Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist. - Heinrich von Kleist - E-Book

Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist. E-Book

Heinrich Von Kleist

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Beschreibung

Königs Erläuterungen - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 451

Textanalyse und Interpretation zu

Heinrich von Kleist

PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG

Dirk Jürgens

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Um mit verschiedenen Ausgaben arbeiten zu können, wird nach Versen zitiert, die in der Regel bei allen Homburg-Ausgaben ausgewiesen sind. Textgrundlage dieser Erläuterung sind der Band des Hamburger Lesehefte Verlags und der Band des Reclam Verlags, in dem das Widmungsgedicht enthalten ist: Heinrich von Kleist: Prinz Friedrich von Homburg. Ein Schauspiel. Husum/Nordsee. Hamburger Lesehefte Verlag: 2010 (Hamburger Leseheft Nr. 41, Heftbearbeitung: F. Bruckner und K. Sternelle). Heinrich von Kleist: Prinz Friedrich von Homburg. Ein Schauspiel. Anmerkungen von Bernd Hamacher. Stuttgart: Reclam, durchgesehene Ausgabe 2001 (RUB 178).

Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. Dirk Jürgens studierte Germanistik und Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und promovierte 2003 mit einer Dissertation über Hermann Hesses Roman Das Glasperlenspiel. Neben einer Monografie über die Theaterstücke Thomas Bernhards veröffentlichte er außerdem Aufsätze zu Kleist, Platen, Heine, Thomas Mann, Martin Walser und Franz Fühmann. Seit 2010 unterrichtet er Deutsch und Geschichte an einem Gymnasium in Köln.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

2. Auflage 2013

ISBN 978-3-8044-6957-0

© 2009, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Bruno Ganz als Prinz von Homburg in dem Theaterstück Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist, 1972 © ­ullstein bild – Heuer

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Heinrich von Kleist: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

Entstehung und Veröffentlichung

Quellen zur Schlacht von Fehrbellin

Historisch-philosophische Quellen

Literarische Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

3.3 Aufbau

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Prinz Friedrich Arthur von Homburg

Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg

Prinzessin Natalie von Oranien

Obrist Kottwitz

Graf Hohenzollern

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 ***

Literatur

Zitierte Ausgabe

Primärliteratur

Lernhilfen und Kommentare für Schülerinnen und Schüler

Sekundärliteratur

Sonstige Literatur

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Im zweiten Kapitel beschreiben wir Kleists Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Heinrich von Kleist wurde 1777 in Preußen geboren, führte meist ein unstetes Leben und beging 1811 Selbstmord.

Die Zeit ist geprägt von den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution sowie von den napoleonischen Kriegen. Preußen führt nach der Niederlage von 1806 Reformen durch, und im Kampf gegen Napoleon entsteht ein deutsches Nationalbewusstsein.

Prinz Friedrich von Homburg ist Kleists letztes Drama, das noch einmal die zentralen Themen und Motive seines Gesamtwerks aufgreift, wie etwa die Frage nach individueller Schuld und den Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation:

Prinz Friedrich von Homburg – Entstehung und Quellen:

Prinz Friedrich von Homburg entstand ab 1809 und wurde spätestens im Sommer 1811 fertiggestellt, aber erst 1821 veröffentlicht und uraufgeführt. Angeregt wurde Kleist durch die Beschäftigung mit der brandenburgischen Geschichte und durch die staatsphilosophischen Ideen Adam Müllers und Johann Gottlieb Fichtes. Zahlreiche Anspielungen auf Werke zeitgenössischer Dichter, vor allem Goethes und Schillers, prägen das Schauspiel.

Inhalt:

Den historischen Hintergrund des Dramas bildet die Schlacht von Fehrbellin im Jahr 1675. Prinz Friedrich von Homburg hat einen großen Anteil am Sieg der Brandenburger unter Kurfürst Friedrich Wilhelm. Doch weil er entgegen dem ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten zu früh in die Schlacht eingegriffen hat, lässt dieser ihn verhaften und zum Tode verurteilen. Verzweifelt vor Todesangst lässt Homburg seine Geliebte Natalie, die Nichte des Fürsten, bei diesem um Gnade bitten. Doch der Kurfürst will den Prinzen nur unter der Bedingung begnadigen, wenn dieser das Urteil für ungerecht erklärt. Homburg erkennt daraufhin das Urteil als gerecht an und will sterben. In der sicheren Erwartung, hingerichtet zu werden, wird der Prinz in den Schlossgarten geführt, wo ihm der Kurfürst jedoch das Leben und die Hand Natalies schenkt.

Chronologie und Schauplätze:

Das Stück nimmt Bezug auf die Schlacht von Fehrbellin (ca. 60 km nordwestlich von Berlin gelegen) im Jahr 1675 zwischen Brandenburg und Schweden.

Aufbau:

Äußerlich handelt es sich bei Prinz Friedrich von Homburg um ein klassisches Schauspiel in fünf Akten, das jedoch auch tragische bzw. tragikomische Elemente enthält. Konterkariert wird die Harmonie im Aufbau durch zahlreiche innere Disharmonien und Widersprüche sowie durch den ambivalent gestalteten Schluss.

Personen:

Die Hauptpersonen sind

Prinz Friedrich Arthur von Homburg:

ein jugendlicher Draufgänger und Träumer,

charakterlich schwankend und seiner Identität unsicher,

einerseits selbstbezogen, ehrgeizig und aggressiv,

andererseits einsam und verzweifelt,

Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg:

Repräsentant der staatlichen Ordnung,

selbstherrlich und aggressiv,

verfolgt machtpolitische Ziele,

Prinzessin Natalie von Oranien:

Spielball in den Händen des Kurfürsten und des Prinzen,

ergreift vorübergehend die Initiative,

Obrist Kottwitz:

Kontrast- und Komplementärfigur zu Homburg,

trotz Widersprüchen dem Kurfürsten treu ergeben,

Graf Hohenzollern:

Homburgs Freund und Vertrauter,

verhält sich widersprüchlich.

Wir stellen diese Hauptpersonen und ihre Beziehungen untereinander ausführlich vor.

Stil und Sprache Kleists:

Prinz Friedrich von Homburg ist in Blankversen abgefasst, verwendet also den Vers eines Dramas im Stil der Weimarer Klassik. Konterkariert wird dies an einigen Stellen dadurch, dass der Sinn des Blankverses parodistisch vorgeführt wird, indem die Figuren unfähig sind, einen Dialog zu führen, aneinander vorbeireden, sich missverstehen und Scheindiskussionen führen. ‚Wahrhaftigkeit‘ kommt eher durch eine zerrissene, weniger glatte Sprache zum Ausdruck.

Interpretationsansätze:

Wir bieten einen Überblick über die Forschungsdiskussion seit den 1930er Jahren, wobei folgende Themenschwerpunkte im Zentrum stehen:

der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft

Erziehung oder Unterwerfung des Prinzen?

die Rolle des Kurfürsten

Verherrlichung Preußens oder Kritik am Untertanengeist?

eine Darstellung isolierten Künstlertums?

Vor allem der Schluss des Dramas wird kontrovers gedeutet.

2.Heinrich von Kleist: Leben und Werk

Heinrich von Kleist (1777–1811) © Wikipedia

2.1Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1777

Frankfurt/Oder

18. Oktober: Geburt von Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist als ältestem Sohn des Stabskapitäns Joachim Friedrich von Kleist und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz. Kleist hat sechs Geschwister, darunter die beiden älteren Halbschwestern Wilhelmine und Ulrike, von denen Ulrike ihm später besonders eng verbunden ist.

1788

Frankfurt/Oder

Berlin

18. Juni: Tod des Vaters.

Kleist wird nach Berlin in eine Privatschule gegeben.

10

1792

Potsdam

20. Juni: Konfirmation. Danach Eintritt als Gefreiterkorporal ins Garderegiment.

14

1793

Frankfurt/Oder

Frankfurt/Main

Mainz

3. Februar: Tod der Mutter.

März: Kleist reist zu seinem Regiment nach Frankfurt am Main. Von April bis Juli nimmt er an der Belagerung der Stadt Mainz teil (Erster Koalitionskrieg gegen Frankreich). Er liest Werke Christoph Martin Wielands und schreibt sein erstes Gedicht Der höhere Frieden.

15

1795

Osnabrück

März: Verlegung des Garderegiments nach Osnabrück.

17

1798

Potsdam

Mai bis Juni: Rückmarsch in die Potsdamer Garnison.

Kleist widmet sich verstärkt seinen geistigen und musischen Interessen.

Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden (erschienen 1799).

20

1799

Potsdam

Kleist erbittet und erhält den Abschied vom Militär.

21

1800

Frankfurt/Oder

Kleist beginnt ein Studium an der Universität Frankfurt an der Oder (Physik, Mathematik, Kulturgeschichte, Naturrecht und Latein).

Verlobung mit Wilhemine von Zenge, einer Tochter des Frankfurter Garnisonschefs.

22

Berlin

Im Sommer Abbruch des Studiums. Aufenthalt in Berlin.

Würzburg

September und Oktober: Reise nach Würzburg.

1801

Berlin

Anfang des Jahres: existenzielle Krise, ausgelöst durch philosophische Studien („Kant-Krise“).

Entschluss, mit der Halbschwester Ulrike für ein Jahr nach Frankreich zu gehen.

23

Dresden

Unterwegs Aufenthalt in Dresden.

Paris

Dort und in Paris (Juli bis November) wendet sich Kleist endgültig der Kunst zu.

24

Bern

Ohne Ulrike reist Kleist weiter in die Schweiz und trifft Ende des Jahres in Bern ein.

1802

Thuner See

Kleist unternimmt den Versuch, am Thuner See als Landwirt zu leben. Er schreibt sein erstes Drama DieFamilie Ghonorez (späterer Titel: DieFamilie Schroffenstein), arbeitet an dem Drama Robert Guiskard (Fragment) und entwickelt den Plan zum Lustspiel Der zerbrochne Krug.

Mai: Auflösung der Verlobung mit Wilhelmine von Zenge.

24

Bern

Kleist will die Schweiz verlassen. Ulrike holt ihn ab.

Oßmannstedt bei Weimar

Gemeinsame Reise mit Ludwig Wieland, dem Sohn des berühmten Schriftstellers, nach Weimar. Kleist verbringt den Rest des Jahres bei Wieland.

25

1803

Oßmannstedt

Wieland bestärkt Kleist in seinen schriftstellerischen Ambitionen.

25

Bern

DieFamilie Schroffenstein erscheint anonym in der Schweiz.

Dresden

Von April bis Juli ist Kleist wieder in Dresden. Dort beginnt er mit der Arbeit am Drama Amphitryon und schreibt weiter am Zerbrochnen Krug und an Robert Guiskard. Anschließend bricht er zu einer weiteren längeren Reise ins Ausland (Schweiz, Italien, Frankreich) auf.

Paris

In Paris verbrennt er das Manuskript des Robert Guiskard. Die preußischen Behörden beordern ihn zurück in die Heimat.

Mainz

Auf der Rückreise bricht Kleist in Mainz gesundheitlich zusammen. Mehrmonatiger Aufenthalt im Haus des Arztes und Schriftstellers Georg Wedekind.

1804

Graz

9. Januar: Uraufführung der Familie Schroffenstein in Graz.

26

Berlin

Anfang Juni: Rückkehr nach Berlin.

1805

Berlin

Königsberg

Arbeit im Berliner Finanzdepartement und ab Mai Aufenthalt in Königsberg zur weiteren Ausbildung. Ulrike von Kleist zieht zu ihrem Bruder und bleibt bis Frühjahr 1806.

27

1806

Königsberg

Im August erhält Kleist auf eigenen Antrag einen sechsmonatigen Urlaub. Er beendet den Zerbrochnen Krug und arbeitet am Drama Penthesilea. Im Oktober wird Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt von Napoleon vernichtend geschlagen. Der Hof flieht nach Königsberg.

28

1807

Berlin

Januar: Reise in Begleitung verabschiedeter Offiziere nach Berlin.

29

Joux bei Pontarlier

Die Reisenden werden dort als vermeintliche Spione verhaftet und in die Jura-Festung Fort de Joux gebracht.

Châlons-sur-Marne

April: Verlegung in das Kriegsgefangenenlager Châlons-sur-Marne.

Dresden

Im Mai veröffentlicht Adam Müller in Dresden das Lustspiel Amphitryon, das er zusammen mit einem Manuskript des Zerbrochnen Krugs an Goethe in Weimar schickt.

Dresden

Juli: Nach dem Frieden von Tilsit kommt Kleist frei. Danach lebt er als freier Schriftsteller in Dresden. Mit Adam Müller versucht Kleist, eine Buchhandlung und einen Verlag zu gründen. Das Unternehmen scheitert jedoch.

Im September erscheint die Erzählung Jeronimo und Josephe (späterer Titel: Das Erdbeben in Chili) in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände.

Die Penthesilea wird fertig. Gegen Ende des Jahres bereiten Kleist und Müller die Herausgabe einer Monatsschrift Phöbus. Ein Journal für die Kunst vor.

30

1808

Dresden

Im Februar erscheint im Phöbus die Erzählung Die Marquise von O... Im Laufe des Jahres erscheinen in der Zeitschrift Fragmente aus weiteren Werken Kleists: aus Penthesilea, dem Zerbrochnen Krug, Robert Guiskard, dem neu entstandenen Drama Das Käthchen von Heilbronn und der Erzählung Michael Kohlhaas.

30

Weimar

2. März: Die Uraufführung des Zerbrochnen Krugs unter der Leitung Goethes wird zu einem Misserfolg.

Dresden

Kleist lernt den romantischen Dichter Ludwig Tieck kennen, der nach Kleists Tod als Erster dessen Werke herausgeben wird.

Auf die Nachricht antinapoleonischer Aufstände hin beginnt Kleist, das Drama Die Hermannsschlacht zu schreiben.

Buchausgabe der Penthesilea.

1809

Dresden

Januar: Kleist stellt die Hermannsschlacht fertig (veröffentlicht 1821).

Februar: Der Phöbus wird aufgrund finanzieller Schwierigkeiten eingestellt.

In der ersten Hälfte des Jahres entstehen patriotische Gedichte und Prosa.

31

Österreich

Österreich erklärt Frankreich den Krieg. Kleist bricht mit dem Historiker Friedrich Christoph Dahlmann nach Österreich auf und liefert Geheimberichte vom Kriegsgeschehen.

Prag

Ab Ende Mai halten sich Kleist und Dahlmann in Prag auf, wo Kleist ein patriotisches Wochenblatt Germania herausgeben will. Da die Franzosen im Sommer militärisch wieder die Oberhand gewinnen, scheitert der Plan.

Berlin

Ende November: Rückkehr über Frankfurt an der Oder nach Berlin.

32

1810

Wien

17. März: Uraufführung des Käth­chens von Heilbronn im Theater an der Wien.

19. März: Erste Erwähnung des Stücks Prinz Friedrich von Homburg in einem Brief an die Schwester Ulrike.

Ende September erscheinen im Verlag von Georg Reimer das Käthchen von Heilbronn und der erste Band der Erzählungen, der die Erzählungen Michael Kohlhaas, DieMarquise von O… und Das Erdbeben in Chili enthält.

32

Berlin

Ab Oktober: Herausgabe der Berliner Abendblätter, in denen Kleist auch eine Reihe eigener kleinerer Arbeiten veröffentlicht: Anekdoten, Erzählungen (z. B. Das Bettelweib von Locarno und Die heilige Cäcilie oder Die Gewalt der Musik) und Aufsätze (z. B. Über das Marionettentheater).

33

1811

Berlin

Februar: Buchausgabe des Zerbrochnen Krugs.

Im März und April erscheint die Erzählung Die Verlobung (späterer Titel: Die Verlobung in St. Domingo) in dem Unterhaltungsblatt Der Freimüthige.

Ende März: Letzte Ausgabe der Berliner Abendblätter nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit der preußischen Regierung.

Juni: Kleist bietet Reimer das Stück PrinzFriedrich von Homburg (erschienen 1821) an.

Im August erscheint bei Reimer der zweite Band der Erzählungen, der auch die bis dahin unveröffentlichten Texte Der Findling und Der Zweikampf enthält.

Im Herbst macht Kleist die Bekanntschaft der gleichaltigen, verheirateten und krebskranken Henriette Vogel. Sie möchte gemeinsam mit ihm sterben.

33

Wannsee

Am Nachmittag des 21. November erschießt Kleist am Kleinen Wannsee bei Berlin zuerst Henriette Vogel und dann sich selbst.

34

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Wichtig für das Verständnis von Kleists Drama sind

die Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution,

die napoleonischen Kriege und die Niederlage Preußens 1806,

die preußischen Reformen seit 1807,

das entstehende Nationalgefühl in Deutschland.

Die Zeit, in die Heinrich von Kleist hineingeboren wurde, war eine Zeit grundlegender gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Veränderungen. Die Ideen der Aufklärung stellten die absolutistische Ständegesellschaft sowie die Herrschaft der Kirche in Frage und riefen bei vielen Gebildeten, vor allem im Bürgertum und im niederen Adel, den Wunsch nach sozialen und politischen Veränderungen hervor. Oft wiederholte Forderungen etwa waren die durch die natürliche Gleichheit aller Menschen begründete Gleichheit vor dem Gesetz, die Emanzipation benachteiligter Bevölkerungsgruppen und die politische Mitbestimmung des Bürgertums.

In Frankreich wurden im Zuge der 1789 ausgebrochenen Revolution der Absolutismus und die feudale Ständegesellschaft abgeschafft, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789 versprach jedem Bürger Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz, Recht auf Eigentum und demokratische Mitbestimmung. Die europäischen Großmächte, vor allem Österreich und Preußen, mussten fürchten, dass die Revolution über die Grenzen Frankreichs ausgreifen könnte. Von 1792 bis 1815 führten sie fast ununterbrochen und in wechselnden Koalitionen Krieg gegen Frankreich, das seit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November) 1799 von Napoleon Bonaparte (seit 1804 als Napoleon I. Kaiser der Franzosen) regiert wurde.

Innerhalb weniger Jahre veränderten die napoleonischen Kriege die Landkarte Europas. Nachdem bereits 1803 viele kleine Territorien innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verschwanden und den mittelgroßen Staaten zugeschlagen worden waren, führte die Gründung des Rheinbunds und das nun auch formal besiegelte Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 zu grundlegenden politischen und sozialen Veränderungen auch in Deutschland. In den von Frankreich abhängigen Staaten, wie zum Beispiel in dem neugeschaffenen Königreich Westfalen, wurden das feudale System abgeschafft und bürgerliche Reformen durchgeführt.

Der Code civil (oder Code Napoléon), das erste bürgerliche Gesetzbuch, wurde in diesen Staaten eingeführt; er revolutionierte das bisherige Rechtssystem, indem er das Recht vereinheitlichte, die Unabhängigkeit der Gerichte garantierte, für Rechtssicherheit und öffentliche Rechtsprechung sorgte und dem Grundsatz der Gleichheit aller vor dem Gesetz sowie dem Schutz und der Freiheit des Individuums und des Eigentums Geltung verschaffte.

Nach der für Preußen vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 und dem Frieden von Tilsit (7. und 9. Juli 1807) wurden auch in Preußen unter der Leitung der Minister Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein und Karl August Fürst von Hardenberg eine Reihe von Reformen durchgeführt, deren wichtigster Zweck die Neukonstituierung des preußischen Staates war. Das Oktoberedikt von 1807 hob die Erbuntertänigkeit der Bauern auf und gewährte allen Untertanen des preußischen Königs die Freiheit der Berufswahl und das Recht auf freien Eigentumserwerb. Die preußischen Reformen, wie dann auch die Heeres-, die Verwaltungs- und die Bildungsreformen, erfüllten Forderungen des Bürgertums und begünstigten die Entwicklung eines deutschen Nationalbewusstseins, das sich gegen die zunehmend als Tyrannei empfundene französische Fremdherrschaft richtete.

Die Heeresreform