Prinzessin Pumpernickel - Angela Sommer-Bodenburg - E-Book

Prinzessin Pumpernickel E-Book

Angela Sommer-Bodenburg

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Beschreibung

Pumpernickel? Zugegeben, das ist ein wirklich ungewöhnlicher Name für eine kleine Prinzessin. Wie die jüngste Tochter des Königs von Pattaloonia zu ihrem Namen kam und wie man mit viel Phantasie und Pfiffigkeit die Folgen eines Missverständnisses wieder aus der königlichen Welt schafft – davon erzählt die Autorin des «Kleinen Vampirs», Angela Sommer-Bodenburg, in diesem zauberhaften Buch.

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Seitenzahl: 105

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Prinzessin Pumpernickel

Bilder von Monika Parciak

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Inhaltsübersicht

Prinzessin PumpernickelWidmung1 Die königliche Familie2 Das jüngste Königskind3 Die Geheimsitzung4 Die Lieblingsprinzessin5 Der Geburtstag6 Noch zwei Geschenke7 Die Geburtstags-Parade8 Vom Namensregister im Himmel9 Die Kribbel-Krabbel-Käfer10 Prinzessin Pumpernickel verschwindet11 Die Suche nach der Prinzessin12 Allein im Schlossturm13 Der Trunk gegen die Vergesslichkeit14 Hundert oder noch mehr neue Namen15 Kummer und Schmerz16 Die Königin beim Hofmagier17 Ein königlicher Elefant im Porzellanladen18 Königin Pia hat einen Plan19 Noch mehr Namen20 Eine Nachricht von Pristina21 Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht22 Die Namensverleihung
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Für Burghardt,meinen Prinzen aus der Bodenburg,und für alle,die nicht vergessen haben,wie Pumpernickel schmeckt!

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1Die königliche Familie

Das Königreich Pattaloonia war ein kleines Land. Ja, für den Rest der Welt war Pattaloonia so klein und so unbedeutend, dass es auf den meisten Landkarten überhaupt nicht eingezeichnet war!

Dazu hatte sicherlich auch seine ungewöhnliche Lage beigetragen: Mächtige Bergketten schlossen Pattaloonia ein, die aus einer Laune der Natur heraus die Form des Buchstaben P bildeten.

Eine enge Schlucht zwischen schroffen Felswänden bildete den einzigen Zugang zum Königreich.

Am Ende der Schlucht – sozusagen im Kopf des P – lag die Hauptstadt von Pattaloonia. Sie hieß Pattaloonita und war ebenfalls nicht sehr groß und nicht sehr bedeutend – zumindest für den Rest der Welt.

 

Wie man sich leicht vorstellen kann, hatten die Pattaloonier eine innige Beziehung zu dem Buchstaben P entwickelt.

Und so musste jeder pattaloonische Familienname und jeder pattaloonische Vorname mit P beginnen.

Dies galt auch für die Königsfamilie von Pattaloonia.

Deren Familienname war so grandios, wie es sich für eine Königsfamilie gehörte:

PATTAPRATTA-PARAPISI-PORIGORI AUF UND ZU PATTALOONIA.

Zugegeben, ein echter Zungenbrecher!

Glücklicherweise waren die Vornamen der königlichen Familienmitglieder nicht so kompliziert.

Der König von Pattaloonia hieß schlicht und einfach Peter.

Seine Gemahlin, die Königin, trug den Namen Pia.

Ihre älteste Tochter hieß Ponderosa, die zweitälteste hörte auf den Namen Perdita, und die jüngste trug den Namen Pamelina.

Die Namen seiner Töchter hatte König Peter ausgesucht, denn im Königshaus von Pattaloonia bestimmte allein der König, welche Namen die königlichen Kinder bekamen.

 

Als nun Königin Pia ihr viertes Kind erwartete, sagte König Peter eines Morgens beim Frühstück: «Ich hoffe, diesmal wird es ein Sohn! Ihr seid drei bezaubernde Töchter», versicherte er Ponderosa, Perdita und Pamelina, die verständlicherweise gekränkte Gesichter machten. «Aber es ist wirklich an der Zeit, dass die Königin und ich einen Sohn bekommen – für Pattaloonia.»

«Und warum ist es so wichtig, einen Sohn zu bekommen?», fragte Perdita. Sie war dafür bekannt, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm.

Der König antwortete nicht gleich.

Er ließ sich noch ein Omelett reichen, würzte es kräftig mit Salz und Pfeffer und legte drei Zwiebelringe obendrauf. Gutes und reichliches Essen war die Leidenschaft des Königs von Pattaloonia. Und man sah die Folgen: an seinem königlichen Bauch und an seinem Doppelkinn!

Nachdem König Peter sein Omelett gewürzt hatte, probierte er, nickte … und schmauste.

«Warum ist es so wichtig, einen Sohn zu bekommen?», wiederholte Perdita ihre Frage.

Sie war nicht nur diejenige, die kein Blatt vor den Mund nahm; sie konnte auch sehr hartnäckig sein.

Doch beim Essen ließ sich der König durch nichts – durch gar nichts – aus der Ruhe bringen.

Er beendete seine Mahlzeit und betupfte sich die Lippen mit der Serviette, ehe er antwortete: «Wenn ich eines hoffentlich noch fernen Tages abberufen werde, soll mir ein Sohn auf den Thron folgen. So steht es in den alten Urkunden von Pattaloonia.»

«Wer sollte dich denn rufen, Papa?», fragte Pamelina.

Der König zögerte einen Moment. Dann schaute er seine Gemahlin an und räusperte sich geräuschvoll. «Würdest du so nett sein und es Pamelina erklären?», sagte er und nahm sich eines der mit Schokolade gefüllten Croissants, die soeben aus der Schlossküche hereingebracht wurden.

«Dein Vater, Pamelina, meint den Tag, an dem er zu seinem letzten und größten Festmahl abberufen wird», sagte Königin Pia und lachte nervös.

Wer wollte auch schon offen darüber sprechen, dass der König von Pattaloonia – genau wie alle anderen Erdenbürger – sterblich war? Gewiss nicht seine Gemahlin, die Königin!

Perdita kam ihrer Mutter zu Hilfe und sagte: «Mama meint Papas Festmahl im Himmel.»

«Im Himmel?», wiederholte Pamelina aufgeregt. «Heißt das, wir kriegen einen Flughafen?»

«Das wäre durchaus möglich», sagte der König und streichelte seinen vollen Bauch.

«Du baust uns einen Flughafen, Papa?», freute sich Ponderosa.

Sie sehnte sich nach den fremden, unbekannten Ländern, die hinter den hohen Bergen lagen. Und ein Flugzeug würde sie im Handumdrehen dorthin bringen!, dachte sie.

«Hm, ja, vielleicht baue ich einen Flughafen», sagte König Peter und fügte hinzu: «Jeder weiß, wie sehr sich Jungen für Flugzeuge interessieren.»

«Mädchen interessieren sich auch für Flugzeuge!», entgegnete Perdita.

«Mädchen vielleicht. Aber keine Prinzessinnen, Perdita.» Zum ersten Mal an diesem Morgen sah Königin Pia auf die Uhr – und erschrak. «Zehn Minuten vor acht! Euer Schulunterricht beginnt!»

Mit einigen Seufzern – denn auch Prinzessinnen gehen nicht so furchtbar gern zur Schule – verließen Ponderosa, Perdita und Pamelina den Saal. Und das bedeutete das Ende des königlichen Frühstücks.

Nein, nicht ganz … Als der Oberküchenmeister jetzt die Pattaloonische Nusstorte hereintrug, konnte König Peter ihrem verlockenden Duft nicht widerstehen. Er aß ein Stück Torte und gleich darauf noch ein zweites. Nach dem dritten Stück wurde ihm ganz eigenartig.

«Ich glaube, ich lege mich ein Weilchen hin», murmelte er. «In meinem Bauch rumort es wie tausend Ameisen.»

«In meinem Bauch rumort es auch», sagte Königin Pia mit einem Lächeln. «Aber bei mir ist es das Baby!»

Hand in Hand begaben sich der König und die Königin von Pattaloonia in ihre Schlafgemächer.

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2Das jüngste Königskind

Drei Monate später, in den frühen Morgenstunden des 18. Juni, kam das jüngste Königskind zur Welt.

«O, wie süß!», rief Pamelina, als sie und ihre Schwestern am Nachmittag das königliche Schlafzimmer betreten durften, in dem die Königin, noch etwas bleich von der Geburt, gegen seidene Kissen gelehnt, in ihrem königlichen Bett saß. Sanft schlummerte das Neugeborene in ihrem Arm.

«Darf ich das Baby halten?», bat Ponderosa.

«Ja», sagte die Königin. «Aber erst, wenn sie wach ist.»

«Sie?», wunderte sich Perdita.

«Sie?», rief Pamelina.

«Es ist ein Mädchen», sagte König Peter, der in einem Sessel neben dem Bett saß und sich von den Strapazen, zum vierten Mal Vater geworden zu sein, erholte.

Anfangs war der König enttäuscht gewesen, auch dieses Mal keinen Sohn bekommen zu haben. Nun allerdings lag ein glückliches Lächeln auf seinem runden Gesicht.

Eine Sache jedoch bereitete dem König Kopfzerbrechen: die Namenswahl. In den vergangenen Wochen hatte er nur über Jungennamen nachgedacht und war nach vielem Hin und Her auf Poseidon gekommen – ein angemessener Name für einen Prinzen, der einmal selbst König von Pattaloonia werden würde!, fand er.

Aber jetzt brauchte der König einen Mädchennamen – und zwar bis zwölf Uhr mittags, wenn sich die Würdenträger von Pattaloonia im Thronsaal des Schlosses versammeln würden. Dann musste König Peter offiziell bekanntgeben, welchen Namen er ausgewählt hatte!

Zunächst schwankte er zwischen Petulia und Prosperina. Aber schließlich, um Viertel vor zwölf, entschied er sich für Paloma.

 

Weil das jüngste Königskind am 18. Juni geboren worden war, begann die Feier mit achtzehn Kanonenschüssen im Schlosshof. Danach eilte man ans königliche Buffet. Doch niemand durfte vor dem König essen oder trinken, so wollte es das Gesetz von Pattaloonia.

Alle Augen im Thronsaal waren auf König Peter gerichtet. Der wiederum blickte auf das königliche Buffet.

Und plötzlich entdeckte er etwas, das er schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr gegessen hatte: ein schwarzes Brot ohne Rinde! Einer der ausländischen Händler, die in unregelmäßigen Abständen nach Pattaloonia kamen, hatte das Brot mitgebracht und es dem Oberküchenmeister verkauft.

Bei der Erinnerung an den süßlich-herben Geschmack des schwarzen Brotes lief dem König das Wasser im Mund zusammen. Ja, er wusste noch, wie köstlich das Brot schmeckte, wenn man es mit geräuchertem Lachs oder Camembert belegte!

Nur den Namen des schwarzen Brotes hatte König Peter vergessen …

Er ließ sich eine Scheibe geben und hielt sie prüfend unter seine königliche Nase.

Und da, als er den etwas erdigen Geruch des Brotes einsog, fiel ihm der Name wieder ein: «Es heißt Pumpernickel!», rief er.

Im Thronsaal wurde es still, absolut still. Überall sah man betroffene Gesichter. Einige Würdenträger wechselten ratlose Blicke, andere schüttelten den Kopf, wieder andere kniffen die Lippen zusammen, und noch andere zuckten mit den Schultern.

Der Minister für Landwirtschaft, Patrizio Parlotti, war der Erste, der seine Fassung zurückgewann.

Er klatschte in die Hände und rief: «Hoch lebe die vierte und jüngste Prinzessin von Pattaloonia: Prinzessin Pumpernickel!»

«Hoch lebe Prinzessin Pumpernickel! Hoch, hoch, hoch!», riefen die restlichen Würdenträger – zuerst zögerlich, aber dann immer lauter, bis es ein voller Chor geworden war.

«Pumpernickel … welch einzigartiger Name! Welch herausragender Name!», rief die Ministerin für Forstwirtschaft, Prudenzia Prandergast.

«Und so originell! Wunderbar unverbraucht und frisch!», ergänzte die Schatzmeisterin, Petra Pasternak. «Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Eure Majestät!»

Die Würdenträger klatschten.

König Peter dagegen war aschfahl geworden. Er hatte den Namen des schwarzen Brotes gemeint – nicht den seiner jüngsten Tochter! Alles war ein Missverständnis, ein schreckliches Missverständnis!

Er spürte, wie ihm vor Scham ein paar Tränen über die Wangen liefen.

Die Gäste im Thronsaal meinten, es seien Freudentränen, und waren gerührt.

«Hoch lebe der König!», riefen sie.

Königin Pia drückte ihre jüngste Tochter noch etwas fester an sich.

Mit dem Namen Pumpernickel wird es selbst eine pattaloonische Prinzessin schwer haben!, dachte sie.

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3Die Geheimsitzung

In der Nacht tat König Peter kein Auge zu.

Und sobald die Sonne aufgegangen war, bestellte er seine beiden engsten Vertrauten zu sich: Paula Primavera, Ministerin für Pattaloonische Geschichte, und Peppino Porter, Minister für Jugend und Familie.

Auf Anraten von Paula Primavera kam auch noch Pippin Pirsch dazu, der an der Universität von Pattaloonita den Lehrstuhl für Zwischenmenschliche Fragen innehatte.

Der König hoffte natürlich, dass seine beiden alten Freunde sowie der gelehrte Professor ihm helfen könnten, die verunglückte Namensgebung wieder rückgängig zu machen!

Doch Paula Primavera schüttelte den Kopf und sagte: «Die Prinzessin wird mit ihrem Namen leben müssen, Eure Majestät. In Pattaloonia ist noch niemals ein Königskind umbenannt worden. Und der Name Pumpernickel ist Ihrer Tochter im Thronsaal verliehen worden. Jeder in Pattaloonia weiß inzwischen, wie die jüngste Prinzessin heißt. Keiner kann das ungeschehen machen, nicht einmal Eure Majestät.»

«Vielleicht sollten Sie anordnen, dass dieses schwarze Brot nie mehr in Pattaloonia verkauft werden darf, Eure Majestät», sagte Peppino Porter. «Dann wird die jüngste Prinzessin auch nie erfahren, wofür ihr Name in der Vergangenheit benutzt wurde.»

«Und was ist mit den Pattalooniern, die schon einmal Pumpernickel gegessen haben?», fragte der König.

«Denen verbieten wir, darüber zu sprechen», antwortete Peppino Porter.

«Meines Erachtens sollten Sie vollkommen anders vorgehen, Eure Majestät», meldete sich da Pippin Pirsch zu Wort.

«Und wie?», fragte König Peter.

Ihm hatte Peppinos Vorschlag gefallen.

«Meine Forschungen haben ergeben, dass man sich zu dem bekennen muss, was man getan hat, Eure Majestät», erklärte der Professor.

«Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen», sagte der König mit in die Höhe gezogenen Augenbrauen.

Pippin Pirsch zupfte an seiner langen Nase. «Sie haben einen Fehler gemacht, Eure Majestät, und deshalb –»

König Peter unterbrach ihn: «Einen Fehler gemacht? Ich, der König? Sie scheinen zu träumen. Die ganze Sache beruht auf einem Missverständnis. Oder wollen Sie mir unterstellen, ich hätte meiner Tochter diesen … diesen verpumperten, vernickelten Namen mit Absicht gegeben?»

Inzwischen hatte sich sein Gesicht dunkelrot verfärbt. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis der König explodierte!

Durch beschwörendes Kopfschütteln versuchte Paula Primavera den Professor zu warnen. Doch entweder verstand Pippin Pirsch ihre Warnung nicht, oder er hatte beschlossen, sie zu ignorieren.

Er warf sich sogar noch in die Brust und sagte: «Sie werden es wahrscheinlich nicht gern hören, was ich zu sagen habe, Eure Majestät. Aber meine Forschungen haben ergeben, dass wir unsere Fehler nicht unter den Tisch kehren dürfen. Nein, wir müssen den Mut haben, unsere Fehler einzugestehen. Und das gilt auch für Sie, Eure Majestät.»

«So ein Schwachsinn! So ein hirnverbrannter Schwachsinn!», brauste König Peter auf. «Ein König macht keine Fehler, niemals!»

Pippin Pirsch begriff noch immer nicht, was er mit seinen Bemerkungen angerichtet hatte.

«Leider muss ich Ihnen in dieser Angelegenheit widersprechen, Eure Majestät», sagte er. «Wir sind alle nur Menschen. Auch ein König ist ein Mensch wie alle anderen und deswegen –»