Professor Zamorra 1055 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1055 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Asmodis hat es fast geschafft: Der Tunnel zwischen der Erde und der Neuen Hölle in Avalon wird immer stabiler. Doch noch fehlen ihm die Kräfte von Yer, der Kraft des Herdfeuers und die von Erlik Khan, der Herr über die Bodenschätze der unermesslichen sibirischen Weite ist.

Für einen ehemaligen Fürsten der Finsternis kein Problem - sollte man glauben...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Bargor

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Arndt Drechsler

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-0500-5

www.bastei-entertainment.de

Der Bargor

von Thilo Schwichtenberg

Seit sie mit ihrem Helikopter den Ural hinter sich gelassen hatten, zog das westsibirische Tiefland weiß, flach und unendlich unter ihnen hinweg. »Als wenn die Welt nicht schon genug verrückt spielen würde. Nein, da muss dieser Schenglow das gesamte Westsibirische Tiefland mit Permafrost verseuchen«, meldete sich Pawel Konstantins Stimme über Funk. »Die Förderung aller Bodenschätze liegt im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis!«

Igor Jagoritsch fragte sich einmal mehr, was kälter war: der Boden unter ihnen oder die Stimme des jungen Mannes aus dem Wirtschaftsministerium.

Er schluckte. »Sie wollen doch diesem … Teufel nicht etwa drohen?«

»Drohen?« Lek Bolton, Pawel Konstantins rechte Hand, hielt ihm einen blau funkelnden Kristall vor die Nase. »Wir sind doch nicht hier, um nur zu drohen!«

Mitgehangen, mitgefangen,dachte Igor Jagoritsch bitter …

Seit sie mit ihrem Helikopter den Ural hinter sich gelassen hatten, bot die Landschaft nur noch wenig Abwechslung: Weiß, flach und borstig zog das westsibirische Tiefland unter ihnen hindurch.

Hin und wieder konnte Igor Jagoritsch eine Rentierherde ausmachen, dann folgte minutenlang wieder dieses eintönige Weiß.

»Als wenn die Welt nicht schon genug verrückt spielen würde. Nein, da muss dieser Schenglow das gesamte Westsibirische Tiefland mit Permafrost verseuchen«, meldete sich Pawel Konstantins Stimme über Funk. »Die Förderung aller Bodenschätze liegt im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis.«

Igor Jagoritsch fragte sich einmal mehr, was kälter war: der Boden unter ihnen oder die Stimme des jungen Mannes aus dem russischen Wirtschaftsministerium.

»Doktor Schenglow, bitte«, versuchte er ihn mürrisch zu korrigieren. »Noch ist nicht bewiesen, dass es zwischen der Inbetriebnahme der E-Kraftwerke und dem rasanten Vordringen des Dauerfrostbodens einen Zusammenhang gibt.«

»Ich bitte Sie, Herr Kollege. Wir drei wissen, dass dieser verrückte Wissenschaftler mit den Elementen spielt.« Pawels Kopf drehte sich kurz zu ihm nach hinten. »Nun, da Sie bisher zu zögerlich waren, werden wir von jetzt an dafür sorgen, dass Sibirien tatsächlich zur versprochenen Wirtschaftsmacht aufsteigt.«

Igor Jagoritsch spürte, wie sein Herz schneller schlug. »Sie wollen doch diesem … Menschen nicht etwa drohen?«

Nun gut, er war nicht mehr der Wortführer aus dem Moskauer Wirtschaftsministerium, aber er war noch immer Teil der Delegation. Er kannte Doktor Schenglow bereits, er wusste, nein, er spürte, dass dies ein eigenartiger … Mensch war. Wenn er denn einer war.

Diese Aura der Macht, die den Chef von Etar-Energija umgab, war angsteinflößend. Diese sezierenden, manipulierenden Augen …

Nun, die beiden Neuen würden schon bald Bekanntschaft mit diesem Wesen schließen.

»Drohen?« Der zweite junge Mann neben ihm grinste. Plötzlich hielt ihm Lek Bolton, Pawel Konstantins rechte Hand, einen blau funkelnden Kristall vor die Nase. »Wir bewegen doch nicht unsere Hinterteile von Moskau in diese kalte Provinz, nur um zu drohen!«

Mitgehangen, mitgefangen, dachte Igor Jagoritsch bitter. Hauptsache Doktor Schenglow sieht, dass zumindest ich nicht aktiv gegen ihn vorgehen werde.

***

AsmodisEinige Wochen in der Vergangenheit

Es klopfte dezent.

»Ja bitte.«

Die Milchglastür mit der Aufschrift Konzernleitung Etar-Energija – Doktor Andrej Schenglow öffnete sich und Mascha Kaleekaja betrat den Raum.

»Herr Doktor Schenglow?«, begann die knapp sechzigjährige Sekretärin.

»Ja?«

»Die Herren aus Moskau.«

»Gut.«

»Soll ich sie hereinführen?«

»Nein.« Asmodis sah aus dem Fenster und gestattete sich nur ein flüchtiges Grinsen, da diese mimische Geste nicht zum Repertoire eines Doktor Andrej Schenglow gehörte.

Die gute Mascha glich einer Bilderbuchsekretärin: Sie war der personifizierte Terminkalender, besaß den absoluten Überblick, eine sehr schnelle Auffassungsgabe, war multitaskingfähig, absolvierte Überstunden bis zum Abwinken, kannte sich mit der aktuellsten Computertechnik aus, kochte den besten Tee Sibiriens, sagte nicht ein Wort zu viel – und war die graue Ernsthaftigkeit in Person. Ihre langen grauen Haare waren täglich als Flechtkranz um ihren Kopf gewunden, dazu trug sie eine graue Bluse, ein graues Kostüm mit langem Rock, graue Strumpfhosen und graue Schuhe.

So viele graue Schattierungen. Das sah, musste Asmodis zugeben, auf eine gewisse Art und Weise durchaus zeitlos edel aus, noch dazu, da sie sehr schlank war, auf übertrieben roten Lippenstift verzichtete und als einziges Highlight eine silberne Kette trug, die, wie konnte es auch anders sein, mit drei großen grauen Halbedelsteinen besetzt war. Aber zeitlebens ernst und grau? Manchmal kitzelte es Asmodis in den Fingern – einmal nur, mit einem schnipp – die Frau in bunt erstrahlen zu lassen.

»Die Herren sollen sich also etwas von der Reise erholen.«

»Etwas?« Jetzt wandte sich Asmodis seiner Sekretärin wieder zu.

Mascha nickte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um und wollte den Raum verlassen.

»Ach, Mascha?«

»Ja, Herr Doktor?«

»Für Sie.« Asmodis hielt eine blutrote Rosenblüte aus Muranoglas in seiner Hand. »Ihr Grau in allen Ehren, aber eine kleine Aufmunterung haben Sie sich redlich verdient.« Er drückte ihr die Rose sanft gegen die Bluse. Dort blieb sie haften.

Mascha strich zart mit den Fingern der rechten Hand darüber. Sie sah ihm direkt in die Augen.

Ich könnte in ihren Gedanken lesen, ob sie ahnt, dass ich nicht Doktor Schenglow bin, dachte Asmodis, aber warum dieses Spiel schon jetzt beenden? So macht es viel mehr Spaß, und solange sie mir gegenüber loyal ist, bleibt alles gut.

»Herr Doktor ehren mich.«

»Ehre, wem Ehre gebührt.«

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, wandte sich Asmodis wieder den sieben Monitoren zu, die auf seinem wuchtigen Schreibtisch standen.

Auf vier von ihnen sah er gähnende Leere, aber die anderen drei zeigten jeweils eine humanoide Gestalt.

Asmodis sah auf und zur gegenüberliegenden Wand. Dort präsentierte sich ihm weder ein Gemälde noch ein Fenster, sondern eine in Regenbogenfarben geschriebene Formel: »E ½ P * M²«.

Er senkte seinen Blick erneut. Da saßen sie also in ihren kleinen abgeschotteten Zellen und produzierten unaufhörlich physische und magische Energie. Einerseits für das Wohl der Russischen Republik und andererseits für eine feste und dauerhafte Verbindung Erde – Neue Hölle Avalon.

Auf dem ersten Bildschirm präsentierte sich ihm Boreas, der Beherrscher des Nordwinds, der Stürme und Gewalten. Der wie ein durchaus attraktiver Mittvierziger aussehende Elementar saß recht verwahrlost, mit schulterlangen dünnen und ungewaschenen Haaren, auf seinem Stuhl. Seine schlanke Gestalt besaß trotzdem etwas Feistes, ganz so, als wenn er … unter Druck stünde. Im Grunde war es auch so: Boreas produzierte auf den ersten Blick unablässigen Sturm. Die Turbinen hinter ihm und in den sich anschließenden Röhren drehten sich in wahnwitzigem Tempo. Aber dank Doktor Tatjana Andrejewna hielten sie dieser Belastung seit Anbeginn an stand.

Auf dem Bild des nächsten Monitors hockte Aldan, der Herr des fließenden Wassers, des Regens und der Nebel. Er besaß das Aussehen eines uralten Greises, mit weißen, schütteren und schulterlangen Haaren, milchig-teigiger Haut, leicht blutunterlaufenden Augen und einem fliehenden Kinn. Er war nur mit einem einfachen blassgrünen Hemd und einer blassbraunen Hose bekleidet.

Aldans Zelle war komplett mit Wasser gefüllt. Unablässig produzierte er neues Nass, das sich seinen Weg ebenfalls durch die Turbinenreihen sowie durch ein Rohrleitungssystem suchte, das direkt in den gewaltigen Strom des Ob führte.

Komplizierter wurde es auf dem dritten Bildschirm. Dort sah er Baikal höchstpersönlich, den Herrn der stehenden Gewässer und Hüter der Geheimnisse. Dieser kolossale Mann saß auf einem ebensolchen Stuhl. Sein gewaltiger Bart floss ihm über den mächtigen Bauch bis auf den Boden. Ein Kronreif hielt das wallende Haar nur mäßig in Schach. Baikal bestand aus Wasser, aus schwerem, gestaltgewordenen Wasser. Auch seine Zelle war komplett mit dieser Flüssigkeit gefüllt. Die Schutzmauern seines Kraftwerkes waren um ein Dutzendfaches gewaltiger als die der anderen, da sie einen immensen Druck aushalten mussten. Baikal baute, seinem Naturell entsprechend, unablässig Druck auf, nämlich jenen, der auch in den Tiefen des Baikalsees herrschte.

In regelmäßigen Abständen wurden die Schieber geöffnet und die komprimierten Wasser suchten sich ebenfalls ihren Weg durch die mit Turbinen besetzten Tunnelröhren bis in den Ob.

Soweit zum »P« in der Gleichung, denn das war das optisch Sichtbare, das Bild, das die Delegationen, wenn sie es denn überlebten, mit nach Moskau nahmen.

Asmodis lächelte und schaltete auf den »M«-Modus.

»Herrlich.« Dieser Anblick war phänomenal, denn er zeigte den wahren Grund, warum die Elementare in die Kraftwerke gebannt werden sollten. Farbige Energiestränge verließen die Zellen: bei Boreas in Grau und Violett, bei Aldan in Grünfarben und bei Baikal in tiefem Blau. Sie alle verbanden und wickelten sich in einer magischen Schleuse umeinander, die ihre Energien bündelte und zu einem Strang, ja, zu einem Tunnel formte.

Ursprünglich sollten die Stränge die Hilfsgeister der Elementare aufladen, aber Asmodis war sich ziemlich sicher, dass es in diesem Zyklus ausnahmsweise einmal ohne Aufladung gehen würde. Der Neustart der Elementare würde eben ein paar Jahrzehnte länger dauern als normal. Aber das war auch schon alles.

Er hatte aus dem Strang nun den Tunnel geformt.

Sein Blick fiel wieder auf die Formel: »E ½ P * M²«.

Die Elementare, das waren also die Hälfte physikalischer, multipliziert mit dem Doppelten an magischer Energie.

Die Elementare, überlegte Asmodis weiter.

Ein Teil stand nun unter seiner magischen Knute und nicht unter der Koschtschejs. Natürlich gab es diese Wechselwirkung zwischen den Bolschaja Semjorka und dem Herrn des Chaos: Antizyklisch mussten sie sich gegenseitig erden. Freiwillig! Nun ja, so das konservative unerschütterliche kosmische Gesetz. Bla bla bla.

Doch »Versuch macht kluch«, wie ein technisches Sprichwort lautete. So war Asmodis also äußerst interessiert daran, wie sich dieses Mal alles entwickeln würde. Am Ende lief es wahrscheinlich auf das Gleiche hinaus. Wer, wenn nicht der ehemalige Fürst der Finsternis wusste, dass selbst kosmische Gesetze nicht unumstößlich waren! Wie auch in der Menschenwelt gab es für alles auch einen Umgehungs-Weg.

Drei Elementar-Kraftwerke waren also bereits am Netz, die Kopplung der beiden Welten und ihre Verbindung in Gang gebracht und damit der Auftrag des Wächters der Schicksalswaage erfüllt. So zumindest seine, Asmodis’, Auslegung.

Nun, bisher war weder der Bote des Wächters zu ihm, noch so gut wie kein Dämon oder Schwarzblütler durch den Tunnel selbst gekommen. Dafür hatte er gesorgt. Die brüchige Verbindung war derzeit allenfalls ein Geheimtipp. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Bote des Wächters erneut in Caermardhin auftauchen und einfordern würde, den Tunnel zu stabilisieren. Was Asmodis anging, würde er dann erst die übrigen Elementare gebrauchen. Hauptsache, er kam nicht gerade jetzt und fand die Burg unbesetzt vor, gab es doch das ungeschriebene Gesetz, dass der Herr von Caermardhin die Burg immer nur kurz verlassen durfte – und Asmodis war schon eine geraume Zeit nicht zu Hause gewesen. Asmodis stutzte: Hatte er jetzt tatsächlich »zu Hause« gedacht? Zu Hause … so sentimental dachten nur Menschen!

Zurück zu den restlichen Elementaren. Zumindest zwei würde der Bote vorerst nicht lokalisieren und somit einfordern können. Nämlich die Baba Yaga sowie Doktor Andrej Schenglow, alias Koschtschej. Denn diese beiden hatte Asmodis im wahrsten Sinne des Wortes kaltgestellt. Beide ruhten auf dem Grund des Baikalsees und waren mit schwarzmagisch entarteten Wodkádas, den ehemaligen Helferwesen Baikals, umhüllt.[1]

Boris Iljitsch Saranow und Tatjana Andrejewna waren zwar auf dem Weg zu ihnen, doch galt es noch einige größere Schwierigkeiten bezüglich Kommunikation mit Yagas Hütte zu überwinden.

So war von denen erst einmal nicht zu erwarten, dass sie den beiden Elementaren überhaupt einmal nahekommen würden. Und wenn doch, nun, dann fand sich bestimmt die eine oder andere Gelegenheit, um das Hexenhaus ein wenig vom rechten Weg abzubringen.

Doch Fürst Laptev, der Herr der Eismeere und des Permafrost, Yer, die Herrin des Herdfeuers, der Erde und der Fruchtbarkeit sowie Erlik Khan, Herr der Unterwelt, des Großfeuers und der Bodenschätze, also die restlichen Elementare, die waren für den Wächter und damit für Asmodis greifbar. Kurz nach dem Ende der Angst, so musste er feststellen, hatte sich der Prozess bei ihnen nochmals beschleunigt. Was natürlich auch Auswirkungen auf Sibirien – und diese Delegation aus Moskau zu ihm getrieben – hatte.

Wenn man von Teufel sprach! Anscheinend hatten die Herren gerade befunden, dass ihr Warten zu Ende war. Gut so, denn es wurde höchste Zeit, dass er wieder nach Caermardhin wechselte.

»Danke, aber ich bin der Ansicht, dass wir dem Doktor mit unserem Sachverstand sofort zur Seite stehen werden.«

Menschliche Umrisse zeichneten sich hinter dem Milchglas ab, dann wurde die Tür geöffnet und drei Herren in silbergrauen Maßanzügen betraten das Büro. Den ältesten der Gruppe kannte Asmodis. Igor Jagoritsch, ein drahtiger Mittfünfziger, war der bisherige Delegationsführer aus Moskau gewesen. Dem schien heute nicht so, denn er hielt sich leicht im Hintergrund. Die beiden anderen kannte er nicht. Ihr junges Alter überraschte ihn. Der neue Führer schien ein selbstbewusster Macher. Wachsame stechende graue Augen, polierte Glatze, sehniger Körper, den obligatorischen Kaugummi im Mund, seine Körperhaltung ein gespannter Bogen, bereit, in kurzer Folge den gesamten Köcher todsicher abzuschießen.

Der Dritte im Bunde hatte den Pfad der Schlankheit – wahrscheinlich aufgrund seines Alters – bereits verlassen. Leichte Tränensäcke und Hängebacken, teigiger Körper. Das konnte nicht einmal mehr der teure Anzug kaschieren. Seine Mimik verriet ihn als gefährlich dummen Blender, Marke »Ich weiß was ich will, weiß aber noch nicht wie. Ist aber auch egal, denn falls was schiefgeht, waren’s die anderen.«

Der Sprecher der drei drückte Asmodis fest die Hand. »Pawel Konstantin, Wirtschaftsministerium.«

Der ehemalige Fürst der Finsternis war sitzen geblieben und nickte nur. Sie wollten etwas von ihm, nicht umgekehrt.

»Setzen wir uns.« Pawel Konstantin deutete auf die Sitzgruppe.

Ein neues Spiel, dachte Asmodis. Ich bin gespannt.

Ohne Umschweife kam Konstantin zur Sache. »Ihre Zusicherung an unser Ressort war sehr deutlich: Innerhalb einer halben Dekade wird Sibirien durch neue Energieformen zum Motor Russlands und Eurasiens erhoben. Der Geldstrom ist geflossen, die Gegenleistung lässt auf sich warten. Dem nicht genug, bringen uns ihre alchemistischen Spielchen weitere Probleme.«

»Die da wären?«, fragte Asmodis.

»Der Permafrostboden hat sich ausgeweitet und das trotz des Klimawandels. Rohstoffreiche Zonen befinden sich nun plötzlich im ewigen Eis. Das gesamte Erdreich des Westsibirischen Tieflands ist jetzt mehrere Hundert Meter tief gefroren. Der Abbau der Ressourcen kam fast zum Erliegen.«

»Und was genau soll Etar-Energija damit zu tun haben?«

»Sie haben gewisse Kapazitäten in ihren Kraftwerken gebunden. Wind- und Wassermagie, aber das wissen Sie besser als ich. Man muss kein Doktor sein, um zu begreifen, dass, wenn man dem System etwas wegnimmt und es an anderer Stelle platziert, das Auswirkungen haben wird.«

»Zusammengefasst machen Sie also mich und meinen Konzern für die Permafrostmisere verantwortlich.«

Pawel Konstantin nickte. Keine Sekunde ließ er Asmodis dabei aus den Augen.

»Ich kann Ihnen versichern«, begann der Ex-Teufel, »dass Etar-Energija nicht das Geringste mit den Turbulenzen im Westsibirischen Tiefland, wie übrigens auch in anderen Regionen, wie zum Beispiel am Amur und in der Gegend des Altaigebirges bis hinein nach Kasachstan, zu tun hat. Das tut mir sehr leid, aber da sind Sie einem Irrtum aufgesessen.«

»Dann beweisen Sie uns das.«

Asmodis schüttelte den Kopf. »Sie kommen zu mir mit einer Behauptung. Beweisen Sie mir ihre Thesen.«

»Das muss ich nicht. Ich bin befugt, Ihnen hier und heute einen Sachverständigen an die Seite zu stellen, der von nun an gemeinsam mit ihnen Etar-Energija leiten wird.«

»Und wenn ich mich weigere?« Asmodis lehnte sich zurück.

»Etar-Energija ist ein Konzern, geboren und gefördert durch das Wirtschaftsministerium.«

Obwohl der ehemalige Fürst der Finsternis die Antwort bereits kannte, fragte er dennoch: »Dieser Sachverständige wäre …«

»Lek Bolton«, lächelte nun der teigige Anzugträger. »Ich freue mich auf unsere künftige Zusammenarbeit.

Asmodis erhob sich. »Teilen Sie Moskau mit, dass ich mich um das Ungleichgewicht persönlich und allein kümmern werde. Auch wenn Etar-Energija mit diesem Phänomen bisher nichts zu tun hat, werde ich mich der Sache annehmen.«

»Sie kennen dies hier?«, fragte Bolton und spielte plötzlich mit einem blau funkelnden Sternenstein.

Der ehemalige Fürst der Finsternis steckte seine Hände in die Taschen und hob die rechte Augenbraue. »Interessant.«

»Sie erkennen meine neue Position an?«, fragte Bolton.

Asmodis sah Igor Jagoritsch kurz in die Augen, schüttelte den Kopf und widmete sich wieder dem anderen. »Sie sind ein Omega.«

»Omikron«, verbesserte ihn Lek Bolton.

Der ehemalige Fürst grinste. »Omega, Omikron, wo ist da der Unterschied. Ich schlage vor, wir vergessen unsere Unterhaltung. Sie fliegen nach Moskau zurück und ich werde mich um ihr Problem kümmern.« Er japste auf. Der Angriff kam abrupt.

»Wieviel G halten Sie aus? Fünf? Zehn? Zwanzig?«, fragte Lek Bolton eher gelangweilt.

»Auf jeden Fall mehr als du«, knurrte Asmodis gereizt und zog seinen eigenen, auf sich verschlüsselten Dhyarra neunter Ordnung aus der Tasche. Boltons Kristall zweiter Ordnung strahlte grell auf. Dem Ewigen wurde die gesamte Luft aus den Lungen gepresst, Knochen brachen, dann sackte er zusammen. Der Sternenstein entfiel seinen Händen.

Pawel Konstantin sprang auf. Im selben Moment zielte er bereits mit einer Jarygin PJa [2] auf Asmodis. Der ehemalige Fürst wischte sie ihm mit einem kurzen magischen Schlag aus der Hand. »So, und nun wechselt das Steinchen den Besitzer. Fang.«

Konstantin zögerte, da flog auch schon der Kristall auf ihn zu. Reflexartig griff er danach. Seine Augen weiteten sich. Er wollte etwas sagen, lallte aber nur noch. Sein Mund blieb offen, seine Augen stierten ins Leere.

Lek Boltons Körper leuchtete auf, und ging hinüber. Zurück blieb sein silbergrauer Nadelstreifenanzug.