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Ein Bundestagsabgeordneter als Raubmörder? Was ist wahr und was ist fake? Was hat das Rotlichtmilieu damit zu tun? Und welcher Geheimdienst steckt damit drin? Ein Kommissar und ein Journalist müssen zusammenarbeiten, um die Wahrheit aufzudecken. Ein Krimi mit Lokalkolorit und überraschenden Erkenntnissen, nicht alles ist so wie es aussieht und nicht jeder ist so wie es den ersten Anschein hat. Trojanische Pferde gibt es immer noch.
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Seitenzahl: 560
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Konrad Kromsig wurde einen Moment lang schwindlig. Das Urteil des Gerichts war so wenig überraschend wie Schnee im Winter: Schuldig des Raubmordes an Rechtsanwalt Klaus Fischer sowie Mordes aus niedrigen Beweggründen an seinem Komplizen Tobias Schulz. Seine Hoffnung, dass die Wahrheit siegen würde, war endgültig geplatzt. Deutschland ist schließlich ein Rechtsstaat, hatte er immer wieder versucht, sich selbst zu betrügen. Er hatte mehrfach von Fehlurteilen in den USA gelesen, wo die Unschuld von Insassen der Todeszelle sich immer häufiger nach Jahren herausstellte und sie freigelassen wurden, aber in Deutschland? Doch was war schon Wahrheit? Offenbar nur das, was in der Wahrnehmung von Gericht und Staatsanwaltschaft als wahr erschien.
Konrad Kromsig konnte sich noch vor einem Jahr zu den sogenannten 'ehrbaren Bürgern' zählen. Mehr als das, er war seit zwei Legislaturperioden Bundestagsabgeordneter für seinen Wahlkreis. Nach der letzten Wahl hatte er sogar geschafft in den Fraktionsvorstand gewählt zu werden, als einer von drei Stellvertretern und einer von zwei stellvertretenden Vorsitzenden des wichtigen Finanzausschusses. Er gehörte zum engeren Kreis der Leute, die zwar noch nicht die Politik bestimmten, aber zumindest beeinflussen konnten. Drei Jahrzehnte lang hatte er auf dieses Ziel hingearbeitet. Bereits mit 15 war er in die Partei eingetreten. Zunächst dachte er die älteren Genossen würden ihn nicht ernst nehmen. Man hörte ihm aber durchaus ernsthaft zu. Er konnte so reden, dass man ihm zuhören musste. Seine Argumente in den Diskussionen waren gut durchdacht und er konnte sie kurz und prägnant vermitteln. Außerdem war er sich nicht zu schade, immer da zu sein wenn es um Arbeit ging, Plakate kleben, Wahlkampfstand aufbauen, Protokoll führen, er machte alles. Kärrnerarbeit nannten es die älteren Genossen. Die anderen Jusos witzelten drüber und meinten, er würde wohl ganz gerne Stiefellecken. Er konnte auch mehr als drei Bier vertragen und gab sein Taschengeld gerne mal für eine Runde Bier aus, wenn die richtigen Leute anwesend waren. So wurde er sehr schnell als Delegierter zu den Orts-, Kreis- und Landesversammlungen gewählt. Als er vor 7 Jahren den Wahlkreis von seinem verstorbenen Vorgänger übernehmen konnte, war dies nur ein weiterer konsequenter Schritt in seiner Karriere. Wenn es nach ihm ging, dann sollte damit noch lange nicht das Ende erreicht sein.
Der Richter war mittlerweile zur Urteilsbegründung gekommen. Konrad hörte nicht hin, ihm war klar, dass das Gericht die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweise sämtlich als glaubwürdig und schlüssig beurteilt hat. 'Beweise', Konrad hätte am Liebsten laut aufgelacht, der Horizont galt früher manchen auch als Beweis, dass die Erde eine Scheibe wäre. Die auf ihn zukommende Haftstrafe vertrieb ihm allerdings das Lachen. Er konnte sogar verstehen, warum das Gericht zu diesem Urteil gekommen war. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten gute Arbeit geleistet. Die Beweise waren 'hieb- und stichfest' wie man so schön sagt, gewissermaßen passend zum Mord, bei dem das Opfer erstochen wurde. Den Beweisen haftete nur ein Problem an, sie waren samt und sonders gefälscht, Konrad wusste das, nur niemand sonst sah es so, was war schon Wahrheit.
Vor einem Jahr war Konrads Bild von der Wahrheit zerbrochen. Das Bundestagspräsidium informierte ihn, dass die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Aufhebung der Immunität gestellt hatte. Ihm wurde der Raubmord an dem Anwalt Klaus Fischer sowie Mord an Tobias Schulz vorgeworfen, mit dem er den Raubmord zusammen geplant und durchgeführt haben soll. Konrad war wie vor dem Kopf geschlagen. Er hatte natürlich von dem Raubmord in den Nachrichten gehört. Aber wie zum Teufels Namen kam die Staatsanwaltschaft darauf, dass er damit auch nur im Entferntesten zu tun haben könnte? Sein Fraktionschef, der bei dem Treffen mit dem Präsidium dabei war versicherte ihm natürlich, dass alle in der Partei von seiner Unschuld überzeugt seien und man vollständig hinter ihm stehen würde. Die Aktenlage sähe zwar überhaupt nicht gut aus, das würde sich aber sicher aufklären. Trotzdem wäre es sicher das Beste, er würde freiwillig auf die Immunität verzichten und mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten. Konrad wußte genau, dass er für die Partei jetzt eine Belastung darstellte, die schnellstmöglich und so geräuschlos wie möglich aus dem Weg geschafft werden musste, wer brauchte noch Feine, wenn er Parteifreunde hat. Er wußte, er ist unschuldig, aber er wusste auch, irgendetwas würde hängen bleiben, seine politische Karriere war zumindest unterbrochen, wahrscheinlich beendet. Auch in seinem Interesse lag es, diese Sache so schnell und leise wie möglich aus der Welt zu schaffen. Vielleicht konnte er dann, nachdem etwas Gras über die Sache gewachsen wäre, nochmals durchstarten. Auf jeden Fall würde die Partei, nachdem seine Unschuld bewiesen war, für ihn eine Position finden. Vielleicht nicht direkt in der vordersten Reihe, aber Posten gab es genügend und Kontakte in die Wirtschaft auch.
Der Richter war mit der Verlesung des Urteils zum Ende gekommen. Die Vollzugsbeamten führten Konrad Kromsig aus dem Gerichtssaal. Klaus Tauber schaute ihm hinterher. Er hatte die polizeilichen Ermittlungen geleitet, die Anklage und das Plädoyer der Staatsanwaltschaft basierten auf seinen Ermittlungen. Eigentlich wäre es bei der Öffentlichkeitswirksamkeit eines Verfahrens gegen einen Bundestagsabgeordneten üblich gewesen, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen selbst übernommen hätte. Tatsächlich fehlten der Anklagebehörde aber Mitarbeiter. Die wenigen Stellen für eigene Ermittlungsbeamte waren mit Spezialisten für Wirtschaftskriminalität besetzt. Die waren mit der Aufklärung komplexer Wirtschaftsstraftaten mehr als ausgelastet, hatten in der Aufklärung von Kapitalverbrechen keine Erfahrung und hatten auch kein Interesse an solchen 'primitiven' Verbrechen. Hätte die Staatsanwaltschaft die Hintergründe geahnt, hätte das Interesse an diesem Fall alle anderen Fälle ausgestochen. So stellte es sich aber als Raubmord und Mord zur Vertuschung einer Straftat dar, das konnte die Polizei effektiver abarbeiten. Zunächst war es also nur eine ganz normale Straftat. Als bekannt wurde, dass der Verdächtige ein Bundestagsabgeordneter war, bekam der Fall in kurzer Zeit erhebliche Beachtung in den Medien. Die Staatsanwaltschaft bestand nun darauf, dass sie alle Pressemitteilungen herausgab. Tauber nahm an den Pressekonferenzen nicht mehr teil. Für die Medien leitete die Staatsanwaltschaft nicht nur auf dem Papier sondern tatsächlich die Ermittlungen.
Intern hatte der zuständige Staatsanwalt aber die Leitung der Ermittlungen Tauber übertragen und ihm ziemlich freie Hand gelassen. Tauber hätte heute zufrieden sein müssen. Der Raub und Doppelmord war von ihm in kürzester Zeit aufgeklärt. Die Medien ließen sich natürlich auch nicht lange an der Nase herumführen. Tauber kannte schließlich viele Journalisten seit langer Zeit gut und der Fall verschaffte ihm viel Publicity. Seiner weiteren Karriere konnte dies nur gut tun. Die Beweise, die er und sein Team zusammengetragen hatten waren wasserdicht. Der Tatablauf, die Motive, der Verbleib der Beute, alles passte nahtlos ineinander und stellte sich schlüssig dar. Nur eines passte nicht, der Täter passte nicht zur Tat. Tauber war zwar erst 10 Jahre als Polizist tätig, aber in dieser Zeit hatte er viele kleine und große Kriminelle überführt. Es gab nicht 'den Kriminellen', keiner glich dem anderen, aber es gab immer wiederkehrende Typen. Und die Tat passte eigentlich immer zum Typ des Verbrechers. Profiler machten nichts anderes, als anhand der Tat den Tätertyp zu beschreiben und diese Beschreibungen hatten schon sehr oft zum Fahndungserfolg geführt. Anders bei Kromsig, er passte einfach nicht zu der Tat. Und nicht nur, dass er stur dabei blieb, mit der Sache nichts zu tun haben. Kromsig analysierte alle Beweise und bestätigte Tauber bei den Vernehmungen, dass diese bestechend und schlüssig sein. Er konnte auch keinerlei Anhaltspunkte dafür liefern, dass sie gefälscht wären und trotzdem war genau das Kromsigs wiederkehrende Begründung dafür, dass er unschuldig sei. Tauber wusste, dass jegliche Logik für eine Schuld von Kromsig sprach, diese war zweifelsfrei erwiesen. Und trotzdem hatte Tauber genau dies: Zweifel! Eigentlich sogar mehr als Zweifel, Tauber war sich sicher, dass Kromsig unschuldig ist. Die Beweise waren gefälscht, er wusste nur noch nicht wie, von wem und vor allen Dingen warum. Und weil er dies nicht wußte, hatte er seine Bedenken stets für sich behalten und in den Akten nichts davon vermerkt.
Auch Konstantin Groß blieb in Gedanken versunken im Gerichtssaal sitzen nachdem Kromsig abgeführt war. Kromsigs Partei hatte ihn um die Verteidigung gebeten. Er kannte den Parteivorsitzenden gut und war lange Zeit mit einem früheren Parteivorsitzenden in einer gemeinsamen Kanzlei tätig. Auch ihm war schon lange klar, dass die Beweislage erdrückend war. Er hatte mehrfach versucht Kromsig zu einem Geständnis zu überreden, Motive für die Tat zu erfahren, um Ansätze für mildernde Umstände und ein geringeres Urteil zu suchen. Er redete eindringlich auf Kromsig ein, dass dessen beharrliches Bestehen auf seine Unschuld und leugnen jeglicher Beweislage dazu führen würde, dass er zweimal lebenslang erhalten würde, genau das Strafmaß, das letztlich das Gericht verhängt hatte. Anfangs hatte er Kromsig abwechselnd für abgebrüht oder extrem dumm gehalten. Dessen Beharren auf 'Unschuldig' hatte ihn zunächst geärgert und mehrfach überlegte er sich vom Mandat entbinden zu lassen. Seine Einschätzung, dass der Fall aussichtslos war, wurde heute bestätigt. Aber über die Monate des Verfahrens wuchsen trotz der Beweislage immer mehr seine Zweifel. Was wenn Kromsig Recht hätte? Wenn die Beweise alle manipuliert waren? Kromsigs gesamtes Verhalten nährten immer mehr seine Zweifel an dessen Schuld. Groß hatte auch zunehmend den Eindruck, dass der leitende Ermittler, Hauptkommissar Tauber ähnliche Gedanken hegte. Natürlich äußerte dieser sich in keiner Weise diesbezüglich. Vielmehr spielte er seine Beweis-Ässe souverän aus. Aber manchmal meinte Groß auch bei Tauber zwischen den Zeilen und in der Körperhaltung Unsicherheit zu spüren. Nur, wenn die Beweise manipuliert waren, dann stellte sich die noch viel größere Frage: wer sollte daran ein Interesse haben? Eines war klar, einen solchen Riesenbetrug konnte kein normaler Krimineller durchführen. Da kamen ausschließlich Geheimdienste in Betracht. Aber warum sollten die ein Interesse daran haben, ausgerechnet Kromsig auszuschalten? Letztlich zwar kein Hinterbänkler, aber auch noch lange kein wichtiger Politiker. Groß war sich nur eines sicher, er übersah etwas, entweder bei Kromsig oder in der Beweiskette.
Tauber und Groß ahnten nicht, dass 300 Kilometer entfernt in Berlin noch andere Personen den Prozess mit besonderem Interesse verfolgt hatten und sich jetzt gerade über das Urteil informierten. Die Prominenz des Angeklagten sorgte dafür, dass schon unmittelbar nach der Urteilsverkündung die wichtigsten Nachrichtenportale Breaking News in das Internet stellten. Diese Personen saßen zwar in der gleichen Stadt - teilweise nur wenige Straßen oder sogar Büros entfernt - und trotzdem ahnte keiner von ihnen, dass nicht nur sie ein besonderes Interesse an dem Prozess hatte.
Und noch jemand beobachtete Prozess und Urteil, wobei 'beobachten' fast zu viel Interesse an Verfahren und Ausgang vermuten lässt. Nein, diese Person nahm beides eher zur Kenntnis, denn sie war sich über Verlauf und Ausgang ziemlich sicher. Das Urteil fiel aus wie erwartet, das nächste Puzzleteil fand an seinen vorbestimmten Platz.
Konstantin Groß blieb, nachdem der Gerichtssaal sich geleert hatte noch eine Weile sitzen. Er war sich selten so sicher gewesen, dass sein Mandant zu Unrecht verurteilt wurde, wie in diesem Fall. Natürlich hatte er schon einige Male verloren und sein Mandant wanderte hinter Gitter, obwohl er auf unschuldig plädiert hatte. Aber längst nicht immer hatte sein Plädoyer seiner inneren Überzeugung entsprochen. Es war sein Job Menschen in Strafverfahren zu verteidigen und nicht alle waren ihm gegenüber wirklich ehrlich, mussten sie auch nicht sein. Kromsig war aber keiner seiner normalen Klienten. Natürlich hatte er nicht nur Kriminelle im landläufigen Sinn als Mandanten, auch wenn diese die Mehrheit stellten und einige von ihnen Stammkunden waren. Er hatte aber auch regelmäßig bisher unbescholtene Mitmenschen zu verteidigen und nicht selten dabei solche, die landläufig sogar eher als 'honorig' bezeichnet wurden. Die Presse hatte ihn daher schon öfters als 'Promi-Anwalt' bezeichnet. Bei diesen Mandanten gab es zwei ziemlich gleich große Gruppen. Zum einen die, die tatsächlich völlig unschuldig ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten waren und zum anderen die, die in einem Moment von Wut, Betrunkenheit, wirtschaftlicher Not oder ähnlichen, die normalen Sinne und Reflexe ausschaltenden Situationen tatsächlich gegen Gesetze verstoßen hatten. Manche davon konnten — oft auf Grund unsicherer Beweislage — das Gericht letztlich als unschuldig verlassen, dem Rest konnte er fast immer zumindest eine relativ niedrige Strafe verschaffen, aber immer war ihm bei dieser Gruppe klar, dass sie tatsächlich schuldig waren. In der Regel hatten auch alle früher oder später, ihm als ihren Anwalt gegenüber die fragliche Tat eingeräumt. Kromsig gehörte zu den Wenigen, die bis zum Schluss auf ihrer Unschuld beharrten. Er war aber der Einzige, der gleichzeitig immer selbst bestätigte, dass alle Beweise und Indizien schlüssig und unwiderlegbar waren.
Groß neigte immer mehr dazu Kromsig zu glauben, obwohl die Beweislage erdrückend erschien. Wenn Kromsig aber Recht hatte, dann müssten die Beweise sehr geschickt und mit erheblichem Aufwand gefälscht worden sein. Er war kein Computerexperte, war sich aber ziemlich sicher, dass nichts aber auch gar nichts, das mit Computern zu tun hatte gegen Fälschung absolut geschützt war. Bei den DNA-Spuren und den forensischen Beweisen insgesamt war er sich da längst nicht so sicher. Bei allen mutmaßlichen Fälschungen stellten sich aber zwei Fragen: wo lag die Motivation und wer war dazu in der Lage. Nur eines war ihm hier klar, beides hing zusammen, wenn er die Motivation fand, war die Frage wer dies inszeniert haben könnte vermutlich klar. Noch wichtiger war es allerdings umgekehrt, wenn sich seine Vermutung bestätigte, dass vermutlich nur Geheimdienste in der Lage waren die notwendigen Strippen zu ziehen, dann ließ sich auf die Motivation schließen: Kromsig wurde aus politischen Gründen angegriffen. Er hatte Kromsig mehrfach gefragt, ob er dies für möglich hielt. Kromsig verstand zwar die Logik hinter Groß Gedanken, konnte sich aber selber so etwas nicht vorstellen. ‚Dafür bin ich viel zu unwichtig‘, war seine Standardantwort auf diesbezügliche Überlegungen. Groß stand auf und ging aus dem Gerichtsgebäude. Auf dem Weg zu seinem Wagen griff er sein Smartphone und wählte die Nummer seines Sohnes.
"Na, Konny, wie geht es Dir, was gibt es?"
Sein Sohn hatte schon vor langer Zeit aufgehört ihn mit Papa anzureden und hatte stattdessen Groß alten Spitznamen aus Studententagen aufgegriffen.
"Nichts konkretes, würde aber gerne mal wieder in Ruhe mit Dir klönen. Deine Mutter würde sich auch freuen, wenn Du uns mal wieder besuchst. Hast Du nicht Lust heute Nachmittag mal rum zu kommen? Könnten zusammen grillen, könnte jetzt auf dem Rückweg ein paar Steaks besorgen. Wie sieht es aus, hast Du Zeit?"
Groß hatte keine Lust am Telefon über die Fragen zu reden, die er seinen Sohn stellen würde. Dieser hatte von Computern, Sicherheitslücken und Datenschutz weitaus mehr Ahnung als er selbst und war ihm schon früher bei anderen Fällen mit guten Tipps hilfreich gewesen. Vielleicht litt er ja unter Paranoia, aber vielleicht war in diesem Fall etwas zusätzliche Vorsicht nicht verkehrt. Wenn irgendwer bei seinen Telefonaten mithörte, dann war es vielleicht besser irgendwelche Spekulationen nur im privaten Gespräch auszutauschen.
"Och, gegen ein gutes Dry-Aged Filet hätte ich nichts einzuwenden, soll ich 'nen Rotwein mitbringen.“
"Wenn er gut ist, habe ich nichts dagegen, können auch zwei Flaschen sein. Ist 17.00h ok oder zu früh?"
"Nee passt gut, zwei Flaschen klingt ja eher danach, dass ich bei Euch übernachte, da ist die Fahrt zur Uni morgen eh länger. Das heißt, dass ich morgen dann früh aus dem Bett muss, mein Prof hat für morgen früh ˋne Dienstbesprechung angesetzt. Sollen ˋnen neuen Forschungsauftrag kriegen. Mit ein wenig Glück könnte das meine habil werden."
"Wow, Professor Groß hört sich gut an, musste nachher mal erzählen. Freu mich auf Dich und Mama wird sich noch mehr freuen."
"Naja, wenn, dann gehen sowieso noch ein paar Jahre ins Land. Freu mich auch, muss jetzt zur Vorlesung, sonst sind die Damen und Herren Studenten weg. Tschüss"
Groß drückte auf dem Ruf-Ende-Knopf, suchte kurz die Nummer seines Freundes, der eine Schlachterei im Nachbarort hatte und bestellte bei ihm drei große Filetsteak. Für einen kleinen Kundenkreis, der eigentlich nur aus guten Freunden bestand, hatte er immer einen guten Bestand an hervorragenden luftgetrockneten Rindersteaks. Die Qualität wäre im freien Handel kaum bezahlbar oder zumindest in einem Bereich, die Groß für Essen nicht mehr ausgeben würde. Sein Freund betrieb diesen Teil seines Geschäfts aber aus reinem eigenen Interesse und Freundschaft und verdiente gerade einmal soviel daran, dass das Finanzamt ihm keine Schwierigkeiten machen konnte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit einer örtlichen Fleischerei, in der die Qualität auch hoch war, aber letztlich die Konkurrenzfähigkeit zu den Supermärkten im Mittelpunkt stehen musste.
Lutter & Wegener war wie immer gut gefüllt, der übliche Mix aus Touristen, die nicht nur wegen dem guten Ruf der Küche herkommen, sondern vor allen Dingen auch, um einen Blick auf Prominente zu erhaschen, die — Küsschen links, Küsschen rechts — herkamen, hauptsächlich um gesehen zu werden und sich selbst zu vergewissern, dass sie noch 'dazu gehörten'. Zwischendrin saßen jeweils an Zweiertischen mehrere Abgeordnete des Bundestages, die sich hier zu Hintergrundgesprächen mit Lobbyisten trafen. Alle gehörten zu der Kategorie 'Hinterbänkler', von manchen auch 'Stimmvieh' genannt. Die meisten von Ihnen hatten irgendwann euphorisch den Kampf um ein Bundestagsmandat aufgenommen und waren nach langem Warten und Hoffen noch euphorischer in den Bundestag eingezogen. Meist hatte es nicht lange gedauert, bis Ihnen klar wurde, dass ihre Partei als Gegenleistung für das Mandat absoluten Gehorsam verlangte. Eigene politische Initiative wurde ungern gesehen. Interessante Ausschusssitze erforderten, dass man in Fraktionssitzungen nicht unangenehm auffiel. Wer langfristig etwas werden wollte, irgendwann bei den Großen am Tisch sitzen wollte, musste Informationen sammeln und Netzwerke knüpfen. Kontakte zu Lobbyisten waren dabei wichtiger als die Teilnahme an endlosen Ausschusssitzungen oder gar Plenartagungen. Außerdem konnte man hier häufig sehr interessante Nebentätigkeiten anstoßen, die die Diäten deutlich aufbessern konnten. Schließlich ist sich jeder selbst der Nächste und wer wusste schon genau, wie lange ihn die Partei an den Futtertrögen sitzen lässt. Anders als die Prominenten und Touristen bevorzugten die Abgeordneten meist Tische, die eher am Rand standen. Die Gespräche waren nicht für die Ohren Dritter gedacht.
Frauke Klug traf sich heute mit einem Vertreter des EBEIH, des Europäischen Büros zur Erforschung des Internationalen Handels. Klug wusste, dass es hier nicht wirklich um Forschung ging, aber welche Unternehmen oder Interessensgruppen wirklich hinter diesem Büro standen konnte sie nicht sagen, es war ihr aber auch nicht wirklich wichtig. Sie hatte sich mit dem Vertreter bereits öfters getroffen, seit einigen Monaten konzentrierten sich die Gespräche auf Verhandlungen zu Freihandelsabkommen. Sie selbst war sich nie sicher gewesen, ob diese geplanten Abkommen wirklich sinnvoll waren. Ihre Fraktionsführung hatte aber schon frühzeitig klar gemacht, dass man zwar gegenüber der Öffentlichkeit eine gewisse kritische Einstellung zeigen müsse, aber es letztlich keine Alternative zum erfolgreichen Abschluss der Abkommen gab. Ihr Gesprächspartner versuchte sie dagegen schon seit einiger Zeit davon zu überzeugen, dass diese Abkommen nie geschlossen werden dürfen.
Vor ein paar Wochen hatte Klug dann beschlossen, dass sie sich nicht gegen die Fraktion stellen würde und dem Lobbyisten klar gemacht, dass sie kein weiteres Treffen verabreden möchte. Ihr Gegenüber hatte sie damals lange angesehen und dann gesagt: "Schade eigentlich, bislang haben wir uns doch immer gut verstanden und unser Honorar war Ihnen stets willkommen. Wie lange möchten Sie eigentlich noch Abgeordnete sein? Das Leben ist ja manchmal überraschend, ihr Kollege Kromsig hätte sich sein Leben sicher auch anders vorgestellt. Sie sollten sich vielleicht mal für seinen Prozess interessieren". Klug war zunächst irritiert und dann wütend geworden, es war offenbar, dass sie gerade bedroht worden war. Allerdings war ihr überhaupt nicht klar, worin diese Drohung bestehen sollte. Klar kannte sie Kromsig und hatte von seinem Prozess gehört. Aber sie konnte nicht nachvollziehen, was dessen Tat mit ihr zu tun hatte. Klug war aufgestanden und hatte das Restaurant ohne weiteren Kommentar verlassen.
Einige Tage später erhielt sie mit der Post an ihre Privatadresse einen Umschlag, in dem sich eine Mappe mit Presseausschnitten zum Fall Kromsig befand. In allen Artikeln war das Wort 'unschuldig', mit dem Kromsig sich ja immer wieder selbst beschrieb, mit gelben Textmarker hervorgehoben. Klug konnte sich keinen wirklichen Reim auf alles machen, es drängte sich allerdings der Eindruck auf, dass jemand hier behaupten wollte, dass Kromsig tatsächlich unschuldig war. Es schien Wahnsinn zu sein, aber offenbar bestand die Drohung darin, dass jemand behauptete, man könne auch sie in die gleiche Lage bringen, in der Kromsig jetzt war. Klug überlegte, ob sie sich an die Polizei wenden sollte. Aber was sollte sie sagen? Dass ein Lobbyist, der einer angesehenen Beraterfirma angehörte sie unter Druck setzen wollte? Ja, zumindest hatte sie das Gefühl, aber was war das Druckmittel? Natürlich hatte sie das Gefühl, es sollte angedeutet werden, Kromsig wäre wirklich unschuldig und irgendwer hätte ihn in die Sache reingeritten, hätte die Vorwürfe fingiert oder gar manipuliert. Aber hatte sie außer ihrem Bauchgefühl irgendeinen auch nur klitzekleinen Beweis? Sie wusste ja noch nicht einmal sicher, von wem dieser Umschlag kam.
Das Ganze schien ihr immer mehr absurd, ja nahe dran an Verschwörungstheorien, von denen sie schon gar nichts hielt. Die Drohung mit Kromsig war ein Bluff, die andere, unausgesprochene Drohung war weitaus konkreter. Keine Frage, sie hatte schon öfters ihre Meinung von diesem Lobbyisten mehr als beeinflussen lassen und in der Fraktion und – soweit ihr als Hinterbänklerin möglich – auch in der Öffentlichkeit Stimmungen in bestimmte Bahnen zu Lenken versucht. Und bisher hatte sie dabei stets, wenn ihre Überzeugungskraft ausgereicht hatte, gute Honorare für relativ belanglose Beratertätigkeiten erhalten. ‚Machen alle so‘ war immer ihre schwächste Gewissensberuhigung. Viel stärker beruhigte sie, dass es immer Dinge waren, die ihren eigenen Vorstellungen entsprachen. Zumindest nachdem sie lange genug Für und Wieder abgewogen hatte. Was war schon die Wahrheit, hatte nicht alles immer mindestens zwei mögliche Sichtweisen? Trotzdem fühlte sie sich hinterher meist unwohl. Dass sie nicht die einzige Abgeordnete war, die sich die Diäten so aufbesserte, machte auch keinen Unterschied. Sie war nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Bei manchen anderen Kollegen vermutete sie ebenfalls interessante Nebentätigkeiten, die bei bestimmten politischen Entscheidungen der Meinungsbildung geholfen hatten, die diese dann bei günstiger Gelegenheit in Debatten einbrachten. Und außerdem, ob sie nun den Anforderungen der Fraktionsdisziplin folgte oder ihre Meinung durch Lobbyisten beeinflussen ließ, nicht davon entsprach ihrem Enthusiasmus, mit dem sie in den Bundestag eingezogen war. Trotzdem könnte eine zu genaue Betrachtung dieser Geschäftsverbindungen ihre Stellung im Wahlkreis gefährden. Es gab stets genug Parteifreunde, die nur darauf warteten sie zu ersetzen. Und alleine der drohende Wegfall der Berateraufträge war schmerzlich. Aber dies alles waren eben keine Punkte, die sie gegenüber Polizei oder auch nur im Fraktionsvorstand offen ansprechen konnte oder wollte. Sie musste abwägen, Beraterverträge oder Absicherung ihrer Wiederwahl durch die Partei, ihr Entschluss stand fest, sie konnte es sich nicht leisten, in Sachen Handelsabkommen gegen die Fraktionsführung zu opponieren — zumindest bis jetzt stand ihr Entschluss fest.
Nun saß sie wieder in diesem vermaledeiten Lobbyistenloch, in dem mehr faule Deals als gutes Essen auf den Tisch kam. Die Einladung zum Essen mit dem Berater von EBEIH hatte sie auf nicht nur überraschende, sondern viel mehr erschreckende Art erreicht. Sie hatte gestern in ihrem privaten Email-Postfach, das bei einem großen deutschem Provider gehostet wurde, eine Nachricht gefunden:
Hallo Frau Klug,
Danke für Ihre E-Mail. Es freut mich, dass Sie sich mit mir treffen wollen. Gerne können wir morgen bei Lutter & Wegener um 13.00h ein Lunch einnehmen. Ich kann ihnen dann gerne unsere neuesten Erkenntnisse zur Email-Sicherheit im Internationalen Handel erklären. Wir haben da wirklich erstaunliche Neuigkeiten.
Mit freundlichem Gruß
Kranovitcz
Zunächst war sie nur überrascht, seit dem letzten eher unangenehmen Treffen hatte sie mit diesem Lobbyisten keinen Kontakt mehr gehabt und folglich hatte sie auch nicht um ein Treffen gebeten. Es musste eine Verwechselung vorliegen. Erschrocken war sie dann, als sie unter dieser Email, im weiteren Verlauf folgendes las:
Lieber Herr Kranovitcz
Ich hoffe, Sie können mein unhöfliches vorzeitiges Verlassen des Essens beim letzten Treffen verzeihen. Ich würde mich gerne kurzfristig mit Ihnen treffen. Mich würden im Zusammenhang mit einem aktuellen Prozess, die von Ihnen erwähnten Erkenntnisse zur Sicherheit von Emails interessieren. Es würde mich freuen, wenn Sie hierzu Zeit finden würden.
Beste Grüße
Frauke Klug
Die Email war augenscheinlich kurz zuvor von ihrem privaten Email-Account an Kranovitcz verschickt worden. Klug war verwirrt. Sie hatte keine solche Email verschickt, es hatte auch niemand in den letzten Stunden Zugang zu ihrem Computer. Zunächst vermutete sie, dass Kranovitcz schlichtweg die Absenderangaben gefälscht hatte. Ein Vorgang, den sie von zahllosen Spammails kannte, in denen auch oft Adressen von Personen auftauchten, die diese Spams niemals verschickt hatten. Die Sache schien dreist, aber simpel und auch simpel zu lösen. Sie wollte gerade eine deutliche Email zurückschicken und ernste Konsequenzen ankündigen, denn immerhin konnte sie ja beweisen, dass diese Email bei ihr nie in den gesendeten Emails auftauchte. Rein vorsichtshalber überzeugte sie sich aber hiervon noch einmal und wurde zunehmend nervöser, als sie in den gesendeten Emails genau diese fand.
Es gab nur eine Erklärung, jemand hatte ihren Computer oder ihr Email-Account gehackt. Sie schaltete den Computer sofort über den Netzschalter aus, nahm ihr dienstliches iPad, von dem sie sehr sicher sein konnte, dass es nicht virenverseucht war und loggte sich bei ihrem Provider ein, um alle Passwörter zu ändern. Gleichzeitig überzeugte sie sich, dass auch im Online-Zugriff die Email in den gesendeten Emails auftauchte. Es hatte tatsächlich jemand den Account gehackt. Sie nahm sich vor morgen früh sofort bei der Bundestags IT vorzusprechen und zu fragen, ob diese ihren privaten PC auf einen Hackerangriff untersuchen könnten. Noch während sie überlegte, welche weiteren Schritte notwendig sind, erhielt sie eine neue Email mit dem Inhalte :
"Es freut mich, bis morgen"
Und unter dieser Nachricht stand erneut eine angeblich von ihr selbst verschickte Email, in der sie das morgige Treffen bestätigte. Klug öffnete sofort den Ordner mit den gesendeten Emails. Tatsächlich diese von ihr nicht geschriebene Email tauchte dort auf. Die Sendeuhrzeit lag einige Minuten nachdem sie die Zugriffspasswörter geändert hatte. Klug war perplex, wie war dies möglich? Wie konnte jemand so schnell erneut Zugang zu ihrem Account bekommen? Noch während sie fieberhaft überlegte, was sie tun sollte, verschwand vor ihren Augen nicht nur diese angeblich gesendete Email, sondern auch die vorherige. Klug nahm die Maus und klickte auf Posteingang. Auch dort waren beide Posteingänge verschwunden. Ein weiterer Mausklick und der Papierkorb öffnete sich, keine der gelöschten Emails tauchte hier auf. Klugs Herz begann zu rasen, was lief hier ab? Wollte sie jemand hier verarschen oder zog hier eine Gefahr auf?
Während sie dies überlegte erreichte erneut eine Email ihre Posteingang. Der Inhalt bestand ausschließlich aus einem Link auf ein Nachrichtenportal. Klug hatte ihn angeklickt, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass der Link wirklich zum Nachrichtenportal führte. Sie hatte schon öfters gelesen, dass Angriffe auf Computer durchgeführt werden, indem Links verschickt wurden, deren unverdächtige Bezeichnung nicht mit der verlinkten Web-Seite übereinstimmte. Stattdessen wird man dann auf eine Seite geführt, bei der eventuell schon durch das Öffnen der Seite Computerviren oder sogenannte Trojaner auf den eigenen Computer heruntergeladen und installiert werden. Die im Link enthaltene Web-Adresse schien unverdächtig und schien wirklich der Adresse des Nachrichtenportals zu entsprechen. Es öffnete sich ein Artikel zum für heute erwarteten Urteil über Kromsig. Klug verstand, jemand versuchte sie genau jetzt an Kromsig zu erinnern, das letzte Gespräch mit Kranovitcz fiel ihr ein und dessen Erwähnung von Kromsig, die sie schon damals als Drohung empfand. Die damalige Empfindung manifestierte sich, Klug wurde schlecht, sie wurde bedroht und dies schien keine geringe Gefahr zu sein. Sie beschloss, dass sie Beweise sammeln muss. Klug schloss den Internetbrowser und wechselte zurück zum Email-Account, um die letzte Mail auszudrucken. Als sie sie weder im Posteingang noch im Papierkorb finden konnte wunderte sie sich schon nicht mehr.
Am Nachmittag hatte sie dann im Internet die Nachrichten über die Verurteilung Kromsigs gelesenen daraufhin entschieden zu diesem, ohne ihr Zutun verabredeten Termin zu gehen. Und nun saß ihr der Berater von EBEIH gegenüber.
"Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass Sie sich doch noch einmal mit mir treffen wollten. Ich hatte bei unserem letzten Essen das Gefühl, sie wollten unsere gute Zusammenarbeit beenden. Woher kommt der Sinneswandel?"
Klug sah ihr Gegenüber an, eines musste man ihm lassen, er konnte diese Lüge mit einem absoluten Pokerface und ohne jeglichen ironischen Unterton vorbringen. Aber Klug wollte hier nicht mitspielen, sie wollte wissen was überhaupt gespielt wird.
"Sie wissen doch genau, dass ich keineswegs von mir aus dieses Treffen arrangiert habe. Lassen Sie die Spielchen und erklären Sie mir was Sie wollen. Ich sitze hier nicht weil ich vor Ihnen Angst habe, sondern lediglich um zu wissen, was Sie von mir wollen und Ihnen klar zu sagen, dass Sie mich mal können."
Klug hatte sich auf dem Weg zum Treffen vorgenommen, genau diese Worte in aller Ruhe aber Deutlichkeit vorzubringen. Jetzt musste sie aber zu ihrem Ärger erkennen, dass ihrer Stimme und Körperhaltung doch Aufregung anzumerken war. Ihre Hände schwitzten und ihr Gesicht hatte sich offenbar gerötet. Mehr noch als sie sich über diese Nervosität ärgerte, verwunderte sie der Gesichtsausdruck von Kranovitcz. Dieser war entweder ein begnadeter Schaupieler oder tatsächlich irritiert.
"Entschuldigen Sie, aber das verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Sie hatten mir doch gestern eine Email geschickt und um ein kurzfristiges Treffen gebeten. Was meinen Sie mit Spielchen und wieso sollten Sie vor mir Angst haben?"
Kranovitcz brachte das in aller Ruhe vor und sah Klug dabei direkt ins Gesicht. Mit keiner Regung verriet er irgendwelche Nervosität oder Erstaunen.
"Herr Kranovitcz, ich habe Ihnen keine Email geschickt und auf keine ihrer Emails gestern geantwortet. Ich weiß lediglich, dass solche Emails ausgetauscht wurden, von mir stammen sie definitiv nicht."
"Moment, langsam. Ich habe gestern von Ihnen eine Email erhalten, mit der Bitte um ein Treffen. Zumindest kam diese Email von Ihrem Account. Wenn Sie diese nicht geschrieben haben, wer dann? Ihre Sekretärin? Oder wollen Sie etwa sagen, dass irgendwer Ihren Account gehackt hat? Dann würde ich an Ihrer Stelle vielleicht das Passwort wechseln. Aber wenn Sie diese Email gar nicht kennen, warum sind Sie dann hier?"
Bevor Klug ihm antworten konnte, kam der Kellner und fragte, ob er schon die Bestellung aufnehmen könnte. Klug bestellte lediglich ein stilles Mineralwasser und sagte, dass sie vermutlich nicht lange bleiben werde, weshalb sie kein Essen bestellen würde. Kranovitcz schien dies gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er bestellte wie selbstverständlich eine teure Flasche südafrikanischen Rotweins mit zwei Gläsern sowie eine gemischte Vorspeisenplatte für zwei Personen. Die Hauptgänge würde er dann später auswählen, der Abend sei ja noch jung. Klug kochte innerlich, wäre sie nicht hier mitten zwischen Touristen, B-Klasse Promis und sicherlich einer größeren Zahl von Abgeordneten und Journalisten, von denen sie einige persönlich kannte, hätte sie am Liebsten Kranovitcz angeschrien, was dieser sich eigentlich einbildete. Aber einen Skandal wollte sie sicherlich nicht riskieren.
Als der Kellner sich wieder entfernt hatte fuhr Kranovitcz fort, bevor Klug sich eine passende Antwort überlegt hatte.
"Mein liebe Frau Klug, ich verstehe ja, wenn Sie sich darüber aufregen, dass irgendwer Ihren Email-Account gehackt hat. Diesen Computern ist wirklich nicht zu trauen. Und wenn jemand ihre Emails wirklich gefälscht hat, dann kann Sie das ja auch in sehr peinliche Situationen bringen. Ja, das sollten Sie wirklich ernst nehmen. Denken Sie nur mal an Ihren Kollegen Kromsig, der hat ja auch so manche unangenehme Email erhalten. Aber ich bitte Sie, das sollte doch nicht unsere gegenseitig fruchtbare Geschäftsbeziehung beeinflussen, oder? Vielleicht sollten wir diese sogar eher ausbauen, meinen Sie nicht?"
Klug schaute Kranovitcz an, sie hatte im Laufe ihrer Politikerkarriere schon viele unausgesprochene Drohungen gehört und unangenehme Gespräche geführt. Aber so unverblümte Drohungen, die zudem sich nicht auf das Waschen von schmutziger Wäsche sondern ziemlich eindeutig auf kriminelle Handlungen bezogen, das hatte eine neue Qualität.
"Ich denke für den Moment ist alles gesagt, nur soviel, unterschätzen Sie mich nicht. Ich lasse mich nicht erpressen. Schönen Abend noch."
Klug stand auf und verließ den Tisch. Beim Gehen hörte sie noch wie Kranovitcz zum Kellner sagte, dass er doch nur ein Glas benötige und er ihm noch ein Glas Champagner bringen solle, er habe etwas zu feiern. Klug merkte wie ihre Hände vor Wut zitterten, sie verließ das Lokal und schlug die Tür hinter sich zu, so dass sie mit einen deutlichen Knall ins Schloss fiel. Sie hätte keine Minute länger mit Kranovitcz im selben Raum bleiben können. Sie steckte ihre Hände in ihre Jackentasche, um das Zittern zu beruhigen, die rechte umgriff dabei ihr iPhone, mit dem sie, bevor sie zu Kranovitcz an den Tisch gegangen war, diesen unauffällig fotografiert hatte, immerhin hatte sie damit einen Beweis für ihr Treffen.
Tauber setzte sich an seinen Schreibtisch. Er hatte nach dem Gerichtstermin noch kurz mit dem Staatsanwalt gesprochen. Beide gingen davon aus, dass Kromsigs Verteidiger das Verfahren in die nächste Instanz bringen würde. Der Vertreter der Anlagebehörde hatte seine Bitte, ihm die Akten des Falls erneut zu überlassen zunächst abgelehnt. In der nächsten Instanz würden keine Tatsachen neu aufgerollt. Gegen das Urteil der Schwurgerichtskammer war nur die Revision möglich, also lediglich überprüft, ob das Recht richtig angewendet wurde. Tauber überzeugte ihn aber, dass die hohe Publizität des Falles es ratsam seien lässt, auch die Tatsachen im Vorfeld nochmals gründlich zu überprüfen, auch die Presse würde sich den Fall vielleicht nochmals genauer ansehen. Er wusste, dass der Staatsanwalt auf dem Sprung zum Generalstaatsanwalt war. Einen Fehler konnte er sich dabei nicht leisten.
Also konnte er sich alle Akten abholen um sicher zu stellen, dass kein Fehler in den Akten war. Tatsächlich wollte Tauber aber genau das Gegenteil. Er wollte den vorhandenen Fehler finden. Er wusste, dass einer vorhanden war und er musste ihn finden. Er hatte etwas übersehen, um es zu finden musste er noch einmal von vorne anfangen. Er stand auf, verließ sein kleines Büro und holte sich aus der kleinen Teeküche einen großen Becher Kaffee, stark, mit einem kleinen Schuss angewärmter Milch. Auf dem Weg zurück ging ihm der Begriff 'Teeküche' durch den Kopf. Seltsam dachte er, alle im Büro tranken Kaffee und trotzdem redete jeder von der Teeküche. Manchmal bildet ein Begriff nicht ab, was tatsächlich vorhanden ist. Das hätten die Trojaner damals auch bedenken sollen, dachte er. Das Holzpferd, dass sie von den Griechen geschenkt bekommen hatten, hatte auch einen gänzlich anderen Inhalt. Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück, nahm die oberste Akte und begann zu lesen.
Am 18.Januar 2023 um 18.07 Uhr traf der erste Wagen der Polizeiwache Nordstadt am Wohnort von Klaus Fischer ein, einer der alten Villen gegenüber dem englischen Garten. Nicht die beste, aber einer der teuersten Wohnlagen von Hannover. Der Wagen war in der Nähe gewesen, als die Alarmanlage der Villa Überfallalarm auslöste und alle verfügbaren Wagen von der Zentrale zu der Adresse von Klaus Fischer geordert wurden. Fischer war erfolgreicher Anwalt, der weltweit Unternehmen in Wirtschaftsangelegenheiten vertrat. Als die uniformierten Kollegen an seiner Villa eintrafen standen die Eingangstüren weit offen. Auf ihr Rufen hin erhielten sie keine Antwort. Als wenige Momente später zwei weitere Wagen eintrafen, betraten zwei Beamte mit gezogenen Dienstwaffen und unter lautem Zuruf die Villa. Vom Eingangsbereich ging eine Treppe nach oben. Im Erdgeschoss zweigten drei Zimmer ab. Die Beamten öffneten die Tür, die Links vom Flur abzweigte. Dahinter fanden sie einen Menschen in einer Blutlache, die offenbar von einer Schusswunde im Kopfbereich stammte. Die Person schien tot zu sein. Sie lag direkt neben einer Wand in der ein Safe eingelassenen war. Dessen Tür stand offen, der Safe war leer. Die Durchsuchung des Anwesens ergab, dass sich keine weiteren Personen im Gebäude oder auf dem Grundstück aufhielten.
Der Gerichtsmediziner stellte später fest, dass die Person durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet worden war, der Todeszeitpunkt lag keine Stunde zurück. Die Ballistik identifizierte die Waffe später als 9mm Pistole, einer der am Weitesten verbreiteten Waffen. Der Tote wurde als Klaus Fischer identifiziert, der Besitzer des Hauses. Fischer war alleinstehend. Es konnte daher nicht festgestellt werden, ob in dem Safe vor dem Tötungsdelikt etwas gelegen hatte, bzw. was dort drin gewesen war. Somit war nicht zweifelsfrei, ob es sich um einen Raubmord handelte . Gleichwohl ging die Ermittlung von Anfang an von einem Raubmord aus. Da keine Einbruchsspuren gefunden wurden, bestand die Vermutung, dass das Opfer den oder die Täter in das Haus gelassen hatte. Ob freiwillig oder durch Gewaltandrohung, konnte nicht gesagt werden.
Der Alarm war laut Aussage der Alarmgesellschaft durch den Überfallcode beim Öffnen des Safe ausgelöst. Hierbei wurde bei der Öffnung des Safes ein spezieller Code eingegeben, der nicht nur die Verriegelung freigab, sondern gleichzeitig für alle Anwesenden unsichtbar und unhörbar unmittelbar bei der Polizei Alarm auslöste. Diese Tatsache verstärkte die Annahme, dass es sich um einen Raubmord handelte. Offenbar hatte jemand das Opfer gezwungen den Safe zu öffnen. Nachdem es dies getan hatte wurde er erschossen. Da der oder die Täter die Alarmauslösung nicht bemerkt haben konnten, gingen die ermittelnden Kollegen davon, dass diese Tötungsabsicht von vornherein bestand. Möglich sei aber auch, dass die Täter vom Inhalt des Safe enttäuscht waren, das Opfer sich unvorsichtig verhielt oder die Täter einfach Panik bekamen.
Bei der Obduktion ergab sich, dass das Opfer mit nur einem Schuss getötet wurde. Dieser erfolgte mit aufgesetzter Waffe in den Nacken, wobei die Mündung der Pistole leicht nach oben zeigte. Die Kugel drang in den Nacken unterhalb der Schädelplatte ein, durchschlug das Gehirn und trat oberhalb der Stirn aus dem Vorderkopf wieder aus. Das Opfer war vermutlich tot, bevor es den Schuss hören konnte, praktisch eine Hinrichtung. Dies verstärkte die Theorie, dass die Tötung von vornherein beabsichtigt war, um eine Identifizierung der Täter auszuschließen und das Opfer daran zu hindern unmittelbar die Polizei zu rufen. Da das Opfer in der Villa bekanntermaßen alleine lebte, konnten die Täter so davon ausgehen, dass die Tat längere Zeit unentdeckt bleiben würde. Die Putzfrau würde frühestens am Montag ins Haus kommen. Das Opfer würde auch erst nach dem Wochenende von seiner Kanzlei vermisst werden. Dass das Öffnen des Safes einen Alarm auslösen würde, hatten die Täter vermutlich nicht geahnt.
Tauber lehnte sich zurück. Er hatte die Ermittlungsakte oft genug gelesen, eigentlich gab es nichts Neues zu entdecken. Trotzdem kam ihm ein Gedanke. Was, wenn es gar kein Raubmord war, sondern ein eiskalt geplanter und geschickt getarnter Mord? Nicht immer bildete ein Begriff den Inhalt für den er benutzt wird auch wirklich ab. Doch was sonst konnte ein Motiv gewesen sein?
Die Kollegen von Kriminaldauerdienst hatten die Ermittlungen am Tatort geleitet. Sie waren es, die diesen ersten Bericht verfasst hatten. Offener Safe, daneben der erschossene Besitzer des Safes und des — vermutlich — verschwundenen Safeinhalts. Bekanntermaßen ein nicht ganz unvermögender Einwohner der Stadt, der beim Öffnen des Safes einen stillen Alarm ausgelöst hat. Raubmord ist da die naheliegende Erklärung der Tat. Klar, der Bericht stellte mehr oder weniger ausschließlich die Fakten zusammen. Schlussfolgerungen wurden wenn, dann nur in Nebensätzen gezogen und immer als Vermutungen relativiert. Letztlich waren die Ermittlungen aber vorrangig in die Richtung Raubmord verlaufen. Spätere Ermittlungsergebnisse hatten diese Hypothese bestätigt. Als Tauber die Akte und den Fall zwei Monate später übernahm, weil aus einem anderen Tötungsdelikt, den er bearbeitete Spuren zu diesem Fall führten, fügte sich alles zur Bestätigung der Raubmordtheorie zusammen. Tauber hielt inne, nahm einen großen Schluck Kaffee, der eigentlich für einen großen Schluck noch eindeutig zu heiß war. Er überlegte, nein, als er den Fall übernahm gab es keinen Zweifel mehr an der Raubmordtheorie. Die vermutliche Beute war gefunden und stellte mit 2 Mio € in bar ein beträchtliches Motiv dar, das von ihm und von der Staatsanwaltschaft nicht mehr hinterfragt wurde. Genauso wenig, wie jemals ernsthaft versucht wurde zu klären, warum Fischer 2 Mio € in bar in seinem Safe liegen hatte. Was wäre, wenn die 2 Mio nur ein 'Nebenprodukt' waren, wenn tatsächlich eine Hinrichtung, ein Auftragsmord stattgefunden hat? Tauber nahm sich sein Notizbuch. Er blättere ein paar Seiten durch bis zwischen seiner letzten Notiz und dem neuen, leeren Blatt ein paar leere Seiten waren. Er nahm seinen Stift, schrieb quer über die Seite : Troja. Dann blätterte um und schrieb auf die nächste Seite : Auftragsmord????.
Die Spurensicherung stellte am Tatort diverse Fingerabdrücke sicher, die keiner bekannten Person zugeordnet werden konnten. Daneben wurden zwei Haare gefunden, die weder dem Opfer noch anderen Personen zugeordnet werden konnten, die sich regelmäßig im Haus aufhielten. Bei der Obduktion wurden unter den Fingernägeln des Opfers Hautpartikel gefunden. Das Opfer hatte unter Umständen vor seinem Tod die Täter gekratzt. Da es nur wenige Hautpartikel waren, handelte es sich aber vermutlich nicht um einen Kampf. Vielleicht hatte das Opfer auch nur versucht sich im Fallen am Täter festzuhalten. DNA Analysen bestätigten, dass diese Hautpartikel und eines der gefundenen Haare zu derselben Person gehörten.
Im Laufe der ersten Ermittlungstage wurden alle Mitarbeiter in der Anwaltskanzlei sowie Fischers Kanzleipartner vernommen. Keiner hatte auch nur eine Vermutung für ein mögliches anderes Motiv als Raubmord. Zu den möglichen Inhalt des Safes konnte ebenfalls niemand etwas aussagen, außer zwei der vier Kanzleipartner hatte niemand auch nur Kenntnis vom Safe. Zumindest waren dies die Aussagen, an denen aber auch keine Zweifel hochkamen. Das persönliche Umfeld Fischers war schwieriger zu ermitteln und zu befragen. Seine Nachbarn kannten ihn wenn überhaupt nur vom Sehen. Fischer war erst vor einem halben Jahr in die Villa eingezogen. Verwandte waren weder in der Kanzlei noch bei den wenigen Freunden bekannt, die sich nach einem Aufruf der Polizei und der Bitte um sachdienliche Hinweise meldeten. Es ging bei Gericht auch keinerlei Anspruch auf das Erbe ein. Sein in der Kanzlei hinterlegtes Testament hinterließ sein gesamtes Vermögen einem gemeinnützigen Verein zur Unterstützung von in Not geratenen Juristen.
Die Ermittlungen traten auf der Stelle. Am 25. März wurde dann in einer kleinen, angemieteten Wohnung in einem Vorort von Hannover die Leiche von Tobias Schulz aufgefunden. Einem Nachbarn war aufgefallen, dass der Briefkasten überquoll. Da beide sich über geplante Abwesenheiten immer gegenseitig unterrichteten, gerade um die Post einzusammeln hatte er sich Sorgen gemacht. Ein Anruf am Arbeitsplatz ergab, dass er dort auch unentschuldigt abwesend war. Die uniformierten Kollegen ließen die Wohnungstür von einem Schlüsseldienst öffnen. Eigentlich lag hierfür kein wirklicher Grund vor. Tatsächlich fanden sie im Wohnzimmer der offensichtlich durchsuchten Wohnung Schulz, der ebenso offensichtlich schon vor längerer Zeit an einer Schusswunde verstorben war. Ihre Entscheidung war somit nachträglich bestätigt worden und wurde zumindest in der Akte nicht weiter problematisiert.
Die Ermittlungen stellten sehr schnell Verbindungen zum Raubmord an Fischer her. Es handelte sich um die identische Tatwaffe und die unter Fischers Fingernägeln gefundenen Hautpartikel stimmten mit Schulz DNA überein. Am Tatort wurden zwei Haare gefunden, die nicht von Schulz stammten, deren DNA aber mit dem zweiten - nicht Schulz zuzuordnenden - Haar übereinstimmte, das bei dem Raubmord gefunden war. Alles Ermittlungsergebnisse, die sich dank der automatisch eingeleiteten Datenbankabgleiche quasi von selbst einstellten. Offenbar war Schulz einer der Raubmörder und sein Komplize war ebenfalls in Schulz Wohnung gewesen. Ob er derjenige war, der Schulz getötet und die Wohnung durchsucht hatte konnte zunächst nicht gesagt werden.
Die Ermittlungen führten dazu, dass die beiden Fälle als zusammenhängend beurteilt wurden und Tauber mit der Leitung des Ermittlungsverfahrens und der 5-köpfigen Sonderkommission beauftragt wurde. Der Bruder des Getöteten, der sich als Alleinerbe herausstellte, fand in einem Bankschließfach einen Umschlag mit 2 Mio € in bar. Da der Getötete, der das Schließfach angemietet hatte, nach Aussage des Bruders eher unter permanenter Geldnot litt vermutete er, dass dieser Umschlag mit dem gewaltsamen Tod in Verbindung stehen würde. Er informierte die Kriminalpolizei, die den Umschlag entgegen nahm und erkennungsdienstlich behandeln ließ. Auf dem Umschlag fanden sich Fingerabdrücke von Fischer, Schulz und einer zunächst unbekannten dritten Person. Handschriftlich auf dem Umschlag vermerkte Daten und Beträge konnten mit hoher Wahrscheinlichkeit Fischer zugeordnet werden. Offenbar handelte es sich zumindest um einen Teil des Safeinhalts.
Im Handy des Opfers konnten die Anruflisten lesbar gemacht werden. Schulz hatte häufig mit P.K. telefoniert, die Gespräche begannen ca. 4 Wochen vor Fischers Ermordung, das letzte Telefonat führte er wenige Stunden vor dem mutmaßgeblichen Zeitpunkt, an dem Schulz ins Jenseits transportiert wurde. Die Telefonnummer gehörte zu einer pre-paid Karte, deren Inhaber die Telefongesellschaft nicht zuordnen konnte, da bei der Anmeldung gefälschte Informationen verwendet wurden. Die Computerexperten verschafften sich dann Zugang zu Schulz Computer und seinen emails. Hier fielen emails auf, die Schulz mit [email protected] austauschte. Der Provider, der diese Email-Adressen herausgab und verwaltete saß in Russland, der Versuch hier über Rechtshilfeersuchen Auskunft über den Inhaber zu erhalten oder gar einen Zugriff auf das Konto versickerte in den Untiefen der bundesdeutschen und russischen Bürokratie. Die ersten emails waren ebenfalls ca. 4 Wochen vor Fischers Ermordung empfangen. Im Wesentlichen ging es um die Verabredung von Treffpunkten an öffentlichen Orten. Kein Treffpunkt war öfters als einmal verwendet worden. Zwei Tage vor Fischers Ermordung hatte Schulz dann eine email empfangen, deren Inhalt lediglich den Tag an dem Fischer überfallen worden war sowie eine Uhrzeit, die exakt 1 Stunde vor der Alarmauslösung lag umfasste. Danach war eine größere Lücke, in der auch keine Telefonate zwischen Schulz und P.K. ausgetauscht wurden. Anfang Februar erfolgte eine neue Terminverabredung. Aber anscheinend war Schulz nicht erschienen, jedenfalls folgte eine email, die zeitlich nach dem vereinbarten Termin eingegangen war und in der gefragt wurde, wieso Schulz nicht erschienen war. Außerdem wurde ein neuer Treffpunkt vorgeschlagen. Auch diesen hielt Schulz vermutlich nicht ein. Es folgten mehrere unbeantwortete Anrufversuche seitens P.K. sowie dringender werdende emails.
Die Bombe platzte bei den Ermittlungen, als die Beamten auf eine von Schulz versendete Email an das Bundestagsbüro des Abgeordneten Konrad Kromsig stießen. Der Inhalt bestand aus einem Satz: "Keine Anrufe oder emails mehr, oder will Herr Angeordneter in der Bild-Zeitung stehen?". Und tatsächlich endeten damit auch die Anrufe von P.K. und die Emails von [email protected] außer einem Anruf wenige Stunden vor Schulz Tod. Tauber informierte sofort den Staatsanwalt. Der lies sich alles berichten und alle emails sowie Telefonate nochmals überprüfen. Es gab keinen Zweifel, gegen den Bundestagsabgeordneten Konrad Kromsig lag ein Anfangsverdacht vor, auch wenn dies zunächst völlig widersinnig klang. Die Ermittlungen mussten sofort ruhen, bis alle notwendigen Schritte eingeleitet waren, um die Immunität des Abgeordneten aufzuheben.
Kromsig hatte schließlich, nachdem er vom Bundestagspräsidium informiert worden war, selbst beantragt, seine Immunität aufzuheben, dies aber mit einem scharfen Brief an die Staatsanwaltschaft begleitet. Hierin stritt er jeglichen Zusammenhang mit den Taten ab und forderte die Staatsanwaltschaft auf unverzüglich seine Unschuld zu beweisen. Selbstverständlich bot er jegliche Unterstützung dabei an. Über seinen Anwalt gab er noch am nächsten Tag seinen Laptop, sein ipad und sein iPhone an die Staatsanwaltschaft heraus. Ebenso selbstverständlich unter Hinweis auf die notwendige Vertraulichkeit beim Umgang mit den Daten und Informationen. Er erklärte sich auch bereit, dass Beamte sich in seinen Büros und seinen Wohnsitzen umsehen konnten und wenn erforderlich Unterlagen mitnehmen durften oder sich Kopien anfertigen könnten. Die entsprechenden Durchsuchungen fanden noch am gleichen Tag statt, ohne dass die Öffentlichkeit hiervon erfuhr. Allerdings dauerte es nicht lange, bis die Presse vom Verdacht gegen einen Bundestagsabgeordneten erfuhr und Kromsigs Name im Zusammenhang mit den Vorwürfen zunächst in den Boulevard-Medien und danach in allen Medien auftauchte.
Die Computerspezialisten wurden schnell fündig. Die Email von Schulz an Kromsigs Abgeordnetenaccount war gelöscht, aber eindeutig auf den Servern des Bundestags eingegangen und konnte von der Bundestagsverwaltung auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft rekonstruiert werden. Kromsig bestritt allerdings sie jemals erhalten oder gelesen zu haben. Seine Büromitarbeiter konnten sich ebenfalls nicht erinnern. Dies war allerdings nicht verwunderlich, denn sie war nachts um 23.15h eingegangen, offenbar auf Kromsigs iPad gelesen und sofort gelöscht worden.
In seinem privaten Email-Account konnten emails zur Aktivierung eines pre-paid Handys rekonstruiert werden, das zu der Nummer gehörte, die Schulz unter P.K. gespeichert hatte. Zwar waren diese emails gelöscht worden, aber da sie zuvor auf das iPad des Abgeordneten heruntergeladen waren, konnten die Ermittler sie aus den alten Backup Dateien wiederherstellen. Kromsig hatte bereitwillig seine Kennwörter herausgegeben. In Verlauf seines Internetbrowser konnten Verbindungsdaten rekonstruiert werden, die Recherchen zu Pistolen nachwiesen. Die deutsche Niederlassung von Google gab auf Verlangen eines Richters Informationen heraus, die umfangreiche Recherchen Kromsigs zu Klaus Fischer nachwiesen. Tauber erinnerte sich schon beim ersten Lesen der Akte ein Unbehagen empfunden zu haben, wie einfach es eigentlich war, an diese ganzen elektronischen Daten heranzukommen. Es war das erste Mal, dass er mit dieser Art von Ermittlungsarbeit intensiv in Berührung gekommen, seine normale Klientel nutzte eher selten elektronische Mittel um die Straftaten vorzubereiten. Wenn dann doch einmal ein Email-Wechsel oder Daten einer Festplatte während einer seiner Fälle von Interesse gewesen war, hatte es immer eine schiere Ewigkeit gedauert die richterliche Einwilligung zu erhalten und noch länger jemanden in der Kriminaltechnik zu finden, der die Daten selektieren und auswerten konnte. Mit der gegebenen Prominenz in diesem Fall war das alles sehr schnell gegangen. Er vermutete, dass es hier ein paar Anrufe auf höherer Ebene gegeben hatte.
In einer versteckten Datei fanden die Ermittler schließlich die Zugangsdaten zum email-Account [email protected]. Die dort gefundenen emails lieferten schließlich das Motiv für den Raubüberfall. Kromsig hatte Fischer gekannt, Fischer hatte ihn kontaktet und versucht über Fischer einen Kontakt zum Innenministerium zu erhalten. Offenbar hatte Fischer Informationen zu einer islamistischen Terrorzelle anbieten wollen. Diese hätten ihn durch persönliche Daten erpresst und würden sein Büro zur Wäsche erheblicher Bargeldbeträge nutzen. Kromsig hatte den Kontakt abgelehnt und den Weg zur Polizei empfohlen. Auch diese Fakten aus dem Email-Account wurden von Kromsig bestritten. Gleichzeitig hatten aber seine Recherchen über Fischer begonnen. Wenig später war offenbar der Kontakt zu Schulz aufgenommen worden und die Telefonate, Emails und Treffen begannen, vermutlich zur Vorbereitung der Tat.
Kromsig bestritt alles. Er gab an, weder das Handy noch den email-Account zu kennen und schon gar nicht Fischer oder Schulz. Allerdings konnte er auch weder für die Tatzeit, noch für auch nur ein mutmaßliches Treffen mit Schulz ein Alibi liefern. Zwar hatte er laut seinem Terminkalender zu diesen Zeiten immer Termine, im Wesentlichen mit drei Personen und immer an den angegebenen Orten. Alle drei wurden von ihm als Lobbyisten für drei verschiedene Lobbygruppen beschrieben und allen drei war gemein, dass zwar die Lobbygruppen existent waren, die Personen dort aber nicht bekannt waren und sie auch sonst nirgends gefunden werden konnten. Natürlich hatte Kromsig auch weder zu Pistolen noch zu der Person Klaus Fischer recherchiert und konnte keine Erklärung liefern, wieso die Daten seines Computers bzw. von Google etwas anderes aussagten.
Die Fakten reichten zur Anklageerhebung, zumal das zweite bei Fischers Leiche gefundene Haar und die Haare, die auf Schulz Leiche gefunden wurden ihm nach einem DNA-Abgleich zugeordnet wurden. Auf dem Geldumschlag hatte sich schließlich auch seine Fingerabdrücke befunden. Und heute hatte auch das Gericht die Beweise als hinreichend für die Verurteilung befunden. Tauber schloss die Augen, lehnte sich zurück und ging in Gedanken nochmals alles durch. Nein, es gab mit dem gefundenen Geld, von dem Kromsig offenbar Kenntnis hatte ein Motiv, Kromsig hatte versucht seine Kontakte zu Schulz und Fischer zu verschleiern. Die Datenlage sagte aber eindeutig aus, dass er beide kannte. Das Gericht hatte zusätzlich noch die Emails in Bezug auf den Schreibstil von einem Gutachter untersuchen lassen. Es gab keinerlei Hinweise, dass jemand anders als Kromsig diese verfasst hatte. Der Stil stimmte eindeutig mit dem überein, der sich aus anderen Schriftstücken von Kromsig ergab. Für Taubers Gedankenspiel, dass es sich um einen Auftragsmord handeln könnte und ein Raubmord durch Kromsig und Schulz vorgetäuscht war gab es keine wirklichen Hinweise. Wer könnte ein Interesse daran haben, einen solchen Mord durchzuführen und wozu sollte dieser dann ausgerechnet Kromsig mit viel Aufwand in die Schuhe geschoben werden?
Tauber nahm sein Notizblock, schlug die Seite auf, auf die er das Stichwort 'Auftragsmord' geschrieben hatte und ergänzte 'Motiv?'. Auch hier waren 2 Mio € natürlich als Motiv durchaus ausreichend. Tauber griff sich erneut die Akte und suchte die Kopie des Kartondeckels, den Schulz Bruder im Schließfach gefunden hatte. Wenn man die Daten und Beträge auf dem Karton als eine Art Buchführung verstand, dann hätten sich sechs Wochen vor Fischers Tod 5 Mio € darin befunden. Sechs Entnahmen, jede Woche eine, hatten die Summe auf 2 Mio € sinken lassen. Das Geld stammt nach Aktenlage offenbar aus Geldwäschegeschäften. Tauber überlegte erneut, er versuchte sich zu erinnern, welche Erkenntnisse zu diesen Geldwäschegeschäften vorlagen. In der Akte befand sich dazu wenig bis gar nichts. Die Hinweise zur Terrorismusfinanzierung hatten kurzfristig dafür gesorgt, dass sich die Bundesanwaltschaft einschaltete. Tauber dachte damals zunächst, dass der Fall ihm abgenommen wird. Aber auch die Bundesanwaltschaft sah die vorliegenden Beweise gegen Kromsig als eindeutig an. Die Ermittlungen gegen Fischer beziehungsweise dessen Kanzlei dauerten nur kurz und brachten keine verwertbaren Erkenntnisse. Tauber griff zum Telefon und tippte die Nummer seines Kollegen und alten Freund Frank Schnarcher ein. Sie hatten ein paar Jahre zusammen in einem Büro gesessen, bis Frank zur Abteilung 4 beim Landeskriminalamt, dem zentralen polizeilichen Staatsschutz wechselte. Das Telefon klingelte gerade einmal, Frank nahm an und meldete sich mit seinem typischen, immer leicht mürrisch klingenden "Ja, was gibt's?".
"Hey, Klaus hier, na, wieviele Terroristen hast Du heute erlegt?"
"Spaßvogel, weißt doch, alles Geheimsache, aber kannst heute ruhig schlafen. Wir passen auf Euch auf. Und? Du? Alle Mörder und Totschläger hinter Gitter? Oder bist du mittlerweile wegen Erfolglosigkeit zur Blitzergruppe verlegt?"
"Naja, ich glaube unsere Aufklärungsquote ist größer als ihr jemals erreichen werdet. Aber wir haben vermutlich auch die dümmeren Kriminellen als ihr. Aber ich rufe nicht zum Blöddeln an. Ich habe gerade die Akte Kromsig vor mit liegen"
"Aha, willst Dir Deine Glückwünsche abholen. Hab schon gehört, der Staatsanwalt plant schon seine Beförderungsfeier. Und fällt für Dich wenigstens intern ein wenig Lohn ab? Die Arbeit habt ihr doch gemacht, oder?"
"Ja, denke schon, Beförderung wäre ganz nett. Sag mal, die Bundesanwaltschaft hatte sich doch damals eingeschaltet, weil der tote Anwalt angeblich Gelder für Terroristen gewaschen hat. Daher stammte ja wohl auch die Beute. Hat sich da eigentlich irgendwas ergeben?"
"Nee, nicht das ich wüsste. Die hatten wohl die Konten durchgesehen und auch die Kanzlei durchsucht. Haben sich aber keinerlei verdächtige Verbindungen gefunden. Die Kollegen vermuten, dass es sich um Schwarzgeld handelte und hatten die Sache dann an die Steuerfahndung weitergeleitet. Soweit ich weiß haben die die Akte aber nie wirklich angerührt. Angeblich soll die Kanzlei freiwillig auf die Summe Umsatzsteuer bezahlt haben und damit hatte es sich dann. Wieso fragst Du? Hast Du neue Erkenntnisse? Dann immer her damit, könnte auch mal ne Beförderung vertragen!"
"Kann ich mir vorstellen, Deine neue Freundin soll ja einen exklusiven Geschmack haben.... Verstehe nur nicht, was sie dann an Dir findet. Nee, will nur die Akte zu machen und dazu fehlte dem Staatsanwalt noch ein Aktenvermerk."
Es entstand eine kurze Pause.
"Ja, Klar"
setzte Frank das Gespräch schließlich fort.
"Aber lass mich mal wissen, was du so rausfindest. Verarschen kannst Du jemand anders, vergiss nicht ich kenne Dich und Dein Zweiflergesicht, mit geschlossenen Augen gegen die Decke guckend. Aber kein Problem, halte mich bedeckt, werde aber mal ein wenig nachhorchen."
"Danke, wir sehen uns"
Klaus legte auf und schmunzelte. Frank war wirklich gut, wenn es um Psychologie ging. Seine Verhöre waren phänomenal erfolgreich. Meist hatten die Verdächtigen noch gar nicht begriffen, dass sie verhört wurden aber schon freiwillig jede Menge Informationen ausgeplaudert. Dieses Talent zur 'Gesprächsführung' hatte ihm schließlich den Weg zum Staatsschutz geebnet. Da gab es dann auch weniger Ärger mit Anwälten, die von Franks 'Plauderstunden' meist wenig erfreut waren. Aber so sehr er andere zum Plaudern bringen konnte, so sehr konnte er selber schweigen.
Klaus lehnte sich wieder zurück. 'Zweiflergesicht', Frank hatte ihn diesen Spitznamen in den Jahren ihrer Zusammenarbeit verpasst. Einmal hatte er ihm, während Klaus in seiner üblichen 'mit-geschlossenen-Augen-zur-Decke' Haltung überlegte, von hinten ein Handtuch mit angewärmten Wasser auf das Gesicht gelegt und dazu leise 'Wünschen Sir jetzt Kopfmassage' geflüstert. Die anderen Kollegen im Raum hatten sich vor Lachen ausgeschüttelt, als Klaus zu Tode erschrocken aus dem Sessel sprang. Er war erst verärgert, weniger über den Scherz, als darüber aus seinen Gedanken gerissen worden zu sein. Aber letztlich war er für einen guten Scherz immer zu haben, auch wenn dieser mal zu seinen Lasten ging.
Klaus schaute an die Decke, die ihren letzten Anstrich wahrscheinlich bekommen hatte, bevor er dem Polizeidienst beigetreten war. Die Beleuchtung stammte auch aus Zeiten, als Energiesparen noch ein unbekanntes Wort war. Sein Blick ging die Wände hinunter und strich einmal durch den Raum. Zweckmäßige Einrichtung könnte man mit ein wenig guten Willen vielleicht als Beschreibung wählen, tatsächlich sah es genauso schäbig aus, wie in einem schlechten Fernsehkrimi. Staatsanwalt müsste man sein, schoß es ihm durch den Kopf. Die Staatsanwaltschaft hatte vor ein paar Jahren neue Büros bezogen und irgendwer hatte es geschafft, dass bei der Planung ausreichend Gelder für eine 'angenehme Arbeitsumgebung' eingeplant wurden. Zwar ließen sich die Büros noch lange nicht mit dem vergleichen, was er so in den großen Anwaltskanzleien sehen konnte, aber besser als sein Zimmer waren sie allemal. Wer wollte ihm da verübeln, dass er beim Überlegen lieber die Augen schloss. Wenn man nichts sah, war der Blick manchmal schärfer und wurde nicht durch einen falschen Eindruck oder überflüssige Informationen gestört. Seine Gedanken gingen zurück zum Fall und automatisch schlossen sich seine Augen.
Das Motiv für den Raubmord soll in der Kenntnis der Schwarzgeldmillionen gelegen haben. Aus den Emails hatte sich ergeben, dass Kromsig von der Geldwäsche und den Schwarzgeldbeständen im Tresor wusste. Aber warum haben die Kollegen vom Staatsschutz dann die Ermittlungen eingestellt? Wenn sie keine Hinweise darauf gefunden haben, dass der Anwalt von Terroristen zur Geldwäsche erpresst wurde, wieso hatte er dann Kromsig gegenüber genau das behauptet und wo kam das Geld her?
Tauber nahm sich wieder die Akte vor. Das zweite Opfer, Tobias Schulz, der nach der Theorie auch der zweite Täter war, war polizeibekannt. Schulz lebte von immer wieder wechselnden Arbeitsstellen im Rotlichtmilleu, war in der Vergangenheit des Öfteren sowohl mit der Polizei als auch mit Vertretern der hannoverschen Halbwelt aneinander geraten. Von Ladendiebstahl über Raub, Menschenhandel, Prostitution bis zu kleineren Schutzgelderpressungen war alles vertreten. Gewalttätigkeiten waren eher nicht sein Metier, zumindest nicht als Täter. So etwas wie 'Ganovenehre' hatte er kaum, er hätte vermutlich auch sprichwörtlich seine Oma ü