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Erleben Sie auf 7 faszinierenden Routen die Schönheit Südtirols! Entdecken Sie das charmante Bozen, erfahren Sie die imposanten Dolomiten und genießen Sie die Ruhe der idyllischen Weinberge rund um Meran. Erklimmen Sie malerischer Pässe, erkunden Sie historische Burgen und bestaunen Sie Südtirols einzigartige Mischung aus italienischer Lebensart und alpiner Tradition. Ob atemberaubende Landschaften oder kulturelle Entdeckungen – jede Tour bietet unvergessliche Erlebnisse. Worauf also warten? Auf nach Südtirol!
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Seitenzahl: 206
Veröffentlichungsjahr: 2025
ÜBERSICHTSKARTE
WILLKOMMEN IN SÜDTIROL
DEM HIMMEL EIN STÜCK NÄHER
UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX
ROUTE 1: DURCH DEN VINSCHGAU SIZILIEN DES NORDENS
1Reschensee / Trauriges Mahnmal oder hübsches Fotomotiv?
2Kloster Marienberg / Romanischer Freskenzyklus
3Mals und der Tartscher Bühl / Zwei »Stiegen zum Himmel«
Vinschgauer Genüsse / Geheimtipps aus der Südtiroler Küche
4Glurns / Auf Zeitreise in einer Kleinststadt
5Schluderns / Zeugen der Geschichte
6Müstair und die Alpenpässe / Kunst und Serpentinen
7Laas / Das weiße Gold der Berge
8Martelltal / Im Nationalpark Stilfser Joch
9Schnalstal / Von Messner zu Ötzi
10Naturns und Partschins / Das grosse Finale
ROUTE 2: VON MERAN AN DEN GARDASEE NEBEN DER SPUR
1Meran / Immer wieder überraschend – Sisis Kurstadt
2Lana / Apfeldorf am Tor zum Ultental
3Ultental / Zeitloses Freilichtmuseum
4Nonstal / Unter deutsch-italienischer Sonne
Waalwege / Die Geheimnisse der Bewässerungskunst
5Lago di Santa Giustina / Cles und sein Stausee
6Sanzeno / Ein mystischer Platz
7Lago di Molveno / Ein Platz zum Verlieben
8Arco / Die Zeit scheint stillzustehen
9Riva del Garda / Urlaubsparadies am Gardasee
ROUTE 3: VOM BRENNER BIS TRIENT ZU DEN SCHÖNSTEN STÄDTEN SÜDTIROLS
1Sterzing / Leben an der alten Fernstraße
2Franzensfeste / Kein Feind, kein Gold
3Brixen / Fürstensitz und Einkaufsstadt
4Klausen und Kloster Säben / Wahrzeichen im Eisacktal
5Ritten / Hausberg der Sommerfrischler
6Bozen / Spaziergänge durch die Hauptstadt Südtirols
Die perfekte Woche
7Burgruine Sigmundskron / Die Bozener Aussichtsloge
8Südtiroler Weinstraße / Sinnesfreuden bei Eppan
9Kaltern und sein See / Baden am Lido
10Von Tramin bis Salurn / Südtirols Süden
11Trient / Trentinos Hauptstadt, umringt von Bergen
ROUTE 4: DURCH DAS PUSTERTAL UND OSTTIROL GRENZÜBERSCHREITEND UNTERWEGS IM OSTEN
1Bruneck / Perle am Kronplatz
2Antholzer Tal / Auf den Staller Sattel
3Defereggental / Sehnsuchtstal der Ostalpen
4Kals am Großglockner / Im Nationalpark Hohe Tauern
5Lienz / Mediterranes Flair in den Bergen
6Hochpustertal / Von Lienz nach Innichen
Die schönsten Burgen Südtirols / Steinerne Zeugen vergangener Zeiten
7Pragser Wildsee und Plätzwiese / Planung ist der halbe Weg
8Erdpyramiden Percha / Fragile Schönheiten
ROUTE 5: AUS DEM HOCHPUSTERTAL INS CADORE BIS NACH VENETIEN UND INS FRIAUL
1Toblach und seine Seen / Gustav Mahlers Sommerdomizil
2Cortina d’Ampezzo / Vom Olympiaort ins Tal der Eismacher
3Longarone / Gedenkstätte Vajont
4Cadore / Ein unbekanntes Stück Dolomiten
Dolomitenkrieg / Tiefe Narben, die nie verheilen
5Sappada / Leben wie in einem Freilichtmuseum
6Sexten / Zu Füßen der Sonnenuhr
ROUTE 6: GROSSE SÜDLICHE DOLOMITENFAHRT / HERRLICHE TÄLER UND EIN HAUCH VON VENEDIG
1Neumarkt / Laubengassen und Castelfeder
2Cavalese, Cembratal und Val di Piné / Albrecht Dürers Ausweichroute
3Levico Terme und das Valsugana / Alpiner Kurort mit zwei Badeseen
4Feltre und Belluno / Wo Venedig auf die Dolomiten trifft
Top-Feste in Südtirol
5Lago del Mis / Einsamer UNESCO-Traumsee
6Agordino / Das Herzstück – genau in der Mitte
ROUTE 7: DOLOMITENFAHRT UM DAS SELLAJOCH / DER KLASSIKER UNTER DEN PÄSSE-ROADTRIPS
1Villnösstal / Zwischen Insta-Spot und Bergidylle
2Gadertal / Abtei, Stern, Kolfuschg, Corvara
Ladinische Sprachinseln / Bun dì! Co vala? Bën, y te?
3Passo di Campolongo und Pordoijoch / Rauf und runter
4Sellajoch / Der Fahrspaß geht weiter
5Grödnertal / Das Tal der Bildhauer
6Seiser Alm / Das fast vollkommene Paradies
7Völs am Schlern / Landschönheiten
8Nigerpass / König Laurins Reich am Rosengarten
9Karersee / Der »Regenbogensee«
10Eggental / Das große Finale
Meine Roadtrip-Playlist / Ein musikalischer Wegweiser
Register
Bildnachweis
Ansitz Plawenn auf der Malser Haide
Fronleichnamsprozession im Sarntal
Frühling in Gufidaun
Südtiroler Haflinger
Am Ultentaler Höfeweg
Sapadda – Abstecher ins Friaul-Julisch Venetien
Panorama von St. Magdalena im Villnösstal
WILLKOMMEN IN SÜDTIROL
Südtirol ist ein Sehnsuchtsland, das Jahr für Jahr Urlauber in seinen Bann zieht. Drei Zinnen, Pragser Wildsee und Seiser Alm sind tausendfach beschrieben. Darüber hinaus hat Südtirol jedoch unglaublich viel mehr zu bieten. Es ist an der Zeit, all seine Täler, Dörfer und Städte mit entspannten Roadtrips zu entdecken.
Südtirol, die nördlichste Provinz Italiens, ist eine autonome Region. Seit 1972 genießt sie, gemeinsam mit dem Trentino, Selbstverwaltungsrechte auf Basis des Gruber-De Gasperi-Abkommens. Dieses Abkommen war notwendig, da Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg von Österreich an Italien abgetreten wurde – die deutschsprachige Mehrheit in Südtirol war plötzlich Teil des italienischen Staates und war nun in der Minderheit. Die Autonomie bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Ein Großteil der in Südtirol erhobenen Steuern verbleibt in der Region und wird direkt von der Provinz verwaltet. Dadurch kann Südtirol die regionale Infrastruktur, Sozialprogramme und wirtschaftliche Entwicklung eigenständig finanzieren.
Unsere Roadtrips kennen wunderbarerweise keine Grenzen – auch wenn Südtirol und das Trentino klar definierte politische Grenzen besitzen. Betrachtet man Südtirol jedoch als das Land der Berge und bezieht die Dolomiten mit ein, erstreckt sich dieses Gebiet sogar bis ins Veneto.
… Äpfel werden pro Jahr in Südtirol geerntet. Hier liegt das größte, zusammenhängende Apfelanbaugebiet Europas. Dazu gehört im Frühjahr ein riesiges Meer an Apfelblüten. Herrliche Wanderwege führen durch die Apfelhaine. Am schönsten wandert man dort, wo ökologische Landwirtschaft betrieben wird. Der Vinschgau ist dabei ein Vorreiter.
… Burgen, Schlössern und Ruinen besitzt Südtirol eine enorme Dichte an historischen Bauten. Sie zeugen von der bewegten Geschichte dieser Region und von seiner Lage als Durchgangsland. Viele davon können besichtigt werden.
»Lama züikeang und guit gieh lossn!« – »Lasst uns einkehren und es uns gut gehen lassen!« Keine Angst, auch wenn die Südtiroler 40 Dialekte sprechen, Hochdeutsch versteht hier jeder. Die offiziellen Landesprachen sind Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Letztere ist eine wunderbar klingende, alte Sprache, die allerdings nur noch von vier Prozent der Südtiroler gesprochen wird.
… stehen Besuchern in Südtirol zur Verfügung, um schnell und bequem auf die Berge zu gelangen. Aber überall da, wo man nur zu Fuß hinkommt, ist es deutlich einsamer und ruhiger.
… aller Gästeübernachtungen in Südtirol entfallen auf deutsche Urlauber. Und bei diesen liegt der unangefochtene Fokus auf den Themen Wandern und Landschaft.
Wie in kaum einem anderen Land ist die Dichte an Luxushotels in Südtirol groß. Alleine 47 davon haben ein Fünf-Sterne-Prädikat, und jedes Jahr kommen neue Tophotels im Ranking dazu.
Ein strahlender Sommertag im Ultental
»GRIASS ENK« IN SÜDTIROL!
Südtirol ist ein Land voller Verheißungen: Dolomiten und Waalwege, Burgen, Täler und Seen, Weinberge und Bergbauern, Kaminwurzen und Lagrein, Bozen und Meran, Musikkapellen und Trachten, Andreas Hofer und Reinhold Messner … und natürlich Berge, Berge und nochmals Berge.
Die Berge kratzen am Passo di Giau an den Südtiroler Himmel.
Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Aber es war Sommer, 1994, und ich hatte gerade meinen ersten Auftrag als freie Fotografin an Land gezogen. Für einen Verlag sollte ich Südtirol fotografieren – seine Kunst, Kultur und natürlich Land und Leute. Wie sehr hatte ich mir die kunstverliebte Toskana oder das hippe Rom als Auftragsziel gewünscht, stattdessen aber bekam ich das vermeintliche Senioren-Wanderdomizil und Törggele-Vereinsausflugs-Eldorado Südtirol. Zumindest damals war das meine Vorstellung von diesem Land.
Und so führte mich mein erster Südtirol-Roadtrip in einem weißen Fiat Panda – ohne Radio, dafür mit batteriebetriebenem Kassettenrekorder und Faltdach – über den Brenner. Ich begann meine Arbeit in der Nähe von Bozen, genauer gesagt in einer kleinen Pension in Siebeneich, die es heute leider nicht mehr gibt. Keine 48 Stunden später war ich eines Besseren belehrt – und geradezu schockverliebt. Südtirol war einfach grandios! Jeden Tag fuhr ich sternförmig in alle Richtungen und eroberte sämtliche Täler dieses Landes. Diese traumhafte Landschaft mit ihrem Kontrast zwischen lieblichen Weinhügeln und heroischen Bergen war ein Paradies für jeden Fotografen. Es war unglaublich, was ich alles erleben und sehen durfte – und vor allem, mit welcher Freundlichkeit mir die Südtiroler begegneten.
Einige Momente auf diesem ersten Roadtrip sind für mich unvergesslich. Dazu gehört mein erstes Herz-Jesu-Feuer: Ich saß bei einem Glaserl Wein zwischen den Apfelhainen, als der Gantkofel plötzlich zu brennen begann. Der Tiroler Adler leuchtete weit über das Bozener Land, und auch ein Herz stand in Flammen.
Für immer in meiner Erinnerung bleibt der erste Anblick der Seiser Alm: vor mir wogendes Wollgras, rechts der Schlern mit der Santnerspitze und im Hintergrund die mächtigen Zacken von Platt- und Langkofel – einfach traumhaft! Und natürlich vergesse ich auch nicht meine erste Fahrt hinauf auf das 2758 Meter hohe Stilfser Joch, Kehre für Kehre, Höhenmeter für Höhenmeter. Das alles mit gerade einmal 45 PS, klapprigen Türen und geöffnetem Faltdach – für das perfekte Cabrio-Feeling.
Seit dieser Zeit reise ich oft mehrmals im Jahr für ein paar Tage nach Südtirol. Ich habe Glück, denn Südtirol liegt nur zwei Autostunden von meiner Heimat entfernt. Die Verbindungen und Spuren vor allem aus Süddeutschland und dem österreichischen Tirol sind in ganz Südtirol allgegenwärtig. Und das nicht nur, weil wir Südtirol als Land der Träume im Süden auserkoren haben, sondern auch, weil uns die Geschichte eng miteinander verbindet.
Erste Spuren der Südtiroler Besiedelung stammen aus der Zeit von etwa 10 000 v. Chr., kurz nach der letzten Eiszeit. Grabungen haben gezeigt, dass die Menschen damals im Sommer hoch oben auf den Berghängen lebten und sich im Winter ins Tal zurückzogen. »Ötzi«, die berühmt gewordene Gletschermumie, ist dagegen geradezu jung; er lebte vor etwa 5300 Jahren.
Mehr über die Bevölkerung wissen wir erst aus der Zeit der Römer. Seit 59 v. Chr. gehörte das Gebiet zum Römischen Reich, doch die Räter – die Urbevölkerung – lebten relativ friedlich neben der römischen Besatzung weiter. Diese sicherte vor allem die Militär- und Handelsstraßen, die durch das Etschtal und das Eisacktal Italien mit dem Norden Europas verbanden. Nach dem Zusammenbruch des römischen Imperiums erfolgte eine kontinuierliche Besiedelung von Norden her, auch aus Bayern.
Richtig interessant wird es ab dem 11. Jahrhundert, als alle Kaiser für ihre Krönung nach Rom ziehen mussten. Da der Weg über die Alpen gesichert werden musste, übernahmen diese Aufgabe zum Teil mächtige Klöster. Dafür bekamen die Bischöfe von Brixen und Trient das Land vom Inn bis zum südlichen Alpenrand geschenkt. Als Gegenleistung hatten sie für einen reibungsfreien Verkehr zu sorgen. Nachdem die Bischöfe aber nicht selbst das Schwert in die Hand nehmen durften, gaben sie das Land an Vögte weiter, die mit Gewalt für Ordnung sorgen konnten.
Die Burg Juval ist eines der vielen Messner Mountain Museen, die es überall in Südtirol gibt.
Vier Geschlechter bestimmten das Geschehen: die Flavoner, die Andechs-Meranier, die Eppaner und die Vinschgauer, die sich später Grafen von Tirol nennen sollten. Zwischen diesen Familien herrschte blutige Feindschaft, sie bekämpften sich mit allen Mitteln. Die beiden erstgenannten, die Flavoner und die Andechser, schieden aus dem Ringen relativ früh aus, die übrigen beiden führten den mörderischen Kampf jedoch noch jahrzehntelang fort. Aus dieser Zeit stammen die Burg Hocheppan und das heutige Schloss Tirol. Doch keine Macht sollte ewig dauern – mit dem Tod Margarethe Maultaschs 1363 fiel Tirol und damit auch Südtirol an die Habsburger. Ihre Herrschaft wiederum endete 1918. Gleichzeitig wurde Südtirol von Tirol abgetrennt und fiel als Kriegsbeute nach dem Ersten Weltkrieg an Italien. Die folgenden drei Jahrzehnte waren eine dunkle Zeit in Südtirol. Die faschistische Regierung Roms suchte ihr neues Land mit allen Mitteln zu italienisieren. Letztlich ist diese Politik gescheitert. Durch die Umstände gezwungen, stimmte Rom einem Autonomiestatus für Südtirol zu, der die Eigenständigkeit der deutschsprachigen Bevölkerung garantierte und dem Land einen Wohlstand brachte, für den es in ganz Italien beneidet wird.
Um nicht nur die Geschichte Südtirols mit all ihrer Kunst und Kultur, sondern natürlich auch die fantastische Landschaft kennenzulernen, stelle ich in diesem Buch sieben Roadtrips durch Südtirol vor. Da es ein kleines Land ist – genau genommen eine (wenn auch autonome) Provinz Italiens –, das viele Fans bereits gut kennen, habe ich die Roadtrips erweitert. Sie starten zwar allesamt in Südtirol, fahren aber auch durch das Trentino und die gesamten Dolomiten, die sich im Süden bis nach Venetien und im Osten bis ins Friaul ausdehnen. Jeder dieser Roadtrips ist einzigartig, führt oft zu touristisch kaum erschlossenen Zielen und bietet unzählige, ja schier unendliche Möglichkeiten, durch Abstecher in die vielen kleinen Seitentäler die Routen zu erweitern. Obwohl ich dachte, nach 30 Jahren in Südtirol eigentlich alles zu kennen, gab es bei der Recherche für dieses Buch wieder viel Neues zu entdecken: darunter die Bibliothek von Marienberg, die Erdpyramiden von Percha, das Dorf Sappada oder das Val del Mis. Bis heute hat Südtirol deshalb für mich nichts von seiner Faszination verloren. Ich bin wohl immer noch verliebt.
Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:
Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei, und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.
Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.
Umweltbewusst fahren: Reisen mit dem Auto oder Wohnmobil sind grundsätzlich umweltfreundlicher als mit dem Flugzeug, dennoch können wir noch mehr tun und zum Beispiel den Kraftstoffverbrauch minimieren, indem wir vorausschauend fahren, so wenig Last wie möglich mit uns führen und die Umgebung vor Ort mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden.
Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen unsere Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.
Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.
Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden, bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.
Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.
Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-)Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.
Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.
So, wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf deren Traditionen, Religion oder typische Gebräuche. Ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache können bereits Berge versetzen!
Viele Burgen wie Kastelbell im Vinschgau überblicken immer noch die Straßen Südtirols.
ROUTE 1: DURCH DEN VINSCHGAU
Statt Zitronen wachsen im Vinschgau Äpfel, und statt dem Meer glitzern schneebedeckte Gipfel. Trotzdem hat der Vinschgau etwas mit Sizilien gemein. Hier fällt genauso wenig Regen wie auf der Insel vor Italiens Schuhspitze. So darf man sich in diesem herrlichen Landstrich auf sonnenverwöhnte Tage einstellen.
Start: Reschenpass
Ziel: Meran
Länge: 246 km
Dauer: 2–3 Tage
Beste Reisezeit: April bis Oktober
Je nach Jahreszeit neigt sich der Wasserspiegel im Reschensee.
Der Vinschgau verzaubert durch seine kontrastreiche Landschaft: Schneebedeckte Gipfel, grüne Almwiesen und sonnenverwöhnte Obstgärten prägen das Bild. Besonders eindrucksvoll ist der Blick auf den Ortler, den höchsten Berg Südtirols, der mit seiner immerwährenden weißen Spitze majestätisch über dem Tal thront. Das ganze Tal ist reich an Geschichte und kulturellen Schätzen, schließlich führte schon zu Zeiten der Römer die Via Claudia Augusta durch den Vinschgau.
Der Vinschgau ist stark vom Fluss Etsch geprägt, der unweit des Reschenpasses entspringt. Mit 450 Kilometer Länge ist die Etsch nach dem Po der zweitgrößte Fluss Italiens. Sie fließt durch den ganzen Vinschgau und vereint sich bei Bozen mit dem Eisack. Genau dort am Reschenpass beginnt der Vinschgau und erstreckt sich bis nach Meran. Mit seiner Ost-West-Ausrichtung ist er sonnenverwöhnt und durch seine besondere Lage, geschützt durch das Ortlermassiv im Süden und die Ötztaler Alpen im Norden, sehr niederschlagsarm. Die beiden Bergmassive halten den meisten Regen einfach ab. Nur durch die Etsch und einige ausgeklügelte, zum Teil uralte Bewässerungssysteme, die Wasser von den Bergen zu den Feldern leiten, lässt sich hier überhaupt Landwirtschaft betreiben. Diese Wassersysteme, die Südtiroler Waale, stehen heute auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes und sind wirklich etwas ganz Besonderes.
Eine der schönsten Jahreszeiten für einen Roadtrip ist das Frühjahr. Dann verwandeln sich der Vinschgau und seine vielen Apfelplantagen in ein schneeweißes Blütenmeer. Aberselbst wenn im Tal die Sonne schon wärmt, liegt auf den Pässen noch viel Schnee. Dann haben der Umbrailpass und das Stilfser Joch noch nicht geöffnet und können noch nicht befahren werden. Aber Ende Mai ist es dann so weit, und die 2758 Meter hohe Straße beweist, wie herrlich Fahrspaß durch die Berge sein kann. Der einzige Wermutstropfen: Im Tal tragen die Apfelhaine dann bereits ihren schwarzen Trauerflor, denn zum Schutz vor Wetterkapriolen werden die Obstgärten flächendeckend mit dunklen Hagelnetzen verkleidet.
Der Fröhlichturm in Mals ist eigentlich eine Burgruine, von der nur noch der Bergfried übrig ist.
Der Vinschgau teilt sich in zwei Hälften: den Ober- und den Untervinschgau. Die Grenze liegt bei Schlanders, an einem kleinen Höhenabsatz, der sich insbesondere klimatisch auswirkt. Während im Obervinschgau vor allem Äpfel angebaut werden, ist der Untervinschgau warm genug, um Trauben reifen zu lassen.
Startplatz für unseren Roadtrip ist der Obervinschgau, der am Reschenpass und dem gleichnamigen Reschensee beginnt. Von dort führt der Weg abwärts über die oft von Winden umtoste, karge Malser Haide, und wir erreichen Kloster Marienberg, ein uraltes spirituelles Zentrum der Benediktiner, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. Es folgen alte Dörfer und Städte wie Mals, Glurns und Schluderns. Die Fahrt hinüber ins Schweizer Münstertal (Val Müstair) ist mehr als lohnend, befindet sich doch direkt hinter der Grenze mit dem uralten Benediktinerinnenkloster St. Johann von Müstair ein UNESCO-Weltkulturerbe auf der Route. Von dort geht es kurvenreich in südlicher Richtung hinauf auf den Umbrailpass, wo wir die Grenze ins Trentino überschreiten. Nur noch ein paar Höhenmeter fehlen, dann erreichen wir am Stilfser Joch den zweithöchsten Pass in den Alpen – eine wirklich spektakuläre Route.
Genauso aufregend führen uns im Anschluss 48 Spitzkehren zurück in den Vinschgau, den wir bei Prad wieder erreichen. Wobei kurz zuvor ein Abstecher ins Suldental an den Fuß des Ortlers möglich ist. Kurz hinter dem Marmordorf Laas endet der Obervinschgau, und die Straße senkt sich über drei Serpentinen nach Schlanders, dem größten Ort im ganzen Tal.
Jetzt sind wir im Untervinschgau angekommen. Kurz hintereinander zweigen nun das Martelltal und das Schnalstal ab. Beide sind Sackgassentäler, aber es lohnt sich, jeweils bis zum Talschluss zu fahren. Das Martelltal ist das kleinere der beiden. Vor allem unter der Woche ist es nicht überlaufen, und das Tal entfaltet seinen Reiz. Leider gibt es wenige Plätze auf dem Weg ins Martelltal, an denen wir gut mit dem Auto anhalten können. Die Straßen sind schmal und von vielen Zäunen gesäumt. Aber zum Glück sind einige größere Wanderparkplätze vorhanden, von denen wir dann in aller Ruhe losziehen können.
Das Schnalstal macht es uns etwas einfacher. Es ist touristisch bestens erschlossen und dennoch landschaftlich ein wahrhaftiger Traum. In kaum einem anderen Tal findet man so viele alte Bauernhöfe, erbaut aus dunklem Holz, mit winzig kleinen Fenstern, von Geranien überladenen Balkonen und silbernen Milchkannen vor der Haustür. Kein Wunder, dass das Schnalstal und seine alten Höfe auch immer wieder als Filmkulisse dienen. Der Spielfilm »Das Finstere Tal« mit Tobias Moretti in der Hauptrolle wurde hier gedreht. Völlig neu und ganz modern präsentiert sich hingegen die Schnalstaler Gletscherbahn. Wer nach einer Extradosis Adrenalin sucht, bucht sich dort eine Liftfahrt im Cabrio. Abenteuerlich und sehr luftig schwebt man dabei in einem offenen Balkon auf dem Dach der Berggondel himmelwärts. Frischluft ist garantiert!
Zurück im Vinschgau, findet das Tal kurz hinter den Dörfern Naturns und Partschins sein Ende. Zum großen Finale fahren wir nun die letzten Kurven abwärts und erreichen das Burggrafenamt, das große Talbecken rund um die Kurstadt Meran, in der wir gleich mehrere Tage verbringen könnten.
EINKEHREN
RESTAURANT FLURIN (GLURNS)
Überzeugendes Ambiente und noch überzeugendere Küche. Das Essen gleicht kleinen Kunstwerken, und so schmeckt es auch. Das Flurin ist etwas ganz Besonderes.
flurin.it
GASTHOF OBERRAINDLHOF (SCHNALSTAL)
Hier wird man zum Wiederholungstäter: feinste Südtiroler Küche mit dem gewissen Kick. Der gut sortierte Weinkeller verführt dazu, dort gleich ein Zimmer zu buchen.
oberraindlhof.com
GASTHAUS ZUR KRONE (LAAS)
Glücklich, wer einen Tisch ergattert. Das historische Gasthaus in der Ortsmitte mit seinem weiß vertäfelten Gastraum lohnt einen Umweg. Das Essen und der Service sind auf Zack, und man kann natürlich auch auf der sonnigen Terrasse am Stadtplatz essen.
Tel. +39 0473 62 11 17, info@krone-laas.it
RESTAURANT ONKEL TAA (BEI PARTSCHINS)
Das Restaurant Onkel Taa liegt am Bahnhof Töll im Ortsteil Bad Egart. Dem Gasthaus ist das K. u. K. Museum Bad Egart angeschlossen. Es hat ein ganz eigenes, verwunschenes Flair und ist wirklich einzigartig.
onkeltaa.com
WALDSCHENKE NATURNS (NATURNS)
Südlich des Dorfes gelegen, ist die Waldschenke eine sehr gemütliche Pizzeria, ideal auch für Familien. Toller Blick auf das Tal.
waldschenke.info
RESTAURANT WIEDENPLATZERKELLER (NATURNS)
Oberhalb von Naturns gelegen, ein richtig uriges Restaurant mit Kellergewölbe oder sonniger Terrasse. Südtiroler Spezialitäten stehen auf der Karte, die unnachahmlichen Spareribs, hier »Ripperle« genannt, sind weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt.
restaurant-naturns.com
ÜBERNACHTEN
GARBERHOF (MALS)
Darf es ein bisschen Luxus sein? Dann ab in den Garberhof: aufwachen mit Ortlerblick, genussvolle Küche und entspannen im großzügigen Wellnessbereich nebst riesengroßem Hammam.
garberhof.com
BURGGASTHOF ZUM WEISSEN RÖSSL (SCHLUDERNS)
Das kleine Drei-Sterne-Hotel liegt am Fuße der Churburg und bietet sehr gute Südtiroler Küche.
burggasthof.com/de/burggasthof/
HOTEL WALDHEIM (MARTELLTAL)
Hier wird man zum Wiederholungstäter. Nicht nur, weil man traumhaft tief und fest in der frischen Bergluft schläft, auch die Küche im Hotel sorgt für große Genussmomente. Ideal, um das Martelltal genauer zu erkunden.
waldheim.info
WEISSES RÖSSL LICHTENBERG (LICHTENBERG BEI PRAD)
Wunderschön neu renoviertes Boutiquehotel in historischen Mauern. Auch für das leibliche Wohl wird bestens gesorgt. Die Karte ist klein, dafür kreativ und das Essen einfach köstlich. Unser Geheimtipp!
weisses-roessl-lichtenberg.de
PENSION SONNWEND (RABLAND)
Klein, fein und eine Oase der Ruhe am Ortsrand inmitten der Apfelplantage. Die Zwei-Sterne-Garni-Unterkunft bietet Zimmer mit einem wirklich reichhaltigen Frühstück. Die Merancard ist dabei inkludiert.
sonnwend.it
SCHLOSS PLARS (ALGUND)
Einmal Schlossprinzessin sein, das darf man im Schlosshotel Plars. Aufwachen in historischen Gemäuern mit dem Komfort der Neuzeit – hier geht ein Traum in Erfüllung. Wobei wir im Schloss Plars zwischen Alt und Neu wählen können. Im Park gibt es auch ein ganz modernes Refugium. Wer die Wahl hat, hat die Qual.
schlossplars.com
Genießen ist eine Kunst, und im Schloss Plars wird sie zur Perfektion gebracht.
RESCHENSEE
Der alte Kirchturm von Graun ragt – als letzter Rest eines ganzen Dorfes – aus dem Wasser des Reschensees. Die Fahrt durch den Vinschgau beginnt mit einem düsteren Kapitel: eine Geschichte der Ohnmacht, die bis heute Fragen und Wunden aufreißt.
Immer mit nassen Füßen: Das Wahrzeichen des Reschensees, der Kirchturm, ist eigentlich der klägliche Rest des Dorfes Graun.
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