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Ein menschenverachtendes skrupelloses Filmteam von Verbrechern lockt junge Frauen und Mädchen mittels versprochenen Foto-Shooting für lukrative Model-Karrieren in ihre Fänge und entführt sie dann. An den verschiedensten Orten werden sie vor laufenden Kameras brutal sexuell missbraucht, anschliessend erstickt und dann auf die Strasse geworfen. Eine sehr unangenehme Knacknuss für Mr Smith. Für Jugendliche unter 16 Jahren weniger geeeignet.
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Seitenzahl: 218
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Irvine Farquar Garric Jonathan Quincey MacDubh, ein gutbetuchter Privatdetektiv aus Edinburgh. Kaum ein Mensch kann sich seinen Namen weder merken noch aussprechen, deshalb der 'Künstlername': 'Mr Smith', der ist in Schottland kein Name, sondern in seinem Metier ein Begriff, eine Marke.
Sein Office mit Loft liegt am Roxburgh's Close no 3.
Ein zweites Zuhause nennt er sein Cottage im Tay Forrest Park in den Highlands bei Tressait direkt am Loch Tummel.
Er ist ein Spross vom 'Clan Buchanan of Loch Lomond' und kann es sich dank einem grosszügigen Vermächtnis seiner Grosstante Mary-Gene Buchanan-MacDubh leisten, nur die Fälle anzunehmen, welche ihm auch 'schmecken'.
Sie vermachte ihm ein traumhaftes schlossähnliches Anwesen an der Nordküste Schottlands, welches er zu sehr lukrativen Konditionen veräussern konnte. Dazu das vorgängig erwähnte Cottage und zusätzlich einen schönen Batzen Pfund Sterling.
Er lehnt Aufträge, welche mit Kaffeebecher im Automobil, durchwachten Nächten, Feldstecher und Kamera ausarten, wenn immer möglich kategorisch ab.
Notizbuch, Hand-Karten und Pinwand gehören zu seinen wichtigsten Utensilien.
Freunde:
Sein im Ruhestand verweilender Lehrmeister und Mentor Jeremy 'Jerry' MacCarthy.
Der Holländer Geerd van Dijk aus Amsterdam.
Aus der College-Zeit, der älteste Freund, Herbert 'Herbie' Todd, mit Tochter Carolyn.
Seine Ex-Freundin Beverly 'Bev' Gerrard. Sie verdient ihr Geld auf der Verwaltung der Scotland Police in Edinburgh und da verhilft sie ihm immer mal wieder zu wichtigen Informationen. Beverly ist die einzige Person, die ihn 'Irvy' nennen darf.
Die örtlichen Polizeibeamten zählen nicht zu seinen Freunden!
Einzig Assistant Chief Constable Allan Fornsworth, den kennt er seit vielen Jahren aus dem selben Bowling Sportclub wie Francis Brooks.
Der Pathologe Francis Brooks, welchen er von früher aus der gemeinsamen Zeit im Bowling Sportclub kennt.
Der Garagist Robert 'Bobby' Delgado, er nennt seine Garage 'Fancy Oldtimers', in welcher er die zwei Fortbewegungsmittel von Smith wartet. Da ist einmal der etwas in die Jahre gekommene, aber topfitte 1971er Aston Martin DBS Gran Turismo, von ihm zärtlich 'Asti' genannt. Diesen Namen gab ihm 'Bobby', geboren als Roberto, in Anlehnung seines Geburtsdorfes und des Heimatortes seiner Eltern in Italien.
Das Nummernschild am Automobil konnte er, wie in Schottland üblich, selbst wählen: M4CDU6H (man lese MACDUBH).
Dazu kommt sein Motorrad der Marke Vincent Black Lightning aus den 1960er Jahren, auch dieses mit viel Liebe gewartet.
Der Butcher Chuck Boyle in Killiecrankie.
Sein Nachbarfarmer Richard Cunningham mit Tochter Lilly-Ann im Tay Forrest Park.
Facts:
Sein Stamm-Pub, das 'Devil's Advocate' mit Kellnerin Elizabeth, wo er gerne und oft einkehrt. Es liegt keine zwanzig Yards neben seinem Zuhause im 'Advocate's Close'.
Zigarren besorgt er sich gerne beim Zigarrenhändler seines Vertrauens, dem Geschäftsführer Marcus Carnahan von der 'Cigar Box', an der High Street 361. Ein lieber Nachbar, sozusagen direkt über seiner Loft.
Waffen: Seine Intelligenz und eine 'Beretta 92 FS Centennial 9mm parabellum'.
Lieblingsgetränke: Früher jahrelang 'English Breakfast Tea', heute nur noch 'Earl Grey', beide natürlich ausnahmslos von 'Twinings' und, eigentlich klar, als echter Schotte: Edle 'Scotch Single Malt Whiskys'.
Armbanduhr: 'Patek Philippe', nicht günstig, aber schön!
Leibblatt: 'The Scotsman'
Den wohl unangenehmsten und schwierigsten Fall seiner Laufbahn hat Mr Smith in der folgenden Geschichte zu lösen.
Ein schwarzer Van brauste auf der A902 Richtung Hafen Leith von Edinburgh. Es war zehn Minuten nach vier in einer mondlosen schwarzen Nacht. Da öffnete sich bei einem Tempo von 45 mph die zweiflügelige Hecktür, und es fiel etwas auf die Strasse. Tür zu und weg war der Wagen. Das etwas, war der nackte Körper einer jungen Frau, tot!
Knappe dreissig Minuten später erfasste das Abblendlicht von Gene Aubrey ein helles Etwas. Er arbeitet im Edinburgher Hafen 'Leith', ist aber von Beruf kein gewöhnlicher Stauer, sondern ein 'Tallyman', ein Hafen-Ladungskontrolleur und auf dem Weg zu seiner Frühschicht. Im letzten Moment erkannte er, dass es sich um einen menschlichen Körper handeln musste, der mitten auf der Fahrbahn lag. Er stieg voll in die Eisen und schaffte es gerade noch rechtzeitig abzubremsen und anzuhalten. Als er ausgestiegen war, traf es ihn wie ein Blitz: "What a big damn fucking shit!", fluchte er laut in den noch schwarzen Nachthimmel, ja es schrie aus ihm heraus. Mit roher Gewalt schlug er seine flache Hand auf die Motorhaube! 'Jetzt hat es auch mich erwischt, eines dieser toten Mädchen zu entdecken, was ist das für eine Scheisse!' Natürlich hatte auch er in der örtlichen Presse von diesen ermordeten Mädchen gelesen. Der Schock sass erbarmungslos tief. Trotzdem stieg er sofort wieder in seinen Vauxhall, setzte etwas zurück, und stellte ihn so zur Fahrbahn, dass nicht noch eventuell ein nachfolgender Automobilist über die Tote fuhr. Er drückte den Knopf für die Warnblinkanlage und zückte sein Smartphone. Die Notrufnummer 999 der Scotland Police hatte er abgespeichert. Am anderen Ende wurde innert Sekunden abgehoben und so meldete er mit heiserer Stimme den makabren Fund und seinen Standort. Die Polizei verlangte von Aubrey, dass er bis zum Eintreffen der Bereitschafts-Crew am Fundort zu warten hätte. 'Eigentlich hätte ich einfach weiterfahren sollen, aber das passt nicht zu meiner persönlichen Gesinnung, ich kann das nicht!', dachte er für sich. Die Polizeitruppe traf erstaunlicherweise bereits nach knapp 15 Minuten am beschriebenen Fundort ein. Die ersten zwei Worte, die der Assistant Police Chief Inspector Gregory Fullbrook, welcher in dieser Nacht Dienst hatte, sagte, waren so lapidar wie nüchtern: "Number 7!" Das vertiefte den Schock von Gene Aubrey nochmals um einen weiteren Faktor.
Sie stellten sich dann einander vor, und Fullbrook nahm als erstes Aubrey's Personalien auf. Zusätzlich notierte er sich noch die Uhrzeit des Auffindens der Leiche und liess Aubrey dann zu seiner Arbeit weiterfahren mit den Worten: "Vielen Dank Sir, bitte bleiben Sie für eventuelle weitere Fragen erreichbar, trotzdem gute Fahrt."
Auf dem leicht verblichenen Klingelschild meines Domizils am Roxburgh's Close in Edinburgh steht MacDubh / Smith P.I., an diesem wurde der Knopf zweimal kurz gedrückt.
Ich hatte soeben das Geschirr meines kleinen Nachtessens in den Geschirrspüler gestellt, als es am Abend des einundzwanzigsten Juli an meinem Office klingelte. Davor standen drei geknickt wirkende Männer, alle im Alter von geschätzten knapp vierzig Jahren.
Nicht nur, weil es an diesem Sommerabend wie schon lange nicht mehr wie aus Eimern aus den schottischen Wolken schüttete, sondern auch psychisch standen sie da draussen wie begossene Pudel.
"Ja bitte, kann ich etwas für Sie tun?" "Wenn Sie Mr Smith sind, dann ja. Wir würden Sie gerne gemeinsam, sozusagen als Kollektiv engagieren." "Der steht in voller Lebensgrösse vor Ihnen, dann treten Sie doch bitte erstmal ein." Ich hatte Zeit, war im Moment auch nicht mit einem Fall beschäftigt und darum bat ich sie, mein Office zu betreten. Sie entschuldigten sich für ihre nassen Kleider und wollten sich sofort der Schuhe entledigen. "Nein bitte behalten sie die Schuhe an, es genügt, wenn sie ihre nassen Mäntel, Jacken und Hüte hier vorne an der Garderobe deponieren."
Ich bat sie, Platz zu nehmen, und wir setzten uns an meinen grossen Mahagoni-Besuchertisch, übrigens auch ein Erbstück meiner Grosstante.
"Wir drei, Ewan Flemming, Mitch Blankley und ich, Ramón Gonzalez, sind Väter von drei ermordeten Mädchen und wir bilden den Kopf, sozusagen den Vorstand der Interessengemeinschaft 'Sad Parents'. Sie haben doch sicherlich von den Morden gehört?" Ich nickte leicht betroffen. Dann fuhr er fort: "Wenn ich in Zukunft von 'wir' spreche, dann spreche ich immer für die gesamte IG der 'traurigen Eltern'. Das betrifft immer alle und nicht die Meinung eines Einzelnen. Wir sind mittlerweile sieben Mitglieder von mehreren leidenden Eltern, die um ihre ermordeten Kinder trauern." Er meinte dann: "So sind wir eben auf den Gedanken gekommen, zusätzlich zur, wie wir glauben, der völlig an Ort tretenden, hiesigen Polizei eine aussenstehende Person herbeizuziehen. Ein Privatdetektiv, eine Kapazität so wie Sie, Mr Smith. Wir denken einfach, dass sich unsere Polizei im Kreise dreht. Da geht einfach gar nichts, die kommen nicht weiter! Aus diesem Grund sind wir heute hier." Er holte tief Luft und fuhr dann weiter. "Es geht um die mittlerweile landesweit bekannten Morde an sieben jungen Frauen. Wir gehen davon aus, dass sie auf Schulhöfen, aber auch in einschlägigen Pubs, Clubs und Bars und auch auf dem Drogenstrich unten am Hafen von Leith 'rekrutiert' wurden und wahrscheinlich immer noch werden. Dies vermutlich mit verlockenden Versprechungen für irgendetwas. Wir wissen ebenfalls, dass der Drogensumpf in unserer Stadt, trotz der Zerschlagung einer riesigen Drogenszene 1 , auch dank Ihrer Mithilfe Sir, leider, von neuem Fuss fasste.
Die bis heute tot aufgefundenen Mädchen, zum Teil noch Kinder, wurden gemäss Pathologie auf's Übelste missbraucht. Wir vermuten, nein, wir wissen, was die Polizei und die Presse stets mutmassten, dass diese jungen Frauen alle als Sexobjekte für irgendwelche dreckigen Filme eingesetzt und benützt wurden. Je jünger sie sind, um so mehr sind diese miesen Typen scharf auf sie, denn es geht unseres Erachtens um Geld, sehr viel Geld! Anschliessend wurden die Mädchen ermordet und 'entsorgt'. Sorry, ich kann es leider nicht anders formulieren. Die Killer nahmen dabei keinerlei Rücksicht auf irgend jemanden. Die Leichen wurden einfach am Strassenrand oder auf Hinterhöfen nackt wie ein Stück Dreck hingeworfen. Fast immer aus einem fahrenden Wagen, wie man gemäss Polizeiberichten an den Schürfverletzungen der nackten Leichen erkennen konnte. Einzig zwei der Leichen wurden unten am Meer ans Ufer getrieben." Er genehmigte sich einen grossen Schluck Wasser, was auch mich dazu animierte. "Ich persönlich wehrte mich grundsätzlich nie gegen Pornographie, ich benötige und konsumiere sie zwar nicht, aber wenn das jemand braucht… Allerdings, das Material, welches diese Typen vermutlich produzieren, scheint nichts mehr mit Sex zu tun zu haben." Er schmetterte sein gewaltiges Wissen in mein Office, als ob er sich damit Gewichtsteine von der Seele reissen wollte. "Wir bitten Sie, sich dieses Falles anzunehmen, denn wir kennen Ihre Erfolge, Mr Smith! Nennen Sie uns Ihren Tarif und machen Sie sich keine Sorgen, wir können Ihre Gage stemmen."
Einen beachtlichen Teil dieser Informationen waren mir zwar bekannt, sei es aus Zeitungs- oder aus Polizeiberichten, aber sie belasteten in diesen Minuten auch mich von neuem.
"Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres für Eltern, als sein Kind zu verlieren und es auch noch im Leichenschauhaus identifizieren zu müssen.", versuchte ich die Herren zu trösten. Alle drei nickten synchron und tiefbetroffen ob meiner ehrlichen Worte. "Aber wie stellen Sie sich das denn vor, meine Herren, wie soll ich das auf die Rolle bringen, wo glauben Sie denn wo ich ansetzen soll? Die Toten wurden ja nie dort gefunden, wo sie vermutlich ihr Leben verloren. Da kann ich die Polizei streckenweise verstehen, wo soll sie ihre Männer ansetzen? Da brachten bis heute vermutlich auch die forensischen Auswertungen noch nichts. Was nützen Hundertschaften von zur Verfügung stehenden Polizeieinheiten, wenn ein Befehlshaber nicht weiss, wo er sie einsetzen soll?!" Wiederum nickten sie sehr verstehend, aber dann meinte Ramón Gonzalez mit ernster Miene: "Wer sonst, wenn nicht Sie Mr Smith, kann da Licht ins Dunkel bringen?" Klar hatte er auf irgend eine Weise Recht, ich habe ja Kanäle, die die Polizei nicht hat. Vielleicht muss ich es auf diesem Weg angehen. Sollte ich da ablehnen?! 'Nein', sagte ich zu mir, 'diesen gebeutelten Menschen musst du helfen, Irvine.'
So war für mich klar, diesen Auftrag zu übernehmen. "Ok, meine Herren, ich bin Ihr Mann. Hier ist meine Karte und da ein Tarifblatt betreffend meiner Tagessätze." Ich schob ihnen beides über den Tisch.
"Erschrecken Sie nicht, ich werde den Ball, in diesem Fall sehr tief halten, ich spreche von meinen Tagesgagen." Die Drei schauten sich nacheinander das Blatt kurz an und nickten dann einander übereinstimmend zu. Die Herren Flemming und Blankley überliessen das Sprechen durchwegs Mr Gonzalez und schwiegen betreten.
"Mit meiner Telefonnummer und der E-Mail-Adresse", fuhr er fort, "bin ich Ihre Kontaktperson. Bitte nehmen Sie hier meine Karte," und er überreichte mir seine Geschäfts-Visitenkarte. Ein Blick darauf verriet mir, dass Mr Gonzalez bei 'Scotland Range Rover Edinburgh North' als Kundenberater tätig war.
Wäre die ganze Sache nicht so ernst gewesen, hätte ich ihm gerne gesagt, dass er vom Aussehen und der Ausstrahlung her, ein Bruder von Antonio Banderas hätte sein können. Er war ein sehr attraktiver Enddreissiger mit spanischem Blut in den Adern. Da war es naheliegend, sich vorzustellen, wie hübsch seine Tochter gewesen sein musste. Wie zur Bestätigung zückte er seine Brieftasche und zog das Portrait-Foto einer jungen Frau von bestechender Schönheit heraus, legte es auf den Tisch und schob es zu mir herüber. "Das ist", dann biss er sich gewaltig auf die Lippen, "war meine Tochter Verónica. Sie hat noch eine kleinere Schwester Ximena Inés. Natürlich machen meine Frau Imelda und ich uns auch grosse Sorgen um sie." Ich verstand sehr gut, was er meinte. "Es ist alles so schrecklich. Da es weder von der Polizei noch von der Presse brauchbare Informationen gibt, blieben sämtliche Überlegungen für die Öffentlichkeit bis heute nichts als Spekulationen, ausser für uns von der 'IG'. Die Polizei, allen voran der Police Chief Taylor und sein komplettes Team, wissen von diesen Geschichten. Sie haben sie ja auch untersucht und sind bis heute fieberhaft damit beschäftigt, weitere Erkenntnisse zu machen. Sie waren sogar bei uns zuhause. Aber leider haben sie keine Ahnung, wie und wo sie gezielt ansetzen sollen, sie fanden bis dato einfach keine Spur. Ihnen fehlt schlicht der Anfang des Strickes, an dem sie zu ziehen beginnen könnten. Ich verstehe ja irgendwie, dass es dem Polizeichef überhaupt nichts nützt, wenn einzig nur Fundorte bekannt sind. Wie Sie schon sagten, nicht ein Tatort konnte bis dato gefunden werden! Was sollte er da, mit Hundertschaften von Polizeieinheiten die Gegend absuchen, wenn doch eigentlich völlig klar war, dass die Tat ganz woanders verübt worden sein muss. Es ist extrem schwierig, ja, ein Ding der Unmöglichkeit, herauszufinden, wie das immer wieder abgelaufen ist, denn sämtliche direktbetroffenen Zeuginnen sind ja alle tot.
Eigentlich verständlich, dass darum die Polizei von der gesamten schottischen Presse regelrecht zerrissen wird."
Ich versprach den Herren, mich erstmal intensiv hinter die Facts zu klemmen und brachte sie dann zur Tür. "Sie hören wieder von mir, meine Herren, versprochen, bitte gehen Sie jetzt nachhause, guten Abend." Mittlerweile hatte der Himmel, wie das bei uns hier so üblich ist, aufgehört sich auszuschütten. Sie betraten mit ihren noch immer tropfnassen Mänteln, Jacken und Hüten die abgekühlte, frische Abendluft im Roxburgh's Close und begaben sich hinauf zur Royal Mile.
Nachdem ich diese Informationen erstens knapp verdaut und zweitens in mein Notizbuch eingetragen und dazu einiges davon auf meine berühmten Karten notiert und diese an der Pinwand befestigt hatte, brauchte auch ich etwas frische Luft.
So zog ich nur mein Jackett über, denn ohne den Regen war der Anorak überflüssig. Ich verliess bei angetretener Dunkelheit mein Office, zugunsten eines 'Guinness' und ein oder zwei Drams bei Elizabeth im 'Devil's Advocate'. Die wenigen Schritte durch die vom Regen frisch gereinigte Abendluft taten Wunder in meiner Lunge und auch in meinem Hirn. Elizabeth erkannte an meiner gefurchten Stirn, dass ich mich wieder auf etwas Spezielles eingelassen haben musste, fragte aber nicht nach, denn der Laden lief an diesem Abend auf Hochtouren. Mit angenehmem Wohlgefühl in meinem Magen, aber noch immer stark grübelnd, spazierte ich nachhause.
Zurück in meiner Loft legte ich mich mit zermürbenden Gedanken in mein Bett und wälzte mich in einen unruhigen Schlaf.
1 Nachzulesen im Roman ‚Artefakte und Drogen‘, ein weiterer Fall für Mr Smith P.I.
Für mich war klar, dass ich zuallererst mal ein Konzept auszuarbeiten hatte, wie ich denn vorgehen wollte. Je mehr ich mein Hirn malträtierte, desto grösser kam der Gedanke nach einer Überwachung auf.
Ich entschied mich bereits am nächsten Tag, entgegen meines beinahe 'heiligen' Credos, für eine Observation und nahm mir vor, mich irgendwo auf die Lauer zu legen. Die brennendste Frage lautete, wo? Sollte ich in Clubs herumturnen oder mich als 'Freier' auf dem Drogenstrich bewegen; nein, das geht nicht! Ich entschied mich für die Schulen. Somit war zu meinem grossen Leidwesen klar, als erstes diverse Schulanlagen zu überwachen.
Jetzt tat ich doch tatsächlich das, was ich mir mal geschworen hatte, es nie zu tun, aber es schien in diesem Fall unausweichlich. Um nicht völlig zu verzweifeln hatte ich meinen alten Freund Jerry MacCarthy organisiert, der mit mir abwechslungsweise diese Observationen übernahm, ach, wie war das doch unangenehm. Wer mich kennt – und das sind einige – weiss, dass ich es auf den Tod nicht ausstehen kann, stunden- oder sogar tagelang mit Kamera bewaffnet und mit einer Thermosflasche voll heissem Tee, dazu einigen Schokoriegel im Automobil zu sitzen, um irgend etwas zu überwachen. Ooh wie ich das doch verabscheute, aber es musste diesmal wohl sein! In der Hoffnung, irgendwelche verdächtige Typen zu erkennen, sass ich also, alternierend mit Jerry, drei Tage lang in meinem Aston Martin, er in seinem Vauxhall und wir beobachteten Schulhöfe.
Am ersten Tag plante ich die 'Broughton Primary School' an der gleichnamigen Strasse vorzunehmen, am Tag danach stand ich vor der 'Boroughmuir High School' und zum Schluss folgte noch die 'James Gillespie's High School'. Es hätte noch so viele Schulhäuser gehabt, aber welche waren die richtigen..?
Ein Glück war, dass so eine Schule nur etwa von halb acht am Vormittag bis vier am Nachmittag zu observieren war, also keinen 'Nachtdienst' und auch keinen 'Wochenenddienst' für Mr Smith und Mr MacCarthy.
Wir beobachteten viele junge Menschen, die zusammen in kleinen und grösseren Gruppen die Pausen verbrachten, herumalberten und viel quatschten. Natürlich bekam ich auch mit, dass ab und zu mal ein oder zwei junge Menschen ausserhalb des Schulhofes versteckt eine rauchten und sich sogar mal einen Joint reinzogen.
Nach den diversen, leider unergiebigen Überwachungen der Schulhöfe nahmen wir uns noch vor, gemeinsam einen eben angesagten Schul- und Sporttag auf dem Gelände 'The Meadows', der zur 'University of Edinburgh' gehört, zu besuchen. Ich könnte mir einfach vorstellen, dass Verbrecher, wie ich sie im Moment zu suchen hatte, hier am ehesten nach 'Halbwüchsigen' Ausschau halten könnten, Mädchen in knackigen Turndresses. Ausser einigen Lehrpersonen und zwei, drei Männern, die wir eindeutig für Väter der Kinder hielten, entdeckten wir nicht eine einzige verdächtige männliche Person. Es stellte sich heraus, dass es genau so unangenehm, wie auch sinnlos war und zu keinem Ergebnis führte. Es machte auch keinerlei Sinn, irgendwas im mein Notizbuch zu schreiben.
Die Observationen bei den Schulhöfen und am besagten Sportmeeting waren somit ein klassischer Flop. Als wir die Aktion beendet hatten, bedankte ich mich bei Jerry und verabschiedete mich von ihm, nachdem ich ihn mit meinem 'Asti' vor seiner Wohnung abgesetzt hatte. Danach kutschte ich zu meiner Garage bei Bobby, parkte meinen Wagen direkt davor und hielt mit ihm einen kurzen Schwatz über diese unangenehme Geschichte, welche auch ihn ungemein beschäftigte. Anschliessend stampfte ich nicht den Roxburgh's Close zu meinem Office hoch, sondern nahm den gleich nebenan liegenden Advocate's Close, um bei Elizabeth eine herrliche Portion Fish 'n' Chips mit zwei 'Guinness' hinunterzuspülen.
Nun endlich mit etwas Richtigem im Magen verzog ich mich in mein Office, um meinen Gedanken nachzuhängen.
Den Drogenstrich unten im Hafen von Leith und die in Frage kommenden Pubs und Clubs hatte ich ja bereits im Voraus von meiner 'To-do-list' gestrichen. Ich musste mir also etwas anderes einfallen lassen. So nahm ich darum mal wieder Kontakt zu Ramón Gonzalez auf, rapportierte ihm die aktuellen Flops und erhoffte mir, von ihm oder seinen Mitstreitern weitere Details zu erfahren. Er lieferte mir leider auch nichts!
Im Edinburgh's Number-One-Karaoke-Lokal 'Sing-Sing' nahe der 'Edinburgh Dungeons' singen nicht nur Beauties weiblicher Art, sondern auch aufgestellte attraktive Jungs.
Bei seinen Kumpanen als Avery Carver bekannt, aber an diesem Abend als Iain Murphy unterwegs, hatte sich der Gangster das 'Sing-Sing' für seinen nächsten 'Job' ausgelesen. So hing er, an diesem noch jungen Abend lässig an der Bar und liess das Gejaule über sich ergehen. Sein Fokus war auf die total aufgestellte und etwas überdrehte Brünette, die der Speaker als Hillary Martin angekündigt hatte, gerichtet. Das Girl hatte an diesem fröhlichen Abend bereits ihren zweiten Song ab der Bühne geträllert. Es hatte gar nicht mal so übel geklungen, wie er fand.
Der Sänger vor Hillary, angekündigt als 'Egan The Talent', hatte übrigens das ganze Lied verkackt. Nach ihrem fulminanten Auftritt hüpfte sie leicht verschwitzt, aber völlig happy von der Bühne und begab sich direkt zur Bar. Dort stellte sie sich neben einen attraktiven jüngeren Mann mit schwarzen, nach hinten gekämmten Haaren und einem kleinen Unterlippenbärtchen, ein irgendwie recht sympathischer Kerl, wie sie so für sich dachte. "Und, wie war ich, hat es dir gefallen?", quatschte sie ihn an. Hier im 'Sing-Sing' ist man automatisch mit jedem per Du.
"Also wenn ich offen sein darf, auch wenn der Typ vor dir besser gesungen hätte; du warst um Welten besser! Aber auch deine Performance und dein Outfit waren der absolute 'Burner'! In diesen Klamotten müsstest du gar nicht singen können und würdest so oder so unter die ersten Drei kommen", schmeichelte er ihr. "Eigentlich spielt es für mich überhaupt keine Rolle, wie gut du singen kannst, aber ehrlich, du singst verdammt gut!", schleimte er weiter. "Ich kann dir zwar leider nicht zu einer internationalen Gesangskarriere verhelfen, aber in der Modewelt sähe ich verdammt gute Chancen für dich. Da könnte sich die eine oder andere Tür gehörig öffnen. Als Model-Scout suche ich nicht nach Stimmen, sondern nach ehrlichen jungen, hübschen Gesichtern und genauso eines sehe ich im Moment vor mir. Ich will ja anständig sein und du gestattest mir, dass ich mich als erstes vorstelle: Mein Name ist Murphy, Iain Murphy, du darfst mich aber gerne einfach nur Iain nennen." Dazu überreichte er ihr seine Visitenkarte.
Sie nahm die Karte entgegen, warf einen kurzen Blick darauf, da gingen ihr die hübschen Augen auf wie der weisse Himmelskörper bei Vollmond: "Du bist unterwegs für 'Youth 4 Ever', whou, das sagt mir etwas!", bluffte sie, in der Hoffnung, so bei dem 'Nasskämmer' zu punkten und steckte die Karte frech in ihren BH. Murphy ignorierte den Bluff dieser Tussi, denn damit hatte sie bereits angebissen. "Ach weiss du, wir betreiben die Suche nach spannenden Gesichtern nicht wirklich exzessiv, aber wenn sich die Chance offenbart, so ein Geschöpf wie dich zu treffen, dann kann ich mich nicht zurückhalten, sorry", brachte er ihr den Schmus. "Dann tritt mein beruflicher Ehrgeiz trotz meines freien Abends rassig in den Vordergrund. Ich habe bei der Ankündigung für deinen Auftritt mitbekommen, dass du auf den hübschen Namen Hillary Martin hörst. Ist das dein richtiger Name oder ist es ein perfekt gewählter Künstlername?", streute er weiter Puderzucker auf's Parkett. "Nein nein, so wurde ich getauft; Hillary Joyce Martin", strahlte sie. Er musterte sie gespielt bewundernswert. "Darf ich dich zu einem Drink überreden, Hillary Joyce?", fragte er sie spitzbübisch, was ihr mächtig gefiel. "Ja, gerne doch, aber gestattest du, wenn ich mich vorher ein wenig frisch mache?", plapperte sie. "Ich nähme gerne einen 'Gin Tonic', mit drei Eiswürfeln und wenig Tonic, am liebsten mit 'Hendrick's' gemixt und ohne Gurkenscheibe. Ich bin gleich zurück, hau mir bloss nicht ab, ja", meinte sie burschikos und zünftig überdreht und machte kehrt. Neben der Bühne schnappte sie sich noch schnell ihre Tasche und verschwand zu den Waschräumen im Untergeschoss des 'Sing-Sing'. Den bestellten 'Gin Tonic' und ein Ale für Avery, alias Iain, landeten in Windeseile auf dem Tresen und er bezahlte die Drinks auch gleich. Als 'Gentleman' bewegte er gespielt gelangweilt mit dem Rührstab ein wenig die Eiswürfel in ihrem Glas, dabei liess er mit dutzendfach eingeübter Handbewegung ungesehen einige Tropfen von 'GHB', in der Öffentlichkeit besser bekannt als KO-Tropfen oder Liquid Ecstasy in dasselbe fliessen.
Ein grosser Vorteil für den Verbrecher war; KO-Tropfen sind bei Verstorbenen so gut wie nicht nachweisbar, auch nicht im Urin. Deshalb verwendete er sie gerne und oft, um seine Opfer gefügig und willenlos zu machen.
Als das 'singende Wunder', frisch aufgetakelt und wie Avery fand, nach einem billigen Eau de Toilette stinkend, wieder an der Theke erschien, prostete er ihr mit einem Halfpint 'Belhaven Scottish Ale' zu.
"Phoa, nun verspüre ich aber einen richtigen Höllenbrand, mein kleiner Superstar, Slàinte!", prostete er ihr zu und animierte so das Girl zum Trinken. "Wer sagt es denn, ich ebenfalls, lieber Iain, und danke für den Drink." So langte auch Hillary zu, packte das Longdrinkglas und trank zwei drei grosse Schlucke, nicht bevor sie den Strohhalm und den Rührstab danebengelegt hatte. Der Gangster registrierte dies mit einer genüsslichen Genugtuung; 'Das geht heute ja einfacher, als ich annahm', dachte er so für sich und beobachtete sein Opfer wie es das Glas nochmals an die Lippen führte. Dann lächelte sie ihn verträumt an.
Kurz danach schwankte sie ein wenig und hauchte: "Mir ist es etwas schwindlig, mein Lieber, die beiden Auftritte scheinen mich doch etwas an meine Grenzen gebracht zu haben." "Ach, du scheinst einfach nur ein wenig überdreht zu sein, dein Adrenalin geht mit dir hoch. Komm lass uns austrinken und zusammen draussen ein bisschen frische Luft schnappen." Sie nickte, trank den Rest ihres Gin Tonic und hakte ihm unter. So gingen sie zusammen in die anbrechende Neumondnacht auf die Strasse. "Lass uns ein paar Schritte gehen, das wird dir guttun.", sprach er salbungsvoll und leicht klebrig. Dabei führte er sie in die nächste Seitengasse, wo ein schwarzer Van parkte. Beim Wagen angekommen, hatte er bereits die elektrische Seitentür auffahren lassen und meinte, "komm setzt dich kurz in meinen Wagen." Bereits recht willenlos, liess sich das Mädchen dazu überreden, und schon war sie drin. Der Schweinehund hüpfte geschmeidig hinterher, und die Tür schloss sich augenblicklich.