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Der erste Weltkrieg ging 2 Jahre früher als tatsächlich zuende und befreite die Menschen nicht nur vom Krieg. Nach 2 Jahren Schmutz, Entbehrungen, ohne das Kaiserreich und seine bürgerlichen Zwänge, explodierten die kleinen Bewegungen der Wandervögel und Lichtbünder geradezu. Das nackte Leben passte so gut zu Freiheit, Frieden und der Aufhebung der Grenzen zwischen Menschen. Die Familiengeschichten sind eingebettet in reale und fiktive Entwicklungen ... Arbeitslosigkeit, Integration, Krieg, Wohnungsnot sind kein Thema für die Friedensrepublik.
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Seitenzahl: 432
Veröffentlichungsjahr: 2018
Thomas H.P. Hitzler
Nackt sind alle Menschen gleich
© 2018 Thomas H.P. Hitzler
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7469-5275-8
Hardcover:
978-3-7469-5276-5
e-Book:
978-3-7469-5277-2
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Wer einmal auf einem FKK-Gelände oder Ähnlichem war, der kann Teile der Handlung besser nachvollziehen. Die Anderen sollten dringend eines besuchen und diese Art der Freiheit erleben.
Das Buch beschreibt eine mögliche Vergangenheit, wenn sich das deutsche Kaiserreich und deren Gegner, vor einhundert Jahren für Frieden entschieden hätten. Am 12 Dezember 1916 bot der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, den Alliierten im Ersten Weltkrieg Friedensverhandlungen an. Es ist kein Buch über den 1. Weltkrieg, dieser spielt nur auf den ersten 19 Seiten eine kleine Rolle. Es beschreibt das Leben von 3+x Familien in einer unglaublichen Gesellschaft, die nach einem Frieden von 1917 hätte entstehen können. Überall gigantische Schwimmbäder, genug Straßen, Tiefebenen und Wohnraum für alle. Dazu kommt die Entscheidung für Bürgergeld, den Frieden und auch für Volksabstimmungen...
Walter Maiergeb. 1892 in Neu-Ulm, Lehre als Zimmermann, gleich nach Ende seiner Ausbildung zur Reichswehr und bei Kriegsbeginn an die Westfront. Durch seine Ausbildung wurde er überwiegend beim Bau von Unterständen eingesetzt. Charakter ruhig, Sprache eher derb wie es im Handwerk üblich war, trinkt gerne sehr viel Bier.
Sophia Maiergeb. 1895 in Neu-Ulm, die kleine Schwester von Walter hatte gerade ihren Verlobten Emil Wasserthal verloren. Er fiel vor Verdun… Sie spielte mit dem Gedanken ins Kloster zugehen, obwohl sie die „Liebe“ als sehr schön empfand.
Pierre Chevaliergeb. 1890 in Nancy, begann in Paris Architektur zu studieren und kam im Herbst 1914 an die Westfront um die Bunker des gerade beginnenden Grabenkrieges zu stabilisieren. Ein typischer Franzose, liebt die Frauen, seine Zigaretten und Rotwein… hat aber eigentlich kein Problem mit den „Schweinen“
Bernadette Chevaliergeb. 1898 in Nancy, hatte gerade ihr Abitur abgeschlossen und wollte Medizin studieren, meldete aber sich stattdessen als Krankenschwester an die Front.
Anna Hubergeb. 1877 in Wien, hat gerade ihre beiden Zwillinge an der Ostfront verloren. Ihr Mann bekam wegen einer schweren Beinverletzung Heimaturlaub und wurde „Dank“ der gefallenen Söhne in eine Kaserne nach Salzburg versetzt… Zu allem Unglück kommt jetzt noch ein Umzug.
20 Dezember 1916
Kurz vor den Feiertagen saß Walter in seinem Unterstand in der Nähe von Reims und dachte über die vergangenen Jahre nach. Über den 3 Tages Weihnachtens-Frieden, während dem er, außer vielen Engländern, auch den deutschsprechenden Franzosen "Peter" so gut kennengelernt hatte. Aber dann begann die Hölle im Frühjahr 1915 in der Champagne, die Trommelfeuer, das Maschinengewehrfeuer, im April setzten unsere verrückten Generäle dann bei Ypern sogar Chlorgas ein. Die Antwort der Feinde im September, die Loretto Schlacht mit den 75.000 toten Kameraden. Und der Schrecken von Verdun der erst gestern aufhörte. Um sich abzulenken, träumte er wieder von dem vielen Wein und den Obstlern, die er mit seinem französischen Freund getrunken hatte. Aber weil es fast unmöglich war, dass er überlebt hat, rollte eine kleine Träne über seine Backe.
Obst Walter: "Hast Du schon gehört? Die wollen Frieden schließen"
Walter: "Das wäre schön, hast Du noch Most oder sowas? Meine Reserven an Bier und Schnaps sind alle"
Obst Walter: "Klar, ich habe noch eine Flasche Obstbrand"
So saßen beiden Walter und andere Kameraden zusammen und versuchten mittels Alkohol die Hölle zu vergessen.
Obwohl es Walter, nur wenige Kilometer entfernt, nicht glaubte, lebte "Pierre" doch noch und hatte sogar Fronturlaub bekommen um seine kleine Schwester Bernadette bei Ihrer Arbeit bei Nancy zu besuchen. Auch er hatte seinen Weihnachtsfreund nicht vergessen und erzählte wie so oft von diesem...
Pierre: "Ich denke immer wieder an Walter, der war so ein netter Kerl... und hatte auch eine Schwester"
Bernadette: "Ja, ich weiß, aber ob ich ihn und seine Schwester wirklich mal treffen werde? Glaubst Du daran?"
Pierre: "Es gibt da ein Gerücht, stell Dir vor, es könnte Frieden geben"
Bernadette: "Das wäre toll, dann könnten wir mal gemeinsam bummeln"
So träumten Sie noch ein wenig und konnten damit auch die schlechte Versorgungslage vergessen.
Walters Schwester Sophia hatte ihren Gedanken an ein Kloster verworfen und eine Stelle als Kindergärtnerin angenommen. Und beim gemeinsamen Frühstück meinte sie dann:
Sophia: „Dank der vielen Kinder brauche ich keinen Mann und muss doch nicht für immer darauf verzichten…, wenn nur der Krieg bald aus wäre“
Kindergärtnerin 1: "Ja, Du hast sicher auch von dem Gerücht gehört"
Sophia: "Welches Gerücht?"
Kindergärtnerin 2: "Ein Freund meines Mannes ist beim Telegrafenamt an der Front und der sagte etwas vom kommenden Frieden!"
Gerade erst ist Anna mit ihrem Mann in Salzburg ankommen, hat die Wohnung auf dem Kasernengelände eingerichtet und saßen beim gemeinsamen Frühstück.
Franz Josef: "Langsam geht es meinem Bein besser"
Anna: "Schön, musst Du wieder Deine Rekruten schleifen? Oder lässt Du es jetzt vor Weihnachten ruhiger angehen?"
Franz Josef: "Nein, das darf ich nicht, ich muss sie möglichst hart und brutal auf die Front vorbereiten. Aufstehen und wieder rein in den Matsch, schreien und ungerecht sein… nur damit die armen Kerle in den Trommelfeuern, bei all der Brutalität an der Front, nicht verrückt werden"
Anna: "Oje... ich bereite die erste Einladung für die Offiziere und deren Frauen vor... ich hasse es, aber Du weißt ja, dass wir es müssen"
Franz Josef: "Hast Du genug Hilfe? Oder soll ich Dir noch mehr Rekruten schicken?"
Anna: "Nein alles ist gut" dachte sie und auch an deren verliebten Blick... wenn das ihr Mann mitbekommen würde.
Einstandsfeier für 23 Offiziere und 22 Ehefrauen von Franz Josef/Anna im schönen Salzburg. Anna hatte bei der Kasernen - Metzgerei allerlei Wild bekommen und ließ die Tiere in einer Rotwein - Zwiebelsauce zubereiten. Dazu bestellte sie verschiedene Knödel, Nudeln, Rotkohl mit Speck, Kartoffel-Kroketten für den Hauptgang. Eigentlich wollte Sie ja einiges selbst machen, sah aber wegen der Anzahl der Gäste davon ab und bestellte auch die Nudelsuppe und den Vanille Pudding mit eingelegten Früchten bei den Profis. Um kurz nach sieben kamen die ersten Gäste, wurden mit Schaumwein empfangen und es gab ein normales "Hallo, wie geht es, Alles in Ordnung" Nach der Nudelsuppe, den ersten Krügen Bier, lies Franz Josef noch eine Runde Enzian bringen und hielt eine kleine Rede: "Liebe Kameraden vielen Dank dass Ihr so zahlreich mit Euren Frauen bei unserem Einstand erschienen seid, hoffentlich haben wir noch viele Gründe zu feiern und gewinnen den Krieg. Auf den Sieg und den Kaiser" Er hob sein Glas und alle jubelten ihm zu, er hatte wieder einmal den richtigen Ton getroffen. So wurde es ein kurzweiliger Abend, an dem wie so üblich am Ende kaum einer mehr stehen konnte und Frauen / Rekruten mussten die Herren Offiziere ins Bett bringen.
Das Gerücht vom Weihnachtsfrieden hielt sich hartnäckig, doch bisher wurde es durch nichts so richtig bestätigt. Walter wunderte sich über die zwei Kochgeschirre voll Gulasch, die 2 Laib Brot und die ganze Flasche Schnaps die für die Heilige Nacht verteilt wurden. Er überlegte ob man schon die Lager leeren wollte oder ob es eine Henkersmahlzeit vor einer Schlacht im Winter sein soll, den Generälen ist alles zuzutrauen. Egal dachte er sich, baute an den 2 freien Tagen an seiner Hütte "Ulmer Spätzle" weiter... bis gegen Abend ist die fast fertig und schon kam wieder dieser Idiot vorbei:
Österreichischer Meldegänger: "Willst Du meinen Schnaps gegen Brot tauschen?"
Walter: "Eigentlich nicht, aber 1:1 würde ich es schon"
Österreichischer Meldegänger: "Das geht in Ordnung, auf den baldigen Endsieg, lasst uns auch im neuen Jahr tapfer sein"
Walter gab ihm das Brot, nahm die Flasche und dachte nur "So ein Idiot" 5 seiner Freunde aus Ulm trafen zum Feiern ebenfalls im Hinterland ein und alle brachte irgendetwas dafür mit: Eberhard, der Bäcker, hatte aus 5 Laiben altem Brot 2-3 mm dünne Scheiben geschnitten und diese mit Salz und Öl im Ofen nochmals getrocknet, Obst-Walter, bekam über seine Eltern aus dem Saarland, 200 Liter Apfelwein, Koch Werner machte Käsespätzle aus 20 Eiern und fast einem Kilo Käse... Gut gestärkt und mit dem vielen Alkohol, wurde aus der weihnachtlichen Stimmung eine, wie bei einem Klassentreffen. Jeder von ihnen erzählte Geschichten aus seiner Jugend, vom Heimaturlaub und da sie sich vorher ja nicht kannten, trug jeder dick auf und vermutlich war vieles davon auch nur erfunden.... aber dann hatte der selbsternannte Frauenheld Manuel seine große Stunde:
Manuel: "Ihr könnt Euch nicht vorstellen was ich im Urlaub in Hamburg erlebt habe... dort gibt es so wenige Männer, dass die Frauen inzwischen mit allem arbeiten. Eine Witwe, so um die 35 fuhr mit mir hoch nach Sylt! Ich dachte, prima ein wenig Baden am Strand! Aber als wir über den Dünen waren, da sah ich mindestens 70 Frauen und 30 Männer die ungeniert nackt in der Sonne lagen und badeten! Und als ich mich zu meiner Begleiterin umdrehte, hatte diese auch schon nichts mehr an... könnt Ihr Euch das vorstellen"
Obst Walter: "Und was hast Du gemacht?"
Manuel: "Was wohl, ich habe mich zügig ausgezogen und bin wegen.... ganz schnell ins Wasser gerannt"
Eberhard: "Das würde ich auch mal gerne probieren"
Manuel: „Das müsst Ihr tun, obwohl es sehr schwierig ist, IHN zu beherrschen“
Walter war sich ziemlich unsicher darüber und sagte um nicht ausgelacht zu werden, lieber nichts. Manuel machte weiter mit wilden Frauengeschichten über St. Pauli und ließ dabei kein schlüpfriges Detail aus: Wie er mit ihnen Liebe machte, von Vorne, von Hinten, sie galoppierte auf ihm, sie machten es sich mit dem Mund... Und wieder schluckte Walter, denn obwohl es niemand zugab, waren alle sexuell ja eher unerfahren... Noch mehr Alkohol verwandelte die Gespräche in Träume von daheim und gegen 3.00 Uhr torkelten Sie in die Betten und hofften, dass Sie niemand wecken möge...
Walter: "Kanonendonner um 7:00 Uhr, so eine Scheiße, ich habe doch schon Kopfschmerzen. Warum müssen die blöden Franzosen an Weihnachten Krieg führen.... "
Eberhard: "Moment mal, da fehlt der Donner des Einschlags
Obst Walter: "Verschießen die nur Übungsmunition? Oder Freudenschüsse? Wissen die Franzmänner mehr als wir?"
Walter: "Und unsere Schießen nicht zurück, zum Glück!"
Damit war dieses Thema schon wieder beendet, man ging vor dem Frühstück lieber mal nach der Feldpost schauen, fast jeder bekam ein Paket mit Lebensmitteln von daheim, und wer nichts bekam, der durfte sich im Unterstand etwas aus den Paketen der Gefallenen nehmen...
Eberhard: "Es sollen schon Fuhrwerke aus den Lebensmittellagern Richtung Heimat unterwegs sein"
Walter: "Was wissen die Versorgungsleute schon wieder?"
Zum Frühstück gab es Brot, Käse, Speck, Kuchen, allerlei Süßwaren und nur Obst Walter konnte nicht vom Alkohol lassen: "Ich mische meinen Kaffee immer mit Apfelwein... dann ist er nicht so heiß und gehaltvoller... das hat mir ein Schwager aus dem schwäbischen Tübingen empfohlen!"
Der Tag verging wie im Flug und bald saßen sie wieder in der Hütte....Alkohol... wilde Geschichten und jeder hatte das blutige Morden im Graben schon fast vergessen... Das spalten der Schädel mit dem Spaten, wenn man jemand mit dem Bajonett den Bauch aufschlitzt... die Menschenteile überall auf den Schlachtfeldern... das Geschrei und die Rufe nach Hilfe, Sie hofften, dass es wirklich zu Ende wäre!?
Walter verließ vor allen anderen das Spätzle um einen Brief an seine Schwester Sophia schreiben. All die Hoffnungen und Träume, er wollte, ja musste sie jemand mitteilen... er hoffte auch, dass sie in ihrer neuen Arbeit ihr Glück gefunden hat …
Walter: Was für ein warmer Morgen, ohne die ständigen Explosionen beginnt der Himmel wieder richtig blau zu werden"
Eberhard: "Endlich gegen 14:00 will der Kommandeur zu uns sprechen… dieser ist schon früh aufgebrochen um neueste Informationen vom Generalstab zu erhalten"
Walter: "Da bin ich jetzt aber gespannt"
Ausgeschlafen und erholt ging es zur Essensausgabe und niemand wunderte sich über Speck, Rührei oder echten Kaffee!? Alle waren ziemlich wortkarg und versuchten sich mit dem Schreiben von Briefen, Weihnachtskarten oder einem Tagebuch abzulenken!
Auch Walter schrieb schon wieder seiner kleinen Schwester, wohlwissend, dass er möglicherweise noch vor seinem Brief in Ulm wäre.
Pierre: "Was ist denn das für eine braune Brühe und das steinalte Baguette? Kein Wunder, das wir aufhören zu kämpfen"
Koch: "Wir haben nichts anderes, aber wenigstens bekommt ihr eine Schachtel Zigaretten pro Mann"
Pierre: "Ja, ist ja schon gut und wenn wir wirklich Frieden bekommen, dann ist mir alles egal"
Koch: "Stimmt, aber noch halten uns die Oberen hin, keiner sagt einem was eigentlich los ist"
Bernadette: "Es kommen gar keine neuen Verwundeten von der Front"
Arzt: "Ja, es soll eine Art Waffenstillstand herrschen"
Bernadette: "Aber warum? Gibt es Frieden?"
Arzt: "Ich weiß es nicht, aber ich habe heute Geburtstag... genießt den echten Kaffee, das Brot und die Marmelade, die ich direkt aus der Stadt besorgt habe. Und heute Abend trinken wir auch noch echten Champagner"
Das Gerücht von dem Frieden ist auch in der schwäbischen Provinz angekommen und um das zu feiern gibt es mal wieder richtige Käse-Spätzle… Jeder hatte etwas von daheim mitgebracht: Mehl, Eier, Gries und ganz wichtig, echten Allgäuer Emmentaler und Zwiebeln… das wird ein Festessen. Und während die Jungs ganz einfach „Blinde Kuh“ spielten, die Mädchen Ihre Väter sehr vermissten und deswegen oft nur still in einer Ecke saßen:
Sophia: "Was würdet Ihr bei einem Frieden machen"
Kindergärtnerin 1: "Alles anders, was hat uns das bisherige System gebracht, auf die Männer hören ist nicht klug"
Sophia: "Aber manchmal schon, mein Walter ist klug und vernünftig"
Kindergärtnerin 2: "Klar, aber der hat ja in der Politik nichts zu sagen"
Sophia: "Leider, da hast Du Recht"
Franz Josef: „In der Zeitung steht auch nichts wirklich Neues! Es wird nicht mehr geschossen an der Westfront und der Osten ist auch „relativ“ ruhig“
Anna: „Mir ist langweilig, wenn es wenigstens einen Ball, oder ein anständiges Theater… geben würde, aber die besten Schauspieler sind an der Front oder sogar schon tot“
Franz Josef: "Wir könnten doch mal Skifahren gehen"
Anna: "Ich kann das doch gar nicht"
Franz Josef: "Dann gehen wir heute Mittag zu einem Ski-Lehrer, hier in Salzburg muss man das können"
Alle Kameraden drängten sich in den Bunker rechts von der Kirche:
Walter: "Erstaunlich, dass wir hier alle reinpassen"
Eberhard: "Ja, aber auf den Hockern und selbstgebastelten Bänken ist auch eine Menge Platz"
Ihr Vorgesetzter stand nun, in seiner schicken Ausgehuniform, an einem etwas improvisierten Pult aus Kisten und Segeltuch vor ihnen … der Raum war so gut es ging ausgeleuchtet, die Luft war tabakgeschwängert
Oberst Müller: „Liebe Kameraden“, schon die Anrede ließ sie erschrecken, „ich möchte Euch nun aus dem Befehl vom Oberkommando vorlesen: „Paul von Hindenburg und sein Stabschef Erich Ludendorff haben in den letzten Tagen erfolgreich einen Waffenstillstand mit den Briten, Franzosen und den Russen ausgehandelt. Und daraufhin auch noch einen Friedensvertrag, der am 31.12.1916 unterschrieben wird. Einen Sieger gibt es nicht, alle eroberten Gebiete werden geräumt, Reparationen sind keine zu zahlen. Allerdings werden Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph I. abdanken und Österreich-Ungarn wird aufgeteilt. Das bedeutet“, der Oberst machte eine gedankenschwere Pause, „meine Herren, dass Sie, wenn sich nichts mehr ändert, in 3 Stufen zwischen dem 1 Januar 1917 und dem 1 April 1917 nach Hause können… in den letzten Monaten werden die verbleibenden Soldaten, gemeinsam mit den Kriegsgegnern auf der anderen Seite, die Befestigungen und Minenfelder abbauen. Die Versorgung sämtlicher Truppen übernehmen die Amerikaner.“ Ein kurzer Jubel, dann brach der Schock durch...
Walter: "Frieden... wir dürfen heim"
Obst Walter: "Ja, endlich"
Alle gingen unterschiedlich mit der Nachricht um, die einen blieben einfach sitzen, die anderen griffen zum Flachmann oder zu Zigarette. In Walters Kopf herrschte ein totales Durcheinander "Was jetzt… darf er gleich heim!? Er hatte ja bei den Unterständen mitgebaut und er könnte diese nun auch mit wieder abbauen… Wohin mit dem Holz!? Und was ist mit den Kameraden!? Bekommen wir eine Demokratie? Wie die Franzmänner!?"
Walter: "Wer hat noch was zu trinken"
Obst Walter: "Aber immer" und reichte ihm die Flasche aus der dann alle ein paar kräftige Schluck nahmen.
Kurze Zeit später saß er wieder alleine, im warmen Unterstand und schrieb einen weiteren Brief nach Ulm….Auf der anderen Seite der Front bekam man den Jubel der Deutschen wohl mit und daher war auch dort die Generalität gezwungen schnell eine ähnliche Erklärung zu verfassen und an die Front – Kommandeure zu übermitteln… Doch die Abdankung der Kaiser wurde in dieser als Sieg über die verhassten Deutschen gewertet.
Pierre: "Was sie uns wohl erzählen werden" sagte er als es nun auch auf französischer Seite in den Bunker ging
Soldat 1: "Bestimmt Frieden. sonst hätten die Schweine auf der anderen Seite nicht so geschrien"
Der Vorgesetzte las auch ihnen das Schreiben der Generalität vor und ein grenzenloser Jubel brach aus!
Pierre: "Endlich, etwas Sinnvolles machen, die Scheißbunker und Minenfelder räumen... den verschissenen Stacheldraht"
Soldat 1: "Das wird Dank der Versorgung durch die USA bestimmt ein Spaß"
Pierre: "Ich bin gespannt ob ich von den Deutschen noch jemand kenne"
Und fast wie durch ein Wunder traf just in diesem Moment ein Lastwagen vollbeladen mit Unmengen an US-Versorgungsgütern bei Ihnen ein… offenbar hatten die Waren nur in Depots auf ihre Besitzer, die jetzt nicht mehr kommen würden, gewartet... Jeder konnte sich so viel nehmen wie er wollte! Corned Beef, Chesterfield Zigaretten und Bourbon Whiskey
Soldat 1: "Hast Du keinen Wein, oder wenigstens Bier"
Fahrer: "Nein, nur das was auf dem LKW ist"
Soldat 2: "Kannst Du beim nächsten Mal fragen"
Fahrer: "Bier könnte funktionieren, Wein trinken wir Amerikaner nur sehr selten"
Pierre dachte nur "Bauern", nahm einen Schluck Whiskey, schüttelte sich und sagte:
"Was für eine Pisse, aber Alkohol ist Alkohol"
Bernadette: "Frieden.... Friiiieeeeden" und sie tanzte mit den anderen Krankenschwestern durch die Gänge des nur noch zu 60% belegten Lazarettes. Und auch bei ihnen kam ein randvoller US Versorgungslastkraftwagen an, egal ob die Waren gebraucht werden oder nicht. Die Amerikaner hatten eine Liste mit Zielorten bekommen und dorthin wird geliefert...
Bernadette: "Bourbon, was ist das für ein widerliches Zeug" und spuckte diesen wieder aus!
Doch ohne die Notfälle, hatten die Herren Ärzte viel Zeit und begannen einen regen Tauschhandel mit den Bauern. Am Abend stand dann ein reichhaltiges französisches Buffet mit Wein, Pasteten, Fisch, Wurst, Käse auf dem Tisch… Auch der örtliche Bäcker brachte seine Baguette bereitwillig gegen den Schnaps bei ihnen vorbei. Und schon begann ein großartiges Fest, während dem das eine oder andere Pärchen, in stillere Ecken verschwand… Doch Pierres Schwester, war ein braves Mädchen und dachte nur über die Zukunft nach… ob ihre Träume mit der Doppelverabredung mit den Deutschen wahr werden könnte? Lebt der überhaupt noch? Würde sie irgendwann Berlin kennenlernen…
Aktuell ist alles noch so weit weg, dachte sie und nippte noch etwas an ihrem Glas Rotwein…
Sophia, wollte sich keine Zeitung leisten und kam nichtsahnend im Kindergarten an:
Kindergärtnerin 1: "Frieden Sophia... endlich kommen die Männer zurück"
Sophia: "Das ist eine tolle Nachricht, hast Du eine Zeitung"
Kindergärtnerin 1: "Ja, nimm"
Und dort stand: „FRIEDEN / Der Kaiser tritt zurück“
Alle Anwesenden bedauerten das mit Wilhelm, doch das wichtigste war, das Ende des Mordens. Doch während die Erwachsenen redeten, nutzten die Kleinen die ungewohnte Freiheit für allerlei Blödsinn! So wie der freche Max der den anderen Kindern Salz in den Frühstückbrei und den Kindergärtnerinnen in den Kaffee mischte. Sophia spuckte diesen aus und rief nur: "Komm her Du Spitzbube, jetzt lege ich Dich über das Knie"
Franz Josef saß wie immer wortkarg am Tisch und sagte nur: "Frieden Anna, das Töten ist vorbei"
Anna: "Lass mich lesen"
Franz Josef: "Später, ich gehe gleich nach unten zu meinen Soldaten" nippte an seinem Kaffee und aß mehr oder weniger lustlos sein Honigbrot. Endlich kurz vor Neun ging er runter und Anna las: Österreich ist der einzige Verlierer des beendeten Weltkrieges… kein Kaiser und kein Ungarn… Aus der mächtigen Macht in der Mitte Europas wird nun ein kleines Land im Süden eines zu großen Deutschlands… da können wir uns ja gleich anschließen
Sophia zu sich selbst: "Oje, was wird die Zukunft bringen, dieses kleine Stück Österreich wird sich kein so großes Heer mehr leisten können"
Das holländische Amsterdam wurde als Ort zur Unterzeichnung des Friedens von 1917 ausgewählt! Wobei dieser wieder fast auf der Kippe stand, denn die Engländer bestanden auf einer Übernahme der deutschen Flotte! Doch dann hatte der französische Präsident Raymond Poincaré, mit einer britischen Sicherheits-Garantie für die deutsche Handelsmarine, eine geniale Lösung. Für 99 Jahre versichert Großbritannien alle deutschen Schiffe mit ihrem dreifachen Wert vor Piraterie und Überfällen. Und zusätzlich dürfen diese alle britischen Häfen weltweit kostenfrei anlaufen und Handel treiben. Und das kleine Österreich wird einfach zu dem schlechten Frieden gezwungen…Dieses wirtschaftlich interessante Angebot, konnte Hindenburg und seine Generäle, die ohnehin schwache Marine vergessen lassen. Und bei den Briten ging in dem Fall Prestige ganz klar vor Kommerz … Und so kommt es morgen zum Treffen von König Georg V, Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Joseph I, Präsident Poincaré und Zar Alexander
Der wunderschöne, etwa 10°C warme Tag in der Hauptstadt der Niederlande, begann mit einem, für gekrönte Häupter ungewöhnlichen Frühstück im „Paleis op de Dam“. Keine formelle Begrüßung, keine weiteren Gäste… nur die Führer ihrer Nationen, das Personal und jeweils ein „Berater“ waren zugelassen. Es gab in dem prachtvollen und gut geheizten Saal lediglich Kaffee, Tee, Brot, sowie Marmelade, Wurst und Käse… Doch erstaunlicherweise ließen es sich alle schmecken! Ein Zeichen dafür, dass Europa komplett kriegsmüde ist! Endlich um 11:00 lag endlich das neue überarbeitete Friedenspapier auf dem Tisch… unermüdlich haben Dutzende von Schreibkräften die 6 Kopien des 500 Seiten starken Friedensvertrag von Amsterdam abgetippt und Fachleute immer wieder gegengelesen … Schreibfehler wären peinlich gewesen, aber inhaltliche Unterschiede eine echte Katastrophe! Es wurde noch eine Weile diskutiert, um dann um 12:00 Uhr zu unterschreiben und damit die Hölle des Weltkrieges zu beenden…Die Kaiser von Deutschland / Österreich verließen den Raum und wurden durch ihre Militärchefs ersetzt. Damit diese Gespräche über die Zukunft führen und feiern konnten. Bei russischem Kaviar und ganz viel französischen Champagner wurde das ganze langsam auch standesgemäßer… Doch was steht alles in den 500 Seiten…
Anfang Januar 1917 - Endlich Frieden
Auf der deutschen Seite wandelte sich der einstige Kriegsbetrieb in einen Handelsplatz! Jeder versuchte Reserven für ein Leben nach dem Krieg zu bilden, Bauern witterten ihre Chance auf Tauschhandel
Walter: "Schaut erste LKW von den Amerikanern"
Obst Walter: „Oh Gott, wollten die einen Krieg führen oder eine Party feiern… vermutlich Beides“
Eberhard: "Dosenfleisch, Kekse, Bohnen, Brot, Schnaps, Zigaretten und gleich solche Mengen"
Die haltbare US Waren gingen dann gegen Räucherwurst, Speck und Schinken… aber auch Kunstgegenstände und Schmuck, die die Bauern vorher von den Städtern erhalten hatten, von der Front ins Hinterland. Obwohl streng verboten, wurden trauten sich bald auch einiges Militärmaterial abzugeben…
Walter: "Wenn das so weitergeht, dann verdienen wir in den nächsten Wochen, mehr als früher in einem Jahr"
Obst Walter: "Zum Glück sind wir im Westen, bis die LKW an die Ostfront kommen, wird noch einige Wochen dauern"
Walter: "Schau mal, die ersten Frauen müssen / wollen auch schon mitverdienen"
Eberhard: "Aber wo wollen die übernachten im Winter?"
Auf französischer Seite befand sich die ganze Front schon in Auflösung… geschätzt sind 40% der Soldaten einfach nach Hause gegangen! Die amerikanischen Güter will bald kein Soldat mehr essen oder trinken… aber das ganze Land ist nach fast 3 Jahren Krieg völlig ausgezehrt und somit sind diese Artikel, immer noch ein beliebtes Tauschobjekt. Besonders gefragt bei den Soldaten sind: Wein, Pernod, französische Zigaretten, Backwaren und natürlich auch alle möglichen, erotischen Darstellungen…
Pierre besuchte nach dem alten Urlaub bis zum Wecken Regelung seine Schwester in Nancy.
Pierre: "Schau mal was ich für Dich eintauschen konnte"
Bernadette: "Einen goldenen Ring, was hat der gekostet"
Pierre: "2 Stangen Zigaretten und 6 Flaschen Bourbon, also praktisch nichts"
Bernadette: "Ich freue mich, wir wissen ja noch nicht was in den nächsten Monaten geschieht, da ist es gut etwas Sicheres zu haben"
Im Lazarette wurde Bernadette um ihren großartigen Freund beneidet… nicht jeder wusste, dass Pierre eigentlich nur ihr Bruder war und sie bemühte sich auch nicht, den Irrtum aufzuklären. Am meisten Kasse machten die Ärzte und ihre „Lieblingsschwestern“ die ihre Dienste, mangels weiterer Opfer an der Front, an die Bevölkerung verkauften. Über die Jahre hatten sich einige notwendige und unnötige Operationen bei der Bevölkerung aufgestaut und die großzügige Versorgung durch die Amerikaner spülte viel Geld in jedermanns Geldbeutel. Auch die eigentliche Währung, der Franc, wird wieder verstärkt zur Bezahlung verwendet… die Tauschwaren sind einfach zu unhandlich…
Pierre: "Also sparen wir für unser Leben nach dem Krieg"
Walter schickte auch fast täglich ein Versorgungspaket an seine Schwester in Ulm! Tauschprodukte wie Bourbon und Zigaretten die aber wegen des Überangebotes bald ihren Wert verloren.
Sophia: "Was macht ihr mit dem ganzen Schnaps"
Kindergärtnerin 1: "Ich lege getrocknete Früchte vom Herbst darin ein"
Sophia: "Und mit den Zigaretten? Von uns raucht ja fast niemand"
Kindergärtnerin 2: "Ich packe das ganze Zeugs auf den Dachboden, die ersten Männer kommen ja schon zurück"
Sophia: "Gute Idee... und in ein paar Monaten rennen uns die Männer die Wohnung ein"
In Salzburg gab es weder auf dem Kasernenhof noch daheim bei Anna wirkliche Neuigkeiten! Weil die Gerüchte vom Truppenabbau immer mehr die Runde machten, waren Deutsche Zeitungen jetzt sehr gefragt… Fast jeder dachte zumindest darüber nach, auszuwandern! Daher brachte Anna ihren Mann zum Bahnhof und er konnte eine offiziell als Familienbesuch bezeichnete Arbeitssuche in Deutschland zu beginnen.
Franz Josef: "Besonders in der Automobil Industrie und im Flugzeugbau sucht man dort jetzt Leute! Haben die auch für einen alten Hauptmann Platz"
Anna: "Eigentlich will ich nicht schon wieder umziehen, aber Du hast sicher Recht mit Deinem Plan"
Franz Josef: „Wenn erst die Entlassungen beginnen, dann gibt es schnell nichts mehr“
Auf dem Rückweg freute sich Anna auf einen kleinen Besuch in Salzburg. Zu ihrem Glück war auch Elisabeths Mann auch gerade unterwegs und so konnte sie, mit ihrer bisher einzigen Freundin in der Stadt, einkaufen und essen gehen
Eli: "Die Stadt war ganz früher römisch und wurde dann vor 1200 Jahren zu einem Bischofssitz"
Anna: "Interessant und warum Salzburg"
Eli: "Salzgewinnung, es gab früher sogar Gold"
Endlich erschien der junge Mann der die beiden Offiziersgattinnen gegen 11:30 ins Zentrum bringen sollte und schnell waren die wenigen Kilometer überbrückt.
Fahrer: "Wenn Sie noch nichts geplant haben, dann müssen Sie unbedingt in die Blaue Gans die Salzburger Nockerl zu probieren"
Anna: "Das hört sich gut an, wir möchten aber vorher noch ein wenig laufen"
Fahrer: "Dann setze ich Sie am Mozartplatz ab und von dort können Sie die paar hundert Meter zur Getreidegasse laufen"
Eli: "Fantastisch und holen Sie uns bitte um 16:00 Uhr wieder am den Platz ab"
Fahrer: "Das mache ich sehr gerne, ich wünsche den Damen einen schönen Nachmittag"
Nach zehn Tagen Frieden, den vielen Versorgungslastwägen und der immer mehr offenen Grenze kam man sich wie auf einem etwas gefährlichen Marktplatz vor. Heute wurde auch ein sicherer Knüppeldamm Richtung Franzosen geöffnet!
Vorgesetzter: "Bleibt bitte auf dem Holz, nur da seid ihr sicher"
Immer seltener explodiert eine Mine oder ein Blindgänger beim Entschärfen und die Schreie der Verwundeten erinnerten an die grausame Zeit… Aber nun kamen innerhalb von ein paar Minuten Sanitäter mit Morphium und es kehrte die Stille zurück. Es gab viel zu tun… die Bunker und Schützengräben wurden abgebaut und in sichere Wege zwischen einstigen Gegnern verwandelt!
Auch Walter nutzte die inzwischen offizielle Regelung "Urlaub bis zum Wecken" für einen Spaziergang zur französischen Seite und traf auf Pierre der in der Mitte von ein paar hübschen Mädchen saß, eine Zigarette im Mund und das Glas Rotwein vor sich. Als wenn er die Anwesenheit von seinem Freund spürte, blickte er kurz hoch, erkannte ihn und rannte los:
Pierre: "Walter, mon ami Du lebst noch"
Walter: "Ja und Du mein Freund, Dich wollte der Teufel offenbar auch nicht"
Pierre: "Warst Du die ganze Zeit in dem Abschnitt, wie konntest Du unsere Granaten überleben"
Walter: "Ja und Du unser Giftgas"
Pierre: "Ich war meistens im Hinterland und musste planen"
Walter: "Ich auch, für Kanonenfutter war ich als guter Zimmermann einfach zu schade"
Die Mademoiselles, die nicht so gut Deutsch sprachen, verließen die Beiden und suchten sich „französische“ Gesellschaft.
Walter: "Deine Mädchen gehen..."
Pierre: "Egal, das sind nur Frauen"
Sie hatten sich so viel zu erzählen, vom Krieg, von ihren Schwestern, von ihren Plänen und dazu gab es später im französischen Gegenstück zu seinem „Ulmer Spätzle“… reichlich Rotwein und Pernod… Und obwohl Walter sich „pflichtgemäß“ schon gegen 23:00 Uhr mit einer Laterne auf dem Heimweg machte, dauerte dieser fast 3 Stunden… „Scheiß Alkohol“, dachte Walter immer wieder, während er weiter auf dem Knüppeldamm in Richtung seines Bettes schwankte…
Während die Jungs Ihren Spaß hatten, machte sich Bernadette in Nancy schon Sorgen um ihre Arbeit!
Isabelle: "Hast Du schon gehört, wir sollen aufgelöst werden"
Bernadette: "Ich bin mir jetzt unsicher ob ich mich freuen soll"
Isabelle: "Ich werde einfach in einem anderen Krankenhaus anfangen"
Bernadette: "Ich weiß nicht, eigentlich wollte ich mal Medizin studieren"
Isabelle: "Willst Du nach Paris"
Bernadette: "Entweder das, oder sogar nach Berlin, Du weißt, dass ich sehr gut Deutsch spreche"
Isabelle: "zu den Schweinen? Und gleich ganz so weit weg"
Bernadette: "Ach das erzählt uns nur unsere Regierung, die Deutschen sind auch nicht schlimmer als wir, aber ich könnte auch nach Tübingen gehen, das ist nicht so weit weg. Ich hoffe Pierre kommt bald wieder zu Besuch, der kann mir bestimmt einen guten Rat geben"
Isabelle: "Aber Du kommst doch zum Tanz heute Abend? Und sei bitte nicht so schüchtern"
Bernadette: "Ich komme und hoffentlich sind ein paar nette Jungs da, aber..."
Isabelle: "Die Männer haben die freie Auswahl, da musst Du schon etwas bieten"
Der Tag verging mit einem Toten… er hatte sich nur eine Infektion geholt, Verbände wechseln und als Besonderheit in Friedenszeiten, einer Amputation! Noch vor drei Wochen waren das mindestens 100 am Tag. Nach einer Dusche und einem kurzen Moment der Ruhe traf sie sich nun mit I & N vor dem Tanzpalast…
Bernadette: "So viele hübsche Frauen, da sehe ich ja aus wie ein Mauerblümchen"
Nadine: "Und die Männer sind teilweise schon wieder besoffen... aber was soll es"
Im Tanzsaal verlief es dann wie erwartet: Alle Männer wollten wieder nur das eine und möglichst schnell, Nadine und Isabelle waren bald mit einem Verehrer verschwunden und sie saß wieder alleine auf ihrem Stuhl… Verehrer kamen zwar genug, aber länger als 15 Minuten versuchte selten einer sein Glück. Die wollten am liebsten gleich küssen und anfassen... Schon um halb elf verlies Bernadette deswegen das Tanzlokal traurig wieder und ging nach Hause
Der Kaffee bei Sophia ist inzwischen ohne Salz, nachdem sie gestern, den frechen Max, wegen seiner Streiche über das Knie gelegt und verdroschen hatte, traute er sich das nicht gleich wieder.
Sophia: "Fast niemand stirbt mehr"
Kindergärtnerin 1: "Ja, ein paar Alte, ein paar Frauen im Wochenbett"
Sophia: "Ja noch vor ein paar Monaten waren es Hunderte jeden Tag"
Kindergärtnerin 1: "Hast Du schon gesehen, die ersten Soldaten sind von der Front zurück"
Sophia: "Das wird aber auch Zeit, in unserem Alter sind 70% der Bevölkerung Frauen"
Kindergärtnerin 1: "Wir sollten mal zusammen Tanzen gehen"
Sophia: "Das wäre schön, denn seit mein Emil vor fast drei Jahren gestorben ist, war ich nicht mehr tanzen"
Kindergärtnerin 1: "Wir alle waren nicht mehr tanzen, mit wem denn?"
So verabredeten sich die Mädchen, mal zusammen in die Krone zu gehen, immerhin waren sie inzwischen auch alle großjährig geworden
Anna träumte noch heute von dem schönen gestrigen Ausflug und den netten Gesprächen mit Elisabeth. Das leckere Schnitzel und die gewaltige Portion Nockerl … und an den Schreck als die Portion an den Tisch gebracht wurde. Zu Glück war es nur sehr viel Luft bzw. geschlagenes Eiweiß mit Zucker und Mehl… Und dass sie sich während den anschließenden Kännchen Kaffee näherkamen.
Eli: "Ich mache mir auch Sorgen um die Zukunft des Landes"
Anna: "Du?"
Eli: "Ich hoffe aber, dass sich alles zum Guten wendet und Österreich dann eben ein Teil Deutschlands wird"
Anna: "Eigentlich gehören Beide, von der Sprache her, ja sowieso zusammen… mal sehen ob Lichtenstein und die deutsche Schweiz auch mitmachen!?"
Eli: Womöglich mit so einer Demokratie“
Anna: „Was ist denn das?"
Eli: „Ich weiß es auch nicht so genau, aber die Schweizer würden dort entscheiden ob eine neue Turnhalle oder ein Bahnhof gebaut wird… Und wenn es schlimm kommt, dann kann man ja immer noch auswandern“
Und dann dachte Sie daran, dass sich ein paar Mal auf die Lippen beißen musste um nicht alles zu erzählen… Denn noch war die Deutschland-Reise ihres Mannes ja nur ein harmloser Familienbesuch. Aber das alles ist gestern gewesen…
Heute saß Anna nochmal allein am Frühstückstisch, konnte die Zeitung lesen, Kaffee trinken und die Brötchen mit Erdbeermarmelade genießen. In der Zeitung stand nur noch eine Todesanzeige, in der ganzen Zeitung… aber viele Kontaktanzeigen von Frauen, die nach dem Krieg, nun wieder einen Mann suchen… Sie hatte Glück, dachte sie … die Beinverletzung wird ja immer besser und ansonsten ist ihr „Schatz“ fast nicht verletzt! Aber die Hunderttausenden die ihren Mann verloren haben… und nun!? Ob da die neumodische Sache hilft!? Die Zeitung verlangt dafür immerhin, je nach Größe 1-2 Kronen. Aber wenigstens gleichen die vielen Lieferungen der Amerikaner die gewaltigen Landesverluste aus, obwohl denen ihr Whisky und Zigaretten nicht so besonders gut waren. Ohne Franz Josef hatte sich richtig Zeit zu lesen und sah, dass die Deutschen sollen ihre „Flotte“ verkauft haben!? Dass aus den vielen Kanonen endlich wieder etwas Sinnvolles entstehen soll. Die Luftschiffe, des Grafen Zeppelin, die Bomben über London abwarfen, sollen jetzt eine schnelle Verbindung zwischen den Hauptstädten der Welt schaffen. Ob sie da auch mal mitfliegen kann… Und schon kamen Sorgen in ihr auf: "Was wohl ihr Mann in Deutschland erreicht… wird er als Soldat überhaupt gebraucht!? Es wird schon gehen" Schenkte sich noch eine Tasse ein und biss in ihr Erdbeerbrötchen
Pierre und Walter sind mittlerweile fast unzertrennlich geworden… einmal kommt der Franzose nach Deutschland und dann der Deutsche nach Frankreich… Wenn man Beide so sah, wunderte man sich, dass es überhaupt Krieg gab. Sie haben jetzt sogar gleichzeitig eine Woche Urlaub bekommen und wollen ihre Schwestern mit einem Besuch überraschen. So ging es am heutigen Montag erst mal los nach Nancy zu Bernadette, die sich immer noch nicht über ihre Zukunft im Klaren ist. Es war schon angenehm, die ganzen amerikanischen Transportmittel nutzen zu können, die eigentlich nicht gebraucht wurden, aber deren Rücktransport in die USA auch keinen Sinn gemacht hätte. So kamen beide in weniger als einer Stunde in Nancy an. Walter, der noch nie in dieser Stadt war schaute interessiert in die, sich immer mehr füllenden, Schaufenster!
Pierre: „Bevor wir zu meiner Schwester gehen, essen wir noch ein frisches Baguette mit Käse und trinken dazu eine Flasche Wein“
Walter, der schon seit einer Stunde Hunger hatte, nickte begeistert. Also ging es rein in die Boulagerie, Fromagerie und in ein Magasin de Vin… Geld hatten beide ja mehr als genug… Sogar in verschiedenen Währungen! Danach setzten Sie sich in den Parc de la Pépinière und genossen ihr zweites Frühstück und Walter fragte Pierre, noch mehr als sonst, über Bernadette aus.
Gegen 11:45 marschierten Sie dann, fröhlich rauchend in Richtung des Lazarettes von Bernadette! Und Sie hatten Glück…. Pünktlich um 12:00 machte die kleine Französin eine Pause und wollte nur mal kurz frische Luft schnappen…. Sah ihren Bruder und rannte auf ihr zu und küsste und umarmte ihn… erst nach einer Minute realisierte sie, dass er nicht allein gekommen war und begrüßte nun auch Walter, auf die typische französische Art, mit Küssen auf die Wange.
Bernadette: „Bist Du der Deutsche von Weihnachten 1914?“
Walter: „Ja“, und nickte…
Pierre hatte ihm nicht gesagt, dass seine Schwester so ein hübsches Ding ist… zwar nur 1,55 groß, aber lange blonde Haare, schlank, trotzdem mit einer „mächtigen“ Oberweite und einem Akzent, in den man sich sofort verlieben musste... Und das herzliche freundliche Lachen… trotz all dem Leid und Elend, das sie in den letzten Jahren gesehen hatte.
Bernadette: „Habt Ihr Hunger“ und Sie nickten…
Sie schleppte die Beiden daraufhin gleich in die Kantine, in der es Coq au Vin mit Kartoffeln gab! Es spielte auch keine Rolle, dass die Zwei nur Gäste waren und einer sogar der „Feind“… Nach nicht mal einem Monat Frieden und Luxus lebten, die meisten Menschen glücklicher als je zuvor! Walter bemerkte auch, dass er nicht der einzige Deutsche im Raum war, wunderte sich aber seit dem Jahreswechsel über nichts mehr! Das Hühnchen war vorzüglich, unglaublich zart und die Kartoffeln erst… nur gab es keinen Wein, sondern nur Wasser oder Coca-Cola zu trinken! Beides war nicht so unbedingt die Sache von Walter und daher entschuldigte er sich kurz um eine Zigarette zu rauchen! Und Bernadette nutzte die Zeit um französisch zu reden und Pierre die Frage nach ihrer Zukunft zu stellen…
Bernadette: „Das Lazarett wird im Sommer aufgelöst… und was soll ich dann tun!? Meinst Du, dass ich doch mein geplantes Medizinstudium beginnen soll!? Und wo?“
Pierre: „Klar … Paris, Berlin… wo immer Du willst… ich werde Dich auch unterstützen… bewerbe Dich doch einfach an mehreren Universitäten für das Sommer-Semester und dann wirst Du sehen…“
Bernadette: „Gute Idee“, so werde ich es machen“ und schon kam Walter vom Rauchen wieder zurück!
Sie erzählten ihm, als wenn er schon zur Familie gehören würde, von ihrem Beschluss und auch er konnte nur kopfnickend zustimmen.
Bernadette: „Habt Ihr schon einen Schlafplatz? Und was wollt Ihr in Eurem Urlaub machen?“
Walter: „Nein, bisher nicht“
Bernadette: „Nein… ok, dann könnt ihr in einem ehemaligen Krankensaal schlafen… es sind ja inzwischen fast alle leer!“
Pierre: „Und… wir wollten morgen nach Ulm zu Walters Schwester fahren“…
Bernadette: „Schade, wir sind gerade unterbesetzt… sonst wäre ich gerne mitgekommen… aber heute Abend gibt es noch ein Theaterstück in der Stadt… da bekomme ich bestimmt noch Karten dafür“…
Pierre: „Das würde Spaß machen… und die Zeit bis dahin verbringen wir mit einem Stadtspaziergang und einem Mittagsschlaf…“
Bei Sophia in Ulm gab es immer noch nichts Neues… auch sie wurde nicht von ihrem Bruder über dessen Besuchspläne informiert… der Tanz vom Wochenende war zwar kein vollkommender Reinfall, zweimal wurde sie sogar zum Tanzen aufgefordert… doch es waren entweder nur Brüder oder andere Verwandte ihrer Kindergartenmädels und alle auch überhaupt nicht ihr Typ… vermutlich sind alle Männer wegen dem Krieg so komisch geworden, dachte sie!? Was wohl mit Walter ist…. Seit über einer Woche kam weder ein Brief noch ein Paket bei ihr an…zum Glück hatte sie ihre Arbeit und am Montag sind die Kinder, nach dem Wochenende, meistens ziemlich brav… oft sieht man auch warum… der Max versucht auch manchmal daheim so frech zu sein, doch seit Papa von der Front zurück ist, setzt es relativ schnell Prügel… tut dem Kerl aber gut, dachte sie!
Doch allgemein wird es ihr hier in Ulm zu langweilig… Mal eine andere Stadt sehen wäre toll! Nach dem Tod ihrer Eltern ist das Haus einfach zu groß für sie geworden… Verkaufen und in Berlin neu anfangen… das wäre doch interessant… und gleich wurde sie von einem schreienden Kind aus ihren Träumen gerissen.
Anna hatte sich schon ernsthafte Sorgen um ihren Mann gemacht, doch gestern Abend kam er endlich sehr müde in Salzburg an…
Franz Josef: „Nur ganz kurz, ich habe eine tolle Stelle gefunden… bei Zeppelin in Friedrichshafen… morgen mehr“
Und schon hatte sie die tollsten Träume von Reisen rund um die Welt….
Der Morgen war aber dann doch wie immer,
Franz Josef: „Ich erzähle Dir heute Abend alles ausführlich, aber jetzt lass mich Zeitung lesen und frühstücken“
… er ist und bleibt halt ein Morgenmuffel“… dachte Anna lächelnd.
Ohne weitere Worte verschwand nach 20 Minuten Richtung Kasernenhof und Büro… doch ohne Krieg machte das Ganze aber nicht mehr so viel Sinn.
23 Januar 1917
Ein wunderschöner Theaterabend, Walter überwand seine erste Schüchternheit und sprach auch mal ganze Sätze. Obwohl sie viel hübscher als ihr Bruder war, musste er feststellen, dass sie genauso nett wie Pierre ist. Und auch Bernadette verstand immer mehr, warum ihr Bruder von Anfang an, so begeistert von dem eigentlich fremden Deutschen war.
Ein Soldat aus Augsburg erklärte Ihnen wie sie nach Ulm kommen: "Zuerst müsst Ihr mit dem Bus oder besser mit einem LKW an den Rhein nach Straßburg, von dort geht ein Bus in die Universitätsstadt Tübingen. Dort macht ihr am besten einen Zwischenstopp und fahrt dann in der Frühe mit dem Zug weiter nach Plochingen und Ulm"
Walter: "Kann man das nicht in einem Tag schaffen"
Augsburger: "Das wird sehr knapp, wenn ihr nicht in einem Bahnhof oder im Zug schlafen wollt"
Pierre: "Vermutlich hast Du Recht"
Augsburger: "Und nehmt Euch genug zu essen mit, unterwegs kann man fast nicht kaufen!
Also machten sie am nächsten Morgen sich im Frühstückssaal jeweils 6 Brötchen mit Butter und Wurst und Käse
Pierre: "Meinst Du, dass wir es in einem Stück versuchen sollen?"
Walter: "Nein, ich war noch nie in Tübingen und ich möchte auch nicht völlig kaputt bei Sophia ankommen"
Pierre: "Stimmt, das macht Sinn"
Gegen 9:00 kam Bernadette, in ihrer Pause, noch kurz vorbei und verabschiedete die Beiden mit den üblichen Küssen… die Walter aber jetzt schon ganz anders empfand als gestern! Die Versorgungslastwägen der Amerikaner fuhren ohne Unterlass, so wurde einer nach Straßburg auch schnell gefunden
Pierre: You drive to Strasbourg?
LKW Fahrer: Yes, please sit on the platform... but sorry, no heating Walter: "Thank you" und die Beiden kletterten Ladefläche und drängten sich zwischen die Ladung.
Pierre: "Komm, trinken wir einen Kaffee"
Walter: "Super und wir Rauchen eine Zigarette"
Nach fast 3 Stunden Kälte und völlig durchgeschüttelt, waren Sie endlich in am Rhein und konnten in den Linienbus nach Tübingen umsteigen.
Pierre: "Wenigstens eine kleine Heizung"
Walter: "Und es zieht auch nicht so"
Pierre: "Versuchen wir ein wenig zu schlafen"
Walter: "Gute Idee"
Weitere 6 Stunden später kamen Sie am Bahnhof in der schwäbischen Universitätsstadt an und fragten in der Kaserne gegenüber dem Bahnhof lag...
Walter: "Wir sind auf der Durchreise, habt Ihr eine Übernachtungsmöglichkeit für mich und meinen französischen Freund?"
Wachsoldat: "Moment, ich frage nach.... Ja, kein Problem! Ich zeige Euch eine leere Stube"
Pierre: "Vielen Dank"
Die Ankunft des seltsamen Besuches war eine willkommene Abwechslung und ein paar „Kameraden“ drängten sich auch geradezu auf, ihnen ihre Stadt zu zeigen! In jeder Ecke eine Kneipe… aber aus Bequemlichkeit gingen Sie dann doch schnell in die Neckarmüllerei, die nur wenige Hundert Meter vom Bahnhof entfernt war. Resi die Bedienung versorgte die Soldaten schnell mit Maultaschen, Brötchen und leckerem Bier vom Fass. Jeder erzählte von dem Krieg und der Gewalt...
Soldat 1: "Wo warst Du Walter"
Walter: "Ich hatte Glück, ich war zwar immer in der Nähe der Hölle, doch musste ich die Bunker bauen und war, wenn es gefährlich wurde, immer abgezogen"
Soldat 2: "Und Du Pierre, wie war es bei Euch"
Pierre: "Mir ging es ähnlich wie Walter, ich musste als Architekt bessere Anlagen bauen, ihr wisst wie schlecht die teilweise waren"
Soldat 1: "Lach, ja da hattest Du viel Arbeit"
An den Nebentischen bekamen die älteren Gäste natürlich die Unterhaltung der Soldaten mit und...
Resi: "Hier eine Runde Obstler vom Nebentisch und von den anderen Tischen kommen auch noch welche"
Walter: "Vielen Dank meine Herren und wir heben das Glas auf einen dauernden, wenn auch langweiligen Frieden"
Soldat 1: "Ja, auf den Frieden"
Auch wegen den vielen Schnäpsen kamen zur späteren Zeit auch noch eingelegten Käse, Landjäger, Saitenwürstchen mit Senf sowie Essiggurken an dem Tisch. Eine Gruppe "Alte Herren" ließ es sich auch nicht nehmen die komplette Rechnung der Soldaten übernehmen zu dürfen.
Soldat 2: "Vielen Dank meine Herren, Gott soll es ihnen vergelten"
Um 24:00 ging es dann stark schwankend und ohne einen Groschen gebraucht zu haben wieder zurück in die Kaserne.
In Ulm machte sich Sophia in Ulm während sie einkaufte Sorgen um ihren Bruder, warum kam keine Nachricht mehr:
Bäcker: "Was möchtest Du?"
Sophia: "Ein dunkles Brot bitte" und ging dann weiter zum Metzger
Metzger: "Was darf es ein?"
Sophia: "200 g Aufschnitt und 100 g Leberwurst bitte!
Sie packte die Wurst in ihren Korb und dachte darüber nach, dass sie zum Glück gerade das Mittagessen im
Kindergarten bekam. Aber bald war das auch vorbei, dann macht dieser wieder um 12:00 Uhr zu, denn viele Frauen mussten Dank der Rückkehr der Männer nicht mehr in der Fabrik arbeiten.
In Salzburg erzählte Franz Josef endlich von der einwöchigen Reise durch Deutschland… es sei sehr schwer gewesen… in München, Augsburg, Ulm, Stuttgart und Reutlingen sei er bei möglichen Arbeitgebern gewesen… aber die meisten hatten entweder nichts oder waren sich noch nicht sicher ob ihre „Leute“ gesund von der Front zurückkommen!?
Anna: "Und dann?"
Franz Josef: „Durch Zufall erfuhr ich in dem Gasthaus Falken in Reutlingen, von der Firma Zeppelin in Friedrichshafen… die suchten jemand für den Bereich Sicherheit! Und am besten keinen deutschen Soldaten, denn dieser könne durch alte Kameradschaft den anderen verpflichtet sein. Also bin ich dann am nächsten Morgen mit dem Zug an den Bodensee gefahren, direkt vom Bahnhof zu der nahegelegenen Fabrik gelaufen und habe mich ohne besondere Vorbereitung mit meinen Papieren vorgestellt… Ich musste in einem kargen, holzgetäferten hohen Raum mit Holzsitzbänken etwa eine Stunde warten… doch dann kam sogar der Personaldirektor persönlich, um mich abzuholen… Ich hatte am Morgen vorsichtshalber meine silberne Tapferkeitsmedaille und mein Verwundetenabzeichen unter meinem grauen Mantel angelegt. Als ich dann im Personalbüro, meinen Mantel an eine Schreibkraft übergab, bemerkte der Direktor meine Ehrenzeichen mit einem wohlwollenden Kopfnicken. Später im etwa 3 stündigen Gespräch erzählte er mir, dass er selbst 1870/71 an der Westfront gekämpft hatte. Besonders der 1-stündige Rundgang durch das gewaltige Werksgelände direkt am See war richtig gut… Du kannst Dir nicht vorstellen wie gewaltig diese Luftschiffe am Boden sind. Bis vor dem Krieg hätten sie einen Sicherheitsdirektor aus der französischen Fremdenlegion gehabt und waren auch sehr zufrieden! Doch leider verschwand dieser kurz nach Kriegsausbruch und somit mussten sie diese Stelle mit einem eigenen Mann besetzen… was nicht optimal war! Ob ich fest in Friedrichshafen oder möglicherweise in einer neuen Fabrik in Berlin arbeiten müsse, ist noch nicht klar entschieden… Vermutlich aber an beiden Standorten und ich kann dann immer mit Luftschiff hin und her fliegen… Wie Du Dir vorstellen kannst, brachte alleine diese Ankündigung, meine Augen zum Leuchten! Sie würden uns auch eine Wohnung zur Verfügung stellen und auch Du bekommst einen Frei-Flugschein! Die Entlohnung ist mehr als großzügig, so dass ich ohne zu zögern gleich den Arbeitsvertrag unterschrieben habe.
Ich hoffe Du bist mir nicht böse deswegen, aber das war eine einmalige Chance“
Anna: „Nein … ich freue mich, mein Traum vom Fliegen wird wahr… Wann geht es los?“
Franz Josef: „Im Mai“ sagte er erleichtert wegen der guten Reaktion seiner Anna.
24 Januar 1917
Pierre: "Gerade erst 6.00 Uhr und so ein Krach!?!
Walter: "Klar, beim 7. württembergischen Infanterie-Regiment kennt man keine Pause, geschliffen wird dort immer"
Pierre: "Also gut, dann stehen wir auf und gehen in die Kantine frühstücken?"
Walter: "Gute Idee"
Dort angekommen gab es echten Bohnenkaffee und Butterbretzeln und um 7:00 Uhr ging es rüber zum Bahnhof.
Walter: "Wir haben Glück, in einer halben Stunde fährt ein Zug nach Plochingen und um 9:00 Uhr dann der Anschluss nach Ulm"
Pierre: "Prima, dann lass uns einen Wecker stellen und im Zug noch ein wenig schlafen"
Walter: "Ich bin nicht mehr müde, aber schlaf Du nur"
So schlief Pierre in dem wütend schnaubenden, grau schwarzen Rauche ausstoßenden Dampflokomotive erstaunlicherweise schon vor Kirchentellinsfurt ein und bekam weder die schöne ehemalige freie Reichsstadt Reutlingen, noch die Fahrt nach Metzingen mit. Dorf war es dann mit der Ruhe vorbei, denn die ehemaligen Soldaten Max, Martin, Manuel und Matthias stiegen in den Zug und natürlich auch ins gleiche Abteil ein! Die "Vier M" waren ebenso an der Westfront stationiert und freuten sich sogar über die Anwesenheit eines Franzosen:
Max: "Wenn mir das jemand vor 2 Monaten gesagt hätte, ich lag da gerade in einem Graben vor Verdun, ich sitze mit einem Franzmann im Zug"
Pierre: "Glaube mir, ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mit 5 Feinden so friedlich Zug fahren kann"
Walter: "Aber das ist doch schön so, besser als sich abzuschlachten
Manuel: "Scheiß Krieg, ich habe leider keinen Cognac mein Freund, aber Ostler und Ihr Franzosen habt ja so etwas Ähnliches!?"
Pierre: "Ja, Calvados und ich trinke gerne einen Schluck von Deinem Obstler"
So tranken die sechs die bis Ulm die ganze Flasche leer und die Zeit bis Ulm verging wie im Flug. Am dortigen Bahnhof verabschiedeten sich die Gruppen um ihre jeweiligen Ziele anzusteuern.
Walter: "Wir sollten noch etwas essen, so dürfen wir nicht bei Sophia ankommen"
Pierre: "Eine gute Idee"
Während Sie in einem Gasthaus Wurstbrote, mit Malventee, Kaffee und einen Apfelkuchen mit Schlagsahne genossen, dachte Walter darüber nach, dass seine kleine Schwester mindestens so hübsch wie Bernadette war und er fragte sich kurz ob sie Pierre wohl gefällt.
Um 15:30 ging es dann weiter zum noch geöffnete Kindergarten von Sophia und beschlossen dieser einen kleinen Streich zu spielen.
Walter: "Du stellst Dich einfach dumm und fragst, auf Französisch, nach Deinem Sohn Walter"
Pierre: "Wie erkenne ich Deine Schwester?"
Walter: "Ich denke das wird einfach, sie sieht aus wie ich in hübsch"
Pierre lachend: "da bin ich jetzt gespannt"
Aber Walter hatte recht, er erkannte diese sofort an dem gleichen freundlichen Ausdruck und den klaren Augen… Also ging er auf sie zu und fragte:
Pierre „Fräulein, ou est mon fils Walter“… sie verstand nichts und schüttelte den Kopf…
Pierre wieder holte: „Mon fils Walter… Wo!?
Die arme Sophia war schon ganz verzweifelt, weil sie weder einen Walter in der Gruppe hatte, noch wusste was der Franzose überhaupt wollte… und in diesem Moment tauchte dann ihr Walter in der Türe auf… Und sie verstand! Rannte auf ihren Bruder zu und wechselte zwischen umarmen und prügeln, weil er sie so geärgert hatte… aber diese Streiche kannte sie ja eigentlich von ihm… Minuten später drehte sie sich dann um und fragte den Franzosen, Sophia: „Bist Du Pierre?“ und er nickte…
Dann rannte sie auch zu ihm, umarmte und schlug ihn ein wenig…
Sophia: „Du bist genauso schlimm wie mein Walter“ und lachte dabei auch schon wieder ein bisschen!