Prinzessin Grünerbse schlägt drei Purzelbäume auf dem Misthaufen - Jutta Treiber - E-Book

Prinzessin Grünerbse schlägt drei Purzelbäume auf dem Misthaufen E-Book

Jutta Treiber

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Beschreibung

Niemand, der Prinzessin Grünerbse kennt, würde vermuten, dass sie die Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin der berühmten Prinzessin auf der Erbse ist. Denn sie ist ein robustes und übermütiges Mädchen. Wenn sie wütend ist, schlägt sie drei Purzelbäume auf dem Misthaufen und versaut ihr seidenes Prinzessinnenkleid. Doch nun soll sie die Regierungsgeschäfte übernehmen. Die kluge Prinzessin hat längst gemerkt, dass ihr Vater, der König, versagt hat. Daher beschließt sie, das Schloss zu verlassen und in die Welt hinaus zu gehen. Was ihr dabei alles begegnet, wie sie lernt, die Sorgen der Menschen zu begreifen, Missstände aufzudecken und schließlich auch sich selbst zu erkennen, schildert die Autorin Jutta Treiber in ihrer eigenen humorvollen, aber auch nachdenklich machenden Weise.

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Seitenzahl: 35

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Jutta Treiber

PRINZESSIN GRÜNERBSESCHLÄGT DREI PURZELBÄUMEAUF DEM MISTHAUFEN

Mit Farbbildern vonVanessa Karré

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Neue Rechtschreibung

© 2017 by Obelisk Verlag, Innsbruck Wien

Lektorat: Inge Auböck

Coverentwurf: Vanessa Karré

Alle Rechte vorbehalten

eISBN 978-3-85197-871-1

www.obelisk-verlag.at

Inhalt

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL EINS

Prinzessin Grünerbse soll regieren

Niemand, der Prinzessin Regina von Grünerbse kannte, hätte vermutet, dass sie die Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin der berühmten „Prinzessin auf der Erbse“ war. Sie hatte offenbar gar nichts von ihr geerbt.

Eine Erbse unter drei Matratzen hätte sie nie im Leben gespürt, schon gar nicht im Schlaf. Sie würde nicht einmal 1000 Erbsen direkt unter ihrem Leintuch spüren. Selbst wenn sie wach war.

Prinzessin Grünerbse war ein kluges und übermütiges Kind.

Sie versteckte ihrem Hauslehrer die Bücher und „verbesserte“ heimlich seine Vorbereitungen.

Sie schrieb RECHEN statt RECHNEN, KUH-ORT statt KUR-ORT und SAU-SIE-KRAUT statt SAU-ER-KRAUT …

Sie jagte mit den Hunden durchs Schloss.

Sie lief mit ihnen um die Wette und gewann immer, weil die Hunde bei diesem Tempo völlig außer Atem gerieten und nicht riskieren wollten, einen Herzinfarkt zu kriegen.

Sie färbte sich die Hare grau und hinkte durch den Schlossgarten, als wäre sie ihre Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Oma. Alle hielten sie für den Geist der „Prinzessin auf der Erbse“ und fürchteten sich gar fürchterlich.

Sie färbte sich die Haare rot und versteckte sich zwischen den Paradeiserstauden. Und wenn der alte Gärtner kam, um die Paradeiser zu ernten, sprang Prinzessin Grünerbse zwischen den Stauden hervor und der Gärtner erschrak gar schrecklich.

Sie färbte sich die Haare grün und versteckte sich hinter einer kleinen Tanne im Wald. Wenn der Jäger kam, sprach Prinzessin „Grüntanne“ mit gruseliger Stimme und der Jäger lief davon. Manchmal verlor er dabei sogar sein Schießgewehr …

Und wenn ihr grad danach war, schlug die Prinzessin drei Purzelbäume auf dem Misthaufen vor dem Hühnerstall und versaute ihr seidenes Prinzessinnenkleid.

Doch heute saß die Prinzessin auf ihrem gepolsterten Sessel und dachte nach. Das war anstrengend. Zwei steile Falten hatten sich schon auf ihrer Stirn gebildet.

„So kann es nicht weitergehen!“, sagte die Prinzessin.

Sie schüttelte den Kopf so fest, dass die Krone herunterfiel. Laut klirrend landete sie auf dem Fußboden.

Die Prinzessin hatte fertig nachgedacht.

„So kann es nicht weitergehen“, sagte sie noch einmal. „So kann man es nicht machen!“

„Was kann man so nicht machen?“, fragte der König gelangweilt.

„Regieren!“, sagte die Prinzessin.

Sie hob die Krone vom Fußboden auf und blies den Staub weg. Dann legte sie das goldene Stück in eine mit Samt ausgelegte Schatulle und schloss den Deckel.

Was war geschehen?

Es war tatsächlich etwas geschehen.

Etwas Wichtiges.

Etwas Einschneidendes.

Etwas, das die Gedanken im Prinzessinnenkopf völlig durcheinanderwirbelte.

Ihr Vater, der König, wollte ihr das Regieren überlassen.

„Regieren?“, hatte die Prinzessin entsetzt gefragt. „Ich soll regieren? Aber das kann ich doch gar nicht!“

Tatsächlich war die Prinzessin schlecht darauf vorbereitet.

Noch nie in ihrem Leben hatte sie das Schloss verlassen.

Zugegeben, der Park um das Schloss war riesig, und die Prinzessin hatte genügend Platz zum Laufen und Toben und Spielen.

Sie hatte ihre Eltern, ihren Hauslehrer, ihre Bediensteten, ihre Hunde, Pferde und die Hühner auf dem Misthaufen. Und das Küchenmädchen Annette, mit der sie manchmal ein paar Worte wechselte.

Doch vom wirklichen Leben hatte die Prinzessin keine Ahnung. Das wusste sie.

Wieso sie das wusste, wusste sie nicht, aber sie wusste es. Deshalb wusste sie auch, dass es so nicht weitergehen konnte.

„Was ist überhaupt regieren?“, fragte die Prinzessin ihren Vater, den König. „Wie geht regieren?“

„Regieren ist …“, sagte der König – und dann geriet er ins Stocken. Verlegen räusperte er sich und sagte: „Ach, es ist eigentlich gar nicht so schwer …“

Schnell schaute er in einem dicken Wörterbuch nach und sagte dann:

„Regieren heißt: die Herrschaftsgewalt innehaben! Ja!“

„Wie bitte – was?“, fragte die Prinzessin.