9,99 €
Jonas Ackermann verbringt einen regnerischen Sonntag im Restaurant auf einer Raststätte an der Autobahn. Dort macht er die unerfreuliche Bekanntschaft eines Mannes, der sich Karl Nock nennt. Karl erweist sich als zudringlicher Mensch, der sofort über Jonas verfügt und ihn unter den vielen Menschen sozusagen gefangen nimmt. Als Karl ihm dann ein entsetzliches Geheimnis offenbart, muss Jonas den Mann unbedingt loswerden. Das ist leichter gedacht als getan, denn Karl reagiert mit List und Gewalt, versucht, Jonas auf seine Seite zu ziehen, der sich seinerseits nach Kräften bemüht, sich von Karl mental und räumlich zu distanzieren. Karl nimmt ihn inmitten der Gäste als Geisel. Die Flucht führt die beiden ungleichen Männer durch ländliches Gebiet und hin zu einschneidenden Ereignissen, die Jonas zu Taten zwingen, die für beide bestimmend für ihr weiteres Leben werden. Als Jonas am Ende schwer verletzt in einem Spital erwacht, lernt er einen Polizist und einen Arzt kennen - und sich selbst.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 364
Veröffentlichungsjahr: 2020
Für Stefan,
ohne Dich wär‘ alles nicht.
‚Er legte das Kabel des Telefons um Leas Hals, zog es sofort zusammen, schnürte den schon von Natur aus ziemlich dünnen Hals ab und raubte Lea den Atem. Aus einem natürlichen Reflex heraus versuchte sie, die Finger unter das Kabel zu drücken, um wieder atmen zu können, schnappte nach Luft. Später ahnte sie, was sie erwartete, und Panik ergriff sie, aber sie war gegen den eisernen, unnachgiebigen Zug seiner Hände machtlos. Ihre Beine zappelten, schlugen hart, aber planlos gegen ein braunes Ledersofa.
Wie sehr er es genoss, diesen Mund wortlos schnappen zu sehen, wie der eines Fisches, den das Wasser mit einer mächtigen Welle ans Ufer geschleudert hatte. Keine hässlichen Worte stieß er jetzt noch aus, wie er das bis vor wenigen Augenblicken getan hatte, dieser Mund, nur Laute, die niemanden mehr verletzen konnten, nur noch eine Art Krächzen, was – so durchblitzte es sein überhitztes Gehirn – ein präziser, ein zutreffender Begriff war, denn Lea hatte in den letzten Monaten sowieso immer mehr einem Raubvogel geähnelt. Offenbar schloss sie ihre Verwandlung in den letzten Sekunden ihres Lebens ab.
Am anderen Ende der Telefonleitung kreischte eine von Leas nutzlosen Freundinnen, der alles Kreischen nichts half, denn sie war dazu verdammt, hilflos seiner Tat als Zeugin beizuwohnen. Ein Genuss! So – genau so! – hatte er sich diesen Augenblick vorgestellt, was hätte er dafür gegeben, ihn auf die Ewigkeit ausdehnen zu können!
Doch schließlich glitt ihr lebloser Körper, gekleidet in einen teuren Morgenmantel aus goldgelber Seide, auf den teuren orangefarbenen Teppich im Wohnzimmer, den Lea bei einer gemeinsamen Reise in die Türkei und entgegen seinem Rat auf einem traditionellen Markt gekauft hatte. Teuer war allerdings allein sein Preis gewesen, denn zurück aus der Türkei erwies sich der Teppich unter den fachkundigen Augen eines Sachverständigen als simpler maschinell gefertigter Ramschartikel aus China. Ein hübsches Muster hatte er trotzdem.
Er kniete sich neben Lea. War sie auch wirklich tot? In seinem Kopf suchte er fieberhaft nach dem Verfahren, dies zuverlässig festzustellen. In Filmen war immer ein kleines Spiegelchen zur Hand, auf dessen silberner Oberfläche der Atem zu Wasser kondensierte, das sich dort als eine Art Nebel zeigte, vorausgesetzt, der Betreffende lebte noch.
Doch in diesem Wohnzimmer gab es nur einen großen Spiegel an der Wand in einem auf antik gestylten, goldfarbenen Rahmen. Er konnte diesen Wandspiegel nicht zu Lea hintragen und versuchen, ihn unter ihre Nase zu halten. Es würde von ihm eine akrobatische Leistung mit ungewissem Erfolg verlangen. Und wie das aussah! Wie ein Clown würde er dastehen. Nein, er wollte das ganz gewiss nicht tun. Es musste genügen, am Handgelenk der vermeintlichen Toten nach Pulsschlag zu forschen, doch fand er keinen. Das hatte aber nichts zu bedeuten, vielleicht stellte er sich dabei einfach ungeschickt an. Sodann legte er zunächst nur seine Hand auf Leas linke Brust. Hob sie sich? Vielleicht. Danach legte er seinen Kopf behutsam auf Leas Busen, zog ihn aber sogleich zurück. Diese intime Nähe erschien ihm unangemessen. Er hatte sie schließlich getötet – hoffentlich. Er roch ihr Parfüm. Viel zu viel Moschus war darin, machte es gewöhnlich und schwer, und es benebelte seine Sinne, rief Bilder aus früheren Zeiten in seinem Kopf hervor, die er nicht sehen wollte.‘
„Noch etwas Kaffee?“, fragte eine weibliche Stimme. Der Mann winkte ab, er wollte nicht gestört werden, nicht jetzt.
‚Nun kam der schwierigste, der gefährlichste Part seiner Tat: Wohin mit dem Körper? Sollte er Lea in die Gefriertruhe legen? Nein, entschied er, nein, er wollte nicht mehr unter einem Dach mit ihr leben, abgesehen von den Unwägbarkeiten und Risiken, die das mit sich brachte. Was, wenn der Strom wieder ausfiel? Das war in den letzten Monaten mehrmals vorgekommen. Dann taute sie womöglich noch auf, bot einen hässlichen Anblick, verbreitete einen entsetzlichen Gestank. Nein, er musste Lea sofort wegschaffen, binnen einer Stunde, andernfalls würde der Rigor Mortis, die Leichenstarre, einsetzen, denn der bevorstehende Winter mit tiefen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zwang ihn, das Haus durchgehend zu beheizen, und er müsste gute zwei Tage warten, bis die Starre sich wieder löste und Lea solange doch noch in der Gefriertruhe unterbringen. Dazu hatte er nun wahrhaftig keine Lust. Die Nachbarn könnten eins und eins zusammenzählen und Verdacht schöpfen: Erst verschwindet Lea, und ein paar Tage später wird die Tiefkühltruhe ausgewechselt…
Deshalb brachte er Lea so rasch, wie es der leblose Körper erlaubte, in die Garage, nicht ohne vorher ihre Augen zu schließen – einmal, weil die Leichenstarre dort gewöhnlich als Erstes einsetzt, dann aber auch, weil man das eben tat, aus Gründen der Pietät und so weiter. Er verstaute den Körper im Kofferraum seines Alfa Romeo 164 und hoffte für Lea, dass sie tot war. Denn so, wie er sie hatte hineinzwängen müssen, mit ziemlich grotesk verdrehten Gliedmaßen... aber das führte nun wirklich zu weit!
Anschließend fuhr er sie zu den Klippen eines Sees, setzte sie ans Steuer des Wagens und stürzte diesen hinunter in den See. Natürlich schlug das Fahrzeug an den steilen, teilweise dennoch vorspringenden Felswänden auf, eine ohrenbetäubende Explosion durchblitzte die einsetzende Nacht, bevor das flackernd brennende Fahrzeug mit dem – sprach man bei den Fahrzeugen ebenfalls von Bug und Heck? – egal, die Karre schlug mit der Vorderseite auf dem Wasser auf, fiel nach vorn auf das Dach und versank mit dem Chassis nach oben gewendet in den Fluten. Er beobachtete den Kampf des Fahrzeuges gegen die eindringenden Wassermassen aus sicherer Distanz, bis es schließlich im Wasser verschwunden war, sah dann die Luftblasen an der Wasseroberfläche blubbernd zerplatzen. Er stand ganz nahe am Abgrund, der Wind strich durch sein blondes, kurzes Haar. Wenn er nur rauchen würde! Adieu, Lea, wir sehen uns bei deiner Beerdigung. Sofern sie dich finden. Er lächelte still vor sich hin, wo gab es hier schon Klippen? Die Meeresküste lag viele hundert Kilometer von der Stadt entfernt. Natürlich erfüllten auch die Klippen eines heimischen Baggersees ihren Zweck, aber sie wären eben etwas stillos –‘
„Das Lachen nehm ich als ein Ja, denke, was anderes werd ich von Ihnen nicht bekommen, was?“
Jonas Ackermann erwachte aus seinem bizarren Tagtraum und fand sich in einer Autobahnraststätte wieder. Er schloss hastig das Buch, das ihn in diese Traumwelt hineingesogen hatte, und legte es mit dem Buchdeckel nach unten gewendet neben sich. Natürlich war die Geschichte abstrus und bar jeder Realität, aber spannend geschrieben war sie allemal.
Er rieb sich die Augen und sah sich dann blinzelnd um, obwohl er genau wusste, wo er sich befand. Das Blinzeln sollte seine mittlerweile etwas ausgetrockneten Augen befeuchten, die sich während der Träumerei zwar selten geschlossen, aber sofort wieder geöffnet hatten.
Er befand sich in einem Restaurant, das im Stil amerikanischer Rancherhäuser erbaut und eingerichtet war: Große schwarz-weiß gescheckte Kuhhäute dienten als Tischdecken. An den Wänden waren blitzblank skelettierte Rinderköpfe angebracht, aus deren bleichen Schädeln noch die Hörner stachen, und auf den Balken zwischen den Sitzreihen lagen ausgediente Pferdesättel. Eine Jukebox aus den Sechzigern spielte gerade Roger Whittakers Song ‚A Perfect Day‘.
Diese Ausstattung bewies bestimmt nicht guten Geschmack, andererseits war das Lokal mit liebevoller Hingabe an die Einzelheiten eingerichtet. Ein leichtes Kribbeln lief über seinen Rücken, er fühlte die Haare auf seinem Arm sich sträuben. Die ‚Echtheit‘ wirkte bemüht, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich hier wohl. Er kam oft hierher.
Das Lokal war zu einem guten Drittel gefüllt. Die Leute saßen in kleinen Grüppchen über das gesamte Lokal verstreut an kleinen Tischchen. War es Absicht, dass alle möglichst großen Abstand von den jeweils besetzten Tischen hielten? Vielleicht war es nur Verlegenheit. Er selbst hatte absichtlich einen Tisch in den hinteren, weniger gut einsehbaren Ecken des Gastraums ausgesucht. Die einzelnen Stimmen der Gäste vermischten sich zu einem brummenden Brei. Man konnte indes die weinerliche Stimme einer Mutter heraushören. Seit ihrer Ankunft versuchte sie, sich durchzusetzen, ein Quäntchen Respekt zu erhaschen. Aussichtslos. Ihr Mann war als Erster durch die Tür ins Lokal gekommen, die er achtlos zugehen ließ, die daher beinahe gegen den Kopf der Frau geknallt wäre, die hinter ihm ging und nach ihren Kindern gesehen hatte. Die Kinder taten sowieso, was sie wollten. Nicht einmal ihr Hund hatte etwas Respekt für sie übrig. Den hatte das Paar, das in seiner Rolle als Eltern ziemlich überfordert wirkte, bei seiner Ankunft vor dem Lokal festgezurrt. Der hatte unablässig gekläfft und damit erst aufgehört, nachdem der Mann aufgestanden, zu ihm hinausgegangen war und einen kurzen und klaren Befehl erteilt hatte. Das war alles, was es brauchte.
Jonas hörte auch die zittrige Stimme eines alten Mannes, der seiner ebenfalls alten Ehefrau auf deren Fragen einsilbige Antworten gab. Diese Stimme war für ihn nur hörbar, weil das Ehepaar ziemlich nah bei ihm saß. Trostlos. Seiner Erfahrung nach gab es ausschließlich zwei Sorten alter Männer: Entweder schwiegen sie eisern oder quasselten ohne Unterlass.
Wie der Mann dann schließlich Platz nahm, obwohl sein Lachen keinesfalls als Zustimmung gedacht gewesen war, nahm Jonas in etwa so wahr, wie man einen Film sah: Egal, wie gut der Film gemacht war, er kam immer lediglich in die Nähe der Wirklichkeit.
Der Mann war ein Schrank von einem Kerl – breit und groß – mit dickem Hals, auf dessen rechter Seite der Bruchteil eines Tattoos erkennbar war, das irgendwo über seinen Körper verlief, einem breiten Gesicht und blaugrauen Augen sowie schwarzem, kurz geschorenem Haar. Er war ungefähr dreißig Jahre alt, hatte ein Gesicht, das gleichzeitig noch jugendlich wirkte und doch schon einem Mann über vierzig zu gehören schien. Einem Mann also in seinem Alter. Die Ausstrahlung war ziemlich beunruhigend; Jonas fand, dass sie sich irgendwie kalt anfühlte. Er mochte es nicht, dass der Mann ihn unentwegt mit seinen Augen fixierte – sie schienen ihn aufsaugen zu wollen.
„Kaffee?“, fragte die Serviceangestellte, die den Namen ‚Betty‘ auf der Hemdtasche ihres orangefarbenen Arbeitskleides – ein einteiliges Kleid mit Rock und weißer Schürze – eingestickt hatte. Jonas wusste über sie, dass sie auf den Namen Bettina getauft worden war, keine Kinder hatte, obwohl sie seit gut fünfzehn Jahren verheiratet war, und ebenso lange hier arbeitete. Die langjährige Routine war ihrer Stimme anzumerken, wenn sie den Kaffee den Gästen anbot. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie einen Stammgast oder einen zufällig anwesenden Autofahrer bediente, der nie in seinem Leben wieder hierher zurückkehren würde. Sie sprach den Gast immer in derselben Weise an und leistete sich auch keine zweite Stimme für Kunden, die sie ein wenig näher kennengelernt, mit denen sie vielleicht sogar einige persönliche Worte gewechselt hatte.
Der Kaffee war amerikanisch zubereitet, also dünn und lediglich an seinem zarten Duft als Kaffee erkennbar. Trotzdem wurde der Kaffee in großen Mengen ausgeschenkt, da er als ‚free refill‘ den Gast keinen Rappen zusätzlich kostete. Bot sie auch ihrem Mann den Kaffee jeden Morgen auf die gleiche Weise an? Vielleicht wollte der gar keinen Kaffee trinken, weil er davon immer Magenkrämpfe bekam, aber schon viel zu lange verheiratet war – viel zu lange ihren Kaffee beschwerdelos getrunken hatte –, um ihr das noch zu gestehen. Er mochte ihren Kaffee.
Der Mann nickte und fragte nach der Karte. Betty füllte seine Tasse zur Hälfte mit schwarzer Brühe, zauberte aus dem Nichts eine Karte hervor, die sie mit geübter Handbewegung öffnete und geräuschlos vor dem neu eingetroffenen Gast platzierte. Dann ging sie weg, sagte vorher aber noch, dass das ‚Tagesmenü‘ bereits ausgegessen sei und sie gleich zurückkomme.
„Können Sie was empfehlen?“, fragte der Mann und fügte dann hinzu, er habe einen Bärenhunger. „Taugt die Küche was?“, fasste der Mann nach.
Jonas antwortete nicht. Er sah gerade Betty dabei zu, wie sie den Müll der beiden überforderten Eltern und ihrer beiden Kinder wegräumte, die soeben in Richtung Kasse unterwegs waren. Sie hatten mit den Papierservietten, den halbleeren Ketchup- und Mayonnaisetütchen, den Plastikpapierchen der Zahnstocher sowie den Verpackungen der Sandwiches ein höllisches Chaos angerichtet. Hinzu kam ein Haufen mitgebrachten Mülls. Zum Teufel, wer gab den Leuten das Recht, sich nicht um die geringsten Anstandsregeln zu scheren, nur weil sie Kinder gezeugt hatten?
Er starrte Betty an: Sie war in ihren Fünfzigern – eher in der Mitte als am Anfang –, eine lebendige Erscheinung, die das reichlich vorhandene, aber bereits fortgeschritten grau gewordene widerspenstige Haar in einem nestartigen Knäuel auf der Höhe ihres Scheitels gebändigt hatte. Aus seinen Beobachtungen schätzte er sie als eine forsche und schlichte Persönlichkeit ein, die niemandem etwas schuldig blieb, dabei geradlinig wie eine Straße durch die Wüste.
Der Mann vor ihm sagte nun, dass er den ganzen Tag kreuz und quer durch die Schweiz gefahren sei und sich ganz spontan entschlossen habe, hier einen ‚Happen‘ zu essen.
Er hatte heute nichts bestellt. Das Essen war hier in Ordnung, keine Frage. Der Ort war aber ein beliebter Treffpunkt der Fernfahrer, die Menge auf den Tellern daher für alle anderen Leute eine Herausforderung. Er hätte selbst dann keine Lust gehabt, dem Mann eine Bewertung des Restaurants zu geben, wenn er heute etwas gegessen hätte. Weder hatte er den Mann eingeladen sich hinzusetzen, noch hatte er es verhindern können. Er hätte es auch nicht verhindern wollen, dass der Mann an seinem Tisch Platz nahm. Aber auf ein Gespräch mit dem Mann wollte er sich keinesfalls einlassen, egal, welchen Inhalt das hätte. Er kannte diese Sorte Gespräche, sie verliefen immer nach demselben Muster: Man redete einige Minuten darüber, ob man schon einmal hier essen war, anschließend über das Wetter der letzten Tage und das Kommende im Allgemeinen, um schließlich das Ergebnis des letzten Spiels der ‚Grashoppers‘ gegen die ‚Young Boys‘ zu streifen und vielleicht einer Meinung zu sein oder ganz verschiedener. Irgendwann saß man sich schweigend gegenüber, ohne die leiseste Ahnung, worüber es sich sonst noch zu sprechen lohnen würde. Peinlich berührt. Dann schlenderten die Sekunden vorbei, die Minuten schlichen vorüber, eine Ewigkeit wollte nicht enden. Er fühlte Widerwille in sich aufsteigen und den Drang aufzubrechen. Nein, er ließ sich nicht vertreiben. Der Kerl hätte sich nicht ausgerechnet an diesen Tisch setzen müssen. Seinen Tisch. Hier gab es mindestens vier oder fünf – nein, sechs freie Tische zählte er, die außerdem über eine viel vorteilhaftere Lage verfügten als dieser hier, der etwas diskret in einer der hinteren Ecken des Restaurants gelegen war.
„Deutsch?“, fragte der Mann.
„Hm-Hmm“, antwortete Jonas.
„Sie sprechen deutsch, oder?
„Aber sicher, natürlich spreche ich deutsch.“
„Gut, hab nämlich schon gedacht, dass ich mich getäuscht hab.“
Für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, worüber der Mann sich getäuscht zu haben glaubte. Er hatte nicht vor, das zu vertiefen. Das war auch gar nicht notwendig, denn der Mann erklärte sich gleich selbst:
„Hab nämlich null Bock auf ein Gespräch in Deutsch für du.“ Der Mann lachte ein schiefes Lachen, das unentschlossen zwischen Frechheit und der Bitte um Verständnis irrlichterte.
„Ausländer, Sie wissen schon.“
Der Mann war hoffentlich kein Rassist. Er hätte nichts dagegen, wenn alle wieder dorthin gingen, wo sie hergekommen waren. Aber er war vernünftig genug, um zu erkennen, dass das nie geschehen würde.
Zur Hölle, er wollte sich heute keine abstrusen Theorien über die Besudelung des ‚weißen‘ Blutes durch ‚Neger‘ und ‚Kanaken‘ anhören. Nicht an einem trüben Sonntagnachmittag wie diesem hier.
„Haben Sie etwas gegen Ausländer?“
„Ich doch nicht! Sonst würd ich’s anwenden.“ Der Mann lachte laut. Jonas lächelte säuerlich.
„Mal im Ernst: Ich hab viele Kollegen, sogar Freunde, die’n ausländischen Pass haben.“
Sicher, alles halb so wild. Heute war alles möglich. Es war wie mit allen anderen Lebensbereichen: Jeder kannte einen Drogensüchtigen, der ganz anders war, als man sich die so vorstellte. Jeder kannte einen Mann oder eine Frau, der oder die auf das gleiche Geschlecht stand und dabei eigentlich ganz ‚normal‘ war. Jeder hatte schon einmal etwas Verbotenes getan: einen Joint geraucht zum Beispiel, oder in der Kirche während der Predigt ‚einen fahren lassen‘. Man war schließlich auch nur ein Mensch. Bloß keine Kanten zeigen, bloß keine Verantwortung übernehmen, nicht sagen, wie man zu den Dingen stand, was recht und richtig war.
„Ich denk, ich nehm das T-Bone-Steak und ’ne ordentliche Portion Pommes!“ Jonas hatte nichts anderes von dem Mann erwartet. Er sprach das Wort ‚Steak‘ falsch aus, nämlich mit einem gesprochenen ‚i‘ anstelle eines ‚ej‘, was zwar auch Menschen unterlief, die grundsätzlich Englisch ganz passabel beherrschten. Aber bei diesem Mann – sieh dir nur diese Hände an: mit schwarzen Fingernagelrändern, vielleicht Schmiere oder Öl, grobschlächtig und groß, beinahe schon Tatzen, wie die eines Bären – war es allem Anschein nach mangelnde Bildung. Es war offensichtlich, welchem Milieu dieser Mann entstammte.
„Ich bin Vegetarier“, grenzte sich Jonas ab. Bei seinem letzten Besuch hier hatte er sich ein großes Entrecôte mit einer halben Portion gebackener Kartoffeln und etwas saurer Crème bestellt. Köstlich.
„Kein Wunder, Sie gucken etwas käsig und schlapp aus der Wäsche. Ein Mann braucht Fleisch, sonst wird nix Richtiges aus ihm.“
„Das sind doch Klischees. Eine ausgewogene pflanzliche Ernährung enthält alles, was der Mensch braucht.“ Konnte der Mann seine Gedanken lesen, oder hatte sein Gesichtsausdruck ihn verraten?
„Blödsinn, beim Essen ist’s wie mit den Weibern – saftig und jede Menge, so muss es sein.“ Der Mann hörte sich so bestimmt und selbstverständlich an, als würde er eine allgemein anerkannte Wahrheit verkünden: Wasser fließt nach unten.
Was für ein seltsamer Kauz der Mann war! Während die Leute bei neuen Bekanntschaften normalerweise darauf aus waren, sich von ihrer besten Seite zu zeigen – mit Schmeicheleien und Komplimenten, ob wahr oder erfunden, mit Angaben über ihre Existenz, die weit entfernt waren von der Realität –, schreckte dieser Kerl nicht davor zurück, sich ohne jede Scham, Scheu und Eitelkeit als Widerling zu präsentieren. Faszinierend. Was hoffte er, damit zu erreichen?
Der Mann hob seinen Arm und posaunte durch das Lokal: „Fräulein!“
Er hatte nichts anderes von dem Mann erwartet. Jonas’ Augen suchten den Raum nach Betty ab – da war sie. Er sah zu ihr, sie hatte den Ruf gehört, gab ein kurzes Zeichen und steckte das ‚Fräulein‘ ohne den leichtesten Anflug von Empörung weg. Sie hatte das nicht nötig, war eine starke, selbstbewusste Frau, die eine solche Missachtung ihrer Person einfach ignorierte. Andererseits war das ‚Fräulein‘ nur noch eine altmodische Floskel, die keine Bedeutung mehr hatte. Das wusste Betty natürlich. Die ‚Bedienung‘, nach welcher die Deutschen riefen, erinnerte dagegen eher an einen Roboter, der sich auf Rädern oder Rollen bewegte.
Betty kam an den Tisch, zückte Block und Bleistift und nahm die Bestellung auf. Während sie das tat, sah Jonas in den Spiegel, und das sah er dort: einen Mann von etwas mehr als vierzig Jahren mit noch ‚jugendlichen‘ Zügen. Die Leute schätzten ihn regelmäßig um fünf bis sieben Jahre jünger. Er hatte ein etwas zu weißes Gesicht (aber käsig?!) – und ja, das stimmte vielleicht auch –, es war eine Spur abgespannt im Ausdruck. Das feine, blonde Schnäuzchen tarnte sich gut auf dem hellen Teint, es unterstrich seine männliche Erscheinung, verstärkte sie gewissermaßen. Vielleicht sollte er in den nächsten Tagen etwas Zeit unter dem Solarium verbringen, ein wenig Farbe zulegen. Die Einzelheiten seines Gesichts würden besser zur Geltung kommen, ein zartes Braun kontrastierte gut mit seinem blonden, kurz geschnittenen Haar. Er musste um sich mehr Sorge tragen.
Aber die Haltung. Die war insgesamt nachlässig: Sieh dir nur den Oberkörper an, nach vorne eingeknickt, die Schultern hingen nach unten, der Kopf hing mehr am Hals, als dass er auf diesem saß. Als er sich streckte, den Kopf nach hinten drückte, knackten die Knochen am ganzen Körper, im Genick knirschte es. Zu verkrampft. Sei locker, sei entspannt. Einfach entspannt. Er konnte sich strecken, so viel er wollte, der Mann überragte ihn noch immer um mindestens fünf Zentimeter.
„Gefällt Ihnen, was Sie da sehen?“ Der Mann riss Jonas bereits ein zweites Mal an diesem Tag aus seiner Traumwelt.
„Hm-Hmmmm.“
„Richtige Plaudertasche, was?“ Der Mann ließ ein verschmitztes Lachen über sein Gesicht huschen. Er wollte ihn nur necken. Ruhig Blut.
„Ich fürchte, ich bin heute kein anregender Gesprächspartner.“ Sei unverbindlich, unfassbar, glitschig wie ein eben aus dem Wasser gezogener Fisch. Das wäre vielleicht das richtige Rezept, den Mann von weiteren Versuchen abzuschrecken, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Ihn loszuwerden. Sie würden sich zwar den Rest des Aufenthalts schweigend gegenübersitzen, aber irgendwann würde dann einer von ihnen aufstehen, den Zettel aus dem Schnapsgläschen ziehen, das als Halter diente, um an der zentral gelegenen Kasse seine Rechnung zu begleichen.
Er hatte so das Gefühl, dass ihm diese Aufgabe zufallen würde. Der Mann hatte dafür zu wenig Einfühlungsvermögen. Menschen seines Schlags begegnete man im täglichen Leben oft – öfter, als es einem lieb sein konnte: Im Einkaufszentrum rammten sie einem an der Kasse den Einkaufswagen in die Ferse. Als prätentiöse ‚sales agents‘ (ein einfacher ‚Verkäufer‘ war heute zu trivial) versuchten sie auf der Straße jedem ein zweites Mobiltelefonabonnement aufzuschwatzen. Die ganz Gewissenlosen unter ihnen nötigten ahnungslosen Menschen einen völlig nutzlosen Versicherungsvertrag auf, oder sie fälschten die Kreditkarten alter Leutchen, um schamlos deren Konten zu plündern.
„Ist mir recht, mir sind Typen sowieso nicht koscher, die mehr quatschen als ich.“ Da war es wieder, das bübische Grinsen.
„Hm, eine interessante Sichtweise.“ Spröde und steif. Niemand, der ihn jetzt sah, konnte wissen, wie aufgewühlt er sich gerade fühlte. Glaubte er zumindest.
„Wollen Sie was trinken? Aber jetzt was mit Pep!“ Der Mann zeigte auf Jonas’ Teetasse, die leer vor ihm stand.
„Mit ‚Pep‘? Sie meinen, mit Alkohol?“
„Genau. Macht Sie vielleicht etwas beweglicher. Sind steifer als ein Toter.“
Rigor Mortis – da war er wieder. Bei den Toten löste sich die Starre spätestens nach achtundvierzig Stunden wieder. Ganz ohne Alkohol.
„Vielen Dank, aber ich trinke nie am Steuer.“
„Ich etwa? Dort brauch ich beide Hände ... eine am Steuer, die andere auf’m ‚Knüppel‘ ... der Kupplung, mein ich.“ Jetzt war das Grinsen erwachsen geworden, herangewachsen zu prustendem Gelächter.
Jonas lächelte auch, er war ein höflicher und gut erzogener Mann. Er musste hier weg. Dann sah er auf seine Uhr: 15:47 Uhr. „Oh, ich muss gehen.“
„Fräulein!“, schmetterte die Stimme des Mannes durch das Lokal. Einige Gäste wandten sich ihm zu und drehten sich schnell wieder zurück, nahmen ihr eigenes Leben wieder auf. So schnell, wie Betty dem Ruf des Mannes folgte, war sie bei ihm nie gewesen.
„Zwei Stangen, bitte, aber gschwind“, dabei hielt er den Zeige- und Mittelfinger der angehobenen Hand gestreckt, während die übrigen Finger eingezogen waren: Victory. Der Mann ignorierte seine Wünsche, verfügte über ihn, besiegte ihn.
Betty brachte die bestellten Getränke so schnell wie nie zuvor, Bierdeckel flogen auf jede Seite, die hohen Gläser prallten mit dumpfem Knall auf die Deckel. Weißer Bierschaum quoll über den Rand des Glases und rann in vielen Strömen den Glasmantel hinunter auf den Bierdeckel. Wenn er das Glas anhob, bekleckerte er seine ganze Hand. Keine Seife der Welt könnte den Geruch wegwaschen, noch viele Stunden später würde er nach Bier riechen, als hätte er darin gebadet. Das war alles so demütigend.
„Prost“, der Mann hielt ihm den ausgestreckten Arm mit dem Glas entgegen. Jetzt ignorierte Jonas den Mann, entfaltete umständlich eine rote Papierserviette, die in einem kleinen Ständer aus Metall auflag, und tupfte das Glas mit diesem Papier trocken, drehte den Bierdeckel so lange, bis das Motiv – zwei stilisierte Löwen mit einer gewundenen Fahne in ihren Pranken – in paralleler Linie zur Tischkante stand. Dann hob er das Bierglas und erwiderte den Trinkspruch: „Gesundheit.“
Der hellgelbe Saft schmeckte ein wenig bitter, ungewöhnlich, es war sein erstes Bier nach vielen Monaten. Judith hasste es, wenn er Bier trank, den Geruch an ihm, den Geruch aus dem Mund noch viel mehr. Sie hatte ihn ihre Abneigung immer deutlich spüren lassen, wenn er früher ab und zu ein Glas Bier getrunken hatte, was schon vor seiner Zeit mit Judith an sich selten vorgekommen war und später noch viel seltener. Heute Abend war das anders, denn es gab keine nörgelnde Judith mehr in seinem Leben. Das Bier schmeckte ihm heute viel besser: Gesundheit, Judith.
„Ich hab mir gedacht, Sie können bestimmt was gebrauchen“, sagte der Mann und wies auf das Bier.
„Was bringt Sie auf diesen Gedanken?“
„Na ja, einfach drum, weil Sie so ...“, er suchte offenbar nach einem bestimmten Wort, „weil Sie so mitgenommen dreinschauen.“ Er nahm offenbar auf ihn eine Rücksicht, die er seinen Kumpanen kaum entgegenbrachte.
„Und auch, weil sich der Wisch da bestimmt nicht mit ’ner Tasse Tee runterspülen lässt.“ Der Mann zeigte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf den Brief, der neben Jonas’ linkem Arm lag. Jonas warf einen flüchtigen Blick auf das teure Briefpapier mit Wasserzeichen, das ein kunstvolles Wappenzeichen, ein Adler, in der Mitte des Briefpapiers zierte.
„Das ist sehr aufmerksam von Ihnen.“ Jonas legte seinen Arm diagonal über das Dokument, das ohnehin hälftig zusammengefaltet war und schon dadurch nur wenig über seinen Inhalt preisgab. „Mein Anwalt“, ergänzte er ohne Notwendigkeit. Es war der dreiste Versuch, dem Mann einen günstigeren Inhalt vorzugaukeln. Er hatte selbst keine Ahnung, warum er das tat. In spätestens fünf Minuten würde er die Gaststätte verlassen, den Mann mit höchster Wahrscheinlichkeit nie in seinem Leben mehr sehen. Er hoffte das jedenfalls.
Judiths Anwalt teilte ihm in diesem Brief mit, dass er gegen das Urteil des Bezirksgerichts Berufung beim Obergericht eingelegt habe. Seine Mandantin beabsichtige, das alleinige Sorgerecht für das Kind zu erhalten, werde sich einer ‚großzügigen‘ Besuchsregelung zu seinen Gunsten aber nicht entgegenstellen. Vielen Dank, Judith.
So gut das Bier schmeckte, es hinderte ihn daran, seinen Plan umzusetzen und schleunigst aufzubrechen. Aber er musste weg, er fühlte ein stärkeres Drängen. Trank er das Bier zu schnell, wäre er kaum noch fahrtüchtig. Stehen lassen konnte er es auch nicht, das wäre sehr unhöflich. Verflixt. Es half alles nichts, er musste Konversation machen: „Sind Sie alleine hier?“ Das Klischee einer Antwort auf diese Frage lautete: ‚Sind wir das nicht alle irgendwie?‘ Wenigstens im Kino. Der Gedanke kletterte von seinem Gehirn in den Mund und schubste ein feines Lachen auf seine Lippen.
War die Frage auch ein wenig einfältig, der Mann schien tatsächlich über eine Antwort nachzudenken, und diese Zurückhaltung wirkte an ihm ein wenig geziert – wenigstens soweit er ihn bisher kennengelernt hatte.
„Nein, bin ich nicht. Meine Frau ist im Wagen.“
Jonas stutzte. Warum wartete die Frau im Wagen, während ihr Ehemann essen ging? Nachdem die beiden stundenlang durch die Schweiz gefahren waren, wie der Mann anfangs erzählt hatte. Frauen waren für ihren Harndrang bekannt. Auch Judith hätte einen WC-Führer der Schweiz verfassen können.
„Warum haben Sie sie nicht mitgebracht?“ Eine dumme Frage, die Frau war keine Sache, die man einfach mitnahm oder zurückließ. Er fühlte das Ethanol sich in seinem Körper ausbreiten, spürte die bekannte belebende Wirkung des Alkohols und die Hemmungen schwinden.
„Hätt ich vielleicht ’n andermal gemacht.“
„Aber heute, da haben Sie sich gedacht, dass es besser wäre, sie im Wagen zu lassen?“
„Jaaaa … das kommt hin.“
Ging es der Frau am Ende nicht gut, oder war sie gar erkrankt? Warum sollte der Mann dann einen Fremden auf ein Glas Bier einladen, während seine Ehefrau krank im Wagen lag? Nein, Sinn ergab das alles nicht.
„Sie haben sich gesagt: Laden wir einen Unbekannten auf ein Bierchen ein, soll sie doch im Fahrzeug das Wochenend-Kreuzworträtsel der ‚Frau im Spiegel‘ lösen. Ich darf doch hoffen, Ihre Ehefrau ist nicht ernsthaft erkrankt?“
„Nein. Nein, der geht’s gut“, antwortete der Mann. „Sie ist tot.“
Jonas hätte beinahe laut herausgelacht, so absurd war die Antwort an sich. Die Ernsthaftigkeit, mit welcher der Mann das gesagt hatte, hinderte ihn daran: „Oh, Sie haben Glück, ich liebe schwarzen Humor.“ Leider hörte er sich nicht sehr überzeugend an.
„Hab sie erschossen …“
„Hören Sie auf damit!“
„… und anschließend in der Kiste verstaut. Im Kofferraum. Bin dann den ganzen Tag bis jetzt mit ihr in der Gegend rumgekurvt.“ Irgendetwas trieb den Mann vorwärts, ließ ihn weiterreden. Entweder hatte er seinen Befehl, damit aufzuhören, nicht gehört, oder er gab keinen Pfifferling darauf.
„Schluss, Ende! Ich werde mir das nicht länger zumuten. Guten Tag!“ Er stand auf – das heißt, er wollte aufstehen –, kam aber nur einige Zentimeter in die Höhe. Da sagte der Mann wie ein geduldiger Lehrer ganz ruhig und leise zu ihm: „Halt! Wenn ich abdrück, haben Sie ’ne verflucht große Menge Ärger mit Ihrer Prostata.“ Die Art und Weise, wie der Mann das sagte, stoppte Jonas. Was er gesagt hatte, war ohnehin nur schwer verständlich gewesen, weil der Mann sie in seiner ihm eigenen Sprechweise gesagt hatte: schnell und mit wenig Betonung auf den einzelnen Silben und Endungen, die Worte auf eine seltsame Weise verbunden.
Der Mann hatte seinen rechten Arm unter den Tisch geschoben. Was er dort versteckt hielt, war nicht zu erkennen. Doch es musste wohl eine Waffe sein, wenn man ihm Glauben schenkte. Hielt er eine Schusswaffe auf ihn gerichtet? Um seine Drohung wahr zu machen, würde er eine solche brauchen. Das hieß aber noch lange nicht, dass er eine Waffe hatte. Die Frage war, wie Jonas sich verhalten sollte. Er hatte für eine solche Situation kein Modell: Es kam nicht alle Tage vor, dass man an Leib und Leben bedroht wurde, zudem noch am empfindlichsten Ort eines Mannes.
Die Beine nahmen ihm die Entscheidung vorläufig ab, indem deren Muskeln durch die Belastung in ungewohnter Haltung – er befand sich buchstäblich zwischen Stuhl und Bank – schnell ermüdeten. Jonas setzte sich und sagte: „Hier sind viele Menschen. Man würde Sie zur Verantwortung ziehen.“ Nur keine Angst zeigen.
„Pah, vertrauen Sie etwa auf’n Rechtsstaat?“
„Man würde Sie einsperren, lebenslänglich.“
„Lebenslänglich, pah! Keiner sitzt für immer. Ich hab schon getötet. Knall ich Sie auch noch ab, komm ich trotzdem nicht länger als zwanzig Jahre in den Bau. Wär sonst gegen die Menschenrechte. Davon sitz ich dann höchstens vierzehn Jahre ab, was auf ’ner Arschbacke geht. Den Rest gibt’s auf Bewährung. Dann kümmert sich eine riesige Armee Sozis drum, dass es mir gut geht: Job, Bleibe, Therapie. Aber Sie – Sie werden für den Rest Ihres Lebens tot sein. Ein Prost auf den Rechtsstaat.“
„Sie haben doch nur eine große Klappe!“
„Ja, denken Sie?“ Er dehnte das Ja, vielleicht um es ein wenig bedrohlicher wirken zu lassen. „Warum seh ich Sie dann nicht auf’m Teppich dort?“ Der Mann zeigte mit seiner linken Hand zum Ausgang des Lokals.
„Waren Sie denn schon im Gefängnis?“ Was, wenn der Mann seine Angst riechen konnte? Man sagte über die Hunde, dass sie das konnten.
„Und ob“, lachte der Mann.
Lachte. Aber dafür gab es keinen erkennbaren Grund.
„Bin übrigens der Karl.“ Er streckte ihm die rechte Hand über den Tisch entgegen. Das kam überraschend. Beinahe so überraschend wie das Geständnis des Mannes. Beinahe so ungewöhnlich wie die Drohung des Mannes. Jonas ließ die Hand in der Luft hängen, die dort wie der Rest einer eingestürzten Brücke hing.
Er musste seine Waffe in die andere Hand verlagert haben. Wenn er eine Waffe hatte. Das war der Punkt.
Halt! Aber natürlich! Es gab noch eine andere Lösung, und Jonas fragte sich, warum er daran nicht früher gedacht hatte: Er war gerade dabei, das ‚Opfer‘ einer dieser schrecklichen Fernsehshows zu werden. Schon seit einigen Jahren waren diese Formate gezwungen, immer albernere Scherze, immer rüdere Sketche zu produzieren, um das abgestumpfte Publikum bei Laune zu halten. Ganz am Anfang hatte er sich selbst gut dabei unterhalten, sein Interesse daran aber schnell verloren.
Aber ein Mann, der gestand, seine Ehefrau erschossen und sie im Kofferraum seines Wagens verstaut zu haben, das war schon etwas starker Tobak – selbst für eine moderne Sendung, noch dazu für eine, die zur besten Sendezeit lief. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das Publikum das mögen würde. War das sein Problem? Nein. Die Verantwortlichen für das Programm sollten sich ruhig persönlich dafür verantworten, wenn die Zuschauer dagegen rebellierten.
Jonas sagte deshalb: „Wie viel bezahlt man Ihnen für diese … Vorstellung?“ Eigentlich hätte er das Wort ‚Posse‘ verwenden wollen, aber ob der Mann den Sinn des Wortes verstand, war zu bezweifeln.
„Bezahlen? Ich krieg von keinem Geld für nichts.“ Der Mann spielte den Unwissenden, immerhin zeigte er darin ein hübsches Talent.
„Niemand gibt mir Geld“, bemerkte Jonas trocken.
„Was?“
„‚Niemand gibt mir Geld‘ ist die korrekte Satzbildung. Doppelte Verneinung führt zu einem positiven Ergebnis. Wenn Sie sagen: ‚Ich krieg von keinem Geld für nichts‘, bedeutet das, dass Sie von jemandem Geld bekommen, wenn Sie dafür etwas tun.“
„Wo sind wir hier? In der beschissenen Schule? Bist du mein beschissener Lehrer? Ich denk mal, du hast mich verstanden, was ich sagen wollte.“ Der Mann, der auf den Namen ‚Karl‘ hörte, hatte selbstverständlich recht, er hatte ihn verstanden. Natürlich musste der Mann das sagen, musste abstreiten, dass er bezahlt wurde, andernfalls wäre der Spaß vorbei, und vielleicht erhielte er dann keine Gage.
„Nein, das bin ich nicht.“
„Dann lass es bleiben.“
„Das ist doch alles nur Schauspiel. Glauben Sie, ich sehe nie fern?“
„Du denkst, ich geb hier eine Show, mache dir was vor?“ Karl schien wirklich überrascht.
Jonas sagte nichts. Wenn er den Fernsehbossen die Suppe versalzen könnte, wäre ihm das nur recht. Er wusste nur nicht, wie das gehen sollte, denn er könnte dabei die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste auf sich ziehen, sie würden ihn neugierig mustern, ihn mit Blicken taxieren, sie würden mit gedämpfter Stimme über ihn sprechen, vermuten, dass der Mann nicht ganz richtig im Kopf sei. Noch viel schlimmer wäre es, wenn Betty darauf aufmerksam würde und ihn befremdet ansähe.
„Willst einen Beweis?“
„Selbstverständlich, zeigen Sie mir die Waffe. Sie haben doch eine, unter dem Tisch?“
„Wie soll das gehen? Ich kann das Teil nicht einfach auf’n Tisch legen, hallo, wirf doch einen Blick drauf?“
„Na ja, ich könnte eine Serviette … oder eine Gabel unter den Tisch fallen lassen, mich danach bücken und dabei einen Blick auf die Waffe werfen.“ Er griff dabei nach einer Gabel. „Eine Serviette wäre vielleicht weniger auffällig.“ Er legte die Gabel zur Seite.
„Ich kenn dein’ Typ“, sagte Karl. „Du bist einer, der nur glaubt, was er sieht.“
Er konnte nicht erkennen, was daran falsch sein sollte, griff nach seinem Bierglas und stellte so fest, dass das Bier mittlerweile warm geworden war – ein weiterer misslicher Punkt an diesem Tag. Wie kam er zu einem frischen Bier?
„Ich wette, du hast das auch in der Kirche so gehalten. Du hast den Pfaffen gefragt, ob du mal schnell einen Blick über die Wolken werfen kannst, weil du sonst nicht an Gott glaubst.“
„Du lehnst ab?“
„Ich geh jede Wette ein, du hast die Topfko–, das Ding da, in das die Leute Geld reinwerfen?“
„Topfkollekte.“
„Topfkollekte … die Topfkollekte, die hast du geplündert. Sind immer Typen wie du, feine Bürschchen, die so was machen.“
Es war leicht zu durchschauen: Karl wollte ihn provozieren. Aber es war ihm nicht klar, warum er das wollte. Vielleicht fühlte er, dass ihm die Show nicht so gelang, wie er sie geplant hatte … wie die Leute hinter ihm sie geplant hatten. Das galt es, im Gedächtnis zu behalten.
Da gab es aber noch einen weiteren, sogar komischen Tatbestand: Der Mann hatte recht.
Pfarrer Wielandt war ein frommer Mann, wie man es von einem Mann seines Berufes verlangte, und so bigott, wie man es von einem Pfaffen erwartete. Er predigte jeden Sonntag und nahm es selbst mit dem Zehnten Gebot nicht so genau, denn er hatte ein Verhältnis mit einer Frau, die ihm nicht nur bei kirchlichen Veranstaltungen außer- und innerhalb des Kirchgebäudes zur Hand ging. Das Problem lag nicht darin, dass der Priester ein Verhältnis mit einer Frau hatte, denn als Mitglied der protestantischen Kirche war er dazu grundsätzlich berechtigt, und es lag auch nicht darin, dass es notwendig gewesen wäre, sie vor dem Geschlechtsverkehr zu heiraten, denn die Luxuria – die Wollust – war eine Sünde. In diesem Punkt traf den Mann keine Schuld, denn er hätte sie nicht heiraten können, weil die Frau schon verheiratet war und nicht vorhatte, das zu ändern.
Das war alles sehr verständlich und auch menschlich, aber damit schied er als Autoritätsperson aus.
Deshalb stand es dem Pfarrer schlecht an, eines Tages seinem Vater zu erzählen, dass Jonas in der Kirche ein Gesangsbuch gestohlen hätte, worauf dieser ihm als Strafe das Taschengeld kürzte. Die Schuld an diesem Diebstahl hatte der Pfaffe der geplünderten Kirche selbst, denn zwar hatte Jonas das Gesangsbuch tatsächlich gestohlen, was aber nur notwendig geworden war, weil der Mann Gottes von allen Konfirmanden verlangte, dass sie ein eigenes Gesangsbuch zum Unterricht mitbrachten, Jonas aber nicht wusste, wo er sich ein solches hätte besorgen können. Die Strafe war außerdem ungerecht gewesen, denn der Priester hatte für seine ‚Anklage‘ keinen Beweis gehabt, seine Schuld nicht nachgewiesen, hingegen hatte seinem Vater das Wort eines Mannes der Kirche genügt. Deshalb hatte er sich dieses Geld später zurückgeholt, indem er die Topfkollekte um den exakten Betrag erleichterte, den er durch die Kürzung verloren hatte – nun gut, höchstens um fünf Franken mehr. Bereut hatte er seine ‚Tat‘ bis heute nicht. Nun ja, hin und wieder dachte er daran, fragte sich dann, ob er vielleicht auf den ‚Spesenersatz‘ der fünf Franken hätte verzichten sollen, aber das war nicht mehr zu ändern.
Der Mann vor ihm hatte davon aber nicht die geringste Kenntnis, und er würde daran ganz bestimmt nichts ändern.
„Ich hab recht, was?“, sagte der Mann grinsend.
„Sie haben eine große Klappe, das ist gewiss. Ich glaube außerdem, dass Sie sich überschätzen.“
„Hat meine Frau auch immer gesagt.“
„Das mit der großen Klappe oder dass Sie sich überschätzen?“
Karl blieb still, schien unbewegt. Noch während Jonas das sagte, hörte er eine Stimme in seinem Inneren, die ihn daran erinnerte, dass der Kerl vielleicht seine Ehefrau getötet hatte und es daher möglicherweise keine gute Nachricht war, mit dieser Ehefrau einer Meinung zu sein. Natürlich war es auf der anderen Seite auch befriedigend, in seiner Meinung bestätigt zu werden.
„Meine Frau sagt das Gleiche über mich. Sie befinden sich also in guter Gesellschaft“, sagte Jonas. Er hasste sich, wenn er das tat, aber vielleicht wäre es ratsam, den Mann nicht zu sehr zu reizen.
„O. k., mach’s. Kriech unter den Tisch“, sagte Karl.
Das Messer klirrte metallen auf dem mit Keramikplatten ausgelegten Boden des Restaurants. Das Restaurant hatte sich in der Zwischenzeit gefüllt, nur noch wenige Tische waren nicht besetzt, seltsamerweise vor allem die Tische um ihn und diesen Mann herum, der sich ‚Karl‘ nannte und von sich behauptete, dass er seine Ehefrau im Kofferraum seines Fahrzeuges verstaut hatte. Warum Jonas trotzdem das Messer genommen hatte, vermochte er bereits eine Sekunde später nicht mehr zu bestimmen. Ihm war doch mehr als bewusst, dass er damit die Aufmerksamkeit des ganzen Restaurants, zumindest der näheren Umgebung, auf sich ziehen würde.
Das Folgende erinnerte ihn an eine Tiersendung, die er vor einiger Zeit im Fernsehen gesehen hatte: lethargische Gnus und grazile Gazellen auf einer spärlich bewachsenen Steppe beim gemeinsamen Grasen. Ein Geräusch ertönte – wahrscheinlich durch den Regisseur nur montiert –, die Viecher stellten das Fressen ein, reckten ihre mit Schmutz und Staub besudelten Köpfe in Richtung des Geräusches, ihre Nüstern zitterten beim Versuch, Witterung aufzunehmen und einen möglichen Feind zu identifizieren, und nahmen ihre Kautätigkeit sofort wieder auf, als sie sicher zu sein glaubten.
So war es auch nach dem Aufprall des Messers auf dem Steinboden: Die Lautstärke ging zurück, Gabel und Löffel blieben in der Luft hängen wie defekte Seilbähnchen, Messer hörten auf zu schneiden, Köpfe wandten sich in ihre Richtung, Augen fixierten sie, und anschließend drehten sich Köpfe zur Seite und sprachen mit danebensitzenden Personen. Einige davon warfen ihnen noch ein, zwei Blicke zu.
Jonas war diese Aufmerksamkeit nicht recht, denn er wusste nicht, worüber die Leute sprachen, was sie sagten – rein beschreibend oder kritisierend? –, aber glücklicherweise hielt sich das Interesse nicht lange, und die Leute kehrten zu ihrer unterbrochenen Tätigkeit zurück.
Er beugte sich zur linken Seite und hob das Kuhleder leicht an, schob seinen Kopf unter den Tisch und sah es: einen Revolver, einen Colt, eine Pistole – egal: irgendeine Sorte von Schusswaffe mit langem Lauf. Ein eigenartig prickelndes Gefühl stieg in Jonas auf wie die Kohlensäureblasen in einem Glas Mineralwasser: Der Mann war tatsächlich bewaffnet. War es für ihn entscheidend zu wissen, welches Kaliber dieses Ding hatte, ob es einen Bezug, eine Gleichung, eine Proportionalität, einen irgendwie gearteten Zusammenhang zwischen der Länge des Laufs und dem Kaliber dieser Waffe gab? Nein, so wurde ihm plötzlich klar, nein, es war für ihn nicht entscheidend, das Kaliber dieser Pistole zu kennen. Der Mann hatte dieses – Monster! – auf den empfindlichsten Teil seines Körpers gerichtet, der keine Verletzung welcher Art auch immer ertrug; wo selbst ein kleines Kaliber verheerenden Schaden und unerträglichen Schmerz verursachte. Nach der ersten Sensation, die ihm diese Erkenntnis vermittelt hatte, stellte sich nun doch noch ein mulmiges Gefühl ein: Er war nicht das Opfer einer schrecklichen Fernsehshow geworden, das war kein Spiel. In diesem Moment schwor er, dass er die Verantwortlichen für das Programm verklagen würde, dass ihnen Hören und Sehen verginge, sollte es dennoch eine Show sein.
Nun gut, der Mann war bewaffnet, das war an sich beunruhigend, aber der Besitz einer Waffe alleine bedeutete noch nicht, dass dieser Mann sie auch abgefeuert hatte. Selbst wenn er, Jonas, etwas von Waffen verstanden hätte – was nicht der Fall war –, hätte er aus dieser Distanz nicht erkennen können, ob damit vor Kurzem geschossen worden war. Er bezweifelte, dass selbst ein Sachverständiger das aus dieser Distanz beurteilen konnte. In einem Kriminalfilm schnüffelte der Detektiv oder ein anderer Beteiligter an der Mündung des Laufes oder der Trommel, um dann sofort zu verkünden: ‚Mit dieser Waffe wurde vor Kurzem geschossen!‘
„Was ist, willst du da unten etwa übernachten?“, hörte er Karl sagen.
Im Tierfilm hatte sich die Sorglosigkeit der Viecher als trügerisch erwiesen, denn die Löwen hatten sich gut getarnt, um nur kurze Zeit später über die Tiere herzufallen.
Der Mann war groß, breitgewachsen, hatte eine fleischige Unterlippe und ein schweres Untergesicht mit vorspringendem Kinn, genauso wie man es von einem Mann erwartete, der seine Ehefrau umgebracht hatte. Ja, wenn er den Mann einschätzen müsste, dann würde er durchaus die Meinung teilen, dass der Mann zu einer solchen Gewalttat fähig war.
Er konnte nicht den Rest des Tages unter dem Tisch verbringen, nur war ihm nicht klar, wie er sich verhalten sollte, und er richtete sich daher ohne Eile auf, um Zeit zu gewinnen, die nächsten Schritte genau zu bedenken. Das Messer drapierte er so sorgfältig auf der Serviette aus Papier, als wäre es das kostbarste Stück einer Ausstellung.
„Lassen Sie mich gehen“, sagte Jonas und schaffte es, diesen Satz so zu sagen, dass er sowohl als Bitte als auch Befehl verstanden werden konnte.
„Geht nicht.“
„Bitte.“
„Kann ich nicht riskieren.“
„Ich habe Sie nie gesehen.“
„Du weißt, dass ich recht hab.“
Dann gab es eine Pause, die aber dieses Mal alles andere als peinlich war.
„Warum ich?“, fragte Jonas.
„Wär ich ein Glücksbote von der Lotterie, der dir sagt, dass du eine Million gewonnen hast, würdest du das nicht fragen.“
„Der Unterschied ist doch offensichtlich. Sie haben eine ziemlich absonderliche Logik.“
„Sagte meine Frau auch immer.“
„Gehen wir zu Ihrem Wagen“, schlug Jonas vor.
„Wie soll das gehen? Soll ich mit der Knarre in deinem Rücken hinter dir herlaufen? Das könnt ja jeder sehn.“
Jonas lächelte ihn an und sagte: „Ja, natürlich.“
„Was soll die Scheiße? Glaubst mir nicht, was?“
„Erwarten Sie von mir tatsächlich, Ihnen einfach zu glauben?“
„Vertrau mir, o. k.?“
„Ich kenne Sie nicht, warum sollte ich Ihnen vertrauen?“
„Dann lern mich näher kennen.“
„Wie soll das gehen?“
„Stell mir Fragen, du kriegst eine Antwort.“
„Was wollen Sie von mir? Welche Erwartungen haben Sie an mich?“
Karl antwortete nicht, blieb still. Der Mann dachte nach, offensichtlich war er sich über seine Motive selbst nicht im Klaren.
„Ich meine, was soll ich tun?“
„Quatschen wir ein wenig.“
„So, reden wollen Sie … worüber wollen Sie denn reden?“ Er traute der Sache nicht, es fühlte sich nicht ‚richtig‘, nicht real an.
„Über Ihre Tat?“
„Nee, sicher nicht.“
„Über Ihre Frau?“
„Schon gar nicht.“
„Seltsam. Worüber wollen Sie denn sprechen?“
„Weiß nicht … irgendwas.“