Pressegesetz der amerikanischen Zone für die Dauer des Lizenzsystems“[61]bezeichnet. Danach sollte der Neuaufbau der deutschen Presse in einem Drei-Stufen-Plan erfolgen. Wie bereits im Gesetz Nr. 191 derUS-amerikanischen Militäradministration vom 24. November 1944 festgelegt, waren zunächst alle deutschen Zeitungen und Publikationen in den befreiten Gebieten zu verbieten. An deren Stelle sollten in einem zweiten Schritt alliierte Mitteilungsblätter, die sogenannten„Heeresgruppenzeitungen“,an die Bevölkerung verteilt werden, bevor in Phase III streng ausgewählten Deutschen die schriftliche Erlaubnis (Lizenz) erteilt werden sollte, eine Zeitung in Eigenregie zu publizieren. Diese seien aber einer strengen alliierten Kontrolle zuunterstellen.[62]

Die Durchführungen der gesamten pressepolitischen Anordnungen oblag im Krieg den Einheiten der„Psychological Warfare Division“(PWD), die nach der Errichtung der Besatzungsadministration in die„Information Control Division“umgewandelt wurde. Die PWD, die als eigenständige Teilorganisation unter dem Dach der SHAEF arbeitete, war ein amerikanisch-englisches Gemeinschaftsunternehmen unter der Führung des englischen Generals McClure und sollte die gesamte alliierte Propagandapolitik gegenüber Deutschland koordinieren.[63]IhreHauptaufgabe im Kriegwar es, die deutsche Kampfmoral zu schwächen. Die Soldaten sollten von der Unvermeindlichkeit der militärischen Niederlage überzeugt werden.[64]Hierfür gestaltete die Division mehrere Rundfunkprogramme, die teilweise mit mobilen Lautsprecheranlagen direkt an der Front gesendet wurden, entwarf Tausende von Flugblätterzeitungen, die vom Flugzeug aus über der Front abgeworfen wurden, und organisierte in den befreiten Gebieten die ersten alliierten Mitteilungsblätter. In der Regel verfolgte die PWD hierbei eine„Strategie der Wahrheit“[65], d.h. die deutsche Bevölkerung, insbesondere die Wehrmacht, sollte durch seriöse und möglichst objektive Nachrichten über die wahre militärische Lage aufgeklärt werden. Damit solltensowohl das Deutungsmonopol der nationalsozialistischen Propagandamaschine gebrochen wie auch die Furcht der deutschen Bevölkerung vor einerUS-amerikanischen Besetzung gemildert werden. Dieses Prinzip einer im Sinne des Wortes wahrhaftigen Berichterstattung warbereitsein Beitrag zur geplanten geistigen Umerziehung Deutschlandsnach dem Krieg.[66]

Anbetracht dieser„politisch sensiblen“[67]Aufgabenstellung verwundert es kaum,dasssich die Einheiten der PWDpersonellvon den übrigen militärischen Einrichtungen stark unterschieden. Innerhalb des militärischen Establishments genossen sie den Ruf einer„verrückten Randgruppe der SHAEF“[68]. So kamen viele in der PWD Tätige aus intellektuellen Berufen. Unter ihnen waren zahlreiche Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler–kurz: Intellektuelle, denen die starre militärische Hierarchie fremd blieb. Dadurch konnten sich die einzelnen Einheiten der PWD eine weitgehende Eigenständigkeit sichern. Eine weitere Besonderheit war der überproportional hohe Anteil deutscher Emigranten, darunter neben dem Schriftsteller Stefan Heym auch der ehemalige Berliner Journalist und spätere verantwortliche Leiter derAllgemeinen ZeitungHans Wallenberg und der spätere Lizenzgeber desTagesspiegel, Peter de Mendelssohn[69]. Aufgrund ihrer originären Kenntnis der deutschen Mentalität imAllgemeinenund der deutschen publizistischen Szene imBesonderenübernahmen die deutschsprachigen Emigranten weitgehend die Leitung bei der Neustrukturierung der deutschen Presse.[70]

So lag die Verantwortung für die Herausgabe alliierter Publikationen in den befreiten Gebieten–der zweiten Phase im dargestellten Drei-Stufen-Plan–in den Händen der P&PW Det.[71]der 12. Heeresgruppe innerhalb der PWD, die der in Wien geborene Journalist Hans Habe[72]leitete. Habe, trotz allem vom„deutschen Kulturvolk“überzeugt und daher„mit Überzeugung und Begeisterung ein Umerzieher“[73], arbeitete ab Anfang 1945 in den befreiten Gebieten fieberhaft an der Herausgabe alliierter Presseorgane. Sie sollten„dem deutschen Volk die Türen der Wahrheit öffnen“[74]. Zunächst im befreiten Luxemburg mit der Herausgabe alliierter Informationsblätter für die deutschen Soldaten betraut, warHabevon April bis November 1945 für die Herausgabe von insgesamt zwölf Zeitungen mit einer zeitweiligen Gesamtauflage von 8½Millionen Exemplaren verantwortlich. Er koordinierte diese zentral von der in Bad Nauheim angesiedelten Redaktion zusammen mit maximal zwanzig Mitarbeitern.[75]Diese sogenannte„Heeresgruppenpresse“–die Zeitungen wurden auschließlich von amerikanischen Militärangehörigen redigiert–wargemäßder PWD–Direktive Nr. 1 vom 22. Mai 1945, die im Geiste der Direktive JCS 1067größtmöglichsteDistanz zur deutschen Bevölkerung einforderte,[76]als reine Informations–und Anordnungsblätter geplant.[77]Tatsächlich aber handelte es sich bei Habes Armeepublikationen in den meisten Fällen bereits um„richtige“Zeitungen, die sich inhaltlich und formal an der Idee der demokratischen Umerziehung imUS-amerikanischen Sinne orientierten. Formal entsprachen die Zeitungen durch ihre klare Trennung zwischen objektiver Nachricht und subjektivem Kommentar denUS-amerikanischen Vorstellungen einer liberalen, unabhängigen Presse. Inhaltlich veröffentlichte die„Habe-Presse“zahlreiche Gedichte und Essays antinazistischer Dichter und Schriftsteller[78]und bot damit Ansatzpunkte zur moralischen Selbstreinigung der Deutschen, zu der die Redaktion ausdrücklich aufforderte.[79]Wichtigstes programmatisches Bestreben derUS-amerikanischen Besatzungsmacht wares,durch konsequente Entnazifizierung Bedingungen nach dem Muster der westlichen Demokratie zu schaffen, die es den Deutschen ermöglichen sollte, selbst demokratische Grundregeln zu erlernen.[80]

Die„Habe-Presse“war inhaltlich und formal das Vorbild für die amerikanische Konstituierung der deutschen Lizenzzeitungen, dem letzten Schritt des dargestellten Drei-Stufen-Modells. Offiziell grünes Licht für die Lizenzierung deutscher Zeitungen gab die Direktive Nr.3 vom 28. Juni 1945, die den Aufbau einer„freien, unabhängigen und demokratisch eingestellten Presse“vorsah.[81]Das prinzipielle Verbot derUS-Amerikaner, früheren Zeitungseigentümern eine Lizenz zu erteilen, selbst wenn sie 1933 noch eine Zeitlang kritisch geblieben waren, zeigt die Radikalität des geplanten Neuaufbaus.[82]Ex negativo orientierte sich die Lizenzierungspolitik der Amerikaner an den Strukturmängeln der Weimarer Presselandschaft.[83]Das durch ökonomische Abhängigkeit entstandene nationalistische Meinungsmonopol des Hugenbergschen Zeitungsimperiums hätte die Wirksamkeit der nationalsozialistischen Propaganda in der Bevölkerung wesentlich verstärkt. Auch die zahllosen auflagenschwachen, nur am Partikularinteresse orientierten Parteiblätter wären mitschuldig am Aufstieg Hitlers gewesen. Ebenso die zahlreichen kleinen, in der Regel unpolitischen Regionalblätter, die auf Grund ihrer ökonomischen Schwäche widerstandslos durch den nationalsozialistischen Eher-Verlag direkt oder indirekt gleichgeschaltet werden konnten.[84]

Parteipolitische Unabhängigkeit und pluralistische Meinungsvielfalt waren die entscheidenden amerikanischen Leitmotive bei der Neuordnung des deutschen Pressewesens. UmgrößtmöglicheUnabhängigkeit der Presse zu gewährleisten, sollten die Lizenzen nicht an Parteien, sondern an einzelne, parteipolitisch unabhängige„demokratisch gesonnene und vertrauenswürdige deutsche Verleger und Redakteure“[85]unterschiedlicher politischer Orientierung vergeben werden. Diese übernehmen gemeinsam die Verantwortung für die Zeitung. Durch dieses sogenannte„panel“-Modell sollte die Meinungsvielfalt innerhalb der Zeitung gesichert werden. Der meinungsbildende Kommentar war dabei scharf von der Nachricht zu trennen. Für den Nachrichtenteil sollten die Gebote von Seriosität, Fairnessund Objektivität gelten.[86]Durch dieses Prinzip der„Demokratie in der Zeitung“glaubten die Amerikaner die Deutschen zu toleranten, mündigen Demokraten im Sinne einer liberalen Gesellschaftsordnung erziehen zu können.Das Prinzip der Unabhängigkeit von parteipolitischer Einflussnahme und des innerbetrieblichen Meinungspluralismus in einer Zeitung entsprach genau demUS-amerikanischen„liberale(n), individualistische(n) Ideal“[87].

IV.Sowjetische Pressepolitik als Propagandapolitik