Rosegarden Inn - Ein Hotel zum Verlieben - Folge 2 - Amy Summerfield - E-Book

Rosegarden Inn - Ein Hotel zum Verlieben - Folge 2 E-Book

Amy Summerfield

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Beschreibung

Lynn hat einen schweren Start in der Schule und reagiert darauf mit einer für Amber vollkommen überraschenden und auch erschreckenden Aktion. Amber selbst hat Probleme mit dem Hotel, denn der Neffe der Besitzerin möchte sie um jeden Preis vergraulen – und seiner Tante das Hotel abnehmen. Als jemand Ambers E-Mail-Adresse dazu benutzt, sämtlichen Lieferanten zu kündigen, flattert ihnen eine Schadensersatzklage ins Haus, die das Hotel schwer schädigen könnte. Zusammen mit Mr Murphy, Victoria Callahans Anwalt, machen sie sich daran, die Klage abzuwehren und den Schuldigen hinter dem Hackerangriff zu finden. --- Band 2 ---

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2018

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AMY SUMMERFIELD

Rosegarden Inn 

Ein Hotel zum Verlieben

Folge 2

Inhaltsverzeichnis
Titelei
Impressum
Was bisher geschah ...
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Der Abspann (auch Personenregister genannt)

Originalausgabe 2018

Copyright © 2018, Corina Bomann & Amy Summerfield, Potsdam

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – ausschließlich nur mit Genehmigung des Verlages und der Autorin wiedergegeben und verbreitet werden.

Titelabbildung:

Ola-la (Rosentapete) www.shutterstock.com

Kelly Sorenson (Lace Frame Vector), https://creativemarket.com/kellyjsorenson

ISBN: 978-3-96353-007-4

Was bisher geschah ...

Die Schwestern Amber und Lynn Harris ziehen nach dem Tod ihres Vaters in ein kleines Städtchen namens Hollow Moon, wo Amber die Geschäftsleitung des »Rosegarden Inn« übernehmen soll.

Gleich am Ortseingang trifft Amber einem attraktiven Mann, der ihr den Weg zum Hotel weist. Dort angekommen trifft sie auf Victoria Callahan, die charismatische Hotelbesitzerin und auf ihren Neffen John, der ihr androht, dass das Hotel in spätestens einem Jahr verkauft werden wird. Lynn begegnet derweil in einem kleinen Café Noel, der sie mit seinen schönen Augen glatt umhaut.

Der erste Tag im Hotel bringt für die neue Geschäftsführerin des Hotels einen Haufen Ärger. Der exzentrische Koch hat einen Wutanfall, eine anspruchsvolle Kundin plant eine Entlobungsparty und Mrs Callahan eröffnet ihr, dass es um das Hotel nicht gut steht.

Lynn hat Probleme, sich in ihrer neuen Schule zurechtzufinden. Eine herablassende Bemerkung einer Mitschülerin bringt sie dazu, in Tränen auszubrechen. Wütend wirft sie Amber vor, ihr die Eltern nicht ersetzen zu können.

Verletzt geht Amber an den Strand, wo sie auf einem Bootssteg Jaden Pierce wiedertrifft, der ihr einen Blinker als Talisman schenkt und ihr Mut macht.

Als sie nach Hause kommt, findet sie eine erschreckende Mail. Und damit nicht genug - am nächsten Morgen ist Lynn verschwunden ...

Und jetzt geht es weiter mit »Rosegarden Inn – Ein Hotel zum Verlieben«!

19

Geschockt starrte Amber auf den Zettel. Ihr Verstand war auf einmal wie leer gefegt. Lynn war einfach abgehauen! Zu Jamie nach Trenton! Bis dorthin waren es hunderte Meilen!

Panik überfiel sie. Wer hatte ihr bloß diesen Floh ins Ohr gesetzt? Jamie? Nein, Amber kannte Lynns Freundin. Sie war höflich und verantwortungsvoll. Offenbar war Lynn nach dem schlimmen Schultag völlig ausgeklinkt!

Wütend knüllte sie den Zettel zusammen und riss sich dann das Handtuch vom Kopf. Dass ihre Haare nass und wirr von ihrem Kopf abstanden, kümmerte sie nicht. Es war ihr auch egal, dass sie in einer halben Stunde eigentlich im Hotel sein müsste. Die Arbeit war jetzt Nebensache.

Rasch schlüpfte sie in Jeans und ein Shirt und stürmte aus der Tür. Dabei wählte sie auf ihrem Handy Lynns Nummer. Der Ruf ging durch, doch niemand meldete sich. Natürlich! Wenn man abhauen wollte, ging man doch nicht gerade dann ran, wenn die Schwester anrief!

Seufzend legte Amber wieder auf. Auch wenn sie wusste, dass Lynn ihre Nachricht ignorieren würde, schrieb sie ihr mit zitternden Fingern eine SMS.

Melde dich bitte und sag mir, ob du okay bist. Ich bin auf dem Weg. Wir finden eine Lösung. Amber

Sie drückte auf »Senden«, stieg in den Pick-up und fuhr mit quietschenden Reifen aus der Einfahrt.

Welchen Weg mochte Lynn genommen haben? Nach Trenton führte eigentlich nur die Straße, über die sie hergefahren waren.

Lieber Gott, mach, dass sie keiner mitgenommen hat, bat Amber im Stillen. Alle möglichen Schreckensszenarien zogen durch ihren Verstand. Die Typen auf der Landstraße waren zwar nicht alles Dreckschweine, aber gerade die sonst braven Mädchen gerieten an Typen, die mit ihnen im Wald verschwanden und Gott weiß was mit ihnen anstellten.

Auf der Hauptstraße angekommen trat sie das Gaspedal durch. Amber überholte einen schwer beladenen Lastwagen und beschleunigte dann weiter. Sie wusste, dass es hier ein Tempolimit gab, doch vielleicht hatte die hiesige Polizei gerade etwas anderes zu tun.

Eine Weile folgte sie der Straße in Richtung Trenton. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Hände klammerten sich schweißfeucht um das Lenkrad. Immer wieder wanderte ihr Blick zum Handy, doch da tat sich nichts.

Die alte Tankstelle fiel ihr wieder ein. Vielleicht würde Lynn dort hingehen, wenn sie Hunger bekam.

Natürlich war es möglich, dass sie eine andere Richtung eingeschlagen hatte. Dass sie die Tankstelle links liegengelassen hatte. Noch eine andere Möglichkeit war es, dass sie einfach nur irgendwo am Strand saß und sich darüber kaputtlachte, dass ihre Schwester Hals über Kopf losgefahren war.

Aber ihr Schwesternradar sagte etwas anderes. So nannte es Amber, Schwesternradar. Eigentlich sagte man nur Zwillingen nach, dass sie wussten, was der Bruder oder die Schwester fühlte, wie es ihr ging, ob sie gesund war oder krank. Amber spürte etwas Ähnliches. Vielleicht lag es daran, dass sie sich um Lynn schon als kleines Kind kümmern musste.

Komischerweise hatte sich dieses Schwesternradar nicht gemeldet, als Lynn gestern völlig außer sich von der Schule gekommen war. Aber da war sie von den Sorgen im Job vollkommen eingenommen gewesen. Wer erlebte normalerweise so viel an seinem ersten Tag?

Tränen schossen ihr in die Augen. Warum hatte sie nur weggewollt? Das gestern war nicht mal ein richtiger Streit gewesen... Ich hätte es spüren müssen. Ich hätte mich nicht einfach so vertreiben lassen dürfen. Vielleicht sollte ich fortan anders auf Lynns Launen reagieren ...

Als nach einer Stunde die Tankstelle vor ihr auftauchte, betete Amber leise, dass Lynn dort sein möge. Inzwischen hatte sie im Hotel angerufen und Bescheid gesagt, dass sie wegen einer Familienangelegenheit später kommen würde.

Sie brachte den Wagen zum Stehen, stieg aus und lief in den kleinen Laden. Den an der Seite parkenden Jeep bemerkte sie zunächst nicht und so erntete sie verwunderte Blicke von den beiden Männern, die an einem der Tische standen und sich unterhielten.

Amber grüßte sie kurz und ging dann zur Theke. Wenig später tauchte die alte Dame auf. Diesmal trug sie ein lindgrünes Kleid und ein buntes Tuch über den Schultern.

»Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?«, fragte sie auch heute liebenswürdig.

»Guten Morgen, entschuldigen Sie bitte, haben Sie vielleicht ein junges Mädchen gesehen?«, fragte Amber. »Blond, eins fünfundsechzig groß, schwarze Klamotten, mit einem Seesack unterwegs?«

Die ältere Dame musterte sie verwundert, dann sagte sie: »Ich kenne Sie! Sie haben vorgestern hier Halt gemacht und Apfelkuchen gekauft!«

»Ja, das stimmt, und heute bin ich auf der Suche nach meiner Schwester. Sagen Sie mir bitte, war sie hier?«

Amber schielte auf das Tablett mit dem Kuchen. Es sah unberührt aus.

»Nein, heute Morgen war kein Mädchen da, leider. Sie hätte von meinem Kirschkuchen probieren können.«

»Entschuldigen Sie, Miss«, meldete sich einer der Männer am Stehtisch zu Wort.

Amber wirbelte herum.

Er hatte einen dichten Bart und stechend blaue Augen. Auf dem Kopf trug er das Käppi einer Handwerkerfirma, dazu eine grobe Cordhose und eine wattierte Jacke.

»Ich glaube, ich habe vorhin auf dem Weg hierher ein Mädchen gesehen. Sie sagen, die Kleine ist ganz schwarz angezogen gewesen?«

»Ja, genau!« Ein Anflug von Erleichterung keimte in Amber auf.

»Dann war sie es wohl.« Der Mann gab ihr eine Wegbeschreibung.

»Danke!«, rief sie und stürmte dann wieder nach draußen.

Beim Ausfahren von der Tankstelle übersah sie beinahe einen blauen Kombi und erntete ein wütendes Hupen. Glücklicherweise waren die Bremsen des Pick-ups noch hervorragend.

Während sie das Gaspedal durchtrat, ging Amber noch einmal die Beschreibung durch. Das musste der Weg sein, den sie gekommen waren.

Nach ein paar Meilen zog etwas Dunkles am Wegrand ihre Aufmerksamkeit auf sich. Tatsächlich lief auf dem Grünstreifen vor ihr eine schwarz gekleidete Gestalt, die Lynn verdammt ähnlich sah.

Amber verlangsamte und setzte den Blinker.

In dem Augenblick drehte sich die Gestalt um. Ein paar blonde Haarsträhnen fielen ihr ins gerötete Gesicht. Zunächst wirkte sie, als wollte sie den Daumen raushalten. Dann flammte Erkenntnis in ihren Augen auf. Sie blieb stehen und zog den Kopf ein.

Amber kurbelte die Scheibe der Beifahrerseite runter.

»Na, suchst du nach einer Mitfahrgelegenheit?«, sie dann und musterte ihre Schwester mit ernstem Blick. »Ich hätte dich ja schon früher abgeholt, wenn du auf dein Handy geschaut hättest.«

Lynn entgegnete nichts. Doch Amber sah förmlich, wie hinter ihrer Stirn der Gedanke »Oh shit!« auftauchte.

»Steig ein«, sagte sie und zwang sich zur Ruhe. In diesem Augenblick überwog die Erleichterung, sie gefunden zu haben.

Lynn kam ihrer Aufforderung nach. Sie warf den Seesack auf die Rückbank und schwang sich dann auf den Beifahrersitz.

20

Schweigend sah Lynn aus dem Fenster. Die Bäume flogen an ihnen vorbei, hin und wieder überholte Amber ein Fahrzeug vor ihnen, das es nicht so eilig hatte. Die Sonne war schon vollends über den Horizont geklettert und die erste Schulstunde ging gerade zuende.

Sie wusste nicht so richtig, ob sie enttäuscht sein sollte, dass Amber sie gefunden hatte – oder ob es gerade das war, was hätte passieren sollen. Denn neben ihr zu sitzen, zu wissen, dass sie ihr nachgefahren war, zeigte, dass sie ihr nicht egal war.

Natürlich würde ihre Flucht Konsequenzen haben. Auch wenn Amber jetzt so ruhig wirkte, würde sie ihr mindestens eine ordentliche Standpauke halten. Oder Hausarrest geben.

Vielleicht hätte ich es nicht tun sollen, dachte Lynn. Aber jetzt war sie auch schon ein paar Stunden älter und klüger.

Der Roadtrip, der in Filmen immer so romantisch aussah, hatte sich als langweiliges, kräftezehrendes Unternehmen herausgestellt. Die Geschichten von Serienkillern, die in den Nachrichten hin und wieder verbreitet wurden, schienen bei den Leuten zu fruchten. Niemand war mehr gewillt, ein schwarzgekleidetes Mädchen mitzunehmen, weil alle glaubten, dass es ein Charakter aus einem Tarantino-Film sei. Immer, wenn Lynn den Daumen rausgehalten hatte, waren die Fahrzeuge schneller geworden statt langsamer.

Der Einzige, der angehalten hatte, war ein bärtiger Trucker – doch da hatten die Serienkillergeschichten schließlich auch bei Lynn gewirkt und sie hatte schnell vorgegeben, doch in eine andere Richtung zu wollen.

An der kleinen Tankstelle, an der sie vorbeigegangen war, hatte sie eingesehen, dass das alles ein verdammt dummes Vorhaben war. Jamie hatte sich inzwischen gemeldet und gemeint, dass sie besser zurückgehen sollte – ihre Ma würde sonst dafür sorgen, dass sie nach Hause gebracht wurde.

Und dann war auch schon Amber aufgetaucht.

Jetzt überquerten sie die Stadtgrenze, schneller, als es erlaubt gewesen wäre. Als Amber endlich merkte, das ihre Tachonadel auf 50 Meilen stand, trat sie auf die Bremse, gerade noch rechtzeitig vor dem Donut-Stand, an dem morgens die Polizisten des Ortes frühstückten. Mit den schweren Maschinen wären sie sicher in Windeseile hinter ihnen her gewesen.

Schließlich erreichten sie ihr Haus. Amber stellte den Motor aus, zog den Schlüssel ab und öffnete den Sicherheitsgurt. Sie sagte nichts zu Lynn, doch diese wusste, dass es besser war, rasch dasselbe zu tun und ihr ins Haus zu folgen.

Während sie sich im Wohnzimmer auf dem Sofa niederließ, lief Amber noch eine Weile auf und ab, griff sich immer wieder an die Stirn und die Schläfen. Offenbar musste sie wieder von ihrer Aufregung runterkommen.

Schließlich trat Amber vor Lynn.

Ihr Blick war wütend, aber auch verletzt und traurig.

»Ich muss dir sicher nicht sagen, dass ich aufgebracht und enttäuscht bin und dass ich den Schrecken meines Lebens bekommen habe, als ich vorhin bemerkt habe, dass du weg warst.«

Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, als wäre dies noch nicht der richtige Anfang gewesen.

»Lynn«, sagte sie dann, hockte sich hin und nahm die Hände ihrer Schwester in ihre eigenen. »Ich will nicht davon anfangen, dass du Mist gebaut hast. Ich will dir auch keine Vorhaltungen machen, dass du abgehauen bist. Du wirst deine Gründe gehabt haben.« Sie machte eine kurze Pause, sah Lynn in die Augen und fuhr fort. »Ich muss dir auch nicht sagen, wie gefährlich es für eine Sechzehnjährige sein kann, einfach zu trampen. Ich war selbst mal sechzehn und habe hin und wieder auch Sachen gemacht, die Dad nicht wusste und die gefährlich hätten werden können. Ich war mir damals dieser Gefahren auch nicht bewusst, doch ich hatte Glück. Und du hattest dieses Glück auch, dass ich dich gefunden habe und kein Fremder, der dich möglicherweise vergewaltigt oder umgebracht hätte.«

»Aber Amber...«, murrte Lynn, doch ihre Schwester brachte sie mit einem Kopfschütteln zum Schweigen.

»Ich weiß, das ist vielleicht überzogen. Aber möglich wäre es. Und du musst mich verstehen, dass ich keine Lust habe, das einzige Familienmitglied zu verlieren, das mir noch geblieben ist.«

Noch immer hielt Amber ihre Hände fest, und Lynn machte keine Anstalten, sie zurückzuziehen.

»Egal, wie stark wir uns auf die Nerven gehen und wie sehr wir uns verabscheuen, eines müssen wir hinbekommen: Miteinander reden. Wir sind Schwestern, Lynn. Ich bin nicht deine Mutter oder dein Vater, aber durch die Vormundschaft bin ich dazu anagehalten, Pflichten zu übernehmen, wie es normalerweise Eltern tun. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir immer Schwestern bleiben und ich nicht versuchen werde, deine Eltern aus deinem Leben zu verdrängen. Sie waren auch meine Eltern und sie fehlen mir sehr. Aber weißt du, was diese ganze beschissene Situation noch schlimmer machen würde? Wenn mich die Polizei anrufen und mir sagen würde, dass sie dich tot neben einem Highway gefunden haben. Und das alles, weil du nicht mit mir über deine Probleme reden wolltest.«

Schweigen folgte ihren Worten. Amber sah, wie es hinter Lynns Stirn arbeitete.

»Ich wollte zu Jamie«, sagte sie dann. »Ich dachte ...«

»Du dachtest, wenn du bei ihr bist, wird alles wieder wie früher?«

Lynn nickte.

»Es wird nie wieder wie früher werden«, fuhr Amber fort und senkte den Blick. Eine Träne kullerte über ihre Wange. »Das wäre es auch nicht geworden, wenn du in Trenton geblieben wärst. Du magst vieles allein hinbekommen, aber ich habe die Verantwortung für dich! Und die kann ich nur ausüben, wenn du in meiner Nähe bist. In Trenton hätte ich keine Arbeit gefunden. Jedenfalls keine, mit der ich uns beide über Wasser halten könnte.«

Amber seufzte tief und wischte sich die Träne vom Gesicht. »Was ist gestern passiert, dass du von hier wegläufst? Jemand hat dich Waisenkind genannt, okay. Dass man doof angemacht wird, kommt immer mal vor. Aber war da noch mehr? Haben die Lehrer irgendwas zu dir gesagt? Haben deine Mitschüler dich gemobbt? Dann rede ich mit deinen Lehrern.«

Amber wusste nur zu gut, wovon sie redete. Als ihre Mutter gestorben war, hatten sie hinter ihrem Rücken auch getuschelt. Erst recht, als Amber begonnen hatte, mit ihrer kleinen Schwester auszufahren und sich auch sonst um alles zu kümmern. Das meiste von diesem Gerede zielte auf ihren Vater ab, ihre Mitschülerinnen plapperten nach, was die Eltern zuhause redeten. Aber Amber hatte es sehr getroffen, dass man ihn einen Versager nannte.