Raumschiff Promet - Die Abenteuer der Shalyn Shan 11: Ewige Verdammnis - Andreas Zwengel - E-Book

Raumschiff Promet - Die Abenteuer der Shalyn Shan 11: Ewige Verdammnis E-Book

Andreas Zwengel

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Beschreibung

Auf Antaran, einer Kolonie der CRC, verbirgt der exzentrische Gouverneur ein Geheimnis. Es gibt einen Ort, an dem unerklärliche Dinge geschehen. Die Crew der nagelneuen Promet V sucht verzweifelt nach Spuren der Ra und muss sich den Geistern dieses Ortes stellen. Spezialagent Harkaway und sein Team versuchen, in die Unterwasserstadt von WAVE einzudringen, doch sie haben einen Verräter an Bord. Die Printausgabe umfasst 170 Buchseiten.

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Andreas Zwengel & Olaf KemmlerEWIGE VERDAMMNIS

In dieser Reihe bisher erschienen:

 

01 Tod eines Cyborgs von Achim Mehnert

02 Der ewige Feind von Achim Mehnert

03 Welt in Flammen von Achim Mehnert

04 Die letzte Fahrt der Hindenburg II von Andreas Zwengel

05 Unsterbliche Rache von Andreas Zwengel

06 Der Weg der Kriegerin von Andreas Zwengel07 Die Janus-Attentate von Andreas Zwengel

08 Das Auge des Ra von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

09 Die fremde Macht von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

10 Die Ruinen von Antaran von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

11 Ewige Verdammnis von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

12 Flucht aus Luna Asylum von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

13 Das kosmische Testament von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

14 Todeswellen von Andreas Zwengel

15 Neptuns Tochter von Andreas Zwengel

16 Der Rat der Acht von Andreas Zwengel

Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

Ewige Verdammnis

RAUMSCHIFF PROMETDie Abenteuer der Shalyn Shan

Band 11

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2019 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Mario HeyerLogogestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-471-8Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Ewige Verdammnis

von Andreas Zwengel

Kapitel 1

Am Bord des Tauchbootes Barry Allen befanden sich Spezialagent Harkaway, Kapitän Marlowe, die Meeresbiologin Tessa Winter und Paul Seagrass, ein Tiefseeforscher. Sie betrachteten die Unterwasserstadt des Projekts WAVE und die gewaltigen Ausmaße der Anlage machten sie alle sprachlos. Keiner von ihnen wusste, wie lange sie stumm auf die Stadt gestarrt hatten, bis Harkaway sagte: „Wir sollten endlich etwas unternehmen.“

„Sehen wir es uns aus der Nähe an, ich denke, deswegen sind wir hier“, stimmte Marlowe zu.

„Aber wir müssen vorsichtig sein. Nur weil wir sie nicht orten konnten, bedeutet das nicht, dass es umgekehrt genauso abläuft“, gab Tessa zu bedenken. Sie spielte damit auf die Tatsache an, dass die Sensoren der Barry Allen die Stadt vor ihnen noch immer nicht ausmachen konnten. Zuerst hatten sie angenommen, dass ihre Instrumente durch einen Störsender manipuliert wurden, aber inzwischen waren sich alle an Bord einig, dass man den Sensoren einfach eine falsche Realität vorgaukelte. Und sie wüssten zu gerne, wie dem Gegner das gelang.

Seagrass, der die Steuerung des Bootes übernommen hatte, bewegte den Joystick vorwärts. Marlowe stellte über seine Regler den größten Teil der ­Suchscheinwerfer aus, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Obwohl sie in der Schwärze der Tiefsee wohl nicht besonders auffallen würden. Jedenfalls nicht in der Nähe einer hell erleuchteten Unterwasserstadt.

Alle vier starrten sie konzentriert durch die verglaste Kuppel des Cockpits. Seagrass warf einen Blick auf das Sonar, damit sie nicht von den drei riesigen Genmonstern auf ihrer Wachrunde überrascht werden konnten, aber es gab weit und breit nichts zu sehen.

„Bleiben Sie dicht am Grund“, befahl Kapitän ­Marlowe. „Vielleicht schützen uns die Erhebungen vor deren Überwachungsgeräten. Obwohl ich langsam das Gefühl nicht loswerde, dass die uns in allen technischen Belangen haushoch überlegen sind.“

Marlowe forderte immer das Höchstmaß an Einsatz von seinen Leuten. Die Besatzungen seiner Schiffe kamen häufig an ihre Belastungsgrenze, aber Marlowe erhöhte in Krisensituationen einfach immer das Gehalt, bis sich der Unmut legte. Dafür erwartete er anschließend allerdings auch perfektes Funktionieren und stummes Leiden. Bisher hatte sich dieses Konzept meistens bewährt, aber er wusste, dass es für seine Methode Grenzen gab. Bei einem Kamikaze-Einsatz bewirkte auch das großzügigste Gehalt nichts mehr. Glücklicherweise befanden sich an Bord dieses Tauchbootes ausschließlich Freiwillige.

Seagrass bewies ein geschicktes Händchen beim Manövrie­ren und schlängelte das Fahrzeug über den zerklüfteten Meeresgrund. Geschickt nutzte er jede Deckung und wegen der blendenden Helligkeit, die die Stadt ­ausstrahlte, brauchten sie nicht einmal ihre eigenen Scheinwerfer zu benutzen.

Harkaway suchte über die Bordkamera nach einer geeigneten Stelle, um in die Stadt hineinzugelangen. Er vergrößerte auf seinem Monitor die ersten Gebäude, auf der Suche an einer Andockstelle. Obwohl es unwahrscheinlich war, dass sie über eine Schleuse in die Stadt gelangen konnten, ohne dass dies irgendeinen Alarm auslösen würde. Eher blieb die Tür verschlossen oder sie wurden von den Verteidigungssystemen aufs Korn genommen.

„Ich fürchte, wir müssen weiter in die Stadt hinein, um irgendwo ein Gebäude zu betreten“, erklärte er.

„Ich dachte, wir wären nur auf einer Erkundungsmission, um den Ort für die Flotte auszukundschaften“, gab Seagrass zu bedenken. „Sie beabsichtigen doch nicht, die Stadt zu betreten? Sollen wir etwa zu viert diesen Ort erobern?“ Der Tiefseeforscher lachte bei der absurden Vorstellung und erwartete, dass die anderen in sein Lachen mit einstimmten. Leider vergeblich.

„Wir gehen so weit, wie wir kommen“, knurrte ­Marlowe entschlossen. „Das bedeutet, wenn wir irgendwo eine offene Tür entdecken, dann gehen wir selbstverständlich hindurch.“

„Aber das ist Selbstmord und vollkommen nutzlos“, protestierte Seagrass. „Wir wollen nützliche Informationen sammeln, um sie an die Flotte weiterzugeben. Dazu gehört meiner Ansicht nach, uns erst einmal ein Bild von der Stadt zu machen und uns einen Überblick über deren Verteidigungsmaßnahmen zu verschaffen. Diese Informationen müssen wir an die Flotte weitergeben und wenn dies bedeutet, sie persönlich zu überbringen, tun wir das gefälligst. Es ist niemandem geholfen, wenn wir in ein Gebäude gelangen und dort geschnappt werden. Dann fährt die Flotte ahnungslos ins offene Messer. Nur weil einige hier den Helden spielen wollen.“

Seagrass verstummte schweratmend. Es war ihm anzumerken, dass er für gewöhnlich nicht solche Reden schwang. Aufgeregt blickte er seine Mitreisenden an und wartete auf ihre Reaktion.

„In Ordnung. Bevor wir ein Risiko eingehen, beschaffen wir alles, was die Flotte für einen Angriff wissen muss“, entschied Harkaway.

Marlowe hatte den Eindruck, dass der Agent diese Aufgabe unterschätzte, nur weil sie nicht dasselbe Risiko barg, wie durch die Vordertür hineinzustürmen. „Ich denke nicht, dass diese Aufgabe völlig risikofrei ablaufen und auch ganz sicher kein Spaziergang wird.“

Etwas schlug gegen den Boden des Tauchbootes und ließ die vier Besatzungsmitglieder vorwärts kippen. Sie hatten einen hervorstehenden Felsen gestreift.

Marlowe drehte sich zu ihrem Steuermann. „Was ist los?“

„Die Steuerung macht Schwierigkeiten“, meldete Seagrass, während er den vibrierenden Joystick mit beiden Händen zu bändigen versuchte.

„Wie kann das sein?“

„Keine Ahnung, ich kenne nur das Problem, nicht die Ursache“, gab der Tiefseeforscher bissig zurück.

„Ein Bedienungsfehler?“, fragte Tessa.

„Wie soll das denn möglich sein, man bewegt nur den Joystick“, beschwerte sich Seagrass, „wie kann man da etwas falsch machen?“

Marlowe sprang aus seinem Sitz heraus und verließ das Cockpit. Er durfte der Qualifizierteste an Bord sein, was die Technik des Bootes anging. Die Barry Allen besaß die Form eines waagerechten Blitzes. Vom Cockpit aus kam man in einen Passagierraum, der im Grunde nur aus zwei gegenüberliegenden Sitzbänken bestand, auf denen entweder acht Menschen sitzen oder zwei liegen konnten. Von dort ging es mehrere Stufen nach unten zu dem wissenschaftlichen Bereich, der am Maschinenraum endete. Von einem Ende bis zum anderen besaß das Boot etwa eine Länge von sechzehn Metern.

Schon als Marlowe die Treppenstufen nach unten stieg, hörte er das gleichmäßige Surren der Turbinen. Zumindest schien der Antrieb noch fehlerfrei zu funktionieren. Marlowe weckte den Monitor auf, der die Funktionen der Barry Allen anzeigte. Es gab keine Fehlermeldungen, die auf irgendwelche Probleme hinwiesen. Der Kapitän startete ein Diagnoseprogramm und öffnete anschließend die Abdeckung zum Maschinenraum. Es gab einen schmalen Einstieg, denn die meisten Arbeiten an dem Tauchboot wurden von außen erledigt, außerhalb des Wassers. Der Einstieg diente nur bei Notfällen als Zugang. Auf den ersten Blick konnte Marlowe keine Probleme erkennen, alles schien an seinem Platz zu sein und sah so aus wie bei seinen Kontrollen zuvor. Das Diagnoseprogramm verkündete mit einem Piepsen die Vollendung seines Durchgangs. Es konnte kein Problem feststellen. Das war unmöglich, zumindest bei der Lenkung hätte eine Fehlermeldung erscheinen müssen. Marlowe startete noch einen zweiten Durchgang, diesmal ausschließlich auf die Lenkung gerichtet. Wieder erfolglos.

Harkaway kam zu ihm nach hinten. „Und?“

„Nichts“, entgegnete der Kapitän enttäuscht. „Unter ungünstigen Umständen könnten wir hier für alle Zeit verloren gehen. Eine anonyme Seebestattung, von der nie jemand erfahren würde.“

„Zumindest das wird uns erspart bleiben.“ Harkaway zog seinen Ärmel zurück und hob einen platinfarbenen Armreif in die Höhe. „Hierauf wird unser gesamter Weg gespeichert. Außerdem kann ich jederzeit damit geortet werden.“

„Das funktioniert wirklich?“, fragte Marlowe. „Ich hätte es für ein schlichtes Schmuckstück gehalten.“

„Da wird sich Oz freuen, wenn er das hört. Habe ich schon erwähnt, dass dieses Gerät jedes gesprochene Wort in Hörweite aufzeichnet?“ Gabriel Ostborn war der Bastler und Waffenmeister von Pandora Inc., der am laufenden Band diese kleinen Wunderdinger erfand.

Marlowe hob die Augenbrauen und beugte sich vor zu Harkaways Handgelenk. „Das ist wohl das sensationellste Stück Technik, das mir jemals untergekommen ist. Respekt! Schade, dass ein so kompetenter Mann nicht hier unten bei uns sein kann.“ Grinsend lehnte er sich wieder zurück.

Marlowe hob die Abdeckung hoch und wollte sie wieder auf die Öffnung setzen, als ihm etwas auffiel. Es war das Gesamtbild, das ihm nicht stimmig erschien. Er brauchte einen Moment, bis es ihm klar wurde. Es lag nicht daran, dass etwas fehlte, sondern im Gegenteil ein Gegenstand hinzugefügt worden war. Nicht auffällig, sondern sogar recht geschickt, halb verdeckt in der dritten Reihe. Marlowe stellte die Abdeckung wieder auf dem Boden ab und streckte seine Hand in die Öffnung. Er hielt den kleinen Störenfried in die Höhe.

„Was ist das?“, fragte Harkaway.

„Das hier, mein Freund, ist ein QT3, ein verflixt schlauer Saboteur, den man an ein System anschließt. Die Abkürzung steht angeblich für Quertreiber. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es beschreibt seine Tätigkeit schon ziemlich gut. Der QT3 analysiert ein System und sucht sich selbstständig seine Ansatzpunkte, um möglichst effektiv Schaden anzurichten.“

Sie gingen zurück ins Cockpit und zeigten ihre Beute.

„Aber wo stammt er her?“, fragte Tessa.

„Die Frage ist, wer es dort angebracht hat“, sagte ­Marlowe. „Ich weiß, dass ich es nicht war, und ­Harkaway hat sich mit seiner Frage nach der Funktion des QT3 ebenfalls ausgeschlossen.“

„Finden Sie nicht, dass Sie ihn etwas zu leicht davonkommen lassen“, beschwerte sich Seagrass. „Ich habe so ein Ding ebenfalls noch nicht gesehen und selbst wenn, könnte ich einfach das Gegenteil behaupten.“

Harkaway nahm dem Tiefseeforscher seine Bemerkung nicht übel, sie war sogar gerechtfertigt. Aber er nahm ihm übel, dass er wahrscheinlich hinter diesem Sabotageakt steckte. Wenn hier an Bord jemand ein Verräter sein sollte, dann kam nur der Neue in Frage. Er hatte sich vorhin vehement dagegen ausgesprochen, die Stadt zu betreten. Dies konnte auch einen anderen Grund als reine Vorsicht haben. Harkaway wusste, dass er in diesem Punkt etwas voreingenommen war, aber schließlich hatte die Meeresbiologin zuvor Marlowe und ihm das Leben gerettet, indem sie sie aus dem Meer gefischt hatte. Dafür gewährte der Agent ihr einen gewissen Vertrauensvorschuss.

„Wir sollten jetzt nicht mit Beschuldigungen um uns werfen“, mischte sich Tessa ein, um die Wogen zu glätten. „Jeder hätte das Ding vor der Abfahrt im Maschinenraum anbringen können.“

„Eben nicht“, sagte Marlowe. „Ich habe das Boot vor der Abfahrt mehrmals kontrollieren lassen und die letzte Kontrolle selbst durchgeführt, unmittelbar bevor ihr an Bord gekommen seid. Und da gab es das verdammte Ding noch nicht.“

„Also war es einer von uns“, stellte Harkaway fest.

„Sieht ganz so aus“, stimmte ihm Marlowe zu.

„Na prima“, stieß Seagrass hervor, hob die Hände von der Steuerung und drehte sich mit dem Sitz zurück. „Offenbar bin ich der einzige Verdächtige in diesem Fall. Ihr scheint euch da ja wohl schon einig zu sein.“ Er bekam einen wilden Blick, der aber auch von der Enttäuschung über die Vorverurteilung herrühren konnte. Der Tiefseeforscher sah keinen Sinn darin, seine Unschuld zu beteuern, was den Eindruck eines Schuldeingeständnisses noch verstärkte.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Tessa. „Sollen wir auftauchen und ihn ausliefern oder ihn einfach hier fesseln?“

Seagrass funkelte die drei an. „Bitte bringt mich nach oben, denn ich möchte nicht mehr an Bord sein, wenn der echte Saboteur sein Werk beendet. Oder was meinst du, Tessa?“

„Jetzt versuch nicht, sie mit hineinzuziehen“, unterbrach ihn Harkaway.

„Nein, natürlich nicht. Sie ist ja über jeden Zweifel erhaben, nicht wahr?“, höhnte Seagrass.

„Er versucht einen Keil zwischen uns zu treiben“, erklärte Tessa. „Damit wir einander nicht mehr vertrauen.“

Seagrass schüttelte den Kopf und zeigte über sich. „Wir haben eine Cockpitkamera, auf der wir uns ansehen können, wer nach der Abfahrt noch nach unten gegangen ist. Da ich die ganze Zeit über auf meinem Platz gesessen habe, dürfte es mir schwergefallen sein, diesen Quertreiber anzubringen.“

„Kannst du die Aufnahme auf den Monitor legen“, fragte Harkaway und bewegte sich unauffällig in eine Position, aus der heraus er alle drei Mitreisenden sehen konnte. Er wollte in diesem Moment niemanden in ­seinem Rücken. Dass gegenseitige Misstrauen war gesät, wie Tessa es vorhergesagt hatte.

„Kein Problem“, erklärte der Tiefseeforscher. „Ich kann sogar so weit in die Aufnahme hineinzoomen, dass wir die untere Körperhälfte desjenigen sehen können, der sich am Maschinenraum zu schaffen gemacht hat.“ Er zog einen beweglichen Monitor von der Decke herab, damit alle einen guten Blick auf das Bild hatten. Die Aufzeichnung begann zu laufen. Man sah die vier Besatzungsmitglieder beim Betreten der Barry Allen und beim Einnehmen ihrer Plätze. Seagrass drehte an einem Regler und steigerte die Geschwindigkeit, mit der die Aufzeichnung ablief.

Plötzlich stieß Kapitän Marlowe einen Seufzer aus und kippte gegen die Armaturen. Harkaway sprang auf den Mann zu und erkannte sofort die Ursache. Aus Marlowes Nacken ragte ein weißer Stift, ungefähr so lang wie ein kleiner Finger, aber nur halb so breit. Die Beine des Kapitäns gaben nach, er rutschte zu Boden und landete hart auf dem Hintern. Harkaway stützte seine Schultern, bevor er zur Seite kippen konnte. In seiner gebückten Haltung blickte er zu Tessa.

Die Verräterin hatte nicht abwarten wollen, bis die Aufzeichnung sie enttarnte, sondern nutzte die allgemeine Konzentration auf den Monitor. Sie hielt drei weiße Stäbchen zwischen den Fingern ihrer Hand. Unter anderen Umständen hätte Harkaway zuerst an Zigaretten gedacht, doch selbst die stärkste Kettenraucherin rauchte sicher nicht drei Kippen gleichzeitig. Als Tessa die Stäbchen nach Harkaway warf, erkannte dieser ihren Zweck. Sie kamen wie Dartpfeile auf ihn zu und schienen in der Luft zu beschleunigen. So wie frühere Raketen, die erst nach dem Ausklinken von der Flugzeugtragfläche ihren eigenen Antrieb zündeten. Harkaway wollte gar nicht wissen, welches Tempo und welche Reichweite diese Dinger erreichen konnten.

Reflexschnell riss Harkaway den Arm nach oben und wischte die drei Stäbchen zur Seite. Sie landeten irgendwo auf dem Boden. Seine Augen verengten sich, als er einen Schritt auf Tessa zu machte. „Ich glaube, wir brauchen die Aufnahmen nicht mehr.“

„Ein Glück“, sagte Seagrass erleichtert hinter ihm. „Die Cockpitkamera reicht nämlich nicht bis in den Maschinenraum.“

„Du hast geblufft?“, fragte Tessa, mehr überrascht als wütend. „Das hätte ich dir nicht zugetraut.“

„Was soll ich sagen, wenn es um meinen Hals geht, werde ich erfinderisch.“

Harkaway baute sich vor der Meeresbiologin auf. „Du enttäuschst mich.“

Sie blickte gelassen zu ihm hoch. Der große Spezialagent schien sie nicht im Geringsten zu ängstigen. „Das legt sich gleich. Fühlst du dich nicht schon viel ruhiger?“

„Wovon redest du?“, knurrte Harkaway. Sie senkte ihre Augen auf den Arm, mit dem er die Stäbchen abgewehrt hatte. Im Stoff baumelte noch ein einzelnes Stäbchen. Er wischte es mit dem Handrücken weg und schob dann den Ärmel zurück. Ein blutiger Punkt verriet ihm, dass das Stäbchen die Haut durchdrungen hatte. Es war nicht stecken geblieben und konnte deshalb wohl nicht seine volle Dosis in die Blutbahn abgeben, doch ­Harkaway spürte einen leichten Schwindel und wurde unsicher auf den Beinen. Seine Hand schnellte auf Tessas Kehle zu, wollte sie umklammern und zerquetschen. Doch sie schob seinen Arm spielerisch zur Seite, was daran lag, dass er sich kaum schneller als in Zeitlupe bewegte. Er schwankte und drohte zu fallen, doch sie packte und stützte ihn.

Harkaway hatte den Eindruck, dass sie ihn schonte. Den Grund dafür kannte er noch nicht.

„Weshalb hast du uns damals gerettet, du hättest uns genauso unserem Schicksal überlassen können“, murmelte er mit schwerer Zunge.

„Ich hatte gehofft, ihr würdet die richtigen Schlüsse daraus ziehen und die Finger von WAVE lassen, aber ich hätte es besser wissen müssen.“

„Wie lange arbeitest du schon für die Organisation?“

„Länger, als ihr mir glauben würdet.“

„Und jetzt? Tötest du uns alle?“

„Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.“ Sie ließ ihn erst los, als er ausgestreckt am Boden lag. Anschließend trat sie hinter Paul Seagrass, der immer noch auf seinem Platz saß und sich an dem Joystick festhielt, als könne der seine Probleme lösen.

„Was ist mit uns beiden?“, erkundigte die Meeres­biologin sich freundlich. „Hast du vor, mir Probleme zu machen?“

Seagrass schüttelte wortlos den Kopf, und Tessa tätschelte ihm lobend die Schulter. Sie wies voraus auf eine Schleuse, die im nächsten Moment von einem leuchtenden Ring umgeben wurde. „Dort legen wir an.“

Kapitel 2

Zuerst war es nur ein dunkler Punkt am Horizont. Bald kamen ein zweiter und ein dritter hinzu. Die Punkte entpuppten sich als schwerbewaffnete Kriegsschiffe, die sich so schnell vorwärtsbewegten, wie es ihre Antriebe zuließen. Die Flotte bot eine bunte Mischung aus den verschiedensten Modellen. Sie besaßen eine Gemeinsamkeit: Alle waren alt und längst überholt. Die meisten Hoheitszeichen stammten aus den Grauzonen, denn dort hatte Michael Moses die Flotte auch zusammen­gestellt. Natürlich wäre es ihm möglich gewesen, die besten Kriegsschiffe der Welt zu mobilisieren, aber die erforderliche Zeit und Überredungskunst fehlte ihm momentan. Außerdem hätte er einige Gefallen einfordern müssen, die er sich lieber für schlechte Zeiten aufsparen wollte. Noch schlechtere Zeiten, auch wenn das momentan nur schwer vorstellbar war.

Die Regierungen in den Grauzonen, die oft genug nur aus Kartellen und Clans bestanden, konnte er leichter überzeugen, indem er ihnen die Pistole auf die Brust setzte. Moses besaß die Möglichkeit dazu und scheute sich nicht, sie auch einzusetzen. Das wussten alle seine Gesprächspartner und handelten entsprechend. Für eine Weile musste ihre Schmuggelware eben ohne bewaffneten Begleitschutz auskommen, während die Kampfschiffe in den Pazifik reisten.

---ENDE DER LESEPROBE---