Rising Storm - Tanz im Wind - Jennifer Probst - E-Book

Rising Storm - Tanz im Wind E-Book

Jennifer Probst

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Beschreibung

Eine Soap-Opera im Serienformat geschrieben von beliebten Romance-Autorinnen

Als Logan Murphy aus dem Kriegseinsatz zurückkehrt, ist er ein gebrochener Mann. Im Kreise seiner Familie versucht er Frieden zu finden. Doch er ist nicht die einzige verlorene Seele in Storm, die sich nach ein bisschen Glück und Geborgenheit sehnt. Inmitten eines Sturms von Schuldgefühlen, Gerüchten, Lügen und Sünden scheint Ginny Moreno, die einzige zu sein, die Logan wirklich versteht.

"Ich bin absolut süchtig nach dieser Serie." Read Love Blog

Staffel 1, Episode 4



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Seitenzahl: 149

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Inhalt

TitelZu diesem BuchKapitel einsKapitel zweiKapitel dreiKapitel vierKapitel fünfKapitel sechsKapitel siebenKapitel achtKapitel neunKapitel zehnKapitel elfDanksagungen der AutorinDie AutorinWeitere Episoden in dieser StaffelImpressum

JENNIFER PROBST

Rising Storm

Tanz im Wind

Roman

Ins Deutsche übertragen von Anika Klüver

Zu diesem Buch

Als Logan Murphy aus dem Kriegseinsatz zurückkehrt, ist er ein gebrochener Mann. Im Kreise seiner Familie versucht er Frieden zu finden. Doch er ist nicht die einzige verlorene Seele in Storm, die sich nach ein bisschen Glück und Geborgenheit sehnt. Inmitten eines Sturms von Schuldgefühlen, Gerüchten, Lügen und Sünden scheint Ginny Moreno, die einzige zu sein, die Logan wirklich versteht.

Kapitel eins

Logan Murphy hielt vor Murphy’s Pub inne. Irische Musik, Stimmenlärm und Gelächter drangen durch die geschlossene Tür. In seinem Kopf hallte anderes wider: Geschützfeuer. Schreie. Das Dröhnen von Motoren. Die gebrüllten Befehle an sein Team inmitten von Lärm und Rauch.

Er kämpfte gegen das Zittern an, das ihn plötzlich erfasste, kniff die Augen zu und atmete tief ein. Verdammt. Nicht jetzt. Nicht hier. Er musste sich zusammenreißen, schließlich ging er zu seiner Willkommensfeier. Wie würde es auf seine Familie und die anderen Leute wirken, wenn er als Nervenbündel hereinkäme? Er musste seine Rolle spielen, damit sich alle sicher fühlen und auf seine Leistungen in einem Krieg stolz sein konnten, der längst vorbei sein sollte und nur noch in den Nachrichten erwähnt wurde, wenn eine gewisse Anzahl Menschen ums Leben gekommen war. Er würde lächeln, ihnen sagen, dass alles in Ordnung sei, und geistlose Unterhaltungen über die bevorstehende Gründertagsfeier führen. Er würde sich Fotos von Schulabschlussfeiern und neugeborenen Babys anschauen und es bescheiden hinnehmen, wenn ihm jemand auf den Rücken klopfte und herzlich für den Dienst an seinem Land dankte.

Sie brauchten die Wahrheit nicht zu kennen.

Schuldgefühle überkamen ihn, aber er war es gewohnt, sie zu verdrängen. Langsam entspannten sich seine Muskeln, und er war in der Lage, sich in Ruhe zu hüllen, nichts zu empfinden. So konnte er funktionieren, so war es für alle Beteiligten am besten. Er würde einfach so tun, als wäre alles in Ordnung, und vielleicht würde es dann irgendwann so sein.

Endlich umfasste er die Türklinke und betrat den Pub. Jemand rief laut seinen Namen, und sofort wurde er umringt von Leuten, die ihre Gläser hoben und ihn mit »Willkommen zu Hause« begrüßten. Der Pub selbst empfing ihn mit alter Vertrautheit. Von der geschwungenen Mahagonitheke über die abgenutzten Stühle und Sitznischen bis hin zu den abgewetzten Bodendielen. Zahllose Flaschen mit irischem Whiskey standen in den Regalen, und die Zapfhähne für das Guinness ragten stolz auf, bereit, Gläser zu füllen. Die Dartscheibe und der Billardtisch hatten im hinteren Bereich immer noch einen Ehrenplatz, und es roch wie immer nach Kaffee, Burgern und dem Pinienduft des Putzmittels, das sein Vater benutzte.

Logan stockte nur ein einziges Mal, nämlich als er sein Bild entdeckte, das einen Ehrenplatz über der Bar hatte. Darauf trug er seine Uniform und starrte dem Betrachter entgegen. In seinem Gesicht spiegelten sich die Ernsthaftigkeit seiner Aufgabe und jugendliche Begeisterung.

Rasch wandte er sich ab und versuchte, sich auf die Menschen zu konzentrieren, die sich um ihn scharten. Er schluckte die aufkeimende Panikattacke herunter und atmete ruhig und langsam durch die Nase ein, wie man es ihm beigebracht hatte. Er konnte das schaffen.

Seine Mutter war die Erste, die ihn in eine feste Umarmung zog. Er lachte, denn Sonya Murphy umarmte und küsste ihn ständig, seit er vor ein paar Tagen zurückgekommen war. Ihr lockiges rostrotes Haar kitzelte seine Nase, doch er ließ sie gewähren, denn sie versuchte nur, all die Jahre aufzuholen, die er fort gewesen war.

»Mom, ich bekomme keine Luft mehr«, sagte er neckend.

In ihren blauen Augen schimmerten Freudentränen, als sie ihn schließlich losließ. »Ich kann nicht glauben, dass du endlich zu Hause bist«, sagte sie schniefend. »Und komm mir nicht damit, du wärst zu alt für meine Umarmungen. Mütter haben ein Recht darauf.«

»Das stimmt, Junge. Deine Mutter hat sich lange danach gesehnt, jemanden zu verwöhnen.« Aiden Murphy trat zu ihnen und zog seine Sonya an sich. Seine Eltern führten seit eh und je eine liebevolle, entspannte Beziehung, und in ihrer Gegenwart wurde er gelöster. »Patrick hat ihr verboten, ihn zu Hause mit Rinderschmortopf zu überraschen. Scheinbar fürchtet er, sie könnte ihn bei trauter Zweisamkeit mit Marisol erwischen.«

»Lass es gut sein, Dad«, grummelte Patrick. Er errötete ein bisschen. Hmm, interessant. Patrick war nun schon seit einer ganzen Weile hinter Marisol her. Vielleicht hatte er sie endlich überzeugt, sich auf eine richtige Beziehung mit ihm einzulassen, anstatt weiterhin eine Freundschaft zu pflegen, aus der sich »vielleicht irgendwann« mehr entwickeln könnte. Logan schaute seinen älteren Bruder mit hochgezogener Augenbraue an. Patrick hatte Dillon und ihm gegenüber seit jeher unter Konkurrenzdruck gestanden und litt unter dem klassischen Mittelkindsyndrom. Er hatte schon immer geglaubt, sich mehr anstrengen zu müssen, um die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu erlangen, denn Dillon genoss die Privilegien des ältesten Bruders, und Logan galt als der geliebte Benjamin der Familie. Da Dillon Polizist und Logan Soldat geworden war, hatte Patrick sich ebenfalls für einen dienenden Beruf entschieden und eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht. Eine gute Entscheidung, fand Logan. Er war stolz auf seinen Bruder.

»Ich nehme liebend gern seinen Platz ein und lasse mich von Moms Kochkünsten verwöhnen«, verkündete er und lenkte die Aufmerksamkeit damit fürs Erste von seinem Bruder weg. Vielleicht würden sie später zusammen ein Bier trinken, damit Patrick ihm erzählen konnte, was in seinem Leben wirklich vor sich ging. Seit seiner Rückkehr war alles sehr chaotisch gewesen, und sie hatten noch keine Gelegenheit gehabt, Zeit miteinander zu verbringen.

»Hey, was ist mit mir?« Dillon drängte sich in den Kreis und küsste Mom auf die Wange. »Ich bin immer dankbar für deine Essensgeschenke, Mom, besonders für dein irisches Sodabrot.«

Sonya lachte erfreut und schien die Gesellschaft ihrer Söhne zu genießen. »Ihr dürft alle von dem, was ich koche, etwas abbekommen, und das wisst ihr. An diesem Sonntag werde ich endlich in die Kirche gehen können und danach all meine Jungs zu einem anständigen Familienessen im Haus haben.«

Dillon zerzauste Logan das Haar, als wäre er noch klein, und reichte ihm ein Guinness. »Hier, bitte. Dann wollen wir mal sehen, ob du im Ausland ein bisschen erwachsener geworden bist und endlich was vertragen kannst.«

Patrick schnaubte. »Ich kann euch beide unter den Tisch trinken, und das wisst ihr.«

Logan verzog gespielt höhnisch das Gesicht. »Wenn ich mit euch fertig bin und ihr wie Trottel sabbert, werde ich euch fotografieren und die Bilder bei Instagram einstellen. Das dürfte den Bewohnern von Storm ein wenig Unterhaltung bieten.«

»Keine Kneipenschlägereien«, warf jemand barsch ein. Michael Murphy, sein Großvater und der Patriarch der Familie, trat in den Kreis. Logan hatte gehört, dass er sich, was den Pub betraf, nun hauptsächlich im Hintergrund hielt und seinem Sohn die Führung überließ. Aber er würde immer das Fundament des Murphy-Klans sein. Sein einst schwarzes Haar war mittlerweile silbergrau, aber der Blick seiner blauen Augen war immer noch stechend. Er strahlte Stabilität und Führung aus, was sich auf die übrigen Familienmitglieder übertrug. Logan hörte die Leute oft sagen, er sei das Ebenbild seines Großvaters, denn er habe den gleichen muskulösen Körperbau und das gleiche gute Aussehen der dunkelhaarigen Iren. Sie hatten sich immer am nächsten gestanden, und sogar jetzt schien sein Großvater zu spüren, dass in Logan mehr vorging, als er seiner Familie offenbarte. Michael Murphy schaute ihm in die Augen, musterte ihn intensiv und nickte dann langsam. Die Geste sprach Bände. Er schien genau zu wissen, wie schmerzhaft es für Logan war, diese Willkommensfeier zu überstehen.

Ja. Das Leben war hart. Er bekam eine Party, weil er überlebt hatte.

Sein Freund bekam eine Beerdigung.

Logan räusperte sich und versuchte sich abzulenken. »Hast du dafür gesorgt, dass meine Brüder nicht aus der Reihe tanzen, während ich weg war, Grandpa?«, fragte er.

»Ich versuche es, aber sie sind ein widerspenstiger Haufen. Mein Enkelsohn scheint zu denken, dass er mir einen Strafzettel verpassen kann, weil ich zu schnell gefahren bin. Offenbar ist ihm seine Macht zu Kopf gestiegen.«

»Du hattest die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um dreißig Kilometer pro Stunde überschritten! Ich muss meine Arbeit machen, und Vetternwirtschaft gehört nicht dazu.«

Logan grinste. »Keine Sorge, Grandpa. Ich wette, ich kenne ein paar Leute, die ich anrufen kann, damit sie ihre Beziehungen für dich spielen lassen.«

»Genau davon rede ich.«

Dillon stöhnte. »Du warst schon immer sein Liebling, Logan. Manche Dinge ändern sich nie.«

Alle lachten. Logan stieß mit Dillon und Patrick an. In diesem Augenblick, in dem er vom engsten Kreis der Familie umgeben war, verblasste seine Militärzeit, und es gab nur noch Behaglichkeit und Sicherheit. Er versuchte, sich an dieses Gefühl zu klammern und die seltenen friedvollen Sekunden auszukosten, doch wie immer war es damit zu schnell vorbei.

Sein Name dröhnte von rechts an sein Ohr, und er wurde in eine Gruppe von Menschen hineingezogen, die er seit Jahren nicht gesehen hatte, die in Storm geblieben waren, geheiratet, Kinder bekommen und ein erfülltes Leben gelebt hatten. Menschen, denen er und seine Familie wichtig waren und die sich in seiner Abwesenheit um sie gekümmert hatten. Er schüttelte seinem Onkel Zeke die Hand und umarmte seine Tante Alice. Dann nickte er anderen zu, die sich um ihn drängten und ihm für seinen Einsatz dankten. Er bemühte sich, höflich zu sein und den fröhlichen Helden zu spielen, den sie so dringend in ihm sehen wollten.

Erst als er den Salts gegenüberstand, verlor er die Fassung.

Jacob war tot.

Das Loch in seinem Bauch öffnete sich und füllte sich mit Dunkelheit und einer schmerzhaften Trauer. Er hatte Geschützfeuer erlebt, war an Sprengfallen vorbeigefahren und hatte mit angesehen, wie sein Freund vor seinen Augen in Stücke gerissen wurde, während er selbst überlebte.

Jacob war vom College aus nach Hause gefahren und hatte sein Leben noch vor sich gehabt, als er es innerhalb eines Augenblicks verlor. Was für eine Willkür des Schicksals! Oder was für ein Gott entschied darüber, wer bleiben durfte und wer gehen musste? Die Frage drehte sich endlos in seinem Kopf und erzeugte ein verworrenes Durcheinander, das ihm körperlich zusetzte und ihn seelisch überforderte.

Ginny hätte ebenfalls sterben können. Der Gedanke, ihr könnte etwas zustoßen, jagte ihm schreckliche Angst ein. Seit er sie letztens im Park getroffen hatte, dachte er in einem fort an sie. Es war, als hätten sie in der kurzen Zeit eine starke Verbindung zwischen sich hergestellt. Logan ging die Begegnung immer wieder durch. Er hatte kurz davorgestanden, den Verstand zu verlieren, weil er so plötzlich wieder in die sogenannte normale Welt katapultiert worden war, in der man Lebensmittel einkaufte und mit seinem Hund Gassi ging und bei einem lauten Knall nicht gleich an eine Bombe am Straßenrand dachte. Er war endlich zu Hause angekommen, und anstatt zum Haus seiner Familie zu gehen, war er im Park gelandet und dort wie ein Obdachloser herumgewandert.

Das war so verdammt beschämend.

Doch als er mit Ginny redete, entstand zwischen ihnen ein verblüffendes Verständnis füreinander. Sie begriff, wie es ihm ging. Denn sie war durch ihre eigene Hölle gegangen, als sie Jacob verloren hatte. Und in dem Moment, in dem er in ihre bekümmerten braunen Augen schaute, war es um ihn geschehen gewesen.

Sie war noch sehr jung gewesen – noch nicht mal fünfzehn –, als er sich verpflichtete, doch er erinnerte sich, wie sehr er sie damals schon gemocht hatte. Sie hatte ihn mit ihren albernen Eskapaden und ihrer Lebensfreude zum Lachen gebracht, obwohl sie ihre Eltern so früh verloren hatte.

Natürlich war sie nun mit Jacobs Baby schwanger. Und sie wohnte bei den Salts. Und vermutlich hatte sie kein Interesse an einem verkorksten, nutzlosen vierundzwanzigjährigen Kriegsveteranen.

Trotzdem sagte ihm sein Instinkt, dass es zwischen Ihnen etwas Besonderes gab, und er wollte herausfinden, ob das stimmte.

Er schob seine Gedanken beiseite und stellte sich den Salts. Celeste wirkte neben ihrem Mann zerbrechlich. Ihre grauen Augen waren ruhelos, und in ihrem Gesicht zeigten sich feine Falten, die ihm verrieten, wie wenig sie schlief. Er kannte die Anzeichen gut. Zaghaft lächelnd berührte sie ihn am Arm. »Willkommen zu Hause, Logan. Alle haben dich vermisst.«

Ihr Ehemann Travis hielt ihren Ellbogen fest, als würde sie ohne diese Stütze zusammenbrechen. »Danke, dass du unserem Land gedient hast, mein Junge.«

Die Worte trafen ihn hart, und er biss die Zähne zusammen. »Das mit Jacob tut mir sehr leid. Ich habe versucht, meine Entlassung zu beschleunigen, um an der Beisetzung teilnehmen zu können, aber es ist mir nicht gelungen.«

Celeste nickte. »Natürlich, das verstehen wir vollkommen.« Sie holte tief Luft, als müsse sie Kraft schöpfen. »Jacob hätte es verstanden. Wir sind alle stolz auf dich.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, was für eine schwere Zeit das für Sie sein muss. Wenn ich irgendetwas tun kann … egal was, dann sagen Sie es mir bitte.«

»Das wissen wir zu schätzen«, sagte Travis. Obwohl er seine Frau festhielt, bemerkte Logan eine kaum wahrnehmbare Distanz bei Travis, als dieser Celeste ansah. Es war ganz anders als bei seinen Eltern, wenn sie einen Blick miteinander wechselten. Es war, als würden die Salts tun, was man von ihnen erwartete, ohne dass noch irgendwelche Intimität vorhanden war. Natürlich konnte der Verlust eines Kindes sich so auf eine Ehe auswirken.

Er hatte jedoch keine Zeit, weiter darüber nachzugrübeln, denn plötzlich trat Ginny auf ihn zu und lächelte ihn an. Sofort ließ Travis seine Frau los und streckte die Hand mit einem väterlichen Ausdruck auf seinen Zügen nach Ginny aus. Auch Celestes Miene hellte sich ein wenig auf. Es war, als würde Ginnys bloße Anwesenheit ein paar ihrer Sorgen lindern.

Logan wusste, wie sich das anfühlte.

Es traf ihn völlig überraschend. Ein angenehmes warmes Empfinden rann durch seinen Körper. Verdammt, als wäre er in einem Schnulzenfilm gelandet. Noch nie hatte zwischen ihm und einer Frau die Chemie dermaßen gestimmt. Nicht auf diese Weise.

Nicht so wie mit ihr.

»Willkommen zu Hause, Logan«, sagte sie sanft, und das Gespräch im Park schien darin widerzuhallen. Er blickte in ihr schönes Gesicht, das durch ihre Schwangerschaft noch strahlender wirkte. Sie hatte weiche goldene Haut, und ihre großen dunklen Augen waren voller Rätsel, mit denen er sich liebend gern eingehend befassen würde. Ihr lockiges schwarzes Haar reichte bis über die Schultern. Heute trug sie eine schwarze Hose und ein einfaches Oberteil aus schwarzer Spitze, das über ihren kleinen Brüsten spannte. Ihre Lippen waren tiefrot. Logan bemühte sich, nicht auf ihren Mund zu starren, der ihn lockte wie eine pralle Kirsche. Ihr Bauch war ganz leicht gewölbt und bestätigte, dass Jacobs Kind in ihr wuchs.

Was war mit ihm los? Normalerweise wäre er angewidert, weil er sich zu einer Schwangeren hingezogen fühlte. Doch in seinem Herzen sah er in ihr nur Ginny, das Mädchen, mit dem er aufgewachsen war. Das Mädchen mit dem herzhaften Lachen und den funkelnden Augen, das mit seinen Freunden ständig Schabernack trieb und dadurch nicht selten in Schwierigkeiten geriet. In den Jahren, in denen er fort gewesen war, hatte sie sich verändert. Sie war reifer geworden. In ihren Augen lagen Bedauern und Geheimnisse, die er als solche erkannte, weil er selbst welche hatte. Es war fast so, als wären sie Seelenverwandte, die nun endlich wieder vereint waren.

Natürlich war das verrückt.

Oder?

Er musste sie eine ganze Weile lang angestarrt haben, denn Celeste runzelte die Stirn. Er zwang sich, etwas zu sagen. »Es tut gut, zu Hause zu sein. Wie fühlst du dich, Ginny?« Logan sehnte sich nach einer vertraulicheren Unterhaltung, doch Celeste schien ein schützendes Auge auf ihren Hausgast zu haben.

Ginny legte die Hände auf ihren Bauch. »Okay. Die Morgenübelkeit war ziemlich heftig. Ich mache einen Schritt nach dem anderen. So wie jeder, schätze ich.« Sie schaute Celeste an. »Aber man kümmert sich gut um mich.«

Celeste lächelte und tätschelte ihren Arm. »Wir kümmern uns jetzt umeinander. Und wenn das Baby da ist, werden wir vielleicht in der Lage sein, etwas von dem Schmerz hinter uns zu lassen und ein wenig Freude zu genießen. Wir werden immer etwas von Jacob bei uns haben.«

Ginny verzog das Gesicht. Schämte sie sich dafür, Jacobs Kind in sich zu tragen? Oder fiel es ihr nur schwer, seinen Namen zu hören? Logan fragte sich, wie tief ihre Trauer ging. Er sehnte sich danach, sie sanft in den Armen zu halten und sie zu umsorgen. Er war sich sicher, dass die Salts ihr alles gaben, was sie brauchte, aber er kannte auch die Nachteile einer Kleinstadt, besonders die von Storm. Die Bewohner tratschten gern und verurteilten andere Menschen schnell. Klar, sie versammelten sich, um ihre eigenen Leute zu unterstützen – Familien hielten hier zusammen. Aber auch in Storm brodelten Konflikte unter der Oberfläche, und ganz sicher fanden manche es verurteilenswert, dass Ginny ein uneheliches Kind zur Welt brachte.

Wenn Logan an ihrer Seite wäre, würde er nicht zulassen, dass sie jemand kränkte.

Travis wirkte abgelenkt. »Liebling, kann ich dir etwas zu trinken holen?«

»Ja, Weißwein wäre schön.« Ihr Mann verschwand mit offensichtlicher Erleichterung, und Celeste seufzte tief. Ihr Blick war ein wenig unstet, so als hätte sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. »Alle sind so glücklich, dich unbeschadet zu Hause zu haben, Logan. Was wirst du jetzt tun? Wirst du deinem Vater im Pub helfen? Oder hast du andere Pläne?«

Er versuchte, nicht zusammenzuzucken. Die Worte trafen ihn wie ein Schwall Eiswasser ins Gesicht. Was würde er tun? Er hatte keine Pläne. Er war so lange als Soldat im Einsatz gewesen. Konnte er überhaupt irgendetwas anderes tun, als eine Waffe zu bedienen, Terroristen zu jagen und Befehle entgegenzunehmen? Wollte er den Rest seines Lebens damit verbringen, die Theke zu polieren und Getränke zu servieren? Wenn er jetzt darüber nachdachte, würde er verrückt werden.