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Grigori Jefimowitsch Rasputin (geb. Januar 1869 in Pokrowskoje, Gouvernement Tobolsk; ermordet im Dezember 1916 in Petrograd) war ein russischer Wanderprediger, dem Erfolge als Geistheiler nachgesagt wurden. Er war mit der Familie des Zaren Nikolaus II., dem letzten russischen Monarchen, befreundet und gewann in den letzten Jahren des Russischen Kaiserreichs bedeutenden Einfluss. Wegen dieses Einflusses auf die Zarenfamilie hatte er aber auch viele Feinde. Dazu kam der für Russland ungünstige Kriegsverlauf. Beide Faktoren führten schließen im Dezember 1916 zu seiner Ermordung.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Rasputin
Der Heiler des Zarewitsch, eine Biografie
IMPRESSUM
Rainer Smolcic
Blumenstraße 13
93142 Maxhütte
Rasputin um 1916
Grigori Jefimowitsch Rasputin * 9. Januar 1869. in Pokrowskoje, Gouvernement Tobolsk; † 17. Dezember 1916. in Petrograd) war ein russischer Wanderprediger, dem Erfolge als Geistheiler nachgesagt wurden. Er war mit der Familie des Zaren Nikolaus II., dem letzten russischen Monarchen, befreundet und gewann in den letzten Jahren des Russischen Kaiserreichs bedeutenden Einfluss.
Pokrowskoje am Fluss (1912)
Bedeutung Rasputins
Rasputin ist einer der bekanntesten Namen in der Geschichte Russlands. Über ihn gibt es eine Vielzahl von Biographien, Romanen, Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Theaterstücken, Opern und Musicals. Unzählige Bars, Restaurants und Nachtclubs sind nach ihm benannt. Er ist die Hauptfigur in mindestens zwei Videospielen und erscheint in japanischen Manga- und Anime-Produktionen. Eine in den Neurowissenschaften verwendete Software (Akronym für Real-Time Acquisition System Programs for Unit Timing in Neuroscience), eine Comicserie, ein Filmheld und eine Wodkamarke tragen seinen Namen.
Ein Jahrhundert nach seinem Tod bleibt Rasputin in der öffentlichen Wahrnehmung als „verrückter Mönch“ oder als „heiliger Teufel“ verhaftet, eine Formulierung, die auf den russischen Priester Iliodor zurückgeht. Sachlich betrachtet war sein Leben und seine Beziehung zur Zarenfamilie Romanov von Bedeutung für die letzten Jahre des Russischen Kaiserreichs.
Bedeutung des Namens „Rasputin“
Der Name „Rasputin“ gibt Anlass zu Spekulationen, da die Übersetzung etwa „liederlich“ lautet. Ein Bezug zu seiner Persönlichkeit wurde deswegen an vielen Stellen vermutet. Es wurde vermutet, dass es sich um einen später erhaltenen Bei- oder Spottnamen handele. Dieser Name ist aber in der Schreibweise „Rosputin“ seit 1650 bezeugt, wurde im 19. Jahrhundert zu Rasputin und war damals in ganz Sibirien verbreitet.
Rasputin mit Offizieren (1907/1908)
Rasputin wurde am 9. Januarjul. / 21. Januar 1869greg. im Dorf Pokrowskoje am linken Ufer der Tura, 80 km östlich der Stadt Tjumen in Westsibirien als Bauernsohn geboren.Ab dem Alter von 17 Jahren war er teils jahrelang auf Pilgerreisen. Nach der Rückkehr in sein Heimatdorf machte er sich 1903 nach St. Petersburg auf.
Berühmt wurde Rasputin, weil er an den Zarenhof gerufen wurde, um die Blutungen des an Hämophilie leidenden Zarensohns Zarewitsch Alexei durch Gebet zum Stillstand zu bringen. Zeitzeugen, wie auch Ärzte und Kritiker, bestätigten, dass Rasputin einen damals unerklärlichen Einfluss auf den Zarensohn und dessen lebensgefährliche Blutungen besaß. Diese Fähigkeit Rasputins brachte die Zarin Alexandra zur Überzeugung, dass Rasputin ein Heiliger war, der ihr von Gott geschickt worden sei, um ihren Sohn zu beschützen. Für die Zarin war die Ankunft Rasputins die Antwort Gottes auf ihre leidenschaftlichen Gebete. Dem späteren Innenminister Alexander Protopopow erklärte sie, dass Rasputin mit seinen Heilkräften ihr Sicherheit zurückgegeben und dadurch ihre Schlaflosigkeit beendet habe. Daher wies die Zarin jede Kritik an Rasputin stets strikt zurück. Trotz dieses hohen Ansehens bei der Zarin hat Rasputin den Zarenpalast nach anfänglich häufigen Besuchen bald nur noch selten betreten.
Da die Erkrankung des Zarensohnes geheim gehalten wurde, blieb der Öffentlichkeit das Ansehen unerklärlich, das der „ungebildete Bauer Rasputin“ bei der Zarenfamilie, insbesondere der Zarin, genoss. Zusammen mit Rasputins manchmal recht seltsamem Verhalten gab dies Anlass zu Klatsch und auch Verleumdungen aller Art. Rasputin wurde stets ein sehr unmoralischer Lebenswandel mit permanenten Sexorgien vorgeworfen. Bei Rasputin kamen Eskapaden zwar vor, die meisten Vorwürfe waren aber frei erfunden. Anders als oft berichtet betrafen sie nie Frauen der höheren Gesellschaft oder gar des Zarenhofes. Am Zarenhof wurde diese „dunkle“ Seite Rasputins nie wahrgenommen.
Werchoturje (1910), eine Kleinstadt. Dort hielt sich Rasputin 1898 drei Monate im Kloster auf.
Am 29. Juni 1914 wurde Rasputin bei einem Angriff mit einem Dolch in seinem Geburtsort Pokrowskoje schwer verletzt. Nach diesem Attentat begann sich Rasputin öffentlich zu betrinken. Als er am 25. März 1915 im Lokal „Jar“ in Moskau stark alkoholisiert provozierte, wurde dies landesweit von der Presse verbreitet.
1916, mitten in dem für Russland katastrophal verlaufenden Ersten Weltkrieg, wurde zum letzten Lebensjahr Rasputins, in dem er seinen baldigen Tod und den Zusammenbruch der Monarchie voraussah. In den frühen Morgenstunden des 17. Dezember 1916 wurde Rasputin unter Führung von Felix Jussupow ermordet.
Portrait von Rasputin
Rasputins Leben
Die frühe Jugend
Rasputins Eltern, Jefim Jakowitsch (* 1839 in Pokrowskoje) und die um zwei Jahre ältere Anna Wasiljewna, waren Bauern und besaßen eigenes Land sowie mehrere Kühe und Pferde. Die Familie gehörte zu den eingesessenen Bauern des Dorfes mit einigem Vermögen und respektablem Ansehen. Rasputin hatte eine Schwester und einen Bruder, die früh starben. Sein Bruder starb an einer Lungenentzündung, und die Schwester, die an Epilepsie litt, ertrank bei einem Anfall im Fluss, an dem sie Wäsche wusch. Auch die Mutter starb recht früh. Über die ersten 30 Lebensjahre Rasputins ist praktisch nichts bekannt. Fest steht, dass er wie damals der überwiegende Bevölkerungsteil in Sibirien keinerlei Schulbildung hatte und bis ins frühe Erwachsenenalter weder lesen noch schreiben konnte. Um 1900 betrug die Alphabetisierungsrate in Sibirien etwa vier Prozent, im Vergleich zu 20 Prozent russlandweit.
Berichte darüber, dass Rasputin in seiner Jugend Heu, Holz oder auch Pferde gestohlen haben soll, haben sich als unbelegt herausgestellt. Allerdings hält ein Polizeibericht aus Tjumen aus dem Jahre 1909 fest, dass Bewohner aus Pokrowskoje Rasputin als „gelegentlichen Trinker“ bezeichneten, der eine Reihe von „kleinen Diebstählen“ begangen habe, bevor er seine Lebensweise änderte.
Sankt Petersburg Ende des 19. Jahrhunderts
Zeit als Pilger
Von 1886 bis 1901 war Rasputin meist auf Pilgerreisen, die manchmal Jahre dauerten. Es ist möglich, dass er um 1900 bis zum Berg Athos in Griechenland gelangte. Noch weiter, bis nach Jerusalem, pilgerte Rasputin erst 1911 in seiner St. Petersburger Zeit.
Am 22. Februar 1887 heiratete er Praskowja Fjodorowna Dubrowina, die er im Sommer zuvor in Abalak kennengelernt hatte. Während seiner Reisen blieb sie auf dem Bauernhof der Eltern zurück. Im Jahr 1895 wurde sein Sohn Dimitrij, 1898 seine Tochter Matrjona (Maria) und 1900 seine Tochter Warwara geboren.
Maria Rasputin gab die Erzählungen ihres Vaters nach seiner letzten Pilgerreise folgendermaßen wieder: „Er hatte viele große Klöster besucht, wo er sich den Lebensunterhalt durch Beaufsichtigung des Viehs und durch Religionsunterricht verdiente. Hunderte von Predigten hatte er gehört und an allen möglichen Religionsgesprächen teilgenommen.