Psyche in Form - Sigurd Baumann - E-Book

Psyche in Form E-Book

Sigurd Baumann

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Beschreibung

Die Psyche ist maßgeblich an sportlichen Erfolgen und Misserfolgen beteiligt. Daher ist es wichtig, nicht nur den Körper fit zu machen, sondern auch die Psyche zu stärken. Was tun bei Lampenfieber? Wie geht man mit Angst und Stress im Wettkampf um? Wie stärkt man das Selbstvertrauen? Egal ob Einzel- oder Mannschaftssport, dieses Buch gibt Trainern und Sportlern Einblicke in das faszinierende Feld der Sportpsychologie und zeigt, wie man zur mentalen Fitness gelangt.

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Seitenzahl: 173

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Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Sigurd Baumann

Psyche in Form

Sportpsychologie auf einen Blick

Meyer & Meyer Verlag

Psyche in Form

Sportpsychologie auf einen Blick

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2011 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

Auckland, Beirut, Budapest, Cairo, Cape Town, Dubai, Indianapolis,

Kindberg, Maidenhead, Sydney, Olten, Singapore, Tehran, Toronto

Member of the World

Sport Publishers’ Association (WSPA)

eISBN: 9783840330322

www.dersportverlag.de

E-Mail: [email protected]

Inhalt

Vorwort

1 Diagnose

1.1 Diagnostische Verfahren im Sport

2 Handlungsregulation

2.1 Instanzen der Handlungsregulation

2.2 Die Kopfarbeit

2.3 Orientierungsgrundlage

2.4 Empfindlichkeit der Analysatoren

2.5 Sensibilisierung

3 Gesundheit

3.1 Sport und Gesundheit

3.2 Aspekte der Motivierung im Gesundheitssport

3.3 Unfallvermeidung

4 Motivation

4.1 Triebstärke – Reizstärke

4.2 Aktivitätspotenzial – Verwöhnen

4.3 Motivieren – Basismotive

4.4 Einstellung

4.5 Erfolgserlebnisse

4.6 Gradmesser für Erfolgserlebnisse

4.7 Wirkung von Misserfolgserlebnissen

4.8 Typen der Zielsetzung

4.9 Auswahl der Ziele

5 Pubertät

5.1 Konflikte in der Pubertät

5.2 Das Körperschema in der Pubertät

5.3 Erwachsen werden – Ziel und Widerspruch

6 Psychische Steuerungsfähigkeiten

6.1 Welche Fähigkeiten zählen dazu

7 Konzentration

7.1 Konzentration – Definition

7.2 Konzentrationsrichtungen

7.3 Konzentrationskontrolle – Konzentrationstraining

8 Schwerpunkte des psychologischen Trainings

8.1 Zustandsregulation – mentales Training – Selbstvertrauen

9 Mentales Training

9.1 Mentales Training – Ziele – Methoden – Inhalte

9.2 Mentales Training – Inhalte – Methoden

9.3 Visualisieren

9.4 Psychische Barrieren

9.5 Der Trainingsweltmeister – was tun?

9.6 Mentales Training für Spieler 1

9.7 Mentales Training für Spieler 2

10 Entspannung

10.1 Wirkungen der Entspannung

10.2 Vorbereitung der Entspannungsverfahren

11 Pause

11.1 Pause – Phasen der Pause

11.2 Erholung – wie lange? Die Wiederherstellungsphase

11.3 Psychologisches Wiederherstellungstraining

12 Selbstvertrauen

12.1 Selbstvertrauen – die richtige Dosierung

12.2 Erwartungsdruck – Selbstzweifel – Selbstvertrauen

12.3 Selbstmotivierung

12.4 Methodik der Selbstbekräftigung – Affirmation

12.5 Überzeugungstraining

12.6 Erwerb von Selbstvertrauen

13 Emotionen

13.1 Negative Emotionen

13.2 Aggression und Gewalt – der verhaltensbiologische Ansatz. Aggression ja! Gewalt nein!

13.3 Ansätze der Gewaltentstehung

13.4 Kampfsportarten – als Mittel zur Vermeidung von Gewalt

14 Angst – Stress

14.1 Symptome der Angst

14.2 Formen der Angst

14.3 Wirkungen der Angst

14.4 Bewältigung von Ängsten

14.5 Angst- und Stressabbau

14.6 Stressarten und Erholung

14.7 Wechselbeziehung der Stressfaktoren

14.8 Stressbewältigung – Stressformeln

14.9 Stressbewältigungskatalog

15 Mannschaft

15.1 Die Sportmannschaft als soziale Einheit

15.2 Vier Phasen der Teamentwicklung – wie eine Mannschaft entsteht

15.3 Aufgabenzusammenhalt – Leistung – Sportart

15.4 Leistungsfähigkeit einer Mannschaft

15.5 Mannschaftszusammenhalt

15.6 Was der Trainer tun kann

16 Konflikte

16.1 Konflikte im Sport

16.2 Konfliktbewältigung

17 Aberglaube

17.1 Irrationalität im Sport – Aberglaube – Magie – Rituale – Maskottchen

18 Coaching

18.1 Coaching – Voraussetzungen

18.2 Vier Wirkungen der Sprache

18.3 Nonverbale Botschaften

18.4 Voraussetzung emotionaler Kompetenz

18.5 Maßnahmen des Coachs – unterstützende Maßnahmen des Coachs

18.6 Zielbereiche des Coachings

Bildnachweis

Vorwort

Selbstkontrolle, mentales Training oder Selbstvertrauen spielen in allen Anwendungsfeldern des Sports eine mehr oder minder bedeutsame Rolle. Die facettenhafte Auswahl sportpsychologischer Schwerpunkte soll dazu anregen, sich eigenständig und kreativ mit psychologischen Fragen im Sport zu beschäftigen und zur Lösung persönlicher und sozialer Probleme beizutragen.

Das vorliegende Buch soll durch die farbige Gestaltung der Grafiken und Modelldarstellungen Interesse für die Sportpsychologie wecken, sportpsychologische Grundlagen aufzeigen, in sportliche Anwendungsfelder einführen und zu weiteren, vertiefenden Studien herausfordern.

Die grafische Gestaltung verdeutlicht Zusammenhänge sportpsychologischer Inhalte, ohne dass damit der Anspruch auf vertiefte Kenntnisvermittlung erhoben wird.

Der Umgang mit Sportlern aller Leistungs- und Altersstufen im Freizeit- und Leistungssport verlangt Eigenerfahrung, Menschenkenntnis und psychologisches Grundwissen. Sie sind Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten der Betreuer, Übungsleiter, Lehrer und Trainer in der täglichen Betreuungs-, Trainings- und Wettkampfpraxis.

Prof. Dr. Sigurd Baumann

1Diagnose

1.1Diagnostische Verfahren im Sport

Ähnlich wie der Arzt vor Verabreichung eines Medikaments eine entsprechende Diagnose stellt, muss auch der Psychologe zunächst möglichst umfangreiche Kenntnisse über Ursachen und Art eines vorliegenden Problems gewinnen. Da jeder Mensch über eine nicht austauschbare, einmalige Lebensgeschichte verfügt, bedarf es grundsätzlich einer individuell ausgerichteten Erkenntnisgewinnung. Hierin liegt auch die Begründung, dass es in der Psychologie keine rezeptartigen Verschreibungen gibt, da gleichartige Phänomene, z. B. Angstreaktionen, bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Ursachen und Voraussetzungen aufweisen können. Je besser ein Trainer seine Schützlinge versteht, desto vielseitiger und effektiver kann er Einfluss nehmen. Trainer und Sportlehrer müssen ihre Diagnose meist in kurzer Zeit stellen. Wissenschaftliche Methoden stehen zwar zur Verfügung, spielen aber nur dann eine Rolle, wenn die diagnostische Zielsetzung eine vertieftere und zeitlich aufwendige Untersuchung verlangt. Der praktisch ausgerichtete Betreuer kann sich neben seinem „gesunden Menschenverstand“ vor allem auf die Anamnese, die Beobachtung und das Gespräch stützen.

Die Anamnese

Sie stellt die Informationssammlung über Lebensdaten und Vorgeschichte des Sportlers dar. Auf ihrer Grundlage werden weitere Informationen interpretiert. Ein Trainer sollte sich im Klaren darüber sein, dass Kenntnisse über die Lebensumstände des Sportlers eine wichtige Hilfe für seine Maßnahmen darstellen. Sein Interesse sollte auf folgende Bereiche gerichtet sein: Einstellungen und Erziehungspraktiken der Eltern, schulische oder berufliche Situation, sportliche Vergangenheit, Hobbys, private Neigungen, Konflikte, Wünsche und Erwartungen allgemeiner und sportbezogener Art.

Die Beobachtung

Die Beobachtung ist neben dem Gespräch die Hauptmethode des Betreuers. Der Trainer ist meist gezwungen, das Beobachtete mit weiteren Informationen zu verknüpfen, um ein annähernd zutreffendes Urteil fällen zu können. Die pädagogischpsychologische Aufgabe des Trainers besteht in der ständigen Verfeinerung seiner Beobachtungsfähigkeit. Er sollte sich dem Wort Goethes verpflichtet fühlen: „Ihr müsst es lernen, nicht anzusehen, sondern zu durchschauen.“

Die Beobachtung stellt einen gezielten Wahrnehmungsprozess dar, der uns allerdings nur über äußerlich beobachtbares Verhalten Aufschluss gibt. Deshalb stellt das Gespräch eine geeignete Methode zu weiterer, vertiefter Erkenntnis dar.

Das Gespräch

Es erfüllt die Funktionen der Einwirkung, der Therapie und der Informationsgewinnung. Die meisten Sportler haben das Bedürfnis, sich mit jemandem auszusprechen. Bei Gesprächen, die unterdrückte oder verheimlichte Probleme und Konflikte aufhellen sollen, ist auf Ungezwungenheit, Freiwilligkeit und Gesprächsbereitschaft des Sportlers zu achten. Am Anfang sollten Themen positiver Erlebnisse, Wünsche und Erwartungen stehen, um ein Gespräch in Gang zu bringen und anfängliche Widerstandsreaktionen zu verhindern. Der Trainer sollte verhörähnliche Techniken, vorschnelle Kommentare oder übertriebene Verständnisbereitschaft vermeiden.

Wissenschaftlich orientierte Methoden

Eine große Unterstützung des Trainers kann der mit wissenschaftlichen Methoden arbeitende Sportpsychologe sein. Fragebögen zur Selbsteinschätzung, Experimente, Tests und sozialpsychologisch ausgerichtete Methoden (Soziometrie), stellen Verfahren dar, die in die Sportpsychologie Eingang gefunden haben. Interessierte Sportler und Trainer können durch vertieftes Studium der nachfolgenden Literaturhinweise ihr diagnostisches Repertoire erweitern.

Vertiefende Literatur:

Atteslander, P. (1993).

Methoden der empirischen Sozialforschung

. Berlin.

Baumann, S. (2006). Psychologie im Sport. Aachen.
Gorbunov, G. (1988). Der erfolgreiche Sportler. Berlin.
Lamnek, S. (1989). Qualitative Sozialisationsforschung, (2. Band). München.

2Handlungsregulation

2.1Instanzen der Handlungsregulation

Sportler, die „ausflippen“, die sich z. B. durch unbeherrschtes Verhalten eine Rote Karte zuziehen, lassen sich von momentanen Gefühlen leiten. Ihr Handeln wird überwiegend emotional gesteuert. Sportler, die kühlen Kopf bewahren, die bewusst ein realistisches Ziel verfolgen und eventuelle Folgen der Handlungsausführung beurteilen können, steuern ihr Handeln kognitiv.

Das äußerlich beobachtbare Verhalten eines Sportlers wird also durch innere, psychische Prozesse programmiert und gesteuert, die sich aus dem Zusammenspiel und der Wechselwirkung kognitiver, emotionaler und motorischer Komponenten ergeben. Man unterscheidet deshalb drei Regulationsebenen (Nitsch, 1996):

Kognitive Handlungsregulation

Kognitiv gesteuerte Handlungen sind bewusst geplant und willentlich gesteuert. Die Handlungsfolgen werden bewusst erkannt, es liegen bewusste Kalkulationen und Entscheidungen über die einzusetzenden Mittel vor.

Neben den intellektuellen Fähigkeiten (Wahrnehmung, Gedächtnis, Vorstellen, Denken), die für die Qualität der Situations- bzw. Aufgabenbewältigung von wesentlicher Bedeutung sind, spielen bei kognitiv gesteuerten Handlungen im Sport die psychischen Steuerungsfähigkeiten eine wichtige Rolle. Ihr Einsatz wird vor allem dann erforderlich, wenn Hindernisse und Schwierigkeiten oder handlungsbeeinflussende Gefühlserlebnisse auftreten, die es zu steuern oder zu bewältigen gilt (siehe psychische Steuerungsfähigkeiten). Auch sie gehören der kognitiven Regulationsebene an, da ihr Einsatz bewusst erfolgt und deshalb auch trainiert und verbessert werden kann.

Die kognitive Regulationsebene stellt die übergeordnete Steuerungsgröße dar, d. h., emotionale und motorische Regulierungen können intellektuell in ihrer Ausprägung und Richtung beeinflusst werden. Allerdings ist es auch möglich, dass emotionale und motorisch gesteuerte Handlungen ohne bewusste Mitwirkung des kognitiven Systems ablaufen.

Emotionale Handlungsregulation

Handlungen können durch Gefühle, Stimmungen oder Affekte gesteuert werden. Reize, die mit Emotionen verknüpft sind, lösen spezifische Handlungsweisen aus. Daraus resultieren persönliche Erfahrungen. Im Laufe der individuellen Lerngeschichte können sich Emotionen verselbstständigen, d. h., Handlungen werden nicht mehr durch Reize, sondern von Emotionen ausgelöst.

So können sich im Verlauf des Erfahrungsprozesses gleiche Emotionen mit verschiedenen Reizen koppeln. Daraus wird verständlich, dass gleichartige Situationen bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Reaktionen auslösen können.

Boxer werden z. B. von manchen Menschen als asketische Sportler bewundert, andere verabscheuen sie als aggressive Triebmenschen. Die Kritik eines Trainers kann bei einem misserfolgsorientierten Spieler gänzlich andere Reaktionen auslösen als bei einem erfolgshungrigen jungen Sportler. Der Anblick einer Maus oder eines Löwen kann bei verschiedenen Personen zu ähnlichen Panikzuständen führen.

Emotionale Regulationen treten vor allem dann auf, wenn es um schnelle Handlungsausführungen geht, die einer gedanklichen Steuerung nicht mehr oder nur in geringem Maß unterliegen. Emotional gesteuert sind beispielsweise Handlungen, die durch Angst oder Wut ausgelöst werden, aber auch beim Reagieren auf Finten oder beim Verhindern eines Sturzes durch blitzschnelles Reagieren, kann man von emotionaler Steuerung ausgehen.

Die motorische Regulationsebene

Die motorische Regulationsebene enthält überwiegend unbewusste, d. h. nicht oder nur teilweise bewusstseinsfähige Bewegungsmuster, die regulatorisch die Bewegung beeinflussen. Zu nennen sind Regularien, die sich durch Übungsprozesse und Anpassung ausbilden, z. B. das Bewegungsgefühl, das Wassergefühl oder das Gleitgefühl. Automatische Anpassungsprozesse, z. B. das Halten eines Handstands oder die automatische motorische Anpassung an sich verändernde äußere Bedingungen, z. B. Bodenverhältnisse, Pistenbedingungen, können zwar bewusst initiiert, aber in ihrem prozessualen Ablauf nicht bewusst beeinflusst werden.

Vertiefende Literatur:

Kunath, P. (1991).

Tätigkeitsorientierte Sportpsychologie.

Frankfurt. Nitsch, J. (1996). Zur handlungstheoretischen Grundlegung der Sportpsychologie. In H. Gabler, u. a. (1996). (Hrsg.),

Einführung in die Sportpsychologie.

(Band 2). Schorndorf, S. 188.

2.2Die Kopfarbeit

Jede sichtbare sportliche Handlung wird durch unsichtbare innere Prozesse veranlasst, programmiert, entschieden und gesteuert.

Aufgabe

Am Anfang steht die sportliche Aufgabe, z. B. beim Skilauf einen Hang zu bewältigen oder eine Leistungsbarriere zu überwinden.

Zielsetzung

Die Aufgabe kann gelöst werden, wenn der Sportler seine Fähigkeiten kennt und er entsprechende Ziele formuliert, die er konsequent verfolgt.

Nicht immer können Ziele sofort formuliert werden. In diesem Falle ist es erforderlich, die Orientierungsphase vor die Zielsetzung zu verlagern. Dies tritt ein, wenn noch zu wenig Kenntnisse vorliegen. Beispielsweise orientiert sich ein Sportler zunächst über die Trainingsbedingungen, ein Skifahrer prüft die Schneeart, ein Leichtathlet seinen Trainingszustand, bevor das Ziel gesetzt wird.

Orientieren

Man orientiert sich über die äußeren Handlungsbedingungen, überlegt die Handlungsschritte und wägt die Handlungsfolgen ab. In dieser Phase stellt der Sportler den Zusammenhang zwischen seinem Können und der Situation dar. Er gestaltet die objektive Situation je nach Aufgabenstellung und Können subjektiv um. Beispielsweise erkennt der Spieler, ob er sich in der Verteidigungsrolle oder im Angriff befindet, der Skifahrer orientiert sich über die Geländebeschaffenheit u. a.

Planen

Auf der Basis der subjektiven Orientierungsgrundlage erstellt er einen Handlungsplan, der es ermöglicht, die beabsichtigten Handlungen im Kopf, d. h. gedanklich antizipatorisch durchzuspielen. Der Sportler löst sich von der realen Situation und stellt sich die zukünftige Abfolge seiner Handlung in ihrem Ablauf vor. Man kann es als „Probehandeln im Kopf“ bezeichnen. Wesentlich ist es, dass der Plan den eigenen Fähigkeiten entspricht und ein Gelingen in der praktischen Phase wahrscheinlich ist.

Entscheiden

Ist der Handlungsplan erstellt, bedarf es des Entschlusses zur Ausführung. Es gibt Plänemacher mit genialen Programmen, die es jedoch nicht schaffen, den Schritt vom Planen zur motorischen Umsetzung zu vollziehen. Hierzu bedarf es der bewussten Entschlusskraft.

Ausführen

In der Phase des Ausführens tritt zutage, ob das vorausgegangene Orientieren, Planen und Entscheiden richtig war. Aber nicht nur die psychische Vorbereitung ist verantwortlich für das Gelingen, auch der Trainingszustand, die Verbindung zur Muskulatur und deren Funktionsfähigkeit tragen zum Gelingen bei.

Kontrollieren

Man vergleicht das tatsächliche Ergebnis mit dem Handlungsplan und erkennt, ob der Plan erfüllt wurde oder ob Abweichungen von der Zielprogrammierung auftreten. Im Falle der Nichtübereinstimmung kommt es zu einer inneren Rückmeldung zu den psychischen Instanzen, die entsprechende Änderungen der Orientierung oder der Planung vornehmen.

Diese psychischen Bereiche laufen sowohl chronologisch als auch gleichzeitig ab. Der erfahrene Sportler wird nach dem Wahrnehmen der Situation den Plan sofort erstellen, ohne zeitliche Abfolge der gedanklichen Planung. Ähnlich wie beim Betrachten einer bekannten Landkarte, auf der man den gesuchten Ort mit einem Blick erfasst. Der Ungeübte bedarf einer längeren Abfolge der Orientierungs-, Planungs- und Entscheidungsphase.

Für den Trainer stellt es eine lohnende Aufgabe dar, zu erkennen, ob der Sportler eine unangemessene Orientierungsgrundlage gebildet, einen unrealistischen Handlungsplan erstellt hat oder über mangelnde Entscheidungsfähigkeit verfügt.

Vertiefende Literatur:

Baumann, S. (2006).

Psychologie im Sport.

Aachen. Schubert, F. (1981).

Psychologie – zwischen Start und Ziel.

Berlin.

2.3Orientierungsgrundlage

Vor der Handlungsausführung muss der Sportler eine Orientierungsgrundlage erstellen, die es ihm ermöglicht, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln eine Situation erfolgreich zu bewältigen und zum Ziel zu gelangen. Sich orientieren, bedeutet also mehr, als nur die Umwelt in ihrer physikalischen Gegebenheit wahrzunehmen. Eine entscheidende Rolle spielen die bisher gemachten Erfahrungen, die Intensität der Motivation und die Bedeutung der Zielstellung.

Ein Skilehrer hat beispielsweise die Aufgabe, eine Gruppe wenig geübter Skiläufer sicher zu Tal zu führen. Er erstellt eine Orientierungsgrundlage, in der das geringe Können der Teilnehmer, seine eigenen Kenntnisse über Gelände und Könnensanforderungen eingehen. Auf Grund dieser Orientierungsgrundlage wählt er eine einfache Route, die eine angemessene Bewältigung der Aufgabe ermöglicht.

Am nächsten Tag befährt er ohne Gruppe den gleichen Hang. Nun bedarf er einer neuen Orientierungsgrundlage, die durch seine Motivation zum lustvollen Skifahren, sein technisches Können und seine Erfahrung mit der gewählten Route gekennzeichnet ist.

Die Orientierungsgrundlage stellt ein inneres Modell dar, das es ermöglicht, vor der Ausführung ein inneres Probehandeln durchzuführen, das die subjektiven Mittel und Zielstellungen beinhaltet.

Die Orientierung in einer sportlichen Situation spiegelt also nicht die objektiven Gegebenheiten wider, sondern ist stets abhängig von den Antriebsfaktoren, den Tätigkeitsbedingungen und der Zielstellung.

Der Sportler wandelt das objektive Abbild der Umwelt in ein handlungsbestimmendes, subjektives Abbild um. Die Informationsaufnahme der objektiven Reize, also die Erregungsleitung vom Sinnesorgan (Auge, Haut) zum Gehirn, wird als Afferenz bezeichnet („an“-kommende Erregung).

Als Efferenz bezeichnet man die vom Gehirn zu den Vollzugsorganen verlaufenden Erregungen („weg“-führende Erregung).

Das afferente Abbildungssystem stellt zunächst die Grundlage für die Einschätzung der Sportsituation dar. Je nach den Anforderungen des Handlungsvollzugs strukturiert der Sportler dieses Bild in ein efferentes Abbildungssystem um, das als unmittelbare Grundlage für die Entscheidung dient. Die Gesamtheit aller inneren Abbilder eines sportlichen Handlungsprozesses wird als operatives Abbildsystem bezeichnet, das durch die optimale Abstimmung der Orientierung auf das eigene Können und die äußeren Bedingungen gekennzeichnet ist.

Sportler müssen in der Lage sein, bei schnell wechselnden Situationen eine Veränderung der Orientierungsgrundlage vorzunehmen. Als Beispiele können genannt werden: der Wechsel von Abwehr – auf Angriff bei Sportspielen; das Abstimmen des eigenen Verhaltens auf das unterschiedliche Können von Partnern; wechselnde Situationen, die variantenreiche Technik verlangen, z. B. Grundlinienspiel oder Netzangriff im Tennis. Stimmt die Orientierungsgrundlage mit dem Können und den Zielen des Sportlers nicht überein, sind Fehlleistungen, unkontrolliertes Risikoverhalten, Anwendung falscher Techniken oder Taktiken oder gar Unfälle und Verletzungen die Folge.

Vertiefende Literatur:

Frester, R. & Wörz, Th.(1997).

Mentale Wettkampfvorbereitung.

Göttingen. Gabler, H, Nitsch, J. R. & Singer, R. (2003).

Einführung in die Sportpsychologie.

(Band 2). Schorndorf. Kunath, P. & Schellenberger, H. (1991).

Tätigkeitsorientierte Sportpsychologie.

Frankfurt. Schubert, F. (1981).

Zwischen Start und Ziel.

Berlin.

2.4Empfindlichkeit der Analysatoren

Der Mensch ist in der Lage, sich an wechselnde äußere Reize sowohl physiologisch als auch psychisch anzupassen, um einen Gleichgewichtszustand zwischen Organismus und Umwelt herzustellen. Die von der Umwelt auftreffenden Reize, hauptsächlich des optischen und des akustischen Sinns, sowie des Tast- und Bewegungssinns, werden als Empfindungen von den jeweiligen Analysatoren im Gehirn verarbeitet. In ihrem gegenseitigen Zusammenwirken begründen sie die innere, subjektive Wahrnehmung der Welt.

Je nach Stärke und Dauer der von außen einwirkenden Reize kann der Mensch die Empfindlichkeit des jeweiligen Analysators steigern oder vermindern. Wenn wir uns beispielsweise längere Zeit im kalten Wasser bewegen, wird die Empfindlichkeit des taktilen Analysators vermindert, sodass wir die Kälte weniger stark empfinden.

Die Analysatoren können sich wechselseitig beeinflussen und dabei ihre Empfindlichkeit steigern oder vermindern. Die Anpassung der Analysatoren an die Reizintensität wird als Adaption bezeichnet.

Im Sport gibt es vielerlei Möglichkeiten, die Empfindlichkeit der Sinnesorgane zu beeinflussen und zu trainieren.

Die Empfindlichkeit (Sensibilität) eines Analysators wird durch die Reizschwelle bestimmt. Starke Reize vermindern sie, schwache Reize führen zu ihrer Erhöhung. Ein Golfspieler bedarf beim Einlochen eines äußerst sensiblen Gespürs für Schläger und Ball, d. h., die Reizschwelle des Tast- und Bewegungssinns, insbesondere der Hände, speziell der Finger, muss möglichst niedrig sein, um auch feinste Signale der Schlägerbewegung und des Ballkontakts aufnehmen zu können. Innere Erregung, Ängste und eine damit einhergehende erhöhte Spannung der Muskulatur (Muskeltonus) vermindern die Sensibilität der reizverarbeitenden Analysatoren.

Deshalb ist ein gelassener, ruhiger und konzentrierter Zustand eine Voraussetzung für Feinfühligkeit und präzise Bewegungsausführung.

Die Anpassung der Sinnesorgane an geringe Reizeinwirkung bezeichnet man als Sensibilisierung. Hohe Reize führen zur Abstumpfung, d. h., die Empfindlichkeit der Sinnesorgane wird geringer, einwirkende Reize werden nur in geringem Maß oder überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Man passt sich der Höhe des belastenden Reizes an, z. B. beim Kugelstoßen oder Gewichtheben, oder man stumpft ab, wird empfindungsloser, z. B. die Anpassung unseres Gehörs an den Verkehrslärm oder die des Schwimmers an kaltes Wasser.

Die Adaption der Sinnesorgane ist eng verbunden mit den Anforderungen der jeweiligen Sportart. Es gibt keine Empfindungsart, die man nicht durch Training verbessern könnte.

Bewegungsgenauigkeit, Orientierungsfähigkeit und zeitliche Abstimmung sind in hohem Maß von der optimalen Sensibilität der jeweils beanspruchten Sinnesart abhängig.

Vertiefende Literatur:

Baumann, S. (2006).

Psychologie im Sport.

Aachen. Kunath, P. & Schellenberger, H. (1991).

Tätigkeitsorientierte Sportpsychologie.

Frankfurt.

2.5Sensibilisierung

Jeder Sportler entwickelt eine für seine Sportart spezifische Empfindlichkeit der Sinnesorgane. Im Laufe des Trainings erwirbt er eine feine Sensibilität für die Bewegung in ihrem zeitlichen und räumlichen Ablauf sowie für die Intensität des Einsatzes von Kraft und Spannung bzw. Entspannung. Die für die Verarbeitung der jeweiligen Sinnesreize zuständigen Analysatoren im Gehirn stehen miteinander in Verbindung und können sich gegenseitig stützen und ergänzen. So ist bekannt, dass Blinde eine besonders gut entwickelte Sensibilität des Gehörsinns und des Tastsinns besitzen. Wird ein Sinn ausgeschaltet, erreicht man dadurch eine Erniedrigung der Reizschwelle anderer Analysatoren. Diese Methode kann man im Sport nützen, indem man z. B. den optischen Sinn ausschaltet, um Tast- und Bewegungssinn zu schärfen.

Beispielsweise verbindet sich der Schwimmer die Augen, um sein Wassergefühl zu steigern, Turnerinnen steigern dadurch ihr Gleichgewichtsempfinden, der „blinde“ Basketballspieler wird sensibel für den feinen Kraftimpuls, den er dem Ball beim Freiwurf mitgeben muss.

Die Sensibilisierung kann auch durch Unterscheiden verschiedener und unterschiedlicher Reize erhöht werden. Das Verwenden verschiedener Bälle, z. B. Basket-, Volley-, Fuß- und Tennisbälle beim Dribbeln, Passen und Fangen, macht die Stärke der Sinnesempfindung bewusst. Das Training mit dem spezifischen Sportgerät kann im Anschluss daran zu einer weiteren Steigerung der Empfindlichkeit führen.

Für einen Skifahrer ist es wichtig, verschiedene Schneearten zu erfühlen, um Krafteinsatz und Technik darauf abzustimmen. Die Sensibilisierung eines Tennis- oder Tischtennisspielers kann so weit gesteigert werden, dass er die feinen Unterschiede des Verhaltens von Bällen verschiedener Firmen taktil empfindet.

Die wichtigste Methode zur Steigerung der Empfindlichkeit der Analysatoren besteht in der Erniedrigung der Reizstärke.

Dies wird an einigen Beispielen verdeutlicht:

Sensibilisierung des akustischen Sinns

Eine leise Stimme erhöht die akustische Leistungsfähigkeit, da die Reizschwelle des Gehirns erniedrigt wird. Ein Lehrer, der permanent laut schreit oder die Pfeife benutzt, erreicht das Gegenteil der Sensibilisierung – die Abstumpfung.

Sensibilisierung des optischen Sinns

Die Anwendung kleinräumiger Bewegungen schärft den optischen Sinn. Der Tischtennisspieler kann durch Training verschiedene Schlägerhaltungen und Bewegungen des Gegners erkennen und dadurch das Ballverhalten besser beurteilen. Ein Fechter schult seinen optischen Analysator durch Erkennen der Richtung, Form und Schnelligkeit der Bewegung des Gegners. Der Tennisspieler erkennt an den Haaren des Balls dessen Rotation. Nebel und schlechte Sichtverhältnissen erhöhen die optische Wahrnehmungsfähigkeit des Skifahrers.

Sensibilisierung des taktilen und kinästhetischen Analysators(Tast- und Bewegungssinn)

Tischtennisspieler oder Golfer müssen den Schläger in einer fein abgestimmten Druckstärke fassen, um höchste Empfindung für Schlag und Ballkontakt zu erreichen. Je stärker der Druck, mit dem man den Schläger fasst, desto geringer die Empfindlichkeit. Für den Sportler kommt es darauf an, den Krafteinsatz den wechselnden Beanspruchungen anzupassen. Gelöstheit, Ruhe und Entspannung erhöhen die Sensibilität.