Professor Zamorra 1116 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1116 E-Book

Thilo Schwichtenberg

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sara Moon ist ratlos. Schon zwei Mal hat sie versucht, eine Verbindung zwischen der neuen Hölle auf Avalon und der Erde wiederherzustellen - ganz im Sinne des Boten des Wächters der Schicksalswaage. Und zwei Mal misslang es.

Als sie endlich glaubt zu wissen, wie es funktionieren muss, müssen Zamorra und Nicole, die helfen sollen, feststellen, dass ihre Vorgehensweise die Sache nicht gerade vereinfacht ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 142

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Das Land des Teufels

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Arndt Drechsler

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4347-2

www.bastei-entertainment.de

Das Land des Teufels

Von Thilo Schwichtenberg

Die bunten Energieschlieren, die der Stein aus Salem aussandte, begannen zu gleißen.

Er setzte ungeahnte Energien frei. Teri Rheken war nicht mehr in der Lage sie zu kontrollieren. Der Salem-Stein begann zu entarten.

In das Grell mischte sich nun Dunkel. Aber er war doch bereits schwarzmagisch!

Im nächsten Augenblick wusste Teri, dass sie versagen würde. Sie hatte es von Anfang an geahnt, diese Aufgabe war eine Nummer zu groß für sie! Doch Sara Moon und Professor Zamorra hatten ihr Vertrauen in sie gesetzt.

Jetzt würde sie nicht nur versagen, sondern auch vergehen.

In einem letzten, verzweifelten Akt bot die Silbermonddruidin ihre verbliebenen Kräfte auf – und verlor.

Das Tor zur Hölle brach zusammen. Für immer.

Und Vassago, der Teufel, lachte.

CaermardhinWales

Sara Moon betrachtete nachdenklich die Bildkugel im Saal des Wissens. Sie schwebte frei über einem Sockel im Zentrum der riesigen Halle und konnte Sara jeden Ort und jede Person zeigen – vorausgesetzt, sie befanden sich auf der Erde. Mit diesem »magischen Fernseher« war es möglich, mehrere Übertragungen gleichzeitig ablaufen zu lassen, doch diesmal konzentrierte er sich auf eine einzige Sache.

Sara beobachtete zwei junge Frauen, vielleicht sogar beste Freundinnen, wenn sie es richtig interpretierte, die sich in einer Art Versuchslabor gegenübersaßen und genüsslich je ein Stück Torte aßen. Dem nicht genug, stand auf dem Tisch neben jeder Probandin eine weitere Köstlichkeit bereit. Sara war kurz davor, ihrem Magenknurren nachzugeben, um per zeitlosem Sprung in die nächste Bäckerei zu springen und solch ein wohlschmeckendes Tortenstück mit ordentlich Buttercreme, Schokolade und einer saftigen Kirsche darauf zu besorgen. Sie unterließ es. Denn eine weitere Mini-Torte befand sich zwischen den beiden Mädchen.

Sie war rund. Der Tortenboden leuchtete in knalligem Rot. Sara stelle sich vor, dass es zum Beispiel eingefärbtes Marzipan sein könnte. Die mittlere, höchste Schicht war weiß und bestand sicherlich aus Quark und Sahne und Puderzucker. Doch der Clou war das rote Herz auf der Torte, das aus pürierten Erdbeeren oder Himbeeren und vielleicht auch wieder aus Marzipan bestehen mochte. Vielleicht wäre Sara nun gesprungen – merkte sie doch, wie ihre Fantasie durch diese Torte angeregt wurde – doch es gab zwei Gegenstände auf dem Tisch, die so gar nicht in dieses leckere Szenario passten und die sie von ihrem Sprung zum süßen Glück alarmiert abhielten.

Links und rechts von jeder Probandin lag eine Pistole.

Es dauerte eine Weile, bis die Frauen die Tortenstücke verdrückt hatten. Auch wenn es ihnen am Ende sichtlich schwerfiel, so verputzten sie die angebotenen Köstlichkeiten doch restlos. Sara hätte wohl schon nach dem ersten Stück kapituliert.

Die jungen Frauen sahen trotzdem auf die Minitorte zwischen ihnen. Es kam zu einem kurzen Wortwechsel, den Sara nicht verstand, da die Bildkugel nur Bilder und keine Gespräche übertrug. Übergangslos griffen beide zu ihrer Pistole, nestelten kurz daran herum und schossen!

Sara klappte die Kinnlade herunter.

Eine Probandin kippte samt Stuhl nach hinten, die andere hatte einen Durchschuss durch die rechte Wange erlitten, und obwohl sie stark verletzt war, griff sie mitten in das rote Herz und drückte sich eine Handvoll Torte in ihren Mund!

Während das Blut aus der Wunde schoss, kaute sie unverdrossen mit glasigem Blick.

Plötzlich ertönte ein Pfeifton durch den Saal des Wissens, der periodisch auf- und abschwoll. Das Bild wechselte abrupt in eine kleine steinerne Kammer, in der auf einem runden und wuchtigen Altar die zehn Portalschlüssel lagen. Mit einem Sprung, der kaum mehr war als ein Schritt, stand Sara Moon neben den zehn Gegenständen. Alarmiert betrachtete sie Schlüssel, die ihr helfen sollten, einen Übergang von der Erde zu den Gefilden zu schaffen, die man auch die Schwefelklüfte oder einfacher die Hölle nannte.

War es möglich, dass … Ja, anscheinend.

Die Artefakte hatten eigenständig ihre Positionen verändert! Hatten die Portalschlüssel bisher in zwei Fünferreihen auf dem Altar gelegen, so hatten sie nun einen Ring um das zehnte Artefakt gebildet.

Merlins Tochter betrachtete im Uhrzeigersinn die silberne Krone des Arawn von Annwn mit dem tiefgrünen Smaragd, die ursprünglich von Avalon stammte; den Harzer Blutstein, in dem die Gesichtsmaske des einstigen Blutdämons Sanguinus eingeschlossen war; die Phiole mit dem Sand des Lichts; die Sense des Lakkon; den Spiegel der Amaterasu; ein Stück Filmrolle des Streifens London after Midnight; den Fächer des taoistischen Unsterblichen Zhongli Quan, der imstande war, Tote zu erwecken, den magischen Hexenstein aus Salem und den Speer der Aborigine, der Tore in andere Dimensionen öffnen konnte. Scheinbar einträchtig gruppierten sich die neun Artefakte um das zehnte, das in ihrer Mitte thronte: LUZIFERs Tränensplitter.

Doch dieser Schein trog! Sara wusste und spürte es. Dafür musste sie nicht in den Sichtmodus des Magischen Universums wechseln. Die Zeit war abgelaufen. Sie hatte nur noch einen Versuch, um den Dimensionstunnel zu etablieren! Wenn ihr also nicht bald eine Lösung einfiel …

Sie nahm ihren Machtkristall zur Hand und erzeugte ein zusätzliches Schutzgitter um die Artefakte.

Missmutig begab sich Sara zurück zum Saal des Wissens. Doch dieses Mal sprang sie nicht, sondern bemühte ihre Füße. Das gab ihr Zeit zum Nachdenken.

Die zierliche Frau mit dem schulterlangen Silberhaar begab sich auf den gemauerten Korridor, holte tief Luft und stapfte los.

»Also fassen wir zusammen«, murmelte sie in sich hinein. »Ich habe zehn Artefakte, fünf weißmagische und fünf schwarzmagische. Mit ihnen muss ein Dimensionstor auf der Erde und eines in der Hölle auf Avalon geöffnet werden. Meine Aufgabe ist es, die Tore zu stabilisieren und eine durchgängige, ewig haltende Verbindung zu schaffen.«

Sara blieb stehen und nickte zur Bestätigung. Dann lief sie weiter. »Mein erster Ansatzpunkt war, dass Brocéliande und Avalon einst verbunden waren. Das wollte ich ausnutzen und habe in Brocéliande den ersten Versuch gestartet. Doch dieser Versuch schlug fehl, da sich Neles Goldbarren als das falsche Artefakt herausstellte. Mit dem Speer der Aborigine habe ich nun hoffentlich den richtigen Schlüssel erhalten. Doch mit dem Versuch, den Übergang im Château herzustellen, haben wir anscheinend auf die falsche Fährte gewechselt.« Sara blieb stehen und sah aus einem der wenigen Fenster, die es in diesem Korridor gab.

Es hatte wirklich den Anschein, dass der Bote, und vielleicht sogar der Wächter der Schicksalswaage selbst, nicht wirklich wussten, wie die Verbindung zustande kommen sollte. Waren sie etwa nicht allwissend?

Fasziniert betrachtete sie den Andromeda Nebel, den ihr der Blick aus dem Fenster zeigte. Sie dachte an ihre Zeit als ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN, als sie selbst noch zwischen den Sternen unterwegs gewesen war. Jetzt hockte sie größtenteils hier in Caermardhin. Wie die Spinne im Netz.

Sara lachte freudlos auf. Eher wie eine im Netz der Spinne gefangener Falter.

Sie riss sich vom Anblick los und setzte ihren Weg fort. »Beim zweiten Versuch habe ich zwei Parameter geändert. Einen der Torschlüssel und den Standort. Das war falsch, denn man ändert immer nur eine Komponente. Wenn also jetzt der Torschlüssel der richtige ist, dann muss ich es mit dem alten Standort erneut versuchen.

Vielleicht …«

Sie stockte. »… aber natürlich! Das ist es. Nur fünf der Schlüssel werden auf der Erde benötigt, die anderen fünf in der Hölle!« Sara lächelte, dann wurde sie übergangslos wieder ernst. »Allerdings gibt es da ein sehr großes Problem: Ich kann sie nicht mehr allein voneinander lösen.«

Vor sich sah sie die Tür zum Saal des Wissens. Voller Tatendrang lief sie darauf zu.

»Quack!« Beinahe wäre Sara über das kleine warzige Etwas gestolpert. Sie bückte sich und nahm die Kröte, die vor ihr hockte, auf die Hand. »Na du hast mir gerade noch gefehlt!« Sie würde Kühlwalda – so der Name der Kröte – mit in den Saal des Wissens nehmen. Maskottchen oder Talisman würden sie die Menschen wohl nennen.

Schnell machte Sara sich an die Arbeit und sah Dutzende von Kristallen durch. Ihre Laune verbesserte sich mit jedem weiteren dieser Datenspeicher.

»Quak«, machte Kühlwalda hin und wieder. Fast hörte es sich wie eine Bestätigung an.

Schließlich gestattete Sara Moon sich ein Lächeln. »Ja. So müsste es gehen.« Sie sah auf Kühlwalda herab. Diese glotzte zurück. »Jetzt haben wir also die Lösung. Allerdings benötigen wir zur Durchführung des Unternehmens weitere Zutaten.«

Die Silberhaarige seufzte. Es hörte ja keiner. »Lebende Zutaten. Doch diese lebende Mischung ist hochexplosiv.«

»Quak«, schien es ihr Kühlwalda zu bestätigen.

Sara lachte freudlos auf. »Hast ja recht. Die Mischung der benötigten Mitstreiter ist genauso hochexplosiv, wie es die Artefakte untereinander jetzt schon sind …!«

***

DallasAusfallstraße nach Braddock

Der Lieferwagen brummte über den Highway. Bobby Stevens trommelte mit den Fingern zum Takt der Countrymusik auf dem Lenkrad herum. Nur noch diese eine Lieferung und dann war endlich Feierabend. Dann lag ihm die Welt zu Füßen.

Wie in einem großen Supermarkt konnte er genüsslich wählen, wozu er am heutigen Abend noch Lust verspürte. Wollte er zu Hause bleiben und mit Chips und Bier seine Lieblingshorrorserie weiter schauen? Oder wollte er lieber noch einmal Laufband, Hanteln und Gewichte bemühen? Oder gar beides?

Die Ausfahrt wurde sichtbar. Er setzte den Blinker, bremste und bog nach rechts ab. Die Lichtkegel rissen eine mit Schlaglöchern übersäte Asphaltstraße aus der Dunkelheit. Er drosselte die Geschwindigkeit und fuhr nun deutlich langsamer die vom Alter aufgesprungene und holprig gewordene Straße in das ehemalige Industriegebiet.

Nein, überlegte er weiter, auf einen Abend in trauter Einsamkeit verspürte er heute nicht wirklich Lust. Schon eher auf Lucy und die vier »B«: Bar, Bier, Billard, Bett.

Bobby sah zur Seite. Rechts und links der Straße standen dunkle und lang gestreckte Schemen, Wellblechbaracken. Und hier sollte sich noch ein intaktes Lager befinden? Er betätigte den Schalter für die Innenraumbeleuchtung des Fahrerhauses.

Zum wiederholten Male sah der Mittvierziger auf seine Frachtpapiere. Die Adresse stimmte. Sie befand sich nur ein paar Hundert Meter links vor ihm. Er löschte das Licht und sah wieder auf die Straße.

Lucy. Bobby gestattete sich ein Lächeln.

Wenn er denn eines fernen Tages wirklich eine feste Partnerin fürs Leben suchen sollte, dann würde er für Lucy die höchste Punktzahl vergeben. Doch sie beide genossen und verteidigten viel zu gerne ihre Freiheit. Sie hatten getrennte Wohnungen, gingen oftmals getrennte Wege und doch waren und blieben sie sich treu. Lucy war hübsch, sie war klein drall und blond, sprach nicht zu viel und konnte beim Trinken gut mithalten. Sie war bester Kumpel und Bettgefährtin in einer Person.

Aber … wenn sie offiziell seine Lebensgefährtin würde, war es vorbei mit der Freiheit. Das wussten beide und so blieb alles beim Alten. Hatte er Bock auf Gesellschaft, rief er sie an und umgekehrt. Noch nie hatten sie füreinander keine Zeit gehabt …

Donnerwetter.

Bobby schaltete kurz die Scheinwerfer aus. Dort vorn! Da war tatsächlich ein Lichtschein. Abermals drosselte er die Geschwindigkeit. Nun kroch das Fahrzeug beinahe über die Piste. Eine einzelne Glühlampe leuchtete an der Front einer der Wellblechbaracken. Bobby zuckte mit der Schulter. Also würde alles seine Richtigkeit haben. Das letzte Paket, dann ausgiebig duschen, Lucy einladen, das Bier bestellen und die Spielstöcke spitzen. Und am Ende gab es für beide eine ausgiebige Belohnung.

»Yeah, Baby!« Das konnte sich Bobby jetzt nicht verkneifen. Er drehte das Lenkrad und fuhr zwischen die Hallen. Genau in dem Augenblick, als er hupen wollte, öffnete sich die Fronttür und ein junger Mann in Firmenkleidung von Taroth-Enterprises winkte ihn zu sich heran.

Bobby rangierte seinen Transporter rückwärts zum Barackeneingang. Dann stieg er aus. »N’abend«, grüßte er. »Bin ich hier wirklich richtig? Ich soll hier ein Paket für Taroth-Enterprises abliefern.«

Der junge Mann nickte und lächelte. »Goldrichtig.«

Der Mittvierziger gab ihm die Kladde mit dem Frachtbrief. »Bitte unterschreiben. Die ersten drei Durchschläge sind für mich, der letzte für Sie.« Er stiefelte nach hinten und öffnete die Heckklappe des Lieferwagens. »Haben Sie einen Stapler? Das Paket sieht zwar nicht danach aus, aber es bringt stolze 160 Kilo auf die Waage. Wir haben es auf eine Palette gestellt.«

Wieder lächelte der junge Mann, gab die Papiere zurück und sprang in den Laderaum.

»Es geht mich ja nichts an.« Bobby warf die Papiere auf den Beifahrersitz, gesellte sich wieder zu ihm nach hinten und sah in den düsteren Frachtraum. »Aber warum soll ich das Paket hier abliefern? Taroth-Enterprises hat seinen Firmensitz, inklusive den Testlaboren und Lagerhallen, doch mitten in der Stadt.« Dann wurden seine Augen groß. »Sind Sie Kraftsportler?«

Der junge Mann lächelte noch immer, als er mit dem Paket in seinen Händen aus dem Lieferwagen sprang.

»Wie, wie machen Sie das?«

Plötzlich glommen die Augen des jungen Mannes rot auf.

Wortlos schloss Bobby die Hecklappe seines Transporters, stieg wieder ein und fuhr davon.

***

Sebald sah ihm noch einige Augenblicke nach, dann trug er das Paket ins Innere der Baracke. Wo auch immer er auf eine Tür traf, diese öffnete und schloss sich stets wie von Geisterhand.

Am Ziel angekommen, stellte er seine Fracht direkt vor einem großen Metalltank ab. Den Karton riss er einfach auf. Zum Vorschein kam eine Miniversion des gewaltigen Druckkessels. Sebald griff sich den Verbindungsstutzen aus Glas und koppelte beide Geräte aneinander. Danach schloss er eine Leitung an den kleinen Kessel an und erhöhte nochmals den Innendruck. Erst zum Schluss öffnete er den Hahn des kleinen und dann den des großen Behälters. Schwach leuchtende Schemen flutschen nun in den Haupttank.

Als die Transaktion beendet war, löste er die Verbindung wieder.

Sebald gestatte sich ein Grinsen. Liebevoll strich er über den Behälter. »Hallo, ihr lieben, bösen Seelen. Vielleicht wisst ihr es noch nicht, aber ihr seid meine Eintrittskarte in die Oberliga.«

»Ts, ts, ts.«

Sebald fuhr herum. Vor ihm standen plötzlich drei schwarz gekleidete Herren. Ihre Augen glommen in einem leuchtenden Rot.

»Wir müssen dich leider korrigieren.« Der mittlere der Männer zog kurz die Mundwinkel nach oben. »Es ist nicht deine Karte in die Oberliga, sondern ein Freifahrtschein direkt zum Chef.«

Im ersten Moment dachte Sebald an Verteidigung. Er war so weit gekommen!

Nein, korrigierte er sich sofort. Sie hatten es von Anfang an gewusst. Er hatte nie eine Chance gehabt. Wie dumm er doch war! Das Spiel war aus, noch ehe es wirklich begonnen hatte.

Sebald schloss resigniert die Augen und ließ sich abführen.

***

Die Dimension des Fürsten der FinsternisThronsaal

Nargol beeindruckte die Dimensionsfalte immer wieder aufs Neue. Diese gewaltige Höhle, mit ihren lodernden Feuerwänden, hinter denen die Seelen aus voller Pein heraus schrien, hatte es ihm angetan, wie auch die Stufen zum Thron, die aus flüssiger Lava zu bestehen schienen, und der Thron selbst, der sich aus schmatzendem Magma heraus immer wieder neu formte. Ja, es sah hier verdammt echt nach der alten Hölle aus.

Und doch war alles nur Lug und Trug. Blendwerk! Die Höhlenwände bestanden aus dickem Sicherheitsglas. Die darin eingearbeiteten Gasleitungen sorgten für das stetige Feuer. Stufen und Thron wurden aus einem Konglomerat von Bildschirmen, Leuchtstoffen, Blasebälgen, Elektronik und Magie gebildet. Einzig die Seelen in ihrem Gefängnis waren echt. Und der Fürst natürlich auch. Obwohl, eine Selbstkrönung machte noch lange keinen richtigen Fürsten aus. Nargol unterdrückte schleunigst die ketzerischen Gedanken. Nicht auszudenken, was passierte, wenn jemand seine Gedanken läse.

»Was hast du mir mitgebracht?« Jedes Wort donnerte ihm die beeindruckende Gestalt von oben herab an den haarlosen und leicht schuppigen Kopf.

Große Schwingen hatten sich hinter dem Rücken des Mächtigen entfaltet. Mit seinem Schweif, den Hörnern und der ledrig braunen Haut sah er dem großen Lucifuge Rofocale recht ähnlich. Und doch waren sie Feinde gewesen. Damals, in der alten Hölle.

Nargol, der niedere Dämon, verbeugte sich. In dieser Stellung begann er zu sprechen. »Herr, mein Fürst, ich habe erlesene Seelen für Euch.«

»Seelen? Seelen?! Ich kann das Wort Seelen nicht mehr hören! Die Seelen hängen mir langsam zum Halse raus. Ständig erhalte ich Seelen. Das langweilt mich. Was hast du noch für mich? Sprich oder stirb!«

Aus den Augenwinkeln heraus sah Nargol, wie die Gestalt auf dem Thron in Flammen aufging. Ein Zeichen höchster Unbeherrschtheit. »Herr, mein Fürst, Ihr habt in Eurer unersättlichen Gier doch Seelen über Seelen verlangt. Und ich bringe sie Euch als Euer treuester Diener, Woche für Woche. Hört Ihr denn nicht, wie sie Euch mit ihrer Pein erfreuen wollen?«

»Bla, bla, bla. Leeres Gewäsch! Ich weiß, was ich verlangt habe. Also, was hast du mir noch anzubieten? Ab heute reichen mir deine Seelen nicht mehr.«

»Herr …« Nargol fühlte sich etwas hilflos, ja, überfordert mit dieser Situation. Natürlich waren ihm die Launen des Fürsten bekannt. Doch bisher hatte er ihnen glücklich ausweichen können. »Ich habe nur noch einige Irrwische bei mir.«

Der niedere Dämon hielt sich die kleinen magischen Wattebäusche zum Zeitvertreib. Sie quietschen so herrlich, wenn er sie folterte. Und sie vermehrten sich rasch. Das war gut, denn oftmals mussten sie seine Gelüste mit ihrem Leben bezahlen.

»Sind die noch aus der Hölle?«

»Jawohl, mein Fürst.«

»Zeig her!«

Nargol öffnete seine Umhängetasche aus Menschenhaut und entließ die Irrwische. Verängstigt bildeten sie einen großen flauschigen Klumpen. PFUFF. Ihre Überreste rieselten langsam zu Boden.

»Langweilig!«