Professor Zamorra 1065 - Manfred H. Rückert - E-Book

Professor Zamorra 1065 E-Book

Manfred H. Rückert

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Beschreibung

Zamorra und William halten sich zwecks einer Erbschaftsangelegenheit in England auf. Als sie nach Château Montagne zurückkommen, erfahren sie, dass sich Teri Rheken hier aufgehalten hat. Der Meister des Übersinnlichen versucht seine Freundin so schnell wie möglich zu finden.

Auch Chaldron und Jaroslav warten in Bulgarien auf die Rückkehr von Teri Rheken. Die Herrin der beiden so ungleichen Wesen fordert, dass sie der Silbermond-Druidin auf der Spur bleiben. Um ihrem Befehl Nachdruck zu verleihen verwendet sie als Druckmittel den Seelenfrost ...

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Seitenzahl: 132

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Inhalt

Cover

Impressum

Seelenfrost

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Vincent Manalo / Rainer Kalwitz

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-1003-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Seelenfrost

von Manfred H. Rückert

Die Silbermond-Druidin materialisierte auf dem Waldweg zwischen dem kleinen Ort Cwm Duad und der Erhebung Merlins Hill. Sie verschwendete keine Sekunde auf den wundervollen Ausblick bei Sonnenaufgang über die Berge, den Ort oder das Flüsschen. Sie kannte das alles seit vielen Jahren.

Teri Rheken strich die langen goldenen Haare mit beiden Händen zurück. Sie starrte auf eine Stelle über dem Hügel, an der sich nichts befand.

Aber Teri wusste es besser. Hier schwebte Caermardhin, Merlins unsichtbare Burg, die nun seinem dunklen Bruder Asmodis gehörte.

Sie streckte den rechten Fuß vor und vollführte denzeitlosen Sprung,der sie in das Innere der Burg bringen sollte.

Sie entmaterialisierte und fand sich nur eine Sekunde später auf dem Boden liegend und Schmerzensschreie ausstoßend wieder.

Caermardhin hatte sie abgewiesen!

»Der Teufel hat die Welt verlassen, weil er weiß, dass die Menschen selbst einander die Hölle heißmachen.«

Friedrich Rückert, deutscher Dichter und Übersetzer (1788 – 1866)

Irgendwo

Düsternis und Zerfall erfüllten die Höhle, in der sich die Unheimliche aufhielt. Noch vor wenigen Jahren hatte sich hier ein Tempel befunden, in dem einer abstrusen Gottheit gehuldigt wurde, die der Fantasie eines kranken Gehirns entstammen musste. Jetzt war kein Anbeten oder Verehren mehr möglich, denn die Decke war heruntergebrochen. Viele Millionen Tonnen festen Gesteins hatten fast alles dem Erdboden gleichgemacht. Nur ein schmaler, von Schwefelgestank erfüllter Gang führte bis ans ehemalige Zentrum der Höhle.

An diesem Ort wohnte das Böse schon seit Tausenden von Jahren. Die negative Ausstrahlung dieses Ortes war enorm. Selbst die abgebrühtesten Menschen hielten weiten Abstand zu dem Tempel, der mitten im Gebirge eines unglaublich großen Ödlands lag. Hier war schon seit Jahren kein Mensch mehr gewesen. So gesehen kam es der Unheimlichen entgegen, dass die Gottheit nicht mehr existierte. An dem Tempel hingegen fand sie mit jedem Tag mehr Gefallen. Die düstere Ausstrahlung, die stets im Hintergrund lag, passte perfekt zu der Unheimlichen.

Die Bösartige rezitierte einige magische Formeln. Sie hatte sie noch nie zuvor benutzt und war erfreut, dass sie wirkten, denn sie hatte nur durch Zufall von ihnen erfahren. Sie lagen genau wie die anderen Zauber- und Bannsprüche hier im Staub der Jahrtausende herum, wie alles, was sonst noch geschah. Man musste nur wissen, wo sie zu suchen waren.

Sie wusste es.

Die Unbekannte stand mit ausgebreiteten Armen in majestätischer Haltung vor den Überresten eines Altars, an dem getrocknetes, schwarzes Dämonenblut klebte, das große Löcher in das Gestein gefressen hatte. Es handelte sich um ein überschlankes, nacktes, geschlechtsloses Wesen mit einem länglichen, unglaublich hässlichen Kopf, der von schulterlangen schwarzen Haaren umgeben war. Ihr Gesicht schien sich ständig zu verändern, gerade so, als gehörte es zu zwei verschiedenen Wesen. In manchen Augenblicken vermeinte man sogar, das Antlitz einer attraktiven Frau darin zu sehen. Schwarze, pulsierende Adern schimmerten unter ihrer transparenten Haut und spannten sich um die dürren Extremitäten. Eins ihrer Opfer hatte vor seinem Tod behauptet, dass durch diese Adern reine Bosheit floss. Niemand der je mit ihr zu tun gehabt hatte, würde dieser Aussage widersprechen.

»Weshalb halten sich die beiden Narren nicht strikt an meine Anweisungen?«, zischte sie erbost und kniff die Augen zusammen. »Meine Befehle sind doch eindeutig gewesen. Da gab es keinerlei Spielraum für eigenmächtiges Handeln.«

Die Unbekannte nahm geistigen Kontakt mit den zwei Untergebenen auf, um dafür zu sorgen, dass sie sich wieder so verhielten, wie sie es befohlen hatte. Sie stützte sich mit den Händen auf den Überresten des Altars ab und nutzte die ihm innewohnende Magie aus, ihre Gedankenimpulse weiterzutragen.

Die Verbindung war so stark, dass sie sofort Kontakt zu ihren Werkzeugen bekam. Sie wies beide explizit darauf hin, dass sie keine weitere Abweichung des Kurses akzeptieren würde. Beim geringsten Anzeichen selbstständigen Handelns, das ab nun geschah, würde die Strafe der Untergebenen erhöht.

Beide wehrten die Vorhaltungen ab und beschuldigten jeweils ihren Partner, falsch gehandelt zu haben.

Hört auf damit!, fuhr sie beide auf telepathischem Weg an. Jeder ihrer Telepathie-Impulse schmerzte weit mehr als ein körperlicher Hieb. Mein Wort ist Gesetz, und wenn ihr es nicht einhalten wollt, müsst ihr mit den Konsequenzen leben! Du, Chaldron, wirst bis in alle Ewigkeit frieren müssen und deiner Erlösung entgegenfiebern. Du, Jaroslav, wirst Nadeshda nie mehr aus deinen Gedanken vertreiben können.

Sie beendete den Gruppenkontakt und nahm sich jeden der beiden gesondert vor. So konnte sie beide besser beeinflussen.

Ich höre und gehorche, Meisterin!, zitierten sie unabhängig voneinander zum Abschluss die uralte Höllenformel, die schon Millionen Wesen zum Verderben geworden war.

Die Geschlechtslose schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Ihr Plan war nicht auf einen schnellen Erfolg ausgerichtet. Das hatte sie schon einmal in einem anderen Leben versucht und war dabei grandios gescheitert. Sie hatte gerade noch das eigene Leben retten können, indem sie in einem günstigen Augenblick floh.

Eine andere Erinnerung schob sich dazwischen. Sie hatte helfen wollen und war dafür von ihrem Schützling ermordet worden. Irgendwie hatten beide Teile der Reminiszenz überlebt und waren zusammengekommen.

Seitdem ließ sie sich Zeit für ihre Aktionen. Das lebende Skelett Chaldron und sein menschlicher »Zwilling« Jaroslav gehörten zu diesen Aktionen. Es war immer besser, mehrere Eisen im Feuer zu haben, um gegebenenfalls eins davon benutzen zu können.

Vor allen Dingen durfte keins ihrer Werkzeuge vom anderen wissen. Jeder war zusätzlich territorial gebunden und konnte sein Revier nicht verlassen, ohne dabei zu sterben. So konnten sie sich nicht gegen sie verbünden. Nur auf einen Befehl von ihr waren sie fähig, in andere Länder zu reisen. Nur bei Chaldron und Jaroslav verfuhr sie anders. Bei ihnen gab es durch die Regenbogenblumen auch eine andere Ausgangssituation.

Ich höre und gehorche, Meisterin! Die Worte hallten wie ein Echo im Bewusstsein der Geschlechtslosen. Sie verzog den hässlichen Schlund. Ihren Werkzeugen trat sie als menschliche Frau gegenüber, als ihre »Meisterin« oder »Herrin«. Bisher hatte noch niemand Verdacht geschöpft, dass sie kein ganzer Mensch war. Und das sollte auch so bleiben.

»So viel Druck wie möglich«, murmelte sie in einem feierlichen Tonfall, als wäre es ihr Glaubensbekenntnis. »So wenig Informationen wie nötig.«

Das galt auch für die Werkzeuge in Bulgarien. Chaldron dachte, dass er nur für sich arbeitete, wenn er die Bewusstseine magisch begabter Menschen pflückte. Die blumige Ausdrucksweise sollte darüber hinwegtäuschen, dass es sich um ein schlimmes Verbrechen handelte. Das Schlimmste überhaupt. Das lachende Skelett musste Menschen töten, die zuvor von Jaroslav ausgewählt wurden.

Jaroslav hingegen wusste nicht, dass Nadeshda, die Frau, die Chaldron kurz vor Weihnachten hatte ermorden müssen, real war; die Szene, bei der Nadeshda auf Jaroslav stieß, war aber von der Meisterin beeinflusst worden, damit beide Untergebene weiterhin uneins blieben und nur an dem großen Ziel weiterarbeiteten. Die Geschlechtslose benutzte beide und versuchte sie gegeneinander auszuspielen. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass der Tod von Nadeshda Jaroslav selbst nach Wochen noch so nahe ging.

Für alle Fälle besaß sie die Raben des Todes. Sie dienten ihr zur Beobachtung, sie sah durch ihre Augen, was Chaldron und Jaroslav anstellten. Und sie konnten in ihrem Sinn tätig werden.

Sie vernahm eine magische Erschütterung und wurde augenblicklich unruhig. Das war der Augenblick, auf den sie seit über einem Jahr wartete. Nun vernahm sie wieder ihre Ausstrahlung. Die Silbermond-Druidin mit den goldenen Haaren war wieder zurück. Die Geschlechtslose kontaktierte sofort Chaldron und befahl ihm, sich darum zu kümmern.

Die Druidin musste einfach nach Bulgarien kommen und die Regenbogenblumen für eine Zeitreise benutzen. Zwar konnte fast jeder die Transportblumen nutzen, der um ihre Fähigkeiten wusste – Jaroslav und Chaldron selbstverständlich nicht, sonst würden sie ihrem Einfluss entkommen –, aber nur bei dieser Vertreterin ihres kleinen Volkes spürte die Meisterin diese Art von Energie.

Sie sandte einen Lockruf aus, der die Gesuchte erreichte. Der Ruf enthielt eine Komponente, der sie auf Dauer nicht widerstehen konnte. Ihr würde es vorkommen, als müsste ihre Seele erfrieren, wenn sie nicht auf dem schnellsten Wege nach Bulgarien gelangte. Wie eine Süchtige würde sie alles tun, damit die endlos erscheinende Qual nachließ und sie schließlich erlöst wurde.

Das war es! Die Geschlechtslose gestattete sich nicht das Gefühl der Zufriedenheit. Noch war nichts erreicht. Sie würde das Fell des Bären nicht verteilen, ehe sie die Beute erlegt hatte. Das war einmal so unglaublich schief gegangen, dass sie es kein zweites Mal versuchen würde.

Sie strich mit einer Hand über ihren Oberkörper. Auf Brusthöhe existierte eine Einbuchtung. Tränen traten in ihre Augen als sie an den Tag dachte, als ihr das Wichtigste entrissen worden war. Das Heiligste! Nie zuvor oder danach hatte sie solche Pein erlitten wie an diesem Tag.

Die Geschlechtslose vermochte zwar unsägliche Qualen und Schmerzen zu verbreiten, doch sie selbst zu ertragen fühlte sie sich nicht in der Lage.

***

Vor Caermardhin

Jede einzelne Körperzelle schien von innen heraus zu brennen. Das Schmerzgefühl war allumfassend. Teri Rheken wälzte sich auf dem grasigen Boden hin und her, dabei stieß sie Schmerzensschreie aus. Sämtliche Atemluft schien aus ihren Lungen gepresst zu sein. Sie krampfte die Extremitäten zusammen und versuchte verzweifelt, die aufkommende Panik niederzukämpfen.

Nach einer Zeit, die nur wenige Minuten dauerte, ihr aber wie eine gefühlte Ewigkeit vorkam, hatte sie es endlich geschafft, die Kontrolle über ihre Körperfunktionen wieder zu übernehmen. Schwer atmend lag sie auf dem Boden. Ihr Oberkörper hob und senkte sich schnell. Schweiß rann in Strömen über das Gesicht. Sie hatte aufgehört zu schreien und biss sich auf die Unterlippe.

Hoffentlich hat mich niemand gehört!, flehte sie in Gedanken. Bis nach Cwm Duad waren es bestimmt mindestens drei Kilometer, und den Merlins Hill stieg nur ganz selten einer der Dorfbewohner hinauf. Der Gedanke, dass sie jemand in dieser demütigenden Situation sehen könnte, gefiel der Silbermond-Druidin nicht. Aber sie schien Glück zu haben, denn sie hörte nichts außer dem Rauschen der Bäume im Wind. Sie atmete kräftig ein und nahm den typischen Geruch des hiesigen Waldes wahr.

Teri starrte kurz auf die zu Fäusten geballten Hände und stieß die Luft aus. Sie wälzte sich herum und kam auf die Knie. Sie stützte sich mit den Händen auf und kam langsam hoch. Sie stand unsicher, die Knie zitterten ebenso wie die Arme. Ganz zu schweigen vom Rumpf. Die bildschöne Frau mit den goldenen Haaren schien unter Schüttelfrost zu leiden.

Doch sie stammte von Bewohnern des Silbermondes ab. Die früher dort lebenden Druiden besaßen weit größeren Einfluss auf die eigenen Körperfunktionen als Menschen. Sie konzentrierte sich darauf. Durch die ihr eigene Magie gelang es Teri, sowohl die Schmerzen als auch die Schwäche und das Zittern zu beenden.

Um Caermardhin herum gab es eine spezielle Art der Abwehr, das wusste sie aus Erfahrung. Kein Unbefugter konnte hineingelangen. Teri war sicher, etwas Wichtiges übersehen zu haben, deswegen rief sie sich ins Gedächtnis, was sie über ihren Zielort wusste.

Die Bezeichnung Caermardhin stammte aus dem Walisischen und bedeutete: Merlins Burg. Die auf einem Berggipfel in Wales nahe dem kleinen Ort Cwm Duad, am Flüsschen Duad, das dem Ort den Namen gab, gelegene Burg des vor einigen Jahren getöteten Zauberers Merlin war unsichtbar und auch nicht zu ertasten. Wenn sie den Menschen sichtbar wurde, bedeutete das bestätigter Legende nach größte Gefahr für den Ort Cwm Duad und die Welt.

»Sichtbar ist sie schon mal nicht«, brummte sie unzufrieden.

Ein unsichtbarer Zugang bestand über einem unscheinbaren Felsen im Wald am Berghang. Dieser Zugang konnte nur unter bestimmten Umständen benutzt werden, und führte dann in die Mardhin-Grotte. Die Burg selbst war in eine andere Dimension hineingebaut und innen weit größer als außen und scheinbar auch umformbar. Zentrum Caermardhins war der Saal des Wissens, den nur Unsterbliche betreten konnten; jeder andere starb sofort. In seinen kristallenen Wänden war ein ungeheures Wissen gespeichert. Aber dieses Wissen war nur dem Burgherrn persönlich bekannt.

Die Burg konnte generell nur früher mit Merlins und heute mit Asmodis’ Erlaubnis betreten werden. Auch über die Regenbogenblumen vermochte man nur mit einer Sondererlaubnis ins Burgeninnere zu reisen. Jeder Unbefugte wurde abgewiesen und starb.

Aber Teri war in Asmodis’ Auftrag unterwegs gewesen. Deswegen hatte sie es als normal empfunden, ohne Anmeldung direkt zu ihrem Auftraggeber zu kommen und ihm zu berichten, was sie erlebt hatte. Sie blieb stehen und schaute leicht verwirrt. Sie hob die Hände an und drückte die Innenflächen gegen die Schläfen. Dann schloss sie die Augen und konzentrierte sich.

Ihr Auftrag! Der Befehl, den sie von Asmodis erhalten hatte. Sie wusste nicht mehr, um was es sich dabei gehandelt hatte. Ebenso fehlte ihr die Erinnerung daran, was sie erlebt hatte.

Das ist unwichtig!, befahl sie sich in Gedanken. Wahrscheinlich hat Asmodis das so eingerichtet, damit ich keinem Unbefugten etwas davon erzählen kann. Bestimmt kommt die Erinnerung wieder, sobald ich vor ihm stehe und ihm berichten kann.

Der Erzdämon galt als übervorsichtig, wenn es um Caermardhin ging. Als Merlins heller Bruder noch lebte, hatte Teri eine Generalerlaubnis besessen, sie war eine von drei Personen, die die Burg jederzeit besuchen konnten. Außer ihr durften das nur der Silbermond-Druide Gryf ap Llandrysgryf und der vor einigen Jahren in der Spiegelwelthölle getötete Wolf Fenrir. Bei Asmodis gab es diese Generalerlaubnis nicht mehr.

Er könnte mich dennoch hineinlassen, wenn ich schon für ihn tätig war!, dachte sie ungehalten. Er wartet doch bestimmt auf meinen Bericht.

Die Druidin wusste nicht, dass sie fast auf den Tag genau vor einem Jahr verschwunden war. In dieser Zeit war eine Menge geschehen. Unter anderem war Asmodis nicht mehr der Herr der Burg. Sara Moon, eine Tochter von Merlin, hatte mittlerweile die Aufgabe des Erzdämons übernommen. Der Wächter der Schicksalswaage und seine Boten vertrauten Sara mehr als ihrem Onkel. Im Gegensatz zu ihm missbrauchte sie die ihr verliehene Macht nicht.

Nur wusste das Teri Rheken noch nicht.

Die Silbermond-Druidin blickte an sich herab. Sie sah aus wie eine etwa zwanzig Jahre alte, bildschöne Frau mit fast hüftlangem, goldfarbenem Haar. Sie trug ein rotes, an den Seiten geschlitztes Kleid. »Keine Ahnung, woher ich das habe«, murmelte sie. Für einen Tag Ende März war sie in diesen Lagen nicht passend angezogen. Früher wäre ihr das egal gewesen, da war sie oft fast nackt herumgelaufen, höchstens mit einem schmalen Slip bekleidet. Als Silbermond-Druidin konnte sie sich ganz einfach gegen tiefe Temperaturen schützen, indem sie ihre magischen Fähigkeiten benutzte. Aber Teri war nach einigen schlechten Erfahrungen vorsichtig geworden. Das kleinste bisschen Magie kostete sie Energie. Es war also ratsam, dass sie ihre Kräfte vernünftig einteilte.

»Und was ist das?«, fragte sie im Selbstgespräch. Mit einem Mal wurde sie von einem inneren Drängen erfüllt. Es war verlockend und grausam zugleich, denn es ließ ihre Seele regelrecht frieren. Sie wollte sich auf einmal gar nicht mehr hier aufhalten. Etwas Unbekanntes zog sie an einen anderen Ort. Sie kannte sich an dieser Stelle aus, schließlich hatte sie dort vor ein paar Jahren eine Kolonie von Regenbogenblumen gepflanzt. Zu einem Zweck, dessen sie sich im Nachhinein schämte. Sie hatte sich vor Merlins Tod mit dem Zauberer gestritten und nie die Möglichkeit erhalten, sich mit ihm zu versöhnen. Merlin war nach der lebensgefährlichen Verletzung durch Lucifuge Rofocale lange Zeit nicht ansprechbar gewesen, und als er fühlte, dass seine Lebensuhr ablief, war keine Zeit mehr geblieben, sich mit Teri auszusprechen. Außerdem – das war der Grund ihres Schämens – hatte sie sich über die Regenbogenblumen in die Vergangenheit versetzen lassen, um ihrer Begierde nachzugeben und mit Merlin zu schlafen.

»Bulgarien?«, wisperte die Silbermond-Druidin und zog die Stirn in Falten. »Weshalb zieht es mich gerade jetzt dorthin? Und das, obwohl ich es überhaupt nicht will.«