Prinzessin Fantaghiro. Im Bann der Weißen Wälder - Jennifer Alice Jager - E-Book
SONDERANGEBOT

Prinzessin Fantaghiro. Im Bann der Weißen Wälder E-Book

Jennifer Alice Jager

0,0
1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 1,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

NIEDRIGER AKTIONSPREIS NUR FÜR KURZE ZEIT! **Eine Prinzessin mit dem Mut eines Kriegers** Fantaghiro ist nicht nur die Jüngste von drei Königstöchtern, sondern auch die Wildeste. Tagtäglich setzt sie sich über alle Regeln des Hofs hinweg, reitet, liest Bücher und streift oft stundenlang in den verbotenen Weißen Wäldern umher. Das geht schließlich so weit, dass ihr Vater sie auf dem königlichen Ball des Nachbarlands nicht als seine Tochter vorstellen möchte. Für Fantaghiro kein Problem. Ohne zu zögern schneidet sie sich ihr schönes Haar ab und gibt sich als Stallbursche aus, um ihre Schwestern begleiten zu können. Als sie dann aber unterwegs angegriffen werden, steht sie plötzlich vollkommen alleine und nur mit einem Stock bewaffnet dem gut aussehenden Schwertkämpfer Alessio gegenüber – und der hält sie für einen Jungen…   »Prinzessin Fantaghiro. Im Bann der Weißen Wälder« ist eine Adaption des italienischen Volksmärchens »Fantaghirò Persona Bella« und ein in sich abgeschlossener Einzelband.   //Weitere märchenhafte Romane der Autorin: -- Sinabell. Zeit der Magie  -- Being Beastly. Der Fluch der Schönheit -- Secret Woods 1: Das Reh der Baronesse -- Secret Woods 2: Die Schleiereule des Prinzen -- Schneeweiße Rose. Der verwunschene Prinz (Rosenmärchen 1) -- Blutrote Dornen. Der verzauberte Kuss (Rosenmärchen 2)//

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Jennifer Alice Jager

Prinzessin Fantaghiro. Im Bann der Weißen Wälder

**Eine Prinzessin mit dem Mut eines Kriegers** Fantaghiro ist nicht nur die Jüngste von drei Königstöchtern, sondern auch die Wildeste. Tagtäglich setzt sie sich über alle Regeln des Hofs hinweg, reitet, liest Bücher und streift oft stundenlang in den verbotenen Weißen Wäldern umher. Das geht schließlich so weit, dass ihr Vater sie auf dem königlichen Ball des Nachbarlands nicht als seine Tochter vorstellen möchte. Für Fantaghiro kein Problem. Ohne zu zögern schneidet sie sich ihr schönes Haar ab und gibt sich als Stallbursche aus, um ihre Schwestern begleiten zu können. Als sie dann aber unterwegs angegriffen werden, steht sie plötzlich vollkommen alleine und nur mit einem Stock bewaffnet dem gut aussehenden Schwertkämpfer Alessio gegenüber – und der hält sie für einen Jungen …

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Vita

Danksagung

Das könnte dir auch gefallen

© privat

Jennifer Alice Jager begann ihre schriftstellerische Laufbahn 2014. Nach ihrem Schulabschluss unterrichtete sie Kunst an Volkshochschulen und gab später Privatunterricht in Japan. Heute ist sie wieder in ihrer Heimat, dem Saarland, und widmet sich dem Schreiben, Zeichnen und ihren Tieren. So findet man nicht selten ihren treuen Husky an ihrer Seite oder einen großen, schwarzen Kater auf ihren Schultern. Ihre Devise ist: mit Worten Bilder malen.

Vor nicht allzu langer Zeit schlug ich ein altes Märchenbuch auf und überflog mit einem Lächeln auf den Lippen das Inhaltsverzeichnis. Es waren Geschichten aus aller Welt. Märchen von Rittern in strahlenden Rüstungen und Prinzessinnen, so schön wie das Abendrot. An einem Titel blieb ich hängen, denn ich kannte diese Geschichte und ich liebte sie. Die mutigste Prinzessin aller Zeiten, hieß es immer, wenn Fantaghiro im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Ich liebte sie, weil sie anders war. Sie floh nicht vor Gefahren und sie musste nicht gerettet werden. Sie hatte keine Angst. Weder vor Monstern noch vor einer Herausforderung. Fantaghiro war und ist die Heldin meiner Kindheit. Sie zeigte mir, dass jede Frau erreichen kann, was sie erreichen will, wenn sie nur fest an sich glaubt.

Ich widme dieses Buch daher allen Müttern und Vätern, die ihren Kindern beibringen, dass man werden kann, was auch immer man werden will. Man muss sich nur selber treu bleiben und keine Angst davor haben, anders zu sein.

Ein Goldstück für ein Brot

Wie das Geheul rastloser Geister hallte das Echo ihres Namens im Dickicht der Weißen Wälder wider.

»Fantaghiro!«, riefen die Männer des Königs.

Immer wieder riefen sie ihren Namen, doch Fantaghiro sah nicht zurück. Sollten sie doch rufen, schreien und toben. Hier hinein wagten sich die Männer ohnehin nicht.

Fantaghiro hingegen hatte keine Angst und sie würde sicher nicht umkehren.

Noch vor wenigen Schritten war sie von dichtem Grün umgeben gewesen, war über weiches Moos und welke Blätter gelaufen und hatte die Sonne auf ihrer Haut gespürt. In den Weißen Wäldern aber, deren Grenze sich wie ein Bruch in der Welt durch den Forst zog, gab es kein Grün.

Alles um die junge Prinzessin herum war mit glitzernden Eiskristallen bedeckt. Jedes Blatt und die Rinde eines jeden Baumes lagen in einem tiefen, ewigen Schlaf. Es war still. Keine Eichhörnchen huschten über die Äste, keine Vögel bauten hier ihre Nester. Bald waren auch die Wachen verstummt. Alles, was Fantaghiro noch hörte, war das Rauschen ihrer Röcke und ihre eigenen tiefen Atemzüge. In zarten Nebelschwaden zeichneten sie sich vor ihren roten Lippen ab.

Sie wurde langsamer. Es gab keinen Grund mehr, sich zu beeilen, nun, da das Rufen verstummt war.

Es war diese Stille, die den meisten Menschen Angst machte und sie veranlasste, einen weiten Bogen um die Weißen Wälder zu machen. Die Stille und die Ungewissheit. Niemand konnte sagen, wie dieser mystische Ort entstanden war und was er jenen antat, die sich dort verliefen.

Man erzählte sich Geschichten von Wanderern, die des Nachts versucht hatten, diesen eisigen Forst zu durchqueren und nie wieder heimgekehrt waren. Manch ein Minnesänger konnte herzzerreißende Balladen über Liebende darbieten, die sich heimlich hier getroffen hatten und im Kuss zu Eisstatuen geworden waren – ewig vereint in ihrer verbotenen Liebe.

Fantaghiro wusste nicht, wie viel Wahrheit sich hinter diesen Geschichten verbarg. Sie hatte die Königin der Weißen Wälder nie danach gefragt. Dabei gehörte Fantaghiro zu den Wenigen, die keine Angst vor ihr hatten. Wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr gelungen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Aber das konnte sie nicht. Sie wusste, dass man nach solchen Wahrheiten nicht fragen durfte. Damit würde man den Zauber zerstören. Erst dann, wenn die Zeit reif war, würden sich die Geheimnisse von ganz alleine offenbaren.

Schon in frühester Kindheit hatte sich Fantaghiro in den Weißen Wäldern versteckt. Sie hatte ihren Zauber lieben gelernt und kannte keinen Ort, an dem sie sich sicherer fühlte. Es war wie ein Tanz über einen zugefrorenen See. Sie bewegte sich sicher, schwebte über die Wasseroberfläche, doch eine falsche Bewegung könnte das Eis zerbrechen lassen.

In gewisser Weise liebte sie auch diesen Tanz mit der Gefahr. Er war wie eine Befreiung für Fantaghiro, der so viele Regeln und Pflichten auferlegt waren. Sie hatte keine Angst. Nicht vor den Wachen des Königs, nicht vor den Geschichten und auch nicht vor der Weißen Königin, deren Welt so zerbrechlich war wie Glas.

Nicht weit von ihr entfernt stand auf einem Hügel eine Gestalt. Das fahle Sonnenlicht umspielte die Weiße Königin in ihren wallenden Gewändern aus Eis und Nebel. Sie war die schönste Frau, die Fantaghiro je gesehen hatte. Ihr Haar war silbrig, ihre Haut wie Schnee, ihre Lippen wie Eiskristall und ihre kühlen Augen funkelten wie ein klarer Bergsee. Jede ihrer Bewegungen war der Inbegriff von Anmut und Grazie und ließ keinen Zweifel daran, dass sie wahrhaft eine Königin war – auch wenn ihre Krone nicht aus Gold und Juwelen bestand.

»Was führt dich hierher, Prinzessin?«, fragte die Königin mit einer Stimme klar wie sprudelndes Wasser.

»Geschichten«, antwortete Fantaghiro.

Sie zog ein kleines Buch aus ihrer Rocktasche und hielt es in die Höhe.

»Ein weiteres Buch für deine Sammlung?«, fragte die Königin und kam näher.

»Ein weiteres Buch, das ich retten konnte«, bestätigte sie.

Die Königin deutete in die Richtung, in die sie Fantaghiro führen wollte, und beschritt dann den Weg wie ein hoheitlicher Schwan, der über regloses Wasser gleitet. Fantaghiro folgte ihr.

»Es gab Zeiten, da durfte eine jede Frau des Reiches schreiben und lesen lernen und die Bibliothek betreten«, erklärte die Königin.

»Früher war das vielleicht so, aber heute hat man als Frau nur hübsch auszusehen, still zu sein und die Finger von allem zu lassen«, seufzte die Prinzessin und drückte das Buch fester an ihre Brust.

»Schön bist du allemal«, meinte die Königin. Sie sah Fantaghiro auf eine Weise an, als schaute sie ihr direkt ins Herz. »Doch Schönheit ist ein Fluch, in dessen Schatten keine Liebe erblühen kann. Denk immer daran.«

Ob das der Grund dafür war, dass es an der Seite der Weißen Königin keinen König gab? Sie war die schönste, aber auch die einsamste Frau, der Fantaghiro je begegnet war. Ihr Herz lag unter einer Schicht aus Eis. Sie herrschte in der Einsamkeit und Stille, verbarg ihre Schönheit vor der Welt und wer ihr doch einmal begegnete, bekam es mit der Angst zu tun.

»Was ist geschehen, dass …«, begann Fantaghiro zu fragen, stockte aber, als die Königin ihr einen mahnenden Blick zuwarf.

»Was wolltest du fragen?«

»Nichts, schon gut«, wehrte Fantaghiro ab.

Beinahe hätte sie vergessen, dass sie den Zauber der Weißen Wälder nicht zerstören wollte. Der Blick, den die Königin ihr auf die begonnene Frage hin zugeworfen hatte, war ihr Warnung genug. Vielleicht war Fantaghiro nicht so klug und einfühlsam wie ihre älteste Schwester Lorena und auch nicht so wohlerzogen und zurückhaltend wie Elenora, aber diesen Wink hatte selbst sie verstanden.

Die Weiße Herrin führte sie zu dem versteckten Ort, an dem das gerettete Buch sein neues Zuhause finden sollte. Hier, wo die Zeit nicht voranschritt und weder Staub noch Ungeziefer sich an Tinte und Papier zu schaffen machen konnten, hatte Fantaghiro schon Dutzende Bücher versteckt. Sie standen auf den verschlungenen Ästen der Bäume, die dem Willen der Königin gehorchten. Mitten in der Natur formten sie eine glitzernde Bibliothek für verlorene Geschichten. Dort waren diese Schätze sicher. Sie waren von Eiskristallen umhüllt und lagen in einem ewigen Schlaf.

»Welches Buch trägst du bei dir?«, fragte die Königin.

Fantaghiro betrachtete den unscheinbaren Einband und streichelte darüber, als würde sie ein lieb gewonnenes Haustier im Arm halten.

»Einen Gedichtband. Wunderschöne romantische Gedichte von Liebe, Freundschaft und der Sehnsucht nach Freiheit.« Sie sah mit sorgenvollem Blick zur Königin. »Ich musste es einfach annehmen! Eine Bäuerin hat es mir gebracht. Sie hatte es unter ihrem Bett versteckt, bis ihr Mann es entdeckt hat. Er warf es auf den Müll und hat ihr gedroht, dass sie ja nie wieder lesen solle.«

»Du hast recht darin getan, dich seiner anzunehmen«, sagte die Königin. »Dein Vater ist es, der vom Weg abgekommen ist. Er ist verbittert und unbarmherzig geworden. Niemand sollte das Recht haben, einem anderen die Bildung zu verwehren. Selbst ein König nicht.«

Es stimmte, was sie sagte. Fantaghiro wusste das nur zu gut. Es stand von Tag zu Tag schlechter um den König. Er wurde erbarmungsloser, aber vor allen Dingen trauriger. Sie konnte beobachten, wie sein Herz zerbrach, sah ihn tagtäglich leiden.

Wann es begonnen hatte, wusste sie nicht. Doch so lange sie sich zurückerinnern konnte, nagte etwas an ihrem Vater. Vor Jahren schon hatte er aufgehört zu lächeln. Die schönen Dinge des Lebens berührten ihn nicht mehr, Tränen waren ihm fremd, Gefühle eine Last. Der Krieg machte das alles nur noch schlimmer. Der Mann, den sie noch immer liebte, hatte selbst keine Liebe mehr übrig.

»Stell das Buch zu den anderen«, bat die Königin. »Es wird Zeit, dass du gehst.«

Erschrocken sah Fantaghiro zu der Frau in Weiß.

»Jetzt schon?«, fragte sie.

»Du weißt, dass es sonst zu gefährlich für dich wird. Oder willst du etwa, dass dein Herz ebenso gefriert wie die Bäume und Blätter?«

»Nein, sicher nicht«, sagte sie und suchte dem Buch einen guten Platz.

»Dann geh jetzt und besuche mich bald wieder.«

»Das werde ich!«, versprach Fantaghiro und rannte los.

Ihre Gouvernante wäre sich nicht zu schade gewesen, Fantaghiro mit dem Rohrstock zu drohen, wenn sie gesehen hätte, wie sie durch den Wald rannte. Eine junge Dame hohen Geschlechts hatte nicht zu rennen. Sie durfte nicht laut lachen, nicht ungezwungen singen und tanzen. Es zierte sich nicht, zu lesen, zu denken und Fragen zu stellen.

Wenn es nach dem Adel am Schloss ginge, hätte Fantaghiro eine Puppe sein sollen. Immer still, hübsch und gepflegt, mit Haut wie Porzellan und Haaren wie Seide. Doch frei fühlte sie sich nur, wenn sie tun und lassen konnte, wonach ihr der Sinn stand. Sie wollte rennen und den Wind in ihren Haaren spüren, bis es zerzaust war. Wenn die Luft in ihren Lungen brannte und die Waden ihr beim Rennen schmerzten, überkam sie das Gefühl, schneller zu rennen als die Pferde der königlichen Wachen. Sie glaubte fliegen zu können, wenn sie sich nur noch ein klein wenig mehr anstrengte.

Mehr als einmal war sie mit aufgeschlagenen Knien und blutigen Ellbogen zum Schloss zurückgekehrt – weil sie eben nicht fliegen konnte, aber nicht müde wurde, es immer wieder zu versuchen.

Ihre Schwestern belächelten sie dafür. Sie genossen das Leben am Schloss, den Überfluss und die Dekadenz. Sie konnten den lieben langen Tag nichts anderes tun, als sich über Stoffe und Schmuck zu unterhalten, sich gegenseitig die Haare zu bürsten und Tee zu trinken.

Fantaghiro liebte ihre Schwestern über alles, aber manchmal konnte sie nicht anders, als ihnen Streiche zu spielen. Nur so gelang es ihr, Lorena und Elenora ab und an aus der Reserve zu locken.

Als sie den Wald hinter sich ließ, war von den Wachen nichts mehr zu sehen. Sicher waren sie ins Schloss zurückgekehrt, um dem König von dem unpfleglichen Benehmen seiner jüngsten Tochter zu berichten. Warum also gleich heimkehren? Ebenso konnte sie noch ein wenig die Freiheit genießen, bevor sie zur Strafe wieder den Hof fegen musste oder in den Gänsestall gesperrt werden würde.

Außerhalb der Weißen Wälder herrschte ein milder Sommer. Die Ähren auf den Feldern standen bereits hoch und Fantaghiro ließ ihre Finger darüber gleiten.

Sie nahm den Weg hinunter zum Bach, hob ihre Röcke an und balancierte über die großen Ufersteine.

»Das schaffst du im Leben nicht!«, hörte sie plötzlich jemanden hinter sich rufen.

Sie stand gerade auf einem besonders glitschigen Stein und hatte zu einem weiten Sprung angesetzt.

Auf dem Weg, nicht weit vom Bachufer entfernt, standen drei Mädchen mit Brotkörben in den Armen. Eine war jung, mit blondem Haar, die andere leicht untersetzt, mit breitem Grinsen im Gesicht, und die dritte hochgewachsen, mit Zöpfen und Sommersprossen.

Wie allen Bewohnern des kleinen Dörfchens am Fuße des Schlosses sah man ihnen an, dass sie aus ärmlichen Verhältnissen stammten. Der Krieg hatte seine Spuren überall im Reich Ambrien hinterlassen, aber das Lächeln konnte er den Bauerstöchtern nicht nehmen.

»Die Herausforderung nehme ich an!«, rief Fantaghiro ihnen zu.

Sie fixierte den nächsten Stein. Er war ein gutes Stück weiter entfernt als die vorherigen und zudem nur halb so groß. Immer wieder hatte sie sich an diesem Sprung versucht und war mehr als einmal daran gescheitert. Doch wie sollte man an etwas wachsen, wenn man es nicht so lange versuchte, bis es einem gelang? Fantaghiro würde den Sprung wagen und sie tat es auch.

Geschickt landete sie auf dem Stein, hatte dabei allerdings nicht die Fülle ihrer Röcke bedacht und verlor das Gleichgewicht. Sie versuchte noch, sich dadurch zu retten, dass sie wild mit ihren Armen ruderte, konnte sich aber nicht mehr fangen. Mit dem Hintern voran landete sie im Bach.

Die Dorfmädchen schrien erschrocken auf und stellten eilig ihre Körbe ab, um Fantaghiro zu Hilfe zu eilen.

»Gebt mir Eure Hand, Prinzessin!«, forderte das Mädchen mit den Zöpfen sie auf.

»Es ist nur Wasser«, sagte Fantaghiro und hob ihre triefenden Röcke. »Wenn ich doch nur ein Hund wäre, dann könnte ich mich jetzt trocken schütteln.«

»Dann würdet Ihr jetzt aber auch stinken wie ein toter Esel«, meinte die jüngste der drei.

»Pssst!«, ermahnte sie das Mädchen mit den Zöpfen und wandte sich dann Fantaghiro zu. »Wir würden natürlich nie andeuten, dass eine Prinzessin je stinken könnte«, beteuerte sie.

»Es war doch nur ein Scherz«, wehrte Fantaghiro ab. »Ich ziehe die Röcke einfach aus und hänge sie über einen Ast. Dann kann die Sonne sie trocknen.«

»O bitte nein, tut das nicht«, bat eine von ihnen. »Wenn Euch jemand unbekleidet sehen sollte!«

»Hier kommt selten jemand vorbei. Wer sollte mich schon sehen?« Fantaghiro hatte die Hand bereits am Rock, doch die Mädchen ließen nicht locker.

»Wir kamen hier vorbei«, sagte die Jüngste.

»Und es ist Markt. Da werden noch andere diesen Weg nehmen.«

»Ihr solltet heimgehen und Euch umziehen, damit Ihr Euch nicht erkältet.«

Fantaghiro seufzte. Die Mädchen hatten ja recht. So konnte sie nicht herumlaufen.

»Habt Dank für eure Hilfe, aber bitte erzählt niemandem, dass wir uns gesehen haben«, bat sie die Mädchen.

Die drei nickten eifrig. Dieses Zusammentreffen für sich zu behalten, würde ihnen leichtfallen. Zu groß wäre die Angst vor einer Strafe, bekäme der König zu Ohren, dass sie eine Mitschuld an dem Sturz seiner Tochter trugen. Daher hatte Fantaghiro sie auch darum gebeten. Nicht weil sie selbst Angst vor ihrem Vater hatte, sondern weil sie nicht wollte, dass die Mädchen Ärger bekamen.

Sie lief hinauf zum Weg, wo noch die Brotkörbe standen.

»Das ist eine gute Übung«, stellte sie fest. »Mit den nassen Röcken bin ich gleich dreimal so schwer. So werden meine Beine stärker und ich schneller.«

»Aber Ihr habt doch keine Körbe zu schleppen oder Wasser zu holen, Prinzessin«, meinte eines der Mädchen. »Da braucht Ihr nicht stärker und schneller zu werden.«

»O doch. Wenn ich zum Beispiel ein Laib Brot klauen will!« Sie schnappte sich eines der kleineren Brote und rannte los. Ein Stück weiter wirbelte sie herum.

»Was ist?«, rief sie den Mädchen zu. »Wollt ihr die gemeine Brotdiebin nicht verfolgen?«

Die drei warfen sich unsichere Blicke zu. Dann packte sie doch der Eifer und sie setzten zur Verfolgung an. Sie lachten und jagten Fantaghiro, die es geschickt verstand, immer wieder Haken zu schlagen und unter ihren Armen wegzutauchen.

Bald waren sie alle außer Puste und hatten das Brot noch immer nicht zurückerobert. Dafür war jede Angst von ihnen abgefallen und sie lachten ungeniert.

»Ihr braucht gar keine Übungen, Prinzessin«, keuchte eine der drei. »Ihr seid jetzt schon schnell und geschickt wie ein Junge.«

»Wieso sollte ein Mädchen auch weniger leisten können? Lasst euch ja nicht einreden, dass euch die Männer etwas voraushätten. Das sagen sie nur, weil sie insgeheim Angst vor starken Frauen wie uns haben«, erklärte Fantaghiro.

»Angst?«, lachte das jüngste der drei Mädchen. »Kein Mann fürchtet sich vor einer Frau. Das glaube ich nicht.«

»Und warum meiden sie dann die Wälder? Sie fürchten sich vor der Weißen Königin, weil sie mächtiger und mutiger ist als sie alle zusammen«, sagte Fantaghiro mit fester Stimme.

»Aber deswegen ist sie auch ganz alleine. Wenn stark zu sein bedeutet, alleine sein zu müssen, bleibe ich lieber, wie ich bin«, sagte das ältere Mädchen.

So würde Fantaghiro nie entscheiden. Weder ihr Vater noch seine Wachen könnten ihr je ihren Wunsch nach Selbstbestimmung nehmen. Wenn es bedeuten würde, die Freiheit, sich selbst und alles, was einem wichtig war, aufzugeben, um lieben zu können, wollte Fantaghiro freiwillig darauf verzichten.

»Nehmt das hier für das Brot«, bot sie den Mädchen an, griff in ihre Rocktasche und zog ein Goldstück hervor. Sie schnipste es einer der drei zu.

»Oh, das ist viel zu viel!«, stieß das Mädchen aus und weitete die Augen, als sie das Gold zwischen ihren Fingern hielt.

»Weniger habe ich nicht«, sagte Fantaghiro schulterzuckend und rannte davon, ehe eines der Mädchen versuchen konnte, sie aufzuhalten.

Freiheit bedeutet, man selbst zu sein

Als Fantaghiro durch das große Haupttor auf den Hof des Schlosses trat, warfen die Wachen ihr bereits vielsagende Blicke zu. Dass die junge Prinzessin Ärger bekommen würde, stand auch für sie außer Frage. Statt brav am Klavierunterricht teilzunehmen, hatte sie sich vom Hof geschlichen wie ein ungezogener Lausejunge.

Fantaghiro wusste, was man hinter ihrem Rücken über sie sagte. Immer wieder hatte sie mit angehört, wie die Dienerschaft sich darüber ausließ, dass sie sich benahm wie ein Stallbursche, dass sie frech und ungehobelt war, lieber durch die Wälder streifte, als Taschentücher zu besticken, heimlich Bücher las und lernte zu reiten wie ein Mann. Das alles klang in den Ohren anderer wie eine Beleidigung, doch Fantaghiro lief erhobenen Hauptes über den Vorplatz. Sie schmunzelte sogar ein wenig, denn heute hatte sie ein Buch gerettet, war in die Weißen Wälder hinein- und heil wieder hinausgekommen, hatte gelacht und gescherzt und drei Bauernmädchen eine Freude bereitet. Sie konnte mit Stolz auf diesen Tag zurückblicken, während ihre Schwestern sich wahrscheinlich nicht einmal mehr daran erinnerten, wann sie das letzte Mal gelacht hatten, bis ihnen die Tränen gekommen waren.

Fantaghiro war gerade an den Stufen zum Schlosseingang angekommen, da wurde die Tür aufgerissen und ihre Gouvernante stand vor ihr. Die alte Dame hatte schon immer ein Gesicht gehabt, das wie in Stein gemeißelt war. Ihre Augen waren nur schmale Schlitze, ihre Brauen immer leicht angehoben, die Stirn in Falten und ihren Mund kniff sie stets so fest zusammen, dass ihre Lippen dünn und weiß wie ein Strich waren.

Fantaghiro kannte die Gräfin schon von Kindesbeinen an und hatte gelernt, in ihrer kargen Mimik zu lesen. Sie sah genau, wie sich die Brauen der Frau leicht hoben und ihr rechter Mundwinkel zuckte. Das ließ erahnen, wie wütend der König sein musste.

»Wie sauer ist er?«, fragte Fantaghiro.

»Ihr macht Euch keine Vorstellungen, meine Liebe«, warnte die Gräfin sie und ließ einen abfälligen Blick über Fantaghiros triefend nasses Kleid schweifen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!