Richard II - William Shakespeare - E-Book

Richard II E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Richard II. ist nicht gerade ein beliebter Regent. Anstatt sich um wichtige Staatsgeschäfte zu kümmern, gibt der König lieber das Geld aus, das er seinen Untertanen als Steuern abverlangt hat. Unmut macht sich im Volk breit, und auch am Königshof selbst hat Richard mit seinem Cousin Henry Bolingbroke einen gefährlichen Widersacher. Eines Tages geht der leichtsinnige König zu weit – eine Revolte beginnt sich zu formieren. Englands Zukunft ist ungewiss...-

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William Shakespeare

Richard II

Übersezt von Christoph Martin Wieland

Ein Trauerspiel.

Saga

Richard II

 

Übersezt von Christoph Martin Wieland

 

Titel der Originalausgabe: Richard II

 

Originalsprache: dem Englischen

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1764, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726885842

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Personen.

König Richard der Zweyte.Herzog von York.Johann von Gaunt, Herzog von Lancaster.Bolingbroke, Sohn des Johann von Gaunt, und nachmals KönigHeinrich der Vierte. Aumerle, Sohn des Herzogs von York.Mowbray, Herzog von Norfolk.Graf von Salisbury. Lord Berkley. Buschy, BagotundGreen, Diener des Königs Richard.Graf von Northumberland, Lord Percy, dessen Sohn, RoßundWillougby, Bolingbroks Freunde.Bischoff von CarlisleundSir Stephan Scroop, Freunde des Königs Richard.Fizwater, Surry, Abbt von WestminsterundSir Pierce von Exton, Herren vom Parlament.DieKönigin, König Richards Gemalin.DieHerzogin von Glocester. DieHerzogin von York. Hofdamen der Königin.Herolde, zween Gärtner, ein Kammerdiener, ein Hüter, ein Bote, und andre stumme Personen.Der Schauplaz ist in verschiednen Theilen von England.

Erster Aufzug.

Erste Scene.

Der Hof.

König Richard, Johann von Gaunt, Lords und Gefolge treten auf.

König Richard. Johann von Gaunt, Herzog von Lancaster, ehrenvoller Greis; hast du, deinem Eid und deiner Pflicht gemäß, Heinrichen von Herford, deinen kühnen Sohn anhergebracht, um jene Anklage zu behaupten, die er unlängst gegen Thomas Mowbray, Herzog von Norfolk angebracht, und die wir damals anzuhören keine Musse hatten?

Gaunt. Ich habe ihn hieher gebracht, Gnädigster Herr.

König Richard. So sage mir dann ferner: Hast du nicht von ihm erforscht, ob es nur ein alter eingewurzelter Groll gegen seine Person ist, was ihn zu dieser Klage angetrieben; oder die pflichtmäßige Treue eines guten Unterthanen, um einen geheimen Verräther in Mowbray zu entlarven?

Gaunt. So viel als ich von ihm über diese Sache herausbringen konnte, so ist es kein Privat-Groll, sondern die vermeynte Entdekung einer über Eurer Hoheit schwebenden Gefahr.

König Richard. So ruffe man sie dann vor unsre Gegenwart; wirs selbst wollen, Stirne gegen Stirne, den Kläger und den Beklagten reden hören: Sie sind beyde von sehr feuriger Gemüths-Art, beyde voll Grimms; in ihrer Wuth beyde taub wie die See, und rasch wie Feuer.

Zweyte Scene.

Bolingbroke und Mowbray zu den Vorigen.

Bolingbroke. Möge eine lange Reyhe von Jahren, voll glüklicher Tage, meinem gnädigsten und geliebtesten Oberherrn bestimmt seyn!

Mowbray. Und jeder Tag die Glükseligkeit des vorigen vermehren, bis der Himmel, der Erde soviel Glük mißgönnend, das Vorrecht der Unsterblichkeit zu eurer Crone hinzuthut.

König Richard. Wir danken euch beyden; obgleich die Sache selbst, weßwegen ihr vor uns erschienen seyd, ein Beweis ist, daß uns einer von beyden schmeichelt. Vetter von Hereford, sage, was für Vorwürfe gegen den Herzog von Norfolk, Thomas Mowbray, hast du anzubringen?

Bolingbroke. So wisset dann vor allen Dingen, Gnädigster König, und der Herr sey meiner Reden Zeuge! daß ich aus Antrieb der pflichtmäßigen Liebe eines getreuen Unterthanen, aus zärtlicher Sorge für die Erhaltung meines Fürsten, frey von Groll, Rachgier oder andrer unächter Absicht, als Ankläger hieher in seine königliche Gegenwart gekommen bin. Nun, Thomas Mowbray, wend' ich mich zu dir, und horche wol auf meinen Gruß; denn was ich reden werde, wird entweder dieser Arm auf Erden erproben, oder meine unsterbliche Seele im Himmel verantworten. So sag' ich dann: Du bist ein Verräther und Rebell, zu gut, ein solcher zu seyn, und zu schlimm, beym Leben zu bleiben; denn je schöner und crystallner der Himmel ist, desto häßlicher sehen die Wolken aus, die ihn befleken. Noch einmal, das Gewicht meiner Anklage zu verdoppeln, stopf ich dir mit dem schändlichen Namen eines Verräthers den Rachen, und wünsche, daß mir von meinem Gnädigsten Oberherrn erlaubt werde, an eben diesem Plaz und in diesem Augenblik, was meine Zunge gesprochen hat, durch mein recht-gezognes Schwerdt zu beweisen.

Mowbray. Laßt nicht hier die Kälte meiner Worte meinen Eifer verdächtig machen; diese unsre Sache kan nicht mit den Waffen eines Weiberkriegs, dem bittern Geschrey zwoer scharfen Zungen, unter uns entschieden werden. Das Blut ist heiß, das für diß erkalten muß. Jedoch kan ich mich keiner so zahmen Geduld rühmen, mich stossen zu lassen, und gar nichts dazu zu sagen; und würde mich nicht die Ehrfurcht vor Eu. Hoheit zurük halten, meiner freyen Rede Zügel und Sporren zu geben, sie sollte schnell genug seyn, diese Beschuldigungen von Verrätherey zweyfach in seinen Rachen zurük zu stossen. Sezet aber das hohe Vorrecht seines königlichen Geblüts bey Seite, und laßt ihn nicht den Vetter meines Königs seyn, so biet ich ihm troz, und verschmähe ihn, nenne ihn eine verläumderische Memme, und einen nichtswürdigen Schurken, und bin bereit, ihm zu beweisen daß er's ist, an welchem Ort er will mit ihm zusammen zu kommen, und wenn ich gleich mit naktem Fuß auf die befrornen Gipfel der Alpen rennen müßte, oder in welche andre unbewohnbare Gegend es seyn mag, wohin nie kein Engländer es wagte seinen Fuß zu sezen. Indeß laßt diß meine Treue rechtfertigen: Bey allen meinen Hoffnungen, er hat die lügenhafteste Unwahrheit gesagt.

Bolingbroke. Blasser, zitternder Verräther, hier zieh ich meinen Handschuh, lege die Vorrechte meines königlichen Geblüts bey Seite, und begebe mich des Vortheils, der Blutsverwandte eines Königs zu seyn, (worauf du aus Zagheit, nicht aus Ehrfurcht dich beruffen hast.) Wenn das bebende Bewußtseyn deiner Schuld dir noch so viel Stärke übrig gelassen hat, dieses Pfand meines Ehrenworts anzunehmen, so büke dich. Bey diesem, und bey allen andern Gesezen der Ritterschaft mach' ich mich anheischig, das was ich gesprochen habe, Arm gegen Arm, dir zu beweisen.

Mowbray. Ich heb' ihn auf, und bey diesem Schwerdt schwör' ich, dessen sanfter Schlag die Ritterschaft auf meine Schulter legte; daß ich dir mit Speer und Schwerdt, nach ritterlichem Brauch und Sitte antworten will, und wenn ich mein Pferd besteige, möge ich nicht gesund wieder absteigen, wofern ich ein Verräther bin, oder für eine ungerechte Sache kämpfe!

König Richard. Was ist es dann, was unser Vetter den Mowbray bezüchtiget? Es muß etwas Grosses seyn, was uns vermögen kan, dem blossen Gedanken einer bösen Gesinnung von seiner Seite Plaz zu geben.

Bolingbroke. Höret was ich sage, mein Leben soll beweisen, daß es Wahrheit ist; dieser Mowbray, sage ich, hat achttausend Nobels 1 aufgenommen, unter dem Vorwand Eu. Hoheit Kriegs-Völker damit zu unterhalten, solche aber wie ein Verräther und schelmischer Bube zurük behalten, und für sich selbst zu lüderlichem Gebrauch angewandt. Ueberdas sag' ich, und will es durch einen Zweykampf beweisen, entweder hier, oder anderswo, sey es bis auf dem äussersten Stük Landes, das jemals ein Engländisches Aug' übersehen hat, daß alle Verräthereyen, die seit achtzehn Jahren in diesem Königreich angezettelt worden, von diesem treulosen Mowbray ihren ersten Ursprung genommen haben. Ferner sag' ich, und will es auf seinen ehrlosen Kopf beweisen, daß er Ursächer der Ermordung des Herzogs von Glocester war; daß er es war, der seine leichtgläubige Feinde aufstiftete, und daß er folglich es war, der wie ein feiger schelmischer Meuchelmörder sein unschuldiges Blut vergoß, welches izt, gleich Abels Blut, aus den stummen Gewölben der Erde zu mir um gerechte und strenge Rache schreyt. Und, bey dem glorreichen Werth dieses Bluts, das in meinen eignen Adern fließt, dieser Arm soll es vollziehen, oder dieses Leben soll aufgeopfert werden.

König Richard. Was sagst du hiezu, Thomas von Norfolk?

Mowbray. O möchte mein Gebietender Herr sein Angesicht wenden, und seinem Ohr einen Augenblik taub zu seyn befehlen, bis ich diesem Schandflek seines Bluts gesagt habe, wie sehr Gott und Menschen einen so schändlichen Lügner hassen.

König Richard. Mowbray, unsre Augen und Ohren sind ohne Partheylichkeit; wär' er unser Bruder, ja wär' er der Erbe unsers Reichs, wie er nur unsers Vaters Bruders-Sohn ist, dennoch sollte, ich schwör' es bey der Majestät meines Scepters, eine so nahe Verwandtschaft mit unserm geheiligten Blut ihm nicht das geringste Vorrecht geben, noch die unbiegsam Festigkeit unsrer aufrichtigen Seele partheyisch machen. Er ist unser Unterthan, Mowbray, wie du; rede frey und ungescheut, ich erlaub' es dir.

Mowbray. So sag ich dann, Bolingbroke, in deinen verläumdrischen Hals hinein, du lügst! Drey Theile von der Summe, die ich für Calais erhielt, bezahlte ich an Sr. Hoheit Kriegs-Völker; das übrige behielt ich mit Einwilligung, für eine Schuld zurük, die ich an meinen König zu fordern hatte, den Rest der beträchtlichen Auslagen die ich machte, da ich lezthin nach Frankreich reißte, die Königin abzuholen. Nun, schluke diese Lüge hinab – – Was Glocesters Tod betrift, so war ich's nicht, der ihn erschlug. Wofern jemand berechtigt seyn sollte, mit einer solchen Beschuldigung wieder mich aufzutreten, so wär' es der ehrenvolle Vater meines Feindes, ihr mein edler Lord von Lancaster; euch stellt' ich einst hinterlistig nach dem Leben, ein Verbrechen, das noch immer meine reuvolle Seele foltert; aber ich beichtete es, eh ich leztmals das Sacrament empfieng, und ich bat euch so aufrichtig um Verzeihung, daß ich sie erhalten zu haben hoffe. Diß ist mein Vergehen; alles übrige, dessen er mich anklagt, ist der Geifer eines grollsüchtigen, lügenhaften und höchst ausgearteten Verräthers; und zum Zeichen daß ich Muth habe, dieses mit meinem Leben zu beweisen, werf ich gleichfalls mein Pfand vor dieses übermüthigen Verräthers Füsse hin; in dem besten Blut, das in seinem Herzen wallt, will ich beweisen, daß ich ein rechtschaffner Edelmann bin; und damit ich nicht lange verziehen müsse, bitte ich Eu. Hoheit herzlichst, den Tag zu unserm Zweykampf anzusezen.

König Richard. Ergrimmte Edle, laßt euch von euerm Fürsten zähmen; laßt uns diese Galle ohne blutvergiessen ausführen; Eure Wuth würde zu tiefe Einschnitte machen, und unsre Aerzte sagen, es sey izt nicht Zeit zum Bluten. Vergeßt, vergebt, vergleicht euch, und werdet zufrieden; mein lieber Oheim, helft mir diesen Zwist in seiner Geburt erstiken; wir wollen den Norfolk besänftigen, ihr euern Sohn.

Gaunt. Es kan meinen Jahren nicht übel anstehen, wenn ich ein Friedensstifter bin. Sohn, wirf des Herzogs von Norfolk Pfand wieder hin.

König Richard. Und ihr, Norfolk, werfet seines hin.

Gaunt. Wie, Harry, du zögerst? Muß ich zweymal Gehorsam verlangen?

Mowbray. Mich selbst, mein Gnädigster Souverain, werf' ich zu deinen Füssen; mein Leben kanst du fordern, aber nicht meine Ehre. Jenes ist meine Lehens-Pflicht dir schuldig; aber an meinen unbeflekten Namen hast du (troz dem Tode, der auf meinem Grabe lebt 2 ) kein Recht, und nimmermehr werd' ich zugeben, daß er zur Schande mißbraucht werde. Ich bin hier angegriffen und beschimpft worden, bis in die Seele mit der Verläumdung vergiftetem Speer durchstochen, und diese tödtliche Wunde kan kein andrer Balsam heilen, als das Blut aus dem Herzen, welches diesen Gift ausgeathmet hat.

König Richard. Wuth muß Widerstand finden; gieb mir sein Pfand: Löwen machen Leoparden zahm.

Mowbray. Ja, aber sie löschen ihre Fleken nicht aus; nehmt nur meine Beschimpfung von mir, so will ich mein Pfand abtreten. Mein theurer, theurer Gebieter, der ächteste Schaz eines Mannes ist unbeflekte Ehre; ist diese verlohren, so sind Menschen nur übergüldeter Leim oder gemahlter Koth. Meine Ehre ist mein Leben, sie sind in eins verwachsen; nehmt mir meine Ehre, so habt ihr mein Leben genommen. So laßt mich dann meine Ehre bewähren, mein theurer Oberherr; in ihr leb' ich, und für sie will ich sterben.

König Richard. Vetter, werft euer Pfand hin, macht ihr den Anfang.

Bolingbroke. Der Himmel bewahre meine Seele vor einer so schändlichen Niederträchtigkeit. Wie, ich sollte mich vor meines Vaters Augen überwunden geben, oder mit einem blassen Bettler-Gesicht mich selbst vor diesem ausgeschämten Bastard anklagen? Eh meine Zunge einen solchen Laut von sich geben soll, eh sollen meine Zähne das sclavische Werkzeug der wiederruffenden Feigheit durchschneiden und sie blutend in Mowbrays schändliches Antliz speyen.

(Gaunt geht ab.)

König Richard. Wir sind nicht gebohren zu bitten, sondern zu befehlen; und da wir dieses nicht können, um euch auszusöhnen, so haltet euch, so gewiß als euer Leben dafür antworten soll, bereit, auf Sct. Lamberts Tag zu Coventry zu erscheinen. Dort sollen eure Lanzen und Schwerdter den schwellenden Zwist eures tiefgewurzelten Hasses entscheiden: Lord Marschall, ertheilt euern Herolden und Officieren Befehl, alles zu dieser feyerlichen Handlung zuzurüsten.

(Sie gehen alle ab.)

Dritte Scene.

Der Schauplaz verwandelt sich in des Herzog von Lancaster Palast.

Gaunt und Herzogin von Glocester treten auf.

Gaunt. Ach, Schwester! Denkt ihr, daß eure Ausruffungen mich stärker als der Bruder-Name treiben können, gegen die Mörder von Gloster's Leben zu entbrennen? Aber da die Bestraffung dieser Uebelthat in den nemlichen Händen ligt, welche die Uebelthat begangen haben, so laßt uns unsre Sache dem Himmel anheim stellen, der, wenn er die Stunde dazu auf Erden gereift sieht, heisse Rache auf der Verbrecher Haupt regnen wird.

Herzogin. Ist das alles, wozu der Name deines ermordeten Bruders dich treiben kan! Hat die Liebe nicht mehr Wärme in deinem alten Blut? Edwards sieben Söhne, wovon du selbst einer bist, waren wie sieben Phiolen mit seinem geheiligten Blut angefüllt, oder wie sieben schöne Zweige, aus einem Stamm entsprossen; einige von diesen sieben Phiolen sind durch den Lauf der Natur ausgetroknet, einige von diesen Aesten durch das Schiksal abgeschnitten; aber Thomas, mein theurer Gemal, mein Gloster, (eine Phiole voll von Edwards geheiligtem Blut, ein blühender Zweig aus seinem königlichen Stamm) ist gewaltthätig zerbrochen, und all sein kostbarer Saft verschüttet, ist umgehauen und alles sein Sommerlaub verwelkt, durch die Hand des Neids zerbrochen, durch des Meuchelmords blutige Axt umgefällt – – Und du kanst gelassen bleiben? O, Gaunt, sein Blut war auch deines; eben dieses Ehebett, eben dieser Mutterleib, dieser Stoff, diese nemliche Form, so dich bildeten, machten ihn zum Menschen; in ihm, ob du gleich lebst und athmest, bist auch du erschlagen, ja du willigst gewisser Maassen in deines Vaters Tod ein, indem du deinen unglükseligen Bruder, ihn, der ein Theil von deines Vaters Leben war, so gleichgültig sterben siehst. Nenn' es nicht Geduld, Gaunt, es ist Muthlosigkeit; indem du so gelassen duldest, daß dein Bruder erschlagen worden, zeigst du den nakten Pfad zu deinem eignen Leben, und lehrst den unerbittlichen Mord dich auch zu mezeln. Das, was wir an gemeinen Menschen Geduld nennen, ist blasse, kalte Feigheit in einer edeln Brust. Was soll ich noch mehr sagen? Du kanst dein eignes Leben nicht besser sicher stellen, als wenn du Glosters Tod rächest.

Gaunt. Diese Sache ist Gottes Sache; denn Gottes Substitut, sein gesalbter Statthalter, hat seinen Tod verursacht; geschah es unrechtmäßig, so überlaßt Gott die Rache; ich werde niemals einen feindseligen Arm gegen seinen Diener aufheben.

Herzogin. Gegen wen, ach! gegen wen mag ich dann, ich Unglükselige, über mein Unrecht mich beklagen?

Gaunt