Rio Dolores - Jerzy Salamon - E-Book

Rio Dolores E-Book

Jerzy Salamon

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Beschreibung

Hallo! Ich bin Miss Lilly, die Protagonistin dieses Romans. Auf der Rückseite findet ihr unten meinen Autor, er hat mich erdacht. Wollt ihr uns kennenlernen, so laden wir euch in den Roman ein. Es geht dort recht lustig, unanständig und politisch nicht korrekt zu. Die Sache spielt größtenteils im Wilden Westen, im Städtchen Rio Dolores, das bis zur Hälfte des ersten Kapitels von den Brüdern Fallings regiert wird. Der eine ist katholischer Pfarrer, der andere Revolverschwinger. Als sie nach dem Tod meiner Oma deren Freudenhaus rechtswidrig übernehmen, ahnen sie nicht, wie folgenschwer es sich für sie auswirken wird. Denn schon bald erschene ich, die rechtmäßige Erbin des Geschäfts. Und ich, Lilly, lasse mir nicht in die Suppe spucken! Oho, das könnte diesen Kanaillen so passen, Kruzifix noch mal! Vor dem Hintergrund des untypischen Kampfes ums Bordell spielen sich ausgefallene Liebeshandlungen ab. Ich hingegen mache die Entdeckung, dass ich die Protagonistin des Romans bin - und beginne eine vom Autor unabhängige Karriere zu machen.

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Seitenzahl: 573

Veröffentlichungsjahr: 2024

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KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21

JERZY SALAMON

Rio Dolores

oder

es war einmal im Wilden Osten

ELYSION-BOOKS

Print; 1. Auflage: Juni 2024

eBook; 1. Auflage: Juni 2024

VOLLSTÄNDIGE AUSGABE

ORIGINALAUSGABE

© 2024 BY ELYSION BOOKS, LEIPZIG

ALL RIGHTS RESERVED

UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Grabowski https://www.dreamaddiction.de

ZEICHNUNGEN: Krzysztof Bawol

ISBN (vollständiges Ebook) 978-3-96000-334-2

ISBN (gedrucktes Buch) 978-3-96000-333-5

Mehr himmlisch heißen Lesespaß finden Sie auf

www.Elysion-Books.com

KAPITEL 1

Obwohl die Uhren in Rio Dolores noch nicht Mittag geschlagen haben, drückt so eine Hitze vom Himmel herab, dass man meinen könnte, dieses ganze Holz-und Adobe-Städtchen wird jeden Moment durch die Sonne in Brand geraten. Ein fremder Ankömmling würde jetzt denken, bei diesem Arizona-Kaff mitten in der Wüste handele es sich um eine Geisterstadt, denn selbst im Schatten unter dem Verandadach ist nichts zu sehen, was Arme und Beine hätte. Und erst recht nichts mit Titten. Würde er aber beispielsweise das Bordell betreten, überzeugte er sich, dass die Ortschaft doch bewohnt ist.

Zu dieser Stunde putzen sich die Mädchen zwar noch in ihren Schlaf-Arbeitszimmern heraus, doch auf dem Sofa im Salon sitzt ihr stolzer Puffvater und liest leidenschaftlich den Ritter Marias. Fred Fallings, niemand anderes ist nämlich dieser Herr, hat bereits die fünfzig überschritten, präsentiert selbstgefällig sein Banditengesicht mit einem lang herabhängenden Schnurrbart, und unter dem Jackett – wir wollen das diskret bemerken – guckt ihm ein Revolvergurt hervor. Fred blickt gerade von der Zeitschrift auf und sieht durch ein Fenster, wie auf dem Platz vor dem Freudenhaus ein weißbärtiges Individuum mit raubgieriger Visage vorfährt.

Wer hätte das gedacht, dass dieser verruchte Sodomit so schnell von seiner Jagd zurückkehren würde! Wie es aussieht, hat er Glück gehabt. Doch muss er sie so brutal an der Leine hinter dem Pferd herziehen? Hat sie davon wunde Handgelenke bekommen, so ist sie als eine beschädigte Ware zu betrachten …

Ganz schön, diese Indianerin! Hat eine herrliche schlanke Figur und zwei kohlrabenschwarze Zöpfe. Und jung ist sie! Höchstens siebzehn Jahre alt. Und dieses Kleidchen aus dünnem Leder, so spärlich, so knapp, ärmellos, ist verdammt kurz, mit ein bisschen Glück konnte man ja den nackten Arsch sehen! Gerade um so eine Wilde hat es sich gehandelt, dieser alte Teufel hat trotz allem eine ausgezeichnete Fotzenkenntnis …

Er soll aber nicht etwa denken, dass der König von Rio Dolores sich dazu erniedrigen wird, ihm entgegenzukommen. Das hätte er wohl gerne so! Zu Fred Fallings kommt man wie zum Chef und meldet ihm die Erledigung des Auftrags. Und zwar unverzüglich! Dieser Idiot dagegen trödelt, weil er darauf verfallen ist, die Leine mit der Indianerin an den Hitchrack anzubinden. Wie in drei Teufelsnamen sollte sie doch noch fliehen, wenn sie sich kaum auf den Beinen halten kann. Ein wahres Gotteswunder, dass sie ihm unterwegs nicht krepiert ist. Selbst das Wasser hat er ihr vorenthalten. Sie hat so einen Durst, dass sie zusammen mit dem Pferd aus demselben Trog trinkt!

Na endlich! Hier kommt man aber mit beiden Beinen herein, der verfluchte Schweinehund könnte ihm doch etwas mehr Hochachtung entgegenbringen.

»He, Fred! Komm doch mal aus deinem Loch heraus, diese rote Schnepfe da draußen wartet nur darauf, dass du sie bei mir kaufst und zur Arbeit antreibst. Erstklassige Ware, sieh nur selbst! Wenn der Kalte Harry etwas abliefert, so spürst du, dass du fickst.«

Nun gut, die Meldung entgegengenommen. Und er tut ziemlich klug daran, dass er abzwitschert, ohne auf den Beifall zu warten. Die Bezahlung für sie wird er natürlich bekommen, nur in anderer Währung.

Fred legt die Zeitschrift aus der Hand, und dann, ohne Enthusiasmus zu zeigen, geht er auf die Veranda hinaus. Schnell ist er, dieser Schwanzlutscher, hat der Wilden schon das Kleid heruntergerissen. Mein Gott, hat die Kleine Brustwarzen! Zeigen spitz nach oben und ihre brauen Höfe sehen aus wie aufgeblasen.

»Das ist deine neue Hure, die schönste, welche ich bei den Apachen erspäht habe.«

Der Hundesohn preist jetzt natürlich seine Ware an, als verkaufe er die Stute auf dem Pferdemarkt. »Sieh dir nur diese kleinen, stehenden Titten an. Jede von ihnen ist wenigstens hundert Dollar wert. Voll sind sie und fest, und so gut gewachsene Nippel findet man auch nicht alle Tage. Und hast du je eine so wunderschön gewölbte Fotze mit so einem prächtigen Helmbusch gesehen? Darüber hinaus ist diese Wilde noch Jungfrau, habe selbst geprüft. Du bringst ihre Virginität zur Versteigerung, veranstaltest die öffentliche Defloration, kassierst das Eintrittsgeld und schon nach dem ersten Mal machen sich für dich diese lumpigen vierhundert Dollar bezahlt, die du mir für sie gibst, so wie wir es vereinbart haben. Zwar wird sie anfänglich nicht allzu willig sein, man muss ihr dabei mit Feuerwasser nachhelfen, aber schon nach einer Woche wird sie beginnen, beim Anblick eines Schwanzes die Beine freiwillig breit zu machen. Und selbst der größte wird in ihre Möse hineinpassen, die Indianerinnen sind ja tief wie der Grand Canyon. Aus ihr wird noch eine Hure werden, wie sie im Buche steht! Das Geld, das sie für dich verdient hat, wird dir über den Kopf wachsen. Ich weiß, wovon ich rede, ich bin ja nicht erst seit gestern Hurenjäger!«

Dieser Armleuchter denkt, sie sei für den öffentlichen Gebrauch bestimmt. Und er wagt es, ihn zu belehren, was und wie er mit ihr machen solle. Warte nur, du Hurensohn! Nur noch ein kurzes Theater, um dich in Sicherheit zu wiegen, und zur Hölle mit dir!

»Wunde Handgelenke, aufgeschlagene Knie und dieser Striemen auf dem Rücken machen sie nicht schöner. Du musst mit dem Preis etwas runtergehen.«

»Du redest Makulatur, Fred! Ich musste sie leicht mit der Peitsche liebkosen, wurde mir unterwegs ein wenig faul, aalen wird sie sich bei dir, bis sie den Kanal voll gehabt hat. Diese paar Kratzer werden übrigens schnell abheilen. Sonst findest du ja bei ihr keine Mängel. Hat alle Zähne und keine einzige Laus, ihre Beine sind schlank und gerade wie eine Sterbekerze, auf ihrem Bauch könnte man Hemden bügeln, und mit diesem süßen Gesichtchen kannst du sie getrost zum Schönheitswettbewerb schicken, sie wird dir die goldene Krone gewinnen. Jetzt gehen wir zu ihrem knackigen Arsch über …« – hier demonstriert er die Eigenschaften der Pobacken, indem er ihnen je einen klatschenden Klaps gibt – »… gewölbt, rund und prall wie die Titten ist er. Und das alles aus jungem Fleisch und ohne Fett geformt. Was kann man sich sonst noch wünschen? Gold scheißen wird sie nicht, es sei denn, du schüttest ihr einmal täglich ein paar Unzen in den Trog. Du weißt sehr gut, dass ich schon allein für ihre Jungfräulichkeit in Mexiko einen halben Tausender scheffeln würde. Außerdem berechne ich dir nicht jene zwei Fässchen Whisky und die paar Munitionsschachteln, die ich in die Expedition investieren musste. Von dem ganzen Dorf hat nur sie überlebt. Es gibt keinen mehr, der nach ihr suchen könnte.«

Nun wohl, nehmen wir an, das ändert die Sache.

»Ach, du alter Teufel! Hast mich überzeugt!« Fred lächelt scheinbar versöhnlich, während er in die Innentasche seines Jacketts greift und ein Bündel Banknoten hervorholt. »Aber du musst mir noch eine junge Niggeres herbeiholen, hier hast du hundert Dollar Anzahlung auf sie. Doch ob die Fotze unberührt ist oder durchlocht, ich bezahle so viel, wie für diese Rote.«

Ausgezeichnet! Dieses Schwein quiekt schon beim Anblick der abgezählten Banknoten.

»Weiß ich sogar schon, wo so eine zu finden ist. Mir scheint, in deinem Hurenhaus wird es bald ganz farbig!«

Und ob es farbig wird! Besonders blutrotfarbig. Doch nicht in, sondern vor dem Hurenhaus. O nein, Fred wird die Veranda nicht verlassen, Fred wird sich mit dem Arm an die Stütze der Hochterrasse anlehnen und mit der hingehaltenen Hand voller Dollar so tun, als ob er nur auf seine neueste Anschaffung blicken würde. Na komm mal her, mein Freundchen, nimm deine Bezahlung entgegen. Ein braves Knäblein, ein sehr braves, schon lässt es von der Wilden ab, schon setzt die Schuhsohle auf die Kante der ersten Treppenstufe, schon greift es nach der Kohle, schon hält es den Kopf schön gesenkt und zählt das Geld nach. Und zufrieden lächelnd blickt es auf!

Tja, in so einer Situation kommt es manchmal vor, der Mensch sieht plötzlich unter seiner Sombrerokrempe hervor einen auf sich gezielten Revolverlauf. Nicht wahr, du alter Teufel, dass es jedem zustoßen kann?

»Tut mir leid, Harry, aber ich als wahrer Katholik toleriere keine warmen Brüder, auch wenn sie der Kalte Harry heißen.«

Paff! Und hiermit ist das Geschäft als vollbracht zu betrachten! Da liegt der Hundesohn schon tot auf dem Boden! Fred schiebt effektvoll seinen Colt in den Halfter am Gürtel zurück, sammelt die Geldscheine auf, und als er sie wieder in der Tasche hat, beginnt ihm die Öffnung unter dem Schnurrbart immer breiter zu werden.

Aber wer hat denn hier so eine schöne Angst, wer schämt sich so herrlich? Das ist ja ein Traum von einer Wilden, es bleibt nur, sie mit buntem Band zu umwinden und das Geschenk für James wird schon fertig sein. Von dem liebenden Bruder zum vierzigsten Jahrestag des Priestertums. Oh, er wird eine Heidenfreude an ihr haben, hat schon immer eine Vorliebe für junge Jungfrauen gehabt, besonders für farbige, und seine Schwäche für schöne Indianerinnen würde selbst der Teufel nicht begreifen.

Nur ob diese hier auch wirklich noch unbefleckt ist? Dieser Tölpel, der nicht einmal gewusst hat, wie man Frauen professionell schlägt – und dieser Striemen auf ihrem Rücken wird sie noch längere Zeit verunstalten – hätte doch ebenfalls unprofessionell die Untersuchung auf Jungfräulichkeit durchführen können. Ob er wusste, dass der Mittelfinger am wenigsten dazu geeignet ist? Denn dieser verdammte Sodomit wird ihr wohl doch mit nichts anderem als nur mit dem Griffel dort gewühlt haben, und schon gar nicht mit seiner Deichsel, zumindest wenn man an diese seine legendäre Gefühlskälte gegenüber den Fotzen glauben will, der er seinen Beinamen verdankt hat.

Nun ja, man muss selbst die bestellte Ware auf die Qualität prüfen. Hoi, sie wird immer schöner, nur ein Dummkopf würde bestreiten, dass die Angst die Schönheit der Frau erhöht.

»Na, meine Süße, es ist an der Zeit, dass ich prüfe, ob dich auch wirklich noch keiner aufs Kreuz gelegt hat.«

Fred leckt seinen rechten Zeigefinger an, wie es sich für einen Experten gehört, erhebt ihn und beginnt denselben zeremoniell in alle Himmelsrichtungen zu drehen, als wolle er erkennen, woher der Wind weht. Er genießt dabei den Schreck der Indianerin, die sich rückwärts so weit zurückzieht, wie es ihr nur die Länge der Leine erlaubt.

Da knallt es plötzlich und die Hälfte des Fingers ist verschwunden! Fred brüllt auf und blickt dorthin, woher der Schuss gekommen ist.

Himmel, Herrgott, Sakrament, was ist denn das wieder für eine Fotze? Geschmeidig wie eine Indianerin ist sie eben hinter der Ecke des Hurenhauses hervorgekommen. Älter als zwanzig Jahre wird sie nicht sein. Und schön ist sie geradezu unanständig. So eine ist hier noch nicht gesehen worden. Einen gestuften, vorn längeren Bob ohne Pony trägt sie auf dem Kopf, ihre dichten prachtvollen Haare, rabenschwarz und oberhalb der Schulter geschnitten, sind hinten kürzer als die nach innen geschwungenen Seitensträhnen. Die großen Augen, beschattet durch lange Wimpern, glitzern wie Kohlenstücke, die Sanduhr-Figur ist gewagt gekleidet. Eine enge, verdammt tief sitzende mexikanische Hose unterstreicht die Wohlgestalt der Beine, der Arsch scheint rund und gehörig gewölbt zu sein. Das gelbe Hemd dagegen, ohne Knöpfe, wie es aussieht, ist oberhalb des Nabels zu einem Knoten gebunden und lässt fast die Hälfte des wahnsinnigen Bombenbusens sehen. Tief um ihre kurvigen Hüften trägt sie einen Revolvergürtel, und an den Füßen verteufelt schicke Boots.

Hm, sie wirkt ziemlich mexikanisch, auch den Gesichtszügen nach. Fred hat noch nie einen so sinnlichen Mund gesehen, obwohl er in seinem Bordell eine sehr große Auswahl hat. Die geheimnisvolle Unbekannte passt zu keiner Schublade in seinem unsichtbaren Katalog der Frauen. Sie könnte die Tochter eines Hazienderos sein, doch sie hat auch etwas an sich, das an eine süße Hure denken lässt, und jetzt, als sie mit dem Navy Colt in dem Fäustchen auf ihn zugekommen ist, bemerkt er eine sinnliche Wildheit. Und plötzlich kommt ihm die Erleuchtung: Sie ist ja eine leibhaftige Teufelin, die ihm der Satan unterschoben hat. Ja, alles stimmt haargenau, an ihrer Schönheit muss Luzifer gebastelt haben, kann eine normale Fotzenbesitzerin doch nicht so verteufelt schön sein! Dazu auch noch so hinterlistig. In einem ehrlichen Zweikampf hätte sie gegen ihn keine Chance gehabt…

Von den Schüssen angelockt, nähert sich ihnen auf der Straße eine Gruppe von Schaulustigen, und auf den Verandabrettern erscheinen die Prostituierten, die aber keineswegs aussehen, als wären sie über das Schicksal ihres Bosses traurig, ganz zu schweigen von dem des Kalten Harry. Eine von ihnen kichert laut auf.

»Rein mit euch in den Salon, verfluchte Huren! Na los, macht schon, Sakrament noch mal«, lässt er seine Wut an ihnen aus, doch keine gehorcht ihm. Nicht das aber bringt ihm das Blut zum Kochen, sondern die Worte des ungeladenen Gastes mit den Titten: »Hört mal zu, Mädchen! Dieses Biest hat gerade aufgehört, euer Chef zu sein und hat euch gar nichts mehr zu befehlen. Ich heiße Lilly Ruxton und bin eure neue Puffmutter. Ich habe dieses Freudenhaus von meiner Oma Molly geerbt, und dieser Räuber, der es sich während meiner Abwesenheit angeeignet hat, ist soeben ausgezogen. Jemand möge sich schnell um unsere indianische Freundin kümmern, und du, Schnauzbart, lass den Gürtel mit dem Schießeisen zu Boden fallen, nur schön langsam, sonst werde ich gezwungen, dir einen weiteren Finger wegzuschießen.«

Die Oberlippe von Fred beginnt zu hüpfen wie die Postkutsche über Schlaglöcher, im Hals spürt er einen Kloß. Bisher sind ihm alle aus dem Weg gegangen, war er doch der schnellste Abzug in Rio Dolores, da erschien eine fremde Fotze und brachte ihn um den strategischsten Körperteil und dadurch um das lukrative Geschäft, das er nach dem Tod der alten Molly absahnte, ohne das Testament zu respektieren. Er wusste zwar, früher oder später würde die rechtmäßige Erbin das Nuttenhaus für sich fordern, doch er erwartete eine dumme, harmlose Hure, die er zur Zusammenarbeit zwingen würde. Das heißt dazu, ihm das Schutzgeld zu zahlen und sich von ihm und James für vergelt’s Gott bumsen zu lassen. Nun ist er sich darüber im Klaren, dass er nicht nur den Finger und den Puff verloren hat, sondern auch die Kontrolle über die ganze Stadt. Wer wird ihn denn jetzt respektieren, wenn seine Schießfertigkeiten auf so ein schrecklich niedriges Niveau gefallen sind? Selbst die Nutte, die die Wilde sorgsam ins Hurenhaus bringt, streckt ihm die Zunge frech heraus! Aber wartet nur, sobald Fred sich ins Schießen mit der linken Hand eingeübt hat, wird er die alte Ordnung wiederherstellen. Und dieser verflixten Lilly Ruxton, die ihn so zugerichtet hat, wird er den ganzen Lauf seines Vierundvierzigers in die Möse hineinstecken und dann abdrücken!

Jetzt aber tut er, was sie ihm geheißen hat, wenn auch nicht ohne Zähneknirschen. Mit dem Revolver würde er sowieso nichts mehr erreichen. Zu früh ist er den Kalten Harry losgeworden, die Karten wären von Anbeginn an anders verteilt. Wäre er nur wenigstens von jemandem besiegt worden, der in der katholischen Rangordnung höher steht als das Pferd! Ja, dahinter muss der Satan stecken!

Um das Unglück voll zu machen, bemerkt er in der sich nähernden Gruppe von Schaulustigen keine Visage, auf die er sich verlassen könnte.

»Halt, keinen Schritt weiter, Jungs!«, ruft ihnen Lilly zu, den Revolverlauf ein bisschen senkend. »Wollt ihr noch Spaß mit Mädchen haben, so haltet euch da raus, ich kann etwas viel Wertvolleres abschießen als den Finger.«

Kaum dass sie wie angewurzelt stehen geblieben sind, sich instinktiv an den Hosenschlitz fassend, macht Betty, die erste Schaulustige auf der Veranda, schon die Fresse auf:

»Kruzifix, bist du des Teufels, Mami? Hab Erbarmen mit ihren Penissen! In unserem Geschäft zählt ja jedes Stück, und zum Schnauzbart halten sie ohnehin nicht. Dieser junge da ist Walt Douglas, hat persönlich nach Santa Rita geritten, um dir den Brief zu schicken. Hat noch versprochen, dir zu helfen, die Erbschaft wiederzubekommen.«

Fred hat den Eindruck, ihm wird sich gleich die Leber umdrehen. Dieser Verräter, dieser verdammte Verteidiger der Nigger, der erst vor drei Wochen aus dem Krieg heimgekehrt ist, hat also vorgehabt, schon in den nächsten zu ziehen. Und noch auf der Beerdigung dieser alten Hure trug er eine Bandage an der Hand. Dass sie ihm die Konföderierten nicht weggeschossen haben. Ja, jetzt erinnert er sich genau – seitdem er das Bordell in Besitz genommen hat, hat er diesen verfluchten Sklavereigegner nur einmal gesehen. Kam zu der Großärschigen Kitty, um angeblich den Schwanz in sie hineinzustecken, in Wirklichkeit aber um auszuspionieren! Nun steht er da mit der leistungsfähigen Hand und dem Colt am Arsch und bildet sich ein, schnell zu sein!

Vor dem Krieg hätte eine hinkende Rinderherde die Stadt hin und zurück durchquert, bevor diese Flasche dazu gekommen wäre, das Schießeisen herauszuziehen!

Kommt nach vier Jahren zurück und steckt sofort den Schwanz in anderer Leute Angelegenheiten! Was geht ihn diese verteufelte Lilly an? Dieses Luder ist hier noch nicht einmal erschienen, als es ihn schon um die Titte gewickelt hat!

Sie alle übrigens begaffen sie in so frommer Andacht, als wäre sie die Gottesmutter. Und was macht sie? Lächelt sie an, steckt die Kanone ins Holster und hat nicht einmal mehr die Gnade, ihm wenigstens die Hälfte ihrer Aufmerksamkeit zu widmen. Hätte ihn jemand am Vormittag so missachtet, so hätte er die Achtung für sich erzwingen können! Hätten vor ihm die Hüte vom Kopfe gezogen und sich so verneigt, wie es gerade Walt vor dieser Titten-Lilly tut!

»Miss Lilly, warum haben Sie mich nicht über Ihr Eintreffen wissen lassen? Es ist nicht gut, wenn eine junge Dame sich alleine auf eine Schießerei mit zwei Banditen gleichzeitig einlässt.«

»Wenn es sich um diese Leiche handelt, habe ich damit nichts zu tun.« Sie dreht den Kopf nach der Seite, wo der Körper des Kalten Harry liegt, und als ihr Blick dabei auf Fred trifft, scheint sie sehr erstaunt zu sein. »Noch bist du hier, Schnauzbart? Dachte, du bist schon weg. Wir brauchen dich nicht, du darfst getrost fortgehen, sie sollen dir den Fingerstumpf verbinden, morgen Abend dagegen darfst du als Kunde wiederkommen, sofern du zahlen kannst. Du hast Anspruch auf die Invalidenermäßigung, ja, wenn du schön gebeten hast, werde ich dir vielleicht sogar Kredit geben.«

Fred könnte bei der Gottesmutter schwören, dass diese Diablita, deren Unverschämtheit keine Grenze kennt, für einen Augenblick eine Horngestalt angenommen hat! Moment mal! Hatte sie nicht zufällig auch einen Rattenschwanz mit einem kleinen Besen am Schluss? O doch, lang war er und dünn, jetzt erinnert er sich an ihn genau. Also doch ...»Hast du nicht gehört, was die Miss gesagt hat? Mach, dass du wegkommst, aber ein bisschen plötzlich!«

Oho, da haben wir schon den ersten Speichellecker! Jawohl, ihr Hurensöhne, scharwenzelt vor ihr herum, dann wird sie euch vielleicht gütig erlauben, ihr in die Muschel zu rotzen, vorausgesetzt, dass ihr zahlen könnt. Na, wer ist nach Walt dran? Gordon? Na ja, wer denn sonst?!

»Und diesen Griffel steck dir in den Arsch, wird dir schneller verheilen!«

Diese Schießbudenfigur kann schon ihre Ärmel hochkrempeln, soll nicht einmal davon träumen, den Zwölffingerdarm von allen diesen Hurenfickern durch das Hemd kraulen zu dürfen.

»Oder bete zu einer Reliquie, der Finger wird dir todsicher noch heute Nacht nachwachsen!«

»Dein Brüderchen soll ihn dir mit Weihwasser besprengen, wirst dadurch so eine Erleichterung empfinden, dass du in der Hose abspritzt.«

Mater Dolorosa, wenn das mal keine Beleidigung ist! Wie machen sie das nur, dass sie keine Angst haben, nach dem Tod die Seligkeit nicht zu erlangen? Nun bilden sie sich bestimmt ein, ab heute nie mehr zum Gottesdienst gehen zu müssen! Das könnte ihnen so passen!

Ein solches Gedränge wird in der Kirche herrschen, dass sie sich gegenseitig auf die Füße treten werden. Und eine Bank für diese Wilde muss auch hinzugestellt werden. Denn die Teufelin wird in den Himmel sowieso nicht kommen, ihr genügt nur ein Sarg, er wird sie am offenen Grab kaltmachen und wie einen toten Hund zuschütten. Jawohl, genau so wird er mit ihr machen, gleich nachdem er sich ins Schießen mit der linken Hand eingeübt hat!

Nur wie viel Zeit kann er dafür brauchen? Wenn er nicht irrt, hat ein gewisser Sacramento Kid so etwas in ein paar Monaten gemeistert, man muss das noch einmal nachlesen, wenn James die Zeitung noch nicht verbrannt hat. So oder so sind ein paar Monate nicht mehr und nicht weniger als nur ein paar Monate. Woher soll er denn so viel Geduld auftreiben?

Er presst die Lippen fest zusammen, um das Ventil für seine Emotionen zu schließen. Er fühlt sich dabei, als unterdrücke er den Samenerguss. Doch was aufgeschoben wird, bereitet einem nachher eine größere Genugtuung!

Es sei denn, dass … Ha, wie konnte er nur nicht von selbst auf diesen Gedanken verfallen, dass ausgerechnet die Muttergottes es ihm persönlich zuflüstern musste. In Santa Rita hat er doch noch zwei Asse! Morgen zu dieser Zeit wird die Diablita nicht in geweihter Erde verwesen!

Ja, das ist nur ein zeitweiliger Triumph des Satans, es gibt keinen Grund zu weinen wie eine nicht befriedigte Fotze über das ergossene Sperma. Ein bisschen Ehrgefühl, Fred, diese Titten-Teufelin und ihre Bande warten nur auf deine Wutausbrüche, um sich über dich lustig zu machen! O nein, daraus wird nichts!

Mit höhnischem Grinsen lässt Fred seinen stolzen Blick über die Runde gleiten, dann verlässt er gemessenen Schrittes die Stelle seiner Niederlage.

KAPITEL 2

»Ihr müsst mir verzeihen, ihr Lieben. Bin gerade angekommen und habe viel zu tun. Ich lade euch für morgen Abend ein, bis dahin bleibt das Freudenhaus aus organisatorischen Gründen geschlossen. Bei Notfällen kann man sich unter diese Straßenlaterne melden, nach der Dämmerung werden dort ein paar meiner Töchterchen Dienst haben.«

Irgendwelches Murren oder eine saure Miene? Nicht hören, nicht sehen. Mit diesem Haufen wirst du keine Probleme haben, Miss Lilly! Du mögest sie aufmerksam betrachten, sie stehen vor dir wie zur Musterung. Wirken sympathisch, manche sogar lustig, und begaffen dich wie die Frömmlerin ein heiliges Bild. Und welche Gentlemen sind sie ja – keinen einzigen Hut auf dem Kopf. Vielleicht aber versuchen sie nur damit etwas vor dir zu verstecken? Sind sie etwa so empfindlich? Noch hast du ihnen doch nicht zu viel gezeigt …

»Verehrte Miss, werden Sie ebenfalls den Kunden ihre Liebes- dienstleistungen anbieten?«, fragt ein Kavalier, der – der Größe seines Sombreros nach zu schließen – am meisten zu verstecken haben muss.

»Tut mir leid, Jungs. Ich gehöre nicht zu dieser Branche, bin nur die Besitzerin dieses Geschäfts. Dafür aber werde ich mich für euch jeden Abend nackt ausziehen, denn ich bin eben so ein Mädchen. Wenn ich euch jetzt eine kleine Kostprobe meines Könnens zeige, dann erlaubt ihr mir wegzugehen?«

Den Durstigen fragen, ob er Wasser will … Also gut, verehrte Miss wird zeigen, sie braucht nur dieses Knötchen hier aufzumachen und das Hemd auseinanderzuziehen. Nur genieren Sie sich nicht, geehrte Gentlemen, man darf sie ruhig mit dem Blick umfassen, beurteilen, ja sich daran sogar aufgeilen. Was ist? Nie zuvor nackte Titten gesehen? Lassen wir doch die Kirche im Dorf! Ja, voll sind sie, prall, rund und fest, von zwei stattlichen schokoladenfarbigen Spitzen gekrönt, sie stehen auch fabelhaft nach oben, doch die Schönheiten aus dem Bordell sind auch wohlgestaltet, Miss Lilly hat das sofort bemerkt. Aber was wahr ist, muss wahr bleiben – die neue Puppe ist stets attraktiver. Und das Publikum etwa nicht? Ach, die nackten Brüste vor den fremden Gesichtern zur Schau zu stellen ist so verteufelt aufreizend!

Natürlich ist das noch nicht das Gleiche wie der große Striptease, doch fürs Erste muss dir das genügen. Der Vorhang wird zugezogen, acta est fabula. Ihnen zulächeln kannst du dagegen ohne Einschränkungen, verehrte Miss. Besonders diesem Hünen ohne Colt, dafür aber mit Fäusten wie Schmiedehämmer. Eben solche Verehrer brauchst du am meisten …

»Miss Lilly ist die Schönste in der Welt«, verkündet er, ohne deine Bevorzugung auszuhalten. »Ich rufe sie zur Königin unserer Stadt aus, und wer dagegen ist, der soll schon beginnen, seine Hemdsärmel hochzukrempeln!«

Er schaut sich herausfordernd um, doch zu einer Prügelei gibt es keinen Grund, alle begrüßen seine Idee mit Begeisterung. Du bist demnach die Königin von Rio Dolores, Miss Lilly! Und in Mexiko bist du eine nur so lala Señorita gewesen. Ja, dort auch hattest du deinen Verehrerkreis, doch die Hiesigen benehmen sich dir gegenüber so, als seien sie gut erzogen. Erstaunlich, was man manchmal nur durch die Präsentation der nackten Titten erreichen kann.

»Damit liegst du richtig, Gordon, aber wenn du gleich der Miss deine ritterlichen Dienste nicht anbietest, dann werden dir nicht einmal hochgekrempelte Hosenbeine helfen. Wir alle hier legen das Gelöbnis ab, für die Miss selbst unser Leben zu opfern, wenn es nötig ist. Und besser, dass du ihr genau so viel angeboten hast.«

»So viel kann ihr ein jeder anbieten, dazu braucht man nicht gerade entgegenkommend zu sein. Ich verzichte für unsere Miss auf das Heil meiner Seele, und berufe euch hier zum Zeugen, wenn es nötig sein wird, werde ich ihr sogar mit Freude zur Hölle folgen!«

»Oho! Denke nicht etwa, du seist großzügiger als wir. Wir alle hier verschreiben ihr unsere Seelen.«

Na, sind sie etwa nicht sympathisch, diese Jungs? Sie sehen dich erst seit ein paar Momenten, und schon überbieten sich gegenseitig darin, wer dich mehr liebt! Nun, je mehr so ergebene Verehrer, desto besser. Zumal man nie wissen kann, was sich jetzt Herr Schnauzbart ausdenken wird…

»Ihr seid sehr lieb zu mir, doch bevor ihr mit mir den Teufelspakt eingeht«, entgegnest du nicht ohne Zufriedenheit, »seid bitte so nett und holt einen Leichenbestatter herbei, denn, wie ihr seht, der vorherige Verwalter dieses Lokals hat mir eine schreckliche Unordnung zurückgelassen. Aber wenigstens wird dieses bärtige Scheusal von einem Mann nie mehr jemandem eine Frau verkaufen. Mit dieser Indianerin, die er dem Schnauzbart zu verschachern versuchte, hat er das glänzendste Geschäft gemacht, welches der Mädchenhändler je machen kann!«

Na, was ist mit ihm, Gordon? Leben tut er bestimmt nicht, hat ja den Schuss mitten ins Herz bekommen.

»Der war schon mal bei uns. Gleich nach Mollys Beerdigung habe ich ihn kurz in Begleitung von Fred gesehen. Noch am selben Tag hatte er der Stadt den Rücken gekehrt. Jetzt wissen wir schon, was für ein Geschäft sie miteinander geschlossen haben. Jungs, die Ärmel hochkrempeln und dass mir in einem Hui hier aufgeräumt ist, zweimal sagen werde ich nicht!«

Ha! Was wäre ein Trupp Ritter ohne den Befehlshaber. Disziplin und Gehorsam die Grundlage jeder Armee. Doch das Pferd lass sie zurücklassen, Königin Lilly …

»Unsere Indianerin kann doch nicht zu Fuß in ihr Dorf zurückkehren«, erklärst du und fügst mit Lächeln hinzu: »Und nun sagt euch Miss Lilly auf Wiedersehen, und nur mit Walt möchte sie noch unter vier Augen ein paar Worte wechseln.«

Irgendwelche Diskussionen? Ach wo! Das einstimmige auf Wiedersehen, Miss Lilly!, Verbeugungen und Abmarsch. Natürlich unter Gordons Kommando – sie sollten mit diesem Kadaver vorsichtig sein, er wolle nämlich keine Blutspuren hier sehen, handele es sich schließlich nicht um einen Schlachthof, sondern um den Palast der Königin. Na ja, wenn er meint …

Doch was ist denn los mit dem Walt? Unter den Kameraden gelassen, würdevoll und so fort, ihm zu befehlen kommt gar nicht in Frage, jetzt aber, wo er auf dich schüchternen Schrittes zukommt, macht er den Eindruck, als sei er leicht bedrückt. Vielleicht hat er dich für eine große Dame gehalten, während du dich als schamlose Fotze erwiesen hast? Oder du hast sein männliches Ehrgefühl verletzt, indem du seine Hilfe nicht in Anspruch genommen hast?

»Walt – wenn wir uns duzen können – ich möchte mich bei dir bedanken, du hast dich sehr für mein Problem engagiert. Und sei mir bitte nicht böse, dass ich die Sache, entgegen deiner brieflichen Aufforderung, ohne dich ausgetragen habe. Doch hier ging es um die Ehre des wehrlosen Mädchens.«

Er senkt den Kopf und betrachtet seine rechte Hand. Diese Narben sehen nicht so aus, als seien sie alt.

»Nicht ausgeschlossen, dass du Fred dadurch das Leben gerettet hast«, erwidert er, die Hand zusammenballend. Donnerwetter, hat der eine Faust! »Er sollte dir vielleicht dafür einen Blumenstrauß mit einem Dankesbrief zuschicken. Vor drei Wochen ist hier nämlich so einer aus dem Krieg zurückgekehrt, der nur darauf gewartet hat, bis seine verletzte Hand wieder schießfähig ist. Und wäre eine Miss, die wir erwartet haben, hierher einen Tag später angekommen, so würde sie möglicherweise keinen schnurrbärtigen Eindringling mehr in ihrem Palast vorfinden.«

Ach so … Dieser Walt ist wirklich hochinteressant. Bescheiden, wählt seine Worte behutsam, doch eben das steigert seine Glaubwürdigkeit. Ja, bestimmt hat er deinem Bedarf entsprechende Fertigkeiten, wird sie bei Notwendigkeit bestätigen, auf keinen Fall darfst du von ihm verlangen, den Beweis dafür zu liefern, würde sich gekränkt fühlen.

»Walt, was würdest du sagen, wenn diese Miss, die einen Tag zu früh angekommen ist, dich in ihrem Lokal einstellen möchte? So für den Fall von aggressiven Kunden. Du hättest ein eigenes Zimmer und ein festes Gehalt, zu Anfang vielleicht kein hohes, doch dafür würde sie dir noch freien Zugang zu ihren Töchterchen geben.«

Ein bisschen verlegen blickt er zu Boden. Hat er Hemmungen, die Dienste der Prostituierten in Anspruch zu nehmen? Miss Lilly, du bist heute schwer von Begriff, er könnte ja eine Freundin haben!

»Womit soll ich anfangen, Chefin?«, murmelt er, kauzige Kringel mit der Schuhspitze auf dem Boden malend. Ha! Das nennt man ein Geschäft machen.

»Es wäre mir lieber, du würdest mich mit meinem Vornamen ansprechen«, antwortest du, dann schenkst du ihm das schönste Lächeln, welches du nur hervorzaubern kannst. Und gibst ihm die Hand.

Für so einen Umstand ist er jedoch nicht vorbereitet, ist nämlich schon dazu gekommen, den Hut, an dem er genestelt hat, in die rechte Hand zu verlegen, während er sich mit der linken am Kinn kratzt. Und weil er zu schnell auf deine Höflichkeit geantwortet hat, ist es zutage getreten, dass der Stetson an seinem Platz zu bleiben vermag, ohne gehalten zu werden! Zumindest einen Moment lang!

»Hinter dem Bordell steht mein Pferd«, setzt du fort, so tuend, als würdest du nichts bemerken. »Hatte keine Zeit, es im Stall einzuquartieren. Wenn ich dich bitte, es zu machen und dann mir meine Siebensachen zu bringen, fühlst tu dich nicht gekränkt, dass ich dich wie einen Diener behandle?«

»Der Königin zu dienen ist mir eine große Ehre und Lust.«

»Och, Walt! Für jene Jungs kann ich gerne die Königin sein, wenn sie dadurch glücklich sind, doch nicht die Untertanen brauche ich, sondern die Freunde. Zumal der Schnauzbart noch eine Glückwunschkarte für mich im Ärmel hat. Aus Dankbarkeit haben ihm die Worte gefehlt, hat aber sowieso ausdrücklich angekündigt, sie mir bald zu bringen.«

»In Rio Dolores gibt es keinen mehr, der dein Königreich bedrohen könnte. Der Freundeskreis von Fred besteht aus nicht bemerkenswerten religiösen Sonderlingen und einem Pfaffen, der sein Bruder ist. Musst nämlich wissen, der Schnauzbart ist ein fanatischer Katholik und Verehrer der sogenannten Gottesmutter.«

O nein! Wo auch immer der Mensch einen Schritt aus dem Hause tut, er muss über sie stolpern. Gibt es überhaupt in der Welt einen Platz, wo sie nicht vorkommen? Schon einmal hast du mit solchen um das Deinige kämpfen müssen, doch alleine hast du es nicht geschafft. Und was du damals verloren hast, wirst du niemals zurückbekommen…

»Vielleicht nehme ich auch diesen Braunen mit?«, hörst du wie durch eine Wand. »Für eine längere Reise ist er sowieso noch nicht geeignet.«

Teilnahmslos machst du eine nickende Kopfbewegung, dann kehrst du gedanklich in die Gegenwart zurück. Deiner Aufmerksamkeit entgeht dabei nicht, dass Walt, am Pferd bastelnd, sich diskret seinen Huthaken in eine unauffällige Stellung bringt. Er wird noch gewandt werden …

»In der Satteltasche findest du Geld für den Stallburschen. Sollte ich nicht da sein, wenn du zurück bist, mach‘s dir gemütlich. Habe vor, ein Bad zu nehmen, dann möchte ich, dass du mich zu Mollys Grab führst.« Einen Augenblick lang blickst du ihm nach, wie er in die Quergasse hinter dem Bordell einbiegt, dann lenkst du deine Schritte zu deinem Liebestempel.

Die Mädchen sind schon längst aus der Veranda verschwunden und nur ein paar neugierige Gesichter gucken heimlich hinter der doppelten, für den Wilden Westen typischen Schwingtür hervor. Du hörst eine diskrete Ankündigung deines Eintreffens, dann ein eiliges Klatschen nackter Füße gegen den Fußboden, und als du dich endlich in einem großen, gemütlich eingerichteten Salon befindest, sitzen schon deine Töchterchen barfüßig, mit übergeschlagenen Beinen und unschuldigen Mienen auf den stilvollen Sofas und lächeln dich an. Sieh mal einer an, welche Engel! Könnte jemand noch denken, sie seien Jungfrauen. Und nun muss Lilly erbost sein. O ja, sehr erbost. Mit dem Finger drohen muss sie auch.

»Unartige Mädchen! Böse! Mutti hat alles gesehen, alles gehört!«, meinst du in einem scheinbar tadelnden Ton, worauf sie, die klugen Fötzchen, so kichern, dass auch du nicht anders kannst.

Es sind ihrer wohl so viele, wie die Monatstage, jede jung, schön und spärlich bekleidet, wobei man auf Anhieb erkennen kann, es handelt sich bei ihnen um schlaue und freche Füchsinnen, die dafür geschult sind, den Kunden bis zum letzten Tropfen Sperma und bis zum letzten Dollar zu melken. Und Lilly muss sie abküssen und an ihre Titte drücken, denn sie liebt sie schon so, als seien sie wirklich die Frucht ihres Leibes.

Und was mit dieser Indianerin? Wie konntest du nur, Lilly! Schäm dich! Und dass du an Gewissensbissen krepierst, wenn du dich nicht um sie so kümmerst wie um deine Töchterchen. Sie bedarf jetzt am meisten deiner Barmherzigkeit. Ist, weiß der Teufel wo, entführt worden, und nun liegt sie dort auf dem Sofa, so betrübt, verirrt, misshandelt und nackt, und nur diese zwei kleine Handtücher bedecken ihre weiblichen Körperteile. Nicht einmal mehr ihr Kleid besitzt sie. Und wie sehr es ihr in der Seele wehtun muss, wenn sie um sich herum lachende Gesichter sieht.

Ja, du möchtest jetzt von jemandem getadelt werden, laut und scharf, doch im Salon ist es plötzlich wie zum Trotz still und ernsthaft geworden. Soll eine doch endlich mal was sagen.

»Sie heißt Morning Star und spricht Englisch. Hat keine Beschwerden, ist nur erschöpft und müde.«

Danke, du mein blonder Schatz. Gut, dass du ihr die verletzten Knie abgewaschen hast, doch jetzt mach bitte Platz für Mami. Du setzt deine rechte Gesäßbacke auf das Sofa neben der Indianerin und, voller Mitgefühl, aber auch Gewissensbisse, blickst du in diese schüchternen, schwarzen Augen. Sie sind aber schön! So groß und unschuldig! Und wie intelligent!

»Du bist unter Freunden, Sternchen. Niemand wird dir ein Leid tun, Lilly wird das nicht zulassen«, sagst du, ihre Hand zärtlich streichelnd. Und um deinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, beugst du dich zu ihr hinunter und gibst ihr einen Kuss auf die Stirn. Fieber hat sie keins, aber in diesem Zustand darf sie heute ohnehin nicht reiten. »Mädchen, wo ist mein Zimmer, das, in dem Molly gewohnt hat?«

»Oben, am Ende des Korridors«, antwortet eine schwarzhaarige Füchsin. Sieht wirklich aus wie eine wilde Fähe. Ihr Korsett ist auch schön, rot. »Es gibt dort sogar eine separate Badestube, und Carlos bereitet schon Wasser vor, damit sich Mutti nach der Reise erfrischen kann. So eine Hitze heute …«

»Man muss dorthin eine zweite Badewanne hineinstellen.« Du lächelst Sternchen zu. Ja, das ist der tiefste Blick, den du je gesehen hast. Was dagegen die Großzügigkeit dieser schlauen Füchsinnen anbelangt, so haben sie natürlich dein Gespräch mit Walt gar nicht belauscht. Und sie schmeicheln sich bei dir keineswegs ein. Ach woher. Ausgeschlossen!

»Auch unten haben wir Badezimmer …«

»Nein, sie geht mit mir hinauf, von jetzt an steht sie unter meiner persönlichen Obhut. Seht nur zu, dass ihr irgendwelche Klamotten für uns findet.«

Na, was ist nun, du schwarze Füchsin? Was heckst du da denn wieder mit diesem blonden Kaninchen aus? Mami hat diesen euren diskreten Blicketausch bemerkt! Vielleicht wollt ihr noch dringend unter vier Augen miteinander sprechen?

»Also, ich und Linda gehen schon hinauf nach Sachen zum Anziehen suchen …«

Tatsächlich, das wollen sie. Und bestimmt geht es ihnen nicht um ein gemeinsames Bad, daran ist schließlich nichts verwunderlich, besonders im Puff, so können sie nur …

»Und Walt könnte Freds Zimmer beziehen …«, entfährt es einer, woraufhin sie von den anderen diskret getadelt wird, sich auf die Zunge beißt und verlegen ihre Stöckelschuhe betrachtet. Ja, jetzt ist schon sicher, dass sie nicht belauscht haben. Die schlauen Fötzchen versuchen aber noch, aus der Situation heil herauszukommen.

»Weil Daisy … sie hat nur … ihr ging es nur darum, dass wenn Walt … rein zufällig … Oh Daisy, du hast alles verdorben, mir fehlt die Idee dazu!«

»Nicht ich habe belauscht, Miranda hat mir davon gesagt«, tritt die weinerliche Entgegnung ein.

»Das stimmt nicht! Ich habe nur gesagt, wir werden ihn umsonst ranlassen!«

Na, wenn das mal keine Augen- und Ohrenweide ist! Oh Lilly, gebenedeit bist du unter den Töchterchen, und gebenedeit ist die Frucht jemandes Leibes![Fußnote 1]

»Nicht umsonst, meine Mädchen, er wird für unsere Sicherheit sorgen«, wirfst du ein, um die Situation zu mildern. »Mami kann ja alleine nicht alles bewältigen. Ihr sollt ihn verwöhnen wie keinen anderen, damit er mir nicht zu einem anderen Job flieht!«

»Nur dass Walt keine Nummer mit uns schieben will«, erwidert traurig eine besonders schöne Mulattin. Ein Stuhl zum Sitzen reicht ihr entschieden nicht, sie hat aber eine schlanke Taille und ihre Vorderpuffer sind nur ein bisschen kleiner als ihre hinteren.

»Nein, so was. In der Tat, er ist mir irgendwie seltsam vorgekommen. Wenn ich nur wüsste, was ihn wurmt …«

»Dieser Walt ist nicht mehr derjenige, den ich vor dem Krieg gekannt habe«, macht sich Miss Große Po-Kiste Sorgen. »Jener würde mich täglich besuchen, während dieser jetzige, aktuelle, nicht genug, dass er bei mir nur zweimal erschien, mich auch noch nicht einmal berührt hat! Am Mittwoch, als er zu uns kam, um uns sein Beileid auszusprechen, bat ich ihn diskret, mit dem Brief für dich zur Post nach Santa Rita zu reiten, die Postkutsche sollte nämlich bei uns erst am Freitag Nachmittag ankommen. Er ließ ein paar Worte dazuschreiben, riss mir das Kuvert aus der Hand und weg war er! Wenn er mir doch wenigstens eine Chance gegeben hätte, mich ihm für die Mühe erkenntlich zu zeigen! Das nächste Mal das Gleiche! Kommt zu mir eine Woche später, denke mir, endlich werde ich meine Schulden abzahlen, er aber macht was? Will nur wissen, wie es uns unter Freds Okkupation geht. Hat kurz gesessen, zugehört, zum Abschied dagegen, anstatt mir einen Kuss zu geben und über den Popo zu streichen, wie es weiland zwischen uns üblich war, sagte er nur, wir sollten geduldig warten und den Schnauzbart nicht hochbringen.«

»Mit Recht«, bist du einverstanden. »Dieser Tyrann hätte euch noch töten können. Walt sagte, es handelt sich um einen religiösen Fanatiker.«

»Früher, als er unser normaler Freier war, spielte er den großen Gentleman, erst nachdem er das Bordell annektiert hatte, wurde er zum Psychopathen. Sein Bruder ist Pfarrer in Rio Dolores und der Schnauzbart schickte ihm jede Nacht eine von uns ins Pfarrhaus. Sollten wir das herumerzählen, so würde er von seinem Züchtigungsrecht Gebrauch machen und uns verbimsen. Wir mussten nicht nur den Pfaffen befriedigen, sondern auch in die Kirche gehen und lebhafte Reue für unsere angeblichen Sünden heucheln. Während der Beichte dagegen gebot uns unser sogenannter Seelsorger, gleich nach der Messe zurück zur Arbeit zu gehen. Und einen Teil von dem, was wir verdient haben, übergab ihm Fred als Sündensteuer.«

O nein! Das schreit ja zur Hölle! Hier wiederholt sich doch die Geschichte mit dem Papst Sixtus IV. Dieser freche Räuber hat Rom in ein Bordell verwandelt, um für das Geld der Prostituierten eine Kapelle erbauen zu lassen, die nach ihm benannt wurde.

»Bei mir kommt das nicht durch«, versicherst du. »Der Pfaffe kriegt von uns keinen Cent. Soll sich sein Geld an seinem eigenen Arsch verdienen.«

»Molly hat das Gleiche gesagt! Als sie aber die Zahlung von Schutzgeld verweigert hat, hat der Schwarzrock seine Frömmler so aufgewiegelt, dass sie uns auf der Straße bespuckten. Doch nachdem er zusammen mit Fred ins Geschäft eingestiegen war, stimmte er sie so um, dass manche von ihnen uns sogar Grüß Gott sagten.«

Ja, die sogenannte Kirchenlehre hatte niemals damit ein Problem. Heute verboten, morgen geboten, je nach dem aktuellen Bedarf. Für alles findet sich das Für und Wider, wenn nicht in der Bibel, so in den Schriften irgendeines Heiligen. Braucht man Argumente für die Prostitution? Nichts leichter als das. Nehmen wir beispielsweise Thomas von Aquin. Predigte, dass die Tätigkeit der Prostituierten zwar verachtenswert wäre, doch ihr Erwerb schon nicht, weswegen die Kirche ihre Almosen in Rechtmäßigkeit annehmen könne. War auch der Meinung, die Prostitution sei unentbehrlich wie eine Kloake im Palast – wird sie beseitigt, so wird der Palast ein unreiner und stinkender Ort. Pius II. hingegen ermahnte, ohne geordnetes System der Prostitution könne die Kirche nicht existieren. Und dieses sogenannte geordnete System besteht darin, dass die Frauen Sex haben, und die Pfaffen Geld dafür nehmen. Bete und arbeite und was du verdienst, gib der Kirche – das ist das größte Geheimnis des Glaubens!

Aber das wirst du ihnen ein andermal erklären, jetzt gilt es, sich mit euren Gast zu beschäftigen.

»Hört mal zu, ihr meine Töchterchen. Wir werden noch viel Zeit füreinander haben, doch unser Sternchen, nachdem es zu Kräften gekommen ist, wird uns wohl verlassen und zu seinem Dorf zurückkehren wollen.«

»Wird dort keinen lebendigen Menschen mehr finden«, wirft eines der Mädchen ein. »Wir haben belauscht, wie der Weißbärtige es dem Schnauzbart sagte …«

Ah so … Ach, Lilly, Lilly … Doch woher konntest du wissen, du hast den Anfang dieses Hurenmarktes verpasst. Die Indianerin aber, obwohl ihre traurigen Erinnerungen so brutal geweckt wurden, zuckt nicht mit der Wimper. Nur was soll nun aus ihr werden? Vielleicht möchte sie hier mit euch das Haus teilen? Du mögest es ihr anbieten, Lilly, sag ihr, dieses Haus gehört schon dir und du hilfst ihr, ein neues Leben zu beginnen. Siehst du? Sie hört dir mit Teilnahme zu. Bei Lilly würde es dir an nichts fehlen, wenn du aber uns verlassen willst, stattet dich Lilly für deine Reise aus und begleitet dich, bis du in einer sicheren Umgebung bist. Hat schon ein Pferd für dich. Doch du brauchst dich mit deiner Entscheidung nicht zu beeilen, versprich Lilly, du bleibst bei ihr mindestens über Nacht …

Ha, sie nickt mit dem Kopf, sie lächelt matt. Und siehst du diese heiße Dankbarkeit in ihrem Blick, Miss Lilly? Es gibt aber darin noch etwas, das … Nein, sie will bestimmt nur ihren Dank ausdrücken. Nein, unmöglich … »Kommt mal herauf, Wasser vorbereitet, Klamotten ebenfalls. Werdet keine leichte Wahl haben, doch mit Sicherheit findet ihr etwas in euren Größen.«

Es handelt sich wieder um die schwarze Füchsin, diesmal im Oberstock bei einer breiten Treppe. Natürlich in der Gesellschaft des blonden Kaninchens. Ob sie zufällig noch nicht miteinander schlafen nach Feierabend?

»Und dein Kleid, Sternchen, haben wir zum Waschen und Reparieren hingebracht«, meint Ihre Kaninchenlichkeit. »Komm mal rauf, nur zu, vor uns brauchst du dich nicht zu genieren, wir auch gehen hier manchmal nackt herum, und was Carlos betrifft, so haben wir ihn vorläufig in der Garderobe eingesperrt, damit er dich nicht heimlich beobachtet, so etwas ist nämlich sein Faible.«

Nett von ihnen, doch diese nackte Waise fühlt sich bestimmt unwohl unter den Angekleideten. Man muss sie ermutigen. Lilly, lass deine Hüllen fallen! Und bei der Gelegenheit mach dein Experiment …

»Um wie viel Uhr ist das Mittagessen bei euch?«, fragst du, dich auszuziehen beginnend. Nicht, dass du Hunger hättest, aber du denkst an Sternchen, das sich nur mit ein paar Scheiben Wassermelone gestärkt hat. »Müsst euch noch ein bisschen gedulden.« Miss Große Kiste wirft einen Blick auf eine Wanduhr. Was die Menschen alles erfinden: anstelle von den Zeigern – eine Imitation von erigierten Penissen! »Ich bringe euch das Essen ins Zimmer, sobald unser Koch alles zubereitet hat.«

Sehr zuvorkommend, diese junge Dame. Doch was ist denn jetzt nun wieder in dich gefahren, Miss Lilly? Die vollständige Nacktheit der Indianerin, die du endlich mal aus der nächsten Nähe siehst, verursacht ja bei dir so etwas wie Wollust! Aber zugleich jene schmerzhafte Wonne, die das Herz kitzelt, wenn frau verliebt ist.

O Hölle! Ist dir das etwa wieder passiert? Wenn nicht, warum wünschst du dir so sehnlich, dass sie für immer bleiben möge? Hat sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit deiner Ex! Doch jene, von Pfaffen eingeschüchtert, hat dich verlassen, um sich einer Behandlung gegen sündhafte Liebe zu unterziehen. Verfluchte Schwarzröcke!

Kreuzdonnerwetter, Lilly, deine Tittenspitzen, beherrsche dich, Sakrament noch mal! Die Kirschen auf den Törtchen von dem Sternchen sind aber gleichfalls hart geworden. Dazu schielt sie auch noch zu deinem Venushügel. Vielleicht wundert sie sich nur, dass er glatt rasiert ist? Warum hat sie jedoch dabei so glühende Augen? Sollte sie doch siesein?

Du bist in Vorfreude, nimmst deinen Revolvergürtel mit, ergreifst die Hand der Indianerin und führst sie nach oben. Solche Karten deckt man ja nicht vor aller Augen auf, meine Damen und Huren …

Tief im Flur kommt ihr an einer schmalen Treppe vorbei, neben der zwei leere Eimer stehen, ein Stück weiter führt euch die Füchsin mit dem Kaninchen in ein großes Zimmer hinein. Gemütlich ist es hier und luxuriös. Molly hatte viel Geschmack, lässt sich nicht bestreiten …

»Der Schnauzbart hat hier außer Geld nichts angerührt, wollte lieber unten herumsitzen, da er von dort aus alles besser kontrollieren konnte«, erklärt Linda. »Hier habt ihr Klamotten, dort Obst, und da ist eure Badestube.«

Während sie das sagt, deutet sie auf ein Sofa, einen Tisch und dann auf eine Nebentür.

»Wenn ihr jetzt keine Wünsche habt, lassen wir euch schon alleine«, fügt die Füchsin hinzu.

O ja, verzieht euch … Ach! Guck mal, Lilly, was für Möbel, was für schamlose Bilder. Und was für ein Baldachin-Messingbett. Könntest darin zusammen mit Sternchen schlafen. Ihr gefällt es hier, besonders der Frisiertisch mit diesem riesigen ovalen Spiegel. Gute Gelegenheit, dass du prüfst, wie ihr zueinander passt. O ja, ein ideales Paar würdet ihr sein! Jetzt musst du nur behutsam deine Gefühle andeuten.

Du küsst sie auf die Wange und, verträumt ihre süßen prüfenden Augen im Spiegel anstarrend, flüsterst ihr ins Ohr: »Du bist so schön, Sternchen. Würdest du bei mir bleiben, so würden wir hier zusammen wohnen. Nur du und ich …«

Ja, du hast genug gesagt, das sollte ihr zu denken geben. Und sie ermuntern, ihr Herzchen zu öffnen.

»Hoffentlich ist das Badezimmer auch gemütlich eingerichtet«, lenkst du vom Thema ab.

Und ob! Auch hier gibt es Luxus, welcher im Wilden Westen verteufelt selten zu finden ist – eine stilvolle Handschwengelwasserpumpe, ein Abfluss und ein wunderschönes Wasserklosett mit einem Siphon. Und mit Anschluss an die Kanalisation! Zwei Blechbadewannen warten schon auf euch, ihr habt auch eine ganze Menge von Pflegemitteln und Badetüchern zur Verfügung. Auf einem Tischlein steht dagegen was? Eine große Petroleumlampe mit einem birnenförmigen Glasschirm. Roten. Bei so einem Licht könntest du abends mit ihr in einer Wanne liegen, Angesicht zu Angesicht, ihr die Füßchen waschen und so weiter und so fort … Und was, wenn du schon jetzt …?

Sie muss doch das Gleiche fühlen!

Sie ist verschlossen, aber nicht so sehr, dass Lilly ihre Artgenossin nicht erkennen könnte. Das Begehren lässt sich nicht verbergen, es steht ihr im Gesicht geschrieben, darüber hinaus hat sie schon so eine Brustwarzenerektion bekommen, dass sie ihr emporragen wie kleine Penisse. Ans Werk also, Miss Lilly, fang dein Glück an diesen schönen Titten und erlaube nicht, dass es dir entkommt.

Zuerst jedoch prüfe mit Zehenspitzen die Wassertemperatur. Wie geschaffen, um den Kitzler abzukühlen, das wird euch guttun. Gib Lilly die Hand, Liebling, wir steigen ein! Lilly wird dich einseifen und waschen. Von Kopf bis Fuß. Als Erstes aber muss sie genau diesen Striemen auf deinem Rücken betrachten. Ist nicht am schlimmsten, die Haut nicht geplatzt, man kann das sogar behutsam abküssen. Tut nicht weh, oder? Und wenn sich Lilly daran schmiegt? Und deine Brüste umfasst, über dein Bäuchlein streichelt, diesen langglatthaarigen schön abstehenden Biberpelz zerzaust und alle Schätze, die darunter verborgen sind, massiert? Nicht wahr, dass es Erleichterung bringt? Oder vielleicht nicht?

»Liebling, sag nur, dass du es nicht willst, und Lilly wird damit sofort aufhören«, flüsterst du ihr ins Ohr.

Irgendeines Wort der Widerrede? Ganz im Gegenteil! Während sie sich früher deinen Liebkosungen nur passiv ergeben hat, dreht sie jetzt den Kopf und sucht nach deinem Mund! Sie ist vielleicht gierig! Scheint ausgehungerter zu sein als du, Miss Lilly. Zeit verschwendet sie auch nicht, noch ist der Kuss nicht zu Ende, schon hat ihr Finger das Loch gefunden! Dabei blickt sie über die Schulter so, als erwarte sie eine identische Gegengefälligkeit.

»Schatzi, soweit ich weiß, bist du noch Jungfrau …«

»Willst du damit nichts machen?«

Wie denkt sie sich das, das Fötzchen? Gut, dass sie sich wenigstens nicht unterwegs auf der Treppe deflorieren ließ!

»Du mögest es bis zum Abend aushalten, Lilly wird dir etwas Besonderes vorbereiten«, gibst du zurück, ihr den Kitzler leicht massierend. Heiß ist er, zu heiß. Doch gleich wird er abgekühlt und Sternchen wird schon artig sein. Und dann ein Beinchen, dann das andere und so weiter und so fort … O ja, gerade auf diese Weise. Es fehlt nur ein rotes Licht …

Und nun können die beiden schön gebadeten Mädchen endlich mal in diesem großen Klamottenhaufen wühlen. Was sie hier alles zusammengetragen haben! Selbst Sternchen strahlt vor Freude. Macht eine Anprobe nach der anderen und besieht sich im Spiegel von allen Seiten, dass es eine Lust ist zuzusehen. Es scheint, dieses blutrote Mieder mit Vorderverschluss ist schon ihre endgültige Entscheidung. Der Nabel frei, die Brustspitzen kaum bedeckt. Und unter dem Bauch was? Ein verdammt aber wirklich verdammt schmaler Gürtel, der eigentlich nur aus dichten schwarzen Fransen besteht. Diese dagegen sind so kurz, dass sie nur bis zu den Gesäßfurchen reichen. Dabei sitzen sie noch so tief, dass schon die Gesäßspalte ein wenig zu sehen ist. Eine schamlose Schlampe ist sie also. So eine wie du, Miss Lilly. Und was hältst du von diesen herrlichen roten Schuhen an ihren wohlgeformten Füßen? Wie bei einer Ballett-Tänzerin! Hauptsache aber, die Zehenansätze sind hübsch sichtbar! Ja, in solchen Klamotten müsste sie nicht zu lange unter der Straßenlaterne auf den Kunden warten!

Doch was das für eine Schickse steht da neben ihr? Sieht aus wie eine Rasseteufelin! Ist die vielleicht Luzifers Tochter? Aber nein, es handelt sich nur um Miss Lilly! Die runden, prallen Gesäßhälften quellen ihr unter der ausgefransten Jeansminislip hervor, und man braucht auch nicht viel Glück zu haben, um vorne von der Seite her ein Stück der glatt rasierten wulstigen Wölbung erblicken zu können! Das, in was sie ihren Busen eingepackt hat, hat schmale Träger, ist rot, dünn, leicht transparent und vorne zusammengebunden, wobei für große Brustflächen, die oberen und inneren, der Stoff nicht genügt. Ihre Sandalen dagegen sind einfach zum Verlieben!

Aber eure Haare sind schon fast trocken, lasst uns also Sternchen vor den Spiegel setzen und ihm einen Pferdeschwanz auf dem Scheitel machen …, seine Finger-und Zehennägel pflegen …, es mit Parfüm besprühen und… gelobt seist du, Miss Lilly, da erschufst du eine Göttin als Bild von deinen Träumen, als Bild von deinen Träumen erschufst du sie. Noch ein kleiner Schmuck wäre willkommen. Was haben wir hier in dieser Schatulle? Eine rote Perlenhalskette. Passt ideal! Und gehört schon Sternchen. Auch wenn sie morgen dich verlassen wird.

Das darf sie aber nicht wollen – weder morgen, noch sonst irgendwann! Das Abenteuer mit ihr darf keinesfalls nach einer Nacht enden! Sie hat doch niemanden mehr, zu dem sie zurückkehren könnte. Wohin wird sie denn gehen? Andere Indianer suchen? Ja, die würden sie bestimmt bei sich aufnehmen. Ob sie aber bei ihnen auch eine passende Frau für sich findet? Ja, das wird sie wohl … O nein, sie soll keine anderen Frauen neben dir haben. Miss Lilly wird das nicht zulassen, denn sie ist eine eifersüchtige Miss, die niemanden ungestraft lässt, der seine Krallen nach ihr Glück ausstreckt. Diesmal wird sie es sich nicht wegnehmen lassen, o nein! Von selbst wird es auch nicht weggehen – fühlt Sternchen noch nicht ganz das Gleiche, so wird ihr Miss Lilly den Kopf verdrehen, und wenn der Weg zu ihrem Herzen nur durch die Vagina führen sollte …

Jetzt schmiegt sie sich schön zum Dank für eine lumpige Korallenkette. Für so eine Zärtlichkeit gibt es jedoch bessere Gründe, zum Beispiel selbstlose Liebe. Aber was ist denn mit ihr? Sie schluchzt!

»Du bist so gut zu mir! Ich auch möchte dir etwas schenken, besitze aber nur das, was ich von dir bekommen habe.«

Na, was hältst du davon, Miss Lilly? So sollte es nicht sein, du musst es ihr endlich sagen.

»Schatz, von dir möchte ich nur dein Herzchen erhalten.«

Sie hebt den Kopf auf, unter Tränen lächelnd. Miss Lilly, alles deutet darauf hin, gleich wirst du das hören, was du am meisten zu hören wünschst. Nur näss dich nicht ein aus Freude!

»Es liebt dich auch und bleibt bei dir. Werden wir uns jede Nacht lieben?«

»Bis uns die Fötzchen vor Wonne umgefallen sind!«, antwortest du höllisch glücklich, woraufhin Sternchen bezaubernd kichert. O ja, das muss mit einem Kuss besiegelt werden! Mit einem langen Zungenkuss, genauer gesagt, und natürlich mit einem doppelten Speichel!

Ausgezeichnet, eben darauf ist es dir angekommen …

KAPITEL 3

Die Kirche in Rio Dolores befindet sich auf der anderen Seite der Stadt als der Liebestempel und ist ein Relikt aus der neuspanischen Zeit. Von außen ziemlich verkommen, steht sie in auffallendem Kontrast zu dem nahe gelegenen Pfarrhaus aus bestem Holz. Obwohl die zweistöckige Villa von zwei kinderreichen Familien getrost bewohnt sein könnte, residieren jetzt darin nur der Pfarrer und sein Bruder.

James Fallings sieht aus wie ein Geier, hat auch schon seine dreiundsechzig auf dem Buckel und würde er die schwarze Soutane nicht tragen, so könnte man ihn für einen gewöhnlichen Verbrecher halten. Seine Gesichtszüge – wir wollen dieses Detail unterstreichen – sind noch raubvogelähnlicher geworden, als er die schlimme Botschaft gehört hat. Weil aber Fred gewütet hat wie vom Teufel besessen und man mit ihm vernünftig nicht reden konnte, hat er ihm zur Beruhigung der Seele drei Ave-Maria angeordnet, sich selbst dagegen ein paar Schnapsgläser teuersten Whiskys.

Wie er eine Viertelstunde später die Stube von Fred betritt, sieht er ihn vor der Schmerzensmutterpuppe knien, die hier Nuestra Señora de los Dolores heißt. Mit einem um den bandagierten Fingerstumpf gewickelten Rosenkranz ist er so im Gebet versunken, dass er die Ankunft seines Bruders nicht bemerkt.

James stellt zum zigsten Mal fest, er befinde sich im Zimmer eines Vollidioten. Wie kann man sich nur mit so vielen Kreuzen, Leuchtern, heiligen Bildern und Figuren umgeben? Man könnte ja damit einige große Kapellen dekorieren! Eine andere Sache, wenn es sich um diese kunstvollen Brettchen mit Zitaten aus den Schriften der kirchlichen Autoritäten handelt:

Recht aber ist das Haus, wo der Mann befiehlt, das Weib gehorcht. Augustinus von Hippo

Die Weiber sind hauptsächlich dazu bestimmt, die Geilheit der Männer zu befriedigen. Johannes Chrysostomos, Kirchenlehrer

Das Weib verhält sich zum Manne wie das Unvollkommene und Defekte zum Vollkommenen. Thomas von Aquin, Kirchenlehrer

Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle! Papst Pius II.

Was hat man denn gegen den Krieg? Etwa dass Menschen, die doch einmal sterben müssen, dabei umkommen? Augustinus von Hippo

Die Erfahrung lehrt uns, dass der Krieg uns mehr Vorteile bringt als der Friede. Theodoret von Kyrrhos, Kirchenvater

James würde hier am liebsten noch eine Weisheit dazuschreiben: Wenn du Fred Fallings ohne einen Finger siehst, hab kein bisschen Mitleid mit ihm, denn er ist eine Flasche und hat sein Schicksal verdient!

Nicht genug, dass er auf das Geschäft nicht aufpassen konnte, er ließ sich auch noch von einem einzigen Weib besiegen. Die Erklärung, es handele sich um eine Teufelin, die ihm der Satan durch Luzifer unterschoben habe, ist wirklich gut, allerdings nur für Idioten. James Fallings hat nämlich schon längst begriffen, die Kirche ist nichts anderes als Aberglaube, der nur dazu diene, die Menschen zu versklaven, doch als Priester darf er das nicht einmal seinem eigenen Bruder sagen. Denn Fred glaubt der Kirchenlehre mehr als sich selbst, wodurch James ihn ganz in seiner Gewalt hat. Und aus ebendiesem Grund ist er jetzt gezwungen, seinen Groll zu tarnen und alles doch dem Satan zuzuschreiben.

Sich zu einer besorgten Pose durchgerungen, legt er mit brüderlicher Liebe die Hand auf Freds Schulter und meint:

»Entschuldige bitte, mein Bruder, dass ich dein Gebet unterbreche, doch Mater Dolorosa, die Königin unserer Stadt, hat dich schon bestimmt erhört und ich habe keinen Zweifel, mit ihrer Hilfe werden wir Göttliches Recht in Rio Dolores wiederherstellen.«

Fred küsst das Rosenkranzkreuz, bekreuzigt sich und steht vom Betstuhl auf. Von Wut keine Spur, nichts als Nachdenklichkeit. Der Trottel schickt sich sicherlich an, seine Verdienste zum x-ten Mal aufzuzählen.

»Ich kann es immer noch nicht begreifen, warum die hochheilige Jungfrau das zugelassen hat«, beginnt er, wie es sich für einen Deppen gebührt. Gut, dass er noch wenigstens mit der linken Hand Brandy in zwei Gläser einschenken kann. »An dieser Stadt hat doch niemand bessere Werke getan als wir beide. Erinnerst du dich, James, als wir vor dem Krieg hier angekommen sind? Rio Dolores war eine Brutstätte der Gottlosigkeit, und wir haben es in ein paar Tagen für die Muttergottes erobert. Du hast mittels Gotteswort gekämpft, ich dagegen, als bewaffneter Arm der Kirche, habe alle Widerstand leistenden Häretiker der Kirchentradition zufolge in die Hölle geschickt, wo sie hingehören. Ob unsere Verdienste Maria etwa nichts bedeuten?«

Sie setzen sich in Sessel an einem runden Tisch und James erklärt, es handele sich wirklich um den Satan, der ihm die schöne Frau unterschoben und dadurch selbst die Gottesmutter irregeführt habe.

»Schon auf den ersten Blick habe ich sie richtig eingeschätzt, noch bevor sie mir mit Hörnern und Rattenschwanz erschienen ist. Doch in einem fairen Revolverkampf hätte diese Teufelin keine Chance gegen mich. Dass sie treffsicher schießt, bedeutet noch lange nicht, dass sie schnell ist. Gott sei Dank, in Santa Rita habe ich zwei Kumpel, die sie zurück in die Hölle schicken werden, zusammen mit diesem ihrem Arschkriecher, Walt Douglas!«

James riskiert einen Blick auf ihn. Ist er etwa nicht ein Vollidiot? Vielleicht hatte diese Teufelspute auch noch eine quer verlaufende Fotze und Ziegenbockhufe? Um ihn steht es immer schlechter. Woran mag er sich über diese drei Wochen hinweg im Bordell berauscht haben? Das Schlimmste aber ist, dass er sich jetzt wieder tagelang im Pfarrhaus herumtreiben und über seine Hirngespinste schwatzen wird! Darüber hinaus kann er mit seiner Rachsucht mehr Nachteile anrichten als etwas Nützliches erreichen, und du, James, wirst – nicht zum ersten Mal übrigens – sein Handel von der Kanzel rechtfertigen müssen.

Dass Fred die gefallenen Frauen nur vorübergehend in seine Obhut genommen habe, sich von seiner christlichen Sorge um ihre Sicherheit leiten lassend, haben die Gläubigen enthusiastisch begrüßt, nun muss man ihnen erläutern, der Kalte Harry habe zuerst nach der Waffe gegriffen, als Fred aus reiner Nächstenliebe für die arme Heidin eingetreten sei. Und wenn er die naiven Schafe an die biblische Geschichte über Sodom und Gomorrha erinnern wird, wo Gott diese Arschficker auszurotten befiel, wird die Sache im Sande verlaufen. Die Huren werden zwar etwas anderes herumerzählen, doch die Gläubigen glauben immer nur an das, was die Kirche sagt.

Das Wichtigste aber daran ist, dass er diese Indianerin möglichst schnell zurückbekommt! Seit ihm Fred nach ein paar Gläsern Schnaps ausplauderte, er hatte für ihn ein wildes Mädchen bestellt, kam er schon dazu, alles zu planen.