1,99 €
Etwas scheint mit Victoria nicht in Ordnung zu sein, das spürt Amber genau. Und sie liegt richtig, als sie ihre Chefin morgens leblos im Hotel auffindet. Angst breitet sich aus, denn die gesamte Belegschaft weiß, was dem Hotel blüht, wenn Victoria nicht mehr weitermachen kann. Immerhin hat Amber ein heißes Date mit Jaden - und erfährt so einiges über seine Vergangenheit ... --- Band 5 --- Rosegarden Inn - ein Hotel zum Verlieben besteht aus 6 Teilen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2018
Copyright © 2018, Corina Bomann & Amy Summerfield, Potsdam
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages und der Autorin wiedergegeben und verbreitet werden.
Titelabbildung:
Ola-la (Rosentapete) www.shutterstock.com
Kelly Sorenson (Lace Frame Vector), https://creativemarket.com/kellyjsorenson
Die Schwestern Amber und Lynn sind in das kleine Ostküstenstädtchen Hollow Moon gezogen, um nach dem Tod ihres Vaters neu anzufangen. Amber soll die Leitung des Rosegarden Inn übernehmen, des besten Hotels der Gegend. Schnell merken die Schwestern, dass der Neuanfang schwerer wird, als gedacht. Während Lynn mit dem Mobbing ihrer Mitschüler klarkommen muss, warten auf Amber schwierige Herausforderungen im Hotel, denn der Neffe der Besitzerin setzt alles daran, das traditionsreiche Haus zu verkaufen. Katastrophen häufen sich und noch immer ist der Maulwurf, der mit John Callahan zusammenarbeitet, nicht gefunden.
Immerhin scheint sich Amber neu verliebt zu haben. Nachdem sie Jaden nach einem Schiffbruch leblos am Strand gefunden hatte, wird ihre Freundschaft enger. Doch auf das Date mit ihm kann sich Amber nicht unbeschwert freuen, denn wieder wartet neuer Ärger auf sie.
Nachdem ihr Aufsatz gestohlen wurde, klinkt Lynn aus und greift eine Mitschülerin an. Zur Strafe muss sie Küchendienst in der Schulkantine ableisten.
Und an dem Tag, als ihre Freundin Sandy im Rosegarden Inn für den verletzten Chefkoch einspringen soll, findet Amber Victoria Callahan leblos in ihrem Büro …
Während sie sich den Telefonhörer ans Ohr presste, tastete Amber mit der freien Hand nach Mrs Callahans Handgelenk. Ihre Haut fühlte sich kühl und feucht an, doch das konstante Hämmern des Pulses gab ihr die Gewissheit, dass sie noch lebte.
»Notrufzentrale«, meldete sich eine Männerstimme.
Amber gab ihren Namen und ihre Daten durch und forderte einen Rettungswagen an.
»Was hat die Patientin denn?«
Wenn ich das wüsste, bräuchte ich keinen Arzt, dachte Amber wütend, doch sie zwang sich zur Ruhe. »Ich vermute einen Schlaganfall. Bitte kommen Sie schnell.«
»Ich schicke sofort einen Wagen«, entgegnete die Frau am anderen Ende der Leitung. »Bleiben Sie am besten bei ihr und versuchen Sie, sie anzusprechen, reden Sie mit ihr.«
»Okay.«
Als sie aufgelegt hatte, lief Amber nach draußen und drückte Sandy, die mit Penny auf dem Arm neben der Tür stand, ihr Schlüsselbund in die Hand. »Hier, bring Penny in mein Büro, sie muss nicht mitkriegen, was hier gleich abgeht. Und sagst du dem Mann an der Rezeption bitte Bescheid, dass er nach oben kommen möchte?«
»Mach ich«, sagte Sandy, die mitbekommen hatte, was los war und ebenfalls ziemlich geschockt wirkte. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Nein, aber das ist jetzt nicht wichtig.«
Amber kehrte wieder ins Büro zurück. Mrs Callahan lag nach wie vor auf dem Schreibtisch.
Erneut fühlte sie nach ihrem Puls. Ob sie die Berührung mitbekam?
Sie hockte sich vor die Frau, deren eines Auge immer noch offenstand, während das andere geschlossen war. Konnte sie sie sehen? Oder war das Zucken ihres Mundes nur noch ein Reflex?
»Es wird alles gut, Mrs Callahan, Hilfe ist unterwegs«, redete Amber auf sie ein, wie es ihr der Mann von der Notrufzentrale geraten hatte. »Ich weiß, es ist blöd, aber wenn Sie mich hören können, ich werde auf das Hotel aufpassen, bis Sie wieder gesund sind. Es wird alles wieder gut.«
Amber verstummte, denn plötzlich schnürte sich ihre Kehle zu. Sie dachte wieder daran, wie sie auf ihren Vater eingeredet hatte, als dieser zusammengebrochen war. Auch ihm hatte sie versprochen, dass alles wieder gut werden würde, doch letztlich war alles noch viel schlimmer gekommen.
Da hörte sie plötzlich die Sirene des Krankenwagens. Offenbar raste er mit vollem Tempo die Einfahrt hoch. Türen klappten, Stimmen ertönten. Wenig später kamen sie die Treppe hinauf.
»Sie kommen«, redete Amber auf Victoria ein. »Sie werden Ihnen helfen.«
Als die Männer durch die Tür stürmten, zog Amber sich vom Schreibtisch zurück. Die Sanitäter versuchten, die Bewusstlose anzusprechen, dann hoben sie sie vorsichtig von ihrem Platz und legten sie auf den Boden.
»Was ist passiert?«, fragte der Notarzt, welcher derselbe war, der vor ein paar Tagen Mr Cornell abgeholt hatte. Amber hätte beinahe schon erwartet, dass er sie fragen würde, was hier los war, dass er zweimal in der Woche ins Hotel musste. Aber natürlich war er dazu angehalten, sachlich zu bleiben und sich um das Wohl des Patienten zu kümmern.
»Ich habe sie vorhin gefunden, da war sie bereits so. Ich kenne mich nicht aus, aber ich tippe auf einen Schlaganfall.«
Der Notarzt nickte, dann ging er zu Mrs Callahan. Amber trat vor die Tür. Sie wollte nicht sehen, wie ihre Chefin von den Sanitätern behandelt wurde. Es reichte schon, dass es ihr nicht gelang, ihre Stimmen auszublenden.
Ein paar Minuten später kam Mr Hunter angelaufen.
»Entschuldigen Sie, dass ich erst jetzt komme, ich konnte vorhin nicht weg. Was ist los?« Er wollte die Tür aufstoßen, doch Amber hielt ihn am Arm zurück.
Tränen schossen ihr in die Augen. »Mrs Callahan … Ich vermute, sie hat einen Schlaganfall oder sowas, auf jeden Fall habe ich sie bewusstlos über ihrem Schreibtisch gefunden. Sie wissen auch nicht, wie lange sie dort schon war?«
Hunter wurde blass. »Ich habe mit Mrs Callahan gestern Abend gesprochen, da wirkte sie noch ziemlich frisch. Aber im Allgemeinen kümmere ich mich nicht so sehr darum, was sie tut, Mrs Callahan ist schon immer ihre eigenen Wege gegangen und nur dann unten erschienen, wenn sie etwas brauchte oder mit jemandem reden wollte.«
»Und ist sie manchmal auch noch in der Nacht im Büro?«
»Das ist möglich, manchmal hat sie schon Nachtschichten eingelegt, aber darüber weiß Madelyn wohl besser Bescheid. Warum fragen Sie …«
Amber drückte sich Daumen und Zeigefinger der rechten Hand in die Augenwinkel, denn sie wollte nicht richtig losheulen. »Ich dachte nur … wenn sie die ganze Nacht hier gelegen hat …«
In dem Augenblick verließen zwei der Sanitäter das Büro und drückten sich an ihnen vorbei. Sie wirkten gehetzt.
»Gibt es irgendwas, das ich tun kann?«, fragte Hunter besorgt, während er ihnen nachsah.
Amber überlegte. Würde es klug sein, die Belegschaft zu informieren? Immerhin war unter ihnen jemand, der es nicht ganz so gut mit diesem Haus meinte.
Doch Callahan würde es ohnehin erfahren – immerhin war er blutsverwandt mit Victoria - und trotz allem, was vorgefallen war, hatte er ein Recht auf Information.
»Würden Sie bitte Mr Callahan informieren? Das wäre mir schon eine große Hilfe.« Eigentlich wäre es ihre Aufgabe, ihn anzurufen, doch Amber pfiff darauf, was Callahan von ihr dachte. Er mochte sie ja schon in dem Augenblick nicht, als sie das erste Mal durch die Tür des Rosegarden Inn getreten war.
Hunter sah sie an, als hätte der Blitz eingeschlagen. »Sind Sie sicher?«
Amber nickte. »Er muss es erfahren, und besser, er erfährt es aus dem Hotel.«
»Aber Sie wissen, was dann passieren wird.«
»Ich kann es mir denken – aber ein klein wenig hoffe ich, dass er als Erstes ins Hospital fahren und sie besuchen wird. Dass er vielleicht zur Vernunft kommt. Einen Schlaganfalls holt man sich nicht von ungefähr – und er hatte ziemlichen Anteil an dem Stress, dem Mrs Callahan ausgesetzt war.«
Hunter sah sie an, als wüsste er genau, dass sich Callahan nur deshalb im Krankenhaus melden würde, um zu hören, ob sie schon tot sei.
Doch er nickte. »In Ordnung, ich rufe ihn an. Allerdings sollten wir abwarten, was der Arzt sagt …«
»Ja, das wäre das Beste.«
Amber verschränkte die Arme vor der Brust und atmete tief durch. Wann würden die Katastrophen endlich aufhören? Sicher, vor einem Schlaganfall war niemand gefeit, aber vielleicht hätte Victoria keinen erlitten, wenn es nicht all den Ärger gegeben hätte.
Wahrscheinlich war das Unwohlsein und ihre Verwirrung schon ein Zeichen, dachte Amber. Vielleicht hätte ich sie zum Arzt schicken sollen, anstatt mir ihr an den Strand zu gehen.
»Miss Harris?«, fragte da der Notarzt, der sich offenbar ihren Namen vom ersten Treffen gemerkt hatte. Im Hintergrund schoben die Sanitäter die Trage mit Mrs Callahan nach draußen.
»Ja?« Amber wirbelte herum. Ein eisiger Schauer zog ihren Rücken hinunter.
»Wir bringen Mrs Callahan ins Sacred Cross. Haben Sie eine Möglichkeit, die Angehörigen zu erreichen?«
Amber nickte. »Ja, haben wir.«
»Sagen Sie Ihnen bitte, sie mögen sich bei mir melden«, sagte er der Arzt und fischte ein Kärtchen aus seiner Tasche. »Ich bin Dr. Gibbons.«
»Okay, das machen wir. Können Sie mir Auskunft darüber geben, was sie hat?«
»Nun, mit Ihrer Einschätzung, dass die Patientin einen Schlaganfall gehabt haben könnte, liegen Sie vermutlich nicht falsch. Wir werden sie gleich an die nötigen Geräte anschließen und Tests mit ihr machen.«
»Und wie stehen ihre Chancen?« Ambers Magen krampfte sich zusammen. Und dabei hätte heute doch der Tag sein sollen, an dem es hier wieder bergauf ging – zumindest ein bisschen.
»Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass die Überlebensraten besser sind, wenn der Patient schnell eingeliefert wird, möglicherweise noch bevor Bewusstlosigkeit eintritt. Wir wissen nicht, wie lange sie schon in dem Zustand ist, oder haben Sie irgendwelche Informationen?«
Amber schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin heute Morgen hergekommen, habe sie gefunden und angerufen. Da ist wohl insgesamt nur eine Viertelstunde vergangen, aber wie lange sie schon hier war, weiß ich leider nicht.«
»Okay, dann werden wir sehen, was wir für sie tun können.«
Mit diesen Worten verabschiedete sich der Notarzt. Hunter und Amber sahen ihm kurz nach, dann sagte der Concierge: »Ich werde dann Mr Callahan anrufen. Ist alles okay bei Ihnen?«
Amber schüttelte den Kopf. »Nein, aber es geht. Ich werde unsere neue Chefköchin instruieren, sie wartet in meinem Büro.«
Hunter nickte und wandte sich dann um.
»Ach, äh, Mr Hunter«, hielt Amber ihn zurück.
»Ja?«
»Vorerst bitte noch kein Wort zu den Angestellten, okay? Sie werden sich natürlich ihren Teil denken, aber ich möchte die Sache heute Nachmittag im Rahmen einer Betriebsversammlung besprechen. Auf jeden Fall müssen wir vermeiden, dass die Gäste etwas mitbekommen.«
»Ich werde schweigen wie ein Grab – und wenn Sie wollen, bereite ich für die Versammlung alles vor.«
»Okay, haben Sie vielen Dank.«
Hunter lächelte ihr aufmunternd zu. »Das wird schon wieder, Sie werden sehen. Mrs Callahan ist eine der stärksten Frauen, die ich kenne. Sie wird es überstehen.«
Amber nickte, doch so richtig daran glauben konnte sie in diesem Augenblick noch nicht.
Als Hunter gegangen war, warf Amber noch einen Blick durch Victorias Bürotür. Tränen kullerten über ihre Wangen. Womit hatte sich Mrs Callahan beschäftigt, als es passiert war? Warum hatte sie niemanden gerufen, als es ihr schlecht ging? Oder war alles so schnell gegangen, dass sie gar nicht mehr die Möglichkeit dazu gehabt hatte?
Für einen Moment kam ihr der beunruhigende Gedanke, dass vielleicht jemand die Finger im Spiel haben könnte – doch das würde Callahan nicht von seinem Maulwurf hier verlangen, oder?
Da sie nicht die Kraft hatte, das Büro zu betreten, zog sie von innen den Schlüssel heraus, drückte den Türflügel zu und schloss ab.
»Und, wie sieht es aus?«, fragte Sandy, als Amber wenig später durch die Tür ihres eigenen Büros trat. Inzwischen hatte sie sich wieder ein wenig gefangen. Penny beschäftigte sich gerade mit einem Bilderbuch, das aufgeschlagen auf dem Teppich lag. Glücklicherweise war Sandy immer bestens vorbereitet. »Haben sie sie mitgenommen?«
Amber nickte, während sie die Tür hinter sich schloss und sich gegen den Rahmen lehnte. »Ja, sie haben sie mitgenommen. Der Doktor meinte, dass sie jetzt Tests durchführen würden. Und dass meine Annahme, dass es ein Schlaganfall war, nicht so falsch wäre.«
»Nicht so falsch? Was ist denn das für eine komische Info?«
»Wahrscheinlich meint er, dass er noch nicht sicher weiß, was es ist. Sie werden es herausfinden.«
Amber blickte an die Decke des Raumes. Erst jetzt fielen ihr die Spinnweben an einer Ecke der Decke auf. Sie musste den Mädchen sagen, dass sie vielleicht auch mal einen Blick nach oben werfen sollen.
»Okay, und nun?«, fragte Sandy.
»Das Beste wäre es, ich zeige dir die Küche. Der Betrieb muss aufrechterhalten werden. Vielleicht kann Penny derweil bei Mr Hunter an der Rezeption bleiben.«
»Er sah mir nicht so als, als könnte er Kinder sonderlich gut leiden«, entgegnete Sandy skeptisch.
»Mr Hunter sieht immer so aus, als könnte er niemanden gut leiden, aber im Grunde genommen ist er ein netter Kerl, der nur mal in den Arm genommen werden muss.«
»Aha, und wer soll das tun?«
»Frage mich nicht«, entgegnete Amber, schnappte sich dann Penny und hob sie auf ihren Arm. Es fiel ihr schwer, so zu tun, als wäre nichts, aber das Mädchen würde nicht verstehen, wenn sie in Tränen ausbrach. »Komm mit Penny, jetzt lernst du einen lustigen Mann kennen, der dir gern alles über das Hotel erzählt, was du wissen willst!«
»Au ja!«, rief sie und schlang die Arme um ihren Hals, um sich an ihr festzuhalten.
Lynn war sicher, dass sie zu früh waren, doch Sally hatte darauf bestanden, dass sie noch vor dem Mittag zum Frühlingsfest gingen. Dafür war sie sogar in der Beach Lane aufgekreuzt, um sie abzuholen.
»Am Nachmittag geht das Kinderprogramm los, aber wenn du eine Chance haben willst, bei der Wahrsagerin dranzukommen oder beim Flaschenwerfen noch einen guten Preis abzuräumen, musst du früh da sein«, erklärte Sally, während sie in Richtung Stadtmitte schlenderten.
»Gibt es denn bei den Losbuden nur eine begrenzte Anzahl von Preisen? Ich meine vorhin gelesen zu haben, dass jedes Los gewinnt.«
»Das stimmt, aber am Ende gibt es nur noch selbst gebrannte CDs, Filme, die von Zeitschriften abgerissen wurden und Socken. Keine Ahnung, warum, aber es gibt am Abend immer haufenweise Socken zu gewinnen.«
»Vielleicht, weil die jeder braucht.«
»Nein, das ganz bestimmt nicht.« Sally winkte ab. »Ich habe da mal so meine eigene Theorie entwickelt.«
»Und die wäre?«
»Die Preise werden von den Einwohnern gestiftet – wenn ihr hier länger wohnt, wird das förmlich erwartet.«
»Aha, dann haben wir noch Schonfrist?«, fragte Lynn spöttisch. Nach der Entrümpelungsaktion anlässlich des Umzuges hatten sie kaum noch etwas übrig, das sie spenden könnten. Von dem alten Schaukelstuhl und der Stehlampe würde sich Amber nie trennen.
