4,99 €
"Wenn man denkt, das Leben könnte nicht besser werden, dann kommt Blake Pierce mit einem weiteren Thriller und Mystery-Meisterwerk daher! Dieses Buch ist voller überraschender Wendungen, und am Ende erwartet die Leser eine spektakuläre Enthüllung. Sehr empfehlenswert für alle Liebhaber von exzellent geschriebenen Thrillern." – Buch- und Filmkritiken (über So Gut Wie Vorüber) RACHE IN WIEN ist Band 3 einer charmanten neuen Wohlfühl-Krimireihe der USA Today-Bestsellerautorin Blake Pierce, deren Nummer 1 Bestseller Verschwunden mit 1.500 Fünf-Sterne-Rezensionen ausgezeichnet wurde. Die Reihe (EIN JAHR IN EUROPA) beginnt mit Band 1 (EIN MORD IN PARIS). Diana Hope, 55 und frisch getrennt, findet heraus, dass ihr Ex-Mann gerade einer 30 Jahre jüngeren Frau einen Heiratsantrag gemacht hat. Da sie insgeheim gehofft hatte, dass sie wieder zusammenkommen würden, ist Diana am Boden zerstört. Ihr wird klar, dass es an der Zeit ist, sich ein Leben ohne ihn aufzubauen – ein völlig neues Leben. Die letzten 30 Jahre ihres Lebens war Diana eine pflichtbewusste Ehefrau und Mutter gewesen und hatte die Karriereleiter erklimmt. Stets von Ehrgeiz getrieben, hatte sie nie etwas für sich getan. Doch das sollte sich nun ändern. Diana hatte ihren ersten Freund nie vergessen, der sie nach dem College angefleht hatte, ein Jahr mit ihm nach Europa zu kommen. Sie hätte nichts lieber tun wollen, aber es war eine verrückte, romantische Idee gewesen, und sie hatte befürchtet, dass diese Auszeit ihrem Lebenslauf schaden und ihre Karriere behindern könnte. Aber nun, da ihre Töchter erwachsen waren, ihr Mann auf und davon und ihre Karriere sie nicht mehr erfüllte, wurde Diana klar, dass sie sich um sich selbst kümmern musste. Die Zeit war reif für das romantische Jahr in Europa, von dem sie immer geträumt hatte. Diana bereitet sich nun auf das Jahr ihres Lebens vor und freut sich auf all die Sehenswürdigkeiten und unbekannten Gerichte. Und wer weiß, vielleicht verliebt sie sich noch einmal. Aber das Jahr in Europa hält andere Dinge für sie bereit. Kann die disziplinierte Diana lernen, alles auf sich zukommen zu lassen, spontan zu sein, ihre Deckung fallen zu lassen und endlich das Leben in vollen Zügen genießen? In RACHE IN WIEN (Band 3) reist Diana nach Wien, in der Hoffnung, sich ihren Traum zu erfüllen, von der Musik der Alten Welt zu Tränen gerührt zu werden. Sie ist überwältigt von der Schönheit und den Kulturschätzen der Stadt und fragt sich, ob sie sich in Europa niederlassen sollte. Da stellt eine unvorhergesehene Katastrophe ihre Pläne auf den Kopf. Kann sich Diana dank ihrer Spürnase aus diesem Albtraum befreien? EIN JAHR IN EUROPA ist eine charmante Wohlfühl-Krimireihe zum Schmunzeln, voller Abenteuer, köstlicher Speisen und Reisen. Und vollgepackt mit Spannung, die Sie nicht schlafen lassen wird. Während Diana sich auf die Suche nach Liebe und dem Sinn des Lebens begibt, werden Sie sich in sie verlieben und ihr die Daumen drücken. Sie werden überrascht sein über die Wendungen, die ihre Reise nimmt, weil sie plötzlich vor einem Rätsel steht und Amateurdetektiv spielen muss, um es zu lösen. Fans von Büchern wie Eat, Pray, Love und Unter der Sonne der Toskana werden von dieser Wohlfühl-Mystery-Reihe begeistert sein! Weitere Bücher der Reihe werden bald erhältlich sein.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2022
R A C H E
I N
W I E N
(Ein Jahr in Europa – Band 3)
B L A K E P I E R C E
Blake Pierce
Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus siebzehn Büchern besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die vierzehn Bände umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs Büchern; der fünfbändigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den sechs Büchern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe; der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus sieben Büchern besteht; der CHLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die sechs Bände umfasst; der fünfzehnteiligen JESSE HUNT Psycho-Thriller-Reihe (Fortsetzung folgt); der Psycho-Thriller Reihe DAS AU-PAIR, die aus drei Bänden besteht; der ZOE PRIME Mystery-Reihe, die sechs Teile umfasst; der ADELE SHARP Mystery-Reihe mit zehn Bänden (Fortsetzung folgt); der LONDON ROSES EUROPAREISE Cosy-Krimi-Reihe, die bisher aus sechs Büchern besteht (Fortsetzung folgt); den drei Büchern des neuen LAURA FROST FBI Thrillers (Fortsetzung folgt); der neuen ELLA DARK FBI Thrillern mit bisher sechs Büchern (Fortsetzung folgt); der EIN JAHR IN EUROPA Cosy-Krimi-Reihe aus bisher drei Bänden (Fortsetzung folgt); der dreiteiligen AVA GOLD Mystery-Reihe (Fortsetzung folgt); sowie der RACHEL GIFT Mystery-Reihe, die aktuell aus drei Büchern besteht (Fortsetzung folgt).
Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, hört Blake gern von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2021 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig.
BÜCHER VON BLAKE PIERCE
EIN LAURA FROST FBI-THRILLER
VOR LANGEM VERSCHWUNDEN (Band #1)
EIN ELLA-DARK-THRILLER
IM SCHATTEN (Band #1)
EIN JAHR IN EUROPA
EIN MORD IN PARIS (Band #1)
TOD IN FLORENZ (Band #2)
RACHE IN WIEN (Band #3)
LONDON ROSES EUROPAREISE
MORD (UND BAKLAVA) (Band #1)
TOD (UND APFELSTRUDEL) (Band #2)
VERBRECHEN (UND BIER) (Band #3)
EIN UNGLÜCKSFALL (UND GOUDA) (Band #4)
ADELE SHARP MYSTERY-SERIE
NICHTS ALS STERBEN (Band #1)
NICHTS ALS RENNEN (Band #2)
NICHTS ALS VERSTECKEN (Band #3)
NICHTS ALS TÖTEN(Band #4)
NICHTS ALS MORD (Band #5)
NICHTS ALS NEID (Band #6)
NICHTS ALS FEHLER (Band #7)
NICHTS ALS VERSCHWINDEN (Band #8)
DAS AU-PAIR
SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)
SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)
SO GUT WIE TOT (Band #3)
ZOE PRIME KRIMIREIHE
GESICHT DES TODES (Band #1)
GESICHT DES MORDES (Band #2)
GESICHT DER ANGST (Band #3)
GESICHT DES WAHNSINNS (Band #4)
GESICHT DES ZORNS (Band #5)
GESICHT DER FINSTERNIS (Band #6)
JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE
DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)
DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)
DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)
DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)
DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)
DER PERFEKTE LOOK (Band #6)
DIE PERFEKTE AFFÄRE (Band #7)
DAS PERFEKTE ALIBI (Band #8)
DIE PERFEKTE NACHBARIN (Band #9)
DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG (Band #10)
DAS PERFEKTE GEHEIMNIS (Band #11)
DIE PERFEKTE FASSADE (Band #12)
DER PERFEKTE EINDRUCK (Band #13)
CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE
NEBENAN (Band #1)
DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)
SACKGASSE (Band #3)
STUMMER NACHBAR (Band #4)
HEIMKEHR (Band #5)
GETÖNTE FENSTER (Band #6)
KATE WISE MYSTERY-SERIE
WENN SIE WÜSSTE (Band #1)
WENN SIE SÄHE (Band #2)
WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)
WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)
WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)
WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)
WENN SIE HÖRTE (Band #7)
DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
BEOBACHTET (Band #1)
WARTET (Band #2)
LOCKT (Band #3)
NIMMT (Band #4)
LAUERT (Band #5)
TÖTET (Band #6)
RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)
GEKÖDERT (Band #4)
GEJAGT (Band #5)
VERZEHRT (Band #6)
VERLASSEN (Band #7)
ERKALTET (Band #8)
VERFOLGT (Band #9)
VERLOREN (Band #10)
BEGRABEN (Band #11)
ÜBERFAHREN (Band #12)
GEFANGEN (Band #13)
RUHEND (Band #14)
GEMIEDEN (Band #15)
VERMISST (Band #16)
AUSERWÄHLT (Band #17)
EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE
EINST GELÖST
MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE
BEVOR ER TÖTET (Band #1)
BEVOR ER SIEHT (Band #2)
BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)
BEVOR ER NIMMT (Band #4)
BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)
EHE ER FÜHLT (Band #6)
EHE ER SÜNDIGT (Band #7)
BEVOR ER JAGT (Band #8)
VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)
VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)
VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)
VORHER NEIDET ER (Band #12)
VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)
VORHER SCHADET ER (Band #14)
AVERY BLACK MYSTERY-SERIE
MORDMOTIV (Band #1)
FLUCHTMOTIV (Band #2)
TATMOTIV (Band #3)
MACHTMOTIV (Band #4)
RETTUNGSDRANG (Band #5)
SCHRECKEN (Band #6)
KERI LOCKE MYSTERY-SERIE
EINE SPUR VON TOD (Band #1)
EINE SPUR VON MORD (Band #2)
INHALT
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
EPILOG
Als Kind hatte Diana St. James die Angewohnheit gehabt, im Wohnzimmer ihrer Großmutter auf Long Island auf dem Teppich zu sitzen und dort mithilfe eines alten Plattenspielers die Walzer von Strauss, Mozarts Sinfonien und andere klassische Musik zu hören, bis sie jede Note auswendig gekannt hatte. Manchmal hatte ihr Großvater sie hochgenommen und im Zimmer herumgewirbelt, während sie auf seinen Zehen gestanden und wie wild gekichert hatte.
Sie lächelte bei dem Gedanken, während der Schnellzug sanft auf Wien zusteuerte, das schließlich am Horizont auftauchte. Die grünen Hügel wichen kleinen Dörfern und nun waren auch die historischen Gebäude der Stadt zu sehen, die über die grünen Bäume hinausragten. Wenn meine Großeltern mich jetzt nur sehen könnten. Hier, in der Stadt der Musik!
Sie schaute aus dem Fenster auf die grüne, hügelige Landschaft voller verschlafener Städte mit Strohdächern und Bewohnern, die ihr fröhlich zuwinkten, als hätten sie noch nie einen Zug gesehen. Ab und zu sauste das Gefährt durch einen tiefen Wald, der so üppig war, dass sie die Kiefern fast riechen konnte. Die majestätischen, schneebedeckten Alpen ragten in der Ferne auf und sie staunte über ihre schiere Größe. Sie hatte »Meine Lieder – meine Träume« schon tausendmal gesehen, aber kein Film konnte jemals die Realität treffen. Julie Andrews hatte recht; die Berge waren lebendig. Am liebsten würde sie singend und wirbelnd hindurchlaufen.
Nie hätte sie gedacht, tatsächlich einmal nach Österreich zu kommen. Und Wien? Hier waren all die Legenden der klassischen Musik aufgeblüht, hatten das Handwerk gelernt und ihre Meisterwerke geschaffen.
Ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken und sie lehnte sich so nah an das Fenster, dass sie fast ihre Nase dagegen drückte.
Sie presste ihren Reiseplan an ihre Brust, als sie darüber nachdachte, was sie als Erstes tun wollte, sobald sie aus dem Zug stieg. Als Marketingdirektorin bei Addict Cosmetics in New York City hatte sie sich immer genau an ihren Zeitplan gehalten. Beim Verlassen des Flughafens JFK Richtung Paris hatte sie sogar die Stopps an beliebten Sehenswürdigkeiten auf die Stunde genau geplant – aber ihr Zeitplan war nur wenige Minuten nach der Landung auf dem Flughafen Charles de Gaulle wieder über den Haufen geworfen worden. Jetzt, bei der dritten Station ihrer einjährigen Tour durch Europa, hatte sich ihr treues, in Leder gebundenes Buch verändert. Nach den Abenteuern in Frankreich und Italien hatte sie sich daran gewöhnt, dass nichts jemals nach Plan verlief.
Also war das Buch mittlerweile vielmehr eine Art Bucket List. Es enthielt nicht die beliebtesten Touristenattraktionen der Reiseziele. Sicher, es wäre schön, diese zu sehen, aber stattdessen füllte sie das Buch mit den Dingen, die sie sich wirklich von ihrem Aufenthalt wünschte.
So waren ihre einzigen Pläne für Österreich ganz simpel: Lass dich von wundervoller Musik zu Tränen rühren.
In einer Stadt, die für ihre Musik bekannt ist, würde es dafür bestimmt eine Gelegenheit geben.
Tatsächlich hatte sie den Zug nach Wien aus einer Laune heraus genommen, ohne viel darüber nachzudenken, wo sie unterkommen oder was sie tun würde, wenn sie erst einmal dort wäre. Wie verrückt. Wie untypisch für sie. Wenn meine Kollegen bei Addict mich jetzt nur sehen könnten! Sie würden mich vielleicht nicht einmal erkennen, dachte sie, als sie an den Rand ihres Sitzes rutschte und sich darauf vorbereitete, auszusteigen.
Während sie das tat, torkelte eine ältere Frau in Richtung Ausgang, mit einer Hand die Rückenlehne des Sitzes umklammernd und mit der anderen einen Stock. Als der langsam fahrende Zug plötzlich nach vorn schlingerte, stolperte sie mit ihm. Diana stürzte herbei, um sie zu stützen, schob schnell ihre Tasche vom Sitz und führte die Frau in die Reihe. »Danke«, sagte die Frau. Sie hatte feuerrotes Haar, das weiß gesträhnt war, und ein pausbäckiges, faltenloses Gesicht.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte Diana, als sich die Frau etwas benommen auf ihrem Sitz niederließ.
»Oh, ja. Ich habe es ein bisschen eilig, auszusteigen«, sagte sie mit einem ausgeprägten Akzent. »Ich treffe mich mit meinen Enkelkindern in Wien und ich bin nicht mehr so schnell wie früher. Ich will nicht, dass der Zug wegfährt, bevor ich die Chance hatte, meinen Körper aus dem Wagen zu schleifen!«
»Nun, ich helfe Ihnen gern, wenn der Zug zum Stehen kommt«, sagte Diana und lächelte, bis ihr Blick an etwas aus dem gegenüberliegenden Fenster hängen blieb. Sie staunte über den Anblick eines prächtigen alten Schlosses, das hoch in den Bergen lag und in Nebelschwaden gehüllt war – wie ein zum Leben erwachtes Märchen.
»Danke. Ist das Ihr erstes Mal in Wien?«
Diana nickte. »Mein erstes Mal in Österreich. In Europa, um genau zu sein. Ich verbringe ein Jahr hier und sehe mir alle Sehenswürdigkeiten an. Ich komme gerade aus Verona, Italien.«
»Oh, sehr gut, sehr gut.«
»Kommen Sie von dort?«
»Nein, ich lebe in Salzburg, aber meine Familie ist hier in Wien. Wir gehen heute Abend essen und ich werde die Enkelkinder besuchen. Was werden Sie sich ansehen, während Sie hier sind, wenn ich fragen darf?«
Diana schaute aus dem Fenster. »Nun, ich bin mir nicht sicher. Ich –«
»Sicherlich werden Sie sich im Konzerthaus Musikverein etwas Musik zu Gemüte führen?«
Dianas Augen weiteten sich vor Überraschung und sie öffnete ihren Planer. »Lustig, dass Sie das sagen. Das Einzige, was auf meiner Bucket List steht, ist …«
Die Frau las ihre Schrift. »Lass dich von wundervoller Musik zu Tränen rühren. Ah, bei meinem letzten Besuch hie ist mir das passiert. Ich habe dem wunderbarsten Pianisten im großen goldenen Saal gelauscht!« Sie klopfte sich auf die Brust. »Ich konnte seine Noten tief in meiner Seele spüren.«
»Wirklich? Wie war sein Name?«
»Lukas Huber«, sagte sie und deutete mit einem pausbäckigen Finger auf den Reiseplan. »Schreiben Sie sich das auf. Er ist jung, aber er wird eines Tages ein bekannter Begriff sein, wie Herr Mozart persönlich. Er spielt seine eigenen Kompositionen, aber seine Interpretation von Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 war eine der großartigsten, die ich je gehört habe. Das kennen Sie doch, oder?«
»Oh, selbstverständlich«, sagte sie, wobei ihr das Ritornell durch den Kopf schwirrte. »Es ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Aber ich bin auch sehr angetan von seiner Zwanzigsten.«
Die alte Frau nickte. »Ich kenne mich mit Musik nicht so gut aus wie Sie, aber Sie werden Wien lieben. Man kann die Musik fast in der Luft fühlen, wenn man hier ist. Sie scheint mit dem Wind zu reisen.«
Sie lachte bei dem Gedanken. Während ihrer Ehe hatte Evan die völlige Stille gemocht. Aber Diana war diejenige gewesen, bei der immer klassische Musik im Hintergrund laufen musste. Es beruhigte sie, hob ihre Laune. Musik in der Luft war sicherlich besser als das, was sie tagtäglich in Long Island erlebte – nämlich die Geräusche des Autobahnverkehrs und der Polizeisirenen.
»Hören Sie … Wissen Sie, ob es möglich ist, in letzter Minute Karten für ein Konzert im Musikverein zu bekommen? Ich bin damit aufgewachsen, die dortigen Neujahrskonzerte im Fernsehen zu sehen. Ich habe gehört, dass es eine Art Ticketlotterie gibt?«
Sie nickte. »Leider ist es ziemlich schwierig, einen Platz zu bekommen. Das Gebäude ist alt und bietet nicht viel Platz. Normalerweise sind die Konzerte über Monate hinweg ausgebucht. Die Leute reservieren schon Jahre im Voraus.«
»Oh.« Ihre Laune sank in den Keller.
»Aber keine Angst! Es besteht die Möglichkeit eines Stehplatzes. Vielleicht nicht im Musikverein, da gehen die meisten Touristen und Studenten hin, aber möglicherweise in der Volksoper oder im Theater an der Wien. Es ist möglich.«
»Theater … Sie meinen den Ort, an dem Beethoven viele seiner Werke uraufgeführt hat?«
»Genau das.«
Sie keuchte. »Ich habe vollkommen vergessen, dass das Theater in Wien steht! Das muss ich mir ansehen.«
»Ja, das müssen Sie! Einer Musikliebhaberin wie Ihnen wird es sicher gefallen …«
Sie lachte. »Ich weiß nichts über Wien, aber ich weiß ein wenig über klassische Musik. Meine Großeltern waren sehr daran interessiert. Meine Großmutter war eine klassische Pianistin, also verehrte sie all das. Ich wünschte, sie könnte mich jetzt sehen. In der Tat wünschte ich, sie könnte jetzt bei mir sein.«
»Ah. Dann sind Sie hier richtig. Ich wünsche Ihnen viel Glück! Vielleicht bekommen Sie ja eine Karte!«
Das wäre ein Traum, dachte sie und notierte sich gerade die Namen der Theater in ihrem Buch, als der Zug am Wiener Hauptbahnhof langsam zum Stehen kam.
Diana schnappte sich ihre eigene Tasche und half der Frau auf. Sie begleitete sie vorsichtig den Gang hinunter und führte sie vorsichtig die Stufen herunter. Als sie den Boden erreichten, strahlte die Frau sie an. »Wissen Sie, wo Sie hinwollen?«
Diana sah sich in dem modernen Bahnhof um. Es war ein heller, freundlicher Tag und die Sonne schien durch ein rautenförmiges Fenster über ihnen. Sie konnte es kaum erwarten, die Geschichte der Stadt zu entdecken, die gotischen Statuen und stattlichen Marmorfassaden der alten Gebäude. Immerhin sprachen die meisten Leute hier Englisch, das würde also hilfreich sein. Sie zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich!«
Plötzlich ertönte ein Chor kindlicher Stimmen: »Oma!«
Diana drehte sich um und sah zwei Kinder, ein Mädchen mit Zöpfen und Kniestrümpfen und einen kleinen Jungen mit blondem Haarschopf, auf die Frau zulaufen. Sie umarmten sie und sprachen auf Deutsch, als ein Mann und eine Frau dazukamen und sich der Umarmung anschlossen.
Diana machte einen Schritt zur Seite, als die alte Frau ihre Familie begrüßte, und spürte einen Anflug von Sehnsucht nach ihren eigenen Kindern. Obwohl Lily und Bea erwachsen waren und ein eigenes Leben und eine eigene Familie hatten – und obwohl sie und ihr Mann Evan nun geschieden waren – vermisste sie sie alle. Komisch, wo sie sie doch gerade erst in Verona gesehen hatte. Obwohl es ein paar verrückte Tage gewesen waren, musste sie am Ende zugeben, dass sie Spaß mit ihnen gehabt hatte.
Die alte Dame lächelte sie an. »Diese junge Frau war so freundlich, mir aus dem Zug zu helfen«, erklärte sie ihrer Familie, dann drückte sie Dianas Hand liebevoll. »Genießen Sie Ihre Zeit in Wien! Und oh, ja …« Sie beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: »Da Sie nicht wissen, wohin Sie wollen, und da Sie Musikliebhaberin sind, gehen Sie in diese Richtung.«
Diana folgte ihrem Zeigefinger die belebte Straße hinunter. Sie konnte ein paar historische Gebäude ausmachen, die sich mit den modernen vermischten, und Statuen verschiedener historischer und mythologischer Figuren. Es gab so viel zu sehen, sie war sich nicht sicher, wo sie anfangen sollte. Inzwischen wurden sie von Reisenden von überall her auf dem breiten Bürgersteig flankiert. »Hier entlang?«
»Ja. Ich glaube, Ihnen wird gefallen, worüber Sie stolpern.« Sie zwinkerte.
»In Ordnung. Ich danke Ihnen!«, sagte Diana, als die Familie wegging und sie allein im Schatten des Bahnhofs zurückließ.
Sie fröstelte. Hier war es definitiv kälter als in Verona. Ihr anmaßender Ex, Evan, war mitten während ihrer Italienreise mit seiner viel zu jungen Verlobten aufgetaucht und hatte ihre Ideen, Italien allein zu erkunden, über den Haufen geworfen. Am Ende war es ganz nett gewesen, vor allem als ihre Töchter Lily und Bea dazugestoßen waren, aber ihr Auftauchen hatte den Zweck der Reise, nämlich die dringend benötigte Zeit für sich selbst zu finden, irgendwie durcheinandergebracht.
Jetzt war sie wirklich allein. Es war niemand da, auf den sie sich verlassen konnte, falls etwas schiefging.
Das ist in Ordnung. Das ist es, was du willst. Was du brauchst!
Ihr Handy klingelte. Sie warf einen Blick darauf und sah eine SMS von Bea, ihrer frisch verlobten, jüngsten Tochter, die in Japan lebte: Geht es dir gut?
Tat es das? Würde sie das schaffen? Ohne die Hilfe ihrer Familie? Ein Teil von ihr glaubte, dass das der Grund war, warum sie alle unangekündigt in Italien aufgetaucht waren – weil sie bezweifelten, dass sie allein Urlaub machen konnte. Evan schien genauso gedacht zu haben, weil sie alles so sorgfältig planen musste.
Aber sie hatte es ihm gezeigt. Sie hatte das Abenteuer in Verona ohne seine Hilfe überstanden.
Und sie konnte es wieder tun. Sie tippte: Perfekt! Gerade in Wien angekommen!
Ja, sie konnte es schaffen, sich nur auf sich selbst, ihren eigenen Intellekt und Einfallsreichtum verlassen, um dies zu der Reise ihrer Träume zu machen. Sie steckte ihr Handy weg, fest entschlossen, sich auch nicht darauf zu verlassen. Jetzt atmete sie die frische Luft ein und lächelte, als sie die Straße hinunterblickte, in die Richtung, in die die ältere Frau sie mit diesen Worten geschickt hatte: »Ich glaube, Ihnen wird gefallen, worüber Sie stolpern.«
Und sie konnte es kaum erwarten, herauszufinden, was das war und welches neue Abenteuer sie in der Stadt der Musik erleben würde.
Diana pflückte einen Stadtplan von einer Auslage an einer Straßenecke, entfaltete ihn und starrte ihn an.
Die Dame meinte, mir würde gefallen, was ich hier vorfände. Aber bisher habe ich nicht sehr viel gefunden. Ich bin mir nicht mal sicher, wonach ich suche!
Vor der Karlskirche, einer prächtigen Barockkathedrale mit blauer Kuppel, blieb sie stehen und machte diverse Fotos und sogar ein Selfie, das sie prompt an Lily schickte, um ihr zu versichern, dass sie keinem Axtmörder zum Opfer gefallen war. Ihrer ständig besorgten ältesten Tochter schienen aus irgendeinem Grund vor allem die Axtmörder Unruhe zu bereiten – mehr als alle anderen Gefahren, die es in der weiten Welt gab.
Sie umrundete den spiegelnden Teich an der Vorderseite des Gebäudes und studierte die Karte: Die herausragendste Barockkirche Wiens und eines der größten Gebäude der Stadt ist dem Heiligen Karl Borromäus gewidmet, einem der großen Gegenreformatoren des 16. Jahrhunderts. Sie bestaunte die schiere Größe und die prächtigen Engelsstatuen, die massive, kunstvoll gravierte Säulen hochhielten, sowie die goldenen Adler, die um die himmelfarbenen Kuppeln thronten.
Aber jetzt, als sie sich umsah, war sie ein wenig enttäuscht.
Wow, Diana. Du bist nicht leicht zu beeindrucken. Eines der prachtvollsten Bauwerke der Welt und du kannst kein bisschen Begeisterung aufbringen? Wach auf.
Aus irgendeinem Grund konnte sie das aber nicht. Es war nicht nur eine Laune. Es ging darum, sich einen Traum zu erfüllen. Es ging um den Grund, warum sie überhaupt nach Europa gekommen war.
Nur eine weitere touristische Sehenswürdigkeit. Schön, aber ich habe bereits festgestellt, dass das nicht der Grund für meine Reise nach Europa war. Sicher, ich will diese Orte sehen. Aber ich will mehr.
Sie hatte irgendwo etwas darüber gelesen. Dass Reisen, obwohl es den Geist erweitern soll, oft das Gegenteil bewirkt. Anstatt begeistert von den vielen Sehenswürdigkeiten der Welt zu sein, werden Reisende oft gleichgültig gegenüber deren Schönheit und Wunder. Je mehr du siehst, desto schwerer bist du zu begeistern.
War sie schon so abgestumpft – und das nach nur drei europäischen Städten?
Nein, Diana. Es liegt daran, dass du nochnicht gesehen hast, was in deinem Herzen ist. Architektur ist schön, aber es war noch nie dein Ding. In Italien war es genauso. Die Landschaft und die Architektur waren reizvoll, aber bis du das Theaterstück in Verona gesehen hast, hast du keine Liebe für das Land verspürt. Sobald du diese wunderschöne Musik hörst, wirst du Wien lieben und wirklich finden, wonach du auf dieser Reise gesucht hast.
Sie legte die Karte beiseite und zückte ihr Büchlein. Lukas Huber. Das war sein Name. Sie schaute die Straße auf und ab.
Hast du wirklich geglaubt, die alte Dame würde dir den Weg zu ihm zeigen?
Nun, ja. Sie hatte tatsächlich gehofft, dass es so einfach sein würde, das zu finden, wonach sie suchte.
Doch im Moment war sie völlig verwirrt.
Sie hätte es wissen müssen. Bis jetzt war nichts auf dieser Reise einfach gewesen. Alles, wonach sie anfangs gesucht hatte, entpuppte sich als etwas ganz anderes. Etwas völlig Unerwartetes, von dem sie nie gewusst hatte, dass sie es wollte.
Etwas noch Besseres.
Also mach dir keine Gedanken darüber! Lass den Weg dich führen, wohin er dich führen mag.
Im Moment schien der Weg sie zu etwas zu führen, das wie eine öffentliche Toilette aussah.
Ich nehme an, ich sollte hier irgendwo nach einem Hotel Ausschau halten. Ich hätte die Dame fragen sollen, ob sie eine Übernachtungsmöglichkeit kennt.
Der Karte folgend ging sie an der Technischen Universität Wien vorbei, die mit ihren vielen stattlichen Gebäuden über ihr aufragte, und lief den Bürgersteig entlang, wobei sie fast kopfüber in ein paar Leute krachte, die in die andere Richtung gingen. Es war allerdings nicht wie in New York. Die meisten Leute lächelten einfach und sagten »Entschuldigung« – und das ohne jegliche Boshaftigkeit. Es war erfrischend; die meisten Leute in New York hätten sie zumindest angeschrien, sie solle aufpassen, wo sie hinging. In manchen Gegenden der Stadt wäre sie froh gewesen, mit dem Leben davonzukommen.
Sie ging noch ein Stück weiter, bis sie ein älteres Gebäude mit Werbetafeln an der Wand bemerkte, die für eine bevorstehende Show warben. Chicago.
Sie lachte vor sich hin. Ich bin nicht den ganzen Weg aus den Vereinigten Staaten gekommen, um Chicago zu sehen, aber das könnte interessant sein …
Diana ging zur Vorderseite des Gebäudes und hielt inne, dann schaute sie wieder auf die Karte. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Schild über der Tür sah.
Theater an der Wien.
Sie keuchte. Das war es. Der Ort, an dem Beethoven einige seiner berühmtesten Kompositionen uraufgeführt hatte. In ihrem Kopf spielte sie sein Klavierkonzert Nr. 4, welches das Lieblingsstück ihrer Großmutter gewesen war. Ihre Beine zitterten, als sie näher kam und auf ein Schild zuging, das in die Wand eingraviert war. Unter den Fähnchen mit dem leuchtenden Weiß und Rot der österreichischen Flagge.
Sie erkannte das Wort Beethoven, konnte aber den Rest nicht lesen. Es war auf Deutsch.
Sie blinzelte kurz und hielt dann eine modisch gekleidete junge Frau mit blondem Pferdeschwanz an, die mit ihrem winzigen Pudel an der Leine vorbeilief. »Ähm, entschuldigen Sie?«, fragte sie und deutete auf das Schild. »Können Sie mir sagen, was da steht?«
Die Frau lächelte und nickte, dann las sie: »Ludwig van Beethoven lebte in den Jahren 1803 und 1804 im Theater an der Wien. Teile seiner Oper, die dritte Sinfonie und die Kreutzersonate, wurden hier geschrieben. Fidelio und andere Werke wurden in diesem Haus uraufgeführt.«
»Oooh«, hauchte Diana. »Ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich hier stehe!«
Die Frau lachte, bevor sie wegging und ihr dabei zurief: »Eine Musikliebhaberin, was? Viel Spaß!«
Diana machte einen Schritt nach vorn und konnte sich nicht zurückhalten. Sie berührte ehrfürchtig die raue Außenseite des Gebäudes und strich langsam mit dem Finger über den Stein. Hier hat Beethoven gewohnt.
Dann ging sie weiter und bestaunte das Gebäude mit den leuchtend gelben Wänden und den grünen Türen. Sie schaute hinauf zum Papagenotor über dem ehemaligen Haupteingang. Es war mit Sandsteinskulpturen geschmückt, unter anderem mit dem in Federn gehüllten Papageno und den Kindsköpfen aus Mozarts berühmter Oper Die Zauberflöte. Das war auch eines der Lieblingsstücke ihrer Großeltern gewesen. Darüber befand sich ein goldenes Wappen. In ihrem Kopf konnte sie nicht anders, als »Papageno, Papagena« zu singen, genau wie die Darsteller in der Oper, Pa pa pa pa …
Dann schaute sie auf das Schild an dem stattlichen Backsteingebäude auf der anderen Straßenseite. Hotel Beethoven.
Sie lächelte. Nun, ich weiß, wo ich übernachte.
Es war ein perfekter Zufall. Sie ertappte sich beim Lachen. War es das, was die alte Dame gemeint hatte? Wenn ja, hatte sie Diana definitiv in die richtige Richtung gewiesen. Diana beschloss, ihr Glück noch weiter zu treiben, lief zum neuen Haupteingang, der von der Hauptstraße abging, und fand ihren Weg zur Kasse des Theaters an der Wien.
»Guten Tag«, sagte der schnurrbärtige Mann hinter dem Fenster.
»Hallo«, antwortete sie. »Ich frage mich, ob Sie Karten für eine Aufführung heute Abend haben, oder vielleicht morgen?«
»Eine Aufführung?« Seine Augen blitzten amüsiert auf. »Ja. Was suchen Sie denn? Wir haben jede Menge Plätze für Chicago.«
»Oh, nein. Kein Musical. Klassische Musik. Egal, welche. Ich bin ein großer Fan. Habt ihr vielleicht einen Stehplatz?«
Er schmunzelte. »Nun, Sie sind in die richtige Stadt gekommen, wenn Sie klassische Musik mögen. Aber es tut mir leid, Ihnen zu sagen, dass die meisten Abende für Chicago reserviert sind. Wir haben nur eine klassische Aufführung pro Woche, und Sie haben gerade unsere letzte verpasst. Unsere nächste findet erst in sechs Tagen statt.«
»Oh, nein, wirklich?« Ihre Laune sank in den Keller.
»Allerdings«, sagte er, »gibt es heute Abend ein besonderes Sommerabendkonzert im Musikverein.«
»Im Musikverein?«, fragte sie verblüfft.
Er nickte, amüsiert über ihren Gesichtsausdruck.
»Es tut mir leid. Mir wurde nur gesagt, dass es fast unmöglich ist, dort eine Karte für eine Vorstellung zu bekommen.«
»Oh, das ist es. Aber es gibt immer wieder Absagen, also ist alles möglich!«
»Wer tritt denn auf?«
Er schaute auf eine Broschüre und reichte sie dann an sie weiter. »Lukas Huber und die Wiener Philharmoniker werden unter anderem Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 spielen. Ich glaube, er wird dort seine neueste Sinfonie uraufführen, die Jupiter-Sinfonie. Sie soll großartig sein.«
Diana starrte ihn einen Moment lang nur sprachlos an. Sie musste träumen. Lukas Huber? Musikverein? Beethovens Klavierkonzert Nr. 4? Könnte es noch einen glücklichen Zufall geben?
Als sie nichts sagte, fuhr er fort: »Ich kann drüben anrufen und sehen, ob ich ein Ticket für Sie besorgen kann, wenn Sie möchten?«
Sie wippte eifrig mit dem Kopf auf und ab. »Oh! Ja! Das wäre unglaublich!«
»Nur eine Karte?«
Sie nickte. »Ja, nur für mich.«
»Das macht es einfacher. Stehplatz, versteht sich. Einen Moment.« Er verschwand für eine Weile im Kassenhäuschen und währenddessen trommelte Diana mit den Fingern auf dem Sims. Dabei stürzte sie sich in eine Fantasie und träumte davon, in der ersten Reihe des kleinen Musiksaals zu sitzen, umgeben von den spektakulär vergoldeten Sälen und dem warmen Licht, und der wunderschönen Musik zu lauschen, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
Sie war so in die Fantasie vertieft, dass sie die Rückkehr des Mannes kaum bemerkte, bis er sich räusperte.
»Verzeihen Sie. Dieses spezielle Konzert ist komplett ausverkauft. Sogar die Stehplätze.«
Sie seufzte enttäuscht. So sollte das Schicksal doch nicht arbeiten! Wie unfair war es, ihr die perfekte Option zu präsentieren, etwas, für das sie um die Welt gereist wäre, nur um es ihr dann wieder wegzuschnappen, wo sie doch so kurz vor dem Ziel war? »Sind Sie sicher? Gibt es eine weitere Vorstellung, vielleicht morgen –«
Er schüttelte bereits den Kopf. »Es tut mir leid. Es ist ein einmaliges Engagement.« Er seufzte. »Anscheinend ist dieses Konzert schon lange ausverkauft. Der Mann am Telefon sagte mir, dass Sie bessere Chancen haben, eine Einladung zum Abendessen mit der Queen von England zu bekommen.«
»Es ist komplett ausverkauft? Es gibt nicht einen einzigen Stuhl?«
Er nickte. »Stuhl? Oh, nein. Ein tatsächlicher Sitzplatz in diesem speziellen Veranstaltungsort ist sogar noch seltener als eine Einladung zum Abendessen mit der Queen. Viele dieser Sitzplätze werden von Generation zu Generation weitervererbt. Oder sie sind als Abonnement erhältlich, für die gesamte Saison. Und Einzelplätze werden oft von den Künstlern selbst für Gäste reserviert. Also war meine einzige Option, Ihnen ein Stehplatzticket zu besorgen, im hinteren Bereich. Die sind im Allgemeinen für Studenten der Universität und Touristen reserviert. Aber leider bereits alle weg.«
»Oh. Na ja. Ich danke Ihnen.« Für einen Moment dachte sie darüber nach, nach anderen Konzerten zu fragen, aber sie ärgerte sich so sehr darüber, diese eine perfekte Gelegenheit verpasst zu haben, dass alles andere im Vergleich dazu einfach zu verblassen schien.
»Es gibt noch andere Konzerte in der Stadt, vor allem im Freien. Sie sollten sich bei der Universität erkundigen«, sagte er aufmunternd und bemerkte ihre Enttäuschung. »Aber wenn Sie sich auf dieses Konzert eingeschworen haben, geben Sie mir Ihren Namen und Ihre Handynummer. Wenn ein Platz frei wird, rufe ich Sie an.«
»Würden Sie das tun?« Schnell nahm sie den Zettel, den er ihr angeboten hatte, und kritzelte ihre Daten darauf. »Ich bin mir nicht sicher, wo ich übernachten werde. Wahrscheinlich in dem Hotel auf der anderen Straßenseite. Aber das ist meine Handynummer. Rufen Sie mich an, wann immer Sie wollen. Ich werde da sein!«
Er lachte. »Na ja, wer weiß. Es sind schon seltsamere Dinge passiert. Es ist nur ein Ticket. Und Studenten sind notorisch wankelmütig, also kann es sein, dass noch eins frei wird. Es ist möglich. Ich werde Ihnen Bescheid geben.«
Sie kreuzte beide Finger und lächelte. Bitte. Bitte! Bitte lass für heute Abend ein Ticket für mich auftauchen!
