1,99 €
Ein Maulwurf scheint im Hotel unterwegs zu sein und John Callahan, dem Neffen der Besitzerin, der das Rosegarden Inn gern verkaufen würde, in die Hand zu spielen. Ein anfänglicher Verdacht geht ins Leere, und schon bald steht neuer Ärger ins Haus. Doch wo Schatten ist, ist auch Licht – in Form der schönsten Männer der Ostküste. Allerdings bleiben auch in Herzensdingen die Probleme nicht aus. Während Lynn feststellen muss, dass Noel bereits eine Freundin hat, findet Amber Jaden eines Morgens leblos am Strand, nachdem er Schiffbruch erlitten hat ... --- Band 3 --- Rosegarden Inn besteht aus 6 Teilen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2018
Copyright © 2018, Corina Bomann & Amy Summerfield, Potsdam
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – ausdrücklich nur mit Genehmigung des Verlages und der Autorin wiedergegeben und verbreitet werden.
Titelabbildung:
Ola-la (Rosentapete) www.shutterstock.com
Kelly Sorenson (Lace Frame Vector), https://creativemarket.com/kellyjsorenson
Die Schwestern Amber und Lynn kommen nach dem Tod ihres Vaters nach Hollow Moon, wo Amber die Geschäftsleitung des Rosegarden Inn übernehmen soll. Die Hafenstadt erscheint traumhaft und nicht umsonst wird behauptet, dass hier die attraktivsten Männer der Gegend wohnen.
Doch schon bald tauchen die ersten Schwierigkeiten für die Schwestern auf.
Lynn hat einen schweren Start in der Schule und reagiert darauf mit einer für Amber vollkommen überraschenden und auch erschreckenden Aktion.
Amber selbst hat Probleme mit dem Hotel, denn der Neffe der Besitzerin möchte sie um jeden Preis vergraulen – und seiner Tante das Hotel abnehmen. Als jemand Ambers E-Mail-Adresse dazu benutzt, sämtlichen Lieferanten zu kündigen, flattert ihnen eine Schadensersatzklage ins Haus, die das Hotel schwer schädigen könnte.
Zusammen mit Mr Murphy, Victoria Callahans Anwalt, machen sie sich daran, die Klage abzuwehren und den Schuldigen hinter dem Hackerangriff zu finden.
Allerdings verguckt sich Murphy in Amber und lädt sie zum wiederholten Male zum Essen ein. Amber, die irgendwie nur noch den Besitzer des Angelladens, Jaden, im Kopf hat, weist ihn ab.
Auch Lynn trifft Amors Pfeil. Sie hat ein Date mit dem Jungen ihrer Träume – jedenfalls glaubt sie, dass es so etwas wie ein Date ist. Doch dann wird sie Zeugin, wie Noel ein Mädchen küsst. Ihre Träume zerplatzen.
Amber versucht, sie zu trösten, erhält dann aber einen beunruhigenden Anruf vom Concierge des Hotels. Und es kommt noch schlimmer. Am nächsten Tag findet sie Jaden leblos am Strand ...
»O mein Gott!« Erschrocken wich Amber zurück. Was hatte Jaden im Wasser zu suchen? War er auf dem Weg hierher vom Steg gefallen?
»Jaden?«, fragte sie und tätschelte seine Wangen. Sand rieselte von ihren Fingerspitzen. »Jaden, bitte ...« Ihre Stimme zitterte.
Er reagierte nicht. Seine Lippen waren blau angelaufen, seine Haut vollkommen blass.
Amber beugte sich über seinen Mund, doch kein Atemzug streifte ihre Wange. Hatte er Wasser geschluckt?
Sie erinnerte sich an ihren Schwimmunterricht. Als jemand unter Wasser geraten war, hatte der Schwimmlehrer als erstes dafür gesorgt, dass die Lungen wieder frei wurden.
Sie zerrte Jaden wieder auf den Bauch und warf sich dann auf seinen Rücken. Sofort versuchte sie, auf seine Lungen zu drücken. Dass ihre eigenen Schuhe von den anbrandenden Wellen durchnässt wurden, bekam sie dabei nur beiläufig mit.
Ob Wasser aus seinem Mund floss, sah sie nicht, doch da er nicht zu sich kam, wälzte sie ihn erneut herum.
Am ganzen Körper zitternd fühlte sie nach seinem Puls. Als sie ihn nicht auf Anhieb fand, stöhnte sie verzweifelt auf und begann, ihm die Jacke vom Leib zu reißen. Wie waren noch mal die Regeln für Wiederbelebung? Hundert zu eins? Sechs zu zwei? Sie konnte sich nicht mehr an den Erste-Hilfe-Kurs erinnern, den sie besuchen musste, als sie ihren Führerschein gemacht hatte.
»Jaden, nun komm schon«, sagte sie und strich ihm weiterhin den Sand von den Wangen. »Du darfst nicht sterben!«
Obwohl es ihr widerstrebte, versetzte sie ihm im Anschluss eine kräftige Ohrfeige. Dann begann sie mit der Herzmassage. Abwechselnd drückte sie auf seinen Brustkorb, dann spendete sie ihm wieder Atem. Na los, dachte sie. Komm zu dir und huste das blöde Wasser wieder aus!
So arbeitete sie eine ganze Weile, ohne an sonst etwas zu denken. »Brauchen Sie Hilfe, Miss?«, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
Sie blickte auf, massierte Jadens Brustkorb aber weiter.
»Ja, bitte!«, rief sie. Wenig später trat ein älterer Mann vor sie.
»Ich bin Bill Haynes - Mist, das ist doch der Junge aus dem Angelladen.« Er hockte sich ebenfalls in den Sand.
»Kennen Sie sich mit Herzmassage aus?«, fragte Amber, die spürte, dass sie allmählich an die Grenzen ihrer Kraft kam. Verdammt, wo bleibt der Krankenwagen?, fragte sie sich im Stillen.
»Klar, kenne ich mich aus, ich habe mal bei der Feuerwehr gearbeitet. Los geht‘s!« Der Mann übernahm nun das Massieren und Amber musste zugeben, dass es bei ihm viel kraftvoller ausfiel. Außerdem zählte er und gab ihr immer wieder das Kommando, wann sie beatmen sollte.
Schließlich ertönte hinter ihr eine Sirene. Endlich! Amber spendete Jaden einen weiteren Atemstoß, dann blicke sie auf in der Hoffnung, dass sich etwas verändern würde. Doch es tat sich nichts.
Schließlich kam der Notarzt zu ihnen.
»He, Bill, was hast du denn hier gefunden?«, sprach er den Fremden an, während er seine Handschuhe überzog.
»Nicht ich, die Lady neben mir war das«, entgegnete Bill. »Das hier ist der Junge, der Bens Angelladen übernommen hat.«
»Und Sie sind?«, wandte sich der Notarzt an Amber. Inzwischen waren auch die Sanitäter bei ihnen.
»Amber Harris, ich leite seit kurzem das Hotel.« Sie hatte keine Ahnung, warum sie das hinzufügte, aber irgendwie gab ihr die Erwähnung des Rosegarden Inn ein wenig Sicherheit.
»Das Rosegarden Inn«, sagte der Notarzt und bedeutete ihnen, dass sie aufhören konnten. »Schönes Hotel. Okay, ab jetzt übernehmen wir!«
Amber blickte zu Jaden. Sein Zustand hatte sich keineswegs verändert. Du kannst dich doch nicht einfach so aus dem Staub machen, bevor du mir den Hafen gezeigt hast!, ging es ihr durch den Sinn.
»Kommen Sie«, sagte Bill und führte sie dann zurück zum Steg.
Amber schlang die Arme um sich. Nie hätte sie gedacht, dass der Morgen diese Wendung nehmen würde. Aber in letzter Zeit schien sowieso alles anders zu laufen, als sie es erwartete. Sie setzte sich auf den Steg und beobachtete aus der Ferne, wie der Notarzt und die Sanitäter um Jadens Leben kämpften. Dabei hatte sie irgendwie das Gefühl, verantwortlich für das, was geschehen war, zu sein. Die Szene vor zwei Tagen ... Hatte Jaden etwas missverstanden?
Aber was gab es da misszuverstehen? Sie waren verabredet gewesen. Dass sie sich mit Mr Murphy unterhalten hatte, änderte daran doch nichts! Außerdem hatten sie sich noch ein paar Tage zuvor sehr nett miteinander geredet und er hatte ihr einen Blinker geschenkt.
Der Blinker! Jaden sagte, dass ich ihn mitnehmen sollte, um Glück zu haben. Stattdessen lag das Teil auf ihrem Nachtschränkchen.
Ab sofort werde ich ihn mitnehmen, nahm sie sich vor.
»Ich hoffe, er schafft es«, sagte Bill, der neben ihr Platz genommen hatte. Erst jetzt nahm sie den massigen Mann wieder wahr.
»Ja, das hoffe ich auch.« Amber rieb sich übers Gesicht. Der Schock saß ihr noch gewaltig in den Knochen.
»Er ist ein guter Junge. Hat viel durchmachen müssen und war vollkommen fertig, als er hier ankam.«
Amber sah den Mann an. »Kennen Sie ihn gut?«
»Ja klar, wie jeder am Hafen. Er kam vor etwa zehn Jahren her, da war er gerade mal zwanzig. Soweit ich weiß, war er bei der Army, im Irak. Er redet nicht viel über die Zeit damals, aber alle wissen, dass es ihm da nicht besonders gut ergangen war. Aber er hat sich gefangen. Ist ein bisschen scheu, aber sehr freundlich und hilft jedem, der Hilfe braucht. Ich frage mich, ob er heute Morgen mit seinem Boot draußen war.«
»Er hat ein Boot?«, wunderte sich Amber.
»Ja, ein kleines Segelboot. Shit, ich habe heute Morgen gar nicht darauf geachtet, ob es noch am Quai lag. Aber wie sollte er sonst ins Wasser kommen? Wahrscheinlich ist ihm die Nussschale unter dem Hintern weggesoffen. Ich habe ihm so oft gesagt, dass er es überholen lassen soll. Aber er meinte immer, es würde noch gehen.«
Ein Schauer überlief Amber. Was hatte er nur da draußen zu suchen gehabt? Das Wetter war alles andere als gut und das Meer an diesem Morgen ziemlich in Bewegung.
»Wie kommt man von der Feuerwehr zum Hafen?«, fragte Amber, um sich ein wenig abzulenken.
»Na ja, beides hat mit Wasser zu tun, nicht wahr? Ich habe immer schon geträumt, nach meinem Ruhestand ein kleines Haus am Strand zu kaufen. Diesen Traum konnte ich mir erfüllen.«
Da stapfte der Notarzt auf sie zu.
Amber sprang auf. In ihren Ohren rauschte es. Hatten sie es geschafft, ihn wiederzubeleben? Die Sorge bohrte sich wie ein Messer in ihren Magen.
»Ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, dass wir ihn ins Sacred Cross Hospital bringen«, erklärte er. »Dort wird man sich weiter um ihn kümmern.«
»Wird er überleben?«, fragte Amber den Notarzt, als dieser den Sanitätern das Zeichen gab, die Trage zu holen. Sie erinnerte sich noch daran, wie der Notarzt zum Haus ihres Vaters gekommen war, als jeglicher Versuch, ihn zu wecken, fehlschlug. Ihn hatten sie nicht mehr mitgenommen, stattdessen wurde vom Arzt ein Totenschein ausgefüllt und ihr die Adresse eines Bestatters in der Nähe gegeben. Ambers Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Er ist sehr stark unterkühlt, aber möglicherweise hat ihm gerade dies das Leben gerettet. Auf jeden Fall haben Sie beide einen guten Job gemacht.«
Bill winkte ab. Amber nickte und zog die Jacke vor der Brust zusammen.
Unterdessen fuhr der Krankenwagen los. Die Rundumleuchten blitzten blau und rot durch den grauen Morgen. Die Rufe der Möwen hallten klagend über das Meer hinweg.
»Bill, weißt du, ob er Verwandte hier hat?«, erkundigte sich der Notarzt.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn hier immer nur allein gesehen. Keine Ahnung, ob da noch wer ist.«
»Und Sie, Miss?«
»Ich wohne erst seit einer Woche hier, ich weiß nicht besonders viel über Mr Pierce.« Und das, was sie wusste, interessierte ihn sicher nicht.
Der Notarzt drückte ihr eine Karte mit einer Telefonnummer in die Hand.
»Okay, sollte sich irgendwer bei Ihnen melden, geben Sie ihm die Nummer bitte weiter.«
Amber nickte erneut. Gleichzeitig wusste sie, dass dies nicht der Fall sein würde. Aber so hatte sie wenigstens eine Nummer, unter der sie sich nach ihm erkundigen konnte.
Der Notarzt verabschiedete sich von Amber und Bill und lief dann zurück zu seinem Wagen.
»Tja, Miss, das scheint ja noch mal gut gegangen zu sein«, bemerkte der Ex-Feuerwehrmann, doch seine Miene blieb sorgenvoll. »Wie wäre es, wenn ich Ihnen einen Kaffee spendiere?«
»Vielen Dank, später vielleicht«, antwortete Amber. »Ich will erst einmal aus den nassen Sachen raus.«
»Okay, dann kommen Sie nachher in die Harbour Street 38, meine Frau wird sich freuen, wenn sie Besuch bekommt.«
Der Mann reichte ihr die Hand und stapfte von dannen.
Amber schaute ihm kurz nach, dann blickte sie wieder in Richtung Meer. An der Stelle, an der Jaden gelegen hatte, glänzte etwas, auf das die Sanitäter offenbar in der Eile nicht geachtet haben.
Amber ging los, um den Gegenstand zu holen. Als sie direkt davor stand, sah sie, dass es sich um einen Schlüsselring mit einem Christophorus-Medaillon handelte, an dem außerdem noch ein Dogtag der Army befestigt war. Darauf standen Jadens Name und Regimentsnummer eingraviert sowie eine Adresse in Boston. Hatte er früher dort gewohnt? War das die Anschrift seiner Eltern?
Amber pulte den Schlüsselanhänger aus dem Sand und hielt ihn kurz in die nächste Welle, die an den Strand brandete. Dann steckte sie ihn in die Tasche. Sobald er wieder wach war, würde sie es ihm bringen.
Als sie zuhause ankam, hatte Amber das Gefühl, vollkommen durchgefroren zu sein – und das, obwohl es draußen um die zehn Grad warm war.
Lynn werkelte in ihrem Zimmer. Als Amber das Haus verlassen hatte, war ihr aufgefallen, dass sie ihren Gitarrenkoffer und den Notenständer in ihr Zimmer getragen hatte.
Offenbar wollte sie wieder ernsthaft üben. Das war immerhin besser, als zurück nach Trenton zu trampen.
Wenig später schaute ihr Gesicht aus der Tür.
»Du bist schon wieder hier?«, fragte sie erstaunt.
»Ja, ich bin wieder hier.« Amber ließ den Schlüssel neben das Telefon fallen und seufzte.
»War das Date nicht gut?«
»Es war kein Date«, entgegnete Amber und schlüpfte aus ihren durchnässten Schuhen. Ich sollte mir wohl mal Gummistiefel besorgen, ging es ihr durch den Sinn. »Ich habe Jaden halbtot am Strand gefunden.«
»Was?« Lynn kam aus ihrem Zimmer und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ja, er lag am Strand, im Wasser, vollkommen unterkühlt. Der Mann, der mir geholfen hat, ihn wiederzubeleben, meinte, dass er mit seinem Boot rausgefahren sein könnte. Wer fährt denn bei diesem Wetter allein aufs Meer?« Irgendwie war ihr zum Heulen zumute, aber die Tränen kamen nicht.
»Jemand, der verrückt ist?«, mutmaßte Lynn. »Vielleicht wollte er dich beeindrucken.«
Amber zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich werde ihn fragen, wenn ich ihn im Krankenhaus besuche. Wenn er denn überlebt.«
Lynn sah sie schweigend an, kam dann zu ihr und umarmte sie. Eine Weile hielten sie sich, dann sagte Lynn: »Zieh dich um, ich mach dir eine heiße Schokolade. Und dann erzählst du mir, was da genau abgegangen ist.«
Amber nickte und trottete in ihr Zimmer. Es tat gut, wenn mal jemand anderes das Kommando übernahm.
Sie schälte sich aus ihren Klamotten und stellte sich dann für ein paar Minuten unter die warme Dusche, dann schlüpfte sie in Jeans, dicke Wollsocken und einen Pullover, den sie vor Jahren selbst gestrickt hatte und von dem sie sich einfach nicht trennen wollte. Danach steckte sie den Blinker in die eine Tasche und das Amulett mit dem Dogtag in die andere.
Als sie in die Küche kam, duftete es bereits nach Schokolade. Auf dem Tisch lag eine kleine Packung Marshmallows, die auch ihrem Proviant aus dem Haus entstammte.
Lynn stellte eine Tasse vor sie. »Pass auf, er ist heiß.«
