Romana Exklusiv Band 261 - Marion Lennox - E-Book
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Romana Exklusiv Band 261 E-Book

MARION LENNOX

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Beschreibung

DIE LEIDENSCHAFT IST STÄRKER von CLAIR, DAPHNE
Warum nur muss sich Cara ausgerechnet in den Milliardär Zandro verlieben - nach allem, was er ihrer Zwillingsschwester angetan hat? Als sie den attraktiven Unternehmer bei einem Strandspaziergang zur Rede stellen will, gerät sie in einen Zwiespalt der Gefühle …

ICH LEGE DIR DIE WELT ZU FÜßEN von LENNOX, MARION
Es ist wie im Märchen, als Peta und Marcus sich in New York das Jawort geben. Dabei ist Peta nur zu Besuch in der Metropole - und den aufregenden Millionär kennt sie erst seit einer Woche! Seither holt er ihr die Sterne vom Himmel, spricht aber nie von Liebe …

SÜßE EROBERUNG UNTER PALMEN von HART, JESSICA
Als seine Verlobte ihn verlässt, verwandelt der Tycoon Tom seine Hochzeitsreise spontan in einen Business-Trip. Anstatt der Braut begleitet ihn seine Assistentin Imogen. Doch auf den Malediven erkennt er bald: Es ist nicht einfach, Imogen zu widerstehen …

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EPUB

Seitenzahl: 565

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Daphne Clair, Marion Lennox, Jessica Hart

ROMANA EXKLUSIV BAND 261

IMPRESSUM

ROMANA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg, in der Reihe: ROMANA EXKLUSIV, Band 261 – 2015

© 2004 by Daphne Clair Originaltitel: „The Brunellesci Baby“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Claudia Stevens Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA EXTRA, Band 242

© 2004 by Marion Lennox Originaltitel: „The Last-Minute Marriage“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Svenja Willkomm Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe ROMANA, Band 1605

© 2009 by Jessica Hart Originaltitel: „Honeymoon With the Boss“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Iris Pompesius Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe ROMANA, Band 1833

Abbildungen: Regina Garcia / Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733740221

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, TIFFANY

DAPHNE CLAIR

Die Leidenschaft ist stärker

Am liebsten würde Zandro Brunellesci seine Schwägerin Lia einfach aus seiner Villa werfen: Wie kann sie es wagen, ihm seinen Neffen wegzunehmen? Zwar behauptet sie, die Mutter des Kindes zu sein, aber kann er ihr glauben? Schließlich wirkt sie so anders als er die Frau seines verstorbenen Bruders in Erinnerung hatte – so begehrenswert und erregend …

MARION LENNOX

Ich lege dir die Welt zu Füßen

Als der Millionär Marcus Benson von ihren Problemen erfährt, schlägt er Peta prompt eine Zweckehe vor: So kann sie ihre Familie retten. Zwar hat er die junge Australierin erst vor Kurzem kennengelernt, aber nie zuvor wollte Marcus einer Frau so gern die Welt zu Füßen legen. Nur eine Liebeserklärung – die darf sie nicht verlangen …

JESSICA HART

Süße Eroberung unter Palmen

„Liebt er dich wirklich?“ scheinen die Palmen leise zu raunen. Doch Imogen weigert sich, an das Ende ihrer traumhaften Malediven-Reise zu denken. Solange wie möglich will sie Toms leidenschaftliche Küsse auf Coconut Island genießen! Denn zurück in England wird er nicht länger ihr zärtlicher Geliebter sein – sondern ihr Boss …

Die Leidenschaft ist stärker

1. KAPITEL

Der Beamte bei der Passkontrolle musterte die dunkelhaarige junge Frau mit den grünen Augen vor seinem Schalter nur flüchtig.

Doch als er nun seinen Blick wieder auf das Bild in ihrem Pass richtete und dann den Kopf schüttelte, wurde sie nervös.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und ihre Wangen wurden brandrot.

Erneut sah der Beamte auf. „Liar Cameron?“

Erleichtert korrigierte sie: „Nein, es heißt Li-ah.“ Dann wiederholte sie bestimmt: „Ich heiße Lia Cameron.“

„Verzeihen Sie.“ Er blätterte den Pass durch. „Waren Sie schon einmal in Australien?“

„Ja.“

Der Mann stempelte die Seite und gab ihr das Dokument mit einem Lächeln zurück. „Ihr Kiwis könnt euch einfach nicht fernhalten, wie? Schönen Urlaub.“

Ihre Knie zitterten, als sie zur Gepäckabholung des Flugs Auckland–Sydney ging. Es war nicht das erste Mal, dass jemand den Namen Lia wie Liar, Lügner, ausgesprochen hatte. Mit ihrem schlechten Gewissen hätte sie sich eben am Schalter beinahe lächerlich gemacht.

Als ihr Koffer auf dem Rollband erschien, griff sie danach und warf einen kurzen Blick auf das Etikett. Lia Cameron. „Das bin ich“, sagte sie mit fester Stimme.

Sie nahm den Bus zur Sunshine Coast, fand ein Hotel und zahlte ihr Zimmer bar und im Voraus, um ihre Kreditkarte nicht benutzen zu müssen.

Morgen würde sie einen Wagen mieten und die Brunellescis ausfindig machen. Insbesondere Zandro Brunellesci.

Bei dem Gedanken an ihn lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Alessandro Gabriele Brunellesci war ein harter Gegner, der es gewohnt war, alles und jeden zu zerschlagen, der sich ihm in den Weg stellte. Einschließlich Lia.

Doch Zorn und Kummer überwogen ihre Furcht. Stress und Trauer hatten ihr eine Kraft verliehen, von der sie nicht einmal wusste, dass sie sie besaß. Zandro würde erkennen, dass sie sich nicht einschüchtern ließe und er sie nicht loswerden konnte. Zu viel stand auf dem Spiel. Es galt, das Unrecht an einem Kind zu korrigieren.

Sie würde nicht eher nach Neuseeland zurückkehren, bis sie getan hatte, wozu sie hierhergekommen war. Und sie würde nicht allein heimkehren.

Das Anwesen der Brunellescis war von einer hohen Backsteinmauer mit schmiedeeisernen Toren umgeben. Hohe Gummibäume und Silberbirken verbargen die Sicht auf das imposante Gebäude beinahe vollständig; nur das Goldgelb der Fassade und Teile der großzügigen Fenster waren zu sehen. Unter dem Haus gab es offensichtlich eine Tiefgarage, durch die das Erdgeschoss höher gelegen war. Das Obergeschoss zierte ein breiter Balkon.

Nachdem sie langsam am Grundstück vorübergefahren war, parkte sie den Wagen im Schatten eines Baumes auf der gegenüberliegenden Straßenseite und begann aufmerksam, die Umgebung in sich aufzunehmen. Eingefasst in eine Rasenfläche war ein Spielplatz zu sehen, auf dem ein paar Bäume Schatten vor der heißen Sonne Queenslands spendeten. Jenseits der Schaukeln und Rutschen und einem kleinen Sportplatz konnte sie einen silbrigen Strand erkennen, den die milchig weißen Zungen der Gischt des Ozeans umspielten.

Die Straße war stark befahren, und es war fast unmöglich, alle Autos und Passanten gleichzeitig im Auge zu behalten.

Das brachte nichts. Seufzend kramte sie in ihrer Tasche, zog eine kaschierende Sonnenbrille hervor, schlang das Haar zu einem Knoten, den sie unter einem Strohhut verbarg, und nahm ein Taschenbuch aus dem Handschuhfach.

In der Nähe des Spielplatzes gab es hölzerne Sitzbänke. Sie wählte eine, die ihr den Blick auf die Straße ermöglichte, und gab vor zu lesen, während sie weiterhin das Tor des Anwesens beobachtete – vergeblich.

Erst gegen Mittag trat eine elegant gekleidete Frau mit einem Buggy in Begleitung eines älteren Herrn hinaus.

Langsam überquerten sie die Straße zum Park und gingen an der jungen Frau vorbei, die so sehr in ihr Buch vertieft zu sein schien.

Sie hatten sie nicht bemerkt. Mit zitternden Händen ließ sie ihre Lektüre sinken und atmete tief durch. Sie durfte sich nicht umdrehen. Sie konnte hören, wie die Frau ihre Stimme hob und mit dem Kind sprach. Auch der alte Mann war zu vernehmen sowie das muntere Plappern des kleinen Jungen.

Ihr Herz zog sich zusammen. Betont gelassen schlenderte sie unter einen Baum und ließ sich dort auf dem Rasen nieder, den Rücken an den Baumstamm gelehnt.

Der alte Mann stützte sich auf seinen Spazierstock und sah zu, wie die Frau das Kind vorsichtig auf der Schaukel anschubste.

Das Gesicht des kleinen Jungen war durch eine blaue Kappe vor der Sonne geschützt, seine Beinchen ragten aus einer kurzen Hose hervor, und er amüsierte sich ganz offensichtlich königlich. Sein entzücktes Lachen wurde vom Wind an ihr Ohr getragen.

Sie sorgen gut für ihn.

Vielleicht sollte sie ihre Mission aufgeben und abreisen. Doch sie verwarf den feigen Gedanken rasch. Ein einziger Augenblick reichte nicht aus, um die Gesamtsituation zu beurteilen.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Frau. Sie war Mitte dreißig, hatte ein hübsches Gesicht, das von braunen Locken umrahmt war, und eine schlanke Figur. Zu ihrem grünen Kostüm trug sie einen weißen Gürtel und weiße flache Sandalen. Eine Nanny. Sie hatten eine Kinderfrau für ihn angestellt.

Als das Kind von der Schaukel gehoben wurde und die kleine Gruppe zum Strand hinunterging, blieb sie unter dem Baum sitzen. Nach einer Weile erhob sie sich und schlenderte wieder zum Wagen, wo sie wartete, bis die drei zum Haus zurückkehrten und hinter dem Tor verschwanden.

Jetzt wusste sie immerhin, wo sich der Kleine befand, dass er nicht irgendwo anders hingeschickt worden war. Es war an der Zeit, eine Strategie zu erdenken.

Am nächsten Morgen parkte sie am selben Platz und wartete. Wieder erschien das Trio des Vortages. Die Frau sah sorgfältig nach links und rechts. Ihr Blick verweilte kurz auf dem parkenden Auto, und sie wandte sich an den Mann, bevor sie den Buggy über die Straße schob.

Einbildung. Aber es war Vorsicht geboten. Bleib im Wagen, außer Sichtweite.

Der kleine Junge war bestens gelaunt. Als die Frau ihn nach einer Weile aus der Schaukel hob, zeigte er auf die Rutsche. Die Frau setzte ihn hinauf und fing ihn unten wieder auf. Begeistert klatschte er in die Hände.

Der Großvater ließ sich auf einer Bank im Schatten nieder. Ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht.

Für einen Mann, der, wie sie wusste, vor gut fünfzig Jahren sein Heimatland Italien verlassen hatte, um ein ganzes Unternehmen aus dem Nichts aufzubauen, und der für seine Härte und seinen Geschäftssinn bekannt war, wirkte er beinahe gütig.

Medizinischen Studien zufolge wurden harte, starke Männer im Alter durch den allmählichen Testosteronverlust milde.

Sein Sohn Zandro war Anfang dreißig und würde noch lange brauchen, bis er zahmer wurde. Vielleicht war der alte Domenico ein leichteres Angriffsziel. Sicherlich hatte er einigen Einfluss auf seinen Sohn.

Sie hatte das schwarze Auto nicht kommen sehen, so gefangen war sie in ihren Gedanken gewesen. Bis es direkt vor ihrem zum Stehen kam.

Ein Mann schwang sich aus dem Wagen. Ihr Herz begann zu rasen, noch bevor er ihre Tür erreicht hatte. Zu spät versuchte sie, die Türverriegelung zu betätigen.

Lange, feste Finger schlossen sich um ihr Handgelenk. Und ehe sie sich versah, wurde sie aus dem Wagen gezerrt und gegen die Hintertür gepresst.

Die Hand, die ihr Gelenk in eisernem Griff hielt, fuhr auf das Autodach nieder. In dem markanten Gesicht mit dem zornigen Blick erkannte sie zuerst Misstrauen, dann Ungläubigkeit.

„Lia?“ Seine Stimme klang gefährlich.

Sie schluckte. Es gab keinen Zweifel, wer da vor ihr stand. „Zandro“, sagte sie.

Anders als sein Vater, wirkte der jüngere Brunellesci alles andere als gütig. Sein Griff schmerzte, seine Kraft und die rasende Ungläubigkeit in seinem Blick machten ihr Angst. Dennoch versuchte sie, Haltung zu bewahren.

„Was zum Teufel wird hier gespielt?“

Nicht einschüchtern lassen. Er ist auch nur ein Mensch. „Gar nichts wird hier gespielt.“ Sie reckte das Kinn. „Lass meine Hand los.“

Zandro Brunellesci blinzelte und sah sie überrascht an.

Lia hatte sich ihm nie widersetzt, nie seine Autorität angezweifelt und immer akzeptiert, wie er und seine Familie mit ihr umgegangen waren.

Aber das hier war eine andere Lia, eine, die sich nicht herumschubsen ließ, eine, die wusste, was sie wollte, und es auch zu bekommen gedachte. Die kein Nein akzeptieren würde, ganz gleich, was es sie kosten würde – oder ihn.

Einen Moment starrte er sie noch an, dann ließ er abrupt los. Die andere Hand ruhte jedoch weiterhin auf dem Autodach, sodass er immer noch in einer einschüchternden Geste vor ihr stand.

Automatisch rieb sie ihr schmerzendes Handgelenk.

Zu ihrer Überraschung griff Zandro nach ihrer Hand, sanfter diesmal, obwohl er wiederum ihren Widerstand missachtete.

Er runzelte die Stirn, als er die Rötung sah. „Ich wollte dir nicht wehtun“, sagte er leise. „Ich stand unter Schock.“

„Ich dank dir auch“, gab sie scharf zurück. „Von dem blauen Fleck, den das geben wird, mal ganz abgesehen.“

Verwirrt begegnete er ihrem selbstbewussten Blick. Wieder sah sie, wie in den Tiefen seiner dunklen Augen etwas aufleuchtete, das sie schneller atmen ließ.

Ungeduldig schüttelte Zandro den Kopf und zog dann den Autoschlüssel aus dem Schloss. „Wir gehen besser ins Haus und kühlen dein Handgelenk.“ Er legte ihr vorsichtig die Hand unter den Ellbogen und führte sie über die Straße.

Instinktiv wollte sie zurückweichen, ihren Schlüssel verlangen und davonfahren. Aber obwohl dies wohl kaum als eine Einladung bezeichnet werden konnte, bot er ihr immerhin an, ins Haus zu kommen. Die Gelegenheit musste sie wahrnehmen.

Früher oder später hatte diese Konfrontation sowieso kommen müssen, was aber, wenn sie sich jetzt nicht dafür gewappnet fühlte? Tatsache war, dass sie sich niemals dafür bereit fühlen würde. Sie hatte diese Situation herausgezögert, indem sie das Haus bewacht und verschiedene Möglichkeiten erwogen hatte. Nun war die unerwartete Chance gekommen, und sie musste sie nutzen.

Zandros Hand an ihrem Ellbogen fühlte sich heiß an und machte sie nervös. Ein ungewohntes Kribbeln erfasste sie. Allerdings war sie auch noch nie in einer solchen Situation gewesen. Normalerweise war sie ein ehrlicher Mensch, jetzt aber musste sie ein Täuschungsmanöver überzeugend in die Tat umsetzen.

Noch ist es nicht zu spät, rief ihre innere Stimme. Noch konnte sie einen Rückzieher machen und umgehend nach Neuseeland zurückkehren.

Zögernd sah sie in Zandro Brunellescis Gesicht, ein Gesicht, das wie in Granit gemeißelt wirkte. Die Worte, die ihr auf der Zunge gelegen hatten, erstarben in ihrer Kehle. In seiner Selbstbeherrschung war dieser Mann noch Furcht einflößender. Aber sie hatte hoch und heilig geschworen, dies hier durchzuziehen. Wenn sie dieses Versprechen brach, würde sie sich das niemals verzeihen können.

Zandro schloss seinen eigenen Wagen ab und betätigte, am Tor angekommen, eine Art Fernbedienung, mittels derer sich das Tor lautlos öffnete. Ohne zu fragen, schob er sie hinein.

Als sich die Pforte wieder hinter ihnen schloss, beschlich sie das Gefühl, in ein finsteres Gefängnis gebracht zu werden. Unwillkürlich erschauerte sie.

„Alles in Ordnung?“ Zandros Stimme klang gezwungen freundlich.

„Ja, es ist nur etwas kühl im Schatten.“

Die majestätische Allee war kurz, und so stiegen sie bald die steinernen Stufen zum säulengetragenen Vorbau hinauf.

Zandro gab einen Zahlencode in eine Apparatur an der Tür ein, die sofort aufschwang, und führte sie in einen luftigen großen Raum, der mit dunklen Holzmöbeln und Gobelinstühlen ausgestattet war. „Setz dich, Lia“, sagte er und zeigte auf ein antikes samtbezogenes Sofa. „Ich hole etwas Eis.“

Sie wunderte sich, dass er keinen Bediensteten rief, aber vielleicht schämte er sich, dass er für ihre Verletzung verantwortlich war.

Mit einer Schüssel mit Eis und einem Handtuch kehrte er zurück. Er faltete das Handtuch zu einer Kompresse und kniete sich dann vor sie hin, um es um ihr Handgelenk zu wickeln.

„Das machst du gut“, bemerkte sie überrascht.

„Ich habe öfter mit Sportverletzungen zu tun.“ Er war nun mit ihr auf Augenhöhe und nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, als er von ihrem Arm aufsah. Trotz der körperlichen Nähe wirkte sein Blick distanziert.

In seinen Augenwinkeln konnte sie feine Linien erkennen, und trotz seiner akkuraten Rasur fiel ihr ein leichter Bartschatten auf. Ein angenehmer Sandelholzduft entströmte seiner Haut. Sein Haar war schwarz glänzend und ganz leicht gewellt. Er hatte den Knoten seiner Krawatte gelockert und den obersten Hemdknopf geöffnet, sodass ein Stück seiner leicht gebräunten Haut zu sehen war. Fasziniert betrachtete sie den kaum merklichen Puls an seinem Hals.

„Du spielst immer noch?“ Sie erinnerte sich blass, dass er in früheren Jahren Tennis gespielt hatte.

„Nur um mich fit zu halten. Leg den Arm hier drauf.“

Er bettete ihren Arm auf die Lehne des Sofas, doch sie hob ihn sofort wieder an. „Das Polster wird nass.“

Zandro sah sie verblüfft an. Angesichts des Reichtums dieser Familie war ein ruiniertes Sofa wahrscheinlich eine Banalität.

Dennoch nickte er, stand auf und holte ein größeres Handtuch und faltete es so, dass keine Feuchtigkeit hindurchdringen würde. Dann ließ er sich in einem Stuhl ihr gegenüber nieder.

„Was tust du hier, Lia?“

Sie zögerte und befeuchtete ihre Lippen. Jetzt kam die Stunde der Wahrheit. Ihre letzte Chance wegzulaufen. Sie räusperte sich. „Ich komme wegen meines Kindes. Ich hole meinen Sohn heim.“

Zandro schwieg. Sekundenlang war nur ihr ruhiges Atmen zu hören, dann zuckten seine Kiefermuskeln. „Das glaube ich kaum.“

Sie hob das Kinn und sah ihm direkt in die Augen. „Er gehört zu … mir.“

Feindseligkeit stand in seinem Blick. „Du glaubst, wir geben ihn einfach so auf?“

„Ich bin seine Mutter!“ Sie legte alles in diesen Satz, was sie an Überzeugung aufbringen konnte.

„Und ich bin sein gesetzlicher Vormund und muss nach seinen Interessen handeln.“

Das hörte sich eher nach einem Geschäftsvertrag an als nach einer Unterhaltung über die Bedürfnisse eines Kindes. „Du meinst, nach den Interessen der Brunellesci-Dynastie.“

Er hob die Augenbrauen. „Ein Familienunternehmen würde ich wohl kaum so bezeichnen.“

„Gehört Pantheon nicht zu den zehn reichsten australischen Firmen? Wie hoch ist euer Vermögen?“

Sein Blick wurde hart. „Bist du deshalb hier? Du willst Geld? Dann lass uns zur Sache kommen.“

Sie riss empört die Augen auf. „Wie …?“

Aber er hörte nicht zu. „Du hoffst, dass wir dich noch einmal dafür bezahlen, dass du uns in Ruhe lässt, wie?“

Die Beschuldigung machte sie sprachlos. Dann sprang sie auf. „Wie kannst du es wagen? Du bist ja noch schlimmer, als ich dachte!“

Er erhob sich gleichfalls und erwiderte ihren Blick hitzig. „Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben. Wenn ich unrecht habe, was willst du dann also wirklich?“

„Das sagte ich bereits. Ich will Dominic. Ich will … meinen Sohn.“

„Du hast ihn aufgegeben.“

„Ich war nicht ich selbst. Ich wusste nicht, was ich tat.“

„Und“, fragte er mit tödlicher Ironie, „jetzt bist du du selbst, Lia?“

Diese Frage erschreckte sie. Sie wusste, in ihrem Gesicht standen die Schuldgefühle geschrieben. Zandro lachte freudlos auf. „Du wolltest Nicky kidnappen? Damit wärst du niemals durchgekommen.“

Nicky? Wer … Dann dämmerte es ihr. Dominic hatte einen Kosenamen bekommen. „Ich wollte ihn nicht kidnappen!“ Sie brauchte ja nicht zuzugeben, dass ihr diese Idee kurzfristig gekommen war.

„Warum hast du ihn dann heimlich beobachtet?“

„Wie kommst du denn darauf?“ Bloß nichts zugeben. Das war am sichersten.

Er sah sie ungeduldig an. „Mein Vater und die Kinderfrau haben dich gestern gesehen, und als sie heute denselben Wagen am selben Platz wieder entdeckten, wurden sie misstrauisch und riefen mich an.“

„Ich wollte nur sichergehen, dass Dominic immer noch hier ist. Und dass gut für ihn gesorgt wird.“

„Er erhält die beste Pflege.“

„Die Beste, die man mit Geld kaufen kann, meinst du. Du hast eine Kinderfrau angestellt.“

Er senkte bedauernd den Blick. „Meine Mutter kommt allein nicht mit dem Jungen zurecht. Und ich muss mich um das Geschäft kümmern. Barbara ist hoch qualifiziert und hat zahlreiche Empfehlungen.“

„Sie kann es sich nicht leisten, sich emotional richtig an ihren Schützling zu binden.“

„Eine gute Kinderfrau ist besser als eine unfähige Mutter.“

„Unfähig?“ Ihre Stimme überschlug sich vor Zorn.

Er sah sie wieder streng an. „Du weißt, dass du nicht in der Lage warst, Verantwortung für ein Kind zu tragen, Lia.“

„Vorübergehend!“, widersprach sie. „Und du hast die Situation ausgenutzt, um mir Dominic wegzunehmen!“

„Wir haben die Verantwortung für ein verletzliches Mitglied unserer Familie übernommen. Seine Sicherheit und sein Wohlbefinden waren unsere erste Priorität. Trotz allem ist er ein Brunellesci.“

„Er ist ein Cameron!“

„Die Tatsache, dass sein Vater dich nicht geheiratet hat, ist bedeutungslos“, hielt Zandro dagegen. „Ricos Name steht auf der Geburtsurkunde, und meine Eltern haben Nicky als ihren Enkelsohn akzeptiert.“

„Das macht ihn noch lange nicht zu ihrem Eigentum.“ Wenn die Brunellescis ihn aufzogen, würden sie dann diesen kleinen lachenden Jungen in einen gefühllosen, harten Geschäftsmann verwandeln, wie sein Onkel und Großvater welche waren? „Die Rechte einer Mutter gehen vor. Jedes Gericht wird so entscheiden.“

„Das Gericht wird die Interessen des Kindes abwägen. Eine drogenabhängige Mutter, die ihr Kind allein gelassen hat, ist wohl kaum vertrauenswürdig.“

„Ich bin nicht …“ Dieses Argument hätte sie erwarten müssen, dennoch zitterte sie und ballte die Hände zu Fäusten, um es zu verbergen. „Ich habe ihn nicht allein gelassen, und du hast unrecht. Ich bin nicht drogenabhängig.“

„Du bist clean?“ Er sah sie forschend an. „Du siehst wirklich besser aus. Aber wie lang kannst du die Hände von dem Zeug lassen?“

Sie biss die Zähne aufeinander. „Ich bin nie abhängig gewesen. Ich war nur … durcheinander.“

„Das ist eine maßlose Untertreibung“, konterte er trocken. „Du wusstest kaum, was um dich herum geschah, und warst überhaupt nicht in der Lage, dich um dein Neugeborenes zu kümmern. Wenn ich nicht eingegriffen hätte, wäre Nicky zur Adoption freigegeben worden.“

„Ich stand unter Schock! Ich trauerte um deinen Bruder … meinen … meinen …“

„Deinen Geliebten“, half Zandro nach.

„Den Vater meines Kindes! Des Kindes, das du mir weggenommen hast.“

Damals war nichts mehr für Lia von Bedeutung gewesen. Sie hatte Tabletten genommen, um den Schmerz zu betäuben, um Schlaf zu finden und die Welt auszusperren. Sie hatte in einer anderen Dimension gelebt und sich an nichts erinnert, außer daran, dass sie mehr Tabletten brauchte … und immer mehr.

„Ich habe versucht, dir zu helfen“, sagte Zandro.

Wieder wallte Zorn in ihr auf. Aber sie musste ruhig bleiben, einen kühlen Kopf bewahren. „Was du getan hast, würde ich nicht als helfen bezeichnen“, wies sie ihn zurecht.

Er sah sie erschöpft an. „Ich glaube nicht, dass du dich an viel erinnerst, so zugedröhnt wie du warst.“

Unsicherheit keimte in ihr auf. Waren damals Dinge geschehen, von denen sie nichts wusste?

Im Flur waren nun Stimmen zu hören. Instinktiv wandte sie den Kopf und erhaschte einen Blick auf die Nanny mit dem Baby auf dem Arm.

Ohne nachzudenken, sprang sie auf, doch Zandro hielt sie zurück. Der alte Mann kam herein und stellte sich ihr in den Weg. Er sah zu Zandro hinüber. „Was will diese Frau hier?“

Sie fühlte sich wie geohrfeigt, straffte jedoch die Schultern und konfrontierte ihn: „Ich habe einen Namen, Mr Brunellesci“, sagte sie, „Lia.“ Sie betonte den Namen wie eine Herausforderung. „Und ich habe ein Recht auf meinen Sohn.“

„Sie haben gar keine Rechte!“ Er stampfte mit seinem Stock auf den Boden. „Wie können Sie es wagen, hierher zu kommen?“

„Papa“, unterbrach Zandro ruhig, aber bestimmt. „Reg dich nicht auf. Ich kümmere mich schon darum.“

Der alte Mann sah seinen Sohn an. Wenn er wirklich im Alter milde geworden sein sollte, so ließ er es sich nicht anmerken. Schließlich nickte er und murmelte im Hinausgehen „Cagna!“

„Bitte setz dich, Lia.“

Zögernd kam sie seiner Aufforderung nach. „Wie hat er mich genannt?“

Zandro blieb stehen. Mit einer ungeduldigen Handbewegung wischte er ihre Frage fort. „Das ist unwichtig. Wie geht es deinem Handgelenk?“

„Es kommt schon wieder in Ordnung.“ Dennoch wollte sie die Kompresse lieber noch ein wenig anbehalten. So könnte er sie nicht gleich hinauswerfen. „Dein Vater hasst mich.“

„Er liebt Nicky.“

Als sei das eine logische Schlussfolgerung. „Ist es wirklich Liebe?“, gab sie zu bedenken. „Oder Besitzanspruch?“ Dominic, auf Ricos Wunsch hin nach seinem Großvater benannt, war der einzige Enkel des alten Brunellesci und der Einzige einer neuen Generation. „Du bist noch nicht verheiratet, oder? Wenn du eines Tages eigene Kinder hast, was wird dann aus Dominic?“

Zandro runzelte die Stirn. „Er wird immer Ricos Sohn bleiben, ein Brunellesci. Daran wird sich nichts ändern.“

„Er ist auch mein Sohn. Daran wird sich ebenfalls nichts ändern.“

Einen Moment wich die Feindseligkeit in seinem Blick einer Art Anerkennung. Dann presste er die Lippen wieder zusammen. „Du hast deine Rechte verwirkt.“

„Du hast mich gezwungen, die Papiere zu unterschreiben, als ich mich nicht wehren konnte!“

„Gezwungen?“ Zorn blitzte in seinem Blick auf. „Überredet, okay, aber gezwungen? Das war nicht nötig. Du warst nur zu froh, mit dem Geld abhauen zu können.“

Die Beschuldigung nahm ihr den Atem. Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber dann ermahnte sie sich, lieber zuerst einmal nachzudenken. „Mit dem Geld hatte das nichts zu tun! Es erschien mir das Beste für Dominic. Aber es gibt Wichtigeres für ein Kind als die Dinge, die man mit Geld kaufen kann.“

„Stimmt. Eine Familie zum Beispiel.“

„Ich bin seine Familie!“

„Verzeih mir, wenn ich diese plötzliche Mütterlichkeit nicht für sehr glaubwürdig halte.“ Er vergrub die Hände in den Taschen seines Jacketts. „Aber wahrscheinlich hast du ein Anrecht, moralisch, nicht rechtlich. Unter gewissen Bedingungen, und wenn Nicky nicht darunter leidet, bin ich bereit, über Besuchsrecht zu verhandeln.“

2. KAPITEL

Besuchsrecht? Er würde der Mutter seines Neffen Besuchsrecht zugestehen? Wie gnädig. „Du erwartest doch wohl nicht, dass ich das akzeptiere.“

„Aber du erwartest, dass ich Nicky einfach so einer Fremden überlasse?“

„Ich bin seine Mutter!“ Wenn sie diese Worte nur oft genug wiederholte, würden sie wohl daran glauben – und sie selbst auch.

Zandro verlor die mühsame Beherrschung. „Du hast ihn nicht gesehen, seit er zwei Monate alt war!“

„Das war aber nicht mein Fehler!“ Er konnte unmöglich das Versprechen vergessen haben, das er Lia abgerungen hatte, und wie er sie genötigt hatte, ihre Unterschrift unter das Dokument zu setzen. „Du hast mich nicht zu ihm gelassen.“

„Kannst du mir das verdenken? In dem Zustand, in dem du damals warst? Es war doch nur zu seinem Besten.“

Hatte er andere Gründe gehabt als den Familienstolz, dass Ricos Sohn als ein Brunellesci aufwachsen sollte?

Nein, dachte sie. Zandro und seine Eltern hätten den Kleinen nicht unbedingt fortholen müssen. Wenn sie wirklich die Interessen des Kindes im Kopf gehabt hätten, hätten sie eine Möglichkeit gefunden, seine Mutter zu unterstützen. „Es war falsch, ihn dir zu überlassen.“

Er sah sie ungläubig an. „Du würdest ihn aus seiner gewohnten Umgebung herausreißen?“

„Ich sehe ein, dass das nicht sofort geht. Ich hatte gehofft, du und deine Eltern würden uns die Gelegenheit geben, uns erst einmal kennenzulernen, bevor ich … ihn mit nach Hause nehme.“

„Hier ist er zu Hause.“ Seine Worte duldeten keinen Widerspruch. „Hier wird er bleiben, bis er alt genug ist, für sich selbst zu entscheiden.“

Langsam, aber bestimmt widersprach sie: „Deine Eltern sehen das vielleicht anders. Du weißt nicht, wie es ist, ein Kind zu haben. Deine Mutter hat möglicherweise mehr Verständnis.“

„Ich weiß sehr wohl, wie es sich anfühlt.“

„Hast du Kinder?“

„Ich habe Nicky. Und ich werde ihn nicht gehen lassen.“

In seinem Blick erkannte sie denselben verbissenen Willen, das Kind zu behalten, den er auch damals an den Tag gelegt hatte, um jegliche rechtliche Handhabe durchzusetzen, die es Lia unmöglich machen sollte, jemals ihr Kind zurückzubekommen.

Sie würde nicht aufgeben. Aber es würde seine Zeit brauchen, ihren Willen durchzusetzen.

„Ich würde ihn jetzt gerne sehen.“

„Er macht gerade Mittagsschlaf.“

„Dann warte ich.“ Da er sie wohl kaum hinauswerfen konnte, würde sie einfach hier sitzen bleiben.

Er sah sie überrascht an und drückte dann den Knopf der Sprechanlage. „Zwei Tassen und eine Kanne Kaffee bitte, Mrs Walker. Und etwas zu essen.“

Nachdenklich trat er ans Fenster und schaute in den Garten. „Seit wann beschattest du uns?“

„Seit gestern.“

„Und seit wann bist du in Australien?“

„Vorgestern.“

„Wo wohnst du?“

Sie sagte es ihm, aber er kannte den Namen der kleinen Pension nicht. „Sauber und ruhig.“

Er sah sie an. „Ich habe lange versucht, deine Spur nicht zu verlieren, aber du bist oft umgezogen. Ich wusste nicht, dass du wieder in Neuseeland bist.“

„Du hast mich beobachten lassen?“ Empörung lag in ihrer Stimme. „Warum?“

Zandro presste die Lippen aufeinander. „Ich wollte sichergehen, dass es dir gut ging. Immerhin bist du Nickys Mutter. Und Rico liebte dich.“

Rico, sein jüngerer Bruder, der das Leben geliebt und für den Augenblick gelebt hatte, war den Beschränkungen und Erwartungen der Brunellesci-Familie entflohen. Er hatte seinen Preis gezahlt und war viel zu früh im Wrack seines schnellen Autos umgekommen. Ein Baby und eine verzweifelte junge Frau, die mit ihrem Schicksal nicht fertig geworden war, blieben zurück.

Hatte sich Zandro, nachdem er das Kind seines Bruders zu sich genommen hatte, Sorgen um Lia gemacht? Schwer zu glauben.

„Ich bin zurechtgekommen. Meine … meine Freunde haben mir geholfen, als ich wieder in Neuseeland war.“

„Bessere Freunde als die, die ich in Sydney gesehen habe, hoffe ich.“

In Sydney hatten sich Lia und Rico kennengelernt; sie hatte dort einen Ferienjob angenommen, er wollte seiner Familie entfliehen.

Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, das hatten sie zumindest geglaubt. Als er Lia gesehen hatte, waren alle anderen Frauen für Rico Luft gewesen. Und sie hatte ebenso für ihn empfunden. Ihre Beziehung wurde von ihrem Lebenswandel bestimmt, schnell und wild. Sie waren jung, interessierten sich nur füreinander und genossen jeden Augenblick, als hätten sie geahnt, wie wenig Zeit ihnen vergönnt war. Vielleicht wussten sie tief in ihrem Inneren, dass eine solche Liebe nicht ewig währen konnte. Dass sie so grausam enden musste, hätte Lia sich jedoch nie träumen lassen.

Als sie zurück nach Neuseeland kam, hatte sie erkannt, wie wenige verlässliche Freunde sie noch hatte, seit ihr stets lustiger Geliebter tot und mit ihm sein Geld versiegt war. Nur ein schreiendes Baby und ein gebrochenes Herz waren ihr geblieben.

Eine untersetzte Frau mittleren Alters kam mit einem Tablett herein. Überrascht sah sie auf den Arm des Gastes. „Sie sind verletzt? Kann ich Ihnen etwas bringen?“

Zandro warf einen Blick auf die Kompresse. „Vielleicht noch ein bisschen Eis? Was denkst du, Lia?“

„Nein, danke, es geht schon. Vielleicht könnten Sie das hier mitnehmen?“ Sie wickelte die Kompresse von ihrem Arm und reichte sie der Hausangestellten.

Zandro schenkte ihnen Kaffee ein. „Du hast dich ziemlich verändert.“

„Findest du?“ Sie seufzte. „Nach Ricos Tod und dem Verlust des Babys konnte ich wohl kaum die Alte bleiben.“

In seinem Blick glaubte sie so etwas wie Mitgefühl aufflackern zu sehen, aber da täuschte sie sich sicher. Sofort war sein Gesicht wieder eine harte Maske. „Tatsache ist, dass du keine Handhabe hast. Du hast damals zugestimmt, und alles ist legal abgelaufen.“

Er war so viel cleverer gewesen als Lia. Er hatte sie zum Anwalt gebracht – zu seinem Anwalt – und sich zum Vormund ihres Babys machen lassen. Natürlich war der Vertrag wasserdicht.

Sie biss die Zähne aufeinander und blickte in ihre Kaffeetasse. „Soweit ich weiß, können Eltern eine Vormundschaft auch wieder rückgängig machen.“

„Und du würdest deine Tauglichkeit als Mutter vor Gericht prüfen lassen?“

Sie war sich bewusst, dass sie sich auf unsicherem Boden bewegte, dennoch sagte sie mit voller Überzeugung: „Wenn du so weit gehen willst. Ich habe nichts zu verbergen.“ Was für eine Lüge. Aber in einer verzweifelten Situation musste man bisweilen zu anderen Mitteln greifen.

„Nichts?“ Er sah sie ungläubig an.

Er konnte unmöglich von ihrem Geheimnis wissen. Seine Skepsis beruhte auf seinem mangelnden Wissen über Lias Zustand kurz nach dem Tod seines Bruders.

Wenn ihre gewagte Aktion aufflöge, würde sie dennoch vor Gericht gehen, die Wahrheit sagen und alles tun, um Dominic nach Hause zu holen, wo er hingehörte. In ein anständiges Zuhause, wo er um seiner selbst willen geliebt werden würde. Wo er den Lebensweg wählen durfte, der ihm behagte, und nicht mit den Vorstellungen der Brunellescis indoktriniert werden würde. Und wo er niemals in eine Rolle gedrängt werden würde, an der er zerbrechen könnte.

Zandro starrte sie an. „Eine alleinerziehende Mutter“, sagte er ruhig, „mit … sagen wir zweifelhaften Verbindungen. Hast du seitdem übrigens einmal einen Job gehabt?“

„Natürlich.“ Kein Grund zur Panik. Sie war nicht verpflichtet, seine Fragen zu beantworten. „Ich bin nicht vermögend, aber ich besitze ein Haus.“ Ihre Eltern hatten ihr das Haus nach ihrem Tod vererbt. Es war zwar nur ein kleiner Vorstadt-Bungalow in Auckland, aber es war ein Haus. Natürlich könnten sie und Dominic nicht dort bleiben. Sie würde das Haus verkaufen, aber das ging Zandro nichts an. „Ich werde gut für Dominic sorgen. Ich werde alles für ihn aufgeben.“

„Und wie lange wird dieser plötzliche Lebenswandel anhalten?“

„Das ist kein plötzlicher Lebenswandel. Das ist Mutterliebe.“ Sie hielt seinem Blick stand.

Er seufzte theatralisch.

„Du könntest es ihm leichter machen“, erwiderte sie, ohne auf seinen Sarkasmus einzugehen.

Zandro leerte hastig seine Tasse und ließ sich ihr gegenüber in einen Sessel gleiten. „Hier ist er glücklich, hat alles, was er braucht, und wenn du die liebende Mutter wärst, die du vorgibst zu sein, dann würdest du ihn einfach hier lassen.“

Sie musste sich zur Ruhe zwingen und tief durchatmen. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr er fort: „Ich schlage vor, du besuchst ihn so oft du kannst, solange du hier bist. Dann kannst du dich überzeugen, dass er es nirgends besser hätte. Und wenn es funktioniert, können wir über ein Besuchsrecht sprechen.“

„Das ist wohl kaum ein Ersatz für ein Zusammenleben unter einem Dach.“ Besuche waren nicht dasselbe, wie mit dem Jungen in einem Haus zu wohnen, ihn aufwachsen zu sehen, ihn jeden Abend zu Bett zu bringen, all die Dinge, die Eltern so machten.

Zandro schien nachzudenken, dann, nach einer kleinen Pause, sagte er: „Ich weiß, dass es nicht dasselbe ist. Willst du hier einziehen?“

Einen Moment begriff sie nicht, was er meinte. Dann blinzelte sie. „Du lädst mich hierher ein?“

Er sah aus, als bereute er es schon. „Du könntest dich selbst überzeugen, dass er in den besten Händen ist, und mit einem guten Gefühl heimreisen.“

Keine Chance. Aber das sagte sie nicht laut, sonst würde er sein Angebot womöglich zurückziehen. „Okay.“ Sie zwang sich, sogar noch ein Dankeschön hinzuzufügen.

Sie würde nicht mit offenen Armen empfangen werden, dessen war sie sich bewusst. Wie würden Zandros Eltern auf diese sonderbare Einladung reagieren? Nach dem Verhalten seines Vaters zu urteilen, musste sie mit Abweisung, wenn nicht gar Beleidigungen rechnen. Aber sie war nicht hergekommen, um eine gemütliche Zeit zu verleben. Dominic brauchte sie, und allein darum ging es.

Offenbar hatte sie Zandro mit ihrer Reaktion wieder überrascht. Seine Finger umschlossen fest die Lehne seines Sessels, bevor er sie allmählich entspannte. „Ich werde meine Mutter bitten, dir ein Zimmer richten zu lassen.“

Sie fühlte sich ein wenig schwindelig. Die Dinge entwickelten sich schneller, als sie erwartet hatte. Und obwohl er nichts versprochen hatte, außer dass er Dominic nicht aufgeben würde, hatte sie Hoffnung. Er konnte doch nicht ernsthaft glauben, sie würde einfach ein bisschen hier bleiben und dann kampflos abziehen.

„Wann soll ich hier sein?“ Besser, sie nagelte ihn fest, bevor er es sich anders überlegen konnte.

Er zuckte mit den Schultern, obwohl er sehr offensichtlich um Gelassenheit rang. „Gib mir ein bisschen Zeit, um zunächst mal meine Eltern zu informieren …“

Sie setzte die Kaffeetasse ab. „Gut. Ich gehe dann jetzt und packe meine Sachen.“ Das würde nicht lange dauern. Sie würde ihm nicht die Gelegenheit geben, sich aus der Affäre zu ziehen. „Ich habe mir ein Auto gemietet. Kann ich es hier unterstellen? Ich werde es nicht oft brauchen.“

„Gib es zurück. Du wirst heute Abend abgeholt werden.“ Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: „So gegen sieben. Du kannst mit uns zu Abend essen.“

Wie aufmerksam, dachte sie ironisch, verkniff sich aber eine Bemerkung. Ob der alte Herr wohl sein Veto einlegen würde?

Wenn es Einwände gegeben hatte, dann hatte Zandro sie ausgeräumt. Der Wagen, eine Limousine mit dem Firmenlogo auf der Seite, traf pünktlich ein und fuhr sie auf direktem Weg zu dem Anwesen der Brunellescis. Mrs Walker öffnete ihr die Tür.

Als der Fahrer gerade dabei war, ihren Koffer aus dem Kofferraum zu nehmen, kam Zandro dazu. „Ich kümmere mich darum, Mrs Walker.“

Er musterte seinen Gast kritisch. Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein kühles Baumwollkostüm und dazu schlichte, aber elegante Sandaletten.

„Guten Abend, Lia. Mrs Walker wird dich hochführen. Ich bringe den Koffer gleich zu deinem Zimmer.“ Dann wandte er sich an den Fahrer.

Die Hausangestellte brachte sie in einen großen, elegant eingerichteten Schlafraum. Eine edle Tapete in Cremegold verlieh dem Zimmer eine mediterrane Note, die bronzefarbene Satintagesdecke über dem breiten Bett rundete die gelungene Komposition perfekt ab. Das angrenzende Bad war großzügig und ebenfalls sehr elegant eingerichtet.

Mrs Walker zog sich diskret zurück, als Zandro mit dem Koffer eintrat und ihn in die Ecke stellte. „Brauchst du noch etwas?“

„Nein, danke.“ Sie konnte sich ebenso kühl und höflich geben.

„Du kennst den Weg zum Esszimmer. Wir erwarten dich in circa zwanzig Minuten.“ Er sah sie fragend an. „Wenn du vorher noch einen Drink möchtest, findest du uns im Salon.“

„Ich hätte gerne einen Gin Tonic“, bat sie.

Er neigte den Kopf und ging hinaus.

Sie durchmaß den Raum, schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Mit einem Mann wie Zandro Brunellesci in einem Raum zu sein, war sehr anstrengend. Immer wenn er sich in ihrer Nähe befand, fühlte sie seine Kraft und Autorität. Das machte sie nervös.

Aber wenn sie mit Dominic in einem Haus leben wollte, musste sie die aufreibende Gegenwart Zandros und ihre beunruhigende Wirkung auf sich akzeptieren.

Ein Blick in den Spiegel über dem antiken Schminktischchen verriet ihr, dass sie zufrieden sein konnte. Ihre Wangen hatten eine gesunde Farbe, ihre Augen glänzten herausfordernd.

Ganz gleich, wie Respekt einflößend Zandro auch sein mochte, sie musste sich gegen ihn behaupten. Er durfte niemals erfahren, auf welch wackligen Beinen ihre Argumentation stand. Also straffte sie die Schultern.

Sie musste ihre Mission durchführen. Schritt für Schritt. Und der erste Schritt war, hinunterzugehen und sich dem Feind zu stellen. Allein gegen die drei Brunellescis.

3. KAPITEL

Im Salon, hatte Zandro gesagt. Sie folgte den Stimmen zu einer offen stehenden Tür. Zandros Gesicht sah sie als Erstes. Er stand da und sprach mit seinem Vater. Über die Schulter des alten Mannes hinweg fanden sich ihre Blicke, und er verstummte sogleich.

Domenico drehte sich um. Sein Blick ruhte auf ihr, als sie in der Tür stehen blieb. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und nickte ihr kurz zu: „Guten Abend, Lia.“

Ruhig erwiderte sie den Gruß und trat ein. Eine mütterlich wirkende Frau in einem geblümten Seidenkleid, deren ergrautes Haar zu einem Knoten geschlagen war, saß mit ihrem Enkel auf dem Sofa.

Die alte Dame sah verunsichert auf: „Buona sera, Lia.“

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