Professor Zamorra 1227 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1227 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Die Hitze biss ihn in Schläfen und Wangen. Der Schweiß des Körpers war längst verdampft. Die Luft stank nach Pech und Schwefel. Im Lavameer schwammen schwarzköpfige Dämonen, und über ihnen zogen Harpyien kreischend ihre Bahnen.
Wie schnell sich das Schicksal doch ändern konnte!
Professor Boris Iljitsch Saranow war eigentlich am Ziel seiner Wünsche angekommen.
Doch jetzt lag er, enttäuscht, entkräftet, dem Tode näher als dem Leben und jeglicher Zukunft beraubt, auf dieser unwirklichen Insel. Hier, an den Gestaden der Hölle ...


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Inhalt

Cover

Personenliste

An den Gestaden der Hölle

EPILOG

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra: Der Meister des Übersinnlichen

Nicole Duval: Zamorras Partnerin

Sam McTaggart: Ex-Soldat und Dämonenjäger

Professor Boris Iljitsch Saranow: Wissenschaftler

Koschtschej: sein Widersacher

Kyra: eine junge Vogeldämonin

Stygia: stellvertretende Fürstin der Finsternis

Belial: Erzdämon

Lilith: Fürstin der Finsternis

Baba Yaga: russische Elementarin

An den Gestaden der Hölle

von Thilo Schwichtenberg

Die Hitze biss ihn in Schläfen und Wangen. Der Körperschweiß war längst verdampft. Die Luft stank nach Pech und Schwefel. Im Lavasumpf schwammen schwarzköpfige Dämonen, und über ihnen zogen Harpyien kreischend ihre Bahnen.

Wie schnell sich das Schicksal doch ändern konnte!

Enttäuscht, entkräftet, dem Tode näher als dem Leben und jeglicher Zukunft beraubt, lag er auf dieser unwirklichen Insel.

Hier, an den Gestaden der Hölle!

Hölle

Professor Boris Iljitsch Saranow hatte sich eigentlich am Ziel seiner Wünsche angekommen gewähnt. Die kleine Nadel hatte bereits vor ihm gelegen, jener unscheinbare Gegenstand, der den großen Koschtschej, den Herrn des Chaos und ewigen Widersacher der Großen Sieben, in die Knie gezwungen hätte.

Koschtschej hätte ihm die Wiederaufnahme in die Russische Akademie der Wissenschaften nicht länger verwehren dürfen!

Stattdessen war Stygia erschienen, hatte die Nadel an sich genommen und Kyra, die junge Vogeldämonin, und Boris, den alternden Wissenschaftler, entführt.

Die Oberfläche des Lavasumpfes schien mit einer schwarzen Haut überzogen, die jedoch immer wieder aufriss und ein düsterrotes Glosen oder besser ein düsterrotes Schwappen hervorbrachte. Die Lava drückte und erbrach sich buchstäblich durch die Löcher und Spalten auf dem verbrannten Teppich. Sie kühlte ab, dellte ihn ein und riss ihn dadurch weiter auseinander. Das Spiel begann von Neuem.

Hin und wieder ragten die verkohlten Köpfe der Larvonen daraus hervor. Wenn die Dämonen die Mäuler öffneten, gleißten die Rachen, und die spitzen Zähne funkelten im sandfarbenen Dämmerlicht.

Über dem See zogen mannsgroße Harpyien ihre Kreise. Ihre spitzen Krallen stießen immer wieder in Richtung der beiden Gefangenen.

Die kleine Insel unter ihnen konnte perfekter nicht sein. Ein wildromantischer Platz, zerklüftet und scharfkantig, an dem man sich ungehemmt der Zweisamkeit hingeben konnte. Der Zweisamkeit in dämonischer Gestalt. Denn die lederne Haut der Dämonen scherte sich nicht um verletzendes Gestein. Im Gegenteil. Die scharfkantigen Zacken erregten ungemein.

Belial grinste lüstern und wurde wieder ernst. Nun gut, hier befand sich im Augenblick eindeutig zu viel Publikum.

»Entscheiden wir uns endlich!« Stygia drängte. Belial spürte den gleichmäßigen Luftzug ihrer Schwingen. Die beiden Dämonen hielten sich flügelschlagend über der Insel.

Der ältere Mann lag mehr tot als lebendig auf dem Boden. Die Vogeldämonin hingegen war mit schweren Eisenketten, die sie um Hals, Taille und Fußknöchel trug, an einem schwarzen Monolithen angepflockt. Auf Grund der Kettenlänge konnte sie sich etwas freier bewegen. Was sie dahingehend nutzte, um ihre ausgebreiteten Flügel schützend über den Menschen zu halten.

»Können wir den Alten als Druckmittel bei der Yaga verwenden? Die Blume gegen das verwelkte Fleisch?« Stygia sah Belial kurz von der Seite her an. »Zu schade, dass ich die Hexe im letzten Jahr doch nicht ganz vernichtet habe. Obwohl ich mir so sicher war.«

Belial zuckte mit der Schulter. »Anscheinend sind Elementare nicht zu töten. Oder«, er gestattete sich ein süffisantes Lächeln, »auch sie kennen einen Trick, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.«

Diesmal ging Stygia auf seine Stichelei nicht ein. Gut so. Sie würde nie eine Antwort auf die Frage erhalten, wie er es damals aus dem ORONTHOS, der Hölle der Dämonen, zurück ins schwarze Leben geschafft hatte.

Belial lächelte in sich hinein. Beließ er es bei Spekulationen und Gerüchten über seine Wiedergeburt, dann besaßen die Dämonen mehr Achtung vor ihm, als wenn er ihnen die einfache und somit enttäuschende Antwort gab, dass es im Grunde purer Zufall gewesen war, den er jedoch geistesgegenwärtig am Schopfe gepackt hatte.*

Immerhin weilte er deswegen wieder als er selbst unter den Lebenden. Im Gegensatz zu Lucifuge Rofocale und den anderen Erzdämonen, die in LEGION nur als Bewusstseinssplitter wieder zurückgekehrt waren.

Stygia riss ihn aus seinen Gedanken, »»Hast du herausgefunden, in welchem Verhältnis der Alte zur Hexe steht?«

»Nein. Es scheint möglich, dass sich die beiden schon länger kennen. Ob es allerdings reicht, ihn als Austausch für die Blume anzubieten, das müssten wir ausprobieren.«

»So wie sich die Göre um den Alten sorgt, benutzen wir ihn als Druckmittel bei ihr«, sagte Stygia. »Sie kann stehlen, also soll sie die Blume besorgen.«

Belial stimmte ihr kopfnickend zu. »Auf jeden Fall muss jetzt etwas passieren, da der Mensch recht angeschlagen wirkt. Nicht dass der Alte uns unter den Augen hinwegstirbt.« Er straffte seine Gestalt. »Doch das will ich gleich allein herausfinden.«

»Was soll das?«, zischte Stygia, »kochst du am Ende dein eigenes Süppchen?«

»Ich habe eine Strategie«, erwiderte der Erzdämon. »Da ich mich bisher im Hintergrund gehalten habe, werde ich mich als dein Untergebener ausgeben.«

»Du bist mein Untergebener!«, fauchte die schöne Teufelin.

Belial zählte bis sechs. Das musste reichen. Laut sagte er: »Ich werde bei der Vogelgöre eine andere Taktik anwenden, als sie zu zwingen. Sie scheint mir fürsorglich und leichtgläubig. Widme du dich in der Zwischenzeit lieber unserer geschätzten Fürstin. Du bist jetzt ihre rechte Hand. Nicht dass sie dir und deinen ehrgeizigen Zielen noch mehr auf die Schliche kommt.«

Für einen Sekundenbruchteil schien es, als würde Stygia vor ihm explodieren. Doch dann nickte sie nur ernst und war verschwunden.

Das, fand Belial, war ein neuer Zug an ihr. Und der gefiel ihm überhaupt nicht.

Er konnte ihre Gier auf den Thron durchaus nachvollziehen. Stygia hatte nie abgedankt. Im Grunde war sie noch immer die Herrin der Hölle. Wie es aussah, hatte Lilith ihr den Titel weggenommen. Das musste wie ein giftiger Stachel in ihrer Seele sitzen.

Dass LUZIFER andere Sorgen besaß, als sich persönlich um die schöne Teufelin zu kümmern, lag auf der Hand. Geschwächt wie er war, hatte er damals dennoch mit der Erschaffung der neuen Hölle begonnen.

Dass die neue Hölle allerdings nicht durch eine starke Hand regiert wurde, sondern sich in mehrere, anscheinend sich selbst verwaltende, Bereiche gliederte, gab ihm zu denken. Auch dass es den neuen Dämonen nicht mehr eingegeben worden war, die Menschen auf der Erde zu verführen und ihre Seelen als Nahrung für die Hölle vorzubereiten. Irgendetwas musste sich LUZIFER doch dabei gedacht haben.

Belial war einst ebenso gierig auf den Thron des Fürsten der Finsternis gewesen wie Stygia. Alles musste immer schnell passieren. Er hatte sich stark gefühlt, mächtig genug, um all seine Gegner mit einem einzigen Händewisch hinwegzufegen. Nun, Zamorra hatte ihn eines Besseren belehrt und Belial seine Unbeherrschtheit mit dem Leben bezahlt. Er war dem Meister des Übersinnlichen auf den Leim gegangen und hatte sprichwörtlich ins Gras gebissen. Eine Schmach, die er dem Menschen nicht verziehen hatte.

Seine Zeit im ORONTHOS und die erhaltene zweite Chance hatten ihn umdenken lassen. Jetzt nahm er sich alle Zeit der Welt, ging alles langsamer und vor allem überdachter an. Er hatte nicht vor, erneut der Fürst mit der kürzesten Amtszeit zu werden. Nein, er würde sich mindestens so lange wie Asmodis auf dem Thron halten.

Stopp, ermahnte er sich, keine Phantastereien! Der Weg an die Spitze war lang. Sehr lang. Aber letztendlich würde er sich auszahlen.

Erde. Château Montagne

Professor Zamorra atmete leise aus. Die Flammen im Kamin züngelten wie eh und je. Nichts deutete mehr darauf hin, dass hier vor ein paar Augenblicken das Gesicht der Baba Yaga erschienen war und den drei hier versammelten Freunden unwirsch einen Auftrag erteilt hatte.

Sie sollten Boris Saranow aus der Hölle befreien!

Allem Anschein nach hatte Stygia Boris und Kyra, die junge Vogeldämonin, in die Hölle entführt. Wahrscheinlich, um an die Blume der Verdammnis heranzukommen, die die Baba Yaga vorsorglich gut weggeschlossen hatte. Was Stygia mit der Blume wollte, entzog sich Yagas Kenntnis oder, was wahrscheinlicher war, sie wollte darüber nicht reden.

Das Einzige, was sie ihnen für die Suche mitgegeben hatte, war ein unscheinbarer Birkenzylinder oder genauer gesagt: der Blutkompass, ein semilebendiges Gerät, das sich vom Blut seines Trägers nährte.

Das Ding würde ihnen den Weg weisen, enthielt es doch ein Haar vom Gevatter und eine Federschuppe der Vogeldämonin.

»Also, meine Herrschaften«, die Silbermond-Druidin Teri Rheken klatschte unternehmungslustig in die Hände. »Dann lasst uns einen Plan schmieden, wie wir Brüderchen Boris und diese Kyra schnellstmöglich retten können.«

Zamorra schmunzelte in sich hinein. Teri schien regelrecht aufzublühen, was die Rettungsaktion betraf. Das lag einerseits sicher an der Zauberschule, andererseits an Brüderchen Boris, den Teri sehr mochte, aber sicher auch an ihrem Drang, sich helfend zu betätigen.

Stillsitzen war weder etwas für die goldhaarige Silbermond-Druidin noch für Gryf, ihrem männlichen Gegenpart. Sie waren Vagabunden der Welten. Heute hier und morgen dort. Mal auf Suche nach zwischenmenschlicher Nähe, mal auf Suche nach einem Abenteuer.

Sie betätigten sich bereits bei Merlin und nun auch bei seiner Tochter und Nachfolgerin Sara Moon als Haupthelfer und verlängerte Arme, wenn es darum ging, die Geschicke des Multiversums im Sinne der Schicksalswaage auszugleichen.

Teri rutschte auf dem Sessel nach vorn. »Ich biete meine Dienste und natürlich auch die als Druiden-Taxi an. Zumindest zwei Personen kann ich mitnehmen, wenn wir, aus welchem Grund auch immer, springen müssen.

Eine äußerst positive Eigenschaft der Silbermond-Druiden war es nämlich, dass sie den zeitlosen Sprung beherrschten. Das bezog sich auf die Fähigkeit der räumlichen Versetzung, wobei allerdings nicht nur die geistige Konzentration auf das Ziel, sondern auch eine auslösende Bewegung vonnöten war. Dabei war Teri in der Lage, bis zu zwei andere Personen oder eine entsprechende Masse mitzunehmen. Der zeitlose Sprung fiel in die Kategorie des parapsychischen Mediums.

Aber, und das vergaß man hin und wieder, ein zeitloser Sprung war und blieb ein Kraftakt! Wenn man zwei Sack Zement über eine Strecke von einhundert Metern schleppte, ganz egal ob unter die Arme geklemmt oder auf dem Buckel, dann war das eine gewaltige Kraftanstrengung. Und genauso funktionierte auch der zeitlose Sprung. Teri oder Gryf konnten nicht ewig springen, sich quasi nicht hauptberuflich als Springer betätigen. Denn das Springen laugte sie aus, zehrte an ihren Kräften. So war also die flapsige Bezeichnung Druiden-Taxi eigentlich nicht korrekt, da Sprünge nur dem Ernstfall vorbehalten waren.

»Gut.« Nicole stand auf. »Dann machen wir uns höllenfein und düsen los.«

»Schatz, bitte setz dich.« Zamorra war überrascht, wie schnell ihm die Worte über die Lippen kamen.

»Was ist?« Nicole sah ihn verdutzt an. »Liegt dir Gevatter Boris etwa nicht am Herzen?«

»Natürlich.« Zamorra lächelte unbeholfen. »Nici, meine nächsten Worte bitte nicht missverstehen. Aber ich würde gerne Sam mit auf die Mission nehmen.«

»Sam?« Die schöne Französin schaute verblüfft.

»Nach unserem letzten Disput wäre es vielleicht besser, dass wir seine Hilfe in Anspruch nehmen. Dann fühlt er sich hoffentlich nicht mehr so ausgegrenzt, und wir können uns während der Mission noch etwas besser kennenlernen.«

»Ich kann auch euch drei mitnehmen«, hakte Teri ein. »Das ist kein Problem.«

»Nein, schon gut.« Nicole lächelte. »Chéri, du hast natürlich recht. Sam muss integriert werden. Vielleicht taut er auf, vielleicht baut er Vorurteile ab und Vertrauen auf. Ich wünsche es mir doch auch.«

»Meine Einladung steht«, beharrte Teri.

»Alles gut.« Nicole winke ab. »Du musst später noch Boris und Kyra mitnehmen. Außerdem wird William aus dem Krankenhaus entlassen. Ich werde ihn abholen und mich etwas um ihn und Thomas kümmern. Des Weiteren habe ich noch einen Selbstverteidigungskurs vorzubereiten. Und eine Geschichtsstunde über die Schicksalswaage und Sara Moon könnte ich bei den Kids auch mal ausprobieren.«

Zamorra sah sie lächelnd an. »Du bist so verständnisvoll, chérie.«

»Ich weiß«, seufzte Nicole. »Ich bin eben zu gut für diese Welt.«

Der Meister des Übersinnlichen nickte. »Also, fassen wir zusammen. Wir haben unser Druiden-Taxi, um schnellstmöglich an das Höllentor zu gelangen. Ich schlage vor, wir nehmen das in Sibirien.«

»Nehmen wir«, bestätigte ihm die Silbermond-Druidin.

»Das Öffnen und Stabilisieren des Weltentores übernimmt die Hornschuppe der LEVIATHAN, die sich noch immer in unserem Besitz befindet. Des Weiteren haben wir den Blutkompass, um Boris zu finden. Wir haben das Amulett, meinen Dhyarra und ...« Zamorra sah fragend zu Nicole, die den Arm wie in der Schule nach oben gestreckt hatte und mit den Fingern schnipste.

»... Sams kleines Waffenarsenal. Das ihr locker flockig im Kofferraum deiner Göttin verstauen könntet.« Mit der »Göttin« war Zamorras schneeweißer Citroën DS 23 Pallas gemeint.

»Das wir beides schön hierlassen«, berichtigte sie Zamorra. »Wir können ja wohl kaum mit meiner Göttin in die Hölle fahren.«

»Das wäre ja mal ein Spaß« Nicole grinste spitzbübisch. »Mit deinem Gefährt direkt in die Schwefelklüfte. Na ja, von den Abgasen her würde sie dort wohl gar nicht so auffallen.«

»Kommt nicht in Frage.« Der Parapsychologe schüttelte entschieden den Kopf. »Immerhin handelt es sich hier um keinen Kriegszug, sondern um eine Undercover-Aktion. Er bekommt einen E-Blaster aus den Beständen der DYNASTIE DER EWIGEN und Basta.«

»Dein Wort in Saras Ohr«, murmelte Teri.

»Brauchen wir sonst noch etwas?« Zamorra sah in die Runde.

»Hoffentlich begegnet ihr dort nicht zu vielen Gegnern«, meinte Nicole.

»Ah!« Teri sprang auf – und war verschwunden.

Hölle. Lavasumpf

Der Alte war zäh, das musste ihm Belial lassen. Und Kyra ... das war schon fast herzzerreißend, wie sie sich um das welke Fleisch mühte.

Wie hatte LUZIFER nur so eine völlig aus der Art geschlagene Dämonin in die Hölle setzen können?

Nun gut, es war an der Zeit, einen finalen Entschluss zu fassen.

Das Risiko, den Alten als Druckmittel bei der Yaga einzusetzen, war einfach zu groß. Vielleicht würde sie den Menschen aufgrund ihrer Halsstarrigkeit opfern. Wenn es Belial nicht besser wüsste, hätte er gesagt, dass es bei der Yaga eine Trotzreaktion war, die Blume nicht herauszugeben.

Stygia hatte das Ganze völlig falsch angefangen. Es gab nun mal Wesen im Multiversum, die die Machtfülle besaßen, sich nicht zwingen zu lassen.

Die schöne Teufelin hatte das Ziel aus den Augen verloren und stattdessen kleingeistige Reibereien vom Zaun gebrochen.

Belial schnippte mit den Fingern. Augenblicklich zogen die Ketten die Vogelgöre an den schwarzen Monolithen. Sofort wechselte ihre Körperfarbe ebenfalls ins Schwarze.

Der Alte schien nicht bei Bewusstsein. Die Zeit dränge also.

Er wartete trotzdem noch eine Weile, dann gab er sich ihr zu erkennen.

»Ich muss ihm helfen.« Kyra zog und zerrte an ihren Ketten. »Der Gevatter stirbt. Ich will nicht schon wieder meine Familie verlieren.«

»Du bezeichnest ihn als deine Familie?« Ungläubig starrte Belial sie an.

»Meine Familie hat mich verstoßen. Stygia hat die Zaahrin umgebracht. Der Gevatter ist jetzt meine Familie.«

Dass sie ihre Familie verstoßen hatte, konnte Belial gut nachvollziehen. Nein, korrigierte er sich. Er hätte diese Raub-Fyderra, die ihrer Sippe nun gar keine Ehre machte, einfach entsorgt.

Der Erzdämon tat, als wenn er sich umsehen würde. »Du kannst ihm helfen«, flüsterte er.

»Warum habt ihr uns hergebracht? Warum bin ich angekettet?«

»Weil Stygia es so wollte.«

»Was ist mit dir? Du nicht? Dann lass mich frei!« Die Vogelgöre zerrte einmal mehr an ihren Ketten.

»Ich führe nur ihre Befehle aus«, sagte Belial. »Stygia will nach wie vor die Blume. Hat sie sie, dann seit ihr frei.«

»Aber Gevatterin Yaga hat die Blume. Sie hat sie gut weggeschlossen.«

»Ich dachte, du bist eine Meisterdiebin.« Belial spielte den Enttäuschten. »Ich dachte, dass du Stygia die Blume besorgen und so deinen Gefährten retten kannst.«

Die Göre sah auf den Menschen. »Ich könnte es versuchen.«

»Das wäre hervorragend!« Sofort stiefelte Belial zum Alten. Er schnippte mit den Fingern. Das Lavagestein begann um Mensch und Dämon zu knistern, zu knirschen. Schon schob es sich empor und bildete eine kleine Höhle, einen Schutz um den Menschen herum. Im nächsten Moment hielt der Erzdämon einen Krug köstlichen Wassers in den Händen, hob den Kopf des Alten und flößte ihm das kühle Nass ein.

Der Mensch stöhnte, blinzelte Belial an, trank aber weiter.

Noch einmal schnippte Belial mit den Fingern. Brot und Wurst lagen plötzlich neben dem alten Mann.

Der Dämon verließ die Höhle. »Das ist mehr, als ich für ihn tun darf. Jetzt bist du dran.«

Die Vogeldämonin nickte. »Ich will es versuchen. Die Blume für das Leben meines Gevatters.«

Die Augen des Erzdämons glühten kurz auf. Die Ketten fielen von der Göre ab.

Doch bevor sie etwas sagen konnte, hatte er sich mit ihr bereits vor das Höllentor versetzt.

Dank Kyras Fähigkeit, Weltentore zu stabilisieren, würden sie gleich auf die Erde wechseln.

Er sah der Kleinen in die schwarzen Augen. »Bring mir die Blume, und alles wird gut. Dann lasse ich euch gehen, bevor euch Stygia wieder in die Hände bekommt.«

»So sei es«, murmelte Kyra.

Belial konnte vor so viel Einfalt nur den Kopf schütteln. Natürlich würde sich Stygia gütlich an den beiden halten. Eine Rache hatte sie sich noch nie entgehen lassen. Und besser diese zwei als er.

Auf der anderen Seite stand hinter den beiden die Yaga.

Nun, je mehr Stygia in Kämpfe verstrickt wurde, umso einfacher würde es später für ihn sein, seine ganz persönlichen Ziele durchzusetzen.

Sie betraten die Erde. Sofort flog ein Irrwisch auf Belial zu. »Bericht!«

»Herr«, piepste der Kleine. »Die Hütte samt der Hexe sind verschwunden. Eine Verfolgung war nicht möglich.«

Konnte nicht einmal etwas klappen?!

»Schon gut!« Belial wischte den Wattebausch ärgerlich von sich.

Ein Aufschrei, ein Knistern, dann Stille.

»Du hast ihn ins Weltentor gefegt.«

Klang die Stimme der Fyderra etwa anklagend?

Der Erzdämon kümmerte sich nicht darum. Stattdessen suchte er nach einer Pfütze. Er fand eine größere, sprach die Beschwörung, als auch schon Vassagos Konterfei auf der Wasseroberfläche erschien. Missmutig drückte sich die Teufelsfratze etwas aus dem Wasser, wobei noch immer das flüssige Nass darüberlag.

»Sie ist bei dir.« Der Alte klang überrascht. »Was willst du dann noch?!«

»Wo ist die Yaga und ihre Hütte?«

Vassago schloss kurz die Augen. Unter den Lidern pulsierte es rot. »Ich kann sie nicht erkennen. Sie hat sich abgeschottet.«

Das Gesicht verschwand.

Die Yaga verschwunden?

Belial gab es nur ungern zu. Aber das hatte er nicht erwartet. War ihr am Ende doch etwas an dem alten Mann gelegen?

Verdammt! Einen Plan B besaß er nicht. Und nun?